Mittwoch, 12. Juni 2019
Venedig 2019: Schönes Gerücht um Roman Polanskis Dreyfus-Affäre-Film
1899: Zeitgenössische Darstellung von Alfred Dreyfus
Die Mostra kann nicht nur Cannes Netflix-Filme wie „The Irishman“ stibitzen. Jetzt gibt es mit Roman Polanski Potenzial für einen weiteren großen Wettbewerbskandidaten.

Das Filmfestival von Venedig ist zwar erst Ende August. Und es waren vor allem wieder die Netflix-Filme, die in diesem Jahr nicht in Cannes liefen, welche die Stimmung für den Herbst bereits anheizten. Bestätigt sind Martin Scorseses „The Irishman“, „Uncut Gems“ von den Safdie-Brüdern oder Pablo Larraíns „Ema“ noch nicht. Aber sie könnten die Mostra wieder zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für den Titel „wichtigstes Filmfestival der Welt“ machen.

Jetzt gibt es auch das erste schöne Gerücht jenseits von Netflix, nämlich, dass Roman Polanskis neuer Film „J'accuse“ in Venedig laufen soll. Quelle dieser Information ist wie so häufig bei den großen Festivals der Vorsitzende der internationalen Cinephilen-Gesellschaft, Cédric Succivalli. Für ihn ist Polanski „ziemlich sicher“ für den Wettbewerb eingeloggt. Es ist die Geschichte der Dreyfus-Affäre, ein von Antisemitismus geprägter Prozess im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts, der auch den Vordenker Theodor Herzl zu seinem ersten Zionistenkongress in Basel beeinflusst hat. Der angeklagte jüdische Hauptmann Alfred Dreyfus wird gespielt von Luis Garrel. In weiteren Rollen sind Jean Dujardin und Emmanuelle Seigner zu sehen. Das Drehbuch hat Robert Harris geschrieben, der sich bereits für Polanskis starken „The Ghost Writer“ verantwortlich zeichnete.

Laut Succivalli ist das italienische Kontingent des diesjährigen Venedig-Wettbewerbs bereits runter auf nur noch drei potenzielle Kandidaten gedampft. Allesamt sind es keine bedeutenden Regienamen oder Insider zum Zungeschnalzen: „Volevo nascondermi“ (Giorgio Diritti), „Qui rido io“ (Mario Martone), „Martin Eden“ (Pietro Marcello) heißen die Anwärter. Aber wer weiß, was sich genau dahinter verbirgt. Von „Portrait of a Lady on Fire“ haben in Cannes schließlich auch nur die wenigsten einen Homerun erwartet. Dem Franzosen Robert Guédiguian räumt der Insider Succivalli ebenso einen fast sicheren Wettbewerbs-Slot mit dem Film „Gloria Mundi“ ein.
James Gray, Greta Gerwig & Hirokazu Koreeda
Heiße weitere Kandidaten für Venedig sind aufgrund ihrer Kinostarts James Grays Sci-Fi-Film „Ad Astra“ mit Brad Pitt, Hirokazu Koreedas „La verité“ mit Catherine Deneuve, Juliette Binoche und Ludivine Sagnier, Roy Anderssons „About Endlessness“, Justin Kurzels „The True History of the Kelly Gang“ mit Nicholas Hoult und Russell Crowe, Greta Gerwigs „Little Women“, Mia Hansen-Løves „Bergman Island“, Todd Phillips' „The Joker“, Ulrich Seidls „Böse Spiele“, Chloé Zhaos „Nomadland“ mit Frances McDormand, Sam Mendes' „1917“ und Katrin Gebbes „Pelikanblut“.

Das Filmfestival von Venedig findet vom 28. August bis 7. September statt. In den vergangenen Jahren hat sich das älteste Filmfest der Welt einen gigantischen Ruf wie Donnerhall erarbeitet. Von hier aus starten die verheißungsvollsten Hollywood-Produktionen ihren Oscar-Lauf. 2018 feierten „The Favourite“, „A Song Is Born“, „Roma“, „First Man“, „Werk ohne Autor“ und „At Eternity's Gate“ ihre Weltpremieren am Lido.

Links: - Venedig-Tipp Amanda | - Bester Wettbewerb ever?

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