Freitag, 15. April 2011
Cannes-Programm 2011
Noch kein Moll, Honorè, Hansen-Love, Sokurov, Lanthimos, Seidl oder Glawogger. Dafür die von der englischen Trade Press kategorisch ausgeschlossenen Malick und Almódovar dabei. Überrascht, dass es Nicolas Winding Refn in die erste Liga geschafft zu haben scheint. Eine gewisse Vorfreude auf den nächstmöglichen Takashi Miike-Volltreffer. Ansonsten wenig dabei, was mein Cineastenherz schneller hüpfen lässt. Habe aber auch mit dem harten kunstgewerblichen Kram nicht allzu viel am Hut. Kann ja alles noch kommen. Finde es ganz amüsant, dass Kandidaten wie "A Dangerous Method" oder "Faust", für die Kosslick gepeitscht wurde, weil er sie nicht auf der Berlinale dabei hatte, immer noch nicht fertig sind. Hoffe auf den eigentlich immer verlässlichen Alan Jones im Cannes Market. Und der Dujardin-Film ist die aktuelle Nummer eins meiner Most-Wanted-Liste.

OPENING FILM
"Midnight in Paris," Woody Allen

COMPETITION
"Drive," Nicolas Winding Refn
"Footnote," Josef Cedar
"Hanezu no Tsuki," Naomi Kawase
"Hara-kiri: Death of a Samurai," Takashi Miike
"The Kid With a Bike," Jean-Pierre and Luc Dardenne
"L'apollonide," Bertrand Bonello
"Le Havre," Aki Kaurismaki
"Once Upon a Time in Anatolia," Nuri Bilge Ceylan
"Melancholia," Lars von Trier
"Michael," Markus Schleinzer
"Pater," Alain Cavalier
"Polisse," Maiwenn
"The Skin That I Inhabit," Pedro Almodovar
"Sleeping Beauty," Julia Leigh
"La Source des femmes," Radu Mihaileanu
"This Must Be the Place," Paolo Sorrentino
"The Tree of Life," Terrence Malick
"We Have a Pope," Nanni Moretti
"We Need to Talk About Kevin," Lynne Ramsay

UN CERTAIN REGARD
"Arirang," Kim Ki-duk
"Bonsai," Cristian Jimenez
"The Day He Arrives," Hong Sang-soo
"Et maintenant on va ou?," Nadine Labaki
"Halt auf freier Strecke," Andreas Dresen
"Hors Satan," Bruno Dumont
"The Hunter," Bakur Bakuradze
"Les Neiges du Kilimandjaro," Robert Guediguian
"L'exercisce de l'etat," Pierre Schoeller
"Loverboy," Catalin Mitulescu
"Martha Marcy May Marlene," Sean Durkin
"Miss Bala," Gerardo Naranjo
"Restless," U.S., Gus Van Sant
"Oslo, August 31st," Joachim Trier
"Skoonheid," Oliver Hermanus
"Tatsumi," Singapore, Eric Khoo
"Trabalhar cansa," Juliana Rojas, Marco Dutra
"Toomelah," Ivan Sen
"The Yellow Sea," Na Hong-jin

OUT OF COMPETITION
"The Beaver," Jodie Foster
"The Artist," Michel Hazanavicius
"The Conquest," Xavier Durringer
"Pirates of the Caribbean: On Stranger Tides," Rob Marshall

MIDNIGHT SCREENINGS
"Wu Xia," Peter Chan Ho-sun
"Dias de gracia," Everardo Gout

SPECIAL SCREENINGS
"Labrador," Frederikke Aspock
"Le maitre des forges de l'enfer," Rithy Panh
"Michel Petrucciani," Michael Radford
"Tous au Larzac," Christian Rouaud

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Dienstag, 12. April 2011
Listen-Update 2011
01. ATTENBERG – Athina Rachel Tsangari
02. PINA – Wim Wenders
03. SECUESTRADOS – Miguel Àngel Vagas
04. CONFESSIONS – Tetsuya Nakashima
05. LOS OJOS DE JULIA – Guillem Morales
06. BEDEVILLED – Yang Chul-soo
07. LES PETITS MOUCHOIRS – Guillaume Canet
08. NAOKOS LÄCHELN – Anh Hung Tran
09. THE ILLUSIONIST – Sylvain Chomet
10. TROLLJEGEREN – Andrè Ovredal

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Montag, 4. April 2011
Cannes-Programm erscheint am 14. April
Französisch dominierte Vorfreude auf:

