Mittwoch, 29. August 2018
Venedig-Ticker 2018

„A Star Is Born“ | © Warner Bros. Pictures
Neben Cannes und der Berlinale zählt das Festival von Venedig zu den bedeutendsten Filmfesten der Welt. Tatsächlich ist das älteste Festival der Geschichte in diesem Jahr auf dem Papier sogar das Maß aller Dinge. Absteigend aufgelistet finden sich hier deshalb die Venedig-Filme 2018 aus allen Wettbewerben, die mich persönlich am meisten interessieren. Die eigene Vorfreude wie auch das Kritiker-Feedback vor Ort sorgen für die Abstufungen, die ich mit Sternen von fünf bis zwei kenntlich mache. Der Ticker wird regelmäßig upgedatet. Das Festival läuft vom 29. August bis zum 8. September.

NEU: Luca Fassbinders „Suspiria“, der neue Lanthimos „The Favourite“, Cuaróns Mexiko-Rückkehr „Roma“, Oscar-Kandidat „A Star Is Born“

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★★★★★

„The Favourite“ (Yorgos Lanthimos)
Deutscher Kinostart: 03.01.2019

[Wettbewerb] Da braucht es eigentlich keine Kritiken im Vorfeld. Der Grieche Yorgos Lanthimos ist ein absoluter Lieblingsregisseur dieses Blogs. Mit „The Lobster“ hatte er bereits wieder zur alten Form zurückgefunden. Das erste Mal hat er jetzt das Drehbuch nicht selbst geschrieben. Emma Stone und Rachel Weisz spielen Hauptrollen. Nuff said. Ich schaue „The Favourite“ auf dem Filmfest Hamburg Anfang Oktober. Aber zumindest die hippe Jessica Kiang von The Playlist will ich zitieren: „And here is my bawdy and magnificent favourite, THE FAVOURITE, which could not be more my bag if it were monogrammed JK and contained nothing but old tissues and a lipstick I never wear.“

„Suspiria“ (Luca Guadagnino)
Deutscher Kinostart: 15.11.2018

[Wettbewerb] „Frustrierend“ ist nicht der richtige Ausdruck, um meinen Zustand als Festivalbeobachter zu beschreiben. Aber es fühlt sich doch sehr eigenartig an, die Reaktionen zu einem Wettbewerb in Venedig zu betrachten, wo die meisten Werke bereits „verkauft“ sind. Kein Cineast mit Verstand muss heiß gemacht werden auf ein „Suspiria“-Remake, das der „Call Me By Your Name“-Regisseur mit dem Gestus eines Rainer Werner Fassbinder gedreht hat. Man nimmt also schon die unterschiedlichen Meinungen wahr. Und fragt sich, ob diejenigen, die jetzt behaupten, Guadagninos Neuinterpretation sei besser als Dario Argentos Original, überhaupt Fans des 1977er-Films waren. Ich schaue dich streng an, Robbie Collin vom Daily Telegraph! Aber eigentlich lauten auch hier nur die Fragen: Wann und wo selbst sehen können?

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★★★★½

„Roma“ (Alfonso Cuarón)
Deutscher Kinostart: Netflix

[Wettbewerb] Da braucht es ehrlich gesagt auch keine Filmkritiken. Alfonso Cuarón hatte Carte blanche von Netflix und kehrt mit einem zweistündigen Schwarzweißfilm auf Spanisch in seine Heimat Mexiko zurück. Keine Stars. Der Hype und die Lust ist automatisch da. Hier lautet eher die Frage, ob man sich motivieren können wird, den Film in seinem kurzen Kinofenster auf der Leinwand zu erwischen.

„A Star Is Born“ (Bradley Cooper)
Deutscher Kinostart: 04.10.2018

[Außer Konkurrenz] Hollwood hat den Musical-Stoff von „A Star Is Born“ über einen Profi, der einem schüchternen Nachwuchstalent zum Durchbruch verhilft, immer wieder verfilmt. 1932 machte George Cukor den Anfang. Berühmter ist seine Klassiker-Version von 1954 mit Judy Garland. Es gibt die Geschichte auch mit Kris Kristofferson und Barbra Streisand in den 1970er-Jahren. Jetzt sind Bradley Cooper und Lady Gaga an der Reihe. „Der Film ist absolut brillant und könnte das ganze Festival aufmischen. Er ist ein unglaublicher Zuckerrausch aus tränenreicher Euphorie. Menschen glauben mir nicht, aber es stimmt“, sagt Guardian-Kritiker Peter Bradshaw vor dem Festival in einem kurzen Videocast.

„Lady Gaga electrifies in a Hollywood musical for the ages“, schreibt Robbie Collin vom Daily Telegraph und vergibt die Höchstwertung. Owen Gleiberman erlebt derweil seinen dritten Frühling bei Variety. Der alte Entertainment-Weekly-Recke farbuliert sich gekonnt zum Star unter den Trade-Press-Schreiberlingen: „It’s the fourth remake of the story, but this one has a look and vibe all its own — rapturous and swooning, but also delicate and intimate and luminous.“ Kritiker-Dandy Guy Lodge (Variety) schreibt auf Twitter: „Red-meat melodrama that raised the hairs on my arms exactly where it needed to.“ Stephanie Zacharek vom Time Magazine schreibt auf Twitter: A STAR IS BORN is a terrific modern melodrama.“

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★★★★

„The Sisters Brothers (Jacques Audiard)

[Wettbewerb] Meine französische Lieblings-Kritikerkoryphäe Michel Ciment hat dem Film die Höchstwertung gegeben.

„Sunset“ (László Nemes)

[Wettbewerb] Auch hier gab Michel Ciment die Höchstwertung. Ich kann mich nicht erinnern, dass er in einem internationalen Wettbewerb schon einmal bei vier Filmen fünf Sterne zückte: Roma, The Sisters Brothers, Sunset und The Ballad of Buster Scruggs.

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★★★


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