Sonntag, 14. Januar 2018
16mm-Dämonenfilm „Luz“ ist Genrehoffnung in der Perspektive Deutsches Kino

"LUZ" Teaser from Tilman Singer on Vimeo.

Genrewerke sind auf der Berlinale generell rar gesät. Umso mehr Vorfreude gibt es auf den Dämonenfilm „Luz“ in der Perspektive Deutsches Kino, der auf 16mm gedreht wurde.

Die potenzielle Genreentdeckung der diesjährigen Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale heißt „Luz“. Die Horror-Lovestory des Regisseurs Tilman Singer und des Production Designer Dario Méndez ist der gemeinsame Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien in Köln. „Luz“ ist auf 16mm gedreht worden und deutet im oben verlinkten Trailer das Flair eines wundervoll schmierigen 1970er-Jahre-Exploitationfilms an. Die Bilder wirken lebendig und liebevoll und erinnern ein bisschen an italienische Giallo-Meister wie Dario Argento, Sergio Martino oder Duccio Tessari.

Die Story: Luz, eine junge Taxifahrerin lateinamerikanischer Herkunft, stolpert mit letzter Kraft in eine Polizeidienststelle. Ein Dämon ist ihr auf den Fersen und fest entschlossen, seiner Geliebten endlich nahe zu sein. Der Regisseur Singer beschreibt seinen Film selbst als sinnlichen Thriller, der mit der Wahrnehmung des Zuschauers spielt. Die Lauflänge beträgt 70 Minuten. „Luz“ könnte sich einreihen in die exklusive Riege an Genreentdeckungen der vergangenen Jahre in der Perspektive Deutsches Kino wie „Zwischen den Jahren“, „Agonie“, „Der Bunker“ oder „Der Samurai“.

Auch interessant fallen beim zweiten und finalen Stoß an Titeln in der Perspektive die Filme „Whatever Happens Next“ und „Verlorene“ sowie die Dokumentation „The Best Thing You Can Do With Your Life“ auf: erstere wegen der Beteiligung der Darstellerinnen Lilith Stangenberg („Wild“) und Maria Dragus („Tiger Girl“, „Licht“), letzterer wegen seiner Thematik. In der Doku befragt Regisseurin Zita Erffa ihren Bruder László nach dessen Motiven für seinen Eintritt ins Kloster der Legionäre Christi.

Auf der To-Watch-Liste (nach Interesse geordnet):

* Luz (Tilman Singer)
* Whatever Happens Next (Julian Pörksen)
* Verlorene (Felix Hassenfratz)
* The Best Thing You Can Do With Your Life (Zita Erffa)

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Katrin Gebbes neuer Film „Pelikanblut“ im Berlinale Co-Production Market

Regiehoffnung Katrin Gebbe | © J.-H. Janßen, Wikipedia (CC BY-SA 3.0)
Im Co-Production Market der Berlinale schimmern die eventuellen Perlen der Zukunft. Besonders spannend ist der neue Katrin-Gebbe-Film „Pelikanblut“.

Die beiden kommenden Berlinale-Wettbewerbsfilme „Figlia mia“ (Laura Bispuri) und „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ (Philip Gröning) wurden am Anfang ihres Produktionsprozesses auf dem Co-Production Market in Berlin präsentiert. Das zeigt, dass die Berlinale nicht nur ein Festival für Zuschauer, Filmkritiker und Filmemacher ist, sondern dass hier auch die ersten Schritte für zukünftige Produktionen gemacht werden. Eben weil es diese Kontinuität zwischen der Entwicklung einer Filmidee und dem finalen Slot im Wettbewerb gibt, ist die Liste der jetzt vermeldeten Projekte des Produktionsmarktes 2018 so spannend.

Auch das neue Filmprojekt der deutschen Regiehoffnung Katrin Gebbe („Tore tanzt“), „Pelikanblut“, wird in Berlin vorgestellt. Es geht um die 45-jährige Reitlehrerin Wiebke, welche die fünfjährige Melva adoptiert. Wie sich zeigt, hat das Mädchen aber eine Bindungsstörung. Gleichzeitig ist sie ein steter Unruheherd in der Familie. Der Arzt diagnostiziert lebenslange Probleme mit der Empathie. Das stellt Wiebke vor schwerwiegende Probleme. Sie hält für ihre Adoptivtochter ein antikes Exorzismusritual für den einzigen Ausweg, bei dem sie selbst ein großes Opfer eingehen muss.

Es wäre zu schön, wenn sich der Genrefilm „Pelikanblut“ zum Beispiel im Berlinale-Wettbewerb 2019 wiederfinden würde. Da Gebbe aber das für einen deutschen Filmemacher seltene Privileg genossen hat, mit dem Debütfilm „Tore tanzt“ in die Un certain regard-Reihe in Cannes eingeladen worden zu sein, wird das wohl auch wieder der erste Anlaufpunkt sein. Hauptsache, sie arbeitet fortan nicht ausschließlich an Tatort-Episoden. Im Jahr 2016 hatte Gebbe den Tatort „Fünf Minuten Himmel“ gedreht.
Pelikanmutter als christliches Symbol
„Pelikanblut“ präsentierte die deutsche Filmemacherin bereits 2017 im Turiner FilmLab. Dort wurde das Produktionsbudget auf 2 Millionen Euro geschätzt. Die deutschen TV-Partner sind Arte und der SWR. Die Produktionsfirma Junafilm sucht für die finanzielle Zusammenarbeit zwei Partner in osteuropäischen Ländern. Laut der Produktionsnotizen geht der Filmtitel auf das christliche Symbol einer Pelikanmutter zurück, die ihrem toten Sprössling eigenes Blut füttert und ihn so wieder ins Leben zurückbringt. Es sei eine Metapher für bedingslose Liebe und den Glauben.

Für Regisseurin Gebbe geht es bei der durch wahre Begebenheiten inspirierten Geschichte um die Frage, was die Menschen bereit sind zu opfern, um die eigenen Ideale und Träume zu erreichen. Auch in ihrem Debütfilm „Tore tanzt“ hatte sich die Hamburgerin bereits mit dem christlichen Glauben in Form eines Jesus Freak und gesellschaftlichen Normen beschäftigt. Ihr Film „Tore tanzt“ ist eine absolute Naturgewalt, schwierig zu ertragen und jedem ans Herz zu legen, der an weiterbringenden und aufwühlenden Filmerfahrungen interessiert ist.

Neben Gebbes Film „Pelikanblut“ werden im Februar auch die neuen Filmprojekte von Anna Muylaert, Todd Solondz und Franka Potente im Co-Production Market präsentiert.

Links: - Tore tanzt in Cannes 2013, - Bispuri in Berlin 2018

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Donnerstag, 4. Januar 2018
Weitere Schnellschuss-Wünsche für die Berlinale

© 20th Century Fox

Wilde Spekulationen Vol. 5: Heute dabei sind Superstar Jennifer Lawrence, Supertalent Duncan Jones, ein vergessener Franzose und ein oscarprämierter Pole.

