Sonntag, 23. März 2014
Anixe mausert sich zum Krautploitation-Sender

"Man fasst es nicht!" (Pepe Nietnagel)
Anixe, ein Sender, den die meisten wahrscheinlich gar nicht und wenn doch, dann nur ganz weit hinten auf ihrem Receiver eingespeichert haben, widmet sich fortan dem deutschen Genrekino. Das ist insoweit erfreulich, weil die Spielfilm-Slots auf anderen bekannteren Sendern immer mehr von amerikanischen TV-Serien verstopft werden. Montags ist Klassiker-Tag, dienstags gibt es mit Edgar Wallace (zu Anfang zwei der besten, nämlich "Die blaue Hand" sowie "Das Gesicht im Dunkeln") und Jerry Cotton gleich zwei berüchtigte Krimi-Reihen, mittwochs laufen Heimatfilme, donnerstags Komödien und am Freitag Liebesfilme jeweils zur besten Sendezeit. Über die Jahre hat man sich ja den ein oder anderen deutschen Auteur draufgeschafft, dessen Œuvre man jetzt wieder regelmäßig in vollen Zügen überprüfen kann: ob jetzt Helmut Käutners Neuinterpretation von "Die Feuerzangenbowle" mit Walter Giller und Uschi Glas oder Franz Josef Gottliebs Götz George-Geburtsthilfe bei "Ferien mit Piroschka". Die Nachricht ist schon ein paar Tage alt. Aber weil ich heute ein bisschen in "Die Lümmel von der ersten Bank" im BR reingezappt und wahnsinnig viel Spaß hatte, sei hier noch mal darauf hingewiesen.

Link: - Anixe-Filme

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Montag, 25. November 2013
TV-Tipp: "Das fehlende Bild" am 6. Dezember
TV-Termin: "L'image manquante" - 06.12. - 8.55 Uhr - Arte

Der diesjährige Gewinner der Un Certain Regard-Sektion von Cannes läuft am 6. Dezember als Wiederholung um 8.55 Uhr auf Arte. Also Aufnahmegeräte programmieren und einen der aufwühlendsten und künstlerisch wertvollsten Filme des Jahres mitschneiden. Rithy Panhs Dokumentation und ganz persönliche Erinnerungs-Collage über die Gräueltaten der Roten Khemer begeistert vor allem aufgrund seiner visuellen Konzeption. Da so gut wie kein authentisches Filmmaterial aus den 1970er-Jahren existiert - hauptsächlich überlebten nur gesäuberte und ideologisch ausgerichtete Propagandaschnipsel -, hauchte Panh mit Ton seiner teils ermordeten, teils verstorbenen Familie und Freunden Leben in Form von kleinen Platzhaltern ein, um endlich Bilder für verdrängte Vergangenheit zu finden und ihre und seine Geschichte zu erzählen. Ursprünglich hatte ich den Film in mein Viennale-Programm nur als Kompensation aufgenommen, weil ich die thematisch ähnlich gelagerte Doku "The Act of Killing" auf der Berlinale und Claude Lanzmanns Film "The Last of the Unjust" nun in Wien verpasste. Aber was soll ich sagen: So wurde "Das fehlende Bild" zu einer meiner ganz wenigen echten Überraschungen des gesamten Programms und zu einer der Filmerfahrungen des Jahres, die sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt haben. Arte strahlte den Film so zeitnah als Teil einer auch ansonsten sehr lohnenswerten Dokumentar-Reihe Ende November aus, in der u. a. auch "Whores' Glory" und "The Big Eden" diese Woche laufen werden. In der verlinkten Arte-Mediathek kann die Doku "Das fehlende Bild" bereits die kommenden sieben Tage angeschaut werden.

Links: - Arte-Stream, - IMDb

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Freitag, 12. April 2013
TV-Tipp: "Pilotinnen" am 3. Mai um 23.15 Uhr
Der öffentlich-rechtliche Digitalkanal ZDF Kultur strahlt am 3. Mai um 23.15 Uhr den verschollen geglaubten Christian Petzold-Debütfilm "Pilotinnen" aus. In einer der Hauptrollen zu sehen ist die Movies & Sports-Göttin Nadeshda Brennicke. Dem schlanken 65-minütigen Film wurde im Oktober 2007 eine ganz besondere Ehre zuteil, als er im sagenumwobenen SigiGötz-Entertainment-Kanon Erwähnung fand.

