Sonntag, 28. August 2011
Fantasy Filmfest-Ticker: 28. August
"Kill List" (Ben Wheatley) ★★★★★

Du willst das düstere britische Meisterwerk "Kill List" noch sehen? Dann lies bloß nicht weiter! Verschließe sofort deine Ohren, wenn jemand aus deinem Umfeld davon schwärmen sollte, verschließe deine Augen, wenn Kritiken oder Trailer auftauchen! Du würdest dir ansonsten eine der erinnerungswürdigsten Filmerfahrungen des Kinojahres versauen. Umso weniger du weißt, umso besser. Ich wusste praktisch nichts - und wurde förmlich weggeblasen. "Kill List" war der Geheimtipp des South By Southwest-Festival, das sich neben Sundance immer mehr zur elementaren Frühjahrs-Startrampe von Genreperlen entwickelt. Die Horrorexperten Scott Weinberg, Drew McWeeny und Alan Jones waren begeistert, die IFC Midnight-Schiene hatte wieder mal zugeschlagen, und die britische Zensurbehörde spielte verrückt - mehr brauchte es für mich nicht.
"Kill List" ist ein abartiger Genrebastard, der immer genau dann seine Richtung zu ändern scheint, wenn man ihn gerade verstanden zu haben glaubt. Der Film beginnt als klassisches Kitchen Sink-Drama, wie es Mike Leigh und Ken Loach in Großbritannien zu einer Marke und zu einem Makel gemacht haben. Ein arbeitsloser Mann, der seiner Frau und seinem jungen Sohn auf der Tasche liegt, weil er nichts mit sich anzufangen weiß. Soweit es die stark im lokalen Dialekt gesprochenen Dialogfetzen zulassen, muss er früher wohl Soldat gewesen sein, der auf eine neue Anstellung wartet. Einmal brät er sich einen von der Katze erlegten Hasen, den er wegen des Ekels der Ehefrau nur allein im Garten verzehren darf. Ein anderes Mal stößt ihn sein Sohnemann beim Rasieren an. Er schneidet sich und fühlt sich dabei erinnert. Bei einem Abendessen mit Freunden eskaliert dann die Situation. Die Emotionen schlagen hoch. Der Freund schreitet ein. Er hat einen neuen, mysteriösen Job an der Angel. Und so kippt "Kill List" das erste Mal in eine völlig andere Richtung. Aus dem Familiendrama wird ein waschechter britischer Gangsterfilm. Und jeder, der sich in der Gangsterfilm-Geschichte etwas auskennt, weiß, dass die Engländer in den 1970er-Jahren die besten gemacht haben. Gelegentlich scheint das heute noch in neueren Produktionen wie "Gangster No. 1" oder "Sexy Beast" durch. Schlimm wurde es immer, wenn die Briten nicht an die eigene Historie, sondern an Quentin Tarantino anknüpfen wollten (Guy Ritchie, Matthew Vaughn). Aber was "Kill List" dann auffährt, erinnert nicht nur an die Klassiker "Get Carter", "Callan", "Sitting Target" oder "The Squeeze", sondern findet seine eigene Stimme. Es wird sehr existenzialistisch und düster - als ob die Gangster mit Knarre und Hammer die eigenen inneren Dämonen jagen würden. Darin steckt bereits die nächste Genrewendung, wenn der Gangsterfilm zum Selbstjustiz-Thriller morpht. Den intensiven, süchtig machenden Darstellern Neil Maskell und Mike Smiley ist es zu verdanken, dass daraus zu keinem Moment eine blasse Kopie von "Reservoir Dogs" oder "Pulp Fiction" wird, was innerhalb der Grenzen dieser Genres einer wahren Kunst gleichkommt. Wenn, dann erinnern Wheatleys Gangster eher an die deprimierende Brutalität und Hilflosigkeit eines Richard Burton in "Villain". Aber das Blatt wendet sich noch einmal - übrigens wieder in Richtung eines Subgenre, das die Briten in den 1970er-Jahren beherrschten und antrieben. Und als die Kirchenglocken zum Schluss läuteten, war ich jedenfalls total am Ende. Womit hatte ich solch einen cinephilen Wunsch- bzw. Alptraum verdient?

