Mittwoch, 6. Dezember 2017
Restaurierte Berlinale-Weltpremiere des seltenen Stummfilms „Das alte Gesetz“

„Das alte Gesetz“ | © Deutsche Kinemathek
Seltener deutscher Stummfilm „Das alte Gesetz“ feiert restaurierte Weltpremiere auf der Berlinale 2018.

In der Reihe Berlinale Classics präsentieren die 68. Berlinale mit Ewald André Duponts „Das alte Gesetz“ aus dem Jahr 1923 ein besonderes Stummfilm- und Konzert-Highlight. Die digitale Restaurierung der Deutschen Kinemathek erlebt mit einer neuen Musik des französischen Komponisten Philippe Schoeller am 16. Februar 2018 im Friedrichstadt-Palast ihre Weltpremiere. „Das alte Gesetz“, ein wichtiges Werk der deutsch-jüdischen Filmgeschichte, kontrastiert die in sich gekehrte Welt eines osteuropäischen Schtetls mit dem liberalen Wien der 1860er-Jahre und thematisiert die Assimilation der Juden im Europa des 19. Jahrhunderts.

Eine erste Rekonstruktion dieses Films hatte die Deutsche Kinemathek bereits 1984 unternommen und dabei versucht, sich der Originalfassung so weit anzunähern, wie die damalige Quellenlage das zuließ. Als später der Fund der Zensurkarte bekannt wurde, wurde dies der Auslöser für eine erneute weltweite Recherche und schließlich für eine neue, digitale Bearbeitung.
Erstmals verschollene Premierenfassung verwendet
Für die digitale Neubearbeitung standen zeitgenössische Nitrokopien in fünf verschiedenen Sprachen aus Archiven in Europa und den USA zur Verfügung. Erst anhand der Zensurkarte jedoch konnte das Restauratorenteam der Deutschen Kinemathek die bisher verloren geglaubten originalen Zwischentitel wiederherstellen sowie die Montage vervollständigen und korrigieren. Das Konzept für die Rekonstruktion einer farbigen Fassung orientierte sich vor allem an zwei hinsichtlich des Farbschnitts und der Farbwerte identischen Kopien. Erstmals wird jetzt die verschollene deutsche Premierenfassung in ihrer ursprünglichen Länge und in einer zeitgenössischen Einfärbung wieder zugänglich.

„Mit seiner authentischen Ausstattung und einem exzellenten Schauspielerensemble, großartig in Szene gesetzt von Kameramann Theodor Sparkuhl, ist 'Das alte Gesetz' ein herausragendes Beispiel für die Kreativität jüdischer Filmschaffender im Deutschland der 1920er Jahre", so Rainer Rother, Leiter der Retrospektive und Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.

Die Aufführung des Films bei der Berlinale ist der Auftakt einer Tournee durch einstmals bedeutende Zentren jüdischen Lebens vor allem in Osteuropa. Zu den Stationen dieser Tour gehören Vilnius, Budapest, Warschau und Wien. In San Francisco wird er beim Silent Film Festival vorgestellt. Ihre TV-Premiere erlebt die restaurierte Fassung am 19. Februar 2018 auf Arte. Die digitale Neubearbeitung von „Das alte Gesetz“ durch die Deutsche Kinemathek wurde ermöglicht durch das persönliche Engagement von Cynthia Walk (University of California, San Diego) und die großzügige Unterstützung der Sunrise Foundation for Education and the Arts.

Link: - Retrospektive Weimarer Schätze 2018

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