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Dienstag, 20. September 2011
Who the fuck is Björn Lahrmann?
schwanenmeister, 01:24h
Phantome. Das sind sie! Diese neueren deutschen Filmkritiker! Nichts gegen die Rampensäue und Showstars von früher: Siegfried Kracauer, Willy Haas und Enno Patalas. You know what I mean. Nein, aber man hat es heute schon nicht leicht, wenn man einen neuen Helden unter den deutschen Filmkritikern entdeckt. Im Zweifelsfall schreibt dieser einfach nach ein paar Monaten nichts mehr. Oder er schreibt gleich so selten, dass man ihn vergisst. Der Manifest-Kritiker Björn Lahrmann ist laut seinem Moviepilot-Profil 29 Jahre alt. Er liebt "Tokyo Drifter" und "Happiness" und hasst "L.A. Crash" und "Palermo Shooting". Über den Filmemacher Shunji Iwai ("Vampire") schreibt er: "Seine Filme waren immer schon wie Blut: Nicht jeder verträgt es, sie zu sehen." Zu "Rubber" dichtet er ein bisschen: "Der Film ergibt von vorn bis hinten absolut und überhaupt nicht das geringste bisschen Sinn. Gute Idee, eigentlich." Er hat jetzt wieder eine neue Kritik geschrieben. Drüben beim Manifest. In kräftigen Sätzen schwärmt er von einem "Film, der immerhin der beste des laufenden Kinojahres ist" und meint "Copie conforme" von Kiarostami, der in Deutschland unter dem Titel "Die Liebesfälscher" herauskommen wird. "Ramschig und x-beliebig", heißt es dazu weiter.
© Convergence Entertainment
Kritisches Ratatouille à la Ulrich GregorGäbe es eine Filmzeitschrift, in der er regelmäßig publizierte, wäre ich Stammleser. Seine Texte vom letztjährigen Fantasy Filmfest waren köstlich. Voller Humor, Fachwissen und analytischer Schärfe. Aber ich bin auch ein einfaches Gemüt. Mich freut es ja schon, wenn er im Zusammenhang mit dem uruguayischen Geisterhausfilm "The Silent House" Bob Koehler zitiert. "La casa mierda". Das beschissene Haus. Zustimmendes Schmunzeln. Ein kleiner Wunschtraum: Björn Lahrmann, Rüdiger Suchsland, Ulrich Kriest, Jochen Werner und Thomas Groh geben ein eigenes Filmmagazin heraus. Natürlich schriebe Hans Schifferle immer ausufernde Gastbeiträge. Aber eigentlich gab es genug Experimente auf dem Zeitschriftenmarkt, die schief gegangen sind. Eigentlich gibt es auch genug Filmzeitschriften, die nur die richtigen Autoren bekehren müssten. Vielleicht ist aber die imaginäre Zeitschrift, die ich mir aus ihren Meinungen im Netz zusammenbastle, die ideale. Denn dann kann ich die Podcast-Einwürfe eines Viktor Pop daruntermischen, das Ganze mit der Ferroni Brigade abschmecken und immer schön mit Katja Nicodemus, SigiGötz-Entertainment und Rochus Wolff nachwürzen. Ja, wenn es denn wenigstens eine vernünftige Suchmaske auf der Manifest-Seite für Lahrmanns Texte gäbe. Aber das hat diese Filmseite nicht exklusiv. Will man etwa Schnitt-Texte von Jochen Werner lesen, muss man sich auch dumm und dämlich suchen. Phantome waren sie. Phantome werden sie bleiben. Aber eben meine Phantome.
Link: - Die Liebesfälscher
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Freitag, 16. September 2011
Karina Longworths Toronto-Lieblingsfilm: "Damsels in Distress" (Whit Stillman)
schwanenmeister, 21:20h
Ich kann mich noch an die Zeit erinnern, da lief "The Last Days of Disco" durch die deutschen Kinomagazine und niemand wollte sich finden, den anzupreisen. Jetzt lese ich, dass Whit Stillman Kult ist. Umso besser, wollte ich doch immer schon einen Blick in "Last Days of Disco" werfen, weil Sonsee Neu in einer kleineren Rolle zu sehen ist. Und jeder neue Greta Gerwig-Film ist gesetzt. Wenn er Karina so gut gefallen hat, spricht das nicht gegen "Damsels in Distress".
Links: - L.A. Weekly, - Clip #1, - Clip #2
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schwanenmeister, 17:21h
In Mexiko wird die Tage zwischen "Miss Bala" und "We Are What We Are" entschieden, wenn es darum geht, den richtigen Vertreter zu den Oscars zu schicken. Wirklich keine schlechte Auswahl. Ich will nicht behaupten, dass die Kategorie des besten fremdsprachigen Films ganz plötzlich cool geworden ist. Aber es ist doch kein Zufall, wenn im letzten Jahr unter den fünf nominierten Filmen das wilde griechische Meisterwerk "Dogtooth" auftauchte. Ok, es gewann dann Susanne Bier mit dem Tränendrücker "In a Better World", aber hey, den hatte immerhin Drehbuchgott Anders Thomas Jensen geschrieben. Wenn man sich mit der Ungerechtigkeit abgefunden hat, dass die Welt nur fünf Startplätze in einer klein gehaltenen Nebenkategorie hat und dafür meist erschreckend einfallslose Hollywoodware mehrere Stunden in aller epischen Breite abgefeiert und beworben wird, dann macht das richtig Spaß.
Link: - Wikipedia
"Tanzt, tanzt - sonst sind wir verloren"Und zwar schon in der Vorauswahl-Phase, wenn die einzelnen Länder von Kommissionen brav ihre vielversprechendsten Werke einreichen lassen. Deutschland schickte nach "Die Fremde" in diesem Jahr Wim Wenders' Bausch-Hommage "Pina" ins Rennen, was mutig ist. Denn weder Hitler, Terroristen noch die Stasi kommen ausdrücklich vor. Dann ist es ein 3D-Dokumentarfilm. Das wird schwer, aber nicht unmöglich. Auf der Berlinale lagen die internationalen Filmkritiker der Filmerfahrung zu Füßen. Und so ging es beim Telluride-Festival, dem ersten echten Gradmesser der Oscar-Season, weiter. "Waltz with Bashir" wurde 2008 für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert. Auch das macht Hoffnung. Und dass Wenders für die Academy kein Fremder ist, sondern bereits 2000 einen Oscar für "Buena Vista Social Club" mit nach Hause nehmen durfte, könnte letztlich hilfreich sein. Die noch junge, im Oscarspiel eher unerfahrene Verleihfirma Sundance Selects bringt "Pina" in die US-Kino.
Von Palmen, Bären und LöwenDie aktuell größten Konkurrenten heißen "A Separation" (Iran) und "Le Havre" (Finnland). Festivalpreise schaden inzwischen nicht mehr. So haben etwa auch Griechenland ("Attenberg") und Ungarn ("The Turin Horse") auf ihre prämierten Aushängeschilder gesetzt. Der polnischen Einsendung von Agnieszka Hollands Weltkriegsdrama "In Darkness", das auch in Telluride gezeigt wurde, wird eine rosige Zukunft prophezeit. Aber wir stehen noch ganz am Anfang. Über sechzig Länder werden Filme einschicken. Nur knapp ein Drittel der Auswahl steht schon fest. "The Skin I Live In" von Almodóvar scheint in Spanien wahrscheinlich, nachdem er von der Oscarschmiede Sony Pictures Classics für den US-Markt gekauft wurde. Auch der israelische Film "Footnote" gehört zu ihrem Repertoire. Belgien wird wohl die Dardenne-Brüder mit "The Kid with a Bike" schicken. In der Türkei deutete einiges auf das Epos "Once Upon a Time in Anatolia" hin. Die schmächtige Kategorie des besten fremdsprachigen Films ist zu einem Stell-dich-ein der Festival-Darlings geworden, die dann aber wiederum nicht selten von Out-of-the-Blue-Nennungen verdrängt werden. Exotik und großes Gefühlskino spielen keine untergeordnete Rolle. Es bleibt spannend.