"Urban Explorer" (Andy Fetscher) ★★★★

Eigentlich müsste ich den Münchner Regisseur Andy Fetscher in den höchsten Tönen loben. Machte er es doch im selben Festival einem Tim Fehlbaum vor, wie man trotz ausgelutschter Genrevorgabe einen eigenständigen Horrorfilm zaubert, der nicht ständig an zu nahe oder zu große Vorbilder erinnert. Fetscher ist ein neuartiger Berlin-Film geglückt, der uns die totgefilmte Hauptstadt aus doppelt anregender Perspektive anders kennenlernen lässt: zum einen aus den Augen von ausländischen, kosmopolitischen Backpackern, die auf ihrer ach so hippen Europareise eine besondere Art von Kick suchen; zum anderen aus dem Inneren der Erde, da die Abenteuerlustigen eine Tour durch die unterirdischen Gänge, Bunker und Abwasserkanäle der Stadt gebucht haben. So wirft Regisseur Fetscher gleich noch mal einen ganz anderen, in Partylaune doch mehr oder weniger verdrängten Blick auf Berlin. Und was das für ein Blick ist: ein aufgeregter, positiv nervöser, aufregender, immer interessierter, in allen Belangen auf internationaler Klasse mitspielender Psychoblick. Aber würde ich nur das loben, würde ich deutlich die wahre Stärke und den heimlichen Hauptdarsteller und Helden der Geschichte unterschlagen. Er heißt Klaus Stiglmeier, ist seit Mitte der 1980er-Jahre im Geschäft und meistens nur das verrückte Gesicht hinten rechts oder der Spaßvogel vorne links gewesen. Man kennt ihn vielleicht aus der bayerischen Comedy-Sendung "Kanal Fatal", hat ihn bestimmt schon mal irgendwo mitspielen gesehen. Aber es sollte 26 Jahre dauern, bis er nach Siggi Götz' "Die Einsteiger" wieder eine tragende Rolle in einem Horrorfilm spielen konnte. Und bei Gott, genießt er dieses Comeback. Klaus Stiglmeier ist mindestens der Dieter Laser ("The Human Centipede") des diesjährigen Fantasy Filmfest. Tatsächlich hat er sich hier aber mit hingebungsvoller Akribie eine eigene Kategorie geschaffen, an der sich deutsche Charakterdarsteller in absoluten Wahnsinnsrollen in den nächsten Jahrzehnten abarbeiten dürften. Auszuformulieren, was Stiglmeiers Auftritt so groß macht, würde die Luft aus dem Film lassen. Und so schweige ich, tease nur und zitiere FrightFest-Maestro Alan Jones: "THE DESCENT meets CREEP in a nightmare as epic as the stunning subterranean locations."

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Samstag, 27. August 2011
Fantasy Filmfest-Ticker: 26. August
"Hell" (Tim Fehlbaum) ★★★

Das hätte ein richtig toller apokalyptischer Endzeitfilm sein können, wenn er denn vor einem Jahrzehnt herausgekommen wäre. Die Ironie liegt darin, dass mir Tim Fehlbaums Debütfilm besser gefallen hat als die Genrewerke, an die er erinnert. Ich würde "Hell" zu jeder Zeit einem weiteren Durchgang "28 Days Later", "Zombieland", "The Road" oder "Stake Land" vorziehen. Trotzdem haftet der Geschichte um eine zufällig zusammengewürfelte Truppe, die in neuen lebensfeindlichen Bedingungen zu überleben versucht, etwas zutiefst Verbrauchtes an. Das ist sogar so abgenutzt, dass Fehlbaums "Hell" nach einem weiteren, zugegebenermaßen großartigen Film wie etwa "Saint" schon fast wieder aus der Erinnerung verschwunden ist. Dabei hat der Film viel, was mich für ihn einnimmt: Er erzählt viel und gut über Blicke und Gesten, er holt aus wenig Budget und beschränktem Setting das Optimum heraus. Ja, er entwickelt seine Figuren organisch und interessant. Erst nach und nach lernen wir die Konstellationen unter den Überlebenden kennen, was sehr beim Identifizieren mit der aussichtslosen Situation hilft. Die Schauspieler sind ganz großartig: besonders Lars Eidinger als "Arschloch" und Hannah Herzsprung - aber weniger als Final Girl, wie sie Rüdiger Suchsland in seinem FAZ-Artikel interpretiert hat, sondern mehr als moderne Action-Heldin im Stile einer Ripley aus der "Alien"-Reihe. Und wenn die brennende Sonne die Leinwand während einer adrenalinvollgepumpten Fluchtszene für einige Augenblicke in einen poetischen Schwarzweißfilm verwandelt, dann möchte man, dass "Hell" in der eigenen Erinnerung doch etwas Bleibendes haben wird.

