Donnerstag, 19. August 2010
Celluleute-Podcaster Carsten Pohl schwärmt von "Adèle und das Geheimnis des Pharaos"
Ich will den neuen Luc Besson-Film, die Jacques Tardi-Comicverfilmung "Adèle und das Geheimnis des Pharaos", seit Monaten sehen. Über die nackten Zahlen und Namen, die ersten zaghaften Bilder, ja bis zu den Teasern und Trailern habe ich mich gehangelt und bin dem Projekt treu geblieben, auch nachdem der Spielfilm mehr oder weniger schwer am französischen Boxoffice gestrauchelt ist. Am 30. September ist erst deutscher Kinostart, was den Verleiher Universum nicht davon abhält, ihn durch die Sneak Previews dieser Republik zu jagen. Die Stammkraft des Celluleute-Podcast, Carsten Pohl, ist bekennender Anhänger des Paralleluniversums, wo man häufig schlechte und ganz schlechte Filme viel früher oder überhaupt vor allen anderen sieht. Manchmal hat man aber auch Glück und stolpert über eine Perle wie "Adèle", von welcher Carsten in der siebtzehnten Ausgabe des cinephilen Zwiegesprächs so ausgiebig schwärmte, wie es die vorgerückte Zeit zuließ. Als Mischung aus "Die Mumie", "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" und "Der Sternwanderer" beschrieb er Bessons Film, der ihm viel besser gefallen hat, als dass das auf Anhieb klingen mag.

Links: - Celluleute #17, - Häh, Celluleute?, - Ah, Celluleute!

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Early Oscar Buzz für Noomi Rapace
Ihre Hollywood-Nachfolgerin in der Rolle der Lisbeth Salander wurde David Fincher-Darling Rooney Mara ("A Nightmare on Elm Street"). Aber wenn sie wollte, könnte sie in Blockbustern wie "Sherlock Holmes 2" und "Mission: Impossible 4" durchstarten. Das berichtet zumindest Schreckschraube Nikki Finke von Deadline Hollywood; und dass der US-Verleiher von "The Girl with the Dragon Tattoo", Music Box Films, bereits an einer gewieften Oscarkampagne im Stile der französischen Schauspielerin Marion Cotillard arbeitet. Diese gewann den Goldjungen bekanntlich für ihre europäische Rolle als Edith Piaf in "La vie en rose" und wurde dann von Michael Mann in "Public Enemies" und Christopher Nolan in "Inception" besetzt. Aktuell dreht Noomi Rapace in Europa, genaugenommen in Babelsberg, unter anderem mit Sternchen Nora von Waldstätten ("Carlos") das Kriegsmelodram "The Nazi Officer's Wife".

