Dienstag, 8. November 2011
Quentins kleine Videoecke: Vol. 1
Wenn Quentin Tarantino selbst auswählt, kann das Programm des New Beverly Cinema in Los Angeles doch recht inspirierend sein. Und da Regiekollege Edgar Wright im November mit seiner 'Verpasst'-Serie durchstartet, beteiligt sich der Hausherr, der eigentlich bis zum Hals in den Vorbereitungen zu "Django Unchained" steckt, nur zu gerne. Zum Beispiel entdeckt Quentin dieses Mal für die Welt die Filmemacherin Rie Rasmussen, die bisher eher auffiel als geschmackvolles Accessoire in Brian De Palmas "Femme Fatale". "Rie Rasmussen makes an electrifying directorial debut. It's as shocking and violent as it is moving and charming", behauptet Tarantino von "Human Zoo", der in einem Double Feature mit "Angel A" gezeigt wird. Dieser französisch-serbische Gangsterfilm, der 2009 auf der Berlinale Premiere feierte, fand noch nicht meine Aufmerksamkeit. Und ein bisschen riecht das auch nach einem Freundschaftsdienst à la Diablo Cody, der Tarantino wohl auch nur den Drehbuchpreis der Hollywood Film Awards überreichte, um gleichzeitig den New York Times-Kritiker A.O. Scott dissen zu können. Aber für neue Filmempfehlungen bin ich immer offen, wobei mich deutlich mehr Quentins für den 26. November ausgewähltes Midnight Movie "Robotrix" interessiert. Eine weibliche, völlig überkandidelte Hongkong-Neuinterpretation von "Robocop" mit der nötigen Dosis an Sex und Trash aus den frühen 1990er-Jahren - ich finde, das klingt toll. Und schön zu sehen, dass sich die QT-Empfehlungen für Edgar Wright bereits ihren Weg in das Programm gebahnt haben. J. Lee Thompsons "Return from the Ashes" wird in einem Double Feature mit dem Lesben-Klassiker "The Killing of Sister George" gezeigt, während im Gary Cooper-Double Feature am 25. und 26. November "Morocco" und "The Westerner" laufen werden.

Links: - New Beverly Cinema, - Hollywood Film Awards

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Sonntag, 16. Oktober 2011
Tarantinos heimlicher Darling: J. Lee Thompson