MELANCHOLIA (Lars von Trier)
RESTLESS (Gus Van Sant)
THIS MUST BE THE PLACE (Paolo Sorrentino)
THE MONK (Dominik Moll)
THE BELOVED (Christophe Honore)
GOODBYE FIRST LOVE (Mia Hansen-Love)
CHICKEN WITH PLUMPS (Marjane Satrapi & Vincent Paronnaud)
THE ARTIST (Michel Hazanavicius) *Jean Dujardin*
ALPS (Giorgos Lanthimos)
FAUST (Aleksandr Sokurov)
PARADIES (Ulrich Seidl)
HALT AUF FREIER STRECKE (Andreas Dresen)
WHORE'S GLORY (Michael Glawogger)

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Sonntag, 3. April 2011
Geheimtipp: Der Neo-Giallo "Los ojos de Julia"
"Best movie of the year so far, Guillem Morales' JULIA'S EYES, unusual, creepy, moving and intriguing, and as stylish as vintage De Palma", twitterte Alan Jones am Donnerstag. So weit würde ich nicht gehen, gab es doch noch Wim Wenders' "Pina", den Terrorfilm "Secuestrados" und den japanischen Oscarkandidaten "Confessions" zu bestaunen. Und De Palma kam mir dabei auch nicht in den Sinn, sondern Lucio Fulci und Alfred Hitchcock. Aber wo Jones Recht hat, hat er Recht - das ist ein ganz wunderbarer Neo-Giallo geworden. Sogar der mit Abstand beste, den ich bisher gesehen habe. Nicht zu viel sollte man verraten, um den Spaß nicht zu verderben. Festhalten kann ich aber, dass bei "Los ojos de Julia" die Frühwarnsysteme Todd Brown und Scott Weinberg auf dem letztjährigen Fantastic Fest kläglich versagt hatten.

Link: - Trailer

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Freitag, 1. April 2011
Kritiker-Sammelalbum #6: Todd Brown
Ich glaube, mich erinnern zu können, dass ich das erste Mal bewusst Twitch Film las, als der Regisseur Edgar Wright über Twitter den Trailer-Link zum teilweise brillanten Neo-Giallo "Amer" postete. Das ist noch gar nicht so lange her. Aber irgendwie las man Twitch Film, die Movie Site, die sich dem abseitigeren Genrefilm verschrieben hat, schon deutlich länger. Und auch der Arm des Betreibers Todd Brown reichte weiter in die eigene Vergangenheit, als einem lieb sein konnte. Todd Brown ist exakt das, was man einen Meinungsmacher nennt. Von seinem Riecher profitieren Movie Geeks und Genrefestivals weltweit - ob über Zitate seiner Seite oder Kritiken, die Festivalleiter auf obskure Entdeckungen aufmerksam machen. Seit sieben Jahren "macht" Todd Brown Twitch Film. Wenig ist über ihn bekannt.

Dass er unter anderem deutsche Wurzeln haben soll, verriet er einmal angesichts des zu peinlichen "Otto's Eleven"-Trailer. Dass der Kanadier vor und während Twitch Film für unzählige andere Genrepublikationen gearbeitet hat, ist keine Besonderheit, sondern Normalität. Dass er aber der internationale Chefscout des Fantastic Fest in Austin, Texas ist, lässt Brown aus dem Genresumpf herausragen. Seine Fantastic Fest-Filmauswahl war im letzten Jahr schlicht umwerfend. Brown entdeckte, präsentierte und pushte Filme wie "The Troll Hunter", "Rare Exports: A Christmas Tale", "Norwegian Ninja" oder "Kidnapped" für den amerikanischen Markt. Und von da aus geht bekanntlich immer noch die größte Strahlkraft für Produktionen ohne Lobby aus. Die Amis verstehen vor allem etwas vom Verkauf. Auch etwa hinter dem Phänomen "The Human Centipede" findet man, wenn man bis zum Anfang zurückgeht, den Namen Todd Brown. Von Seiten wie Twitch Film landen diese Sensationen letztlich sogar in Blogs deutscher Trittbrettfahrer.

Amerika mag schon lange nicht mehr das ruhmreiche Filmmekka aus der Erinnerung so vieler Junggebliebener sein. Die daraus entstandene Geek-Kultur aber hat einige atemberaubende Blüten getrieben, wozu ganz sicher eine Figur wie Todd Brown zu zählen ist. Er ist interessiert am Neuen, Aufregenden. Er verweigert sich dem amerikanischen Sequel-, Prequel- und Remake-Wahn, blickt lieber nach Europa und Asien, wo es viel zu entdecken gibt. Zusammen mit dem britischen FrightFest-Chef Alan Jones ist Brown im letzten Jahr zu meinem wichtigsten Fixpunkt herangewachsen, wenn es um originelle und andersartige Genrefilme aus aller Welt geht. Brown reist viel und sieht noch mehr. Wenn er gefragt wird, warum dieser oder jene seltene Film nicht auf seiner aktuellen Jahresliste steht, muss er auf die Liste vom letzten Jahr verweisen. Twitch Film ist keine Seite, die ich täglich lese. Dazu ist sie mir zu konfus und breit ausgerichtet. Aber wenn man etwas Obskures sieht oder etwas noch Obskureres sucht, wird man bei Twitch Film fündig. Todd Brown war nämlich meistens schon vorher da.

