Freitag, 24. Juni 2011
"Don't Be Afraid of the Dark" - ein FFF-Kandidat?
Der Eröffnungsfilm des britischen Fright Fest 2011, das ähnlich wie das Fantasy Filmfest in Deutschland wieder Ende August die Genrefans in seinen Bann ziehen wird, heißt "Don't Be Afraid of the Dark". Warum interessiert das? Weil der Fright Fest-Macher Alan Jones einen guten Filmgeschmack hat; weil Genre-Aficionado Guillermo del Toro diesen Erstlingsfilm produzierte; weil "Los ojos de Julia" sehr klasse war; und weil Horrorfilme über Zahnfeen wie zum Beispiel "Darkness Fall" gerade dazu prädestiniert sind, schaurig schön zu funktionieren. Ich könnte mir dieses Remake jedenfalls auch gut im Programm des deutschen Genre-Mekkas vorstellen. Die Hauptrollen spielen Katie Holmes und Guy Pearce. Und vielleicht sollte auch mal erwähnt werden, dass Sir Alan Jones gemeinsam mit Horror-Koryphäe Kim Newman absolut brandneue Audiokommentare für alle wichtigen Dario Argento-Blu-ray-Scheiben aufgenommen hat.

Nachtrag: Wer hat da von wem abgeschrieben: "Don't Be Afraid of the Dark" wird tatsächlich einen Tag nach meinem Schnellschuss als Eröffnungsfilm des Fantasy Filmfest geführt. Wie würde Nikki Finke sagen: Toldja!

Link: - Fright Fest Magazine

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Sonntag, 19. Juni 2011
Nächster Stoß FFF-Filme
Wirklich ziemlich schöne Neuzugänge, die das sowieso schon recht interessante FFF-Programm weiter bereichern: Freue mich sowohl auf den neuen belgischen Film von "Ex-Drummer"-Regisseur Koen Mortier, "22nd of May", als auch auf die Durchdeklinierung des kreativen Sterbens anhand zweier englischsprachiger Filme. "A Horrible Way to Die" gewann auf dem Fantastic Fest 2010 den Preis für die besten Hauptdarsteller und das beste Drehbuch. Und "A Lonely Place to Die" ist der britische Bergsteiger-Menschenjagd-Thriller mit Melissa George ("Triangle"), von dem FrightFest-Chef Alan Jones schon ein bisschen schwärmte. Und na ja, manch einen dürfte auch noch interessieren, dass Berlin und Hamburg "Cowboys & Aliens" (regulärer dt. Kinostart: 25.08.) zu sehen bekommen und es der zweite "Largo Winch"-Teil ins Programmheft geschafft hat.

To-Watch-Liste: Urban Explorer, Rabies, The Prey, Point Blank, A Lonely Place to Die, A Horrible Way to Die, 22nd of May

Links: - Fantasy Filmfest, - Movies & Sports, - "22nd May"

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Donnerstag, 9. Juni 2011
Weitere Fantasy-Filmfest-Wünsche
Es gibt zwei Neuzugänge auf meiner Wunschliste: Zum einen wäre das der neue Film von Julien Maury & Alexandre Bustillo ("Inside"), nämlich "Livide". Die bisherigen ziemlich wilden Bilder versprechen die Wahrung des hohen Niveaus. Glaube aber kaum, dass das Fantasy Filmfest den Zuschlag bekäme. Wenn "Livide" rechtzeitig fertig wird, kann ich mir eher die Kette Premiere in Venedig und Durchbruch auf dem Fantastic Fest vorstellen. Und Cudos an die britische Zensurstelle, die in den letzten Tagen mit ihrem Aufführungsverbot von "The Human Centipede II" die perfekte Werbemaschinerie für den niederländischen Regisseur Tom Six gab. Ich war ja schon sehr großer Fan des ersten Teils. Bin gespannt, in welcher Form die Fortsetzung demnächst das Licht der Welt erblicken wird.

