Dienstag, 12. Januar 2016
SigiGötz-Entertainment Heft Nr. 27 im Handel

© SigiGötz-Entertainment
Ende vergangenen Dezember kam die neue Ausgabe von SigiGötz-Entertainment heraus. Movies & Sports fasst noch einmal zusammen, was die 27. Ausgabe der Kultpostille zu bieten hat: Regisseur und Filmkritiker Rainer Knepperges schreibt über seine Erwartungen an die diesjährige Berlinale-Retrospektive, die um das Filmjahr 1966 kreisen soll. Er schlägt Dieter Kosslick unter anderem vor, Filme wie "Die große Sause", "Das sündige Dorf" oder "In Frankfurt sind die Nächte heiß" zu spielen. Stefan Ertl verbeugt sich gekonnt vor der viel zu kurzen Karriere der Belinda Lee, die er mit Lana Del Rey vergleicht. Der Herausgeber Ulrich Mannes wandelt mit seinem Report vom römischen Giallo-Festival, das im vergangenen Sommer stattfand, auf den Spuren der Steadycam. Und der cinephile Autor Oliver Nöding (sein erstes Filmbuch "Sauft Benzin, ihr Himmelhunde! Dialoge über den Actionfilm" ist am 7. Dezember erschienen) widmet sich Luggi Waldleitners Simmelfilmen. Dazu gibt es Nachrufe, ein Interview mit dem Cover-Girl und Leseempfehlungen.

Links: - SigiGötz-Entertainment bestellen, - Mehr SGE

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Neue Berlinale-Wettbewerbsfilme von Mia Hansen-Løve, Lav Diaz und Thomas Vinterberg

Screenshot "Fire at the Sea" © Luce Cinecittà
Schon in einem Monat beginnt die 66. Berlinale (11. - 21.02.). Gestern wurde der zweite Stoß an Wettbewerbstiteln veröffentlicht. Das Programm kann sich sehen lassen. Der philippinische Auteur-Darling Lav Diaz, der 2014 den Goldenen Leoparden von Locarno für "From What Is Before" gewann, stellt seinen neuen Film "A Lullaby to the Sorrowful Mystery" vor. Allein der Filmtitel hätte bereits einen Preis verdient. Dazu gibt es neue Filme von Mia Hansen-Løve ("Things to Come") und Thomas Vinterberg ("The Commune"). Das ist auch insoweit interessant, als dass alle drei Filmemacher mit früheren Filmen ("Norte", "Die Jagd", "Der Vater meiner Kinder") in den wichtigsten Cannes-Reihen zu sehen waren. Wenn da nicht wieder einmal eine Abstrafaktion von Cannes-Chef Thierry Frémaux ansteht.

Dazu gesellen sich Werke aus so aufregenden Filmländern wie Portugal ("Letters from War") und dem Iran ("A Dragon Arrives!"). Gerade nach Jafar Panahis Gewinn des Goldenen Bären im vergangenen Jahr ("Taxi Teheran") ist man besonders gespannt, was Berlinale-Chef Dieter Kosslick als Nächstes aus dem Iran eingeladen hat. Gianfranco Rosi, der gefeierte Dokumentarfilmer aus Italien ("Das andere Rom"), bringt "Fire at the Sea" nach Berlin. Der französische Altmeister André Téchiné wurde mit "Being 17" eingeladen. Dort spielt Kacey Mottet Klein eine tragende Rolle, der vor einigen Jahren noch als kleiner Junge in Ursula Meiers "Winterdieb" auf der Berlinale für Furore sorgte. Und auch der bosnische Regisseur Danis Tanović ist nach "Aus dem Leben eines Schrottsammlers" wieder im Wettbewerb vertreten ("Death in Sarajevo"). Tomasz Wasilewskis polnischer Film "United State of Love" meldet derweil schon erste Rechteverkäufe.

Nimmt man die bereits am 11. Dezember bekannt gegebenen Wettbewerbstitel hinzu, schaut die diesjährige Berlinale sehr gut aufgestellt aus. Da freute man sich nämlich zum Beispiel über den neuen Jeff Nichols-Film "Midnight Special" mit Michael Shannon und Kirsten Dunst. Und auch, dass der Kanadier Denis Côté mit "Boris sans Béatrice" in den Wettbewerb zurückkehrt, wurde als positives Signal aufgefasst. Nicht zu vergessen der Amerikaner und Oscar-Gewinner Alex Gibney ("Taxi to the Dark Side"), der seine Dokumentation "Zero Days" vorstellen wird.

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Montag, 11. Januar 2016
Crowdfunding-Kampagne für deutsche Filmrarität "Der Perser und die Schwedin"

Persischer Gammelstudent trifft Jean Seberg-Verschnitt
"... und wenn ihr dann in vielen Jahren sterbend in eurem Bett liegt, wärt ihr dann nicht bereit, jede Stunde einzutauschen, von heute bis auf jenen Tag, um einmal nur, ein einziges Mal nur hier wieder stehen zu dürfen, um unseren Feinden zuzurufen: Ja, sie mögen uns das Leben nehmen, aber niemals nehmen sie uns unsere Freiheit."

(William Wallace, "Braveheart")


So ließe sich die Crowdfunding-Kampagne um die deutsche Filmrarität "Der Perser und die Schwedin" und die damit einhergehende Moralfrage martialisch ausdrücken. Etwas feinsinniger formuliert: Hier bietet sich die einmalige Gelegenheit, als Filmfan eigenhändig in die deutsche Filmgeschichte einzugreifen und sie neu mit zu formulieren.

Es gibt da diesen Film, der sich "Der Perser und die Schwedin" nennt. Um ihn hat sich auf Genre- und Retro-Festivals in dieser Republik über die letzten Jahre ein Mythos entwickelt. Der Film sei ein Wunderwerk, die Kopien aber vom Aussterben bedroht. Hintergrundinformationen zum Regisseur Akramzadeh oder zu der Produktion seien selbst nach hartnäckiger Recherche quasi nicht auszumachen, heißt es. Und wenn man den Film dann mit den eigenen Augen sieht - wie ich es etwa auf dem Frankfurter Sondergipfel des Hofbauer-Kommandos im November 2014 getan habe - dann wischt dieses Faszinosum von einem Film sämtliche Erwartungshaltung und unmenschlichen Druck mit solch einer Leichtigkeit davon, dass man gar nicht anders kann, als begeistert zu sein.

