Mittwoch, 5. Mai 2010
Die FAZ will Meer
Die Dramödie "Vincent will Meer" ist bisher wirklich ein schöner kleiner Achtungserfolg, mit dem nur wenige gerechnet haben. Was aber der FAZ-Journalist Stefan Locke daraus machen will, geht dann doch ein Stückchen zu weit. Für ihn sei Florian David Fitz' Roadmovie gleich der erfolgreichste deutsche Film des Jahres. Angeblich habe "Vincent will Meer" dieses Wochenende die versammelte Hollywoodkonkurrenz auf die Plätze verwiesen und es sich auf Platz zwei der Kinocharts, hinter "Kampf der Titanen", gemütlich gemacht. Ja klar, würde da Schwester S. sagen. Die deutschen Kinocharts führt aktuell die Nicholas Sparks-Verfilmung "Mit dir an meiner Seite" an. Nicht zu verwechseln mit "Das Leuchten der Stille", der kommenden Nicholas Sparks-Verfilmung, die möglicherweise dieses Wochenende auf Platz eins landen wird. Gut, man könnte ein Auge zudrücken, weil "Kampf der Titanen" zumindest unter den Branchenfreaks dank des größeren Umsatzes inoffiziell ganz oben geführt wird, aber dann stünden immer noch drei weitere Hollywoodproduktion vor "Vincent will Meer".

Ich will den sehr netten Erfolg nicht kleiner reden, als er tatsächlich ist, möglicherweise meinte Stefan Locke auch eher die Platzierung, die der Film an den kommenden Wochenenden anpeilen wird, was ihm zu wünschen wäre. Jedoch zu behaupten, ein überraschend gut laufender Sleeper wie "Vincent will Meer" wäre mit noch nicht einmal 200.000 Besuchern der erfolgreichste deutsche Film 2010, würde selbst den größten Skeptikern der hiesigen Filmindustrie nicht gerecht werden. Schweighöfers "Friendship!" war ein echter Smash-Hit, die Kinderfilme "Vorstadtkrokodile 2", "Teufelskicker" und "Rock It" schöne Erfolge, der Bushido-Film "Zeiten ändern dich" eine hammermäßiger Flop, der aber immerhin eine halbe Million Besucher fand und "Die Friseuse" ein richtig netter Arthouse-Sleeper. Eigentlich will ich auch nur sagen: Ich hab' den Dicksten!

Link: - FAZ

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R.I.P. Sexploitation-Gott Joseph W. Sarno
Eine echte Binsenweisheit: Im Grunde genommen sterben wir alle irgendwann. Also warum dann einen Aufstand machen. Und Joseph W. Sarno wird mit seinen 89 Jahren ein mehr oder weniger erfülltes Leben gehabt haben. Aber es ist schon irgendwie bizarr und auffällig, wie viele Filmemacher ich gerade erst oder vor ein paar Jahren entdecke, die dann im Anschluss bereitwillig den Löffel abgeben. So kommt man sich fast vor wie der übereifrige Sargmacher aus "Für eine Handvoll Dollar". Aus der Ferne faszinierte mich übrigens schon länger die wilde und umfangreiche Filmografie dieser Sexploitation-Größe, die Ende der 1960er-Jahre einen interessanten Bruch erfuhr, als der gebürtige New Yorker nach Stockholm rübermachte und den schwedischen Erotikfilm vorantrieb. Über German Sexploitation-Star Ulrike Butz fand ich zu seinem "Fluch der schwarzen Schwestern", der mich so abturnte, dass ich länger die Finger von weiteren Versuchen ließ, bis der Kultursender Arte vor kurzem, in seiner Trash-Schiene, die Filmperle "Katja - Alle brauchen Liebe" wieder ausgrub und mir so vor die Nase setzte.