"Saint" (Dick Maas) ★★★★½

"Baby, das ist genau mein Ding!" lautet der Titel eines Sachbuches, das Austin Powers über schwedische Penispumpen geschrieben hat. Dieser Satz ist inzwischen aber auch zu einer meiner höchsten Lobpreisungen geworden, die ich einem Film direkt nach dem Ansehen ausstellen kann. Und dann dankt dieser Teufelskerl von Regisseur, der als Macher des Flodders-Phänomens berühmt wurde und in den letzten Jahrzehnten gemeinsam mit Paul Verhoeven das niederländische Genrekino überhaupt im Gespräch hielt, in den Credits der belgischen Regielegende Harry Kümel. Nach diesem Wahnsinn von Weihnachts-Slasher, der wohl nur dafür geschaffen wurde, um auf Genrefestivals in der Midnight-Schiene unter erhöhtem Alkoholkonsum genossen zu werden, pusht also Dick Maas den Regisseur von "Blut an den Lippen", einem der Kultklassiker unter den lesbischen Vampirfilmen. Und dazu spielte ein feucht-fröhlicher Rocksong, der mich hinterfragen ließ, ob ich das eben nicht nur alles geträumt hatte. Habe ich das wirklich gesehen, dass da gerade der abartig böse Nikolaus mit seinen Zombiepiraten-Helfern über die Dächer Amsterdams geritten ist und die halbe Bevölkerung weggeschnetzelt hat? In Europa werden derzeit die Weihnachtslegenden aufs Unterhaltsamste neuinterpretiert: Erst die Finnen, die in "Rare Exports" aufklärten, dass umtrainierte Wichtel anstelle des Weihnachtsmannes in seinem Namen gute Taten vollbringen. Jetzt die Niederländer, die ihre Legende um einen religiösen Wahnsinnigen, der am Ende des Mittelalters von Dorfbewohnern verbrannt wurde und deshalb aus Rache alle 23 Jahre zu Vollmond am 5. Dezember wiederkehrt, natürlich mit der gewohnten Freizügigkeit würzten. Und dazu kommen der unvergleichliche Humor, die niedliche Sprache, Kinkiness en masse und zum Sterben schöne Goreszenen. "Saint" ist einer dieser Filme, der, würde man sie Kindern zur rechten Zeit vorspielen, schlimme Traumata zurücklassen würde. "Saint" hat keinen Respekt und auch keine angezogene Handbremse. Er prescht wie ein Bulldozer durch die verkitschten Kindheitsträume und hat dabei die Frechheit, extrem kurzweilig und einer der besten Slasherfilme der neuen Generation zu sein.

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Donnerstag, 25. August 2011
Wie Salander & Dujardin die Oscars retten
Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie die Oscars noch langweiliger werden sollen als dieses Jahr. "True Grit"? "Inception"? "Black Swan"? "127 Hours"? "The King's Speech"??? Aber Hollywood ist fleißig und arbeitet daran. Blickt man nämlich über die erste Top-Liste, die Sasha Stone drüben bei Awards Daily veröffentlicht hat, dann beschleicht einen die pure Langeweile. Sie und ihre Oscarblog-Kollegen setzen logischerweise auf die großen Namen. Auf Platz eins findet sich George Clooneys neuer Film "The Ides of March" wieder, ein Politik-Drama um den so idealistischen wie schmutzigen US-Wahlkampf. Das klingt zumindest dank der Besetzung mit Ryan Gosling und Marisa Tomei etwas spannender als Clooneys letzter Film, der Football-Totalflop "Leatherheads".