Links: - "Livide", - BBFC, - Wunschliste

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Montag, 6. Juni 2011
Listen-Update 2011
01. ATTENBERG – Athina Rachel Tsangari
02. PINA – Wim Wenders
03. THE WOMAN – Lucky McKee
04. SECUESTRADOS – Miguel Àngel Vagas
05. CONFESSIONS – Tetsuya Nakashima
06. HANNA - Joe Wright
07. LOS OJOS DE JULIA – Guillem Morales
08. BEDEVILLED – Yang Chul-soo
09. LES PETITS MOUCHOIRS – Guillaume Canet
10. NAOKOS LÄCHELN – Anh Hung Tran

Runners-Up: The Illusionist, The Troll Hunter, How Do You Know, The Yellow Sea, Rango

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Neue alte Lieblingsfilme 2011 (II)
Mädchen beim Frauenarzt (Ernst Hofbauer, 1971)
Der verzauberte Tag (Peter Pewas, 1944)
Die Indianer von Cleveland II (David S. Ward, 1994)
About Schmidt (Alexander Payne, 2002)
Verrat im Fort Bravo (John Sturges, 1953)
Fessle mich (Pedro Almódovar, 1990)
Pünktchen und Anton (Thomas Engel, 1953)
Die Töchter ihrer Exzellenz (Reinhold Schünzel, 1934)
Morgen beginnt das Leben (Werner Hochbaum, 1933)
Leichte Kavallerie (Werner Hochbaum, 1935)

Link: - Lieblingsfilme (I)

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Warum Tarantino ein großer Peter-Pewas-Fan ist

Eine Terra-Fiktion mit Winnie Marcus
Der fiktive Bridget-von-Hammersmark-Spielfilm heißt "Es gibt immer ein Morgen". Das dazugehörige Plakat ist in Tarantinos Film "Inglourious Basterds" in keiner Großaufnahme zu sehen. Man erahnt es nur gerade so im Hintergrund, wenn Shosanna vor dem zu aufdringlichen Schützen Zoller aus dem Café flüchtet. Nun war das Quentins einziger kurzer Frankreich-Aufenthalt bei den Dreharbeiten, der seiner Babelsberger Paris-Kreation die nötige Authentizität verleihen sollte, auch wenn er das Café nach einem Claude-Chabrol-Film mit Jodie Foster ausgesucht hatte. Jedenfalls hatte so der einfache Tarantino-Aficionado Glück, denn Franzosen wissen, was sich gehört. Die fiktiven Plakate an der Fassadenwand wurden heimlich abfotografiert und in die Weiten des Internets gestellt, wo sie sehnlichst darauf warteten, dass sie ein teutonischer Cinephiler findet, der damit etwas anzufangen weiß. Die Suche hat ein Ende.

Als ich im Februar die sich nur um ein paar Monate verspätet habende und inzwischen endlich erschienene Peter-Pewas-DVD-Box anpries, verwies ich bereits auf die Eigentümlichkeit, dass auf dem fiktiven Filmplakat "Es gibt immer ein Morgen" der echte Regisseur Peter Pewas zu finden war. Nachdem ich also jetzt das unwiderstehliche Melodram "Der verzauberte Tag" tatsächlich gesehen hatte und mir noch mal das Plakat ansah, fiel mir nicht nur auf, dass Bridget von Hammersmark eine Träne um die Liebesbeziehung von Winnie Marcus und Hans Stüwe, den beiden Hauptdarstellern von "Der verzauberte Tag", vergießt. Auch die Credits von "Es gibt immer ein Morgen", der wie der Peter-Pewas-Film im Jahre 1944 herauskam, lasen sich plötzlich wie der versammelte Cast von "Der verzauberte Tag", inklusive der richtigen Drehbuchschreiberin Renate Uhl und dem richtigen Studio Terra Film, das Peter Pewas die ersten Gehversuche als Filmemacher in den damaligen Kriegswirren ermöglichte.

Ich hatte ja über den Kenntnisreichtum Tarantinos im Filmbereich Ufa under Goebbels wild spekuliert, mir sogar angesichts der spärlich genannten Titel wie "Glückskinder" die Frage gestellt, ob der gute Quentin vielleicht nur ein paar Schlüsselwerke gesehen und den Rest mit Eric Rentschlers Schmöker "The Ministry of Illusion" aufgefüllt haben könnte. Diese kleine Entdeckung jetzt lässt mich dagegen erahnen, wie tief der baldige Vielleicht-Franco-Nero-Retter in die Materie eingetaucht ist. Das Plakat spricht eine deutliche Sprache. Im Grunde sagt es: In meiner konterfaktischen Realität des Zweiten Weltkriegs läuft Peter Pewas' Debütfilm "Der verzauberte Tag" unter dem bezeichnend optimistischen, von Douglas Sirk inspirierten Titel "Es gibt immer ein Morgen" in den Kinos Europas und war nicht wie in der Realität von Goebbels zurückgehalten und quasi verboten worden. Denn bei Quentin Tarantino spielt eine gewisse Bridget von Hammersmark eine Hauptrolle, was damals ungefähr gleichbedeutend mit einem Auftritt von Zarah Leander in Peter Pewas' Reigen gewesen wäre. Und einen Zarah-Leander-Film konnte selbst Goebbels aufgrund der Popularität dieses Lieblings der Massen nicht ausbooten.

