Donnerstag, 25. August 2011
Wie Salander & Dujardin die Oscars retten
Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie die Oscars noch langweiliger werden sollen als dieses Jahr. "True Grit"? "Inception"? "Black Swan"? "127 Hours"? "The King's Speech"??? Aber Hollywood ist fleißig und arbeitet daran. Blickt man nämlich über die erste Top-Liste, die Sasha Stone drüben bei Awards Daily veröffentlicht hat, dann beschleicht einen die pure Langeweile. Sie und ihre Oscarblog-Kollegen setzen logischerweise auf die großen Namen. Auf Platz eins findet sich George Clooneys neuer Film "The Ides of March" wieder, ein Politik-Drama um den so idealistischen wie schmutzigen US-Wahlkampf. Das klingt zumindest dank der Besetzung mit Ryan Gosling und Marisa Tomei etwas spannender als Clooneys letzter Film, der Football-Totalflop "Leatherheads".

Auf Platz zwei wartet Steven Spielberg mit "War Horse" auf seine Gelegenheit. Es ist ja eine Weile her, dass unser Lieblings-Steven als Regisseur ganz oben mitgemischt hat. Und an den letzten Pferde-Film, der für Oscars nominiert wurde, nämlich "Seabiscuit", kann sich bestimmt niemand mehr erinnern. Der neue Alexander-Payne-Film "The Descendants" hat einen urlangweiligen Trailer und - genau - George Clooney in der Hauptrolle. Ansonsten setzt man unter den nur allzu fantasielosen Bloggern vor allem auf die guten alten Biopics, in diesem Fall J. Edgar Hoover (Leo Di Caprio) und Margaret Thatcher (Meryl Streep). Und man hofft natürlich auf altbekannte Namen wie Stephen Daldry ("Extremely Loud and Incredibly Close") und Cameron Crowe ("We Bought a Zoo"). Aber es gibt Hoffnungsschimmer, die das Rennen wieder interessant machen könnten.

Wenn zum Beispiel tatsächlich der französische Stummfilm "The Artist" mit der Hilfe der Gebrüder Weinstein durchbrechen sollte. Die Gurus glauben an Jean Dujardin: Sie führen "The Artist" auf Platz drei. Die Cannes-Sensation in schwarzweiß hat bereits eine überraschend große Zahl an Fürsprechern hinter sich geschart. Oder Platz sieben und acht des Guru-Chart: Da steht Woody Allens unwiderstehliche, locker-leichte Sommernachtsfantasie "Midnight in Paris" und der britische Agententhriller "Tinker, Tailor, Soldier, Spy", der wundervoll besetzt ist und vom "Let the Right One In"-Regisseur Tomas Alfredson inszeniert wurde. In diesen Fällen würde ich mir die Woody Allen- und Briten-Hörigkeit der Academy gefallen lassen. Woody noch mal auf der Bühne zu sehen, könnte sogar an den bereits erfüllte Scorsese-Traum heranreichen, mit dem feinen Unterschied, dass Allen die Auszeichnung wirklich für den richtigen Film bekäme. Und man soll ja nicht gierig werden, gerade nicht in einem Jahr, wo die Oscarjury die Best Picture-Liste bei Bedarf auf fünf Nominierungen zusammenschrumpfen lassen kann. Aber Lisbeth Salander als "Girl with the Dragon Tattoo" hätte schon auch was. Obwohl es wohl nur ein dämliches Remake wird. Einfach der Vorlage wegen.

Link: - Awards Daily

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