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Freitag, 27. Januar 2012
Krautploitation-Tag auf Das Vierte
Bisher nehme ich nur auf oder zappe mal rein. Aber es lohnt sich, seinen Blick donnerstags auf Das Vierte zu richten. Seit einiger Zeit laufen dort teilweise mir weder vom Filmtitel, noch vom Filmemacher bekannte deutsche Genrefilme der 1960er-Jahre, die aus der Ferne aber sehr attraktiv erscheinen. Letzte Woche gab es zum Beispiel die deutsch-italienische Co-Produktion "Der Mann mit den 1000 Masken" mit Paul Hubschmid, Karin Dor und der Filmgöttin Rosalba Neri. Gestern zeigte Das Vierte um 20.15 Uhr den Agentenreißer "Sechs Pistolen jagen Professor Z" mit Peter von Eyck und Klausjürgen Wussow. Und so geht es weiter: Am 2. Februar läuft "Ganovenehre" von Wolfgang Staudte, in dem sich Mario 'Eisenfresser' Adorf und Gerd 'Goldfinger' Fröbe duellieren. Am Donnerstag darauf kommt "Operation Taifun", in dem wieder die Dänin Vivi Bach, aber auch die Neri und der Onkel Doktor aus der Schwarzwaldklinik mitspielen. Nicht nur das Agenten- und Kriminalgenre scheint dieser Reihe also zu eigen zu sein, sondern auch ein immer gleiches Personal aus dem verdrängten Krautploitation-Olymp. Am 23. Februar kann man sich derweil auf den Titelklassiker "Ich spreng euch alle in die Luft" mit Götz George freuen. Und so ganz nebenbei gesagt, ist das ein ganz ausgezeichnetes Programm, was Das Vierte da mit Minibudget auf die Beine stellt: Freitags Heimatfilme, samstags echte deutsche Raritäten aus den 1990er-Jahren, montags Italowestern und dienstags kolpartagehafte Kriegsverklärungen aus den 1950er-Jahren, die zu meinen heimlichen Leidenschaften gehören.

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Samstag, 12. November 2011
TV-Tipp: "Die Jungs vom Bahnhof Zoo"
Rosa von Praunheims noch auf der Berlinale hochgelobte Doku über das Berliner Stricher-Leben läuft schon am 17. November um 22.45 Uhr im RBB. Am 23. November zeigt das NDR-Fernsehen um 0 Uhr die Wiederholung. Der Dank für den Hinweis geht an den Quotenmeter-Podcast, genauergenommen an den Mit-Podcastler und Film Blue Moon-Stammtelefonierer Sebastian Lätsch. Das erinnert mich daran, wie viele interessant klingende Dokus ich mir im Februar auf den Zettel geschrieben hatte: Auch dabei waren "Khodorkovsky", "The Big Eden", "The Black Power Mixtape 1967-1975", "The Terrorists", "Twenty Cigarettes", "Unter Kontrolle" und "The Ballad of Genesis and Lady Jaye". Die Berlinale, eine ewige Inspirationsquelle!

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Montag, 26. September 2011
"German Grusel: Die Edgar Wallace-Serie"