"Der Perser und die Schwedin" ist ein Schwarzweißfilm aus dem Jahr 1961. Teils wundervolle Slacker-Komödie über das Gammeltum eines Studentenlebens. Ein iranischer Austauschstudent pilgert lieber regelmäßig ins Londoner Vergnügungsviertel Soho als in die Hörsäle der Universität. Dabei dokumentiert der Film gleichzeitig und ausgiebig die Londoner Party-Szene der Swingin' 60's mit seinen unzähligen Tanzlokalen und Bars. Fiktion und Dokumentation fließen wie in einem großen Bilderrausch wundersam ineinander und entwickeln einen speziellen, ganz eigenen Erzählrhythmus. Dazu steuert die deutsche Synchronisation im pointiert-lakonischen Off-Kommentar und den wilden Dialogen eine zusätzliche Unterhaltungsebene bei.

Ich kann "Der Perser und die Schwedin" nur empfehlen. Und mit der Crowdfunding-Kampagne, die am Ende des Artikels verlinkt ist, kann man sich dieses so seltene Filmerlebnis nicht nur nach Hause holen. Man würde auch dazu beitragen, dass der Film für alle interessierten Cineasten auf DVD oder auch auf Blu-ray verfügbar würde. Einem Eintrag in die Filmgeschichtsbücher kämen wir alle so ein Stück weit näher. Zumal mir auf dem jetzt gerade zu Ende gegangenen 15. Hofbauer-Kongress in Nürnberg zugetragen wurde, dass höchst interessante Audiokommentare aufgenommen wurden, die dann auch das Licht der Welt erblicken könnten.

Die Crowdfunding-Kampagne läuft bis zum 31. Januar. Mit 25 Euro ist man dabei. Die Scheibe hat das Potenzial zur DVD/Blu-ray des Jahres.

Link: - Rettet die Schwedin

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Mittwoch, 30. Dezember 2015
Meine Top Ten 2015

© Toei Video Company
01. THE FACE OF AN ANGEL – Michael Winterbottom
02. DER BUNKER – Nikias Chryssos
03. 100 YEN LOVE – Masaharu Take
04. DORA O. D. SEX. NEUROSEN UNSERER ELTERN – Stina Werenfels
05. IXCANUL – Jayro Bustamante
06. THE DUKE OF BURGUNDY – Peter Strickland
07. LIEBE MICH! – Philipp Eichholtz
08. TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER PUNK! – Oskar Roehler
09. VICTORIA – Sebastian Schipper
10. SHORT SKIN – Duccio Chiarini

Runners-Up: EL CLUB – Pablo Larraín, MORDKOMMISSION BERLIN 1 - Marvin Kren, TURBO KID – François Simard & Anouk & Yoann Karl Whissell + Lieblings-Doku: LIFE ITSELF, THE WOLFPACK, EINE GANZ NORMALE WG, MÜLHEIM-TEXAS, DANIEL’S WORLD + Lieblingsserien: The Last Man on Earth (Staffel 1), Broad City (Staffel 1), Bob’s Burgers (Staffel 5), Game of Thrones (Staffel 5), Eichwald MdB (Staffel 1), Rick & Morty (Staffel 2) + Lieblingsbuch: Amok (Stephen King) + Lieblingsfilmbuch: Five Came Back (Mark Harris) + Lieblings-Podcast: Bret Easton Ellis & Quentin Tarantino + Sportereignis: Rugby-WM, Dirkules in Berlin + Lieblings-Fiktion: Personal Space Show bei Rick & Morty, Marc Wilmots wird Schalke-Trainer, Car-nage bei Game+, Harald Schmidt als Reich-Ranicki.
+
Lieblingsklassiker: Die Tiefe (Peter Yates, 1977), Brief einer Unbekannten (Max Ophüls, 1948), Der Verbannte (Max Ophüls, 1947), Atemlos vor Angst (William Friedkin, 1977), Blondinen bevorzugt (Howard Hawks, 1953), Meuterei am Schlangenfluss (Anthony Mann, 1952), St. Pauli zwischen Nacht und Morgen (José Bénazéraf, 1967), Moneyball (Bennett Miller, 2011), Barabbas (Richard Fleischer, 1961), Galaxy Quest (Dean Parisot, 1999), Sylvia – Im Reich der Wollust (Franz Josef Gottlieb, 1977), Young Sherlock Holmes (Barry Levinson, 1985), Wen die Meute hetzt (Richard Fleischer, 1971), Baby Boom (Charles Shyer, 1987), Ten Rillington Place (Richard Fleischer, 1971), Finger weg von meiner Frau (Norman Panama, 1966), Immer mit einem anderen (J. Lee Thompson, 1964), Ich habe sie gut gekannt (Antonio Pietrangeli, 1965), Mädchen mit Gewalt (Roger Fritz, 1970), Der schwarze Brigant (Domenico Paolella, 1961), Das Herz des Tyrannen (Miklós Jancsó, 1981), Die große Orgie (Miklós Jancsó, 1976), Tore tanzt (Katrin Gebbe, 2013), Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (Harald Reinl, 1968), Superstau (Manfred Stelzer, 1991), Der Prinz und der Bettler (Richard Fleischer, 1977), Frauenarzt Dr. Sibelius (Rudolf Jugert, 1962), Der talentierte Mr. Ripley (Anthony Minghella, 1999), Neonstadt (Wolfgang Büld, Dominik Graf u.a.), Der Eissturm (Ang Lee, 1997), Ist das Leben nicht schön? (Frank Capra, 1946), Hatari (Howard Hawks, 1962), Action Man – Bankraub fast perfekt (Jean Delannoy, 1967).
+
Lieblingssongs: Do You Feel It (Chaos Chaos), Time to Move On (Tom Petty), My Hero + Everlong (Foo Fighters), Cinnamon (The Long Winters), I Started a Joke (Sidney Chase), Death with Dignity (Sufjan Stevens), Death (White Lies), Let the Good Times Roll (JD McPherson), Starman (David Bowie), Good Ol’ David Letterman (Adam Sandler), Als Musik noch richtig groß war (Olli Schulz), We Don’t Need Nobody Else (Whipping Boy), Calm After the Storm (The Common Linnets), Tarzan Boy (Baltimora), diverse Songs von Van Morrison & Neil Young.