Link: - Wikipedia
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schwanenmeister, 14:30h
Gestern lief RP Kahls "Bedways" auf Arte. Ein viel tollerer Film, wenn man ihn ein zweites Mal schaut. Ich musste viel an Oskar Roehlers "Silvester Countdown" denken, wo Rolf Peter gleichzeitig Produzent und Hauptdarsteller war. Aber auch daran, dass jetzt ein paar tausend Zapper mehr diesen von der Kritik gefeierten Film kennen. 2010 war kein schlechtes Jahr für die German Sexploitation. Zusammen mit "Schmutziger Süden" und "Engel mit schmutzigen Flügeln" bildete "Bedways" ein herrlich seltsames Triptychon deutschen Filmschaffens unter der allgemeinen Wahrnehmungsgrenze. Daniel Bickermann zitierte in seiner wundervoll knappen Schnitt-Kritik David Cronenberg: "Long Live the New Flesh!" Rüdiger Suchsland entdeckte für mich den Film auf der Berlinale. Es war aber auch einer der wenigen Fälle, dass Variety berauscht von einem deutschen Film berichtete. Bei den Amis war dann auch zu lesen, wie es mit Kahl weitergehen sollte.
Links: - Deadline, - Variety, - Schnitt
"Was geht?" - "Ne Menge!"Die kleinen Berliner Filmschmieden Independent Partners Films und Mogador Films wollten dessen neuen Film "The Lost Love" stemmen. "The supernatural thriller follows a woman who has lost the ability to feel and who is ready to kill in her search for love and passion", heißt es da. Melanie Kretschmann sollte die Hauptrolle spielen. In Jochen Werners aufschlussreichem Deadline-Interview verrät RP Kahl zur Director's Cut-Veröffentlichung seines Debütfilms "Angel Express" augenzwinkernd, er habe zusätzlich das Ende seiner Berlin-Trilogie für 2022 und eine Buchadaption, wenn er 60 Jahre alt wird, im Blick. Aber er stehe genialen Drehbüchern, die gerne hereinflattern dürfen, total offen gegenüber. Ich fände es ja ganz cool, wenn RP Kahl demnächst den RomCom-Reigen um Schweiger, Fitz und Schweighöfer etwas aufmischen würde. Darkrooms und Fußmassagen haben noch keinem Film geschadet!
Links: - Deadline, - Variety, - Schnitt
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schwanenmeister, 04:02h
Ja, es ist eine Schande, dass ich "Das rote Zimmer" immer noch nicht gesehen habe. Aber zumindest studiere ich regelmäßig und voller Eifer Ulrich Kriests Thome-Lesebuch "Formen der Liebe". Ich erfreue mich aktuell am allermeisten an Olaf Möllers Gespräch mit Klaus Lemke über Thome. Denn dort kann man noch wirklich etwas über authentische Filmgeschichte und die noch authentischere Legendenbildung lernen. Es ist ja auch ein unglaublich gut besetztes Best-of der deutschen Filmkritikerzunft, das da zusammen gefunden hat. Am schönsten schreibt der Meister aber selbst - etwa in seinem Blog: "Ich gestehe ihr auch, dass ich, als ich das Drehbuch vor zwei Jahren schrieb, stark daran gedacht habe, dass INS BLAUE mein letzter Film sein sollte. Und dass ich jetzt wieder daran denke, wenn irgendwie möglich, noch gut zehn weitere Filme zu drehen."
Link: - Thome-Blog
Link: - Thome-Blog
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Dienstag, 13. September 2011

schwanenmeister, 00:27h
"Not since Tony Jaa has an action star exploded onto the world stage with such fireworks. And as he demonstrates in The Raid, Iko Uwais has the potential to be twice the star", schreibt Twitch Film. "I had no expectations, and no idea how hard my ass was going to get kicked by this Indonesian action movie. This is the best action film I’ve seen in years", schwärmt Slashfilm. "Holy shit I haven't seen an action movie this good in years! I felt that way only 30 minutes in, but after the full 100 minutes, I still felt the same and had to exclaim that here, right upfront, because it deserves that much praise", schwurbelt First Showing. Egal, welchen amerikanischen Movie Blog man derzeit liest, man stolpert immer über den kleinen indonesischen Actioner "The Raid". Überall stehen die gleichen Superlative - als ob dahinter eine riesige Werbemaschinerie steckt.
Und es stimmt auch. Denn dahinter steht niemand geringeres als der Weltkonzern Sony, der sich frühzeitig, nach ersten Ausschnitten in Cannes, die Verleih- und Remakerechte für "The Raid" sicherte. Daran ist nichts verwerfliches. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, dass ein asiatischer Actionfilm mit Power in den amerikanischen Kinomarkt gedrängt wird, vor allem wenn er so kompromisslos und blutrünstig ausschaut. Aber da fangen meine ersten kleineren Probleme schon an. Eine Spezialeinheit, die sich in einer einzigen Adrenalinhatz durch ein mehrstöckiges Gebäude voller ultrabrutaler Gangster kämpfen muss. Moment, den Film kenne ich schon. Er heißt "Revenge of the Warrior", Tony Jaa spielte die Hauptrolle. Und der brauchte dafür weder Knarren, noch Macheten. Wie nun aber der "The Raid"-Trailer den Gore und die halsbrecherischen Stunts verkauft, lässt darauf schließen, dass im Film noch weniger Wert auf Handlung und Figuren gelegt wird. Aber ehrlich, noch weniger Wert darauf als etwa "Ong-Bak" oder "Revenge of the Warrior"? Das verträgt kein guter Film. So etwas heißt auch "Chocolate" und müffelt.
Und dann stand auch noch eine der ersten wahnsinnig begeisterten Kritiken im Hollywood Reporter. Dort schrieb David Rooney: "Ultra-violent action movies don’t get much more exciting or inventive than this kick-ass feature from Indonesia." Ehrlich, das ist für mich jenseits einer Entdeckung, das ist die ähnliche Hollywood'sche Dröhnung, die bei teuren Blockbustern über die Blogs ausgestrahlt wird. Die trägt "The Raid" selbst in die kleinsten deutschen Blogs und Foren. Und es geht weiter: Das Linkin Park-Bandmitglied Mike Shinoda soll für den US-Markt einen neuen, noch trendigeren Score beisteuern. Ich kann nur schreiben: Herzlichen Glückwunsch, Sony, für diesen Netz-Coup! Aber mich persönlich hat das ganze Theater mehr abgeturnt, als angemacht. Normalerweise interessieren mich die Highlights der Midnight Madness-Reihe aus Toronto sehr. Aber nicht so. Deutlich mehr interessieren mich die bisher eher buzzlosen "Sleepless Night", "The Day" und "Livid".
Nachtrag: Dass der kanadische Twitch Film-Chef Todd Brown mit der US-Firma XYZ Films auch hinter "The Raid" steht und die Fäden zieht, erklärt zusätzlich den so organisiert wirkenden Buzz. Das hat schon ein Geschmäckle. Der Filmkritiker hinter der einflussreichsten Genreseite des Internets ist ausführender Produzent eines idonesischen Actioner, der in Toronto von seinen Kollegen abgefeiert wird. Also nee!