Sorry Angel (Christophe Honoré)

Aka „Plaire“. Wir lieben Honorés Filme „Les chansons d'amour“ und „Les bien-aimés“. Sein neues Werk soll fertig sein. Dieser Franzose hat eine weitere Chance im Festivalzirkus verdient, nachdem er mit den letzten Werken immer weiter aus dem erlauchten Dunstkreis der A-Festivals herausgerutscht war. "Sorry Angel" erzählt von einem fast 40-jährigen Autor in Paris, der auf einen Studenten aus der Bretagne trifft.

Red Sparrow (Francis Lawrence)

Warum eigentlich nicht auch den Agentenreißer "Red Sparrow" einladen, Berlinale? Der weltweite Kinostart ist am 1. März, es gibt eine Kalter-Krieg-Thematik, Jennifer Lawrence, die eine vom KGB rekrutierte Ballerina spielt, Joel Edgerton, Matthias Schoenaerts & Charlotte Rampling sind im Cast. Und der Film soll laut Regisseur Francis Lawrence hard R-rated sein.

Cold War (Pawel Pawlikowski)

Pawel Pawlikowskis („My Summer of Love“, „Ida“) neuer Film „Cold War“ ist eine Romeo & Julia- Liebesgeschichte in den 1950er-Jahren, die in Berlin, Paris, Polen und Jugoslawien spielt. Pawlikowskis „Ida“ war die schwarzweiße Sensation des Kinojahres 2013, der Regisseur erhielt einen Oscar für den besten fremdsprachigen Film. „Cold War“ ist unter anderem mitproduziert vom ehemaligen Screen Daily-Chefkritiker Mike Goodridge. Ein Prestigeprojekt der Amazon Studios.

Mute (Duncan Jones)

Das Sci-Fi-Casablanca „Mute“ mit Alexander Skarsgård und Paul Rudd. Für Netflix schon fertig produziert, in Berlin spielend. Der würde auch schön zur Berlinale und der Affinität von Duncan Jones' Vater, David Bowie, zu eben jener Stadt passen. Jones selbst hat "Mute", die Geschichte eines stummen Barkeeper, der in einer nicht allzu fernen Zukunft nach der Liebe seines Lebens sucht, als geistesverwandte Fortsetzung seines eigenen Sci-Fi-Films "Moon" bezeichnet.

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Mittwoch, 3. Januar 2018
Warum nicht Cannes den Markus-Schleinzer-Film „Angelo“ ausspannen

© Amour Fou Luxembourg / Novotny & Novotny Filmproduktion GmbH
Wilde Spekulationen Vol. 4: Es ist sehr schwierig, Cannes einen Film auszuspannen, den Thierry Frémaux unbedingt haben will. Bei Markus Schleinzers Werk „Angelo“ sollte es die Berlinale trotzdem versuchen.

„Viele Filme beschäftigen sich mit Religion“, sagte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick über die bislang gesichteten Werke für sein Festival im Interview am 28. Dezember bei der Südwest Presse. Ob er damit auch Markus Schleinzers neuen Film „Angelo“ gemeint hat, ist noch unbekannt. Aber schön wär's.

Der Österreicher Markus Schleinzer war lange Zeit der wichtigste Casting Director Österreichs. Er hat zum Beispiel Hanekes „Das weiße Band“ gecastet. Eine Meisterleistung, von deren Talentschwemme die deutsche Filmindustrie bis heute zehrt. Dann gab er plötzlich sein Regiedebüt mit dem Horrorfilm „Michael“ – gleich auf höchster Ebene im Wettbewerb von Cannes im Jahr 2011. Das ist wirklich einer der am schwierigsten durchzustehenden Filme, die man sich ansehen kann. Angelehnt an den Natascha-Kampusch-Fall, erbarmungslos mit seinen Protagonisten und dem Zuschauer. Wahnsinnig streng und konzentriert inszeniert.
Soll im Winter 2017/18 fertig sein
Nach sieben Jahren gibt es nun das nächste Projekt: „Angelo“ ist die Geschichte eines zwangseuropäisierten Afrikaners, dem man nach seiner Verschleppung aus der Heimat und dem Verkauf nach Europa den titelgebenden Namen durch das Sakrament der Taufe überstülpt. Der Film beginnt Anfang 1720 auf dem Meer und endet in den Wirren der Oktoberrevolution 1848 in Wien. Makita Samba spielt den Titelhelden. Weiter sind Alba Rohrwacher und Christian Friedl im Cast.

Laut dem Österreichischen Filminstitut wurde „Angelo“ vom Dezember 2016 bis Juni 2017 gedreht. Er soll im Winter 2017/18 fertiggestellt sein. Natürlich schreit das alles nach Cannes. Aber wenn er fertig ist, darf spekuliert werden. Die amerikanische Filmseite Ioncinema, die immer eine sehr inspirierende Vorschau auf das Kinojahr macht, nennt „Angelo“ auf Platz 50 seiner Most-Wanted-Liste. „Wenn eine Berlin-Premiere umgangen würde, könnte Angelo locker in der Un Certain Regard-Sektion in Cannes laufen“, schreibt Nicholas Bell. Warum so lange warten? Wir würden ihn schon sehr gerne im Februar sehen wollen.

Links: - Walking to Paris (Peter Greenaway), - Suspiria (Luca Guadagnino), - 7 Days in Entebbe (José Padilha)

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Dienstag, 2. Januar 2018
Wie wär's mit Peter Greenaway, Berlin?

© Enjoy Movies / Cinatura / Cobra Film AG / CDP
Wilde Spekulationen Teil 3: Nach „Suspiria“ und „7 Days in Entebbe“ wünscht sich Negative Space auch den neuen Peter Greenaway für die Berlinale.

Inzwischen ein eigenes Genre auf Negative Space: die wilde Berlinale-Spekulation. Der nächste Tipp für den Wettbewerb lautet „Walking to Paris" von Peter Greenaway. Es geht um den berühmten rumänischen Bildhauer Constantin Brancusi, der 1903 zu Fuß nach Paris wanderte. Seine Beobachtungen auf der Wanderschaft durch Europa werden die Inspirationen für seine späteren Werke.

Greenaway lief 2015 mit seinem Film „Eisenstein in Guanajuato“ im Wettbewerb der Berlinale. Es ist jetzt schon ein berüchtigter Jahrgang, weil diverse Filmemacher von damals 2018 nach Berlin zurückkehren: Małgorzata Szumowska, Benoit Jacquot, Isabel Coixet, Alexey German Jr. und Laura Bispuri. Das würde also passen. „Walking to Paris“ ist seit 2015 in der Produktion. Es gibt italienische Filmseiten, die besagen, dass das Werk in diesem Frühjahr in die italienischen Kinos kommen soll. Wir haben zusammengefasst einen bedeutenden Regisseur, der eine Berlinale-Vergangenheit besitzt. Sein Film soll zum richtigen Zeitpunkt fertig sein. Außerdem spielt die Schweizerin Carla Juri („Feuchtgebiete“, "Blade Runner 2049“) eine der Hauptrollen.