Links: - 2014, - 2013, - 2012, - 2011, - 2010, - 2009

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Donnerstag, 10. Dezember 2015
Greta Gerwig spielt Todd Solondz' Dawn Wiener

Irgendwie ist das alles, was ich jemals vom Kino wollte
Ok das und vielleicht Quentin Tarantino in einem knapp zweistündigen Film-Podcast mit Bret Easton Ellis. Sie müssten über "Charley Varrick" und New Hollywood sprechen, über Godard und Rohmer, über Pauline Kael und Netflix. Gerne auch über Hitchcock und seine Epigonen wie De Palma, Franklin und Hanson.

Link: - QT & Bret Easton Ellis

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Was Sie schon immer über Geheime Filmclubs wissen wollten ... Hans Schifferle antwortet

Die Hofbauer-Kommando-Perle "Herbstromanze"
Wenn man dieses Jahr nur einen Filmartikel lesen dürfte, sollte es Hans Schifferles epd-Film-Text sein. Er schreibt über das weit verzweigte, faszinierende Netz der geheimnisvollen und sagenumwobenen Filmclubs in Deutschland:

Link: - Epd-Film-Artikel

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Sonntag, 29. November 2015
Catch-22 2015

Eine himmlische Hölle ("The Face of an Angel")
Weiterhin im stillen Gedenken an die altehrwürdige Steadycam, die einst beste deutschsprachige Filmzeitschrift, erscheint meine Catch-22-Liste 2015 dieses Mal dreigeteilt: 14 Spielfilme, 5 Dokumentarfilme und 3 TV-Serien. Dieser klägliche Umstand ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass mir Zeit und Motivation für den nötigen Grundstock an gesehenen Spielfilmen fehlten. Aber mal abwarten, was noch der Dezember mit all seinen Top Ten-Listen einbringt. Ich habe jetzt jedenfalls riesige Lust auf den Kurt Russell-Western "Bone Tomahawk" gewonnen.

Spielfilme (alphabetisch)
100 YEN LOVE - Masaharu Take
DER BUNKER - Nikias Chryssos
EL CLUB - Pablo Larraín
DORA O. D. SEXUELLEN NEUROSEN UNSERER ELTERN - Stina Werenfels
THE DUKE OF BURGUNDY - Peter Strickland
THE FACE OF AN ANGEL - Michael Winterbottom
A GIRL WALKS HOME ALONE AT NIGHT - Ana Lily Amirpour
IXCANUL - Jayro Bustamante
JURASSIC WORLD - Colin Trevorrow
LIEBE MICH! - Philipp Eichholtz
SHORT SKIN - Duccio Chiarini
TOD DEN HIPPIES!! ES LEBE DER PUNK! - Oskar Roehler
TURBO KID - François Simard, Anouk & Yoann Karl Whissell
VICTORIA - Sebastian Schipper

Dokus (alphabetisch)
DANIEL’S WORLD - Veronika Lisková
EINE GANZ NORMALE WG - Georg Schönharting
LIFE ITSELF - Steve James
MÜLHEIM-TEXAS – Andrea Roggon
THE WOLFPACK – Crystal Moselle

TV-Serien (alphabetisch)
BROAD CITY (1. Staffel)
THE LAST MAN ON EARTH (1. Staffel)
RICK & MORTY (2. Staffel)

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Freitag, 27. November 2015
Cream of the Crop 2015

Hätte, hätte, Fahrradkette, Berlinale! ("Son of Saul")
Cream of the Crop 2015 ist meine alljährlich wiederkehrende Tradition des Listenstaubsaugers, der alle Top Ten-Listen, die es in meinen Augen wert sind, gesammelt zu werden, an einem Ort vereint.

-- R.I.P. Richard Corliss --

NEU: Sebastian Selig, Rüdiger Suchsland, Ulrich Kriest, Christoph Draxtra, Andreas Beilharz, Eric Vespe, Harry Knowles, Lukas Foerster, Jenny Jecke, Etienne Gardé, Memo Jeftic, Peter Travers, Drew McWeeny, Mark Schilling, Lee Marshall

Wer fehlt: Ulrich Mannes, Milan Pavlovic, Thomas Schultze, Hans Schifferle, Katja Nicodemus, Björn Lahrmann, Bernd Begemann, Rainer Knepperges, Karina Longworth, Wesley Morris, Elvis Mitchell, Todd Brown, Scott Weinberg

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Kritiker/Regisseure/Persönlichkeiten

Geoff Andrew (27.11.): 45 Years, Aferim!, The Assassin, Body, The Club, Court, Jia Zhangke: A Guy from Fenyang, The Measure of a Man, Mia Madre, One Floor Below, The Pearl Button, Taxi Teheran [Anm.: Fünf Berlinale-Filme!]