Die Box ist übrigens auch über die beiden Spielfilme und die zahlreichen Kurz- und Werbefilme hinaus sehr wertvoll geraten. Das Cinegraph-Booklet ist in seinem Informationsreichtum auch als Sammlung seltener Aufsätze schon praktisch den Kaufpreis wert. Weiterhin beeindruckte mich bisher am meisten eine 45-minütige Doku von Wolfgang Fischer aus dem Jahr 1984. Bei dem melancholischen Gestus, mit dem vorbildlich zusammengetragen und collagiert wird, was es überhaupt zu Peter Pewas zu sehen und lesen gibt, musste ich an eine Simpsons-Figur denken. Genau genommen an den wahren "Itchy & Scratchy"- Erfinder Chester, der sich als vergessener Landstreicher erst im Gerichtssaal wieder die Urheberschaft für seine eigenen Kreationen erstritten hatte. Diese Box ist der dem Regisseur Pewas freundschaftlich zugetane Gerichtssaal, der mit einigen untragbaren filmhistorischen Ungerechtigkeiten der letzten Jahrzehnte aufgeräumt hat. Ob das sonst noch jemand mitbekommt, ist eine andere Frage.

Links: - Amazon, - Movies & Sports, - Plakat

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Mittwoch, 1. Juni 2011
Til Schweiger macht den Nazi-Kachelmann
Offenbar haben sich Til Schweiger und Mads Mikkelsen am Set von "Die drei Musketiere" so gut verstanden, dass daraus gleich ein neues Filmprojekt entstand. "War Below Zero" heißt ein geplanter Zweiter-Weltkriegs-Thriller, der von Til Schweigers eigener Produktionsfirma Barefoot Films gemeinsam mit Egoli Tossell Film und der dänischen Produktionsfirma M&M Productions vorbereitet wird. Die Hauptrollen, ein dänischer und ein deutscher Meteorologe, die im Zweiten Weltkrieg nach Grönland geschickt werden, um über die Wetterberichterstattung taktische Vorteile im nordatlantischen U-Boot-Krieg zu erlangen, dabei aber in der menschenfeindlichen Umgebung von einander abhängig werden, scheinen für Schweiger und Mikkelsen prädestiniert zu sein. Es gibt noch keine offizielle Bestätigung und beide sind bisher nur im Gespräch, aber die Zeichen verdichten sich. Das Drehbuch stammt vom vielleicht besten europäischen Drehbuchschreiber der letzten zwanzig Jahren, Anders Thomas Jensen ("In China essen sie Hunde"). Regie führen soll der Isländer Ágúst Gudmundsson.

Links: - Variety, - Screenbase

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Erste Fantasy-Filmfest-Filme bekannt
"URBAN EXPLORER, best described as ‘CREEP meets THE DESCENT’ was a total surprise in how great Berlin subway interiors could look on the big screen", schrieb FrightFest-Chef Alan Jones aus Cannes. Und plötzlich gibt es einen neuen deutschen Hoffnungsträger, nämlich den 31-jährigen Münchner Regisseur Andy Fetscher, der für seinen zweiten Film schon so jemanden wie Max Riemelt als Hauptdarsteller gewinnen konnte. Unter den ersten acht Filmen des Fantasy Filmfests 2011 befinden sich weitere Alan-Jones-Empfehlungen: "We had a lot of fun with RABIES too, the first ever Israeli slasher movie. And Eric Valette’s THE PREY is one of the best thrillers I’ve seen since the French POINT BLANK." Dazu gibt es die interessanten, wenn auch etwas älteren US-Indies "Stake Land" und "Super". Und obendrauf Kraut und Rüben: "Phase 7" aus Argentinien und "The Lost Bladesman" aus Hongkong.