Auf Platz zwei wartet Steven Spielberg mit "War Horse" auf seine Gelegenheit. Es ist ja eine Weile her, dass unser Lieblings-Steven als Regisseur ganz oben mitgemischt hat. Und an den letzten Pferde-Film, der für Oscars nominiert wurde, nämlich "Seabiscuit", kann sich bestimmt niemand mehr erinnern. Der neue Alexander-Payne-Film "The Descendants" hat einen urlangweiligen Trailer und - genau - George Clooney in der Hauptrolle. Ansonsten setzt man unter den nur allzu fantasielosen Bloggern vor allem auf die guten alten Biopics, in diesem Fall J. Edgar Hoover (Leo Di Caprio) und Margaret Thatcher (Meryl Streep). Und man hofft natürlich auf altbekannte Namen wie Stephen Daldry ("Extremely Loud and Incredibly Close") und Cameron Crowe ("We Bought a Zoo"). Aber es gibt Hoffnungsschimmer, die das Rennen wieder interessant machen könnten.

Wenn zum Beispiel tatsächlich der französische Stummfilm "The Artist" mit der Hilfe der Gebrüder Weinstein durchbrechen sollte. Die Gurus glauben an Jean Dujardin: Sie führen "The Artist" auf Platz drei. Die Cannes-Sensation in schwarzweiß hat bereits eine überraschend große Zahl an Fürsprechern hinter sich geschart. Oder Platz sieben und acht des Guru-Chart: Da steht Woody Allens unwiderstehliche, locker-leichte Sommernachtsfantasie "Midnight in Paris" und der britische Agententhriller "Tinker, Tailor, Soldier, Spy", der wundervoll besetzt ist und vom "Let the Right One In"-Regisseur Tomas Alfredson inszeniert wurde. In diesen Fällen würde ich mir die Woody Allen- und Briten-Hörigkeit der Academy gefallen lassen. Woody noch mal auf der Bühne zu sehen, könnte sogar an den bereits erfüllte Scorsese-Traum heranreichen, mit dem feinen Unterschied, dass Allen die Auszeichnung wirklich für den richtigen Film bekäme. Und man soll ja nicht gierig werden, gerade nicht in einem Jahr, wo die Oscarjury die Best Picture-Liste bei Bedarf auf fünf Nominierungen zusammenschrumpfen lassen kann. Aber Lisbeth Salander als "Girl with the Dragon Tattoo" hätte schon auch was. Obwohl es wohl nur ein dämliches Remake wird. Einfach der Vorlage wegen.

Link: - Awards Daily

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Montag, 22. August 2011
Most-Wanted: August 2011 (aktuell)
Berlinale:
MISHEN (aka TARGET) - alexander zeldovich
INNOCENT SATURDAY - aleksandr mindadze
BROWNIAN MOVEMENT - nanouk leopold
THE FUTURE - miranda july
OUR GRAND DESPAIR - seyfi teoman
THE TURIN HORSE - bela tarr

Cannes:
THE ARTIST - michel hazanavicius
MISS BALA - gerardo naranjo
L'APOLLONIDE - bertrand bonello
CODE BLUE - urszula antoniak
BONSÁI - christián jiménez
DRIVE - nicolas winding refn

Venedig:
ALPEIS - giorgos lanthimos
FAUST - aleksandr sokurov
DAME KÖNIG AS SPION - tomas alfredson
DARK HORSE - todd solondz

Horror:
THE HUMAN CENTIPEDE II - tom six
LIVID - alexandre bustillo & julien maury
THE INNKEEPERS - ti west
KILL LIST - ben wheatley
VAMPIRE - shunji iwai