Andreas Beilharz (04.01.): 01. The Exquisite Corpus 02. My Golden Days 03. The Assassin 04. Samuray-S 05. Cemetery of Splendour 06. Blackhat 07. Las Altas Presiones 08. Knight of Cups 09. A Spell of Fever 10. Mad Max: Fury Road

Peter Bradshaw (27.11.): Inherent Vice, A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence, London Road, Hard to Be a God, Bridge of Spies

Dave Calhoun (27.11.): 45 Years, Amy, The Club, London Road, Our Little Sister

Justin Chang (17.12.): 01. The Assassin 02. Mad Max Fury Road 03. Phoenix 04. The Look of Silence 05. Carol 06. The Tribe 07. Spotlight 08. Inside Out 09. Girlhood 10. Brooklyn

Michel Ciment (27.11.): A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence, The Assassin, Carol, Knight of Cups, Son of Saul [Anm.: Schöne Erklärungen]

Mike D'Angelo (15.12.): 01. The Duke of Burgundy 02. Sicario 03. Mad Max Fury Road 04. The Forbidden Room 05. Carol 06. It Follows 07. Anomalisa 08. The Martian 09. Breathe 10. Tu Dors Nicole

Manohla Dargis (09.12.): 01. The Assassin 01. Mad Max Fury Road 02. Luminous Intimacy The Cinema of Nathaniel Dorsky and Jerome Hiler 03. Bridge of Spies 04. Carol 05. In Jackson Heights 06. The Martian 07. The Kindergarten Teacher 08. The Diary of a Teenage Girl 09. The Big Short 10. Sixty Six

Christoph Draxtra (04.01.): Furious Seven, Die Hölle ist die Fiktion, Ich seh ich seh, Inherent Vice, Spy, It Follows, Mad Max Fury Road, Polizeiruf 110 – Kreise, Tokyo Tribe, The Visit, Wir sind jung wir sind stark, Härte

David Ehrlich (07.12.): 01. Carol 02 World of Tomorrow 03. Phoenix 04. The Look of Silence 05. A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence 06. The Duke of Burgundy 07. Eden 08. Kumiko the Treasure Hunter 09. Mistress America 10. Mad Max Fury Road

The Ferroni Brigade (27.11.): Wake, V lučach Solnca, The Man with the Iron Fist 2, Return of the Atom, The Thoughts That Once We Had

Lukas Foerster (03.01.): 01. Balikbayan #1: Memories of Overdevelopment Redux III 02. Knight of Cups 03. Blackhat 04. Mad Max Fury Road 05. Cosmos 06. Last Angel 07. Cemetery of Splendour 08. An 09. Flotel Europa 10. Deux Remi, deux

Etienne Gardé (31.12.): Birdman, Whiplash, Ex Machina, Mad Max Fury Road, Mission Impossible 5, Straight Outta Compton, Inside Out, Sicario, Chef, Danny Collins

J. Hoberman (27.11.): The Assassin, No Home Movie, Cemetry of Splendour, Phoenix, Amy

Stephen Holden (09.12.): 01. Carol 02. The Big Short 03. Spotlight 04. The Fool 05. The Diary of a Teenage Girl 06. The Look of Silence 07. Truth 08. 45 Years 09. Tangerine 10. Brooklyn

Nick James (27.11.): Amy, Evolution, Carol, Following Nazarin, The Assassin, Mad Max Fury Road, 45 Years, Son of Saul, Cemetry of Splendour

Jenny Jecke (03.01.): 01. The Assassin 02. Carol 03. Run All Night 04. National Gallery 05. Bridge of Spies 06. The Pearl Button 07. Tell Spring Not to Come This Year 08. Spy 09. Polizeiruf 110 - Kreise 10. Magic Mike XXL 11. John Wick

Memo Jeftic (29.12.): Mad Max Fury Road, The Duke of Burgundy, The World of Tomorrow, Tangerine, Mistress America, Bone Tomahawk, My Love Don't Cross That River, It Follows, 100 Yen Love, The Assassin, Star Wars The Force Awakens

David Jenkins (27.11.): My Golden Days, Knight of Cups, Sunset Song, Aaaaaaaah!, Arabian Nights, Carol, The Assassin, Right Now Wrong Then, No Home Movie, Evolution

Alan Jones (27.11.): Carol, Mad Max Fury Road, Brooklyn, The Devil's Candy, Bone Tomahawk

Mark Kermode (13.12.): Inside Out, A Girl Walks Home Alone at Night, Girlhood, Carol, The Falling, Song of the Sea, Brooklyn, Sunset Song, The Ecstasy of Wilko Johnson, The Tale of Princess Kaguya

Harry Knowles (03.01.): 01. Anomalisa 02. The Walk 03. Mad Max Fury Road 04. The Hateful Eight 05. Star Wars The Force Awakens 06. The Revenant 07. Carol 08. Cinderella 09. The Martian 10. Crimson Peak

Robert Koehler (27.11.): The Treasure, Arabian Nights, Lost and Beautiful, Right Now Wrong Then, The Assassin

Eric Kohn (27.11.): Son of Saul, Anomalisa, Heaven Knows What, Horse Money, Heart of a Dog, Buzzard, The Tribe, Taxi Teheran, Tangerine, Mad Max Fury Road

Dieter Kosslick (27.11.): Taxi Teheran, Victoria, Love & Mercy, Body, Mad Max Fury Road [Anm.: Nur drei aus dem eigenen Wettbewerb, Dieter?]

Ulrich Kriest (12.01.): Norte the End of History, Taxi Teheran, Die Lügen der Sieger, Amour fou, Ich will mich nicht künstlich aufregen, Art Girls, Gefühlt Mitte Zwanzig, Une jeunesse allemande, Inherent Vice, Eine neue Freundin

Guy Lodge (27.11.): Carol, 45 Years, Mad Max Fury Road, Arabian Nights, Magic Mike XXL

Tim Lucas (27.11.): The Strange Color of Your Body's Tears, Inherent Vice, Ride in the Whirlwind, Mad Max Fury Road, Fargo Season 1

Lee Marshall (18.12.): 01. The Assassin 02. Carol 03. Anomalisa 04. Arabian Nights 05. Inside Out + Docu: Behemoth, UK: 45 Years, Undiscovered Gem: Family Film

Todd McCarthy (11.12.): 01. The Tribe 02. Brooklyn 03. Son of Saul 04. The Revenant 05. The Diary of a Teenage Girl 06. Anomalisa 07. Mad Max Fury Road 08. Seymour An Introduction 09. 45 Years 10. Carol

