Sonntag, 14. Januar 2018
Katrin Gebbes neuer Film „Pelikanblut“ im Berlinale Co-Production Market

Regiehoffnung Katrin Gebbe | © J.-H. Janßen, Wikipedia (CC BY-SA 3.0)
Im Co-Production Market der Berlinale schimmern die eventuellen Perlen der Zukunft. Besonders spannend ist der neue Katrin-Gebbe-Film „Pelikanblut“.

Die beiden kommenden Berlinale-Wettbewerbsfilme „Figlia mia“ (Laura Bispuri) und „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ (Philip Gröning) wurden am Anfang ihres Produktionsprozesses auf dem Co-Production Market in Berlin präsentiert. Das zeigt, dass die Berlinale nicht nur ein Festival für Zuschauer, Filmkritiker und Filmemacher ist, sondern dass hier auch die ersten Schritte für zukünftige Produktionen gemacht werden. Eben weil es diese Kontinuität zwischen der Entwicklung einer Filmidee und dem finalen Slot im Wettbewerb gibt, ist die Liste der jetzt vermeldeten Projekte des Produktionsmarktes 2018 so spannend.

Auch das neue Filmprojekt der deutschen Regiehoffnung Katrin Gebbe („Tore tanzt“), „Pelikanblut“, wird in Berlin vorgestellt. Es geht um die 45-jährige Reitlehrerin Wiebke, welche die fünfjährige Melva adoptiert. Wie sich zeigt, hat das Mädchen aber eine Bindungsstörung. Gleichzeitig ist sie ein steter Unruheherd in der Familie. Der Arzt diagnostiziert lebenslange Probleme mit der Empathie. Das stellt Wiebke vor schwerwiegende Probleme. Sie hält für ihre Adoptivtochter ein antikes Exorzismusritual für den einzigen Ausweg, bei dem sie selbst ein großes Opfer eingehen muss.

Es wäre zu schön, wenn sich der Genrefilm „Pelikanblut“ zum Beispiel im Berlinale-Wettbewerb 2019 wiederfinden würde. Da Gebbe aber das für einen deutschen Filmemacher seltene Privileg genossen hat, mit dem Debütfilm „Tore tanzt“ in die Un certain regard-Reihe in Cannes eingeladen worden zu sein, wird das wohl auch wieder der erste Anlaufpunkt sein. Hauptsache, sie arbeitet fortan nicht ausschließlich an Tatort-Episoden. Im Jahr 2016 hatte Gebbe den Tatort „Fünf Minuten Himmel“ gedreht.
Pelikanmutter als christliches Symbol
„Pelikanblut“ präsentierte die deutsche Filmemacherin bereits 2017 im Turiner FilmLab. Dort wurde das Produktionsbudget auf 2 Millionen Euro geschätzt. Die deutschen TV-Partner sind Arte und der SWR. Die Produktionsfirma Junafilm sucht für die finanzielle Zusammenarbeit zwei Partner in osteuropäischen Ländern. Laut der Produktionsnotizen geht der Filmtitel auf das christliche Symbol einer Pelikanmutter zurück, die ihrem toten Sprössling eigenes Blut füttert und ihn so wieder ins Leben zurückbringt. Es sei eine Metapher für bedingslose Liebe und den Glauben.

Für Regisseurin Gebbe geht es bei der durch wahre Begebenheiten inspirierten Geschichte um die Frage, was die Menschen bereit sind zu opfern, um die eigenen Ideale und Träume zu erreichen. Auch in ihrem Debütfilm „Tore tanzt“ hatte sich die Hamburgerin bereits mit dem christlichen Glauben in Form eines Jesus Freak und gesellschaftlichen Normen beschäftigt. Ihr Film „Tore tanzt“ ist eine absolute Naturgewalt, schwierig zu ertragen und jedem ans Herz zu legen, der an weiterbringenden und aufwühlenden Filmerfahrungen interessiert ist.

Neben Gebbes Film „Pelikanblut“ werden im Februar auch die neuen Filmprojekte von Anna Muylaert, Todd Solondz und Franka Potente im Co-Production Market präsentiert.

Links: - Tore tanzt in Cannes 2013, - Bispuri in Berlin 2018

... comment