"Do you believe in Jesus? Well, you're gonna meet him!"
J. Lee Thompson ist ein britischer Regisseur, der eine fast vierzig Jahre währende, höchst erfolgreiche Filmkarriere vorzuweisen hat. Und er ist trotzdem ein Mann, auf den selten bis gar nicht in den letzten Jahren Loblieder gesungen wurden und der in der Filmgeschichte leider selbst mit seinen berühmtesten Filmen ("Die Kanonen von Navarone", "Ein Köder für die Bestie") im Schatten anderer Filmemacher (Carl Foreman, Martin Scorsese) stehen musste. Ein Name, der unauslöschlich mit den doch fast ausschließlich in fanboyhaften Actionzirkeln geschätzten Spätwerken eines Charles Bronson und den ganz späten, verkannten Teilen der „Planet der Affen“-Serie verbunden ist. Bezeichnenderweise war es auch "Death Wish 4: The Crackdown", der Quentin Tarantino und Edgar Wright im Audiokommentar der Double Dippin' 3-Disc Collector's Edition von "Hot Fuzz" auf den Briten brachte.
"Who the fuck are you?" - "Death!"
Als die beiden Cinephilen gerade so ins Reden kamen und zwischen dem Bashen und Heiligsprechen von Michael Winner schwankten, fiel Tarantino ein, dass er ja aktuell die Autobiografie von eben jenem J. Lee Thompson gelesen hatte. Sein größtes Ärgernis war allerdings, dass Thompson nunmal über die Filme den Mantel des Schweigens legte, die ihn am meisten interessiert hätten. Der film junk, wie er es ausdrückte: Filme wie der wahnsinnige Weltkriegs-Thriller "Pass des Todes" mit Malcolm McDowell und Jason Mason. Aber welches andere exploitative Geraffel Tarantino meinte, wird mir erst jetzt in diesen Tagen klar. Denn der Regisseur Edgar Wright veröffentlichte in seinem Blog eine Liste von Filmen, die er noch nicht kennt und die ihm von Freunden und Bekannten vorgeschlagen wurden. Eine riesige Auswahl von Streifen also, von denen er vielleicht ein Dutzend demnächst im typischen Double Feature-Format im New Beverly Cinema von Los Angeles zeigen will.
Ein Platz im Tarantino-Pantheon
Unter den unzähligen Vorschlägen befinden sich auch acht - Wright behauptet engstirnig, es wären zehn - vom Kollegen Tarantino. Neben Obskuritäten wie "Get Crazy", QT-Klassikern wie "Hickey & Boggs" und "Eastern Condors" sowie Filmgeschichtsklassikern wie "Morocco", "El Dorado" und "The Westerner" stehen da ebenso die beiden J. Jee Thompson-Filme "The Reincarnation of Peter Proud" (aka "Der Mann, der zweimal getötet wurde") und "Return from the Ashes" (aka "Eine Tür fällt zu") auf der Liste. Der eine Film ist ein 1960er-Jahre-Thriller mit Maximilian Schell und Ingrid Thulin, der andere mitten in den 1970er-Jahren als Inzest-Mystery-Geschichte um Jennifer O'Neill ("Sette note in nero") entstanden. Von beiden lese ich das erste Mal. Aber es passt ins Bild, dass Tarantino hinsichtlich J. Lee Thompson gerade jetzt seine Ambitionen als Förderer unterstreicht. Zeigte er doch erst am 15. Oktober in der eigenen, unregelmäßig stattfindenen New Beverly Midnights-Reihe den ausschlaggebenden "Death Wish 4: The Crackdown".

Link: - Edgar Wright

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Montag, 6. Juni 2011
Warum Tarantino ein großer Peter-Pewas-Fan ist

Eine Terra-Fiktion mit Winnie Marcus
Der fiktive Bridget-von-Hammersmark-Spielfilm heißt "Es gibt immer ein Morgen". Das dazugehörige Plakat ist in Tarantinos Film "Inglourious Basterds" in keiner Großaufnahme zu sehen. Man erahnt es nur gerade so im Hintergrund, wenn Shosanna vor dem zu aufdringlichen Schützen Zoller aus dem Café flüchtet. Nun war das Quentins einziger kurzer Frankreich-Aufenthalt bei den Dreharbeiten, der seiner Babelsberger Paris-Kreation die nötige Authentizität verleihen sollte, auch wenn er das Café nach einem Claude-Chabrol-Film mit Jodie Foster ausgesucht hatte. Jedenfalls hatte so der einfache Tarantino-Aficionado Glück, denn Franzosen wissen, was sich gehört. Die fiktiven Plakate an der Fassadenwand wurden heimlich abfotografiert und in die Weiten des Internets gestellt, wo sie sehnlichst darauf warteten, dass sie ein teutonischer Cinephiler findet, der damit etwas anzufangen weiß. Die Suche hat ein Ende.

Als ich im Februar die sich nur um ein paar Monate verspätet habende und inzwischen endlich erschienene Peter-Pewas-DVD-Box anpries, verwies ich bereits auf die Eigentümlichkeit, dass auf dem fiktiven Filmplakat "Es gibt immer ein Morgen" der echte Regisseur Peter Pewas zu finden war. Nachdem ich also jetzt das unwiderstehliche Melodram "Der verzauberte Tag" tatsächlich gesehen hatte und mir noch mal das Plakat ansah, fiel mir nicht nur auf, dass Bridget von Hammersmark eine Träne um die Liebesbeziehung von Winnie Marcus und Hans Stüwe, den beiden Hauptdarstellern von "Der verzauberte Tag", vergießt. Auch die Credits von "Es gibt immer ein Morgen", der wie der Peter-Pewas-Film im Jahre 1944 herauskam, lasen sich plötzlich wie der versammelte Cast von "Der verzauberte Tag", inklusive der richtigen Drehbuchschreiberin Renate Uhl und dem richtigen Studio Terra Film, das Peter Pewas die ersten Gehversuche als Filmemacher in den damaligen Kriegswirren ermöglichte.