Heimat:
DREI KREUZE FÜR EINEN BESTSELLER - klaus lemke
HOLLYWOOD FLING - eckhart schmidt
HELL - tim fehlbaum
WAS DU NICHT SIEHST - wolfgang fischer
DAS ROTE ZIMMER - rudolf thome
IM ALTER VON ELLEN - pia marais
SCHLAFKRANKHEIT - ulrich köhler

Indie:
BELLFLOWER - evan glodell
BEYOND THE BLACK RAINBOW - panos cosmatos
TERRI - azazel jacobs
THE MYTH OF AMERICAN SLEEPOVER - david robert mitchell

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Franco-Schocker "Livid" erst 2012 auf DVD
Julien Maurys und Alexandre Bustillos "Inside"-Nachfolgefilm "Livid" feiert der Tradition nach seine Weltpremiere in der Midnight Madness-Schiene von Colin Geddes auf dem Toronto-Festival. Das wird im September sein. Ende September ist dann das Fantastic Fest in Austin, im Oktober das Genre-Mekka in Sitges, wo der Film sicherlich herumgereicht und begutachtet werden wird. Deutsche Genrefans können sich dagegen darauf einstellen, dass "Livid" folgenden Weg gehen wird: Der deutsche Lizenzbesitzer Tiberius Film plant seine DVD-Veröffentlichung für 2012. Das würde dafür sprechen, den Film auf den Fantasy Filmfest Nights im Frühjahr wiedersehen zu können. Bleibt eigentlich nur eine verdammte Frage offen: Wann kommt "The Human Centipede II" in die Kinos?

Links: - Tiberius Film, - Toronto (Premiere: 11. September)

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Donnerstag, 11. August 2011
Listen-Update 2011
01. DIE ANONYMEN ROMANTIKER - Jean-Pierre Améris
02. LOVE IN A PUFF - Pang Ho-Cheung
03. ATTENBERG – Athina Rachel Tsangari
04. PINA – Wim Wenders
05. THE WOMAN – Lucky McKee
06. SECUESTRADOS – Miguel Àngel Vagas
07. LOS OJOS DE JULIA – Guillem Morales
08. WOMB - Benedek Fliegauf
09. WU XIA - Peter Chan
10. MIDNIGHT IN PARIS – Woody Allen

Runners-Up: Confessions, Hanna, Bedevilled, Sennentuntschi, Les petits mouchoirs, The Tree of Life, Naokos Lächeln, The Illusionist, The Troll Hunter, How Do You Know, The Yellow Sea, Revenge: A Love Story

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Sonntag, 7. August 2011
Marco Müllers letztes Aufgebot
Was will man da eigentlich nicht sehen, wenn Festival-Direktor Marco Müller ein letztes Mal an die Mostra einlädt, bevor er den Flugsaurier zum Rom-Festival macht:
TINKER, TAILOR, SOLDIER, SPY (Tomas Alfredson)
WUTHERING HEIGHTS (Andrea Arnold)
A DANGEROUS METHOD (David Cronenberg)
ALPIS (Yorgos Lanthimos)
SHAME (Steve McQueen)
CARNAGE (Roman Polanski)
FAUST (Aleksander Sokurov)
DARK HORSE (Todd Solondz)
HIMIZU (Sion Sono)
WHORES' GLORY (Michael Glawogger)

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Schon das neue SigiGötz-Entertainment-Heft bestellt?
Besser als das "Emmanuelle"-Original! Die SGE-Glamour-Bibliothek ist zum Niederknien! Und die Kultpostille treibt neuerdings auch Sigi Rothemunds Sohn zu neuen Höchstleistungen: Nicht weniger als vier Filme hat der junge Mann momentan in der Pipeline. Als da wären: "Als Hitler das rote Kaninchen stahl", "Heute bin ich blond", "Man tut, was man kann" und "Der Stern von Indien".

