Mittwoch, 3. Januar 2018
Warum nicht Cannes den Markus-Schleinzer-Film „Angelo“ ausspannen

© Amour Fou Luxembourg / Novotny & Novotny Filmproduktion GmbH
Wilde Spekulationen Vol. 4: Es ist sehr schwierig, Cannes einen Film auszuspannen, den Thierry Frémaux unbedingt haben will. Bei Markus Schleinzers Werk „Angelo“ sollte es die Berlinale trotzdem versuchen.

„Viele Filme beschäftigen sich mit Religion“, sagte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick über die bislang gesichteten Werke für sein Festival im Interview am 28. Dezember bei der Südwest Presse. Ob er damit auch Markus Schleinzers neuen Film „Angelo“ gemeint hat, ist noch unbekannt. Aber schön wär's.

Der Österreicher Markus Schleinzer war lange Zeit der wichtigste Casting Director Österreichs. Er hat zum Beispiel Hanekes „Das weiße Band“ gecastet. Eine Meisterleistung, von deren Talentschwemme die deutsche Filmindustrie bis heute zehrt. Dann gab er plötzlich sein Regiedebüt mit dem Horrorfilm „Michael“ – gleich auf höchster Ebene im Wettbewerb von Cannes im Jahr 2011. Das ist wirklich einer der am schwierigsten durchzustehenden Filme, die man sich ansehen kann. Angelehnt an den Natascha-Kampusch-Fall, erbarmungslos mit seinen Protagonisten und dem Zuschauer. Wahnsinnig streng und konzentriert inszeniert.
Soll im Winter 2017/18 fertig sein
Nach sieben Jahren gibt es nun das nächste Projekt: „Angelo“ ist die Geschichte eines zwangseuropäisierten Afrikaners, dem man nach seiner Verschleppung aus der Heimat und dem Verkauf nach Europa den titelgebenden Namen durch das Sakrament der Taufe überstülpt. Der Film beginnt Anfang 1720 auf dem Meer und endet in den Wirren der Oktoberrevolution 1848 in Wien. Makita Samba spielt den Titelhelden. Weiter sind Alba Rohrwacher und Christian Friedl im Cast.

Laut dem Österreichischen Filminstitut wurde „Angelo“ vom Dezember 2016 bis Juni 2017 gedreht. Er soll im Winter 2017/18 fertiggestellt sein. Natürlich schreit das alles nach Cannes. Aber wenn er fertig ist, darf spekuliert werden. Die amerikanische Filmseite Ioncinema, die immer eine sehr inspirierende Vorschau auf das Kinojahr macht, nennt „Angelo“ auf Platz 50 seiner Most-Wanted-Liste. „Wenn eine Berlin-Premiere umgangen würde, könnte Angelo locker in der Un Certain Regard-Sektion in Cannes laufen“, schreibt Nicholas Bell. Warum so lange warten? Wir würden ihn schon sehr gerne im Februar sehen wollen.

Links: - Walking to Paris (Peter Greenaway), - Suspiria (Luca Guadagnino), - 7 Days in Entebbe (José Padilha)

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