Ich hatte ja über den Kenntnisreichtum Tarantinos im Filmbereich Ufa under Goebbels wild spekuliert, mir sogar angesichts der spärlich genannten Titel wie "Glückskinder" die Frage gestellt, ob der gute Quentin vielleicht nur ein paar Schlüsselwerke gesehen und den Rest mit Eric Rentschlers Schmöker "The Ministry of Illusion" aufgefüllt haben könnte. Diese kleine Entdeckung jetzt lässt mich dagegen erahnen, wie tief der baldige Vielleicht-Franco-Nero-Retter in die Materie eingetaucht ist. Das Plakat spricht eine deutliche Sprache. Im Grunde sagt es: In meiner konterfaktischen Realität des Zweiten Weltkriegs läuft Peter Pewas' Debütfilm "Der verzauberte Tag" unter dem bezeichnend optimistischen, von Douglas Sirk inspirierten Titel "Es gibt immer ein Morgen" in den Kinos Europas und war nicht wie in der Realität von Goebbels zurückgehalten und quasi verboten worden. Denn bei Quentin Tarantino spielt eine gewisse Bridget von Hammersmark eine Hauptrolle, was damals ungefähr gleichbedeutend mit einem Auftritt von Zarah Leander in Peter Pewas' Reigen gewesen wäre. Und einen Zarah-Leander-Film konnte selbst Goebbels aufgrund der Popularität dieses Lieblings der Massen nicht ausbooten.

Die Box ist übrigens auch über die beiden Spielfilme und die zahlreichen Kurz- und Werbefilme hinaus sehr wertvoll geraten. Das Cinegraph-Booklet ist in seinem Informationsreichtum auch als Sammlung seltener Aufsätze schon praktisch den Kaufpreis wert. Weiterhin beeindruckte mich bisher am meisten eine 45-minütige Doku von Wolfgang Fischer aus dem Jahr 1984. Bei dem melancholischen Gestus, mit dem vorbildlich zusammengetragen und collagiert wird, was es überhaupt zu Peter Pewas zu sehen und lesen gibt, musste ich an eine Simpsons-Figur denken. Genau genommen an den wahren "Itchy & Scratchy"- Erfinder Chester, der sich als vergessener Landstreicher erst im Gerichtssaal wieder die Urheberschaft für seine eigenen Kreationen erstritten hatte. Diese Box ist der dem Regisseur Pewas freundschaftlich zugetane Gerichtssaal, der mit einigen untragbaren filmhistorischen Ungerechtigkeiten der letzten Jahrzehnte aufgeräumt hat. Ob das sonst noch jemand mitbekommt, ist eine andere Frage.

Links: - Amazon, - Movies & Sports, - Plakat

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Donnerstag, 5. Mai 2011
Die deutschen Nachzügler nu wieder
Nachdem Spiegel Online gerade mal gute zwei Wochen brauchte, um auf das Kinophänomen "New Kids Turbo" zu reagieren, würde ich jetzt sagen: Nochmal zwei Wochen, dann zieht auch Tobias Kniebe bei der Süddeutschen mit einem Inhaltsverzeichnis zu "Django Unchained" nach. Hatte doch Kniebe schon damals bei "Inglourious Basterds" die ruhmreiche Rolle spielen dürfen, der ängstliche Quotendeutsche für die angelsächsische Presse zu sein. Und es würde mich nicht wundern, wenn Filmkritiker-Koryphäe Georg Seeßlen gerade jetzt von einem seiner Weinberge ein Fax an den Bertz + Fischer-Verlag für eine neue Buchidee durchgegeben hätte.

