Montag, 5. Juli 2010
"This film kannste verbrennen!" - Die Horst Wendlandt-Story

Hotte im Paradies (Horst Wendlandt)
"This film kannste verbrennen", soll der wohl bedeutendste deutsche Nachkriegsproduzent Horst Wendlandt zu seinem Kollegen Dino De Laurentiis gesagt haben, als dieser ihm günstig per Telefon eine seiner zahlreichen misslungenen Produktionen andrehen wollte. Am letzten Samstag, den 3. Juli, strahlte der Bayerische Rundfunk zu Ehren des Berliner Urgesteins ein filmisches Triple Feature und die Doku "Die Horst Wendlandt-Story" von Michael von Mossner aus. Auf die großen Klassiker "Winnetou II" und "Die toten Augen von London" folgte nach Mitternacht der Peter Alexander-Schlagerfilm "Hauptsache Ferien".

Dazwischen lauerte für Menschen, die das TV-Programm besonders akribisch nach Perlen durchforsten oder wenigstens gelegentlich zur Zerstreuung durch die Kanäle zappen, das knapp einstündige Talking Heads-Highlight. Terence Hill mit Schlapphut, alte Weggefährten wie Xaver Schwarzenberger und Atze Brauner, bei dem Wendlandt in fünf Jahren Opas Kino alles lernte, was ihm den Weg zur späteren internationalen Karriere ebnen sollte, Comedystars wie Loriot, Otto und Hape Kerkeling - fast alle seine ehemaligen Schützlinge knieten nieder und kramten ihren schmeichelndsten Anekdoten hervor.

Besonders interessant fand ich aber die Einwürfe von Gerd Albrecht, dem ehemaligen Direktor des deutschen Filminstituts, der auch eines der Standardwerke über den Film im Dritten Reich geschrieben hat: In aller Kürze ging er auf Wendlandts Karrierestart bei der Tobis unter Goebbels ein, rief den Hans Albers-Abenteuerfilm "Trenck, der Pandur" als die große James Bond-Figur der damaligen Zeit aus und lobhudelte Regie-Dinosaurier Carl Froelich, der Wendlandt nach dem Krieg wieder seinen ersten Job im Filmbusiness gab.

Auch sehr schön waren die Archivaufnahmen vom sichtlich gealterten Charlie Chaplin, wie er von tausenden Menschen in Paris bei der Wiederaufführung von "Moderne Zeiten" gefeiert wurde. Wendlandt brachte nämlich alle großen Chaplin-Stummfilme damals mit seiner Verleihfirma Tobis zurück in die deutschen Kinos, und das mit riesigem Erfolg: Allein "Moderne Zeiten" soll circa 4,7 Millionen Mark eingespielt haben. Horst Wendlandt eben, einer der großen, streitbaren Figuren des deutschen Nachkriegsfilms, der einmal vierzehn Tage mit Rainer Werner Fassbinder in Cannes durchbrachte, was bekanntlich in die Filme "Lola" und "Lili Marleen" mündete. Rainer Werner Fassbinder wäre der geschäftstüchtigste von allen deutschen Filmemachern gewesen, so Wendlandt. Wenn dem so ist, hätten sich damals jedenfalls zwei ebenbürtige Denker gefunden.

Links: - BR, - Wendlandt im TV

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