Drew McWeeny (21.12.): 01 Anomalisa 02. Mad Max Fury Road 03. Room 04. Creed 05. Call Me Lucky 06. Ex Machina 07. Brooklyn 08. The Hateful Eight 09. Star Wars The Force Awakens 10. Beasts of No Nations

Adam Nayman (27.11.): Noite sem distância, Bring Me the Head of Tim Horton, Right Now Wrong Then, Chevalier, The Assassin

Amy Nicholson (15.12.): 01. Chi-Raq 02. Anomalisa 03. The Hateful Eight 04. American Ultra 05. Mad Max Fury Road 06. Room 07. Victoria 08. Spy 09. The Second Mother 10. Tangerine

Tim Robey (27.11.): Carol, Arabian Nights, Mad Max Fury Road, 45 Years, Bone Tomahawk

Jonathan Romney (27.11.): Son of Saul, The Forbidden Room, Inside Out, Arabian Nights, Anomalisa

Mark Schilling (24.12.): 01. Three Stories of Love 02. Fires on the Plain 03. 100 Yen Love 04. Our Little Sister 05. Kabukicho Love Hotel 06. Being Good 07. Obon Brothers 08. Bakuman 09. Round Trip Heart 10. Antonym

A. O. Scott (09.12.): 01. Timbuktu 02. Inside Out 03. Spotlight 03. The Big Short 04. Heart of a Dog 05. Carol 05. Anomalisa 06. Taxi Teheran 07. Out 1 Noli Me Tangere 08. Mad Max Fury Road 09. Creed 10. Results 10. Welcome to Me

Sebastian Selig (18.01.): Black Hat, The Duke of Burgundy, Hard to Be a God, Evolution, Ich seh ich seh, It Follows, Knight of Cups, Love, Mad Max Fury Road

Matt Singer (15.12.): 01. Inside Out 02. Anomalisa 03. Mad Max Fury Road 04. The Duke of Burgundy 05. The Look of Silence 06. Bridge of Spies 07. The Walk 08. The Hateful Eight 09. Tangerine 10. Ex Machina

Rüdiger Suchsland (12.01.): Still the Water, Bande de filles, It Follows, Tokyo Tribe, Eden, Une jeunesse allemande, Wild Tales, Unsere kleine Schwester, Victoria, Broadway Therapy

Peter Travers (17.12.): 01. Spotlight 02. Steve Jobs 03. Carol 04. Mad Max Fury Road 05. Brooklyn 06. Straight Outta Compton 07. Tangerine 08. The Martian 09. Star Wars The Force Awakens 10. Inside Out / Anomalisa

Eric Vespe (04.01.): Mad Max Fury Road, Anomalisa, Room, Ex Machina, Star Wars The Force Awakens, The Martian, Creed, Spotlight, Sicario, Carol, Bridge of Spies, The Hateful Eight, Inside Out

John Waters (01.12.): 01. Helmut Berger Actor 02. Cinderella 03. The Forbidden Room 04. Tom at the Farm 05. Mad Max Fury Road 06. Carol 07. The Diary of a Teenage Girl 08. Tangerine 09. Fly Colt Fly 10. Love

Alison Willmore (15.12.): 01. Mad Max Fury Road 02. Anomalisa 03. Carol 04. Phoenix 05. Creed 06. Taxi Teheran 07. It Follows 08. Ex Machina 09. Eden 10. Spotlight

Neil Young (27.11.): Toponymy, Brouillard: Passage # 14, Chappie, Sound of a Million Insects Light of a Thousand Stars, The Exquisite Corpus

Stephanie Zacharek (04.12.): 01. Spotlight 02. Phoenix 03. I'll See You in My Dreams 04. Clouds of Sils Maria 05. Iris 06. Mustang 07. Tangerine 08. Creed 09. The Man from U.N.C.L.E. 10. Ex Machina


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Institutionen:

Cahiers du Cinema (27.11.): 01. Mia Madre 02. Cemetery of Splendour 03. In the Shadow of Women 04. The Smell of Us 05. Mad Max Fury Road 06. Jauja 07. Inherent Vice 08. Arabian Nights 09. The Summer of Sangaile 10. Journey to the Shore

Film Comment (15.12.): 01. Carol 02. The Assassin 03. Mad Max Fury Road 04. Clouds of Sils Maria 05. Arabian Nights 06. Timbuktu 07. Spotlight 08. Phoenix 09. Inside Out 10. The Look of Silence

Sight & Sound (27.11.): 01. The Assassin 02. Carol 03. Mad Max Fury Road 04. Arabian Nights 05. Cemetery of Splendour 06. No Home Movie 07. 45 Years 08. Son of Saul 09. Amy 09. Inherent Vice 11. Anomalisa 11. It Follows 13. Phoenix 14. Girlhood 14. Hard to Be a God 14. Inside Out 14. Tangerine 14. Taxi Teheran 19. Horse Money 19. The Look of Silence


Links: - 2014, - 2013, - 2012, - 2011, - 2010

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Dienstag, 20. Oktober 2015
Bahnhofskino-Doku "Cinema Perverso" auf Kinotour & bei Arte

© Lunabeach TV und Media GmbH
"Bahnhofskino und Bahnhof, Züge, Fernweh, Verreisen, da gibt es schon Bezüge. Es sind alles Orte der Sehnsucht." (Ben Becker)

Sie waren das deutsche Äquivalent zu den Grindhouse-Kinos in den USA: Die Bahnhofskinos liefen für Reisende praktisch rund um die Uhr. Ob man um neun Uhr morgens, nach einer durchzechten Nacht, ein Plätzchen zum Runterkommen suchte oder sich zur Geisterstunde die Füße ein bisschen aufwärmen wollte - in den Bahnhofskinos der Republik fand man immer ein Zuhause. In den 1960er-Jahren eroberte das Exploitationkino die Unterhaltungstempel und prägte fortan die Wahrnehmung. Das Schmuddelkino war geboren, aber auch ein Hort für die unglaublichsten Programmzusammenstellungen, nach denen man sich heute als Cineast die Finger lecken würde: Italowestern, Söldner-Action, Reportfilme, Eastern und echte Filmkunst wie "Das große Fressen" gingen direkt ineinander über.