Links: - Filmstarts, - Who's Afraid of Tarantino?, - SpOn

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Dienstag, 3. Mai 2011
Psst! Hollywood liest "Django Unchained"
Der ehemalige Kopf von CHUD.com und jetzige Betreiber von Baddass Digest, Devin Faraci, twitterte vor ein paar Stunden nach den ersten Seiten "Django Unchained", dem brandneuen Drehbuch von Quentin Tarantino: Leute, haltet euch fest, hier geht's ja gar nicht um die Italowestern-Kultfigur Django! Der Protagonist heißt nur so. Ach, wirklich? Oder Harry Knowles, dessen Kumpel und früherer Aintitcool-Schreiber Drew McWeeny bei HitFix wohl als einer der Ersten die Nachricht verbreitete, dass das Drehbuch online sei, twitterte schon: "Christoph Waltz's character in DJANGO UNCHAINED 56 pages in is the best character in QT's history. no spoiler in that. just when i knew." Was soll man da sagen. An Superlativen hat es Knowles nie mangeln lassen. Aber man sieht: Hollywood liest den neuen Tarantino. Und die Casting-Agencies kloppen sich bereits um die kleinsten Parts des Drehbuchs. Außerdem ist die Handlung, die ich mir bisher noch nicht durchgelesen habe, inzwischen komplett raus. Nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Casting-Hirngespinste der Internet-Geeks losgehen werden.

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Samstag, 30. April 2011
Tarantinos neuer Film heißt "Django Unchained"
Und der Name des Titels ist im Grunde genommen die ganze Nachricht. Das erste Blatt von Tarantinos Drehbuch ist online aufgetaucht, was bedeutet, dass es wohl auch bald wieder das gesamte Exemplar zum Download geben wird. Wie schon bei "Inglourious Basterds" werde ich insoweit keusch bleiben, dass ich selbst keinen Blick reinwerfen werde. Das versaut einfach die Filmerfahrung. Wenn ich mir vorstelle, dass ich Christoph Waltz' Verhör bereits vor dem ersten Kinobesuch gekannt hätte. Nein, das wäre nicht schön gewesen. Gleichzeitig interessieren mich natürlich wahnsinnig Details und Namen, die im Drehbuch von "Django Unchained" auftauchen werden. Vielleicht wird mein Bruder wieder so gnädig sein und sich opfern, unzählige kleine Zettel voller Referenzen daraus aufzuschreiben, so dass mir das Filmerlebnis als solches bewahrt bleibt.

Spaghetti Western-Legende Franco Nero plauderte ja schon Anfang März aus dem Nähkästchen, dass er angeblich beim nächsten Quentin Tarantino-Film dabei sei. Wie man anhand von John Jarrett und "Death Proof" gesehen hat, kann so etwas auch ganz gewaltig nach hinten losgehen. Ehrlich gesagt fände ich es aber wahnsinnig reizvoll, wenn dem echten und einzigen Django auf diese Weise ein würdevolles Comeback gestattet wird. Ich träume immer noch der verpassten Chance hinterher, dass anstelle von Diane Kruger die große Nastassja Kinski die Figur der Bridget von Hammersmark in "Inglourious Basterds" hätte spielen können. Die Dame war damals, als Quentin in Berlin castete, im Lande, sprach wohl auch vor. Aber der Regisseur folgte damals leider ausschließlich seinen Trieben - und vergaß dabei die Filmgeschichte.

Gerüchte ranken sich auch um einen Besetzungscoup mit dem oscarprämierten Österreicher Christoph Waltz, der in Hollywood zu versanden drohte. Noch zwei "Green Hornets" und seine Karriere wäre wohl genauso kometenhaft vorbei gewesen, wie sie begonnen hatte. Was dafür spricht: Tarantino pflegt seine Talente, soweit sie Erfolg haben. Waltz brachte Quentin mit dem Schauspielpreis in Cannes die erste Trophäe nach Hause. So etwas vergisst man nicht so leicht. Auch rettete Waltz im Grunde genommen das Projekt "Inglourious Basterds", weil Quentin ohne einen würdigen Hans Landa nicht mit dem Dreh hätte beginnen können. Selbst Leonardo DiCaprio hatte er abgeschmettert. Viel wichtiger wird aber die Frage zu beantworten sein, wer der Nachfolger von Tarantinos langjährigen Schnittmeisterin Sally Menke wird, die letztes Jahr auf tragische Weise verstarb. Die Kameramänner wechselte er wie seine Unterhosen. Bei "Death Proof" fühlte er sich gar dazu bemüßigt, selbst Hand anzulegen - mit fragwürdigem Erfolg. Sally Menke indes war seit "Reservoir Dogs" Quentins Seelenpartnerin und zweite Gehirnhälfte. Es wird auf jeden Fall seine bisher größte Herausforderung werden.

