Donnerstag, 29. August 2019
Auf dem Lido lesen Filmkritiker CIAK

Die Postille CIAK dominiert die ersten zwei Mostra-Tage
Zum Leben eines Cineasten oder Filmjournalisten gehören auf Festivals die täglichen Zeitungen der Trade Papers. Venedig hat aber auch eine brauchbare Hauspostille zu bieten.

Am Donnerstag ist dann auch die erste Ausgabe Variety für die Presse eingetroffen. Deutlich mehr Aufmerksamkeit zieht aber bei mir das zweisprachige Festivalblatt CIAK, das beim Filmfestival von Venedig immer an wartende Journalisten ausgegeben wird und täglich frisch überall ausliegt. Soweit ich das aus dem Impressum herauslesen kann, ist das ein offizielles Festivalprodukt. Was mich natürlich immer am meisten interessiert, ist der Kritikerspiegel. Auch der ist hier doppelt besetzt. Im internationalen Kritikerspiegel tummelt sich zum Beispiel die Positif-Koryphäe Michel Ciment, die immer ein guter Gradmesser ist, was es im Wettbewerb zu sehen gilt. Aber auch Tobias Kniebe von der Süddeutschen Zeitung ist dabei.

Im italienischen Kritikerspiegel sind die Publikationen Repubblica, Il Corriere Della Sera, Il Folgio, La Nuava Venezia, Il Messagero, Il Gazzetino, Il Fatto Quotidiano, La Stampa und Il Giornale aufgeführt. Der wohlwollend aufgenommene Kore-edas Eröffnungsfilm erhält dort einen Notenschnitt von 3,3. Fünf Sterne sind die Höchstwertung. Giuseppe, mit dem ich mich heute morgen in der Schlange zu Baumbachs „Marriage Story“ unterhalten habe, konnte mir keinen Geheimtipp geben. Er überlegte noch, ob er heute neben dem gesetzten Wettbewerb den italienischen Film „Sole“ in der Orizzonti-Reihe schauen sollte. Er habe das schon Positives gehört. Aber überzeugt klang er nicht. In seinem Programmheft stand noch ein dickes Fragezeichen neben dem Film.

Das Magazin CIAK müssen nicht-englischsprachige Kritiker von hinten zu lesen beginnen. Es gibt ein Interview mit der saudischen Regisseurin Haifaa al-Mansour, die ihren Film „The Perfect Candidate“ im Wettbewerb präsentiert. Venedig-Chef Alberto Barbera erklärt nochmal schnell, warum Pedro Almodóvar gerade jetzt einen Ehrenlöwen für sein Lebenswerk auf dem Lido erhält. Außerdem findet sich ein geradezu geniales, in Comicform gezeichnetes Poster des koreanischen Meisterwerks „Burning“ zum italienischen Kinostart im Heft. Beim kurzen Blick in Variety fällt auf, dass deren Team jetzt erst mit dem Arbeiten beginnt. Immerhin findet sich ein Interview mit der Australierin Shannon Murphy zu ihrem Wettbewerbsfilm „Babyteeth“ in Ausgabe eins. Und schönerweise ist wieder Owen Gleiberman als Chefkritiker vor Ort.

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