Donnerstag, 11. Dezember 2014
Die Jury des Reflecta-Festival kürte 2 Gewinner – Das Publikum feierte „Bär“

Der Großvater als fremdes Raubtier (Pascal Flörks' "Bär")
Am Samstagabend, den 6. Dezember, kürte die Reflecta-Jury im Frankfurter Mousonturm ex aequo die Kurzfilme „Omul“ (Brigitte Drodtloff) und „Wheels of Change“ (Stefan Wagner) zu den Gewinnern des Reflecta Artist Award 2014. Der mit 500 Euro dotierte Kurzfilm-Preis, der erstmals 2011 im Museo Reina Sofia Madrid vergeben wurde, zählte dabei über zweihundert Einsendungen.

„Wheels of Change“-Regisseur Stefan Wagner bedankte sich auf der Bühne bei seinen Eltern, die ihm im Zusammenhang mit dem Projekt abgeraten hatten, nach Afrika zu fahren. Gerade das habe ihn aber besonders angespornt, es doch zu machen, scherzte der 24-jährige Preisträger. In „Wheels of Change“ zeigt Wagner, wie ghanaische Jungunternehmer Fahrräder aus Bambus für die eigene Bevölkerung und den Export herstellen. Der Jury gefiel besonders, dass hier ein stolzes, selbstständiges Afrika-Bild gezeigt werde, das sich ganz bewusst von der sonstigen Medienberichterstattung distanziere.

In „Omul“ (übersetzt: Mensch), dem zweiten Preisträger-Film, zieht ein Mann den Unmut anderer Händler auf sich, als er auf einem rumänischen Markt beginnt, seine Produkte zu verschenken anstelle sie zu verkaufen. Regisseurin Brigitte Drodtloff traf so den Nerv des Reflecta-Festival, das vor allem Filmkunst auszeichnen will, die bewegt und zur gesellschaftlichen Veränderung für eine sozialere Welt anregt.

Der Gewinner des Reflecta-Publikumspreises heißt „Bär“ von Pascal Flörks. Der Kurzfilm setzte sich in einem qualitativ hochwertigen, teils internationalen Wettbewerb gegen die anderen neun Finalisten durch, die allesamt mit englischen Untertiteln zu sehen waren. Der 32-jährige Filmemacher schaffte eine persönliche Hommage an seinen verstorbenen Großvater, indem er Fotos aus dem Familienalbum oder dem Archiv gekonnt nachbearbeitete. Statt des Mannes, der im Zweiten Weltkrieg als Fallschirmspringer kämpfte, ist auf den Bildern stets ein Braunbär zu sehen. Mit Humor, aber auch Nachdenklichkeit blickt der Film so auf die komplizierte Beziehung der Generationen zurück.

In der Jury des Reflecta Artist Award 2014 saßen die Arte-Redakteurin Dr. Catherine Colas, der Regisseur und Drehbuchautor Peter Altmann, der die nachhaltige Filmproduktion „ecofilm“ betreibt und Matthias Pees, der Intendant und Geschäftsführer des Mousonturms.

Das Reflecta-Filmfestival fand vom 5. bis 7. Dezember in Frankfurt am Main statt. Das sorgfältig ausgesuchte Dokumentarfilm-Programm wurde im Mousonturm ergänzt um Debatten, globalisierungskritische Stadtrundgänge und Konzerte. Das empfehlenswerte Kurzfilmprogramm sowie die Dokumentarfilme werden aktuell in Frankfurter Partnerkinos wie dem Orfeo's Erben oder dem Filmforum Höchst wiederholt.

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