In wenigen Tagen veröffentlichen die Berliner Filmfestspiele sowieso ihren zweiten Stoß an Wettbewerbstiteln. Aber es macht doch ungemein Spaß, selbst zu spekulieren. Wir halten dann Ausschau nach „Suspiria“, „7 Days in Entebbe“ und „Walking to Paris“, lassen uns aber auch gerne anderweitig überraschen. Der walisische Regisseur Greenaway zählt zu den großen europäischen Auteurs der vergangenen Jahrzehnte. Sein berühmtester Film ist wohl „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ aus dem Jahr 1989.

Links: - Suspiria (Luca Guadagnino), - 7 Days in Entebbe (José Padilha)

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SigiGötz-Entertainment stellt neuen deutschen Filmkanon auf

Neue deutsche Filmempfehlungen | © SigiGötz-Entertainment
Belebung des deutschen Filmkanons: Die Filmzeitschrift SigiGötz-Entertainment hat 99 Empfehlungen neu ausgesucht.

Vor ziemlich genau zehn Jahren präsentierte die Kultpostille SigiGötz-Entertainment ihren Kanon des deutschen Films. Er war eine Reaktion auf die ewig gleichen angestaubten Klassiker, auf die das deutsche Kino seit Jahrzehnten reduziert wird. Dieser erste alternative Kanon war für Negative Space sehr lange eine Inspiration bei der eigenen Dschungelexpedition durch den deutschen Unterhaltungsfilm.

In der jetzt erschienen 30. SGE-Ausgabe haben sich die Macher an eine neue Liste gewagt. Laut Eigenaussage sind die zahlreichen Verschiebungen unter anderem stärker durch die Hofbauer-Kongresse in Nürnberg, die zweijährige Berliner Zeughaus-Retrospektive „Lachende Erben“ und Olaf Möllers Locarno-Retrospektive zum bundesrepublikanischen Nachkriegsfilm geprägt worden. Die Texte und Vorschläge der Stammkräfte wie Herausgeber Ulrich Mannes, Rainer Knepperges, Christoph Huber oder Hans Schifferle wurden ergänzt durch Beiträge von Lukas Foerster (Perlentaucher, Cargo) oder Oliver Nöding (Sauft Benzin, ihr Himmelhunde). Negative Space-Chef Michael Müller hat auch zwei Empfehlungen ausgesprochen.

Von den 1930er-Jahren mit Richard Oswald, Joe May und Erich Engel reicht der neue SGE-Kanon des deutschen Films bis zum Jahr 1998, als Peter Kerns „Knutschen, Kuscheln, Jubilieren“ in die Kinos kam. Wer die deutsche Filmgeschichte jenseits von Murnau, Pabst und Fassbinder entdecken, wer etwas wagen und sich im cineastischen Strudel verlieren will, der studiere diesen Filmkanon.

Links: - SigiGötz-Entertainment, - 17. Hofbauer-Kongress

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Montag, 1. Januar 2018
Israelische Entebbe-Geiselbefreiung mit Daniel Brühl im Berlinale-Wettbewerb?

© Focus Features

"Narcos"-Regisseur und Goldener-Bär-Gewinner Padilha hat die Operation Entebbe mit Daniel Brühl und Rosamund Pike verfilmt. Eine Berlinale-Weltpremiere ist wahrscheinlich.

Der britische Film "7 Days in Entebbe" von José Padilha, in dem es um die israelische Geiselbefreiung einer Air-France-Maschine im Jahr 1976 geht, könnte im Februar auf der Berlinale laufen. Der brasilianische Regisseur Padilha, der im Jahr 2008 den Goldenen Bären in Berlin für "Tropa de Elite" gewann, hat zuletzt zwei Episoden der populären Netflix-Serie "Narcos" gedreht. Der deutsche Schauspieler Daniel Brühl ("Rush", "Inglourious Basterds") und die britische Schauspielerin Rosamund Pike ("Gone Girl", "Stirb an einem anderen Tag") stellen die beiden deutschen Terroristen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann dar. Der Brite Eddie Marsan ("Happy-Go-Lucky") spielt Schimon Peres.

Da der amerikanische Verleih Focus Features den Film am 16. März in die US-Kinos bringt, bietet sich eine Weltpremiere bei den Berliner Filmfestspielen an. Die 68. Berlinale findet vom 15. bis 25. Februar statt. Abhängig von der filmischen Qualität könnte "7 Days in Entebbe" im offiziellen Wettbewerb, außer Konkurrenz oder in der Special-Reihe laufen.
In den 1970ern gab es bereits drei Verfilmungen
1976 entführten deutsche und palästinensische Terroristen eine Air-France-Maschine. Mit der Unterstützung der ugandischen Regierung in Entebbe unter Diktator Idi Amin hielten sie die überwiegend israelischen Geiseln gefangen. Israelische Elitesoldaten befreiten die Geiseln in Entebbe. Gerade nach der Jerusalem-Erklärung des US-Präsidenten Donald Trump ist der israelisch-palästinensische Konflikt wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Die Thematisierung der Operation Entebbe in einem aktuellen Film entbehrt nicht einer gewissen politischen Brisanz. Zumal es eine britische Produktion ist.

Aber Padilhas Film ist nicht der erste: Zeitnahe entstanden in den 1970er-Jahren gleich drei Verfilmungen zu den Ereignissen von Entebbe. Bei dem Film "Operation Thunderbolt" des israelischen Regisseurs Menahem Golan spielten Klaus Kinski und Sybil Danning die Hauptrollen. Irvin Kershner drehte den NBC-Film "... die keine Gnade kennen" mit Peter Finch, Charles Bronson und Horst Buchholz. Es gibt auch den Film "Unternehmen Entebbe" mit Richard Dreyfuss, Anthony Hopkins und Burt Lancaster. Die Befreiungsaktion rückte damals auch so in den Fokus, weil die Terroristen in der Transithalle von Entebbe jüdische von nicht-jüdischen Geiseln trennten.