Link: - Deadline Hollywood

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Dienstag, 17. August 2010
Schmutziger Süden: Marktanteil fällt auf 14,6 %
01. FRIENDSHIP! - Columbia - 1,55 Mio. Zuschauer
02. VINCENT WILL MEER - Constantin - 0,80 Mio.
03. HANNI & NANNI - Ufa Cinema - 0,73 Mio.
04. VORSTADTKROKODILE 2 - Constantin - 0,68 Mio.
05. TEUFELSKICKER - Ufa Cinema - 0,57 Mio.
Mit der guten halben Million Zuschauer, die Klaus Lemkes brandneue Sexkomödie "Schmutziger Süden" gestern Nacht hatte, wäre sie dieses Jahr im Kino eine der großen Gewinnerinnen gewesen. Das sind mehr Zuschauer als sein Dolly Dollar-Blockbuster "Flitterwochen" vor dreißig Jahren, auf dem Höhepunkt seines Publikumserfolgs, geschafft hat. Nur sein Wolfgang Fiereck-Evergreen "Arabische Nächte", der letztes Jahr die höchsten Weihen durch die Arte-Trashfilm-Reihe erfuhr, soll in noch höheren Sphären geschwebt sein.
06. DIE FRISEUSE - Constantin - 0,56 Mio.
07. ZEITEN ÄNDERN DICH - Constantin - 0,52 Mio.
08. ROCK IT - SamFilm - 0,47 Mio.
09. HIER KOMMT LOLA - Constantin - 0,37 Mio.
10. TIGER-TEAM - Constantin - 0,29 Mio.
Als ob der leibhaftige Jess Franco den Dominik Graf-Klassiker "Hotte im Paradies" neuverfilmt hätte. Und als ob das Feuilleton das allerneueste Adolf Hitler-Projekt von Bernd Eichinger besprochen hätte. Alle großen Zeitungen stürzten sich auf den dankbaren Höhenflug des deutschen Films: Die FAZ schreibt von "lebensprall", die taz feiert "Schmutziger Süden" als "Ausbruch aus dem Regelwerk des Films", im Tagesspiegel wird bereits spekuliert, ob Lemke dadurch endlich mit seinem nächsten Film, "Drei Kreuze für einen Bestseller", von Dieter Kosslick auf die Berlinale eingeladen wird. Die Bild konzentriert sich ganz auf das sexy Debüt der Schauspielerin/Ärztin Sheila Malek, die Welt sieht sich gar außer Stande, ihre Begeisterung in Worte zu fassen und schaltete nur eine Bildershow.
11. JERRY COTTON - Constantin - 0,26 Mio.
12. NANGA PARBAT - Senator - 0,23 Mio.
13. FRECHE MÄDCHEN 2 - Constantin - 0,21 Mio. (NEU)
14. BOXHAGENER PLATZ - Claussen & Wöbke - 0,17 Mio.
15. 13 SEMESTER - Claussen & Wöbke - 0,16 Mio.
In den deutschen Kinocharts regiert dagegen weiterhin Hollywood mit eiserner Hand. "Hanni & Nanni" kriechen auf Platz drei der Jahrescharts und könnten bei dieser Konstanz sogar "Vincent will Meer" gefährlich werden. Einziger echter Neueinsteiger sind "Freche Mädchen 2", die aber ähnlich wie "Hier kommt Lola" sehr weit hinter den Erwartungen zurückblieben. "Mahler auf der Couch" entwickelt sich in den dreißig Arthäusern, in denen er läuft, zu einem klitzekleinen Sleeper. Na ja. Immerhin.
16. SAME SAME BUT DIFFERENT - Boje Buck - 0,16 Mio.
17. DIE FREMDE - Majestic - 0,11 Mio.
- Mahler auf der Couch - $491k
- Henry 4 - $365k
- Lourdes - $264k
- Renn, wenn du kannst - $252k
- Vertraute Fremde - $172k
- Der Räuber - $70k
- Cindy liebt mich nicht - $15k
- Bedways - $13k
- Engel mit schmutzigen Flügeln - $??

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Mittwoch, 11. August 2010
Konferenz der Sids - Animation made in Germany
"Seit den 70er-Jahren werden eine Reihe deutscher Filme erfolgreich, die den Konventionen folgen, die in erster Linie von der amerikanischen Filmindustrie geprägt werden."

(Joseph Garncarz, Der deutsche Film)
Im US-Musical "Hair" heißt es im "Let the Sunshine In"-Medley: "This is the dawning of the Age of Aquarius." Popsänger Xavier Naidoo machte daraus in seinem neuen Song "Wild vor Wut" die Catch Phrase "This is the dawning of the age of the animals". Nicht unbedingt, weil er an die sehr baldige Machtübernahme der Menschenaffen glaubt ("Hail to the Chimp" war mal ein fiktiver Filmtitel bei den Simpsons), sondern weil "Wild vor Wut" der Titelsong des Animationsfilms "Konferenz der Tiere" ist. Und dieser ist der ambitionierte Versuch der Constantin Film, auf dem von Hollywood Majors dominierten Markt der unheimlich lukrativen animierten Trickfilme durchzubrechen.