Link: - New York Times (via Ty Burr)

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Deutscher Marktanteil nicht rückläufig: 21,4 %
Das Ehrenmorddrama "Die Fremde" mit Sibel Kekilli wollte quasi fast niemand im Kino anschauen. Schon komisch, denn der Film ist gerade nach den beiden Preisen des Tribeca-Filmfestival aussichtsreichster deutscher Kandidat für den Auslands-Oscar. Und in unseren Kinocharts sorgt "Vincent will Meer" für ein paar spärliche Sonnenstrahlen. Wie hoch sich Florian David Fitz' Tourette-Dramödie noch sleepern kann, weiß keiner. Eine halbe Million Zuschauer scheinen jetzt aber drin zu sein. Und bin gespannt, ob das "Tiger-Team" gegen den verrissenen "Iron Man 2" und die nächste Nicholas Sparks-Adaption bestehen kann.
01. Friendship! - 1,54 Mio. Zuschauer
02. Vorstadtkrokodile 2 - 0,67 Mio.
03. Zeiten ändern dich - 0,52 Mio.
04. Teufelskicker - 0,49 Mio.
05. Rock It - 0,47 Mio.
06. Die Friseuse - 0,46 Mio.
07. Hier kommt Lola - 0,35 Mio.
08. Nanga Parbat - 0,23 Mio.
09. Jerry Cotton - 0,22 Mio.
10. Vincent will Meer - 0,17 Mio. (NEU)
11. 13 Semester - 0,16 Mio.
12. Same Same But Different - 0,15 Mio.
13. Boxhagener Platz - 0,14 Mio.
- Die Fremde - $814k
- Lourdes - $264k
- Henry 4 - $248k

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Franzosen strömen in eigene Filme
Wenn die deutsche Filmindustrie letztes Jahr fast auf Augenhöhe mit dem französischen Nachbarn war, dann scheint dieses Jahr wieder alles wie in den guten alten Zeiten zu laufen: Knapp die Hälfte der zwanzig erfolgreichsten Kinofilme in Frankreich ist von Franzosen gedreht worden. Neben Walt Disney, Leonardo DiCaprio und Clint Eastwood lieben die Froschverkoster nämlich fast genauso den bisher größten einheimischen Hit, die Wedding Crasher-Komödie "L'Arnacoeur" (3,28 Mio. Zuschauer) oder die teure Naturdoku "Ocèans" (2,79 Mio.), den Staatsauftragsfilm "La rafle" (2,79 Mio.) oder den aktuellsten Publikumserfolg, der clever auf den Spuren von "Willkommen bei den Sch'tis" wandert: "Camping 2" (2,22 Mio. nach zwei Wochen), die Fortsetzung eines Comedy Star-Vehikels über ein urfranzösisches, titelgebendes Thema. Dabei hatte der von mir am heißesten erwartete französische Film 2010, Luc Bessons sehr kostspielige Comicverfilmung "Adeles ungewöhnliche Abenteuer", nicht einmal besonders gestochen (1,19 Mio.). Italien und Frankreich zeigen aktuell, wie man das schwächelnde Hollywood richtig auskontert. Von Deutschland sind solche Bemühungen frühestens im Spätherbst zu erwarten.

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Sonntag, 2. Mai 2010
"Vincent will Meer" sleepert
Letztes Wochenende den Comic-Hype "Kick-Ass" in die Schranken verwiesen und Platz drei der Kinocharts gesichert, dieses Wochenende von 50k auf 75k Zuschauer gesteigert - Für die Constantin-Dramödie "Vincent will Meer" von und mit Florian David Fitz läuft es angesichts des ängstlich kalkulierten Kopienkontingents und der wahnsinnigen Temperaturen der letzten Zeit erstaunlich gut. Wann sich das letzte Mal ein deutscher Film am zweiten Wochenende noch steigern konnte, muss länger her sein. Selbst Zuschauererfolge wie "Friendship!", "Die Friseuse" oder "Soul Kitchen" packten das nämlich nicht.

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Samstag, 1. Mai 2010
Most-Wanted Mai 2010: Aktuelles Kino
… After the Berlinale, Before Cannes …

Welt:

DIE BESCHISSENHEIT DER DINGE (“De helaasheid der dingen”)
IF I WANT TO WHISTLE I WHISTLE (“Eu cand vreau sa fluier, fluier”)
I KILLED MY MOTHER (“J’ai tue ma mere”)
THE ILLUSIONIST [*Favorit*]
JUNGS BLEIBEN JUNGS (“Les beaux gosses”)
HONIG (“Bal“)
HOW I ENDED THIS SUMMER (“Kak ya provyol etim letom”)
I AM LOVE (“Io sono l’amore”)
MICMACS
THE MOUTH OF THE WOLF (“La bocca del lupo”)
DIE UNGEWÖHNLICHEN ABENTEUER DER ADÉLE („Les aventures extraordinaires d’Adèle Blanc-Sec“)
DER VATER MEINER KINDER (“Le pere de mes enfants”)