Der Joe Hembus des neuen Jahrtausends: Tim Bergfelder
"Kein Geringerer als Tarantino outete sich als Edgar Wallace-Fan. Kein Wunder! Experimentell wie massentauglich, der German Grusel ist ein echtes Kinophänomen. Sehen sie selbst!" Das drohte jedenfalls die Frauenstimme am späten Sonntag. Der Arte-Themenabend hatte gerade so gemütlich mit "Das Gasthaus an der Themse" begonnen, als dieser Ausruf Oliver Schwehms Dokumentation "German Grusel" (aka "Frissons Teutons") ankündigte. Abschließend folgte der allererste Edgar Wallace-Film von 1931, nämlich "Der Zinker".
Heutzutage ist es schlicht unmöglich, von Edgar Wallace zu sprechen und den Namen des kalifornischen Regisseurs nicht unnütz im Munde zu führen. War es doch Tarantino, der bei der Berlin-Premiere seines Films "Kill Bill" in den dunklen Kinosaal hauchte: "Alfred Vohrer is a genius!" Ein Umstand, der dem leider viel zu früh verstorbenen FAZ-Journalisten Michael Althen zum Kinostart von „Der Wixxer“ eine elegante Einleitung wert war, die ungefähr die Hälfte seiner Kritik ausmachte und so die Republik über das Coolness-Level eines ihrer Filmgötzen aufklärte.
Der Einarmige ist unter den Zweiarmigen König
Das muss man sich heute immer klar machen: Die Edgar Wallace-Krimis sind längst nicht mehr nur die nostalgisch gefärbte Kindheitserinnerung so vieler Deutscher, sondern seit einiger Zeit eben auch eine der wertvollsten, international geschätzten Genrereihen, die die deutsche Filmgeschichte hergibt. Filmhistoriker wie Tim Bergfelder ("International Adventures") haben darüber Bücher geschrieben, Ikonen wie der Video Watchdog-Herausgeber Tim Lucas haben dazu geniale Sondernummern herausgegeben, Regisseure wie Edgar Wright haben Wallace etwa in "Hot Fuzz" zitiert. Und dass Tarantinos spaßbringendste Metapher in seinem Weltkriegs-Thriller "Inglourious Basterds" insgeheim um eben jenen Edgar Wallace kreist wie die Flugzeuge um das Empire State Building in "King Kong", dürfte inzwischen auch einigen Cineasten klar geworden sein. Die Edgar Wallace-Krimis sind ein Kulturschatz. Und in seiner knapp einstündigen SWR-Dokumentation schwingt sich Oliver Schwehm, auch der Regisseur von "Winnetou darf nicht sterben" und "Christopher Lee: Gentleman des Grauens", dazu auf, der Filmserie das erste brauchbare TV-Denkmal zu setzen.
Wie Laubsäge und Hubschrauber zusammenpassen
Wer mit Harald Reinls Heimatfilm "Almenrausch und Edelweiß" anfängt und mit Dario Argentos Horror-Klassiker "Suspiria" abschließt, muss einfach ein Guter sein. Und wer neben den üblichen Talking Heads wie den Schauspielern Blacky Fuchsberger, Karin Dor, Karin Baal, den Rialto Film-Geschäftsführer Felix Wendlandt, Peter Thomas und den immer sympathischen Oliver Kalkofe (die Stimme von OSS-117!) eben auch Menschen wie den von mir hoch geschätzten Filmhistoriker Tim Bergfelder oder Umberto Lenzi, den mit wichtigsten italienischen Genre-Regisseur der entscheidenden Jahrzehnte, gewinnen konnte, gehört mein Respekt. Wenn Schwehm dann aber auch noch putzige Sequenzen dazwischenschneidet, in denen ein maskierter Mr. X zum Beispiel mit einer Rasierklinge das Band des Heimatfilms im Projektor zerschneidet und Edgar Wallace einlegt, zeugt das von cineastischer Qualität. Oder wenn der Regisseur die Aussagen des FSK-Mitglieds zum Thema 'Verrohende Wirkung von Gewalt' einige der hübschesten Gore-Highlights der Serie untermischt oder die Gedächtnisschwäche der deutschen Stars hinsichtlich ihrer italienischen Produktionen mit eigenen widersprüchlichen Filmdialogen konterkariert, hat er mich vollends für seine Sache gewonnen.
Von der Themse an den Tieber
Als Fan der Serie lernt man nichts elementar Neues. Aber das muss die Filmdoku auch gar nicht bewerkstelligen. Man muss ihr die Liebe, die aber auch keine bedingungslose, fanboyhafte Liebe sein darf, ansehen und Lust bekommen auf das Wiedersehen oder das Entdecken dieses Teils der Filmgeschichte. Und die Liebe ist hier in jedem Detail zu spüren, besonders in den Animationen der Bilder. Wie die Kommissare Fuchsberger und Drache in mysteriösen Rauch getaucht werden oder der Stempel vom Frosch mit der Maske zum Cover des Edgar Wallace-Taschenbuchs wird, steht für eine hohe Produktionsqualität und fachkundiges Personal. Und so ist auch der Weg frei, sich an kleineren appetitlichen Informationshäppchen zu deliktieren. Artur Brauners CCC-Produktionsfirma etwa stand im Volksmund laut Fuchsberger für „zahlt ziemlich zögernd“. Darauf gibt es seltene Filmausschnitte von Edgar Wallace zu bestaunen, wie er, einem König gleich, über sein britisches Domizil stolziert oder Wallace' opulentes Begräbnis einem Staatsakt ähnelt. Dazu Wochenschau-Aufnahmen hinter den Kulissen, die teils als plumpe Werbung aufgebaut sind und Alfred 'Genius' Vohrer mit nur einem Arm zeigen, mit dem er aber seinen Schauspielern zeigt, wie man eine Pistole richtig zu schwingen hat. Bei all den Ufa-Stars aus dem Dritten Reich, Klaus Kinski und den Artur Brauner-Ripoffs ist mir aber eigentlich am liebsten gewesen, auf welche Weise Schwehm die Brücke zu den so genannten Spaghetti Krimis schlägt. Ich könnte jetzt jedenfalls direkt wieder "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" und "Das Gesicht im Dunkeln" schauen.