Der Naidoo-Song ist zweisprachig, englisch und deutsch; unterstreicht somit die internationalen Ambitionen des Münchner Studios, welches demnächst Alexandre Dumas' "Die drei Musketiere" mit Hollywoodstars wie Orlando Bloom und Milla Jovovich verfilmen lässt und sich auch die weltweiten "Tarzan"-Rechte gesichert hat. Der Starproduzent Bernd Eichinger will gegenüber Hollywood nicht länger Naidoos letzten großen Filmsong, "Sie sieht mich nicht", trällern, der den paneuropäischen Kinoerfolg "Asterix und Obelix gegen Caesar" vergoldete. Klar, klopfte Bernd die letzten Jahrzehnte immer wieder an die Himmelspforten der Traumfabrik: In den 1970er-Jahren mit Hans-Jürgen Syberbergs "Hitler", in den 1980er-Jahren mit "Christiane F." und "Die unendliche Geschichte", in den 1990er-Jahren mit "Das Geisterhaus" und "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", in den letzten Jahren vor allem wieder mit Adi in "Der Untergang".

Aber einen international vermarktbaren Animationsfilm, der dem ganzen "Shrek"- und "Madagascar"-Gedöns die Stirn bieten könnte, das hatte Eichinger noch nicht. Wie schwer das ist, zeigten erst letztes Jahr die Spanier, als sie "Planet 51" weltweit in die Kinos brachten und Lehrgeld zahlen mussten. Von daher heißt es für Eichinger und seine Constantin erst den einheimischen Markt erobern: Man nehme einen deutschen Buchklassiker, Erich Kästners "Die Konferenz der Tiere", mixe ihn mit dem Stil und den Figuren der "Ice Age"-Blockbuster, lasse dann die knuddeligen Persönlichkeiten von deutschen Comedy-"Stars" wie Ralf Schmitz, Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka sprechen und hoffe auf das beste.

Und dann ist es laut Eigenwerbung sogar "der erste europäische 3D-Animationsfilm der Filmgeschichte", ein selbst auferlegter Titel, der etwa den vor zwei Jahren herausgebrachten belgischen 3D-Erfolg "Fly Me to the Moon" völlig unterschlägt. Dafür hat man David Newman, den oscarnominierten Score-Komponisten, angeheuert, der bereits Halbhollywood neuvertonte. Dass aber auch das keine Garantie ist, zeigte dieses Frühjahr Hans Zimmers Arbeit an Regina Zieglers Traumprojekt "Henri 4". Ich bin befangen: Allein aus filmpatriotischen Beweggründen, aber auch, um die im Spätherbst hoffentlich positiv verlaufende Entwicklung von Ambient Entertainment, dem Hannover Animationsstudio hinter "Konferenz der Tiere", weiter nachverfolgen zu können. Visuell und im Figurendesign erscheint mir der Sprung von den kindlichen Urmel-Filmen zu Erich Kästners Weltverbesserern gewaltig zu sein.

Links: - Wild vor Wut, - Neuester Trailer

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Dienstag, 10. August 2010
... denn er wusste nicht, was er tut
Der Sportjournalist Raphael Honigstein ist den deutschen Fußballfans kein Begriff. Wie denn auch, wenn er regelmäßig im Guardian und bei Sports Illustrated publiziert oder im Fernsehen auf CNN auftritt. Er redet dann immer in perfekt pointiertem Englisch, wie es sich für einen angelsächsischen Reporter gehört, mit viel Sachverstand und noch mehr Ironie über die Bundesliga, wie auch über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Ein Mann, der seine Nische gefunden hat: Von der Süddeutschen, als einer unter vielen, auf die Weltbühne, wo er praktisch konkurrenzlos ist. Denn dort heißen seine Mitspieler nur Lothar Matthäus oder Jürgen Klinsmann.

Und gerade jetzt sind die Zeiten sehr aufregend: Die Premier League zerbröckelt so langsam; im letzten Champions League-Halbfinale stand kein englisches Team; Scheichs, Cowboys und Abramowitschs kommen und gehen; die Nationalmannschaft schied peinlich gegen den Erzfeind Deutschland im Achtelfinale der Weltmeisterschaft aus. Die teuerste und deshalb immer noch beste Fußballliga der Welt glänzt ein bisschen weniger. Raphael Honigsteins Steckenpferd dagegen, der deutsche Fußball, blüht richtig auf. Bundesliga und deutsche Nationalmannschaft boomen dank solidem Wirtschaften und Fabel-WM. Überalte Stars wie Raul, Hyypiä oder van Nistelrooy wechseln nach Deutschland. Die Welt interessiert sich jetzt in Maßen für Schweinsteiger, Müller, Khedira, Özil und Co., besonders wenn sie für gutes Geld ins Ausland gehen.