Sundance:

BLUE VALENTINE
CAT FISH
EXIT THROUGH THE GIFT SHOP
KABOOM
THE KIDS ARE ALRIGHT
LIFE DURING WARTIME [*Favorit*]
MY SUICIDE
RABBIT HOLE
WINTER’S BONE

Heimat:

BEDWAYS
ENGEL MIT SCHMUTZIGEN FLÜGELN
DREI
GOETHE! [*Favorit*]
IM SCHATTEN
JUD SÜSS – FILM OHNE GEWISSEN
KONFERENZ DER TIERE
ORLY
PARADIES
RENN, WENN DU KANNST
UNTER DIR DIE STADT
WIR SIND DIE NACHT

Horror:

AMER
BLACK DEATH
LA HORDE
THE HUMAN CENTIPEDE
THE KILLER INSIDE ME
THE LOVED ONES [*Favorit*]
RED WHITE & BLUE
SERBIAN FILM ("Srpski film")
THE SILENT HOUSE (“La casa muda”)

Hollywood:

THE GREEN HORNET
GROWN UPS
INCEPTION [*Favorit*]
SCOTT PILGRIM VS. THE WORLD
THE SOCIAL NETWORK
TREE OF LIFE
THE WAY BACK

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Freitag, 30. April 2010
Ex-Variety-Chefkritiker Todd McCarthy schreibt für indieWIRE
(Blog: Deep Focus)


Die Arthouse-freundliche Filmsite indieWIRE entpuppt sich immer mehr als Auffangbecken für abgesägte Größen des ehemals wichtigsten US-Branchenblatts Variety: Nach der emsigen Anne Thompson, die das positive Gegenstück zu Lästermaul Nikki Finke bildet, folgt Todd McCarthy, als ehemaliger Chefkritiker und Hollywood-Institution der trade press, dem Ruf. Variety hatte letztes Jahr begonnen, ihre Inhalte aufgrund zu hoher Werbeeinbrüche im Printbereich hinter einer Paywall zu verstecken. Zum neuen Kurs gehörte bizarrerweise auch das Entlassen ihrer wichtigsten Schreiberlinge, die mit zu den letzten Gründen gehörten, warum man überhaupt noch die Seite las. Todd McCarthy, der übrigens auch Howard Hawks-Biograf ist, wird in seinem neuen Blog Deep Focus zum diesjährigen Cannes-Filmfestival mit der Berichterstattung für indieWIRE beginnen. Man darf gespannt sein, wie sehr sich seine Kritiken und Meinungen verändern, wenn er nicht mehr als Speerspitze und erste Stimme Hollywoods, sondern als erstmals unabhängiger Meinungsmacher in Erscheinung treten wird.

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Mittwoch, 28. April 2010
Roger Ebert Kicks Variety's Ass
Der wohl berühmteste amerikanische Filmkritiker aller Zeiten, Roger Ebert, der vor fünf Jahren durch die Erkrankung an Schilddrüsenkrebs die Fähigkeit verloren hat, sprechen zu können, äußert sich über Twitter zur Thematik Paywall des Branchenblatts Variety und den Erfolg seiner eigenen kleinen Seite:
"Variety's visits in March: 1.9 million. My website: 9.3 million. Uniques: 609K. My site: 2.38 million."