Über dieses Phänomen hat der Dokumentarfilmer Oliver Schwehm einen sechzigminütigen Film gemacht, der zuerst auf Kinotour geht und Ende des Monats bei Arte ausgestrahlt wird. Schwehm ist ausgewiesener Experte für Filmdokus, seinen Film über die Edgar Wallace-Krimis ("German Grusel") würde ich sogar ein Meisterwerk schimpfen. Er setzte auch schon Christopher Lee ("Gentleman des Grauens") und Pierre Brice ("Winnetou darf nicht sterben") kleine Denkmäler. Im Kino zu sehen sein wird "Cinema Perverso" vorrangig in altehrwürdigen Abspielstätten wie im Bali-Kino Metropolis, das im Bochumer Hauptbahnhof noch aktiv ist, aber auch in kultisch verehrten Lichtspielhäusern wie dem Nürnberger KommKino oder dem Münchner Werkstattkino. Für die nicht ganz so reisefreudigen Cineasten zeigt Arte die Doku "Cinema Perverso" am 31. Oktober um 21.55 Uhr im frei empfangbaren Fernsehen.

Links: - Trailer, - Beispiel-Programm

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Mittwoch, 30. September 2015
Wie feiert Tarantino Halloween?

Dallamano-Double-Feature: Wie aus dem Giallo der Slasher wurde
Mal ehrlich: Fragt ihr euch nicht auch gelegentlich ganz gerne, in der investigativen Tradition von Promiflash und Co.: Was machen eigentlich die Stars an Weihnachten, wo verbringen sie ihre Urlaube und wie würde Claire Danes tanzen, wenn sie ins Berghain gehen würde? Eine dieser Fragen des Lebens wurde die Tage jetzt klar beantwortet. Denn Quentin Tarantinos New Beverly Cinema in Los Angeles hat sein Oktober-Programm bekannt gegeben. Letzten Oktober wiedereröffnete er das Kino und spielte deshalb einen breit gefächerten Genremix samt Würdigungen für die in Frieden ruhenden Robin Williams und Paul Mazursky. Nur an Halloween ließ er seinen Hollywood-Buddy Eli Roth einen Horror-Marathon mit den eigenen Filmen ansetzen. Dieses Jahr ist aber Zeit für einen echten Shocktober.

Schon die beiden eher gorig angehauchten Shaw Brothers-Filme "The Boxer's Omen" und "Human Lanterns" im September kündeten von dem, was da kommen sollte. Ich konnte bislang keine Überraschungen oder ultraseltene Raritäten ausmachen, aber die Filmauswahl macht Appetit auf mehr. Zumal wenn man gerade die letzte halbe Stunde von "Prometheus" im ZDF gesehen hat und sich fragt, wie katastrophal wohl der Rest gewesen sein muss, damit der Sci-Fi-Horror einen so schlechten Ruf bekommen hat. Denn Ridley Scotts Klassiker "Alien" läuft bei Tarantino im Double Feature mit einem britischen 80's-Horror namens "Samen des Bösen". Immerhin ein Titel, der mir noch völlig unbekannt war. Es gibt drei sehr geschmackvolle Italo-Double Features: Der Edgar Wallace-Film "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" trifft auf "Der Tod trägt schwarzes Leder", während Mario Bavas "Die Stunde, wenn Dracula kommt" mit Antonio Margheritis "Danza macabra" füßelt. Nicht zu vergessen "Die toten Augen des Dr. Dracula" und "Beyond the Door II" als reine Bava-Doppelvorstellung.

Dazu gibt es die immer wieder gerne gepushte Canuxploitation mit "The House by the Lake", "Blue Monkey" und "Funeral Home" plus das Jeff Lieberman-Gespann "Squirm" und "Just Before Dawn". Klassisch wird es mit Abbott & Costello, Bob Hope (!), den beiden Dracula-Interpretationen von Frank Langella und Klaus Kinski sowie einigen George Romero-Filmen (z. B. "Night & Day of the Dead"). Sehr interessant sieht auch das "Last House on the Left"-Remake "Chaos" aus, das an mir völlig vorbeigegangen ist. Ehrlich gesagt am meisten interessieren würde mich aber, ob die herrlich missglückte Dan Aykroyd-Horrorkomödie "Valkenvania" wirklich von Tarantino oder seinen Mitarbeitern ausgesucht wurde. Bei "Beetlejuice" wiederum bin ich mir da ziemlich sicher, weil Quentin seit jeher riesiger Michael Keaton-Fan ist. Und dann erscheint natürlich ein Double Feature aus Finchers "Sieben" und Friedkins "Cruising" purer Wahnsinn zu sein - aber eben von der Sorte, die man sich selbst gerne geben würde.

Auch gut: - Scorseses Halloween-Tipps

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Donnerstag, 27. August 2015
Tarantinos New Beverly feiert Shaw Brothers

Kalender in voller Größe
Auf die Spaghetti Western folgen in Tarantinos New Beverly Cinema im September die Eastern der Shaw Brothers

Tarantino macht aktuell mit seinen Meinungen wieder Schlagzeilen im Internet. Auch, wenn er praktisch seit Jahren keine neuen Filme und TV-Serien mehr gesehen hat. War "How I Met Your Mother" nicht bereits sein Guilty Pleasure in der Postproduktion von "Inglourious Basterds"? Inzwischen reicht schon ein gesehener Trailer (siehe z. B. 2. Staffel "True Detective") aus, um aburteilen und Überschriften produzieren zu können. Interessanter ist da schon, dass der Regisseur inzwischen auch Facebook für sich entdeckt und damit begonnen hat, in Filmblogs wie AwardsDaily Kommentare zu hinterlassen. Oder, dass Tarantino auf seiner Prag-Reise zu den selbstkomponierten Western-Klängen von Ennio Morricone die Filmbücher "Five Came Back" und "Pictures at a Revolution" von Mark Harris verschlang.

