Mittwoch, 31. August 2011
Fantasy Filmfest-Ticker: 31. August
"The Innkeepers" (Ti West) ★★★½

Regisseur Ti West galt seit seinem chilligen Satans-Slasher "The House of the Devil" als einer der letzten Hoffnungsträger des amerikanischen Horrorfilms. Splat Pack-Größen wie Eli Roth und Rob Zombie hatten vor langer Zeit ihr Mojo verschossen. Der Mainstream-Horror verlor sich im unendlichen Sequel-, Reboot- und Prequel-Wahn, den ausländische Fachkräfte wie Alexandre Aja oder Marcus Nispel bewerkstelligten. Nur US-Boy Lucky McKee sprang dieses Jahr mit "The Woman" in die Bresche. Vielleicht ist es genau diese Last auf Ti Wests Schultern, die mich nach "The Innkeepers" doch mehr oder weniger enttäuscht im Kinosaal zurückließ. Der Begriff Mumblecore-"The Shining" fasst seinen Geisterhaus-Film beängstigend gut zusammen. Wie in "The House of the Devil" gibt es eine wahnsinnige Spannungskurve, die durch das Herumgammeln der Protagonisten auf die Spitze getrieben wird. Nur wird dieses Mal, in den letzten Tagen eines schäbigen Hotels, das kurz vor der Schließung steht und dessen verbliebene Angestellte zwei äußerst sympathische Slacker mit einem Hang zur Geisterjagd sind, eines deutlich: Im Vordergrund stehen nicht mehr der Horror und der Suspense, sondern die schief laufende Liebesgeschichte zwischen zwei befreundeten Arbeitskollegen. West inszeniert das blonde Model Sara Paxton, die mit gestrengem Seitenscheitel die etwas schusselige, aber immer niedliche und noch liebenswertere Claire spielt, als feuchte Geekfantasie. Die Kamera ist ganz vernarrt in ihre aufgerissene Jeans. Und jedes Mal wenn sie ihr Asthma-Spray aus der Tasche zieht, erinnert sie dabei an Sean Astin in "The Goonies" oder auch Jonathan Brandis in "Sidekicks". Das Asthma-Spray definierte die Nerds und Außenseiter im Hollywoodfilm der 1980er und frühen 1990er-Jahre. Bei Sara Paxton wird das Erkennungszeichen nun zum sexuellen Fetisch aufgeladen. Die Tragik von "The Innkeepers" liegt darin verborgen, dass Claire - die heimliche Liebe in Lukes Leben, mit der er sich blind versteht - seine Leidenschaft für Geister nicht nur adaptiert, sondern daran in einer Art Besessenheit letztlich zugrunde geht. Dieses sehr gegenwärtige Dilemma zwischen Internetpornos und Perspektivlosigkeit erzählt Ti West so humorvoll wie ökonomisch. Aber letztlich vertrug sich das bei mir nicht richtig mit dem allzu straighten und kantenlosen Horror-Plot. Ich habe aber Lust, bald einen zweiten Blick zu riskieren. Und "Cabin Fever 2" wird nachgeholt! Versprochen!

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