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Deutscher Marktanteil stabilisiert: 21,4 Prozent
Ein Smash-Hit sieht anders aus. Und doch: "Vincent will Meer" schlägt ohne Preview-Zahlen den Internet-Hype "Kick-Ass" um ungefähr tausend Zuschauer und setzt sich im Spitzentrio der Charts fest. Das letzte Wochenende war dabei das schwächste seit 2008. Und schaut man auf die Hollywood-Neustarts des kommenden Wochenendes, "Zu scharf, um wahr zu sein" und "Verrückt nach Steve", ist das noch mal zu toppen. Wenn die Constantin-Dramödie mit Karoline Herfurth und Florian David Fitz nur etwas Fahrt aufnehmen würde, könnte seit langer Zeit mal wieder ein deutscher Film auf Platz eins landen. Das wäre zumindest tröstlich, da die insgesamt 50k Zuschauer für "Vincent will Meer" bisher nicht einmal einen Platz in der deutschen Jahres-Top Ten sichern.
01. Friendship! - 1,54 Mio. Zuschauer
02. Vorstadtkrokodile 2 - 0,67 Mio.
03. Zeiten ändern dich - 0,52 Mio.
04. Teufelskicker - 0,47 Mio.
05. Rock It - 0,47 Mio.
06. Die Friseuse - 0,44 Mio.
07. Hier kommt Lola - 0,34 Mio.
08. Nanga Parbat - 0,23 Mio.
09. Jerry Cotton - 0,21 Mio.
10. 13 Semester - 0,16 Mio.
11. Same Same But Different - 0,15 Mio.
12. Boxhagener Platz - 0,14 Mio.
- Die Fremde - $773k
- Vincent will Meer - $617k
- Lourdes - $264k
- Henry 4 - $248k

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"Superbullen" Tommie & Mario - Trailer online
Wenn man mich fragen würde, Schwanenmeister, jetzt mal ehrlich, was glaubst du denn, welcher deutsche Film 2010 am heftigsten auf die Fresse fliegen wird. Ich würde wie von der Tarantel gestochen aufschreien: Das ist leicht, Bernd Eichingers "Superbullen"! Das dritte Abenteuer von Tommie und Mario! Und hinterherflüstern, dass auch der neue "Werner"-Trickfilm ein verdammt heißer Kandidat wäre. Die beiden Komödien-Franchises, die dem frischen Lola-Ehrenpreisträger noch die Neunziger vergoldeten, könnten heuer die sowieso sehr dürftige Constantin-Bilanz ins Bodenlose herunterziehen. Davon mal abgesehen will ich "Die Superbullen" sehen, gerade nach dem ersten Teaser-Trailer. Denn was will man als ehemals jugendlicher, leicht zu begeisternder Fään von "Voll normaaal" und "Ballermann 6" mehr, als einmal die nette Ausparkaction der besoffenen Protagonisten und zum Zweiten das liebgewonnene Trademark der Serie, die obligatorische Kotzszene - hier auf einen Falschparker. Und Annina Ucatis spielt mit. Eine Schande, dass es noch keine Poster oder Setfotos gibt ...

Links: - Trailer, - Die Superbullen

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Montag, 26. April 2010
TV-Tipp: "Im Angesicht des Verbrechens"
Wie exklusiv kann ein TV-Tipp sein, wenn ihm sogar die TV-Spielfilm ein Titelthema spendiert? Seit Dominik Grafs zehnteilige Gangsterserie Premiere auf der Berlinale feierte, scheint es die höchste Pflicht des Cineasten, sich in die Euphoriewelle einzugliedern. Live sehen werden sie wohl die wenigsten. Die aller erste Episode läuft schon mal gleich parallel zum Halbfinalrückspiel des FC Bayern gegen Olympique Lyon. Aber Aufnehmen und auf Listen setzen, das haben sich sehr viele, eingeschlossen meine Wenigkeit, vorgenommen. Ich bin gespannt, ob Graf den unzähligen Vorschusslorbeeren gerecht, ob "Im Angesicht des Verbrechens" der bessere "Eastern Promises" werden kann.

Link: - Arte

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Samstag, 24. April 2010
Ufa Cinema - Wie geht's, wie steht's?
Damals hieß die Firma schlicht UFA und die Filme „Die Nibelungen“, „Der letzte Mann“ und „Der blaue Engel“. Heute heißt das Ganze Ufa Cinema und die Filme „Teufelskicker“, „Hanni und Nanni“ und „Tauben auf dem Dach“. Schon eine ziemlich unfaire Gegenüberstellung der Programme, ich weiß, da die legendäre UFA der zwanziger und dreißiger Jahre auch hauptsächlich Unterhaltungsware ausstieß, die heute längst vergessen ist. Und die Kinolinie Ufa Cinema, hinter der der Bertelsmann-Konzern, Europas größtes Medienunternehmen, steht, hat sich schließlich gewaltige Ansprüche und Ziele gesetzt. Ufa-Chef Wolf Bauer will gemeinsam mit dem Teamworx-Tandem Nico Hofmann und Jürgen Schuster sowie dem legendären ehemaligen Filmvorstand der Constantin, Thomas Friedl, ab kommenden Jahr pro Saison acht bis zehn Kinoproduktionen stemmen. Weitere Zahlen: Die Budgets sollen durchschnittlich von vier bis zu fünfzehn Millionen Euro reichen. Ein internationales Großprojekt wie die Bestsellerverfilmung „Der Medicus“ wird großzügig mit fünfundzwanzig Millionen Euro kalkuliert.

