Sonntag, 14. Juli 2019
Skandalfilm „Extase“ mit Hedy Lamarr leitet Venedig ein

Hedy Kiesler in „Extase“ | © ASAC - La Biennale di Venezia
Für Cineasten zaubert das Filmfestival von Venedig noch vor dem offiziellen Start den erotischen Klassiker „Extase“ in einer neuen Restaurierung aus dem Hut.

Am 27. August, vor der offiziellen Eröffnung, zeigt das Filmfest von Venedig den Skandal umwitterten Film „Extase“ als Weltpremiere in einer restaurierten 4K-Digitalkopie. Das Werk aus dem Jahr 1932 erlangte Weltruhm, weil es die erste Ganzkörper-Nacktszene in einer Mainstream-Produktion aufbot. Die Berüchtigkeit des Films ebnete auch der Hauptdarstellerin Hedy Kiesler den Weg nach Hollywood, wo sie als Hedy Lamarr bekannt wurde. Der Skandal um den Film des tschecheslowakischen Regisseurs Gustav Machatý ereignete sich auf dem zweiten Venedig-Festival 1934.

Die Wienerin Kiesler war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten von „Extase“ noch keine zwanzig Jahre alt. Die berüchtige Szene zeigt sie beim Nacktbaden. Ihr damaliger Mann, der Waffenhändler Fritz Mandl, versuchte vergeblich alle Filmkopien aufzukaufen. In vielen Ländern hatte der Film Zensurprobleme. Der am 7. August 1934 an der Mostra gezeigte Film erhielt den Regiepreis, und das Publikum wählte ihn zum besten fremdsprachigen Film. Der spätere Regisseur und damalige junge Filmkritiker Michelangelo Antonioni schrieb: „Im Garten des Excelsior in dieser Nacht konnte man das Atmen der begeisterten Zuschauer hören und den Schauder spüren, der dem Publikum über den Rücken lief.“
Floh vor den Nazis nach Hollywood
Kiesler hieß mit Vornamen eigentlich Hedwig. Der Berliner Theatergott Max Reinhardt entdeckte sie. Die Jüdin floh vor den Faschisten und den Nazis in den 1930er-Jahren über London nach Hollywood, wo der Produzent Louis B. Mayer sie in Hedy Lamarr umtaufte und sie eine ansprechende Karriere bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges genoss. Im vergangenen Jahr erschien die Dokumentation „„Geniale Göttin – Das Geheimnis der Hedy Lamarr“ in den deutschen Kinos.

Die Restaurierung von „Extase“ nahm das tschechische Filmarchiv mit der Unterstützung des Filmfestivals in Karlovy Vary vor. Ein großer Anteil der Arbeit passierte dazu in Bologna. Da keine Originalkopie in tschechischer Sprache mehr existiert, setzte sich die Restaurierung aus Kopien verschiedener anderer Sprachen zusammen. Die Filmarchive Großbritanniens, der Schweiz, Dänemarks, Österreichs, Frankreichs und der Slowakei halfen aus.

Die 76. Mostra findet vom 28. August bis 7. September statt. Jurypräsidentin ist die argentinische Regisseurin Lucrecia Martel, Ehrenpreisträger der spanische Regisseur Pedro Almodóvar. Der Blog Negative Space wird vor Ort berichten.

Link: - Karina Longworth über Hedy Lamarr

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