Links: - IMDb, - Trailer
Und es stimmt auch. Denn dahinter steht niemand geringeres als der Weltkonzern Sony, der sich frühzeitig, nach ersten Ausschnitten in Cannes, die Verleih- und Remakerechte für "The Raid" sicherte. Daran ist nichts verwerfliches. Eigentlich sollte ich mich darüber freuen, dass ein asiatischer Actionfilm mit Power in den amerikanischen Kinomarkt gedrängt wird, vor allem wenn er so kompromisslos und blutrünstig ausschaut. Aber da fangen meine ersten kleineren Probleme schon an. Eine Spezialeinheit, die sich in einer einzigen Adrenalinhatz durch ein mehrstöckiges Gebäude voller ultrabrutaler Gangster kämpfen muss. Moment, den Film kenne ich schon. Er heißt "Revenge of the Warrior", Tony Jaa spielte die Hauptrolle. Und der brauchte dafür weder Knarren, noch Macheten. Wie nun aber der "The Raid"-Trailer den Gore und die halsbrecherischen Stunts verkauft, lässt darauf schließen, dass im Film noch weniger Wert auf Handlung und Figuren gelegt wird. Aber ehrlich, noch weniger Wert darauf als etwa "Ong-Bak" oder "Revenge of the Warrior"? Das verträgt kein guter Film. So etwas heißt auch "Chocolate" und müffelt.
Und dann stand auch noch eine der ersten wahnsinnig begeisterten Kritiken im Hollywood Reporter. Dort schrieb David Rooney: "Ultra-violent action movies don’t get much more exciting or inventive than this kick-ass feature from Indonesia." Ehrlich, das ist für mich jenseits einer Entdeckung, das ist die ähnliche Hollywood'sche Dröhnung, die bei teuren Blockbustern über die Blogs ausgestrahlt wird. Die trägt "The Raid" selbst in die kleinsten deutschen Blogs und Foren. Und es geht weiter: Das Linkin Park-Bandmitglied Mike Shinoda soll für den US-Markt einen neuen, noch trendigeren Score beisteuern. Ich kann nur schreiben: Herzlichen Glückwunsch, Sony, für diesen Netz-Coup! Aber mich persönlich hat das ganze Theater mehr abgeturnt, als angemacht. Normalerweise interessieren mich die Highlights der Midnight Madness-Reihe aus Toronto sehr. Aber nicht so. Deutlich mehr interessieren mich die bisher eher buzzlosen "Sleepless Night", "The Day" und "Livid".
Nachtrag: Dass der kanadische Twitch Film-Chef Todd Brown mit der US-Firma XYZ Films auch hinter "The Raid" steht und die Fäden zieht, erklärt zusätzlich den so organisiert wirkenden Buzz. Das hat schon ein Geschmäckle. Der Filmkritiker hinter der einflussreichsten Genreseite des Internets ist ausführender Produzent eines idonesischen Actioner, der in Toronto von seinen Kollegen abgefeiert wird. Also nee!
Links: - IMDb, - Trailer
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Freitag, 9. September 2011

schwanenmeister, 21:33h
"That FAUST is able to take place before these works about real men allows us finally to see the origins, the temptation, the decision and the precipice of the descent—and since we are yet before hell, the path to get there is, remarkably, a vibrantly soulful, terrible and funny feast." (Daniel Kasman, Mubi.com) "Certain moments, like Faust courting Margarethe whose expression in a huge, gradually discoloring close-up, are breathtaking, others, like the vast frozen spaces that Faust is facing at the end, truly scary." (Dan Fainaru, Screen Daily) "Sokurov's FAUST is a flawless piece of filmmaking, surely a front-runner for the top prize here in Venice." (Kieron Corless, Sight & Sound) "Walkouts galore in Sokurov's FAUST (C-). And no wonder: like being trapped in an elevator with Terry Gilliam's id, rendered in AlgaeVision." (Guy Lodge, In Contention) "Die Geschichte soll zurückgedreht werden, durch Hitler hindurch vor Hitler zur halbherzigen Unschuld eines Murnau zurück. Also das Gegenteil von 'Von Caligari zu Hitler': Von Hitler zu Caligari, besser zu Murnau." (Rüdiger Suchsland, Negativ) "Das Wechselspiel von Adasinskiy und Zeiler ist jedenfalls bestechend, und FAUST zählt zu den Höhepunkten der zweiten Hälfte der Konkurrenz." (Christoph Huber, Die Presse) "Wenn dieser Film ohne Preis ausgehen sollte, bin ich der Jury ernsthaft böse. Das schreibe ich nicht aus Patriotismus, sondern weil ich eine so kühne, freie, verstiegene Adaption des Stoffs noch nicht gesehen habe." (Cristina Nord, taz) "Goethes Verse werden herbeizitiert, auseinandergenommen, von einer Figur auf die andere übertragen, modifiziert und erweitert. Ein Gefühl von dramaturgischer Strukturierung, von einzelnen Akten, geht einem dabei verloren, stattdessen zieht einen der Film in sich ausbreitende visuelle und erzählerische Kreise hinein." (Felicitas Kleiner, Filmdienst) "Sokurovs FAUST, soeben mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, war mir zu manieriert, gewissermaßen auch zu 'sokurovesk'. Die Farben, das Stimmengeraune, die verzerrten und verspiegelten Objektivaufnahmen, das Somnambule, das war alles wie gehabt." (Barbara Schweizerhof, epd-Film) "The expressionistic filmmaking lets loose in an idiosyncratic style of chaotic slapstick, in which frenetic theatrical acting contrasts with deformed visuals that can barely contain the actors." (Deborah Young, Hollywood Reporter)
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Mittwoch, 7. September 2011

schwanenmeister, 21:40h
Die Nachricht des Tages ist natürlich, dass das Fantastic Fest - nicht wirklich überraschend - den Zuschlag für "The Human Centipede II: Full Sequence" als Eröffnungsfilm bekommen hat. Darüber hinaus würde man aber auch gerne ein Ticket nach Austin, Texas buchen. Jedes Jahr wächst das Fantastic Fest nämlich mehr zum Trendsetter für Genrefans heran, was auch kein Wunder ist, weil die Hälfte der Internet-Meinungsmacher inzwischen für Festival-Chef Tim League arbeitet. Ob die Aintitcool-Crew um Harry Knowles, der ehemalige CHUD-Kritiker Devin Faraci oder Todd Brown von Twitch Film - sie alle unterstützen, wo sie können. Und gemeinsam werden die Netz-Geeks währenddessen wieder für den nötigen Buzz sorgen, der erklären wird, warum die begrenzten Programm-Slots international so heiß begehrt sind. Eingeladen wird aber nur, was den Machern abgefahren genug und anders erscheint. Das Fantastic Fest ist das Telluride-Festival für Exploitation-Freunde geworden.
Da schockt es auch nicht, dass Tim League so jemanden wie das ehemalige Serien- und Kinosternchen Kristen Bell als Vorzeigegesicht für sein Programm gewinnen konnte. Während also Veronica Mars nun die Ansagen übernimmt und offiziell als neuer Director vorgestellt wird, zieht League im Verborgenen die Fäden. Zu seinen größten Coups des aktuellen Jahrgangs wird man sicherlich die schon mit zahlreichen Schlagzeilen dekorierte Fortsetzung des regelrecht sagenumwobenen menschlichen Tausendfüßlers zählen. Noch mehr begeistert mich aber ehrlich gesagt die Lucio Fulci-Retrospektive ("Woodoo", "Das Haus an der Friedhofmauer") und die potenziellen Toronto-Highlights "Livid", "Sleepless Night" und "The Day". Dazu kommt, dass die erfolgreiche Aufnahme ins Fantastic Festival-Programm mittlerweile einem echten Qualitätsstempel entspricht. Wenn also kleine deutschsprachige Produktionen wie der großartige Schweizer Film "Sennentuntschi", der noch bessere Berlin-Film "Urban Explorer" oder der im letzten Jahr völlig übersehene "Snowman's Land" in der Liste auftauchen, wird auch deren internationaler Marktwert stärker aufgewertet.
