Dienstag, 8. Februar 2011
DVD-Tipp: Die Peter Pewas-Box
Who the fuck is Peter Pewas? Genauso gut könnte man fragen: Wer sind Rudolf Thome oder Werner Hochbaum? Obskure Namen für den einen, unbezahlbare Schätze für den anderen Cinephilen. Wer eine Lupe zur Hand hat, könnte zumindest nachlesen, dass Peter Pewas kein Fremder für Quentin Tarantino ist. Der 48-jährige "Inglourious Basterds"-Regisseur wird ja immer gerne und häufig herbeizitiert, wenn es eine Legitimation braucht und die eigene Durchschlagskraft nicht ausreicht. Aber hier lohnt es sich mal wieder, weil Quentin seinen Arm nicht über den neuesten Pixar oder David Fincher-Film ausgestreckt hatte, sondern den kleinen Entdecker spielte. Schaut man nämlich auf das rechte Fake-Poster eines fiktiven Bridget von Hammersmark-Films mit dem Titel "Es gibt immer ein Morgen" wird einem zweierlei auffallen: Tarantino hat den Titel von einem weniger populären Douglas Sirk-Film mit Barbara Stanwyck und Fred MacMurray entlehnt. Und hinter der Spielleitung steht doch tatsächlich der Name von Peter Pewas.

Nun, Peter Pewas ist in der deutschsprachigen Filmwissenschaft kein Neuling mehr. Jeder, der Karsten Wittes brillanten Essay "Film im Nationalsozialismus - Blendung und Überblendung" in der "Geschichte des deutschen Films" gelesen hat, kennt den Begriff der ästhetischen Opposition und hat Peter Pewas' einzigen Spielfilm "Der verzauberte Tag", der im Dritten Reich entstand, aber verboten wurde, sehr weit oben auf der Wunschliste. Und diesen Februar soll der Film dank des Hamburger Forschungszentrums CineGraph und der Filmabteilung des Bundesarchivs in Zusammenarbeit mit zahlreichen anderen Archiven und Institutionen in einem Boxset auf zwei DVDs herauskommen. An spannenden Extras soll es nicht mangeln, Werbefilme, Interviews und Fragmente von verschiedenen Filmexperimenten en masse. Woher Tarantino Peter Pewas kennt? Wahrscheinlich durch die Lektüre von Eric Rentschlers englischsprachigem Standardwerk "The Ministry of Illusion". Ob er überhaupt einen Film von ihm kennt? Das ist zumindest fraglich, weil sich der Maestro auf seinen Promotouren hinter Leni Riefenstahl und der Screwball-Komödie "Glückskinder" versteckte.

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