Links: - Todd Brown, - Lieblingsfilme 2010, - Sammelalbum

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Mittwoch, 30. März 2011
TV-Tipp: Nadeshda Brennicke-Film "8 Uhr 28"
Am 8. April, um 20.15 Uhr, strahlt Arte die neueste Zusammenarbeit zwischen Genre-Hack Christian Alvart und Movies & Sports-Fräulein Nadeshda Brennicke aus. Sie heißt unpassenderweise "8 Uhr 28". War mein Brennicke-Erweckungserlebnis "Liebe ist nur ein Wort" noch eine "Sweet Home Alabama"-Paraphrase mit einem Schuss "Die Zwillinge vom Immenhof", klingt dieser Film nun wie ein waschechtes Remake von Claude Chabrols "Die untreue Frau". Oder wie die Hollywood-Jünger sagen würden: "Untreu" mit Richard Gere und Diane Lane.

Links: - Traumpaar Alvart & Brennicke, - Retrospektive

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Dienstag, 29. März 2011
LESEBEFEHL: 4-seitiger Hans Schifferle-Artikel über Eckhart Schmidt in epd-Film 4/2011
(epd-Film)




Gerade auch als Empfehlung für Menschen gedacht, die sich mit voller Überzeugung die Eckhart Schmidt-Collection gekauft hatten und erst einmal enttäuscht wurden. Hans Schifferle entfacht wieder das Feuer. Versprochen! Und riesige Vorfreude auf Eckhart Schmidts neuen Film "Hollywood Flin"! Thome, Lemke & Schmidt sind die neue dt. Welle.

Links: - Most-Wanted, - Groupies bleiben nicht zum Frühstück

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Cannes-Streichliste
THE GRANDMASTERS (Wong Kar-wai)
LA PIEL QUE HABITO (Pedro Almodovar)
TREE OF LIFE (Terrence Malick)
WUTHERING HEIGHTS (Andrea Arnold)
A DANGEROUS METHOD (David Cronenberg)

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Montag, 28. März 2011
Happy Birthday, Mr. Tarantino!
Nur noch zwölf Jahre neue Tarantino-Filme! Die Uhr tickt. Nur noch zwölf Jahre bis zum ersten Tarantino-Buch! Noch zwölf Jahre also bis zur ersten brauchbaren Sergio Corbucci-Monografie.

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Samstag, 26. März 2011
Neue alte Lieblingsfilme 2011 (I)
Die Unerzogenen (Pia Marais, 2007)
Razzia in St. Pauli (Werner Hochbaum, 1932)
Liebling der Götter (Hanns Schwarz, 1930)
Man spricht über Jacqueline (Werner Hochbaum, 1937)
April, April (Douglas Sirk, 1935)
Vorstadtvariete (Werner Hochbaum, 1935)
Der Favorit der Kaiserin (Werner Hochbaum, 1936)
Schatten der Vergangenheit (Werner Hochbaum, 1936)
Palindromes (Todd Solondz, 2004)
Fedora (Billy Wilder, 1978)
Ein blonder Traum (Paul Martin, 1932)
Ich bei Tag und du bei Nacht (Ludwig Berger, 1932)

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Quartals-Top Ten 2011: Vol. 1
01. PINA – Wim Wenders
02. SECUESTRADOS – Miguel Àngel Vagas
03. CONFESSIONS – Tetsuya Nakashima
04. BEDEVILLED – Yang Chul-soo
05. LES PETITS MOUCHOIRS – Guillaume Canet
06. NAOKOS LÄCHELN – Anh Hung Tran
07. THE ILLUSIONIST – Sylvain Chomet
08. TROLLJEGEREN – Andrè Ovredal
09. HOW DO YOU KNOW – James L. Brooks
10. RANGO - Gore Verbinski