Links: - Guadagninos Suspiria in Berlin?, - Israel in Berlin 2018

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Freitag, 29. Dezember 2017
Meine Top Ten 2017

© Sony Pictures Classics
01. CALL ME BY YOUR NAME – Luca Guadagnino
02. THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI – Martin McDonagh
03. JEUNE FEMME – Léonor Serraille
04. PIELES – Eduardo Casanova
05. RAW – Julia Ducournau
06. EIN TAG WIE KEIN ANDERER – Asaph Polonsky
07. GET OUT – Jordan Peele
08. 120 BPM – Robin Campillo
09. THE FLORIDA PROJECT – Sean Baker
10. ES – Andy Muschietti

Runners-Up: WESTERN – Valeska Grisebach, FIKKEFUCHS – Jan Henrik Stahlberg; Lieblings-Doku: EX LIBRIS: NEW YORK PUBLIC LIBRARY – Frederick Wiseman, MRS. FANG – Wang Bing, IN EINEM JAHR DER NICHTEREIGNISSE – René Frölke & Ann Carolin Renninger, CHARLOTTESVILLE: RACE AND TERROR – Elle Reeve;
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Lieblings-Entdeckungen: Naomi Achternbusch in „Blind & Hässlich“, Ella Rumpf in „Tiger Girl“ & „Raw“, Candy Flip in „Fluidø“; Lieblings-Score: Benjamin Wallfisch & Hans Zimmer („Blade Runner 2049“); Lieblings-Filmposter: In Israel gekauftes Poster des italienisch-israelischen Maurizio-Lucidi-Kriegsfilms „La battaglia del Sinai“; Lieblingsmonolog: „I did not hit her. It’s not true. It’s bullshit. I did not hit her. I did not. Oh, hi Mark.“ (James Franco in „The Disaster Artist“)
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Lieblingsserien: Mindhunter (Staffel 1), 4 Blocks (Staffel 1), Dark (Staffel 1), Glow (Staffel 1), Enterprise (Staffel 1 & 2); Lieblingsepisode: Girl Cave (1x03 – Lass einen Drachen steigen!); Lieblingsszene: Die morbid-laszive Nachtklub-Musiknummer „Zu Asche, zu Staub“ von Severija Janusauskaite in „Babylon Berlin“; Lieblings-Kurvekriegen: Star Trek: Discovery (Staffel 1, Stand: Midseason); Lieblings-Captain: Jason Isaacs (Star Trek: Discovery);
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Lieblingsbuch: The Girls (Emma Cline); Lieblingskritiker: Etienne Gardé; Lieblings-Alf-Aficionado: Jobst Höche; Lieblings-Lehrmeisterin: Katharina Kütemeyer; Lieblings-Let’s-Play: Simon Krätschmer spielt Thimbleweed Park, Flonnie Vs. der Westenmann;
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Lieblings-Podcasts: Wollmilchcast #26: die Berlinale nach der Ära Dieter Kosslick, Karina Longworths zwölfteiliges You-Must-Remember-This-Special zu Charles Manson; Radio Ruf (Niels Ruf); Lieblings-Fiktion: „Flug der Pelikane“ von Peter Schwami; Lieblings-Sport: Basketball-EM mit Daniel Theis, Dennis Schröder & Co.; Lieblingssportler: Taleb Tawatha (Eintracht Frankfurt);
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Lieblingskonzerte: Kraftwerk & Air im Düsseldorfer Ehrenhof zum Tour-de-France-Auftakt, die Jazz-Wikinger um Mats Eilertsen mit „Rubicon“ im Hamburger Rolf-Liebermann-Studio, Bernd Begemann im Polittbüro; Lieblingsalbum: Pacific Ocean Blue (Dennis Wilson); Lieblings-Karaokesong: Mumford & Sons – Little Lion Man; Lieblings-Filmkaraoke: Raffey Cassidy singt „Burn“ in „The Killing of a Sacred Deer“; Lieblings-Abschiedssong: Vicky Leandros – Ich liebe das Leben.
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Kommentar (Michael Müller): Meine ersten beiden Plätze sind in Stein gehauen: Selten war mir spontan nach Kinobesuchen die Filmqualität so klar. Luca Guadagnino und Martin McDonagh überfordern mit ihren Werken auf die angenehmste Weise die cineastischen Sinne. „Call Me by Your Name“ schlug auf der Berlinale im Februar ein. „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ machte mich auf dem Filmfest Hamburg im Oktober erzählerisch fertig. Das sind die seltenen Perlen, für die man sich jedes Jahr aufs Neue unbeirrt auf die Suche begibt. Das sind die Leuchtfeuer in der Dunkelheit. Ein Doppelpack, das mich an das Jahr 2003 zurückdenken lässt: an Paul Thomas Andersons „Punch-Drunk Love“ und Quentin Tarantinos „Kill Bill: Vol. 1“.
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Für den deutschen Film war dieses Jahr kein Platz mehr in meiner Top Ten. Die Qualitätsdichte in der Spitze war zu hoch. Dafür gibt es deutsche Runners-Up, TV-Serien und einen Dokumentarfilm in den weiteren Kategorien. Besonders lieb sind mir unter meinen zehn Lieblingsfilmen 2017 die eigenen zufälligen Entdeckungen „Pieles“ aus Spanien und „Ein Tag wie kein anderer“ aus Israel.
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Ich habe ganz bewusst die siebte Staffel „Game of Thrones“ aus der Serien-Liste gelassen. Da war einfach der Qualitätsabfall zu gravierend. Natürlich macht das immer noch Spaß, aber die Ausnahmestellung ist futsch. 2017 war mein Netflix-Jahr: Wenn David Fincher, Star Trek, Cannes und Jerry Seinfeld zum US-Streaming-Riesen gehen, kann auch ich dem Hype nicht mehr widerstehen. Aber durch Disneys Monopol-Bestrebungen wird sich das demnächst schon wieder ändern. Es blieb nicht wirklich Zeit für Filmklassiker und Entdeckungen in der Filmgeschichte. Dafür saß ich bei Kinoplus auf der Couch und sprach mit dem Wollmilchcast. Ein fairer Tausch.

Links: - 2016, - 2015, - 2014, - 2013, - 2012, - 2011, - 2010, - 2009

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Donnerstag, 28. Dezember 2017
Läuft Luca Guadagninos "Suspiria" auf der Berlinale 2018?

Ein erstes Poster | © Amazon Studios / Frenesy Film Company
Keine ganz wilde Spekulation mehr: Was spricht alles dafür, dass Luca Guadagninos "Suspiria"-Neuinterpretation auf der Berlinale 2018 läuft?

Als vor einigen Wochen das vorläufige Programm des Sundance-Filmfestival veröffentlicht wurde, drehte sich die größte Nachricht darum, welcher Film im Januar nicht dabei sein wird: Der eigentlich fest gesetzte neue Luca-Guadagnino-Film "Suspiria" war nirgendwo aufzufinden. Hatte der Italiener nicht von Sundance aus seinen weltweiten Triumphzug mit dem jetzigen Oscarkandidaten "Call Me by Your Name" angetreten? Die Abwesenheit konnte auf zweierlei Weise interpretiert werden: Entweder hatte die Berlinale den Zuschlag erhalten oder die Produzenten planten, mit dem fertigen Film bis Cannes im Mai zu warten.