Links: - Django Unchained, - A Southern, - Italowestern-Liste

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Montag, 28. März 2011
Happy Birthday, Mr. Tarantino!
Nur noch zwölf Jahre neue Tarantino-Filme! Die Uhr tickt. Nur noch zwölf Jahre bis zum ersten Tarantino-Buch! Noch zwölf Jahre also bis zur ersten brauchbaren Sergio Corbucci-Monografie.

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Dienstag, 1. März 2011
Einmonatiges Quentin Tarantino-Festival

Johnny Cash in "Five Minutes to Live"
Wie könnte man seinen Ehrentag besser feiern, als im eigenen Kino einen Geburtstagsmonat auszurufen und das komplette Programm zu schmeißen? Zum Beispiel, indem man kurz vorher den Ehren-Cesar in Frankreich abräumt und auf Harvey Weinsteins Oscar-Party einfach ausplaudert, dass das nächste Drehbuch fertiggeschrieben ist. Die Gerüchte um Quentin Tarantinos Spaghetti Western werden die Internetgemeinde monatelang beschäftigen. Tarantino-Aficionados werden sich indes eher auf dessen Programm im New Beverly Cinema in Los Angeles stürzen und würden nur zu gerne seine Essays zu Douglas Sirk und Don Siegel lesen, die er versprach, exklusiv an den "Gremlins"-Regisseur Joe Dante zu verschicken. Und wenn dann "Kill Bill: The Whole Bloody Affair" am Ende des Monats seine US-Premiere feiern wird, sieht es auch gar nicht mehr schlecht für eine endlich würdige DVD/Blu-ray-Fassung des Meisterwerks aus.
CRACK HOUSE
REDNECK MILLER
Die Late-Blaxploitation "Crack House" mit Jim Brown zeigte Tarantino bereits als Teil eines Grindhouse Triple Feature auf dem QT-Fest 6. Die Hicksploitation "Redneck Miller" präsentierte er zu Ehren des 2007 geschlossenen Original-Alamo Dafthouse in einer regional bestimmten Redneck Night.
ESCAPE FROM ALCATRAZ (NEU)
I ESCAPED FROM DEVIL'S ISLAND (NEU)
Immer wieder ließ Quentin Tarantino seine Vorliebe für Don Siegels Werk durchscheinen, aber noch nie programmierte er einen seiner Filme auf seinen Festivals. Als Tarantino auf Edgar Wrights Festival The Wright Stuff II auftauchte und "Dirty Harry" noch diesen Januar gegenüber der Kritikerikone Pauline Kael verteidigte, war jedoch klar, dass da etwas kommen würde. Und schön zu sehen, dass Tarantino seinen eigenen kleinen Hausgott William Witney nicht vergessen hat.
SHAME OF THE JUNGLE
Den anarchischen, angenehm versauten Zeichentrickfilm von Picha & Szulzinger präsentierte Quentin als ergänzendes Midnight Movie zu einem Agentenfilm-Double Feature auf dem QT-Fest 6.
Ralph Bakshi Night
COONSKIN
HEY GOOD LOOKIN' (NEU)
Tarantino ist einer der ganz wenigen Filmfans, die ich kenne, die auch jenseits der berüchtigten Werke den Regisseur Ralph Bakshi schätzen. Den hochpolitischen Zeichentrickfilm "Coonskin" zeigte er bereits Ende der 1990er-Jahre als Einführung in einen ganztägigen Exploitation Marathon. Bakshi drehte "Hey Good Lookin'" genau zwischen seinen Klassikern "Lord of the Rings" und "Fire and Ice".
ROAD GAMES
THE ANDERSON TAPES (NEU)
2005 setzte Tarantino der Ozploitation ein Denkmal: Er programmierte auf dem QT-Fest 6 eine Australian Night und brachte auf diese Weise vergessene Freuden des Genrefilms von Down Under zurück auf die cinephile Speisekarte. Die Verbeugung vor dem Hitchcock-Schüler Richard Franklin war besonders einprägsam. Auch wenn Tarantino damals "Psycho 2" zeigte, wurde ebenso Franklins "Road Games" mit Jamie Lee Curtis und Stacy Keith zu einem Must-See. Von seiner Leidenschaft für "The Anderson Tapes" lese ich dagegen zum ersten Mal.