Aber wohin man greift, man findet etwas Lohnenswertes. Und wenn nicht, dann ist es zumindest etwas, was man nicht alle Tage geboten bekommt. "Beyond the Black Rainbow", ein mysteriöser Sci-Fi-Film, der sehr an 1970er-Kultfilme wie "Logan's Run" erinnert, ist zum Beispiel so ein Fall von Film, bei dem nur die bloße Fantastic Fest-Nennung im Zusammenwirken mit einem Still-Foto ausreichte, um mich für das Projekt zu gewinnen. Der asiatische Film "Body Temperature" soll das Werk geworden sein, zu dem sich "Lars and the Real Girl" nicht getraut hat. Es läuft das nächste skandinavische Filmphänomen nach "The Girl with the Dragon Tattoo", nämlich die in Deutschland noch völlig unbekannte Bestsellerverfilmung "Headhunters". Dazu der kubanische Zombiefilm "Juan of the Dead". Aber nicht nur deutschsprachige Festivalfilme bekommen im Best-of des Fantastic Fest Kudos: Auch alte Bekannte wie "The Innkeepers", "The Loved Ones", "New Kids Turbo" oder "The Yellow Sea" finden ein Zuhause. In Ausnahmefällen schert man sich nicht um das Haltbarkeitsdatum. Das spricht für die Integrität des Programms.
Link: - Programm, - Fantastic Fest
Da schockt es auch nicht, dass Tim League so jemanden wie das ehemalige Serien- und Kinosternchen Kristen Bell als Vorzeigegesicht für sein Programm gewinnen konnte. Während also Veronica Mars nun die Ansagen übernimmt und offiziell als neuer Director vorgestellt wird, zieht League im Verborgenen die Fäden. Zu seinen größten Coups des aktuellen Jahrgangs wird man sicherlich die schon mit zahlreichen Schlagzeilen dekorierte Fortsetzung des regelrecht sagenumwobenen menschlichen Tausendfüßlers zählen. Noch mehr begeistert mich aber ehrlich gesagt die Lucio Fulci-Retrospektive ("Woodoo", "Das Haus an der Friedhofmauer") und die potenziellen Toronto-Highlights "Livid", "Sleepless Night" und "The Day". Dazu kommt, dass die erfolgreiche Aufnahme ins Fantastic Festival-Programm mittlerweile einem echten Qualitätsstempel entspricht. Wenn also kleine deutschsprachige Produktionen wie der großartige Schweizer Film "Sennentuntschi", der noch bessere Berlin-Film "Urban Explorer" oder der im letzten Jahr völlig übersehene "Snowman's Land" in der Liste auftauchen, wird auch deren internationaler Marktwert stärker aufgewertet.
Aber wohin man greift, man findet etwas Lohnenswertes. Und wenn nicht, dann ist es zumindest etwas, was man nicht alle Tage geboten bekommt. "Beyond the Black Rainbow", ein mysteriöser Sci-Fi-Film, der sehr an 1970er-Kultfilme wie "Logan's Run" erinnert, ist zum Beispiel so ein Fall von Film, bei dem nur die bloße Fantastic Fest-Nennung im Zusammenwirken mit einem Still-Foto ausreichte, um mich für das Projekt zu gewinnen. Der asiatische Film "Body Temperature" soll das Werk geworden sein, zu dem sich "Lars and the Real Girl" nicht getraut hat. Es läuft das nächste skandinavische Filmphänomen nach "The Girl with the Dragon Tattoo", nämlich die in Deutschland noch völlig unbekannte Bestsellerverfilmung "Headhunters". Dazu der kubanische Zombiefilm "Juan of the Dead". Aber nicht nur deutschsprachige Festivalfilme bekommen im Best-of des Fantastic Fest Kudos: Auch alte Bekannte wie "The Innkeepers", "The Loved Ones", "New Kids Turbo" oder "The Yellow Sea" finden ein Zuhause. In Ausnahmefällen schert man sich nicht um das Haltbarkeitsdatum. Das spricht für die Integrität des Programms.
Link: - Programm, - Fantastic Fest
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Dienstag, 6. September 2011

schwanenmeister, 15:16h
Das sind doch mal Erkenntnisse: Ich bin definitiv noch nicht zu alt für diesen Scheiß! Aber die Jahre, in denen ich mir vier Filme am Stück hinter die Binde kippen konnte, scheinen unwiederbringlich vorbei zu sein. Gediegene Double Features dominierten mein so kleines wie feines Programm. Große Teile des Fantasy Filmfest-Angebots gibt es mittlerweile ja schon vorher auf ausländischen DVDs einzusammeln, was ein Abturner sein kann. Und doch gibt es fast nichts schöneres, als einige der wichtigsten Genreperlen des Jahres, wie etwa "The Innkeepers", "Kill List" oder "Urban Explorer", vorzeitig im vollbesetzten Kinosaal unter Gleichgesinnten entdecken zu dürfen. Mit minimalem Vorwissen und offenen, kindlichen Augen. Da mag das Frankfurter Metropolis durch Wegrationalisierung der Meinungs-Pinnwände noch so sehr daran arbeiten, das Fantasy Filmfest optisch komplett in den trüben Blockbuster-Alltag des Multiplexes einzugliedern - der nerdige Spirit der Dauerkartenträger ist nicht klein zu kriegen.
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Sonntag, 4. September 2011

schwanenmeister, 15:36h
"Point Blank" (Fred Cavayé) ★★★
"Á bout portant" ist ein grundsolider Thriller im klassischen Stile von Alfred Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte", an dem der doch sehr charismatische Hauptdarsteller Gilles Lellouche und die Genrewolke, die ihn umgibt, am interessantesten sind. Sieht man sich nur Lellouches Filmografie an, erahnt man, wie vielfältig und anregend der aktuelle französische Genrefilm ist: "Anthony Zimmer", "Kein Sterbenswort", "Die Kammer der toten Kinder", "Public Enemy No. 1", "Adèle und das Geheimnis des Pharaos" und "Kleine wahre Lügen", um nur einmal die Highlights zu nennen. Die eine Hälfte davon sind Lieblingsfilme von mir, aus der anderen Hälfte hat Hollywood Remakes versucht. Ein bisschen ironisch ist es da schon, dass sein neuester Film den internationalen Verleihtitel "Point Blank" trägt, was bekanntlich einer der wichtigsten Klassiker des amerikanischen Gangsterfilms ist. Nun, es gibt keinerlei Berührungspunkte. Und doch wirkt der französische "Point Blank" wie eine gekonnte Abkupferung - aber aus seinem eigenen Land. Der unschuldige Bürger, der in eine politische Intrige hineingezogen wird und mit Angst und Überlebenswillen gerade noch die brenzligsten Situationen meistert. Ja, das kennt man doch besser und süchtiger machend etwa aus "Kein Sterbenswort". Aber wenn Lellouche für das Leben seiner hochschwangeren Frau einen angeschossenen Gangster aus dem Krankenhaus schleust, die zahlreichen Verwicklungen immer undurchsichtiger werden und der Zuschauer nicht mehr weiß, wem er jetzt trauen soll, dann macht "Point Blank" eine Menge Spaß und ist dabei gekonnt und ohne unnötige Mätzchen erzählt. Fred Cavayés Weg nach Hollywood ist vorgezeichnet, wurde doch schon sein Diane Kruger-Thriller "Ohne Schuld" von den Amis mit dem Prügelbarden Russell Crowe nachgedreht ("The Next Three Days"). Und der gute Gilles Lellouche taucht demnächst neben Noomi Rapace im neuen "Sherlock Holmes"-Blockbuster auf. Hollywood hat schon eine sehr verquere Art, europäischen Schauspieltalenten Tribut zu zollen; indem sie nämlich weitgehend in schlechten Nebenrollen verheizt werden.