Jeder Regisseur geht, wenn er kann, nach Cannes. Dort erhält man die höchsten Weihen, dort ist das Medienaufkommen am größten, dort ist die Karriere gemacht, wenn man im Wettbewerb abliefert. Aber was ist, wenn der Film bereits fertig ist? Wenn ihn Quentin Tarantino bereits gesehen hat und weinen musste? Wenn Guadagnino das Setting des Horrorklassikers von der Freiburger Tanzschule nach Berlin verlegt hat? Wenn "Die Blechtrommel"-Legende Angela Winkler im Cast ist? Wenn Guadagnino ein besonderes Verhältnis zum deutschen Film hat? Wenn er als Teenager ein Interview-Buch von Rainer Werner Fassbinder gelesen hat, das ihn dazu inspirierte, Regisseur zu werden? Denn genau das trifft alles zu.
Größenwahnsinniger Teenagertraum
In einem Guardian-Interview vom 22. Dezember sagte Guadagnino über seinen "Suspiria"-Film: "Jeder Film, den ich drehe, ist ein weiterer Schritt in meine Träume, die ich als Teenager hatte. Suspiria ist der genaueste und größenwahnsinnigste Teenagertraum. Ich habe das Poster des Originals gesehen, als ich elf Jahre alt war. Als ich 14 Jahre alt war, sah ich Argentos Film, der mich stark berührte. Schon damals begann ich davon zu träumen, eines Tages meine eigene Version zu drehen." Der Italiener sagte im Interview weiterhin einen ganz bemerkenswerten Satz, als er auf den Backlash der Horrorfans angesprochen wurde, die eine Neufassung fürchten: "In der menschlichen Kunst geht es nicht um die ständige Erfindung von Originalität. Es geht darum, einen eigenen Blickwinkel auf die Dinge zu finden. Der Kapitalismus will uns weis machen, dass immer etwas Neues herauskommt. Aber das ist nicht wahr."
Fassbinder-Aktrice im Cast
Der große italienische Meister Dario Argento drehte 1977 den Horrorklassiker "Suspiria". Es geht um die junge Amerikanerin Suzy Banyon (Jessica Harper), die in einer Tanzakademie in Freiburg studieren will. Tanzschülerinnen verschwinden oder werden ermordet aufgefunden. Und dann bricht wirklich die Hölle los. Bei Guadagninos Neuinterpretation spielt Dakota Johnson ("Fifty Shades of Grey") die Tanzschülerin Susie Bannion. Sie drehte bereits mit dem Italiener "A Bigger Splash". Die Original-Suzy Jessica Harper steht auch im Cast. Dazu gesellen sich Chloë Grace Moretz, die bereits erwähnte Angela Winkler, Tilda Swinton als Madame Blanc, Sylvie Testud ("Jenseits der Stille") und Renée Soutendijk ("Der vierte Mann").


Fassbinder auf der Berlinale: Ein warmer Empfang sieht anders aus

Es ist auch kein Zufall, dass die Fassbinder-Aktrice Ingrid Caven ("Händler der vier Jahreszeiten", "Götter der Pest") bei Guadagnino eine tragende Rolle spielt. Fassbinders Karriere begann im Jahr 1969 auf der Berlinale. Sein Debütfilm "Liebe ist kälter als der Tod" lief im internationalen Wettbewerb. Guadagnino beschrieb einmal seinen Ansatz für die Neuinterpretation des Horrorklassikers: "Wie hätte wohl Fassbinder Suspiria gedreht?" Der Italiener hat nie eine Filmschule besucht. Er orientierte sich an der Fassbinder-Methode: Drei Filme pro Tag zu schauen und Filmbücher über Regisseure zu verschlingen. Unter Guadagninos zehn absoluten Lieblingsfilmen befindet sich auch Fassbinders Werk "Die Sehnsucht der Veronika Voss".
Deutscher Generationenkonflikt im Fokus
Guadagnino interessiert sich stark für den deutschen Film und die deutsche Literatur. Sein "Suspiria" fokussiert sich deshalb sehr auf das Jahr 1977, in dem das Original gedreht wurde. Wie er in einem Interview mit dem britischen Filmmagazin Empire erklärte, geht es bei ihm um die deutsche Teilung. "Es geht auch um die nächste Generation in Deutschland, die das Verhalten der Eltern im Krieg hinterfragte und die Schuldfrage thematisierte, welche die Eltern von sich weisen wollten", sagte Guadagnino.

Zur vergangenen Berlinale hat sich Negative Space weiter aus dem Fenster gelehnt und dachte, Terrence Malicks "Song to Song" für den Wettbewerb vorhersagen zu können. Malick ging lieber zum kleinen South-By-Southwest-Festival nach Austin. Der stargespickte Film verschwand in der Versenkung. Aber dieser Blog sagte gleichzeitig Aki Kaurismäkis "The Other Side of Hope" richtig voraus. Auch, was den kommenden Eröffnungsfilm der Berlinale, "Isle of Dogs" von Wes Anderson, angeht, bewies Negative Space früh den richtigen Riecher. Es ist zwar noch ein wenig geträumt, dass einer der aktuell angesagtesten Regisseure im kommenden Wettbewerb aufschlägt. Aber es gibt auch genügend Indizien, die auf eine Teilnahme hinweisen. Inoffiziell verdichten sich zudem die Stimmen, welche die Zusage andeuten. Wenn neben dem neuen Wes Anderson auch noch "Suspiria" in Berlin liefe, wäre das Festival zu einem absoluten Pflichttermin für jeden Cineasten geworden, der etwas auf sich hält.

Links: - Guardian, - Empire, - Malick-Spekulation

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Biografie zu Kosslick-Vorgänger Moritz de Hadeln erscheint am 8. Februar

© rüffer & rub
Eine Biografie zum ehemaligen Berlinale-Chef Moritz de Hadeln erscheint. Dieser brachte dem Westen den chinesischen und sowjetischen Film näher. Der Autorenname der Biografie steht für Qualität.

Es wird aktuell viel gesprochen und geschrieben über die 17 Jahre, die Berlinale-Direktor Dieter Kosslick im Amt ist. Sein Vorgänger Moritz de Hadeln bestimmte ganze 21 Jahre die Geschicke des wichtigsten Filmfestivals in Deutschland. Am 8. Februar, passend zur 68. Berlinale, erscheint nun von dem Schweizer Filmjournalisten Christian Jungen eine Biografie: "Moritz de Hadeln - Mister Filmfestival".

De Hadeln war vor Berlin Leiter des Filmfestivals in Locarno, später auch zwei Jahre lang Direktor beim ältesten Filmfestival der Welt in Venedig. Zu den größten Verdiensten des in Florenz geborenen Festivaldirektors zählt, das westliche Publikum mit dem chinesischen und sowjetischen Film bekannt gemacht zu haben. Jungen, der Kulturleiter der NZZ am Sonntag ist, sprach mit Zeitgenossen und Wegbegleitern de Hadelns. Der Portraitierte soll aber auch ausführlich selbst zu Wort kommen. Die Biografie hat 352 Seiten.
Endlich neues Futter zur Berlinale-Historie
Über die Berlinale gibt es leider nur sehr wenig Literatur. Zur 60. Ausgabe des Festivals kam ein sehr gutes, angenehm schmales Bändchen des britischen Filmjournalisten und Buchautoren Peter Cowie heraus. Es gibt Wolfgang Jacobsens umfangreiche Materialsammlung "50 Jahre Berlinale". Ansonsten kann man interessante Filmbücher zur Berlinale mit der Lupe suchen. Umso spannender wird Jungens Biografie gerade im Lichte der aktuell wieder hochgekochten Kritik an Kosslick sein.

