Donnerstag, 28. Dezember 2017
Biografie zu Kosslick-Vorgänger Moritz de Hadeln erscheint am 8. Februar

© rüffer & rub
Eine Biografie zum ehemaligen Berlinale-Chef Moritz de Hadeln erscheint. Dieser brachte dem Westen den chinesischen und sowjetischen Film näher. Der Autorenname der Biografie steht für Qualität.

Es wird aktuell viel gesprochen und geschrieben über die 17 Jahre, die Berlinale-Direktor Dieter Kosslick im Amt ist. Sein Vorgänger Moritz de Hadeln bestimmte ganze 21 Jahre die Geschicke des wichtigsten Filmfestivals in Deutschland. Am 8. Februar, passend zur 68. Berlinale, erscheint nun von dem Schweizer Filmjournalisten Christian Jungen eine Biografie: "Moritz de Hadeln - Mister Filmfestival".

De Hadeln war vor Berlin Leiter des Filmfestivals in Locarno, später auch zwei Jahre lang Direktor beim ältesten Filmfestival der Welt in Venedig. Zu den größten Verdiensten des in Florenz geborenen Festivaldirektors zählt, das westliche Publikum mit dem chinesischen und sowjetischen Film bekannt gemacht zu haben. Jungen, der Kulturleiter der NZZ am Sonntag ist, sprach mit Zeitgenossen und Wegbegleitern de Hadelns. Der Portraitierte soll aber auch ausführlich selbst zu Wort kommen. Die Biografie hat 352 Seiten.
Endlich neues Futter zur Berlinale-Historie
Über die Berlinale gibt es leider nur sehr wenig Literatur. Zur 60. Ausgabe des Festivals kam ein sehr gutes, angenehm schmales Bändchen des britischen Filmjournalisten und Buchautoren Peter Cowie heraus. Es gibt Wolfgang Jacobsens umfangreiche Materialsammlung "50 Jahre Berlinale". Ansonsten kann man interessante Filmbücher zur Berlinale mit der Lupe suchen. Umso spannender wird Jungens Biografie gerade im Lichte der aktuell wieder hochgekochten Kritik an Kosslick sein.

Zumal der Schweizer Filmjournalist Jungen genau der richtige Mann für den Job ist. Hat er doch bereits im Jahr 2008 ein wundervoll informatives Buch über das wichtigste Filmfestival der Welt ("Hollywood in Cannes") veröffentlicht. Da wartete fast auf jeder zweiten Seite ein Augenöffner auf den interessierten Leser. In diesem Zusammenhang wäre natürlich auch eine Biografie zu Alfred Bauer, dem ersten Festivaldirektor der Berlinale, spannend.

Im Jahr 2009 schrieb Negative Space über Jungens Qualitäten im Buch "Hollywood in Cannes": Seine Kunst besteht darin, eine Dissertation in Buchform geschrieben zu haben, der die wahnsinnig schmale Gratwanderung zwischen geschwätziger Erinnerung berühmter Kritiker und furztrockener hochwissenschaftlicher Abhandlung gelingt. Jungen vereint das Beste aus beiden Welten: Das hohe Unterhaltungslevel durch den Bezug zu den Stars, Regisseuren und Filmklassikern; ein dichtes Netz aus Anekdoten, dem so genannten Insiderwissen, was er elegant zu verknüpfen weiß mit einer scharfsinnigen sowie verständlichen Analyse der wirtschaftlichen Hintergründe. Die spielt gleichzeitig noch mal auf pointierte Weise die Filmgeschichte aus einem neuen, spannenden Blickwinkel, nämlich dem des Filmmarketings, durch.

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