Grindhouse Night Revenge Triple Feature
THE NO MERCY MAN (NEU)
JOHNNY FIRECLOUD
SUMMERTIME KILLER
Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Dabei gibt es fast nichts Elektrisierenderes als einen kleinen Rache-Marathon auf der Leinwand. Der Ur-Rambo "Johnny Firecloud" war ursprünglich eine Verlegenheits-Ergänzung Tarantinos aus dem Print-Fundus des Alamo Drafthouse-Besitzers Tim League, entwickelte sich aber dank starker Zuschauerreaktionen zum Evergreen. Den Christopher Mitchum-Film "Summertime Killer" zitierte der Maestro an populärer Stelle in "Kill Bill". "The No Mercy Man" dagegen ist selbst für QT-Aficionados Neuland. Tarantinos Fundus an gritty 70's-Movies scheint unbegrenzt zu sein.
Rod Taylor Night
DARK OF THE SUN
HELL RIVER (NEU)
Die Filme eines Jack Cardiffs im Allgemeinen und das atemberaubende Men-on-a-Mission-Movie "Dark of the Sun" im Speziellen gehören vielleicht zu Tarantinos schönsten Entdeckungen über die Jahre. Auf dem QT-Fest 5 lief der unter dem deutschen Titel "Katanga" bekannte Rod Taylor-Film gemeinsam mit Sammo Hungs "Eastern Condors" und stellte eine Art Urkeimzelle für die Ideen hinter "Inglourious Basterds" dar. Umso gespannter bin ich auf "Hell River" aka "Der letzte Haufen der 7. Division", den das New Beverly Cinema auch nur mit einem deutschen Filmposter anwerben kann, weil der zu überwiegenden Teilen unter jugoslawischer Federführung entstandene Film bis heute keine DVD-Veröffentlichung in den USA erfahren hat.
WHITE LIGHTNING
THE LAST AMERICAN HERO (NEU)
"Der Tiger hetzt die Meute" ist ein echter Klassiker des QT-Fest, war er doch schon auf der allerersten Veranstaltung im Jahr 1997 dabei, als Tarantino eine Good Ol' Boy Night zusammen mit den Filmen "Jackson County Jail" und "Dirty Mary, Crazy Larry" schmiss. "The Last American Hero" wiederum ist sehr spannend, weil noch unbeleckt und ein Film mit Jeff Bridges in den 1970er-Jahren. Alle, die jetzt den Dude in "Crazy Heart" und "True Grit" feiern, müssen zurückgehen in das Jahrzehnt, in dem Bridges wirklich ein Gigant war ("The Last Picture Show", "Fat City", "Thunderbolt & Lightfoot").
STONE
In einem seiner seltenen Fangoria-Interviews, was wie immer nur sehr wenig Beachtung fand, erklärte Tarantino, dass er für eine Kinokopie des australischen Biker-Films seinen rechten Arm hergeben würde. Da er körperteilemäßig immer noch komplett ist, muss davon ausgegangen werden, dass er für diese Angelegenheit einen Pakt mit dem Teufel eingegangen ist.
Paul Mazursky Night
BOB & CAROL & TED & ALICE
BLUME IN LOVE
Der kongeniale New Hollywood-Regisseur Mazursky war für Tarantino eine späte Entdeckung, die er durch eine nahestehende Freundin machte: Deren absoluter Lieblingsfilm war nämlich "Blume in Love"; und es war ihr liebevoller Blick, der Quentin zurückgehen und Mazursky noch mal neu entdecken ließ. Er pushte ihn dann unter anderem in einem äußerst prominent besetzten L.A.Weekly-Roundtable zum "Grindhouse"-Kinostart und in seiner Master Class in Cannes.
MAN FRIDAY (NEU)
COOLEY HIGH (NEU)