Link: - SGE

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Buchtipp des Jahres: "Schriften zum Kino"
Unter dem allgemeinen Filmfan sind Namen deutscher Filmkritiker nicht sonderlich weit verbreitet. Man kennt Roger Ebert, hat vielleicht von Pauline Kael schon mal gelesen. Als richtiger Kritiker-Experte glaubt sich bereits der ausweisen zu können, der gar Siegfried Kracauer und Lotte Eisner kennt. Ein gewaltiger Trugschluss. Denn das sind gerade mal die kleinsten gemeinsamen Nenner, auf die sich die Fachwelt bereits vor Jahrzehnten verständigt hat. Wer behauptet, deutsche Kritiker zu kennen, muss Karsten Witte lieben. Die Tragik ist, dass fast Niemand Witte kennt. Filmwissenschaftsstudenten können etwas mit seinem Namen anfangen. Er hat eines der Standardwerke über die Komödie im Dritten Reich, "Lachende Erben", geschrieben. Man findet ihn an prominenter Stelle in der "Geschichte des deutschen Films" wieder. Und trotzdem habe ich das Gefühl, Witte fehle unter den Cineasten die breite Basis an Verehrern.

Ein Schicksal, das nicht wenige deutsche Kritiker-Koryphäen mit ihm teilen. Wo bleiben die Hans Schifferle-, Eric Rentschler- und Tim Bergfelder-Schreine? Wann wird der erste Michael Althen-Preis gestiftet? Karsten Witte war vor allem in den 1970er und 1980er-Jahren in der Frankfurter Rundschau eine Kapazität auf dem Gebiet der Filmkritik. Seine größte Stärke war wohl, dass er die Vorzüge eines Tageskritikers mit denen eines Filmwissenschaftlers und eines nicht unbedeutenden Literaten vereinen konnte. Sein größte Schwäche war die eines jeden deutschen Kritikers der letzten Jahrzehnte: er war kein Lautsprecher und Showman. Bunter Krawall und massentaugliche Konfrontation waren nicht seine Sache. Dafür waren seine Texte zu Peter Pewas oder Helmut Käutner - auch nicht gerade Regienamen, mit denen man zahlreiche Leser hinter dem Ofen vorlocken konnte - von einer unvergleichlichen epischen und sublimen Qualität.

Im Vorwerk 8-Verlag erschien dieses Jahr eine große Aufsatzsammlung Wittes (502 S.). Und sie ist sehr lesenswert geworden. Bis dato war Witte für mich nur ein Spezialist für das Dritte Reich gewesen. Nach einem kleinen Hinweis in der letzten epd-Film-Ausgabe auf dieses Werk ist er zum bedeutenden Allrounder aufgestiegen. Er schreibt über den Neuen Deutschen Film wie über Hollywood. Er schwärmt von Marcel Ophüls' "Hotel Terminus" genauso wie vom westafrikanischen Kino. Es ist wohl das beste Filmbuch, das ich dieses Jahr bislang gelesen habe.

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Samstag, 6. August 2011
Sehen will: "Un amour de jeunesse"
Der neue Mia Hansen-Løve-Film in Locarno. Und der Sight & Sound-Kritiker ist begeistert. "Der Vater meiner Kinder" war letztes Jahr auf Platz vier meiner persönlichen Top Ten. Viel mehr braucht es nicht für mich, um unheimlich gespannt zu sein. Und ich finde es gerade genial, dass Sebastian Urzendowsky ("Berlin 36") eine der Hauptrollen spielt.

Link: - Trailer

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Donnerstag, 4. August 2011
Once Upon a Time ...
Als ich anfing, auf der Internetseite kino.de Beiträge zu schreiben, hatte ich keine wirkliche Ahnung von Filmen. Ungefähr ein Jahrzehnt später haben sich die Eigentümer der Seite dazu aufgeschwungen, diese zehn langen, unendlich lehrreichen, unterhaltsamen und einfach persönlich wichtigen Jahre per Knopfdruck zu löschen. Ja, einfach so. Ohne Warnung und Sicherungsmöglichkeit. Der riesige Knoten der Cinephilie ist zerschnitten, die letzten Beziehungen sind gekappt. Das hat natürlich auch etwas Befreiendes. Und natürlich siechte das Forum seit zu vielen Jahren nur noch vor sich hin. Es war ein hoffnungsloser Fall geworden. Auch durch Maßnahmen der Redaktion gefördert. Trotzdem halte ich diesen aller letzten Schritt der Betreiber aus höchstpersönlichen und von mir aus auch egoistischen Gründen für zutiefst unmoralisch. Ein Jahrzehnt absurdester, smartester und sympathischster Gedanken wurde da grundlos für immer verschüttet. Stattdessen kann man jetzt nur noch posten, wenn man bei Facebook angemeldet ist. Man sammelt sich wieder unter den Filmen: ahnungs- und auch wortlos. Hauptsache den Werbekunden gefällt das neue Profil und die endgeile Vernetzung. Nein, Leute, ich bin raus! R.I.P. kino.de!