Zumal der Schweizer Filmjournalist Jungen genau der richtige Mann für den Job ist. Hat er doch bereits im Jahr 2008 ein wundervoll informatives Buch über das wichtigste Filmfestival der Welt ("Hollywood in Cannes") veröffentlicht. Da wartete fast auf jeder zweiten Seite ein Augenöffner auf den interessierten Leser. In diesem Zusammenhang wäre natürlich auch eine Biografie zu Alfred Bauer, dem ersten Festivaldirektor der Berlinale, spannend.

Im Jahr 2009 schrieb Negative Space über Jungens Qualitäten im Buch "Hollywood in Cannes": Seine Kunst besteht darin, eine Dissertation in Buchform geschrieben zu haben, der die wahnsinnig schmale Gratwanderung zwischen geschwätziger Erinnerung berühmter Kritiker und furztrockener hochwissenschaftlicher Abhandlung gelingt. Jungen vereint das Beste aus beiden Welten: Das hohe Unterhaltungslevel durch den Bezug zu den Stars, Regisseuren und Filmklassikern; ein dichtes Netz aus Anekdoten, dem so genannten Insiderwissen, was er elegant zu verknüpfen weiß mit einer scharfsinnigen sowie verständlichen Analyse der wirtschaftlichen Hintergründe. Die spielt gleichzeitig noch mal auf pointierte Weise die Filmgeschichte aus einem neuen, spannenden Blickwinkel, nämlich dem des Filmmarketings, durch.

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Donnerstag, 21. Dezember 2017
German Mumblecore eröffnet Perspektive Deutsches Kino 2018

Victoria Schulz und Daniel Zillmann in Philipp Eichholtz' Film „Rückenwind von vorn“ | © Von Oma gefördert
German-Mumblecore-Regisseur Philipp Eichholtz präsentiert seinen dritten Film „Rückenwind von vorn“ in der Perspektive Deutsches Kino 2018.

Das sind tolle Nachrichten: Einer der aktuell talentiertesten deutschen Filmemacher, Philipp Eichholtz, eröffnet im Februar die Perspektive Deutsches Kino mit seinem Film „Rückenwind von vorn“. Zur Handlung: Charlie (Victoria Schulz), die junge Berliner Lehrerin, will ihren eingeschlagenen Weg so nicht weitergehen und fragt sich, was sie wirklich will und braucht.

Die von Christoph Hochhäusler vor kurzem in einem Tagesspiegel-Interview weniger geschmackvoll als „Ghetto“ bezeichnete Berlinale-Sektion steht im kommenden Jahr besonders im Fokus. Der Regisseur und Gründer der Filmzeitschrift Revolver warf der Reihe vor, dass sich keine internationalen Filmkritiker dorthin verirren würden. Tatsächlich haben mittlerweile Festivals wie das Filmfest München der Perspektive Deutsches Kino ein wenig den Rang abgelaufen, was aufregende deutsche Entdeckungen angeht.
Erster großer Wurf „Liebe mich!“
Umso mehr kann man sich jetzt auf „Rückenwind von vorn“ freuen. Nicht nur, weil Victoria Schulz (ganz groß in „Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern“) die Hauptrolle spielt, sondern auch, weil Philipp Eichholtz Teil des German Mumblecore ist. Sein Debütfilm „Liebe mich!“ aus dem Jahr 2014 war ein erster großer Wurf, ein Film, dem das Leben und die authentischen Dialoge nur so aus den Frames quollen. Seine eigene Produktionsfirma heißt „Von Oma gefördert“. Sowohl „Liebe mich!“ als auch sein zweiter Film „Luca tanzt leise“ sind auf Netflix zu sehen.
Lana Cooper garantiert Qualität
Weiter zeigt die Perspektive Deutsches Kino 2018 die Filme: „draußen“ (Johanna Sunder-Plassmann & Tama Tobias-Macht), „Feierabendbier“ (Bernd Brummer), „Kineski zid“ (Aleksandra Odić), „Rå“ (Sophia Bösch) und „Storkow Kalifornia“ (Kolja Malik). Wäre das nicht cool, wenn Ben Brummer mit dem legendären deutschen Regisseur Alois Brummer verwandt wäre. Julia Dietze spielt in „Feierabendbier“ mit, Lana Cooper in „Storkow Kalifornia“. Beide garantieren auf die ein oder andere Weise bei ihrer Projektauswahl, dass es nicht langweilig wird. Gerade Cooper neigt zu einer spannenden Rollenwahl („Bedways“, „Love Steaks“).

„Storkow Kaliforna“, in dem es um den 30-jährigen Outlaw Sunny geht, der zwischen seiner Mutter und einer neuen Liebe hin- und hergerissen ist, hat einen sehr atmosphärischen Trailer. Die Berlinale schreibt: „Ein Film wie ein Trip.“ Regisseur Kolja Malik hat davor den Film „Und am Ende sind alle allein“ gedreht, den die Filmlöwin Sophie Charlotte Rieger im Jahr 2015 ziemlich toll fand. „Storkow Kalifornia“ ist also auch vorgemerkt.

Auf der To-Watch-Liste (nach Interesse geordnet):

* Rückenwind von vorn (Philipp Eichholtz)
* Storkow Kalifornia (Kolja Malik)
* Feierabendbier (Ben Brummer)

Link: - Die Highlights der Perspektive Deutsches Kino 2017

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Dienstag, 19. Dezember 2017
Der 17. Hofbauer-Kongress entblättert sein Programm

Der Namenspatron des Hofbauer-Kongresses darf nicht fehlen

Der Hofbauer-Konress ist eine cineastische Institution. In Nürnberg werden auch in der 17. Ausgabe die verschollenen Genreschätze wiederentdeckt, die den Diskurs der kommenden Jahre prägen werden.

Vier Tage mit wundersamen, romantischen und synapsensprengenden filmischen Preziosen aus aller Welt, vom frühen Tonfilm bis zu den 1980er-Jahren, vorgeführt von historischen 35mm-Filmkopien. So fasst der Hofbauer-Kongress in Nürnberg selbst sein Programm zusammen, das er deutschen Cineasten immer kurz nach Neujahr serviert. Dieses Mal dabei sind so verheißungsvolle Namen wie der kürzlich verstorbene Fassbinder-Schüler Ulli Lommel („Der zweite Frühling“), Marika Rökk im 1937er-Film „Karussell“, Radley Metzger („Carmen, Baby“), Wes Craven („Angela“) und Rolf Olsen („Das Rasthaus der grausamen Puppen“). Das Programm wird laufend ergänzt und dann zeitnahe auch hier aktualisiert. Der 17. Hofbauer-Kongress findet vom 4. bis 7. Januar im Nürnberger KommKino in der Königstraße 93 statt. Hier trifft sich die Crème de la Crème der deutschen Cineasten, aber auch jeder, der mal etwas Neues ausprobieren will.