Sein New Beverly-Programm in Los Angeles plätschert derweil so vor sich hin. Es ist der zweite Monat in Folge auf Autopilot. Im letzten Monat sammelten seine persönlichen Assistenten eine Art Best-of seiner Italowestern-Favoriten zusammen, im September tun sie es mit den Eastern der Shaw Brothers. Viele Titel, die man seit "Kill Bill" schon häufiger gelesen hat: "The 36th Chamber of Shaolin", "The 8 Diagram Pole Fighter", "5 Fingers of Death", "Fist of the White Lotus" und die One-Armed Swordsman-Filme mit Jimmy Wang Yu. Mit "The Boxer's Omen" und "Human Lanterns" sind auch ein paar obskurere Kandidaten dabei, die ganz schmackhaft aussehen. Aufregend geht aber anders.

Immerhin gibt es als Ergänzung eine Handvoll kernige Männerkino-Double Features: Robert Redford, Paul Newman, James Coburn und Peter Lorre geben sich die Ehre. Gerade auf Redford und seine beiden Filme "The Candidate" und "Downhill Racer" hätte ich mächtig Bock, auch weil mir die Werke vor Ewigkeiten in meiner New Hollywood-Aufholjagd empfohlen wurden. Und Coburns Filme "Todesmelodie" und "Pat Garrett and Billy the Kid" passen hervorragend zu meiner kleinen Sam Peckinpah-Phase, die die Retrospektive auf dem Filmfestival von Locarno angeregt hat. Zur vollen Wahrheit gehört dort aber auch die Tatsache, dass ich neulich, bei dem Versuch "Sierra Charriba" nachzuholen, trotz Mario Adorf und Senta Berger nach einer Stunde fast sanft entschlummert wäre. Oh, und "Kingsman: The Secret Service" plus "Kiss the Girls and Make Them Die" (ein Film, der es schafft, an die Qualitäten seines Titels anzuknüpfen) sieht natürlich nach einem sehr spaßigen Agenten-Double Feature aus.

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Dienstag, 25. August 2015
„Dogtooth“ mit Knödeln und Fips Asmussen

© Kataskop Film & GFF KG
Die aufregende, erfrischend andere deutsche Genreperle „Der Bunker“ geht auf Welttournee; nächstes Jahr auch in den deutschen Kinos. Eine Filmkritik von Michael Müller

Was tut sich im deutschen Film? Genau so heißt eine langlebige Veranstaltungsreihe im deutschen Filmmuseum, die gemeinsam mit der Filmzeitschrift epd-Film konzipiert wurde. So lautet auch generell die Selbsteinschätzung der deutschen Filmindustrie: Immer den eigenen Zustand skeptisch beäugend und in Frage stellend. Die tatsächliche Antwort darauf gibt normalerweise der letzte erinnerungswürdige deutsche Film. Aktuell hat man mal wieder einen, den man gerne vorzeigt, zitiert und ausruft: „Victoria“. Sechs deutsche Filmpreise. Silberner Berlinale-Bär. Eine One-Cut-Sensation. Virtuoses Genrekino aus deutschen Landen. Eigentlich ein Paradoxon. Fast oscarnominiert, wenn es da nicht diese dumme Regel mit der Originalsprache gäbe. Angeblich hat sich sogar Jennifer Lawrence eine Privatvorführung zeigen lassen. Und Quentin Tarantino arbeitet auch schon an einer Art Western-Reboot mit Christoph Waltz und Bill Cosby. Oder zumindest: Til Schweiger will ein Hollywood-Remake drehen. Oder so ähnlich.

Ein anderer Blickwinkel auf den deutschen Film: Talent und gute Filme sind immer da. Es ändert sich nur die Wahrnehmung. Wenn sich die Rezeption auf die Filme von Schweighöfer & Co. beschränkt und auf die Frage, ob ein deutscher Film im Cannes-Wettbewerb mitmachen darf oder für den Auslands-Oscar nominiert wird, kann man nur verlieren. Wenn man allerdings genauer hinsieht und die Nuancen wahrnimmt, dann fällt auf, dass dieses Jahr auf dem sommerlichen Filmfest München viel von deutschen Filmen geschwärmt wurde (z. B. „Der Nachtmahr“, „Staatsdiener“, „Schau mich nicht so an“). Und auch im Vorfeld des Fantasy Filmfest, das gerade durch die Großstädte der Republik tourt, lobte die Organisatorin Frederike Dellert ausdrücklich die deutschen Genrebeiträge. Und das von einem Festival, das in den letzten Jahren nicht gerade dadurch aufgefallen wäre, eine echte Plattform für deutsche Genrefilme gewesen zu sein. Allerorts hört und liest man von interessanten Projekten: Auf der Genrenale, der Indie-Gegenveranstaltung zur Berlinale, wurden Projekte wie „Schneeflöckchen“ und „Radio Silence“ gefeiert. Insider-Tipps wie „Von jetzt an kein Zurück“, „Top Girl“, „Liebe mich!“, „Und am Ende sind alle allein“ sowie „Das Zimmermädchen Lynn“ machen die Runde. Damit will ich keine Wellenbewegung behaupten oder ein neues Goldenes Zeitalter heraufbeschwören wollen. Kann ich auch gar nicht. Vielleicht liegt die Fülle der Empfehlungen auch einfach nur an meiner Horizonterweiterung durch zwei, drei neue Tippgeber über Twitter.
Mutter Beimer griff unter die Arme
Nikias Chryssos' surreale, zum Schreien komische Gesellschaftssatire „Der Bunker“ ist einer der besten Filme des Jahres. Seine Weltpremiere feierte der Debütfilm im Schatten von „Victoria“ in der Berlinale-Nebenreihe Perspektive Deutsches Kino. Sein richtiges Zuhause scheint er aber erst jetzt auf den Genrefestivals dieser Welt zu finden. In Frankreich, auf dem Festival Mauvais Genre, gewann der Film zwei Jurypreise. Ich wurde auf ihn aufmerksam, weil er im Programm des amerikanischen Fantastic Fest auftauchte. Letzteres Festival hat sich über die Jahre, neben dem großen spanischen Vorbild Sitges, zu dem weltweiten Genre-Mekka entwickelt. Allein die Nominierung ist bereits eine Auszeichnung. Die Existenz von „Der Bunker“ grenzt dabei an ein kleines Wunder, die Finanzierung wurde ausschließlich mit der Hilfe des "Lindenstraßen"-Godfather Hans W. Geißendörfer und seiner gleichnamigen Produktionsfirma („Uncle Boonmee“) gestemmt. Es ist kein Zufall, dass Pit Bukowski eine der Hauptrollen spielt. Jener Schauspieler, der auf den ersten Blick wie eine schnoddrige Version des schon wieder in Vergessenheit geratenen Paul Bettany daherkommt, aber ungleich wandlungsfähiger, geladener und aufregender ist, wie seine andere große, kinskieske Genre-Rolle in „Der Samurai“ gezeigt hat. Ich habe „Der Bunker“ auf dem Frankfurter Fantasy Filmfest erleben dürfen.