Links: - Fantasy Filmfest, - Alan Jones, - "Urban Explorer"

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Freitag, 27. Mai 2011
Europloitation-Link-Tipps
Ich habe endlich wieder eine kleine German-Sexploitation-Phase, die mich über Google den längst vergessenen Kleinod, nämlich das Dirty-Pictures-Forum für Eurocult-Liebhaber, wiederfinden ließ. Und ich habe nebenher auch noch einen schönen Movie Blog aufgetan, der sich nach dem wahrscheinlich unbekanntesten Fernando-Di-Leo-Mafiafilm, "Shoot First, Die Later", benannt hat. Dort werden internationale Magazinartikel zu den spaßigsten Genres und Subgenres gesammelt, die die Filmgeschichte zu bieten hat. Unter anderem habe ich dort englische Artikel zu der berüchtigten "Frau Wirtin"-Reihe gefunden. Kostbar!

Links: - Dirty Pictures, - Shoot First Die Later, - Tim Lucas

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Das Festival des deutschen Films 2011
Kinobetreiber seien extrem schlecht auf das Filmfestival zu sprechen, meinte Kritiker Rüdiger Suchsland kürzlich im Negativ-Film-Interview. Dafür gebe es mehrere Gründe. Vielleicht unter anderem den, dass man mit nur einem Haps innerhalb von wenigen Tagen gleich alle positiven Ausreißer der deutschen Filmindustrie anschauen kann. Darüber hinaus bietet das Festival in Ludwigshafen eine traumhafte Kulisse am sommerlichen Rhein, proppevolle große Vorstellungen, fachkundiges Publikum, eine Hang-Out-Zone und ein Zelt für den Dialog mit den Filmemachern. Das nenne ich Wettbewerbsverzerrung. Und wirklich: Hat man nicht die Berlinale besucht oder das Glück, in den drei Großstädten zu wohnen, in denen die besten deutschen Filme das Jahr über gezeigt werden, dann ist Ludwigshafen genau das Ding.

Hier laufen Mitte Juni die beiden umfeierten Sandra-Hüller-Filme "Brownian Movement" und "Über uns das All" im Wettbewerb. Dazu gibt es das Prestigeprojekt "Dreileben" zu bestaunen, in dem Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler den selben Kriminalfall aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Weiterhin laufen der Berlinale-Gewinner "Schlafkrankheit" von Ulrich Köhler und Rudolf Thomes Film "Das rote Zimmer", der wahrscheinlich in einer Vorstellung mehr Zuschauer haben wird als in der gesamten Kinoauswertung. Thome hat sich bereits als Zaungast und Gesprächspartner angesagt. Und wer Pia Marais' Film "Im Alter von Ellen" oder "Wer wenn nicht wir" im Kino verpasst haben sollte, bekommt in Ludwigshafen noch mal eine zweite Chance. Nicht zu vergessen ist die kleine Sommerkomödien-Retrospektive auf der großen Leinwand mit so Perlen wie "Zur Sache, Schätzchen", "Wir Wunderkinder", "Schtonk" und "Man spricht deutsch".

Links: - Festival d. dt. Films, - Suchsland bei Negativ

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Spekulationen zum Fantasy-Filmfest-Programm
Ende der Woche will das Fantasy-Filmfest-Team die ersten Titel des Sommerprogramms bekannt geben. Warum also nicht vorausgreifen? Schließlich erwartet der geneigte Genrefan zum nunmehr 25-jährigen Bestehen ganz besondere Wunder, aber mindestens eine abgefahrene Retro mit den Highlights des letzten Vierteljahrhunderts. Ein würdiger Kandidat wäre zum Beispiel der koreanische Gangsterthriller "The Yellow Sea" von Hong-jin Na ("The Chaser"). In Cannes wurde das zweieinhalbstündige Monster von Film von Kritikergrößen wie Rüdiger Suchsland oder Nick James als Genre-Meisterwerk gehypt. Denn immerhin gibt es zwischen all dem Messer- und Axtgemetzel eine der spektakulärsten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte zu entdecken. Aus Asien würden auch sehr gut der Blockbuster "Let the Bullets Fly" passen. Oder wie wär's mit dem Cannes-Triptychon "Guilty of Romance", "Harakiri: Death of a Samurai" und "Wu Xia". Letzterer Donnie-Yen-Film sieht besonders gut aus, wurde von der Weinstein Company für den amerikanischen Markt gekauft und wird dann wohl schon "Dragon" heißen.