Programmübersicht:

Donnerstag, der 4. Januar

14:30 – CINEMA FUTURES
Ö/USA/IN/NO 2016, 126 Min., OmU, R.: Michael Palm

17:00 – DAS GEHEIMNIS DER DREI DSCHUNKEN
BRD/IT 1965, 89 Min., R.: Ernst Hofbauer, D.: Stewart Granger, Rosanna Schiaffino, Horst Frank, Paul Klinger, Helga Sommerfeld, Sieghardt Rupp

21:00 – IMMER WENN ES NACHT WIRD
BRD 1961, 94 Min., R.: Hans Dieter Bove, D.: Jan Hendriks, Hannelore Elsner, Karin Kernke, Walter Wilz, Elisabeth Volkmann

23:30 – ANGEL GUTS: RED CLASSROOM aka RED SCHOOLROOM
(天使のはらわた 赤い教室) JP 1979, 79 Min., OmeU, R.: Chūsei Sone, D.: Yūki Mizuhara, Keizo Kanie, Jun Aki, Reiko Fujinami, Rebun Hori

Im Anschluss: Überraschungsprogramm


Freitag, der 5. Januar

15:00 – StÜF – DER STÄHLERNE ÜBERRASCHUNGSFILM
86 Min., DF

17:00 – SANTA – SKLAVIN DES LASTERS
(Santa) MX 1943, 94 Min., DF, R.: Norman Foster, Alfredo Gómez de la Vega, D.: Esther Fernández, José Cibrián, Ricardo Montalban, Estela Inda, Fanny Schiller

21:00 – Ulli Lommel (1944 - 2017) in memoriam: DER ZWEITE FRÜHLING
BRD/IT 1975, 84 Min., DF, R.: Ulli Lommel, D.: Curd Jürgens, Irmgard Schönberg, Eddie Constantine, Anna Orso, Umberto Raho

23:30– KARUSSELL
D 1937, 89 Min., R.: Alwin Elling, D.: Marika Rökk, Paul Henckels, Georg Alexander, Richard Korn, Elga Brink
Im Anschluss: Überraschungsprogramm

Im Anschluss: Überraschungsprogramm


Samstag, der 6. Januar

15:00 – TrÜF – DER TRISTE ÜBERRASCHUNGSFILM
58 Min., DF

17:00 – ANGEL GUTS: RED RUST aka RED VERTIGO
(天使のはらわた 赤い眩暈) JP 1988, 74 Min., OmeU, R.: Takashi Ishii, D.: Mayako Katsuragi, Naoto Takenaka, Hirofumi Kobayashi, Jun Izumi, Kazuyo Ezaki

21:00 – Radley Metzger (1929 - 2017) in memoriam: CARMEN, BABY
BRD/USA/YU 1967, 83 Min., DF, R.: Radley Metzger, D.: Uta Levka, Claus Ringer, Barbara Valentin, Arthur Brauss, Christiane Rücker

23:30 – LEFT-HANDED
USA 1972, 87 Min., OV, R.: Jack Deveau, D.: Ray Frank, Robert Rikas, Larry Burns, Teri Reardon, Al Mineo

1:30 – HINTERHÖFE DER LIEBE
BRD 1968, 75 Min., R.: Erwin C. Dietrich, D.: Ev Brunell, Peter Capra, Brigitte Frank


Sonntag, der 7. Januar

15:00 – MÄDCHEN MIT HÜBSCHEN BEINEN
BRD/IT 1958, 109 Min., R.: Camillo Mastrocinque, D.: Mamie Van Doren, Antonio Cifariello, Rossana Martini

17:00 – WIE VERGEWALTIGE ICH EINEN MANN?
(Män kan inte våldtas) SE/FI 1978, 99 Min., OmU, 35mm, R.: Jörn Donner, D.: Anna Godenius, Gösta Bredefeldt, Algot Böstman, Toni Regner, Christina Indrenius-Zalewski

21:00 – ANGELA, THE FIREWORKS WOMAN
USA 1975, 84 Min., R.: Wes Craven (als Abe Snake), D.: Jennifer Jordan, Eric Edwards, Wes Craven, Helen Madigan, Ellis Deigh

23:30 – DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN
BRD/IT 1967, 96 Min., R.: Rolf Olsen, D.: Essy Persson, Helga Anders, Erik Schumann, Margot Trooger, Dominique Boschero

Link: - Das KommKino in Nürnberg, - Das Hofbauer-Kommando

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Hans Weingartner in der Generation-Sektion

„Fake Tattoos“ aka „Les faux tatouages“ | © Maison 4:3
In der Kinder- und Jugendsektion Generation präsentiert die Berlinale die ersten 16 Langspielfilme. Darunter sind sieben Weltpremieren. Negative Space hat ein bisschen gestöbert.

Para aduma (Tsivia Barkai) – Ich bin in den vergangenen Jahren größerer Fan des israelischen Kinos geworden. Wenn also auf der Berlinale eine israelische Weltpremiere läuft, bin ich da. „Para aduma“, was so viel wie „rote Kuh“ heißt und auf die Bibel resp. den Tanach zurückgeht, klingt aber auch thematisch spannend: Es geht um Benny, eine junge Frau, die in Ostjerusalem lebt und gegen das national-religiöse System ihres Vaters aufbegehrt. „Ein Film in Bildern, die so kraftvoll sind wie die ungestümen Sehnsüchte seiner Heldin“, schreibt die Berlinale schwärmerisch. Es ist der Debütfilm der Regisseurin Tsivia Barkai, die in der Siedlung Beit-El aufgewachsen ist. Im Hintergrund des Vater-Tochter-Konflikts wird auch die Ermordung Jitzhak Rabins erzählt. [Weltpremiere]

303 (Hans Weingartner) – Der Österreicher Hans Weingartner hatte es eigentlich gleich zu Beginn seiner Karriere geschafft gehabt: Nach seinem beachtlichen Debütfilm „Das weiße Rauschen“ über einen jungen Schizophrenen (Daniel Brühl) wurde seine deutsche Produktion „Die fetten Jahre sind vorbei“ in den Wettbewerb von Cannes eingeladen. Gäbe es nicht Fatih Akin, wäre das bis heute ungefähr auch der letzte deutsche Film gewesen. Weingartners Film traf den Zeitgeist. Dann raste der Regisseur mit der TV-Satire „Free Rainer“ volle Kanne gegen die Wand. Er strauchelte länger, trug auch mal eine schmucke Augenklappe wie André De Toth. Weingartners neuer Film „303“ klingt so, als sei er wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt: Ein Studentenpärchen durchquert Deutschland in einem Wohnmobil. Mit Mala Emde und Anton Spieker. [Weltpremiere]

Dazu feiert „Cobain“, der neue Film von Nanouk Leopold („Brownian Movement“), seine Weltpremiere in der Generation-Sektion. Dann gibt es den kanadischen Film „Les faux tatouages“, der eine Punk-Liebesgeschichte erzählt. Außerem sind zwei märchenhaft klingende Werke eingeladen: „Unicórnio“ aus Brasilien mit „magischem Realismus“ und „El día que resistía“ aus Argentinien mit dem Bösen Wolf. Letzterer ist auch eine Weltpremiere.