Und so langsam kommen die Unternehmungen ins Rollen. Zwei Filmstaffeln sind inzwischen planungstechnisch abgeschlossen. Am 11. März kam die erste Produktion, der Kinderfilm „Teufelskicker“, in die Kinos, knackte eine halbe Million Zuschauer und wurde eine der ganz wenigen, gerade angesichts der 3D-Technik Hollywoods besonders bewundernswerten deutschen Erfolgsgeschichten des Frühjahres. Und Erfolgsgeschichten werden fortgesetzt. Den tapferen Teufelskickern wie auch dem zweiten Ufa-Kinderfilm, „Hanni & Nanni“, der mutig als Kontrastprogramm während der Fußballweltmeisterschaft angesetzt wurde, wird ein zweiter Teil spendiert. Diese Praxis kennt man ansonsten nur aus dem fernen Amerika, wenn Starproduzenten von ihren perfekt kalkulierten Filmpaketen so überzeugt sind, dass sie keine Boxoffice-Zahlen brauchen, um mit Gewissheit aufs grüne Knöpfchen drücken zu können.

Denn was die wenigsten wissen: Letztlich bezahlt Ufa Cinema dank Filmförderungen und Vorabverkäufen von Rechten nur ungefähr zehn Prozent der Produktionskosten. Das Risiko ist minimiert und doppelt und dreifach abgesichert, gerade wenn die Produktionen hauptsächlich günstige und erfolgsversprechende Kinderfilme oder Adaptionen von Bestsellern sind. Deswegen wird der September-Start der untypischen RomCom „Tauben auf dem Dach“ über vier verschiedene Pärchen in Beziehungskrisen, die jeweils von Olli Dietrich und Katja Riemann gespielt werden, besonders spannend. Der vierte und letzte Ufa Cinema-Film 2010 dagegen bewegt sich auf altbekannten Terrain und könnte somit der erfolgreichste werden: Die Romanverfilmung „Dschungelkind“ von Roland Suso Richter („Dresden“) mit Thomas Kretschmann und Nadja Uhl.

In eine ähnliche Kategorie fallen die beiden Buchadaptionen des ehemaligen „Mein Leben und ich“-Autors und heutigen Bestseller-Schrifstellers David Safier, die ich im ersten Kinohalbjahr 2011 erwarte. „Mieses Karma“, die Geschichte um eine eitle Talkshow-Moderatorin, die als Ameise wiedergeboren wird, steht seit ungefähr zweihundert Monaten als meistverkaufste Reiseliteratur in der Spiegel-Liste und „Jesus liebt mich“, Safiers ungleich weniger erfolgreiches zweites Buch um eine am Altar stehengelassene Frau, die sich in einen Zimmermann verknallt, hat bereits mit Jessica Schwarz und Florian David Fitz („Vincent will Meer“) eine erstklassige Besetzung erhalten. Auf die großen europäischen Projekte, die auf den Spuren von „Der Name der Rose“ wandern, muss noch etwas länger gewartet werden. Sicher ist nur, dass fieberhaft und im Stillen an den Verfilmungen zu „Der Medicus“ und Robert Harris’ „Vaterland“ gearbeitet wird.