Wollen wir wirklich von deutschen Kandidaten sprechen, müssen wir uns weit ins Land der Spekulationen vorwagen. Der letztjährige Kurzfilm "Der Doppelgänger" konnte als einziger deutscher Teilnehmer nur als Warnschuss verstanden werden. Denkt man aber an Filme wie "Rammbock" und "Wir sind die Nacht" zurück, ärgert man sich darüber, dass die viel zu seltenen guten deutschen Genrefilme das Fantasy Filmfest nicht als Startrampe benutzen können. "Rammbock"-Regisseur Marvin Kren schraubt zum Beispiel aktuell an seinem nächsten Horrorfilm "Apartment 53". Dazu passen würde "Zimmer 205", das früher einmal "Das erste Semester" heißen sollte und einen ziemlich wunderbaren Cast mit Jennifer Ulrich, Julia Dietze und Marleen Lohse hat. J-Horror aus D-Land? Warum nicht. Der von Roland Emmerich produzierte Endzeitstreifen "Hell" aka "2016: Das Ende der Nacht" müsste vielleicht auch fertig sein. Und auf dem texanischen Fantastic Fest des letzten Jahres hatte die deutsche Produktion "Transfer" ihre Premiere gefeiert und wurde seitdem nicht mehr gesehen.

Die angelsächsischen Filmemacher hatten dank Sundance, South By Southwest, Berlin und Cannes bereits genügend Gelegenheit, ihre Genreperlen zu präsentieren und von den Kritikastern anpreisen zu lassen. Da gäbe es unzählige Kandidaten zu nennen: Frisch von der Croisette wären Nicolas Winding Refns Autofilm "Drive" und der mexikanische Drogenthriller "Miss Bala" bestens geeignet. Robert Redford präsentierte im verschneiten Januar die Mad-Max-Hommage "Bellflower", den "Vampir"-Film von Shunji Iwai, den kleinen Skandalfilm "The Woman" von "May"-Regisseur Lucky McKee, aber auch "The Devil's Double", "The Innkeepers", "Martha Marcy May Marlene", "Take Shelter" und die Bigfoot-Sensation "Letters from the Big Man". Dazu würde John Carpenters letzter Film, "The Ward", die Vampirapokalypse "Stake Land", "Attack the Block" und "The Bunny Game" passen.

Und Europa ist auch immer eine Reise wert. Ich würde ja vor allem wieder im Osten nach dem nächsten "A Serbian Film" oder dem Nachfolger von "Life and Death of a Porno Gang" fahnden. Genauso würde ich zum kleinen, von Guillermo del Toro produzierten Giallo-Meisterstück "Los ojos de Julia" raten. Und der Milla-Jovovich-Thriller "Faces in the Crowd" soll sich perfekt mit ihm vertragen. Dazu bitte den Cannes-Geheimtipp "Code Blue", den russischen Sci-Fi-Film "Target", "Submarine" und "A Lonely Place to Die" aus Großbritannien, "Urban Explorer" aus Berlin, "Rabies" aus Israel und "Sennentuntschi" aus der Schweiz. Vielen Dank!

Links: - FFF 2010, - Homepage, - Cinefacts, - FF-Archiv

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Dienstag, 24. Mai 2011
Filmbuch-Tipp: "Die Jerry-Cotton-Filme"
"Die Jerry-Cotton-Filme: Als Jerry Cotton nach Deutschland kam" heißt das neue Filmbuch von Bilderstürmer Joachim Kramp. Ursprünglich für den Schwarzkopf & Schwarzkopf-Verlag geplant, kam sein Werk mit etwas Verspätung jetzt im April beim Ibidem-Verlag heraus. Ob dabei der grandiose Kinoflop der "Jerry Cotton"-Neuauflage mit Christian Tramitz eine Rolle gespielt haben könnte, scheint mir so gut wie sicher zu sein. Kramps Edgar Wallace-Bücher fand ich persönlich eher enttäuschend. Aber als reine Material- und Anekdotensammlung wird das Buch "Die Jerry-Cotton-Filme" seine Zwecke erfüllen. Gerade auf dem Sektor des deutschen Genrefilms der 1960er und 1970er-Jahre besteht noch großer filmwissenschaftlicher Nachholbedarf.