"The Prey" (Eric Valette) ★★★
Mhm. Wieder grundsolide Thrillerkost aus Frankreich, wieder fehlt das Außergewöhnliche. Der kleine Entdecker in mir freute sich über einen in Teilen schön morricone-esken Soundtrack, die sehr heiße Alice Taglioni als investigative Polizistin mit gottgegebener weiblicher Intuition und Schießhemmung und den großen Sergi López in einer viel zu kleinen, eigentlich herrlich egalen Nebenrolle. Die Story um einen Bankräuber, der mit einem Kinderschänder im Knast sitzt und vorzeitig ausbrechen muss, da sein Bettkamerad scharf auf seine Familie ist, lebt von der kriminellen Energie des Pädophilen, als dieser fälschlicherweise nach Intervention seines Anwalts entlassen wird. Weniger interessiert die Hatz, die der Protagonist veranstaltet, um seine Frau und sein Kind zu retten. Zu sehr Profi ist der gute Mann, zu sehr kennt er sich mit Waffen und Schlossknacken aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er seinen Gegenspieler ausgemacht hat. Auch die Recherche der Polizei nervt zunehmend trotz attraktiven Ermittlerin. Die Staatsmacht lässt sich hier ablenken wie Schiedsrichter beim Wrestling. Natürlich sind sie hinter dem falschen Häftling her. Natürlich gibt es nur Eine, die es besser weiß. Und natürlich will ihr bis zuletzt niemand Glauben schenken. Nein, wenn "The Prey" fasziniert, dann durch die bizarr abstoßende Dynamik zwischen dem Kinderschänder und seiner herzallerliebsten Frau, die für ein eigenes kleines Kind wortwörtlich über Leichenberge geht. In dem Hollywoodfilm "Running Scared" mit Paul Walker gibt es eine ziemlich ähnliche Episode eines solchen Pädo-Pärchens, das in schalldichten Kinderzimmern mit Videokameras die unglaublichsten Grausamkeiten anstellen, die unsere Fantasie zulassen. Und auch dort war bereits das größte Problem, dass die Kinderschänder zu unmenschlichen Monstren aufgebauscht werden. So sehr, dass sie letztlich nicht mehr sind als emotionale Punching Balls, an denen sich die Volksseele abreagieren kann. Wenn ich dagegen etwa Stefan Kurts Molesch-Figur in der Serienkiller-Geschichte "Eine Minute Dunkel" des "Dreileben"-Projekts der ARD halte, verflacht der schicke französische Thriller umso mehr.
"Á bout portant" ist ein grundsolider Thriller im klassischen Stile von Alfred Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte", an dem der doch sehr charismatische Hauptdarsteller Gilles Lellouche und die Genrewolke, die ihn umgibt, am interessantesten sind. Sieht man sich nur Lellouches Filmografie an, erahnt man, wie vielfältig und anregend der aktuelle französische Genrefilm ist: "Anthony Zimmer", "Kein Sterbenswort", "Die Kammer der toten Kinder", "Public Enemy No. 1", "Adèle und das Geheimnis des Pharaos" und "Kleine wahre Lügen", um nur einmal die Highlights zu nennen. Die eine Hälfte davon sind Lieblingsfilme von mir, aus der anderen Hälfte hat Hollywood Remakes versucht. Ein bisschen ironisch ist es da schon, dass sein neuester Film den internationalen Verleihtitel "Point Blank" trägt, was bekanntlich einer der wichtigsten Klassiker des amerikanischen Gangsterfilms ist. Nun, es gibt keinerlei Berührungspunkte. Und doch wirkt der französische "Point Blank" wie eine gekonnte Abkupferung - aber aus seinem eigenen Land. Der unschuldige Bürger, der in eine politische Intrige hineingezogen wird und mit Angst und Überlebenswillen gerade noch die brenzligsten Situationen meistert. Ja, das kennt man doch besser und süchtiger machend etwa aus "Kein Sterbenswort". Aber wenn Lellouche für das Leben seiner hochschwangeren Frau einen angeschossenen Gangster aus dem Krankenhaus schleust, die zahlreichen Verwicklungen immer undurchsichtiger werden und der Zuschauer nicht mehr weiß, wem er jetzt trauen soll, dann macht "Point Blank" eine Menge Spaß und ist dabei gekonnt und ohne unnötige Mätzchen erzählt. Fred Cavayés Weg nach Hollywood ist vorgezeichnet, wurde doch schon sein Diane Kruger-Thriller "Ohne Schuld" von den Amis mit dem Prügelbarden Russell Crowe nachgedreht ("The Next Three Days"). Und der gute Gilles Lellouche taucht demnächst neben Noomi Rapace im neuen "Sherlock Holmes"-Blockbuster auf. Hollywood hat schon eine sehr verquere Art, europäischen Schauspieltalenten Tribut zu zollen; indem sie nämlich weitgehend in schlechten Nebenrollen verheizt werden.
"The Prey" (Eric Valette) ★★★
Mhm. Wieder grundsolide Thrillerkost aus Frankreich, wieder fehlt das Außergewöhnliche. Der kleine Entdecker in mir freute sich über einen in Teilen schön morricone-esken Soundtrack, die sehr heiße Alice Taglioni als investigative Polizistin mit gottgegebener weiblicher Intuition und Schießhemmung und den großen Sergi López in einer viel zu kleinen, eigentlich herrlich egalen Nebenrolle. Die Story um einen Bankräuber, der mit einem Kinderschänder im Knast sitzt und vorzeitig ausbrechen muss, da sein Bettkamerad scharf auf seine Familie ist, lebt von der kriminellen Energie des Pädophilen, als dieser fälschlicherweise nach Intervention seines Anwalts entlassen wird. Weniger interessiert die Hatz, die der Protagonist veranstaltet, um seine Frau und sein Kind zu retten. Zu sehr Profi ist der gute Mann, zu sehr kennt er sich mit Waffen und Schlossknacken aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis er seinen Gegenspieler ausgemacht hat. Auch die Recherche der Polizei nervt zunehmend trotz attraktiven Ermittlerin. Die Staatsmacht lässt sich hier ablenken wie Schiedsrichter beim Wrestling. Natürlich sind sie hinter dem falschen Häftling her. Natürlich gibt es nur Eine, die es besser weiß. Und natürlich will ihr bis zuletzt niemand Glauben schenken. Nein, wenn "The Prey" fasziniert, dann durch die bizarr abstoßende Dynamik zwischen dem Kinderschänder und seiner herzallerliebsten Frau, die für ein eigenes kleines Kind wortwörtlich über Leichenberge geht. In dem Hollywoodfilm "Running Scared" mit Paul Walker gibt es eine ziemlich ähnliche Episode eines solchen Pädo-Pärchens, das in schalldichten Kinderzimmern mit Videokameras die unglaublichsten Grausamkeiten anstellen, die unsere Fantasie zulassen. Und auch dort war bereits das größte Problem, dass die Kinderschänder zu unmenschlichen Monstren aufgebauscht werden. So sehr, dass sie letztlich nicht mehr sind als emotionale Punching Balls, an denen sich die Volksseele abreagieren kann. Wenn ich dagegen etwa Stefan Kurts Molesch-Figur in der Serienkiller-Geschichte "Eine Minute Dunkel" des "Dreileben"-Projekts der ARD halte, verflacht der schicke französische Thriller umso mehr.