Auf der To-Watch-Liste (nach Interesse geordnet):

* Para aduma (Tsivia Barkai)
* 303 (Hans Weingartner)
* Cobain (Nanouk Leopold)

Link: - Berlinale-Wettbewerb 2018 nimmt Formen an

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Montag, 18. Dezember 2017
Berlinale-Wettbewerb: Wieder die eigenen Talente im Fokus

„Figlia mia“ aka „Daughter of Mine“ | © Vivo film / Colorado Film / Match Factory Productions / Bord Cadre Films / Valerio Bispuri
Ja, Gus Van Sant kommt nach Sundance mit seinem neuen Werk und Hollywoodstars im Schlepptau auch nach Berlin. Beim ersten Stoß von Wettbewerbstiteln ist aber die Rückkehr zweier eigener Regietalente des Festivals die aufregendere Nachricht.

Zum Berlinale-Eröffnungsfilm „Isle of Dogs“ gesellen sich die nächsten sieben Filme des offiziellen Wettbewerbs. Den bekanntesten Namen hat der Amerikaner Gus Van Sant. Sein neues Werk „Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot“, das Negative Space vorhergesagt hat, feiert seine Weltpremiere im Januar in Sundance. Offenbar wird die filmische Qualität des Biopic über den US-Comickünstler John Callahan, der seit den 1970er-Jahren querschnittsgelähmt war, als so hoch bewertet, so dass das Nachspielen ertragen wird. Den Cast schmücken Namen wie Joaquin Phoenix, Rooney Mara, Jonah Hill, Jack Black und Udo Kier.

In den 2000er-Jahren besaß Van Sant ein Cannes-Abonnement: Die Krönung erfolgte im Jahr 2003, als der Ami mit „Elephant“ die Goldene Palme gewann. Mittlerweile ist die Liebe aber merklich abgekühlt. Es gibt auch eine interessante Berlinale-Historie: Beim Teddy gewann Van Sant einen seiner allerersten Preise. Sein Durchbruch kam 1989 mit „Drugstore Cowboy“. Seine letzten beiden Berlinale-Auftritte waren dagegen nett, jedoch vergessenswert: „Finding Forrester“ und „Promised Land“.

„Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot“ | © Amazon Studios / Scott Patrick Green
Ein Russe und eine Italienerin kehren zurück
Interessanter erscheinen die neuen Filme von Alexey German Jr. und Laura Bispuri. Beide hatten bereits ihre Momente im Wettbewerb der Berlinale, beide drehten sie Geheimtipps, denen der internationale Durchbruch nicht vergönnt war: Bei German Jr. war das „Under Electric Clouds“, bei Bispuri „Sworn Virgin“. Das sind echte Berlinale-Talente, Eigenkreationen, über die das Feuilleton erstmal kritisch die Nasenrücken kräuseln oder die Schultern zucken wird. Tatsächlich sind hier aber am ehesten Qualitätssprünge zu erwarten.

Zumal bei Bispuris „Daughter of Mine“ die enigmatische Alba Rohrwacher wieder eine der Hauptrollen spielen wird. Bei Rohrwacher („Land der Wunder“) ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie ein veritabler europäischer Superstar ist. Auf Sardinien geht es um ein Dreiecksverhältnis zwischen einem Kind, seiner biologischen und seiner Adoptiv-Mutter. Valeria Golina („Rain Man“, „Hot Shots!“) spielt die andere Hauptrolle. In Germans Film „Dovlatov“ geht es um einen berüchtigten russischen Schriftsteller, den der Regisseur von seinem Stellenwert für die russische Intelligenzia der 1970er-Jahre mit Muhammad Ali verglichen hat. Der Film wird nur vier Tage aus dem Leben des Schriftstellers und die Liebe zu seiner zweiten Ehefrau Yelena in den Mittelpunkt der Handlung stellen.

„In den Gängen“ | © Sommerhaus Filmproduktion / Anke Neugebauer
Wundertüte deutscher Film
Die beiden deutschen Wettbewerbsfilme „In den Gängen“ und „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ sind eine Wundertüte. Philip Gröning hatte es mit seinem letzten Film „Die Frau des Polizisten“ in den Wettbewerb von Venedig geschafft gehabt. Ob die Teilnahme in Berlin für ihn ein Schritt vor oder zurück sein wird, muss der Februar zeigen. Thomas Stuber („Teenage Angst“) ist eine mutige Entscheidung, weil dem Mann noch die Reputation fehlt: Sein Film „In den Gängen“ hat aber schon mal mit Sandra Hüller („Toni Erdmann“), Franz Rogowski („Fikkefuchs“) und Peter Kurth („Zwischen den Jahren“) drei der aktuell besten deutschen Schauspieler zu bieten. Die Kurzgeschichte, auf der die Liebesgeschichte in einem Großmarkt basiert, geht auf Clemens Meyer („Als wir träumten“) zurück.

„Eva“ | © MACASSAR PRODUCTIONS - EUROPACORP - ARTE France CINEMA - NJJ ENTERTAINMENT - SCOPE PICTURES / Guy Ferrandis
Bleiben noch übrig: „Eva“ von Benoit Jacquot. Da ist Vorsicht angesagt. Jacquot versucht sich an dem gleichnamigen Joseph-Losey-Klassiker aus den 1960er-Jahren. Damals spielte die Hauptrolle Jeanne Moreau, bei Jacquot ist es jetzt die große Isabelle Huppert. Aber der Franzose langweilte bereits 2015 mit seinem egalen Remake von Buñuels „Tagebuch einer Kammerzofe“. Vielleicht kann er trotzdem an seine Qualitäten im Berlinale-Eröffnungsfilm „Leb wohl, meine Königin!“ anknüpfen. Bei der Polin Małgorzata Szumowska mit ihrem neuen Film „Twarz“ gibt es Fragezeichen. Die Dame wird von Berlinale-Chef Dieter Kosslick und seinem Team sehr geschätzt. Ihre Filme gewinnen auch eigentlich immer Preise. Aber man hört während des Festivals immer so viel Negatives, dass man sich nur schwer motivieren kann, Szumowska eine Chance zu geben.

Interessant ist, dass sich die bisherige Auswahl des Wettbewerbs wie der Jahrgang 2015 liest: Szumowska, Jacquot, Coixet (2018 in der Reihe Special mit „The Bookshop“), German Jr. und Bispuri waren bereits damals dabei. Die großen Gewinner hießen aber Jafar Panahi („Taxi“) und Sebastian Schipper („Victoria“).

Auf der To-Watch-Liste (nach Interesse geordnet):

* Daughter of Mine (Laura Bispuri)
* Dovlatov (Alexey German Jr.)
* Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot (Gus Van Sant)
* In den Gängen (Thomas Stuber)
* Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot (Philip Gröning)
* Eva (Benoit Jacquot)
* Twarz (Małgorzata Szumowska)

Link: - Kiyoshi Kurosawa im Panorama

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