Irgendwo in der Einöde betritt ein Student (Pit Bukowski) den Bunker einer dreiköpfigen Familie. Er sucht die Abgeschiedenheit für seine wissenschaftliche Abschlussarbeit. Gut, der versprochene Seeblick fehlt, aber ansonsten scheinen die Voraussetzungen ideal zu sein. Nur die Familie ist ein wenig speziell: Das Kind sieht aus, als sei es schon über dreißig Jahre alt. Es ist angezogen, als hätte Wilhelm Busch die Leibchen mit kurzer Hose designt. Und während zu Tisch gesessen wird und der Vater penibel die Anzahl der Klöße und Servietten notiert, die der Student in Anspruch nimmt, harrt der Kleine bei Minusgraden vor dem Fenster aus. Irgendetwas läuft hier gewaltig schief. Als der Student von den Eltern finanziell und sexuell genötigt wird, den Hausunterricht von Klaus (Daniel Fripan) zu übernehmen, kommt er der hier betriebenen schwarzen Pädagogik auf die Spur.
Regisseur und Drehbuchschreiber Chryssos hat dieses anarchische Kammerspiel in einer surrealen Hyperrealität angeordnet, die voller Humor und verdrängter Erotik ist. Das ist einerseits wahnsinnig unterhaltsam anzuschauen: Wie der Sohnemann etwa, bereits im dunklen Klassenzimmer sitzend, quasi die gesamte Nacht auf den Hauslehrer gewartet zu haben scheint, wie er als einziger Teilnehmer des Unterrichts sein Namensschild dekorativ vor sich rückt, wie ihm das Konzept des Spielens total fremd ist; oder wie der Vater versucht, mit hochtrabender Sprache und leeren Phrasen einem Idealbild des Bildungsbürgers zu entsprechen und wie er am regelmäßigen Witzeabend mit weiß geschminktem Clownsgesicht die ältesten Kalauer der Witzegeschichte in bester Fips Asmussen-Tradition vorträgt, um sie danach intellektuell-schwachsinnig zu unterfüttern.
Stoßtrupp Venus bläst zum Angriff
Andererseits drängt sich auf spielerische Art die Leseweise einer Gesellschaftssatire auf. Kammerspiele in ihrer Reduzierung dienten schon immer als Vergrößerungsglas auf aktuelle Verhältnisse. So gesehen ist „Der Bunker“ ein beißender Kommentar auf unser familiäres und gesellschaftliches Rollenverständnis. Der vor sich her forschende Besucher, der je nach Gemütslage mal Student, mal Professor genannt wird, steht mit seiner endlosen Forschungsarbeit für den sanften Unsinn des universitären Lehrbetriebs. Das Mannskind in Lederhosen, das noch von seiner Mutter gesäugt wird, soll durch stupides Auswendiglernen der Hauptstädte darauf vorbereitet werden, Präsident zu werden. Samt charmanter Marilyn Monroe-Reminiszenz. Der Vater ist in diesem Familienkonzept überflüssig geworden: Er versucht seine Rolle als Oberhaupt über starre Rituale und peinliche Bildungshuberei wenigstens im Schein zu rechtfertigen. Am spannendsten ist allerdings die Rolle der Mutter (Oona von Maydell). Sie dirigiert im Stillen über die verschiedensten Methoden die Familie. Interessanterweise hat ihr der Film wörtlich einen Klotz ans Bein gehängt. Eine offene Beinwunde ist gleichzeitig eine Art von Lebensform, die sie Heinrich nennt und die vor allem mit zunehmender Zeit die Verantwortung für die aggressiven Anwandlungen der Mutter übernimmt.

„Der Bunker“ wirkt auf mich so, als würde er aus dem innersten der deutschen Seele entspringen; quasi unter der Reichskanzlei gelegen, das deutsche Unterbewusstsein mit klassischer Musik (neben einem Heavy Metal-Song glaube ich als Ausnahme auch noch ein Score-Stück aus „Der Killer von Wien“ erkannt zu haben) und visuellen Verweisen anzapfend, um sie wild und neu miteinander zu kombinieren; auf wahnsinnig witzige Weise vom Hier und Jetzt erzählend, aber mit den Mitteln großer Film-Satiriker wie Stanley Kubrick und David Lynch. In einem Wort: Lust. Die Lust an der Sprache, den Schauspielern, der Improvisation, der blutvollen Strenge, den Abgründen und Grenzen. Und man könnte „Der Bunker“ auch als Bruderfilm zu Giorgos Lanthimos' Meisterwerk „Dogtooth“ betrachten, der einen ähnlichen erzählerischen Rahmen gewählt hat, aber zu völlig anderen Antworten kommt.

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