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Samstag, 3. September 2011

schwanenmeister, 21:10h
"Attack the Block" (Joe Cornish) ★★★
Der Brite Edgar Wright hat aktuell die Scheiße am Schuh. Egal ob der ehemals umfeierte und immer noch von den Geeks dieser Welt hofierte Regisseur von "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" im Moment etwa als Regisseur, Produzent oder auch nur Buddy auftritt: seine Beteiligungen bringen Pech. Zu dem gigantischen Flop "Grindhouse" steuerte er in freundschaftlicher Verbundenheit mit Tarantino den Fake-Trailer "Don't" bei. Sein eigenes ambitioniertes Hollywoodprojekt "Scott Pilgrim vs. the World" scheiterte sowohl künstlerisch als auch kommerziell. Und auch bei seinem neuesten Film, "Attack the Block", welchen er als ausführender Produzent betreute, ließen ihn die Zuschauer im Stich. Ob dieses Pech auch auf Spielbergs angedachten Welt-Blockbuster "Tim & Struppi" übergehen wird, muss sich zeigen. Jedenfalls schrieben dort jener Wright gemeinsam mit dem "Attack the Block"-Regisseur Joe Cornish das Drehbuch. Wie die beiden den Job bekamen, für Spielberg und Jackson einen der berühmtesten europäischen Comichelden für das Kinojahr 2011 aufzupolieren? Es könnte unter anderem mit "Attack the Block" zu tun haben, diesem Alieninvasions-Film im Ghetto. Man könnte auch Ghetto-Goonies kalauern und dem Ganzen irgendwie gerecht werden. Denn "Attack the Block" ist weit davon entfernt, ein großer Wurf zu sein. Er macht ganz gut Spaß, hauptsächlich dadurch, dass er kleine "böse" Gangster gute Sachen tun lässt. In Süd-London stürzen also Aliens ab. Bevor sie aber ihre Raserei beginnen können, werden sie schon kalt gestellt. Sie haben sich nämlich die falsche Gegend ausgesucht. Das ist dann weder spannend, noch gruselig, da man die Monster von Anfang an im vollen Umfang zu sehen bekommt. Der Zuschauer weiß, wie einfach sie doch zu töten sind. Und zu allem Überfluss sehen die knuddeligen Monster aus dem Weltraum mit ihren phosphorisierenden Gebissen auch noch so aus, als wären sie aus dem Stickeralbum der kleinen Schwester entwischt. Kindergarten, wenn man sie mit den deutlich knuddeligeren 1980er-Jahre-Kultmonstern wie den Critters, den Gremlins oder gleich den Ewoks vergleicht, die dagegen aber auch wussten, echten Terror zu verbreiten. Die junge Gang rettet den Tag und den Film. Wer Spaß daran hat, kann auch noch die London-Riots aus der Realität in den filmischen Wohnblöcken ausmachen. Aber es ist vor allem John Boyega, der charismatische und schweigsame Anführer der Gruppe, der den Film auf seinen Schultern trägt und wohl bald ein ganz Großer wird. Er spielt nämlich wie ein junger Denzel Washington. Aus "Attack the Block" wiederum wird nur recht brauchbare Filmware für einen Videoabend.
"Shaolin" (Benny Chan) ★½
Martial Arts-Kino zum Abgewöhnen. Ja, Hongkong-Bombast ohne Herz, aber hauptsächlich für die Seele des chinesischen Staates. Immer noch die rassistische Attitüde gegen die bösen Ausländer, die das Land der Mitte korrumpieren wollen. Damals, in den Shaw Brothers-Filmen der 1970er-Jahre, sah man darüber gerne hinweg, wenn Gordon Liu und Wang Yu nur ordentlich die Knochen knacken ließen. In "Shaolin" schreit einen der Ausländerhass aber wegen der dünnen Geschichte und den papierenen Figuren geradezu an. Feinste Genreperlen wie "Detective Dee and the Mystery of the Phantom Flame", "Reign of Assassins" oder "Wu Xia" hatten wieder Heißhunger auf stilsichere Kampfkunst aus Fernost gemacht. "Shaolin" spuckt dem Ganzen in die fein gewürzte Suppe. Dabei gab es keinen echten Buzz um den Film. Einzig der Trailer sprach mich an. Und er war eben Teil des Fantasy Filmfests. Warum frage ich mich jetzt? Vielleicht reichen manchem die Statistenheere, die Explosionen oder dass Jackie Chan in einer selten dämlichen Rolle als clownesker Gemüsekoch zu sehen ist. Was für einen ruhmreichen Auftritt bekam Jimmy Wang Yu dieses Jahr in "Wu Xia" spendiert. Wie peinlich nimmt sich dagegen das Herumgeblödel von Jackie hier aus. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Chan dem Regisseur noch einen Gefallen schuldig gewesen sein muss. Es geht um einen grausamen Herrscher (Andy Lau), der Opfer einer Intrige seiner rechten Hand (eine Entdeckung: Nicholas Tse) wird, wobei er der Familie und der Macht beraubt wird. Zur Läuterung geht er ins Kloster, lässt sich Kung Fu beibringen und kämpft an der Seite der Mönche gegen seine alten Lakaien, die mittlerweile Geschäfte mit den fiesen Ausländern machen. Um die Subtilität der Geschichte zu unterstreichen, sei nur einmal kurz der Hinterhalt geschildert, in den Andy Lau mit seiner Familie gerät: Dort jagen ihn nämlich unzählige äxteschwingende Wahnsinnige auf Kutschen durch das Restaurant über die Steppe, bis er sich an einem Berganhang verstecken kann. Man fragt sich nur anfangs, warum Lau bei einem Treffen, wo er selbst plante, seinen Konkurrenten zu ermorden, im Vorfeld nicht bessere Schutzmaßnahmen getroffen hat. Solch offensichtliche Aggressoren hätten für den mächtigsten Mann der Region eigentlich kein Problem darstellen dürfen. Vor allem die Figuren sind schrecklich eindimensional gezeichnet. Entfernt erinnern sie an die Takashi Miike-Schule im überschätzten Genrewerk "Thirteen Assassins". Die Protagonisten bleiben auf Distanz, weil sie nicht mehr als austauschbare Klischees sind, die einer plumpen Botschaft zu dienen haben. Hail to China. Die Action ist so blutleer wie unspektakulär. Die Überlänge tut ihr übriges. "Shaolin" ist ein seelenloses Kitschprodukt vom Fließband. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Der Brite Edgar Wright hat aktuell die Scheiße am Schuh. Egal ob der ehemals umfeierte und immer noch von den Geeks dieser Welt hofierte Regisseur von "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" im Moment etwa als Regisseur, Produzent oder auch nur Buddy auftritt: seine Beteiligungen bringen Pech. Zu dem gigantischen Flop "Grindhouse" steuerte er in freundschaftlicher Verbundenheit mit Tarantino den Fake-Trailer "Don't" bei. Sein eigenes ambitioniertes Hollywoodprojekt "Scott Pilgrim vs. the World" scheiterte sowohl künstlerisch als auch kommerziell. Und auch bei seinem neuesten Film, "Attack the Block", welchen er als ausführender Produzent betreute, ließen ihn die Zuschauer im Stich. Ob dieses Pech auch auf Spielbergs angedachten Welt-Blockbuster "Tim & Struppi" übergehen wird, muss sich zeigen. Jedenfalls schrieben dort jener Wright gemeinsam mit dem "Attack the Block"-Regisseur Joe Cornish das Drehbuch. Wie die beiden den Job bekamen, für Spielberg und Jackson einen der berühmtesten europäischen Comichelden für das Kinojahr 2011 aufzupolieren? Es könnte unter anderem mit "Attack the Block" zu tun haben, diesem Alieninvasions-Film im Ghetto. Man könnte auch Ghetto-Goonies kalauern und dem Ganzen irgendwie gerecht werden. Denn "Attack the Block" ist weit davon entfernt, ein großer Wurf zu sein. Er macht ganz gut Spaß, hauptsächlich dadurch, dass er kleine "böse" Gangster gute Sachen tun lässt. In Süd-London stürzen also Aliens ab. Bevor sie aber ihre Raserei beginnen können, werden sie schon kalt gestellt. Sie haben sich nämlich die falsche Gegend ausgesucht. Das ist dann weder spannend, noch gruselig, da man die Monster von Anfang an im vollen Umfang zu sehen bekommt. Der Zuschauer weiß, wie einfach sie doch zu töten sind. Und zu allem Überfluss sehen die knuddeligen Monster aus dem Weltraum mit ihren phosphorisierenden Gebissen auch noch so aus, als wären sie aus dem Stickeralbum der kleinen Schwester entwischt. Kindergarten, wenn man sie mit den deutlich knuddeligeren 1980er-Jahre-Kultmonstern wie den Critters, den Gremlins oder gleich den Ewoks vergleicht, die dagegen aber auch wussten, echten Terror zu verbreiten. Die junge Gang rettet den Tag und den Film. Wer Spaß daran hat, kann auch noch die London-Riots aus der Realität in den filmischen Wohnblöcken ausmachen. Aber es ist vor allem John Boyega, der charismatische und schweigsame Anführer der Gruppe, der den Film auf seinen Schultern trägt und wohl bald ein ganz Großer wird. Er spielt nämlich wie ein junger Denzel Washington. Aus "Attack the Block" wiederum wird nur recht brauchbare Filmware für einen Videoabend.