Ungefähr eine Woche, bevor der Ex-Stuttgarter Sami Khedira seinen Fünfjahresvertrag bei Real Madrid unterschrieb, twitterte Honigstein, es gäbe keinen Kontakt zwischen den Parteien. Aus Khediras engem Umfeld gäbe es Entwarnung. Man könnte das als Zufall abtun, wenn nicht schon wieder ein deutscher Nationalspieler, der sich in Südafrika ins Rampenlicht zaubern konnte, im Mittelpunkt von Transfergerüchten stehen würde. Und wenn nicht abermals jener Honigstein über Twitter verlauten lassen würde, er hätte mit Mesut Özils engen Vertrauten gesprochen, sie hätten jedoch keine Ahnung von einem Vertrag zwischen dem Noch-Werderaner und dem FC Barcelona.

Mitterweile darf man also diese Art von Twitternachricht als vielleicht klarsten Indikator dafür nehmen, dass ein weiterer junger deutscher Nationalspieler zu einem der europäischen Topklubs wechselt, von dem jeder Fußballer mindestens einmal in seiner Karriere träumt. Nicht nur gute Zeiten für deutsche Nationalspieler, auch für Sportjournalisten, die nicht wissen, was sie tun. Oder die sich zumindest nicht darüber im klaren sind, welche Auswirkungen ihre Twitternachrichten auf den Rest der Welt haben. Das Oberhausener Krakenorakel Paul hat einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen.

Links: - Twitter, - Guardian, - Sports Illustrated

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Samstag, 7. August 2010
Deutscher Marktanteil bei 15,8 %
01. FRIENDSHIP! - Columbia - 1,54 Mio. Zuschauer
02. VINCENT WILL MEER - Constantin - 0,76 Mio.
03. VORSTADTKROKODILE 2 - Constantin - 0,68 Mio.
04. HANNI & NANNI - Ufa Cinema - 0,60 Mio.
05. TEUFELSKICKER - Ufa Cinema - 0,57 Mio.
Von der Columbia muss die Constantin 2010 keine weitere Konkurrenz erwarten. Schafft die deutsche Zweigstelle des amerikanischen Majors doch gerade mal einen Smash-Hit pro Saison. Ob Columbias Tommy Jaud-Bestsellerverfilmung "Resturlaub" mit Tatort-Kommissar Maximilian Brückner in ähnliche Bereiche vorstoßen kann, ist sowieso fraglich. "Vincent will Meer"-Shootingstar Florian David Fitz arbeitet demnächst für Ufa Cinema an "Jesus liebt mich", Vivian Naefes Adaption des David Safier-Bestsellers. Angesichts der übermächtigen 3D-Konkurrenz aus Hollywood, die den deutschen Filmen fast keine Chance ließ, müssen die ersten beiden Ufa Cinema-Erfolge im umkämpften Kinderfilmbereich als beachtlich betrachtet werden.
06. DIE FRISEUSE - Constantin - 0,56 Mio.
07. ZEITEN ÄNDERN DICH - Constantin - 0,52 Mio.
08. ROCK IT - SamFilm - 0,47 Mio.
09. HIER KOMMT LOLA - Constantin - 0,37 Mio.
10. TIGER-TEAM - Constantin - 0,29 Mio.
Good ol' Hollywood räumt von jeher mit einfallslosen Fortsetzungen ab: "Twilight 3", "Sex and the City 2", "Shrek 4", "Toy Story 3". Eigentlich bewunderswert, wenn unter den zwanzig erfolgreichsten deutschen Filmen nur eine einzige Fortsetzung zu finden ist, wenn, ja, wenn nicht die deutsche Bilanz so schlecht ausgefallen wäre. Aber das wird sich ändern: "Freche Mädchen 2" starten dieses Wochenende. Ein Vorbote für das Filmjahr 2011: "Hexe Lilli 2", "Prinzessin Lillifee 2", "Lauras Stern 3", "Wickie 2", "Werner 5", "Hanni und Nanni 2", "Die 7 Zwerge Teil 3", "Männerherzen 2", "Manta, Manta 2", "Vorstadtkrokodile 3", "Die wilden Hühner 4", "Teufelskicker 2".
11. JERRY COTTON - Constantin - 0,26 Mio.
12. NANGA PARBAT - Senator - 0,23 Mio.
13. BOXHAGENER PLATZ - Claussen & Wöbke - 0,17 Mio.
14. 13 SEMESTER - Claussen & Wöbke - 0,16 Mio.
15. SAME SAME BUT DIFFERENT - Boje Buck - 0,16 Mio.
16. DIE FREMDE - Majestic - 0,10 Mio.
Das erinnert schon ein bisschen an die lukrativen Fortsetzungskriege von Horst Wendlandt und Artur Brauner in den 1960er-Jahren. Aber gerade die Constantin hat mit den Literaturverfilmungen "Verbrechen" und "Schweigeminute" das passende Kontrastprogramm zu bieten. Ganz zu schweigen vom restlichen Jahr 2010, wo ausschließlich keine deutschen Fortsetzungen ins Kino kommen: Filme wie "Konferenz der Tiere", "Wir sind die Nacht", "Goethe!", "Dschungelkind" oder "Otto's Eleven", die ich so häufig erwähne, weil sie die erschreckend wenigen Hoffnungsträger sind, die wenigstens die Möglichkeit eröffnen, dass es zuschauertechnisch nicht der schwächste Jahrgang seit einem Jahrzehnt wird.