Ein brandneues Double Feature von Tarantino muss nicht unbedingt begeistern. Klar, klingt "Man Friday", ein 70's-Update der Robinson Crusoe-Geschichte mit Peter O'Toole und Richard Roundtree, nicht uninteressant, aber vom Hocker haut die Kombi auch nicht gerade. Und auch die Frage, ob "Cooley High" die vorweggenommene schwarze Antwort auf "Breakfast Club" war, bestimmt jetzt nicht meinen Alltag. Niedrige Erwartungen haben indes noch nie geschadet.
DRIVE-IN (NEU)
DAZED AND CONFUSED
"Drive-In" schwebt für mich im luftleeren Raum. Kenne niemanden der Beteiligten. "Dazed and Confused" dagegen ist vielleicht einer der ältesten Tarantino-Klassiker, wenn es um Filme geht, die er seit dem Beginn seiner Karriere regelmäßig gepusht hat. 1994 traf Quentin den "Dazed and Confused"-Regisseur Richard Linklater das erste Mal persönlich - in einer Midnight Show von Robert Altmans "Nashville". Daraus entwickelte sich eine Freundschaft. Und "Dazed and Confused" tauchte immer mal wieder auf Tarantinos Listen der absoluten Lieblingsfilme auf. Für ihn war das ganz einfach der "Rio Bravo" der 1990er-Jahre.
PRETTY MAIDS ALL IN A ROW
Eine der ganz großen Extravaganzen der 1970er-Jahre, Roger Vadims Cheerleader Movie mit Rock Hudson, wurde bereits 1999 auf dem dritten QT-Fest gemeinsam mit "Mother, Jugs & Speed" gezeigt.
CHARLEY ONE-EYE (NEU)
KID BLUE (NEU)
"Unter tödlicher Sonne" heißt der deutsche Verleihtitel von "Charley One-Eye". Und man kommt nicht umhin, festzustellen, dass das New Beverly-Festival im Zeichen von Richard Roundtree steht. Übrigens grandioses Poster! "Kid Blue" ist ebenso Frischfleisch und bietet einen frühen, nicht einen ganz frühen Auftritt von Dennis Hopper. Dazu gibt es Warren Oates, Peter Boyle und Ben Johnson - viel besser kann man einen Western nicht besetzen.
Grindhouse Night
THE HOT, THE COOL AND THE VICIOUS (NEU)
FEARLESS FIGHTERS
Die Appetizer für "Kill Bill: The Whole Bloody Affair": "Drei wild wie der Teufel" ist ein Späteastern, von dem ich noch nichts gehört oder gelesen habe. "Fearless Fighters" sieht nach etwas mehr abgefahrenen Spaß aus. Aber für dieses Double Feature bräuchte ich eine echte Kung Fu-Phase.
THUNDER ROAD
FIVE MINUTES TO LIVE (NEU)
Den Moonshinin'-Klassiker "Thunder Road" mit Robert Mitchum programmierte Tarantino meines Wissens noch nicht auf seinen Festivals, nannte ihn aber bereits als Lieblingsfilm. Und "Five Minutes to Live" mit Johnny Cash in der Hauptrolle schaut sehr spannend aus.
Shaw Brothers Night
THE AVENGING EAGLE
DUEL OF THE IRON FIST
Wenn ich mich richtig erinnere, hat "The Avenging Eagle" eines der unglaublichsten Enden der Filmgeschichte. Und Tarantino verglich den Regisseur Chung Sun mit Stanley Kubrick. "Duel of the Iron Fist" lief dagegen tatsächlich auf einem QT-Fest - und zwar dem allerersten - gemeinsam mit dem anderen Shaw Brothers-Klassiker "Seven Blows of the Dragon".
FRIDAY
Der Kiffer-Abhängfilm "Friday" mit Ice Cube und Chris Tucker wurde von Quentin durch die Platzierung auf der 2009er-Lieblingsfilmliste, die seine Favoriten aufzählte, seit er Filmemacher geworden war, geadelt. Etwas spät, der Herr!
THE FIGHTING FISTS OF SHANGHAI JOE
Der Klaus Kinski-Hit "Der Mann mit der Kugelpeitsche" lief auf dem QT-Fest 5. Oder er sollte gezeigt werden, was aber nie zu Stande kam. Jedenfalls gab es vor einigen Jahren die Intention Tarantinos, diese sehr spaßige Italowestern-Kung Fu-Verquickung der Welt zu präsentieren.