Fortgeschrittener sind hingegen die Vorbereitungen für die ersten hauseigenen animierten Trickfilme „Glennkill“ und „Marnies Welt“, denen die Herbstpremiere des Constantin-Films „Konferenz der Tiere“ ein gutes Omen sein könnte. Ufa Cinema versucht es weiterhin mit Comicverfilmungen von Ralf König, dessen „Bewegter Mann“ eine Zuschauersensation war, die inzwischen ein paar Jährchen her ist. Ob „Hempels Sofa“ und „Prototyp“ daran anknüpfen können, wird sich zeigen. Anspruchsvollerer Stoffe sind neben Lars Kraumes für Cannes gehandeltes, aber immer noch nicht aufgetauchtes Drama „Die kommenden Tage“ Bernhard Schlinks „Das Wochenende“ und Julia Francks „Die Mittagsfrau“, deren Produktionen im engeren Sinne wohl deshalb auch noch nicht angelaufen sind. Nicht zu vergessen „Niemandsland“ und „Gott will es“, Filme über Stasi und Terrorismus. Und wenn man dem Bestseller-affinen Haus Ufa Cinema einen Tipp geben dürfte: Wenn schon mal Roland Emmerich in Deutschland verweilt und deutsche Endzeitkracher wie „2016“ für die Paramount verfilmen lässt, warum ihn, der sich ganz offenbar in Europa umschaut, weil für viele die Filmfinanzierung in Hollywood immer schwieriger wird, nicht auf Frank Schätzings „Der Schwarm“ ansetzen.

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Freitag, 23. April 2010
SigiGötz-Entertainment No. 17 erschienen
Schulmädchenreport, Summer Night Fever, deutsche Dokumentarfilme und Hans Schifferle über die neuesten Glamour-Girls.

Link: - SigiGötz-Entertainment

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Roland Emmerich produziert deutschen Mad Max
Folgt auf die Mittelalter-Welle ("Vision", "Die Päpstin", "Henri 4") jetzt die Endzeit-Welle? In die deutsche Filmindustrie ist massig Bewegung gekommen. Gab es vor kurzem nur noch die große Constantin und viele kleine Arthouse-Produzenten, drängen nun echte Schwergewichte wie die Ufa und die amerikanischen Majors auf den deutschen Filmmarkt. Nachdem Disney ("Hexe Lilli"), Warner Brothers ("Zweiohrküken") und Columbia ("Friendship!") mit günstigen Produktionen gute Geschäfte gemacht haben, steigt als letzter US-Major die Paramount in den Ring.

Auch wenn der deutsche Film aktuell einige Rückschläge am Boxoffice zu überstehen hatte, zeigt der Trend des deutschen Marktanteils insgesamt steil nach oben. Einheimische Produktionen werden beim Zuschauer immer beliebter. Außerdem bietet die hiesige Filmlandschaft beste technische Voraussetzungen (Babelsberg, Geiselgasteig) sowie saftige Fördertöpfe (FFA, NRW, Bayern). Was würde für die Paramount näher liegen, als gemeinsam mit dem Blockbuster-Regisseur Roland Emmerich, der gerade in Babelsberg seine Shakespeare-Version auf die Beine stellt, einen Endzeit-Actionreißer in Deutschland zu produzieren.

"2016 - Das Ende der Nacht" soll die Geschichte um eine Gruppe von jungen Erwachsenen heißen, die sich in einer postapokalyptischen Welt behaupten müssen. Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Stipe Erceg, Angela Winkler und Newcomerin Lisa Vicari suchen vor allem - denn in Endzeitfilmen wird immer irgendetwas gesucht, etwa Öl oder Frauen - das kostbare Nass, das dem Planeten ausgegangen zu sein scheint. Regie führen wird Tim Fehlbaum, frischer Absolvent der Münchner Filmhochschule und Preisträger des Shocking Shorts-Award vom Pay-TV-Kanal 13th Street. Drehort soll neben Deutschland die Insel Korsika sein. Als Release-Date wird das Frühjahr 2011 angepeilt.

Ob die von Caligari Film und Thomas Woebke (ohne seinen Claussen) co-produzierte Endzeitschlacht eher in die leidlich unterhaltsame Richtung versucht anspruchsvoller Kost wie "The Road" oder - was mir lieber wäre - in Richtung Italo-Exploitation à la "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" oder "The Riffs II - Flucht aus der Bronx" geht, wird auch Emmerich entscheiden, der in den letzten Jahren sehr gemischte Resultate als Produzent junger Talente einfuhr ("The 13th Floor", "Trade"). Den Titel "2016", der wie eine verunglückte Parodie auf Emmerichs letzte Giganto-Produktion klingt, zu ändern, wird dringend angeraten. Lieber geht man doch in Filme, die "Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod" oder "Paco - Kampfmaschine des Todes" heißen, allesamt Klassiker des italienischen "Mad Max"-Ripoff-Kanons.