- Henry 4 - $365k
- Mahler auf der Couch - $342k
- Lourdes - $264k
- Vertraute Fremde - $172k
- Renn, wenn du kannst - $100k
- Der Räuber - $70k
- Cindy liebt mich nicht - $15k
- Bedways - $13k
- Engel mit schmutzigen Flügeln - $??

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Dienstag, 3. August 2010
Banksy anschauen!
"Mr. Brainwash is a force of nature; he’s a phenomenon. And I don’t mean that in a good way." (Banksy)
Links: - Exit Through the Gift Shop, - 21.10.2010, - Musik

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Samstag, 31. Juli 2010
Lisbeth Salander-Casting: Vom Winde verweht
Am 21. Dezember 2011 startet David Finchers Hollywood-Verfilmung des ersten Teils von Stieg Larssons Millennium-Trilogie in den USA. Der schwedische Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist wird von Daniel Craig gespielt werden. Das James Bond-Studio ist pleite, Craig hat also Zeit und sieht dem skandinavischen Original, Schauspieler Michael Nyqvist, zwar nicht ähnlich, ist aber eine ganz ähnliche Mischung aus ugly handsomenss. Seine Lisbeth Salander hat Fincher dagegen immer noch nicht gefunden.

Und so schwillt der Casting-Prozess um die begehrteste weibliche Hauptrolle, seit Jodie Foster in den 1990er-Jahren Clarice Starling in "Das Schweigen der Lämmer" verkörperte, zum pathetischen Kampf auf Leben und Tod an. Nie war die Spekulation angebrachter, die Figur Lisbeth Salander wäre die eine Rolle, für die Millionen von Aktricen einen Mord in Kauf nehmen würden. Jedenfalls wenn man der Trade Press Glauben schenken will. Mike Fleming von Deadline Hollywood hat wohl den treffenden Superlativ gefunden: Nicht seit "Vom Winde verweht" hätte das Casting einer weiblichen Hauptrolle mehr Aufmerksamkeit erhalten.

Kein Wunder, denn der Gewinnerin winkt nicht nur ein Dingsbums voller Reichtum, sondern auch eine fast garantierte Oscarnominierung und der Eingang in die Filmgeschichte als Ikone à la Marilyn Monroe, Greta Garbo oder Katharine Hepburn. Plötzlich sind es wieder sieben anstatt vier Kandidatinnen, die mit Piercings und gefärbten Haaren an diesem Wochenende "The Girl with the Dragon Tattoo"-Regisseur Fincher überzeugen wollen, sie wären zugleich der versinnbildlichte Feminismus und die ultimative Geek-Fantasie, die autistische Cyberpunk-Hackerin einer ganzen Generation. Wer sind diese Frauen? Und vor allem: Wer davon wird die Scarlett O'Hara des neuen Jahrtausends?