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Sonntag, 22. Mai 2011
Ergebnis der Preisverleihung
Palme d'Or: "The Tree of Life" (Terrence Malick)
Grand Prix: "The Kid with a Bike" (Jean-Pierre & Luc Dardenne)
ex aequo "Once Upon a Time in Anatolia" (Nuri Bilge Ceylan)
Jury Prize: "Polisse" (Maiwenn Le Besco)
Best Director: Nicolas Winding Refn ("Drive")
Best Actor: Jean Dujardin ("The Artist")
Best Actress: Kirsten Dunst ("Melancholia")
Best Screenplay: "Footnote" (Joseph Cedar)

Das war wie die Enden von "The Sixth Sense", "Fight Club" und "Die üblichen Verdächtigen" zusammengenommen: Maïwenn Le Besco, der Regisseur des Wettbewerbsfilms "Polisse", entpuppte sich nicht nur als atemberaubend schöne Frau, die, als sie den Jurypreis entgegennahm, mit ihrer endlosen Stöhnrede alle anderen Preisträgern die Show stahl. Dem Genrefan war sie auch als einschlägige Schauspielerin in "High Tension" und "Das fünfte Element" (genau, das blaue Schlauchalien, das Opernarien singt) bekannt. Ansonsten schockierte Jurypräsident Robert De Niro auf die charmanteste Weise mit einem eher einsilbigen Französisch, das trotzdem viele Amerikaner vor Neid erblassen lassen hätte, wenn sie denn in größerer Zahl französische Preisverleihungen für Kunstfilme schauen würden.

So hätten diese Amis auch eine Kirsten Dunst auf der Bühne gesehen, die mit Ausnahme eines knackigen Oneliners zum Einstieg nur die besten Worte für ihren Regisseur Lars von Trier übrig hatte, was Spiegel Online dazu veranlasste, ihren Cannes-Artikel mit der Skandal-Kirsten und nicht mit dem Gewinner der Goldenen Palme, "The Tree of Life", aufzumachen. Auch erwähnt werden muss das unglaubliche blaue Kleid, das Jurorin Uma Thurman trug; und dass die Jury eine aus der Distanz sehr würdig wirkende Mischung aus coolen neuen und lässigen alten Auteurs gefunden hat. Freudenschreie für Nicolas Winding Refn und Jean Dujardin, der so vorerst keine köstlichen "OSS 117"-Filme mehr drehen wird, aber zumindest eine Weltkarriere vor sich hat, wenn Harvey Weinstein in den kommenden Monaten an den richtigen Rädchen dreht. Wieder wurde Pedro Almodóvar übergangen und wieder gewannen die Dardenne-Brüder etwas. Ja, so ist das eben in Cannes!

Link: - Jury erklärt sich

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Sonntag, 22. Mai 2011
Cannes-Ticker: 22. Mai
Nick James & Geoff Andrew (Sight & Sound) knuddeln am dollsten die Alteingesessenen in ihren Fazits. Nick James ist aber auch Fan von "The Yellow Sea", "Take Shelter", "The Artist", "Snow Town" und "Martha Mary May Marlene".

Nachwuchspreis: Wer kann sich nicht an Filmemacher wie Dareschan Omirbajew, Jasmin Dizdar und Rodrigo García erinnern? Genau, allesamt Regisseure, die in den letzten Jahren den Un certain regard-Preis gewonnen haben. Eben. Aber ungefähr alle vier Jahre gibt es in der offiziellen zweiten Liga von Cannes, wo sich verheißungsvolle Talente und Nicht-mehr-so-ganz-Talentierte tummeln, einen unvergleichlichen Kometeneinschlag. Man denke nur an "Blissfully Yours" (2002), "The Death of Mr. Lazarescu" (2005) oder "Dogtooth" (2009). Frühe Werke von späteren Palmengewinnern. Ich denke, mit Kim ki-duk und Andreas Dresen sind wir dieses Jahr wieder eher zwischen den Stühlen gelandet.

