Montag, 11. Januar 2016
Crowdfunding-Kampagne für deutsche Filmrarität "Der Perser und die Schwedin"

Persischer Gammelstudent trifft Jean Seberg-Verschnitt
"... und wenn ihr dann in vielen Jahren sterbend in eurem Bett liegt, wärt ihr dann nicht bereit, jede Stunde einzutauschen, von heute bis auf jenen Tag, um einmal nur, ein einziges Mal nur hier wieder stehen zu dürfen, um unseren Feinden zuzurufen: Ja, sie mögen uns das Leben nehmen, aber niemals nehmen sie uns unsere Freiheit."

(William Wallace, "Braveheart")


So ließe sich die Crowdfunding-Kampagne um die deutsche Filmrarität "Der Perser und die Schwedin" und die damit einhergehende Moralfrage martialisch ausdrücken. Etwas feinsinniger formuliert: Hier bietet sich die einmalige Gelegenheit, als Filmfan eigenhändig in die deutsche Filmgeschichte einzugreifen und sie neu mit zu formulieren.

Es gibt da diesen Film, der sich "Der Perser und die Schwedin" nennt. Um ihn hat sich auf Genre- und Retro-Festivals in dieser Republik über die letzten Jahre ein Mythos entwickelt. Der Film sei ein Wunderwerk, die Kopien aber vom Aussterben bedroht. Hintergrundinformationen zum Regisseur Akramzadeh oder zu der Produktion seien selbst nach hartnäckiger Recherche quasi nicht auszumachen, heißt es. Und wenn man den Film dann mit den eigenen Augen sieht - wie ich es etwa auf dem Frankfurter Sondergipfel des Hofbauer-Kommandos im November 2014 getan habe - dann wischt dieses Faszinosum von einem Film sämtliche Erwartungshaltung und unmenschlichen Druck mit solch einer Leichtigkeit davon, dass man gar nicht anders kann, als begeistert zu sein.

"Der Perser und die Schwedin" ist ein Schwarzweißfilm aus dem Jahr 1961. Teils wundervolle Slacker-Komödie über das Gammeltum eines Studentenlebens. Ein iranischer Austauschstudent pilgert lieber regelmäßig ins Londoner Vergnügungsviertel Soho als in die Hörsäle der Universität. Dabei dokumentiert der Film gleichzeitig und ausgiebig die Londoner Party-Szene der Swingin' 60's mit seinen unzähligen Tanzlokalen und Bars. Fiktion und Dokumentation fließen wie in einem großen Bilderrausch wundersam ineinander und entwickeln einen speziellen, ganz eigenen Erzählrhythmus. Dazu steuert die deutsche Synchronisation im pointiert-lakonischen Off-Kommentar und den wilden Dialogen eine zusätzliche Unterhaltungsebene bei.

Ich kann "Der Perser und die Schwedin" nur empfehlen. Und mit der Crowdfunding-Kampagne, die am Ende des Artikels verlinkt ist, kann man sich dieses so seltene Filmerlebnis nicht nur nach Hause holen. Man würde auch dazu beitragen, dass der Film für alle interessierten Cineasten auf DVD oder auch auf Blu-ray verfügbar würde. Einem Eintrag in die Filmgeschichtsbücher kämen wir alle so ein Stück weit näher. Zumal mir auf dem jetzt gerade zu Ende gegangenen 15. Hofbauer-Kongress in Nürnberg zugetragen wurde, dass höchst interessante Audiokommentare aufgenommen wurden, die dann auch das Licht der Welt erblicken könnten.

Die Crowdfunding-Kampagne läuft bis zum 31. Januar. Mit 25 Euro ist man dabei. Die Scheibe hat das Potenzial zur DVD/Blu-ray des Jahres.

Link: - Rettet die Schwedin

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