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Sonntag, 13. März 2011
Deutscher Filmpreis 2011 - War da was?
Hat es jemand mitbekommen? Am Freitag wurden die Nominierungen für den deutschen Filmpreis bekanntgegeben. Und es gab eine gar nicht mal so unspannende Gewichtung: Tom Tykwers Film "Drei" führt die Statistik mit sechs Nominierungen an. Dahinter folgen "Wer wenn nicht wir", "Poll" und "Vincent will Meer" (jeweils 5), dann "Goethe!" und "Das Lied in mir" (jeweils 4), "Der ganz große Traum" (3) und "Almanya", "Pina" und "Wir sind die Nacht" (jeweils 2). Dazu je eine Nominierung für "Chandani und ihr Elefant", "Jerry Cotton", "Kinshasa Symphony", "Min dit", "Boxhagener Platz", "Shahada", "Konferenz der Tiere", "Pianomania" und "Die kommenden Tage". Eine Befreiung, wenn man das etwa mit der schrecklich einseitigen Preisvergabe des Verbandes der deutschen Filmkritik vergleicht. Warum das Ganze etwas untergegangen ist? Nun, weil der deutsche Filmpreis in der Öffentlichkeit immer noch seine Identität sucht und weil bei den Nominierungen kein potenzieller Oscarkandidat wie "Das weiße Band" oder "Das Leben der Anderen" im Mittelpunkt stand. Das gefällt mir persönlich recht gut. Mir scheint, dass der so unterschätzte Filmpreis immer mehr seinen eigenen Weg geht.

Nehmen wir einmal das Biopic "Goethe!" heraus: Philipp Stölzls Film um Deutschlands berühmtesten Dichterfürsten war ein sehr moderater Kinoerfolg, erntete aber vorwiegend vernichtende Kritiken in den heimischen Feuilletons. Der deutsche Filmpreis nominierte "Goethe!" für den besten Spielfilm, den besten Hauptdarsteller, Alexander Fehling, der sich mit dem anderen Inglourious Basterd August Diehl ("Wer wenn nicht wir") und Shootingstar Florian David Fitz ("Vincent will Meer") um die Krone streiten wird, als auch für das Szenen- und Maskenbild. Es ist ein ganz wunderbarer Film, irgendwo zwischen "Shakespeare in Love" und Max Ophüls schwebend, sicherlich Stölzls mit Abstand beste Arbeit, der auf diese Weise noch etwas Respekt zukommt, bevor der gebürtige Münchner demnächst für Hollywood den Agententhriller "The Expatriate" mit Aaron Eckhart drehen wird. Man hätte in der Akademie also deutlich mehr daneben greifen können.

Natürlich wünschte man sich vielleicht insgeheim die ein oder andere große Überraschung, den viel herbeizitierten Blick über den Tellerrand. Dass Til Schweiger ("Kokowääh") wieder ignoriert wurde, mag ein amüsanter Running Gag des Auswahlkomitees sein, den man ihnen nicht mal übel nehmen kann. Dass aber Filme wie "Das rote Zimmer", "Im Alter von Ellen", "Orly", "Im Schatten", "Rammbock", "Renn, wenn du kannst", "Schmutziger Süden", "Bedways" oder "Jud Süß - Film ohne Gewissen" Nominierungen verdient gehabt hätten, steht außer Frage. Die sogenannte Berliner Schule muss wohl erst in Cannes wichtige Preise gewinnen, bevor da ein echtes Umdenken stattfinden kann. Abseitigere Genrefilme haben es sowieso nicht leicht - sympathische Frechheiten wie Oskar Roehlers letzter Film schon gar nicht. Wenn man gedurft hätte, dann wäre mindestens "Der ganz große Traum" durch einen wirklich interessanten Film ersetzt worden.

Aber der deutsche Filmpreis ist kein Wunschkonzert. Man lobt lieber die Weitsicht im Bezug auf die Komödie "Almanya", die, wenn sie sich die kommenden Wochen weiter ordentlich in den Kinocharts schlägt, eventuell einen echten Zuschauerbonus bei einem Triumph erwarten könnte. Ein schwerfälliger Film wie "Wer wenn nicht wir" kann auch jede Form von Aufmerksamkeit gebrauchen. Da präsentiert sich der Preis im besten Sinne nach seinem amerikanischen Vorbild, nämlich als versuchter Werbemotor für gerade startende Produktionen. Ob es dann funktioniert, steht auf einem anderen Blatt. Aber ich schätze den Versuch. Auch, dass etwa der kantigere Tom Tykwer-Film "Drei", den nur Wenige im Kino sehen wollten, die meisten Nominierungen erhalten hat. Was soll der deutsche Filmpreis eigentlich sein? Man weiß es noch nicht. Man weiß nur, was er nicht sein darf: nämlich eine blasse Kopie der Oscars. Und um ein anderes Vorbild zu nennen: Der französische Cesar hatte dieses Jahr sowohl eine tolle Nominierungsliste, als auch eine richtig sehenswerte, eigenständige Preisverleihung zu bieten. Wenn man das im April über die Lolas schreiben könnte, wäre schon viel gewonnen.

Link: - Nominierungen im Überblick

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