Dienstag, 13. Dezember 2016
Spekulation: Baumbach, Rumänen und von Donnersmarck auf der Berlinale 2017

© Bac
Die spanische Filmzeitschrift eam spekuliert, welche Filme auf der Berlinale 2017 laufen werden. Es ist ein illustres Namedropping, das die Fantasie anregt.

Es sind einige interessante deutsche Produktionen unter den Nennungen der spanischen Filmzeitschrift eam, die auf der Berlinale 2017 laufen sollen. Zum Beispiel Florian Henckel von Donnersmarcks neuer Film „Werk ohne Autor“ mit Sebastian Koch, Lars Eidinger und Tom Schilling. Ein Künstler, der aus der DDR geflohen ist, wird von seinen Traumata aus dem Dritten Reich und der ostdeutschen Diktatur eingeholt. Von Donnersmarck laborierte lange an dem Schock, den er sich bei der Hollywoodproduktion "The Tourist" abholte. Am schmerzvollsten war sicherlich, dass sogar Ricky Gervais darüber bei den Golden Globes Scherze machen durfte.

Der „Oh Boy“-Regisseur Jan Ole Gerster hat sich noch dieses Jahr an die Verfilmung von Christian Krachts Meisterwerk „Imperium“ gewagt. Da ist die Frage, die sich sowieso häufiger bei den Nennungen der Spanier stellt, ob der Film überhaupt rechtzeitig zur Berlinale fertig wäre. Immerhin könnte so Tom Schilling gleich zwei Mal über den Roten Teppich laufen. In „Imperium“ spielt er den deutschen Kokovoristen August Engelhardt.
Skarsgård und Hoss auf dem Roten Teppich?
Wahrscheinlicher wäre da die Volker-Schlöndorff-Verfilmung des Max-Frisch-Romans „Return to Montaux“, in der Stellan Skarsgård und Nina Hoss die Hauptrollen spielen. Einen Außenseiter-Tipp wagen die Spanier auf „Toter Winkel“. Der von Stephan Lacant gedrehte Film würde Sinn machen, weil Lacant 2013 mit „Freier Fall“ in einer der Nebenreihen der Berlinale, Perspektive Deutsches Kino, für Furore sorgte. Schließlich setzt das Festival besonders auf die eigenen Talente.

Auf der Suche nach Gold richtet sich der Blick der Berlinale häufig nach Osteuropa: Der Rumäne Calin Peter Netzer, der mit „A Child’s Pose“ 2013 den Goldenen Bären gewinnen konnte, ist in der Postproduktion mit seinem neuen Film „Ana, mon amour“. Das wäre natürlich aufregend, auch wenn Bären-Sieger dazu tendieren, nach Cannes eingeladen zu werden. Aber wenn wir schon bei den Rumänen sind, wie wäre denn Florin Serban, dessen Film „If I Want to Whistle, I Whistle“ ich sehr liebe und der in seinem Jahrgang den Alfred-Bauer-Preis der Berlinale gewonnen hat. Laut eam soll Serbans Film „Dog“ abgedreht sein.
Malick, Haigh oder Marc Webb
Für Hollywood-Interessierte und Freunde der englischen Sprache sind sicherlich auch die Nennungen amerikanischer und britischer Produktionen interessant: Die spanische Filmzeitschrift denkt an Andrew Haigh („Lean & Pete“), Michael Winterbottom („The Trip to Spain“), Terrence Malick („Weightless“), John Cameron Mitchell („How to Talk Girl at Parties“), David Zellner („Damsel“) oder Marc Webb („Gifted“). Haigh, Winterbottom und Malick haben eine Berlinale-Vergangenheit, die anderen Regienamen klingen eher nach Sundance. Aber im Sundance-Programm sind sie nicht aufgeschlagen. Zellner zeichnete sich für die sehr gelobte „Fargo“-Ergänzung „Kumiko, the Treasure Hunter“ aus. Marc Webbs „Gifted“ würde zeitlich perfekt passen. Der amerikanische Kinostart ist im April, es ist ein kleiner Indiefilm nach „The Amazing Spider-Man 2“.

Richtig, richtig Lust habe ich auf die Spekulation um Noah Baumbachs neuen Film. In „Yeh Din Ka Kissa“ erzählt der amerikanische Regisseur von einem bizarren New Yorker Familientreffen. Der Cast ist erlesen: Adam Sandler, Ben Stiller, Dustin Hoffman, Candice Bergen und Emma Thompson. Baumbach hatte schon eine wundervolle Berlinale-Erfahrung mit „Frances Ha“, der vor Ort gefeiert wurde. Über die Möglichkeit, dass der neue Aki-Kaurismäki-Film, "The Other Side of Hope", in Berlin laufen könnte, hatte Negative Space selbst bereits berichtet.
"Ghost in the Shell" und Emma Watson im Anflug
Wenn das belgische Regiepaar Hélène Cattet & Bruno Forzani weiter auf den Spuren des Giallos wandelt, interessiert mich auch „Let the Corpses Tan“ (im Bild) sehr. Der Titel deutet das jedenfalls an. Die Spekulationsblase der spanischen Filmzeitschrift ist groß und grob. Namen wie Bong Joon-ho, Guillaume Canet oder Philippe Garrel würden dem Festival bestimmt auch gut zu Gesicht stehen. Ob es dagegen Blockbuster wie Guy-Ritchies „King Arthur“ braucht, muss jeder selbst entscheiden. Die Realverfilmung von "Ghost in the Shell" mit Scarlett Johansson würde für Berlin dagegen total Sinn machen. Der Film kommt Ende März in die Kinos. Auch "Die Schöne und das Biest" von Bill Condon mit Emma Watson würde passen. Zumal Condon 2015 seinen Film "Mr. Holmes" im Wettbewerb zeigte. Die Weltpremiere der Schönen und des Biestes auf der Berlinale könnte den weltweiten Kinostart Mitte März vorbereiten.

Links: - Kaurismäki im Wettbewerb, - Verhoeven Jury-Präsident

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