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Sonntag, 3. Juli 2011
FFF-Titelübersicht 2011
Das Fantasy Filmfest-Programm ist komplett. Die Kategorien sind eingeteilt. Und um die Übersicht zu behalten, habe ich aufgelistet, was ich gerne sehen würde, was leider fehlt und ich persönlich empfehlen kann:

Will ich sehen: 22nd of May, 3D Sex and Zen, American Translation, Attack the Block, Chillerama, Cold Fish, The Dead, Don't Be Afraid of the Dark, F, Hell, A Horrible Way to Die, The Innkeepers, Kill List, A Lonely Place to Die, Norwegian Ninja, Point Blank, The Prey, Rabies, Saint, Urban Explorer.

Was fehlt: Livide, Bellflower, Target, Code Blue, Miss Bala, The Human Centipede II: Full Sequence, Beyond the Black Rainbow, Wu Xia, Vampire, Submarine, Drive, Martha Marcy May Marlene, Revenge: A Love Story, Sennentuntschi, Take Shelter, Retreat, Cold Weather, Transfer, Letters from the Big Man, The Devil's Double, Faces in the Crowd, The Bunny Game, Zimmer 205, Guilty of Romance, Body Temperature.

Kann ich empfehlen: The Woman, Los ojos de Julia, The Yellow Sea, The Ward, Stake Land.

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Sonntag, 26. Juni 2011
Warum der BR der einzige Fernsehsender ist, der Filmkultur ganz groß schreibt
Ich habe bei SigiGötz-Entertainment gelesen, dass der BR gestern ein neues, ziemlich cool klingendes Sendekonzept zum Thema deutsche Filmkritiker und die fremde Welt des Fernsehens im Programm hatte. Das Format heißt "FilmFight - der Kino Kino Talk" und wird anlässlich des Münchner Filmfests ausgestrahlt. Filmkritiker wie Hans-Ulrich Pönack, der ja - machen wir uns nichts vor - der einzige optisch bekannte deutsche Filmkritiker ist, was natürlich schon ein gewisses Armutszeugnis ist, bekriegen sich dort unter der Leitung von Henryk M. Broder um die beste Meinung zu den besprechenden Filmen ("Schlafkrankheit", "Nader und Simin"). Viele wissen nicht, dass Broder in den 1970er-Jahren einer der wenigen Journalisten war, der ziemlich amüsante, aber auch ernsthafte Dinge über die Lederhosen- und Reportfilme der Sexwelle publizierte. Es gibt einen kurzen, prägnanten Essay von ihm, der mehr über das German Sexploitation-Genre erzählt als das gesamte "Schulmädchen-Report"-Buch von Annette Miersch. Leider konnte ich den ersten Filmfight von Broder samt Kollegen noch nicht in der altmodisch anmutenden Mediathek des BR finden. Wer da also fündig wird, bitte Bescheid sagen. Das Konzept klingt geil, und eine dreiviertel Stunde samstags um 22.10 Uhr ist angesichts der filmjournalistischen Einsparungen anderer Sender todesmutig. Und der Bayerische Rundfunk war auch der einzige Sender, auf dem ich mir ein solches Experiment hätte vorstellen können. Dort unten gibt es eben noch eine echte Filmkultur, die sich immer mal wieder sehr schön in ihrem regionalen TV-Sender widerspiegelt.

Link: - Film Fight, - Anschauen

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