Links: - New Beverly Cinema, - Hofberichtserstattung

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Mittwoch, 2. Februar 2011
Nur für QT-Aficionados: The Wright Stuff-Trailershow
Der britische Regisseur Edgar Wright programmierte zum zweiten Mal ein richtiges kleines Filmfestival in Quentin Tarantinos New Beverly-Cinema, das Pate für das Kino in "Inglourious Basterds" stand. Der Hausherr gab sich an zwei Abenden die Ehre vorbeizuschauen und auch die Trailershow zu gestalten. Das Ergebnis ist hier nachzulesen:

* Shaun of the Dead: Carrie, Modern Problems, Groundhog Day, Man with Two Brains, Paul

* Hot Fuzz: 48 Hours, Fuzz, Newman’s Law, Nighthawks, The Super Cops, Kill Point

* Scott Pilgrim: Zabriskie Point, A Clockwork Orange, Candy, Shogun Assassin, After Hours, Fight Club, Blues Brothers

* Dirty Harry: Confessions Of A Police Captain, Freebie & The Bean, Sharkey’s Machine, Newman’s Law, Murphy’s Law, An Eye For An Eye

* The Super Cops: Cops And Robbers, The New Centurions, Elektra Glide In Blue, Choir Boys

Link: - The Wright Stuff

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Montag, 3. Januar 2011
Sind das Tarantinos Lieblingsfilme 2010?
Ich bin Ewigkeiten nicht mehr auf der nerdigen Fanseite Tarantino.info gewesen. Dank der Errungenschaft Twitter verpasse ich aber nicht die dort online gestellte, mögliche Top Ten-Liste des Namenpatrons. Quentin Tarantino machte sich die letzten Monate eher rar, mit der Ausnahme seiner Präsidentschaft beim Venedig-Filmfestival. Dann verstarb Sally Menke, seine Cutterin und gute Seele. Zumindest ich stellte mir die Frage, ob der Regisseur, der mit "Inglourious Basterds" vor einem Jahr sein großes Comeback gefeiert hatte, nun erst einmal wieder raus wäre. Zeit, ein paar Hollywoodfilme zu schauen, hat er gefunden. Sie sind immer noch die beste Ablenkung, die die Popkultur zu bieten hat:
01. TOY STORY 3
02. THE SOCIAL NETWORK
03. ANIMAL KINGDOM
04. I AM LOVE
05. TANGLED
06. TRUE GRIT
07. THE TOWN
08. GREENBERG
09. CYRUS
10. ENTER THE VOID
Runners-Up: Kick-Ass, Knight & Day, Get Him to the Greek, The Fighter, The King's Speech, The Kids Are Alright, How to Train Your Dragon, Robin Hood, Amer, Jackass 3D

Wäre man böse, wozu ich aktuell geneigt bin, könnte man meinen, dass dieser Filmkritiker in den 1970er-Jahren auch nicht Spaghetti Western und Gialli entdeckt hätte. Doch natürlich erhält er mildernde Umstände, nicht nur wegen des tragischen Jahres, sondern auch, weil der ehemalige Outsider in die kuschelige Mitte der Academy strebt. Es sind ja auch viele gute Filme dabei, das will ich ihm überhaupt nicht absprechen. Aber - und das muss man auch konstatieren dürfen - richtig inspirierend sind seine Listen zu aktuellen Jahrgängen schon seit einiger Zeit nicht mehr.

Links: - Tarantino.info, - Lieblinge 2009, - Peinlich

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