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Mittwoch, 21. April 2010
Horror-Geheimtipp "The Human Centipede"
Kein wirklicher Geheimtipp mehr, eher der an meisten gebuzzte und gepushte Horrorfilm der letzten Zeit ist "The Human Centipede" vom Niederländer Tom Six, dem in seiner Heimat ein Ruf vorauseilt, wie ihn ansonsten nur Leistungsträger wie Ed Wood oder Uwe Boll genießen. Der titelgebende menschliche Tausendfüßler ist die wirre Idee eines pensionierten deutschen Doktors, der Spezialist für die Trennung von siamesischen Zwillingen war. Anhand zweier amerikanischer Rucksack-Touristinnen und eines verschleppten Asiaten will er beweisen, dass es möglich ist, drei Menschen aneinanderzunähen und diese dabei in ihren Magensystemen miteinander zu verbinden. Richtig gelesen! Abgesehen von der Prämisse und den euphorischen Kritiken von Twitch Film und Devin Faraci (CHUD.com), stachelt mich vor allem die Besetzung des Mad Scientist an: Gespielt wird Doktor Heiter von Schauspieler-Urgestein Dieter Laser, der vor allem bekannt wurde als monströser Bild-Journalist in Volker Schlöndorffs "Verlorenen Ehre der Katharina Blum". Ich würde meinen, bestes Material für das Fantasy Filmfest im Sommer.

Links: - Trailer, - Twitch Film, - Devin Faraci

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Pre-Cannes-Horrortipps von Fangoria
Im letzten Jahr feierte der wie immer wertvolle und stilprägende Cannes-Abschlussbericht des amerikanischen Horrormagazins Fangoria unter anderem so coole Werke wie "Verblendung", "Triangle", "The House of the Devil", "Clive Barker's Dread", "Infestation", "Black Dynamite" und "Pontypool" - kein ganz schlechter Geschmack, oder? Dieses Jahr ist das Fachorgan für den wohligen Schauer natürlich wieder an der Croisette dabei. Offensichtlich beginnt aber das Tippgeben nun noch früher: Der Horrorfan solle in Cannes nämlich ganz besonders auf den mexikanischen Film "We Are What We Are" ("Somos lo que hay") und den uruguayischen Beitrag "The Silent House" ("La casa muda") achten, die beide in der nicht unwichtigen Director’s Fortnight section auftauchen werden. Besonders Zweiterer gewann umgehend meine Aufmerksamkeit, weil es der erste Horrorfilm (kommt mir nicht mit Hitchcocks "Rope" an) sein soll, der in nur einer einzigen Einstellung gedreht wurde. Den sehr stimmigen Teaser gibt es im verlinkten Fangoria-Artikel zu finden.

Link: - Fangoria

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Dienstag, 20. April 2010
Deutscher Marktanteil ausgedörrt: 21,8 Prozent
Im sehr spartanischen Cannes-Wettbewerb sind noch vier Slots frei. Für Tom Tykwers "Drei" darf man also wenigstens hoffen. Bin sehr gespannt, wie "Vincent will Meer" mit der Hitze klarkommt, obwohl fürs Wochenende bereits Entspannung gemeldet wurde. Nur 153 Kopien sind keine Ansage. Habe einiges in der Coming Soon-Sparte der Heimat-Filme nachgetragen, u.a. ein Eva Braun-Biopic. Und habe mehr zufällig gestern herausbekommen, dass Marco Kreutzpaintners Film "Tod und Teufel" eine Adaption des gleichnamigen zweiten Frank Schätzing-Romans wird.
01. Friendship! - 1,53 Mio. Zuschauer
02. Vorstadtkrokodile 2 - 0,67 Mio.
03. Zeiten ändern dich - 0,52 Mio.
04. Rock It - 0,46 Mio.
05. Teufelskicker - 0,46 Mio.
06. Die Friseuse - 0,43 Mio.
07. Hier kommt Lola - 0,33 Mio.
08. Nanga Parbat - 0,23 Mio.
09. Jerry Cotton - 0,20 Mio.
10. 13 Semester - 0,16 Mio.
11. Same Same But Different - 0,15 Mio.
12. Boxhagener Platz - 0,13 Mio.
- Die Fremde - $742k
- Lourdes - $264k
- Henry 4 - $248k

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Ulrich Seidls neuer Film "Paradies"
Link: - Ulrich Seidl Film Produktion

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