Montag, 15. Oktober 2018
Was 2019 alles auf der Berlinale laufen könnte

Harmony Korines „The Beach Bum“ | © Neon

Wer kommt zu Kosslicks Berlinale-Abschiedsgala? Terrence Malick, Harmony Korine und François Ozon klingen passend. In der deutschen Filmszene hat der Festivaldirektor sogar freie Auswahl.

Die 69. Berliner Filmfestspiele vom 7. bis 17. Februar 2019 werden eine besondere Berlinale. Es sind die vorerst letzten roten Teppiche für den Festivaldirektor Dieter Kosslick, dessen Autobiografie „Schön auf dem Teppich bleiben“ passenderweise auf den kommenden Januar verschoben wurde. Emsig wird an seinem letzten Programm gewerkelt, von dem noch nichts nach außen gedrungen ist. Sein Nachfolger Carlo Chatrian schaut Kosslick dabei über die Schulter und kann eventuell auch bereits Insidertipps weiterreichen. Namen, Produktionsschmieden und Kinostarts geben jedenfalls schon Hinweise, was eventuell laufen könnte.

Das potenzielle Schwergewicht ist der neue Terrence-Malick-Film „Radegund“ über den österreichischen Bauer Franz Jägerstätter, der aus Gewissensgründen seinen Wehrmachtsdienst im Zweiten Weltkrieg verweigerte. Erwartet wurde Malick bereits in Cannes und Venedig. Jetzt scheint das Werk des Heidegger-Übersetzers, der "Radegund“ unter Mitwirkung des Filmstudios Babelsberg auf Deutsch gedreht hat, aber fertig zu sein. Der Cast ist erlesen und würde bereits für das Blitzlichtgewitter des ersten Wochenendes ausreichen: August Diehl, der Belgier Matthias Schoenaerts, Bruno Ganz, Jürgen Prochnow, Franz Rogowski, Alexander Fehling und Shootingstar Max Mauff.
„The Beach Bum“ als Weltpremiere?
Beinahe für Venedig fertig war Harmony Korines neuer Film „The Beach Bum“. Festivaldirektor Alberto Barbera schwärmte in höchsten Tönen von Matthew McConaugheys Performance, die er oscarwürdig nannte. Mit einem Kinostart am 22. März ist Korine prädestiniert für den Doppelschlag Sundance im Januar und Berlinale im Februar. Wobei es von Kosslick natürlich ein Coup wäre, wenn er „The Beach Bum“ exklusiv im Wettbewerb als Weltpremiere zeigen könnte. Zumindest hat Korine eine große Affinität zu Werner Herzog. Aber wenn er eine Geschichte mit einem Filmfestival hat, dann ist das der Lido.

Zwei andere international bedeutende Namen sind aufgrund der Kinostarttermine nicht unwahrscheinlich: Jordan Peeles Film „Us“ mit Lupita Nyong’o startet am 14. März. Noch wahrscheinlicher ist François Ozons Werk „Alexandre“, der am 20. Februar in Frankreich in die Kinos kommt. Es soll um sexuellen Missbrauch und die Katholische Kirche gehen. Die Berlinale und Ozon pflegen eine fruchtbare Beziehung. Viele seiner Filme zeigte er schon am Potsdamer Platz.

Eine große Überraschung wäre es, wenn Tim Burtons Disney-Realverfilmung von „Dumbo“ nach Berlin käme. Der weltweite Kinostart am 4. April würde das anbieten. Nur haben die immens erfolgreichen Realfilme von Disney einen solchen Slot nicht nötig. Es wäre eine Geste Burtons für Kosslick. Zwei weitere internationale Wild Cards wären Pablo Larrains „Ema“ und Julie Delpys „My Zoe“ mit Gemma Arterton und Daniel Brühl.
Von Schipper bis Lamberto Bava
Was deutsche Produktionen angeht, wird Kosslick aus dem Vollen schöpfen können: Angefangen bei Sebastian Schippers „Roads“ bis Jan Ole Gersters neuer Zusammenarbeit mit Tom Schilling („Lara“). Bekommt Fatih Akin die Heinz-Strunk-Verfilmung „Der goldene Handschuh“ bis Februar fertig oder spekuliert er auf Cannes? Ein sehr heißer Kandidat ist indes Burhan Qurbanis Version von „Berlin Alexanderplatz“ mit Albrecht Schuch und Jella Haase, die am 11. April in den deutschen Kinos startet.

Weitere deutsche Namen, die aber auch auf anderen Festivals wie Locarno aufschlagen könnten, wären: Angela Schanelec („Ich war zuhause, aber ...“), Nikias Chryssos („A Pure Place“), Anne Zohra Berrached („Geliebt“), Marco Kreutzpaintner („Der Fall Collini“) und Christian Schwochow („Deutschstunde“). Zwei weitere internationale Joker wären Jessica Hausners neuer Film „Little Joe“ und Jayro Bustamantes „Temblores“. Negative Space wünscht sich auf jeden Fall den neuen Lamberto-Bava-Horror „Twins“ mit Lars Eidinger und Gerard Depardieu.

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