Sonntag, 23. Dezember 2018
Woche der Kritik bringt „Das Melancholische Mädchen“ nach Berlin


Der deutsche Film „Das Melancholische Mädchen“ könnte eine Reise in die Woche der Kritik wert sein, die während der Berlinale stattfindet. Auch Albert Serra wurde eingeladen.

Die 5. Woche der Kritik zeigt den deutschen Film "Das Melancholische Mädchen" von Susanne Heinrich. Die Berlinale-Gegenveranstaltung, die inzwischen auch vom Hauptstadtkulturfonds gefördert wird, spielt den Film nach seiner Weltpremiere beim Max-Ophüls-Preis im Januar nach. In dem 80-minütigen Werk begibt sich das titelgebende Melancholische Mädchen (Marie Rathscheck) auf die Suche nach einem Schlafplatz in der Großstadt. Bei ihrer Reise trifft sie laut des Max-Ophüls-Festivals zum Beispiel auf junge Mütter, die ihre Mutterschaft als religiöses Erweckungserlebnis feiern. Für die Woche der Kritik arbeitet sich der Film an „strukturellen Depressionen“ ab.

Zum einen klingt das nach einem interessanten Konzept und erinnert inhaltlich an den Diskurs-Film „Der lange Sommer der Theorie“ sowie optisch ansatzweise an frühere Ulrike-Ottinger-Spielfilme. Das könnte wirklich keine so schlechte Kombination sein. Wobei es witzig würde, wenn der Max-Ophüls-Preis „Das Melancholische Mädchen“ zum Gewinner küren und somit der Film auch automatisch in der Perspektive Deutsches Kino der Berlinale am letzten Tag laufen würde. Schließlich hatte der künstlerische Leiter der Woche der Kritik, Frédéric Jaeger, diese Sektion als „Ghetto“ für den deutschen Film gebrandmarkt.
Mittellanger Albert-Serra-Film
Zum anderen braucht es immer gute Gründe, die Woche der Kritik in den Hakeschen Höfen vom 7. bis 14. Februar während der Berlinale zu besuchen. Der Ort ist immer etwas ab vom Schuss, und terminlich sind die Filme immer schwierig mit dem Berlinale-Programm unter einen Hut zu bekommen. Ein weiterer Grund für die Hakeschen Höfe wäre von daher der 61-minütige Albert-Serra-Film „Roi Soleil“, der seine Weltpremiere im September auf dem Moskauer Filmfestival gefeiert hat.

Die Woche der Kritik beschreibt den Film wie folgt: „Nach Jean-Pierre Léaud spielt in der Quasi-Fortsetzung von The Death of Louis XIV Serras Stammdarsteller Lluís Serrat den sterbenden Monarchen, der sich diesmal ganz abstrakt in rotem Licht windet. An der Grenze zur Videokunst verändert Serra das Sterben hin zum entleerten Ritual und radikalisiert sein eigenes Werk weiter.“ Der IMDb-Punkteschnitt ist unterdurchschnittlich. Es gibt fast kein Kritiker-Feedback. Aber es ist eben Serra, der 2013 das Meisterwerk „Story of My Death“ gedreht hat. Am Anfang des Jahres hatte er noch das Stück „Liberté“ auf die Berliner Volksbühne mit Helmut Berger und Ingrid Caven gebracht.

Weitere Werke im Angebot der Woche der Kritik sind 2019: Der 29-minütige Kurzfilm „Pretty Girls Don’t Lie“ von Jovana Reisinger, der an die frühen Münchner Jahre von Klaus Lemke und Eckhart Schmidt erinnern soll, „Gulyabani“ von Gürcan Keltek, „The Ambassador’s Wife“ von Theresa Traoré Dahlberg und der sehr schöne „Sophia Antipolis“ von Virgil Vernier. Weitere Erläuterungen kann man sich hier durchlesen.

Link: - „Sophia Antipolis“-Kritik

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