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Donnerstag, 29. Juli 2010
Venedig-Wettbewerb: QT trifft alte Bekannte
Der Hollywood-Mainstreamfilm war lange nicht mehr so schlecht und einfallslos wie dieses Jahr. Da überrascht es überhaupt nicht, dass sich die Aushängeschilder der US-Industrie als Jurypräsidenten von Cannes und Venedig neue Inspirationen holen. Tim Burton sah diesen Mai zum ersten Mal in seinem Leben einen Film aus Thailand. So viel Glück wird Quentin Tarantino nicht haben: kennt er doch sehr viele der Regisseure, die diesen September im offiziellen Wettbewerb um den Goldenen Löwen konkurrieren.

Ihm und Regisseurin Sofia Coppola wurde hartnäckig eine Liaison unterstellt. Zumindest ihren oscarprämierten Film "Lost in Translation" liebte er aufrichtig und bedingungslos in der Öffentlichkeit. Wie das mit "Somewhere", Coppolas spätem Versuch, "Marie Antoinette" wie einen Ausrutscher aussehen zu lassen, weitergeht, steht in den Sternen. Bessere Chancen auf Liebe hat Tom Tykwer, der Tarantino beim Übersetzen der deutschen Dialoge des "Inglourious Basterds"-Script half: Dessen "Drei" mit Devid Striesow und Sophie Rois, die Rückkehr in die eigene Sprache und kurzzeitige Lossagung von internationalen Großprojekten, wird besonders sehnsüchtig erwartet werden.

Tarantino wird seine asiatischen Buddies Takashi Miike und Tsui Hark wiedersehen: "13 Assassins" und "Detective Dee and the Mystery of Phantom Flame" heißen deren neue Werke. Tatsächlich war es Takashi Miike noch nie vergönnt, einen Preis auf einem der großen A-Festivals einzustreichen. Ihm blieben bisher die Segnungen auf Genrefestivals wie Sitges oder dem Fantasporto. Venedig holte ihn das erste Mal mit "Sukiyaki Western Django" in den Wettbewerb, in dem - richtig - Tarantino eine selten dämliche Gastrolle spielte.

Wohin man blickt, Verknüpfungen: Darren Aronofskys Spielfilm "Black Swan" etwa; die offene Rechnung, dass nicht Tarantino, sondern Aronofsky die Karriere des Mickey Rourke reaktivierte; oder Monte Hellmans "Road to Nowhere"; über Monte Hellman schrieb Tarantino seinen einzigen ernsten Film-Essay, "A rare sorrow", im Sight & Sound-Magazin, wo er die kühne Behauptung aufstellte, einen Regisseur im Westernkanon wegen eines einzigen Films nach ganz oben schreiben zu können.

Und dann natürlich die italienische Filmindustrie, die er disste und provozierte, wo er nur konnte. Nur schwere, lustlose Familientragödien kämen aus dem ehemaligen Genre-Nirvana, dem er vor einigen Jahren in der Venedig-Retrospektive "Italian Kings of the B's" ein weiteres Denkmal setzte. Genügend einheimische Filme sind dieses Jahr im Wettbewerb, um ihn eines besseren zu belehren: "La pecora nera", "La solitudine dei numeri primi", "Noi credevamo" (204 Minuten lang) und "La passione". Nach Genre und Fun klingen die Namen schon einmal nicht. Vielleicht hätte man zur Sicherheit wenigstens den Neo-Giallo "Amer" für den Wettbewerb nominieren sollen, nur um Tarantinos Blutdurst zu stillen. Aber das wäre ehrlich gesagt eine französisch-belgische Produktion.

Am spannendsten werden aber sicherlich die Filmemacher, zu denen Tarantino noch keine Beziehung hat aufbauen können: Francois Ozons "Potiche", Kelly Reichardts "Meek's Cutoff", Julian Schnabels "Miral" und Yorgos Lanthimos in "Attenberg". Und die Filme, die auch Venedig nicht bekam: Terrence Malicks "Tree of Life" und Peter Weirs "The Way Back".