Einkaufsliste: The Artist, Drive, Miss Bala, Code Blue, L'Apollonide, Bonsái, Midnight in Paris, Wu Xia, The Yellow Sea, Sleeping Beauty, The Tree of Life, Melancholia, Martha Marcy May Marlene, Faces in the Crowd, The Bunny Game, A Lonely Place to Die, The Kid with a Bike, Le Havre, Michael, Guilty of Romance, Funkytown, Rabies, The Prey, Urban Explorer, The Skin I Live In, The Day He Arrives, Les bien-aimes, Once Upon a Time in Anatolia.

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Samstag, 21. Mai 2011
Cannes-Ticker: 21. Mai
Kapitalismus: Ich habe mir Gilles Jacobs 384-seitiges Buch "Citizen Cannes" bestellt. Seine filmische Hommage im tollen Dokumentarfilm des letzten Jahres, "Gilles Jacob - Der Mann von der Croisette", die Arte ausstrahlte, war einfach zu sympathisch und unterhaltsam. Außerdem mangelt es meinem Bücherregal an lesenswerter Cannes-Literatur.

Reste-Essen: "One of the loveliest, lightest films at Cannes this year, pensive yet often swept by quiet pleasures, was Hong Sang-soo’s delicately surreal THE DAY HE ARRIVES. It is a sparser GROUNDHOG DAY done by Hong, in black and white and with copious alcohol", schreibt Daniel Kasman (Mubi). Und der Präsident der Internationalen Cinephilen Gesellschaft, Cédric Succivalli, twittert: "Honoré is at his very best with BELOVED. It should have been in competition. A sublime, devastating labyrinth of unrequited love stories." Der immer spät, aber nie zu spät seiende Rüdiger Suchsland (Negativ Film) feiert derweil THE YELLOW SEA ab: "Kino at its best: Bewegung, Überraschung, pures Gefühl, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit tieferen Fragen der menschlichen Existenz."

That's Cannes: Man kann eigentlich davon ausgehen, dass auf der Zielgeraden, wenn die meisten Kritiker bereits ihre Fazits rausgehauen haben und abgefahren sind, noch mal ein neuer Geheimfavorit für die Goldene Palme auftaucht. Dieses Mal ist es "Once Upon a Time in Anatolia" von Nuri Bilge Ceylan, einem besonderen Cannes-Liebling. Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "Tough & richly rewarding account of a rural murder investigation. My choice for the Palme d'Or." Sight & Sound-Kollege Nick James sieht es ähnlich: "Ceylan saves and delivers his jewel-like surprises with the precision of a Chekov. But whether audiences will stay with this extraordinary tour de force long enough or whether Robert De Niro’s jury has the patience to soak in its exquisite details remains to be seen." Zum jetzigen Zeitpunkt hat "Once Upon a Time in Anatolia" auch den drittbesten Punkteschnitt bei Microposia. Scott Foundas (Film Comment) gab die Höchstwertung.

Die Dinosaurier holen die besten Notenschnitte. Wünschen wir der Jury um Robert De Niro ein glückliches Händchen für die frischeren Talente:

Screen Daily:

01. Le Havre - 3,2 Sterne
02. The Kid with a Bike - 3,1
03. The Artist - 2,8
04. The Tree of Life - 2,8
05. We Need to Talk About Kevin - 2,5
06. Melancholia - 2,4
07. Habemus papam - 2,3
08. Footnote - 2,0
09. Michael - 2,0
10. Poliss - 1,7

IONCinema:

01. The Skin I Live In - 3,1 Sterne
02. The Kid with a Bike - 3,0
03. Le Havre - 2,9
04. The Tree of Life - 2,8
05. Melancholia - 2,8
06. The Artist - 2,7
07. We Need to Talk About Kevin - 2,7
08. Midnight in Paris - 2,6
09. Drive - 2,6
10. Pater - 2,1

Le film francais:

01. The Tree of Life - 6x Goldene Palme
02. The Artist - 5x
03. Poliss - 4x
04. The Kid with a Bike - 3x
05. Melancholia - 3x
06. Le Havre - 2x
07. The Skin I Live In - 2x
08. L'Apollonide - 2x
09. Habemus papam - 2x
10. Pater - 2x

Microposia:

01. Le Havre - 8,72 Pkt.
02. The Kid with a Bike - 7,85
03. Drive - 7,18
04. The Tree of Life - 7,09
05. The Skin I Live In - 6,92
06. Hanezu - 6,49
07. L'Apollonide - 6,40
08. Habemus papam - 6,38
09. Hara-kiri - 6,34
10. Pater - 5,77

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