Mittwoch, 3. April 2019
Cannes-Insider: Almodóvar, Jarmusch, Larraín und Malick im Wettbewerb

„Pain & Glory“: Almodóvar Alter ego Antonio Banderas

Alte Bekannte scheinen für den Cannes-Wettbewerb sicher zu sein: Pedro Almodóvar, Jim Jarmusch und Terrence Malick. In der Spekulationsblase eines Festival-Insiders befinden sich aber auch ein paar frische Namen.

Der Vorsitzende der internationalen Cinephilen-Gesellschaft, Cédric Succivalli, ist hinsichtlich der großen Festivals eigentlich immer bestens informiert. In Venedig sagte der Über-Cineast im vergangenen Jahr ein Drittel der Wettbewerbsfilme vorher. Auf Twitter teilte er nun am Dienstag mit, dass die neuen Filme von Pedro Almodóvar, Jim Jarmusch und Terrence Malick für den Wettbewerb in Cannes fest eingeloggt sind. Dazu nannte er sechs weitere Anwärter, die seiner Meinung nach sehr gute Karten für das wichtigste Filmfestival der Welt besitzen.

Bei Almodóvar geht es um den Film „Pain & Glory“, in dem Antonio Banderas einen alternden Regisseur spielt, der auf sein Werk zurückblickt. Der Film ist bereits am 22. März in den spanischen Kinos angelaufen und war auch längere Zeit ein heißer Kandidat für die Berlinale. Die bisherigen Kritiker-Reaktionen sind vorsichtig positiv bis ziemlich euphorisch. Auf jeden Fall sagen sie einen Formanstieg nach schwächeren Werke beim Altmeister vorher.

Auch Jim Jarmuschs Zombiefilm „The Dead Don't Die“ sieht wie gemacht für Cannes aus. Seine Filme feierten nahezu ausschließlich ihre Weltpremieren an der Croisette. Das Genrewerk mit Chloë Sevigny, Adam Driver, Tilda Swinton und Bill Murray folgt auf Jarmusch Vampir-Versuch „Only Lovers Left Alive“ und den poetischen Busfahrer-Film „Paterson“, der Driver geholfen hat, ins anspruchsvolle Fach zu wechseln.
Frémauxzilla gegen Mostra
Malicks Film „Radegund“, der inzwischen in der IMDb-Datenbank den englischen Titel „A Hidden Life“ verpasst bekommen hat, wurde auch sehnlichst in Berlin erwartet. Cannes-Chef Thierry Frémaux braucht aber offenbar alle bekannten Auteurs, die er kriegen kann, um den Netflix-Venedig-Konflikt einigermaßen unbeschadet zu überstehen. Wie die Trade Papers schrieben, hat Frémaux bereits Scorseses „The Irishman“ und den neuen Safdie-Brothers-Film „Uncut Gems“ an die Mostra verloren. Es geht bei Malick um den Österreicher Franz Jägerstätter (August Diehl), der sich weigerte, für die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg zu kämpfen.

Hinzu kommt als sicherer Wettbewerbsfilm laut Succivalli der neue Film des Chilenen Pablo Larraín („El Club“). Das Werk „Ema“ ist nach dessem Oscar-Ausflug mit „Jackie“ wieder einheimisch besetzt: Star des Cast ist Gael García Bernal. Es geht um ein Pärchen, das ein Kind adoptiert, was schrecklich schief geht.

Auch interessant sind die Regisseure, die Succivalli als weitere Kandidaten für den Cannes-Wettbewerb nennt, die aber nicht sicher sind, weil der Auswahlprozess noch läuft: Da sind bekannte Namen wie die belgischen Gebrüder Dardenne („Ahmed“), der britische Spezi Ken Loach („Sorry We Missed You“) und der Rumäne Corneliu Porumboiu („The Whistlers“) dabei.
Eventuell Frauenpower
Aber auch ein Film wie „The Beanpole“ vom russischen Regisseur Kantemir Balagov, der 2017 die Insider mit „Closeness“ beeindruckte, ist ein Kandidat. Genauso wie die Französin Céline Sciamma, die mit „Tomboy“ und „Mädchenbande“ international bekannt wurde und jetzt ein „Portrait of a Lady on Fire“ im Angebot hat. Eine weitere Französin, die Succivalli nannte, ist Mati Diop mit ihrem im Senegal gedrehten Film „Fire Next Time“. Würden die letztgenannten Filmemacher in der wichtigen Un Certain Regard-Reihe laufen, wären sie sicherlich bereits zufrieden. Diop wäre im Wettbewerb der seltene Fall einer Debütantin.

Am 18. April gibt das Festival von Cannes sein offizielles Programm bekannt. Als größte Attraktion – unabhängig von seiner Filmqualität – gilt Quentin Tarantinos Film „Once Upon a Time in Hollywood“, der aber noch nicht bestätigt ist.

Link: - Succivallis Venedig-Vorhersage 2018

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