Samstag, 2. Dezember 2017
Unterzeichner von Berlinale-Aufruf fühlen sich für Anti-Kosslick-Kampagne ausgenutzt

Regisseur Dominik Graf | © JCS, Wikipedia (CC BY-SA 3.0)
Der Blog Negative Space berichtete, dass 79 Regisseure eine Erklärung unterschrieben haben, welche die Nachrichtenseite Spiegel Online am 24. November veröffentlicht hat. Darin forderten die Filmemacher einen Erneuerungsprozess der Berlinale und eine transparente, internationale Ausschreibung für die Nachfolge des Festivalleiters Dieter Kosslick. Gefahren wurde die Veröffentlichung von Spiegel Online, aber auch von anderen Publikationen, vor allem als Abrechnung mit dem aktuellen Berlinale-Chef, der im Jahr 2019 aus seinem Amt ausscheidet.

Wie man aber am Donnerstag in der Wochenzeitung Die Zeit nachlesen konnte, war das zumindest von einigen Regisseuren, die unterzeichnet hatten, überhaupt nicht die Absicht. Einer der prominentesten Filmemacher unter den 79 Regisseuren, Dominik Graf („Die geliebte Schwestern“, „Die Katze“), stellte das jetzt klar: „Wenn ich gewusst hätte, dass unser Schreiben in das publizistische Fahrwasser einer Abrechnung mit Kosslick gezogen wird, hätte ich nie unterschrieben.“
„Es wird immer hintenrum draufgehauen“
Weiter führte Graf aus: „Genau das nervt mich an der deutschen Filmbranche: Dieses 'Kopf ab!'-Geschrei, dieser Mangel an direkter Auseinandersetzung, an Differenzierung – und stattdessen wird dann immer hintenrum draufgehauen. Wir wollten mit der Petition nach vorne blicken, ohne nach hinten zu treten.“ Diese Stoßrichtung unterstricht auch Regisseur Andreas Dresen („Sommer vorm Balkon“, „Halbe Treppe“): „Es ging uns weder um Abrechnung noch um Kritik noch um die Kampagne, die daraus gemacht wurde. Die ganze Debatte ist in höchstem Maße unfair.“

Montag, den 4. Dezember, findet im Haus der Kulturen der Welt in Berlin eine Podiumsdiskussion zum Thema „Filmfestivals heute“ statt. Kulturstaatsministerin Monika Grütters führt in die Debatte ein. Es diskutieren die Chefin des Medienboards Berlin-Brandenburg, Kirsten Niehuus, die als Nachfolgerin von Kosslick gehandelt wird; der Regisseur Christoph Hochhäusler, der Unterzeichner der Erklärung ist sowie die Kulturchefin des Tagesspiegel, Christiane Peitz.

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