"Shaolin" (Benny Chan) ★½
Martial Arts-Kino zum Abgewöhnen. Ja, Hongkong-Bombast ohne Herz, aber hauptsächlich für die Seele des chinesischen Staates. Immer noch die rassistische Attitüde gegen die bösen Ausländer, die das Land der Mitte korrumpieren wollen. Damals, in den Shaw Brothers-Filmen der 1970er-Jahre, sah man darüber gerne hinweg, wenn Gordon Liu und Wang Yu nur ordentlich die Knochen knacken ließen. In "Shaolin" schreit einen der Ausländerhass aber wegen der dünnen Geschichte und den papierenen Figuren geradezu an. Feinste Genreperlen wie "Detective Dee and the Mystery of the Phantom Flame", "Reign of Assassins" oder "Wu Xia" hatten wieder Heißhunger auf stilsichere Kampfkunst aus Fernost gemacht. "Shaolin" spuckt dem Ganzen in die fein gewürzte Suppe. Dabei gab es keinen echten Buzz um den Film. Einzig der Trailer sprach mich an. Und er war eben Teil des Fantasy Filmfests. Warum frage ich mich jetzt? Vielleicht reichen manchem die Statistenheere, die Explosionen oder dass Jackie Chan in einer selten dämlichen Rolle als clownesker Gemüsekoch zu sehen ist. Was für einen ruhmreichen Auftritt bekam Jimmy Wang Yu dieses Jahr in "Wu Xia" spendiert. Wie peinlich nimmt sich dagegen das Herumgeblödel von Jackie hier aus. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Chan dem Regisseur noch einen Gefallen schuldig gewesen sein muss. Es geht um einen grausamen Herrscher (Andy Lau), der Opfer einer Intrige seiner rechten Hand (eine Entdeckung: Nicholas Tse) wird, wobei er der Familie und der Macht beraubt wird. Zur Läuterung geht er ins Kloster, lässt sich Kung Fu beibringen und kämpft an der Seite der Mönche gegen seine alten Lakaien, die mittlerweile Geschäfte mit den fiesen Ausländern machen. Um die Subtilität der Geschichte zu unterstreichen, sei nur einmal kurz der Hinterhalt geschildert, in den Andy Lau mit seiner Familie gerät: Dort jagen ihn nämlich unzählige äxteschwingende Wahnsinnige auf Kutschen durch das Restaurant über die Steppe, bis er sich an einem Berganhang verstecken kann. Man fragt sich nur anfangs, warum Lau bei einem Treffen, wo er selbst plante, seinen Konkurrenten zu ermorden, im Vorfeld nicht bessere Schutzmaßnahmen getroffen hat. Solch offensichtliche Aggressoren hätten für den mächtigsten Mann der Region eigentlich kein Problem darstellen dürfen. Vor allem die Figuren sind schrecklich eindimensional gezeichnet. Entfernt erinnern sie an die Takashi Miike-Schule im überschätzten Genrewerk "Thirteen Assassins". Die Protagonisten bleiben auf Distanz, weil sie nicht mehr als austauschbare Klischees sind, die einer plumpen Botschaft zu dienen haben. Hail to China. Die Action ist so blutleer wie unspektakulär. Die Überlänge tut ihr übriges. "Shaolin" ist ein seelenloses Kitschprodukt vom Fließband. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
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schwanenmeister, 03:03h
"ALPS (A-) Dazzling formal freakout on nervy theme of 'substitution' expands on the absurdist comedy and compositional elegance of DOGTOOTH." (Guy Lodge, In Contention) "ALPS is great; a real puzzle but very rewarding. Another film to see cold." (Damon Wise, Empire) "I just bailed on ALPS after one hour. DOGTOOTH, ATTENBERG and this are, for me, all just the same nothingy nothingness. Blind spot?" (Neil Young, Hollywood Reporter) "Got gloriously lost in ALPS. Opaque, wicked-funny tale of bereavement gurus that puts the dead in deadpan. Smartest Venice film so far." (Xan Brooks, Guardian) "Brilliantly executed, Yorgos Lanthimos has managed to match if not surpass DOGTOOTH with his new film ALPS." (Kieron Corless, Sight & Sound) "Lanthimos gelingt damit einmal mehr ein ebenso irritierndes wie einnehmendes Generationsporträt." (Felicitas Kleiner, Filmdienst) "Result feels less innovative than its predecessors." (Boyd van Hoeji, Variety) "A truly original work and a masterpiece of contemporary existentialism, confirming Lanthimos as Europe’s most pertinent hope in an arthouse cinema suffocating in the alienation-boredom of Haneke et al." (Christoph Huber, Die Presse) "Shot with a brilliant understanding of widescreen composition, activating the entire space of the screen, ALPS has graphic, aesthetic confrontational power but fails to confront its own ideas." (Daniel Kasman, Mubi.com) "Ein kleiner, stiller Film im Wettbewerb läuft den großen Namen bisher den Rang ab." (Christiane Peitz, Tagesspiegel) "Zugleich ist ALPIS eine kluge Reflexion über Realismus im Kino, dessen Geschlossenheit er unentwegt aufbricht." (Dominik Kamalzadeh, Der Standard) "There were some, too, who were waving the flag for ALPS, which, despite its bold attitude, is familiar and not as pleasurable or stimulating as DOGTOOTH." (Dave Calhoun, Time Out London)
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Mittwoch, 31. August 2011

schwanenmeister, 14:54h
"The Innkeepers" (Ti West) ★★★½
Regisseur Ti West galt seit seinem chilligen Satans-Slasher "The House of the Devil" als einer der letzten Hoffnungsträger des amerikanischen Horrorfilms. Splat Pack-Größen wie Eli Roth und Rob Zombie hatten vor langer Zeit ihr Mojo verschossen. Der Mainstream-Horror verlor sich im unendlichen Sequel-, Reboot- und Prequel-Wahn, den ausländische Fachkräfte wie Alexandre Aja oder Marcus Nispel bewerkstelligten. Nur US-Boy Lucky McKee sprang dieses Jahr mit "The Woman" in die Bresche. Vielleicht ist es genau diese Last auf Ti Wests Schultern, die mich nach "The Innkeepers" doch mehr oder weniger enttäuscht im Kinosaal zurückließ. Der Begriff Mumblecore-"The Shining" fasst seinen Geisterhaus-Film beängstigend gut zusammen. Wie in "The House of the Devil" gibt es eine wahnsinnige Spannungskurve, die durch das Herumgammeln der Protagonisten auf die Spitze getrieben wird. Nur wird dieses Mal, in den letzten Tagen eines schäbigen Hotels, das kurz vor der Schließung steht und dessen verbliebene Angestellte zwei äußerst sympathische Slacker mit einem Hang zur Geisterjagd sind, eines deutlich: Im Vordergrund stehen nicht mehr der Horror und der Suspense, sondern die schief laufende Liebesgeschichte zwischen zwei befreundeten Arbeitskollegen. West inszeniert das blonde Model Sara Paxton, die mit gestrengem Seitenscheitel die etwas schusselige, aber immer niedliche und noch liebenswertere Claire spielt, als feuchte Geekfantasie. Die Kamera ist ganz vernarrt in ihre aufgerissene Jeans. Und jedes Mal wenn sie ihr Asthma-Spray aus der Tasche zieht, erinnert sie dabei an Sean Astin in "The Goonies" oder auch Jonathan Brandis in "Sidekicks". Das Asthma-Spray definierte die Nerds und Außenseiter im Hollywoodfilm der 1980er und frühen 1990er-Jahre. Bei Sara Paxton wird das Erkennungszeichen nun zum sexuellen Fetisch aufgeladen. Die Tragik von "The Innkeepers" liegt darin verborgen, dass Claire - die heimliche Liebe in Lukes Leben, mit der er sich blind versteht - seine Leidenschaft für Geister nicht nur adaptiert, sondern daran in einer Art Besessenheit letztlich zugrunde geht. Dieses sehr gegenwärtige Dilemma zwischen Internetpornos und Perspektivlosigkeit erzählt Ti West so humorvoll wie ökonomisch. Aber letztlich vertrug sich das bei mir nicht richtig mit dem allzu straighten und kantenlosen Horror-Plot. Ich habe aber Lust, bald einen zweiten Blick zu riskieren. Und "Cabin Fever 2" wird nachgeholt! Versprochen!