Link: - Offizieller Wettbewerb

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Donnerstag, 29. Juli 2010
TV-Tipp: "Schmutziger Süden" von Klaus Lemke
Die neue Krautploitation lebt weiter: "Engel mit schmutzigen Flügeln", "Bedways", "Liebe ist nur ein Wort" und am 16.08., um 0.10 Uhr, Klaus Lemkes Film "Schmutziger Süden" im ZDF. Der für sein Lebenswerk von der Stadt München ausgezeichnete Regisseur ist seit Jahrzehnten Schutzpatron deutscher Filmfreaks. Seinen "48 Stunden bis Acapulco" würde ich sofort zu den besten deutschsprachigen Filmen zählen, die die Filmgeschichte hergibt. Ähnliche Superlative dekorieren seinen "Rocker". Ebenfalls zurecht. Aber gerade an die Werke seiner aktuellen Schaffensperiode kommt man schwerlich heran. Deshalb schauen oder aufnehmen! Dann hätte sich seine "Kino Kino"-Werbung gelohnt.

Link: - Schmutziger Süden

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Die amerikanische Lisbeth Salander
Da hatte man sich gerade an den Gedanken gewöhnt, dass Kristen Stewart das amerikanische Mädchen mit dem Drachentattoo werden könnte, weil man sie sehr toll in "Adventureland" und "The Runaways" fand und jetzt das: David Fincher reduziert die Auswahl auf nur noch vier mögliche Kandidatinnen. Und eben nicht Carey Mulligan, Ellen Page oder Natalie Portman heißen die Favoritinnen, sondern Lea Seydoux, Rooney Mara, Sarah Snook und Sophie Lowe. Lea Seydoux ist dabei für europäische Cinephile keine Unbekannte mehr, spielte sie neben ihrem "Inglourious Basterds"-Cameo, in dem sie ja nur für ein paar Sekunden das Auge erfreute, in Jessica Hausners "Lourdes" sowie Christophe Honorès "Das schöne Mädchen" tragende Rollen.

Link: - Entertainment Weekly

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Dienstag, 27. Juli 2010
Marktanteil tendiert zur Einstelligkeit: 16,6 %
Die Besitzer sind glücklich, dass überhaupt wieder ins Kino gegangen wird. Was schert sie der deutsche Marktanteil? Der Komödie "Renn, wenn du kannst" wünsche ich Glück und ähnlich viel Ausdauer, wie sie das Road Movie "Vincent will Meer" bewies. Mit messbaren deutschen Zuschauererfolgen wird es aber erst im Spätherbst weitergehen: Die "Konferenz der Tiere", "Goethe!", "Wir sind die Nacht", "Otto's Eleven", "Drei" und "Dschungelkind".
01. FRIENDSHIP! - Columbia - 1,54 Mio. Zuschauer
02. VINCENT WILL MEER - Constantin - 0,74 Mio.
03. VORSTADTKROKODILE 2 - Constantin - 0,68 Mio.
04. TEUFELSKICKER - Ufa Cinema - 0,57 Mio.
05. DIE FRISEUSE - Constantin - 0,55 Mio.

06. ZEITEN ÄNDERN DICH - Constantin - 0,52 Mio.
07. HANNI & NANNI - Ufa Cinema - 0,51 Mio.
08. ROCK IT - SamFilm - 0,47 Mio.
09. HIER KOMMT LOLA - Constantin - 0,37 Mio.
10. TIGER-TEAM - Constantin - 0,29 Mio.

11. JERRY COTTON - Constantin - 0,26 Mio.
12. NANGA PARBAT - Senator - 0,23 Mio.
13. BOXHAGENER PLATZ - Claussen & Wöbke - 0,17 Mio.
14. 13 SEMESTER - Claussen & Wöbke - 0,16 Mio.
15. SAME SAME BUT DIFFERENT - Boje Buck - 0,16 Mio.
16. DIE FREMDE - Majestic - 0,10 Mio.
- Henry 4 - $365k
- Lourdes - $264k

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