Auch gut: - Die Horst Wendlandt-Story

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Dienstag, 30. August 2011
Das TV-Epos des Jahres: "Dreileben"
Hätte es einen deutschen Fernsehsender mit noch größeren Eiern gegeben, würde ich heute wahrscheinlich die NBA-Finals zwischen den Dallas Mavericks und den Miami Heat als das TV-Epos des Jahres ausrufen. Ich denke aber, dass "Dreileben" ein würdiger Vertreter ist, was die Eier und die epische Qualität betrifft. Alle drei Spielfilme zusammengenommen, erzählten Christian Petzold, Dominik Graf und Christoph Hochhäusler länger als "Vom Winde verweht" auf dem immer noch besten Sendeplatz des deutschen Fernsehens, nämlich ab 20.15 Uhr in der ARD. Wie sich dieses wunderschöne Experiment in den Quoten auswirkt, wird sich morgen früh zeigen. Ob es bald so etwas wiedergeben wird, bleibt zu bezweifeln. Aber ich kann immerhin sagen, dabei gewesen zu sein, als Fernsehgeschichte geschrieben wurde. Für völlig falsch halte ich den Ansatz, die Filme einzeln zu bewerten - oder noch schlimmer: sie gegeneinander auszuspielen. Ich finde, das große Vergnügen dieser TV-Trilogie entsteht doch erst, wenn sich die Filme übereinander legen und miteinander kommunizieren, so dass der Zuschauer anhand der ausgeworfenen Erzählnetze eine Art emotionale Karte dieses fiktiven Verbrechens erhält, die das Entdecken im jeweils anderen Teil befördert. Apropos: Wann kommt denn eigentlich endlich "Carlos - Der Schakal" als Miniserie auf Arte?

Nachtrag: Quotenmeter-Überschrift lautet: "Dreileben"-Experiment gescheitert. 20.15 Uhr (2,61 Mio.), 21.45 Uhr (1,84 Mio.), 23.30 Uhr (0,81 Mio.). Was natürlich großer Unsinn ist. Die ARD war der Ausgangspunkt, der die nötige Aufmerksamkeit generierte. Aber die Filme werden erst ihr richtiges Publikum finden, wenn sie unzählige Male auf den Extra-Kanälen und in den dritten Programmen versendet sein werden. Und ich finde die Zahl von gut achthunderttausend cinephilen Wahnsinnigen, die sich scheinbar die ganze Trilogie am Stück gegeben haben, einen beachtlichen Erfolg.

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Sonntag, 26. Juni 2011
Warum der BR der einzige Fernsehsender ist, der Filmkultur ganz groß schreibt
Ich habe bei SigiGötz-Entertainment gelesen, dass der BR gestern ein neues, ziemlich cool klingendes Sendekonzept zum Thema deutsche Filmkritiker und die fremde Welt des Fernsehens im Programm hatte. Das Format heißt "FilmFight - der Kino Kino Talk" und wird anlässlich des Münchner Filmfests ausgestrahlt. Filmkritiker wie Hans-Ulrich Pönack, der ja - machen wir uns nichts vor - der einzige optisch bekannte deutsche Filmkritiker ist, was natürlich schon ein gewisses Armutszeugnis ist, bekriegen sich dort unter der Leitung von Henryk M. Broder um die beste Meinung zu den besprechenden Filmen ("Schlafkrankheit", "Nader und Simin"). Viele wissen nicht, dass Broder in den 1970er-Jahren einer der wenigen Journalisten war, der ziemlich amüsante, aber auch ernsthafte Dinge über die Lederhosen- und Reportfilme der Sexwelle publizierte. Es gibt einen kurzen, prägnanten Essay von ihm, der mehr über das German Sexploitation-Genre erzählt als das gesamte "Schulmädchen-Report"-Buch von Annette Miersch. Leider konnte ich den ersten Filmfight von Broder samt Kollegen noch nicht in der altmodisch anmutenden Mediathek des BR finden. Wer da also fündig wird, bitte Bescheid sagen. Das Konzept klingt geil, und eine dreiviertel Stunde samstags um 22.10 Uhr ist angesichts der filmjournalistischen Einsparungen anderer Sender todesmutig. Und der Bayerische Rundfunk war auch der einzige Sender, auf dem ich mir ein solches Experiment hätte vorstellen können. Dort unten gibt es eben noch eine echte Filmkultur, die sich immer mal wieder sehr schön in ihrem regionalen TV-Sender widerspiegelt.