Regisseur Ti West galt seit seinem chilligen Satans-Slasher "The House of the Devil" als einer der letzten Hoffnungsträger des amerikanischen Horrorfilms. Splat Pack-Größen wie Eli Roth und Rob Zombie hatten vor langer Zeit ihr Mojo verschossen. Der Mainstream-Horror verlor sich im unendlichen Sequel-, Reboot- und Prequel-Wahn, den ausländische Fachkräfte wie Alexandre Aja oder Marcus Nispel bewerkstelligten. Nur US-Boy Lucky McKee sprang dieses Jahr mit "The Woman" in die Bresche. Vielleicht ist es genau diese Last auf Ti Wests Schultern, die mich nach "The Innkeepers" doch mehr oder weniger enttäuscht im Kinosaal zurückließ. Der Begriff Mumblecore-"The Shining" fasst seinen Geisterhaus-Film beängstigend gut zusammen. Wie in "The House of the Devil" gibt es eine wahnsinnige Spannungskurve, die durch das Herumgammeln der Protagonisten auf die Spitze getrieben wird. Nur wird dieses Mal, in den letzten Tagen eines schäbigen Hotels, das kurz vor der Schließung steht und dessen verbliebene Angestellte zwei äußerst sympathische Slacker mit einem Hang zur Geisterjagd sind, eines deutlich: Im Vordergrund stehen nicht mehr der Horror und der Suspense, sondern die schief laufende Liebesgeschichte zwischen zwei befreundeten Arbeitskollegen. West inszeniert das blonde Model Sara Paxton, die mit gestrengem Seitenscheitel die etwas schusselige, aber immer niedliche und noch liebenswertere Claire spielt, als feuchte Geekfantasie. Die Kamera ist ganz vernarrt in ihre aufgerissene Jeans. Und jedes Mal wenn sie ihr Asthma-Spray aus der Tasche zieht, erinnert sie dabei an Sean Astin in "The Goonies" oder auch Jonathan Brandis in "Sidekicks". Das Asthma-Spray definierte die Nerds und Außenseiter im Hollywoodfilm der 1980er und frühen 1990er-Jahre. Bei Sara Paxton wird das Erkennungszeichen nun zum sexuellen Fetisch aufgeladen. Die Tragik von "The Innkeepers" liegt darin verborgen, dass Claire - die heimliche Liebe in Lukes Leben, mit der er sich blind versteht - seine Leidenschaft für Geister nicht nur adaptiert, sondern daran in einer Art Besessenheit letztlich zugrunde geht. Dieses sehr gegenwärtige Dilemma zwischen Internetpornos und Perspektivlosigkeit erzählt Ti West so humorvoll wie ökonomisch. Aber letztlich vertrug sich das bei mir nicht richtig mit dem allzu straighten und kantenlosen Horror-Plot. Ich habe aber Lust, bald einen zweiten Blick zu riskieren. Und "Cabin Fever 2" wird nachgeholt! Versprochen!
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Dienstag, 30. August 2011
Das TV-Epos des Jahres: "Dreileben"
schwanenmeister, 04:06h
Hätte es einen deutschen Fernsehsender mit noch größeren Eiern gegeben, würde ich heute wahrscheinlich die NBA-Finals zwischen den Dallas Mavericks und den Miami Heat als das TV-Epos des Jahres ausrufen. Ich denke aber, dass "Dreileben" ein würdiger Vertreter ist, was die Eier und die epische Qualität betrifft. Alle drei Spielfilme zusammengenommen, erzählten Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler länger als "Vom Winde verweht" auf dem immer noch besten Sendeplatz des deutschen Fernsehens, nämlich ab 20.15 Uhr in der ARD. Wie sich dieses wunderschöne Experiment in den Quoten auswirkt, wird sich morgen früh zeigen. Ob es bald so etwas wiedergeben wird, bleibt zu bezweifeln. Aber ich kann immerhin sagen, dabei gewesen zu sein, als Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Für völlig falsch halte ich den Ansatz, die Filme einzeln zu bewerten - oder noch schlimmer: sie gegeneinander auszuspielen. Ich finde, das große Vergnügen dieser TV-Trilogie entsteht doch erst, wenn sich die Filme übereinander legen und miteinander kommunizieren, so dass der Zuschauer anhand der ausgeworfenen Erzählnetze eine Art emotionale Karte dieses fiktiven Verbrechens erhält, die das Entdecken im jeweils anderen Teil befördert. Apropos: Wann kommt denn eigentlich endlich "Carlos - Der Schakal" als Miniserie auf Arte?
Nachtrag: Quotenmeter-Überschrift lautet: "Dreileben"-Experiment gescheitert. 20.15 Uhr (2,61 Mio.), 21.45 Uhr (1,84 Mio.), 23.30 Uhr (0,81 Mio.). Was natürlich großer Unsinn ist. Die ARD war der Ausgangspunkt, der die nötige Aufmerksamkeit generierte. Aber die Filme werden erst ihr richtiges Publikum finden, wenn sie unzählige Male auf den Extra-Kanälen und in den dritten Programmen versendet sein werden. Und ich finde die Zahl von gut achthunderttausend cinephilen Wahnsinnigen, die sich scheinbar die ganze Trilogie am Stück gegeben haben, einen beachtlichen Erfolg.
Nachtrag: Quotenmeter-Überschrift lautet: "Dreileben"-Experiment gescheitert. 20.15 Uhr (2,61 Mio.), 21.45 Uhr (1,84 Mio.), 23.30 Uhr (0,81 Mio.). Was natürlich großer Unsinn ist. Die ARD war der Ausgangspunkt, der die nötige Aufmerksamkeit generierte. Aber die Filme werden erst ihr richtiges Publikum finden, wenn sie unzählige Male auf den Extra-Kanälen und in den dritten Programmen versendet sein werden. Und ich finde die Zahl von gut achthunderttausend cinephilen Wahnsinnigen, die sich scheinbar die ganze Trilogie am Stück gegeben haben, einen beachtlichen Erfolg.
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