Dienstag, 20. Oktober 2015
Bahnhofskino-Doku "Cinema Perverso" auf Kinotour & bei Arte

© Lunabeach TV und Media GmbH
"Bahnhofskino und Bahnhof, Züge, Fernweh, Verreisen, da gibt es schon Bezüge. Es sind alles Orte der Sehnsucht." (Ben Becker)

Sie waren das deutsche Äquivalent zu den Grindhouse-Kinos in den USA: Die Bahnhofskinos liefen für Reisende praktisch rund um die Uhr. Ob man um neun Uhr morgens, nach einer durchzechten Nacht, ein Plätzchen zum Runterkommen suchte oder sich zur Geisterstunde die Füße ein bisschen aufwärmen wollte - in den Bahnhofskinos der Republik fand man immer ein Zuhause. In den 1960er-Jahren eroberte das Exploitationkino die Unterhaltungstempel und prägte fortan die Wahrnehmung. Das Schmuddelkino war geboren, aber auch ein Hort für die unglaublichsten Programmzusammenstellungen, nach denen man sich heute als Cineast die Finger lecken würde: Italowestern, Söldner-Action, Reportfilme, Eastern und echte Filmkunst wie "Das große Fressen" gingen direkt ineinander über.

Über dieses Phänomen hat der Dokumentarfilmer Oliver Schwehm einen sechzigminütigen Film gemacht, der zuerst auf Kinotour geht und Ende des Monats bei Arte ausgestrahlt wird. Schwehm ist ausgewiesener Experte für Filmdokus, seinen Film über die Edgar Wallace-Krimis ("German Grusel") würde ich sogar ein Meisterwerk schimpfen. Er setzte auch schon Christopher Lee ("Gentleman des Grauens") und Pierre Brice ("Winnetou darf nicht sterben") kleine Denkmäler. Im Kino zu sehen sein wird "Cinema Perverso" vorrangig in altehrwürdigen Abspielstätten wie im Bali-Kino Metropolis, das im Bochumer Hauptbahnhof noch aktiv ist, aber auch in kultisch verehrten Lichtspielhäusern wie dem Nürnberger KommKino oder dem Münchner Werkstattkino. Für die nicht ganz so reisefreudigen Cineasten zeigt Arte die Doku "Cinema Perverso" am 31. Oktober um 21.55 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen.

Links: - Trailer, - Beispiel-Programm

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