Link: - Film Fight, - Anschauen

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Donnerstag, 29. Juli 2010
TV-Tipp: "Schmutziger Süden" von Klaus Lemke
Die neue Krautploitation lebt weiter: "Engel mit schmutzigen Flügeln", "Bedways", "Liebe ist nur ein Wort" und am 16.08., um 0.10 Uhr, Klaus Lemkes Film "Schmutziger Süden" im ZDF. Der für sein Lebenswerk von der Stadt München ausgezeichnete Regisseur ist seit Jahrzehnten Schutzpatron deutscher Filmfreaks. Seinen "48 Stunden bis Acapulco" würde ich sofort zu den besten deutschsprachigen Filmen zählen, die die Filmgeschichte hergibt. Ähnliche Superlative dekorieren seinen "Rocker". Ebenfalls zurecht. Aber gerade an die Werke seiner aktuellen Schaffensperiode kommt man schwerlich heran. Deshalb schauen oder aufnehmen! Dann hätte sich seine "Kino Kino"-Werbung gelohnt.

Link: - Schmutziger Süden

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Montag, 5. Juli 2010
"This film kannste verbrennen!" - Die Horst Wendlandt-Story

Hotte im Paradies (Horst Wendlandt)
"This film kannste verbrennen", soll der wohl bedeutendste deutsche Nachkriegsproduzent Horst Wendlandt zu seinem Kollegen Dino De Laurentiis gesagt haben, als dieser ihm günstig per Telefon eine seiner zahlreichen misslungenen Produktionen andrehen wollte. Am letzten Samstag, den 3. Juli, strahlte der Bayerische Rundfunk zu Ehren des Berliner Urgesteins ein filmisches Triple Feature und die Doku "Die Horst Wendlandt-Story" von Michael von Mossner aus. Auf die großen Klassiker "Winnetou II" und "Die toten Augen von London" folgte nach Mitternacht der Peter Alexander-Schlagerfilm "Hauptsache Ferien".

Dazwischen lauerte für Menschen, die das TV-Programm besonders akribisch nach Perlen durchforsten oder wenigstens gelegentlich zur Zerstreuung durch die Kanäle zappen, das knapp einstündige Talking Heads-Highlight. Terence Hill mit Schlapphut, alte Weggefährten wie Xaver Schwarzenberger und Atze Brauner, bei dem Wendlandt in fünf Jahren Opas Kino alles lernte, was ihm den Weg zur späteren internationalen Karriere ebnen sollte, Comedystars wie Loriot, Otto und Hape Kerkeling - fast alle seine ehemaligen Schützlinge knieten nieder und kramten ihren schmeichelndsten Anekdoten hervor.

Besonders interessant fand ich aber die Einwürfe von Gerd Albrecht, dem ehemaligen Direktor des deutschen Filminstituts, der auch eines der Standardwerke über den Film im Dritten Reich geschrieben hat: In aller Kürze ging er auf Wendlandts Karrierestart bei der Tobis unter Goebbels ein, rief den Hans Albers-Abenteuerfilm "Trenck, der Pandur" als die große James Bond-Figur der damaligen Zeit aus und lobhudelte Regie-Dinosaurier Carl Froelich, der Wendlandt nach dem Krieg wieder seinen ersten Job im Filmbusiness gab.

Auch sehr schön waren die Archivaufnahmen vom sichtlich gealterten Charlie Chaplin, wie er von tausenden Menschen in Paris bei der Wiederaufführung von "Moderne Zeiten" gefeiert wurde. Wendlandt brachte nämlich alle großen Chaplin-Stummfilme damals mit seiner Verleihfirma Tobis zurück in die deutschen Kinos, und das mit riesigem Erfolg: Allein "Moderne Zeiten" soll circa 4,7 Millionen Mark eingespielt haben. Horst Wendlandt eben, einer der großen, streitbaren Figuren des deutschen Nachkriegsfilms, der einmal vierzehn Tage mit Rainer Werner Fassbinder in Cannes durchbrachte, was bekanntlich in die Filme "Lola" und "Lili Marleen" mündete. Rainer Werner Fassbinder wäre der geschäftstüchtigste von allen deutschen Filmemachern gewesen, so Wendlandt. Wenn dem so ist, hätten sich damals jedenfalls zwei ebenbürtige Denker gefunden.

Links: - BR, - Wendlandt im TV

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