Montag, 26. April 2010
TV-Tipp: "Im Angesicht des Verbrechens"
Wie exklusiv kann ein TV-Tipp sein, wenn ihm sogar die TV-Spielfilm ein Titelthema spendiert? Seit Dominik Grafs zehnteilige Gangsterserie Premiere auf der Berlinale feierte, scheint es die höchste Pflicht des Cineasten, sich in die Euphoriewelle einzugliedern. Live sehen werden sie wohl die wenigsten. Die aller erste Episode läuft schon mal gleich parallel zum Halbfinalrückspiel des FC Bayern gegen Olympique Lyon. Aber Aufnehmen und auf Listen setzen, das haben sich sehr viele, eingeschlossen meine Wenigkeit, vorgenommen. Ich bin gespannt, ob Graf den unzähligen Vorschusslorbeeren gerecht, ob "Im Angesicht des Verbrechens" der bessere "Eastern Promises" werden kann.

Link: - Arte

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Samstag, 24. April 2010
Ufa Cinema - Wie geht's, wie steht's?
Damals hieß die Firma schlicht UFA und die Filme „Die Nibelungen“, „Der letzte Mann“ und „Der blaue Engel“. Heute heißt das Ganze Ufa Cinema und die Filme „Teufelskicker“, „Hanni und Nanni“ und „Tauben auf dem Dach“. Schon eine ziemlich unfaire Gegenüberstellung der Programme, ich weiß, da die legendäre UFA der zwanziger und dreißiger Jahre auch hauptsächlich Unterhaltungsware ausstieß, die heute längst vergessen ist. Und die Kinolinie Ufa Cinema, hinter der der Bertelsmann-Konzern, Europas größtes Medienunternehmen, steht, hat sich schließlich gewaltige Ansprüche und Ziele gesetzt. Ufa-Chef Wolf Bauer will gemeinsam mit dem Teamworx-Tandem Nico Hofmann und Jürgen Schuster sowie dem legendären ehemaligen Filmvorstand der Constantin, Thomas Friedl, ab kommenden Jahr pro Saison acht bis zehn Kinoproduktionen stemmen. Weitere Zahlen: Die Budgets sollen durchschnittlich von vier bis zu fünfzehn Millionen Euro reichen. Ein internationales Großprojekt wie die Bestsellerverfilmung „Der Medicus“ wird großzügig mit fünfundzwanzig Millionen Euro kalkuliert.

Und so langsam kommen die Unternehmungen ins Rollen. Zwei Filmstaffeln sind inzwischen planungstechnisch abgeschlossen. Am 11. März kam die erste Produktion, der Kinderfilm „Teufelskicker“, in die Kinos, knackte eine halbe Million Zuschauer und wurde eine der ganz wenigen, gerade angesichts der 3D-Technik Hollywoods besonders bewundernswerten deutschen Erfolgsgeschichten des Frühjahres. Und Erfolgsgeschichten werden fortgesetzt. Den tapferen Teufelskickern wie auch dem zweiten Ufa-Kinderfilm, „Hanni & Nanni“, der mutig als Kontrastprogramm während der Fußballweltmeisterschaft angesetzt wurde, wird ein zweiter Teil spendiert. Diese Praxis kennt man ansonsten nur aus dem fernen Amerika, wenn Starproduzenten von ihren perfekt kalkulierten Filmpaketen so überzeugt sind, dass sie keine Boxoffice-Zahlen brauchen, um mit Gewissheit aufs grüne Knöpfchen drücken zu können.

Denn was die wenigsten wissen: Letztlich bezahlt Ufa Cinema dank Filmförderungen und Vorabverkäufen von Rechten nur ungefähr zehn Prozent der Produktionskosten. Das Risiko ist minimiert und doppelt und dreifach abgesichert, gerade wenn die Produktionen hauptsächlich günstige und erfolgsversprechende Kinderfilme oder Adaptionen von Bestsellern sind. Deswegen wird der September-Start der untypischen RomCom „Tauben auf dem Dach“ über vier verschiedene Pärchen in Beziehungskrisen, die jeweils von Olli Dietrich und Katja Riemann gespielt werden, besonders spannend. Der vierte und letzte Ufa Cinema-Film 2010 dagegen bewegt sich auf altbekannten Terrain und könnte somit der erfolgreichste werden: Die Romanverfilmung „Dschungelkind“ von Roland Suso Richter („Dresden“) mit Thomas Kretschmann und Nadja Uhl.

In eine ähnliche Kategorie fallen die beiden Buchadaptionen des ehemaligen „Mein Leben und ich“-Autors und heutigen Bestseller-Schrifstellers David Safier, die ich im ersten Kinohalbjahr 2011 erwarte. „Mieses Karma“, die Geschichte um eine eitle Talkshow-Moderatorin, die als Ameise wiedergeboren wird, steht seit ungefähr zweihundert Monaten als meistverkaufste Reiseliteratur in der Spiegel-Liste und „Jesus liebt mich“, Safiers ungleich weniger erfolgreiches zweites Buch um eine am Altar stehengelassene Frau, die sich in einen Zimmermann verknallt, hat bereits mit Jessica Schwarz und Florian David Fitz („Vincent will Meer“) eine erstklassige Besetzung erhalten. Auf die großen europäischen Projekte, die auf den Spuren von „Der Name der Rose“ wandern, muss noch etwas länger gewartet werden. Sicher ist nur, dass fieberhaft und im Stillen an den Verfilmungen zu „Der Medicus“ und Robert Harris’ „Vaterland“ gearbeitet wird.

Fortgeschrittener sind hingegen die Vorbereitungen für die ersten hauseigenen animierten Trickfilme „Glennkill“ und „Marnies Welt“, denen die Herbstpremiere des Constantin-Films „Konferenz der Tiere“ ein gutes Omen sein könnte. Ufa Cinema versucht es weiterhin mit Comicverfilmungen von Ralf König, dessen „Bewegter Mann“ eine Zuschauersensation war, die inzwischen ein paar Jährchen her ist. Ob „Hempels Sofa“ und „Prototyp“ daran anknüpfen können, wird sich zeigen. Anspruchsvollerer Stoffe sind neben Lars Kraumes für Cannes gehandeltes, aber immer noch nicht aufgetauchtes Drama „Die kommenden Tage“ Bernhard Schlinks „Das Wochenende“ und Julia Francks „Die Mittagsfrau“, deren Produktionen im engeren Sinne wohl deshalb auch noch nicht angelaufen sind. Nicht zu vergessen „Niemandsland“ und „Gott will es“, Filme über Stasi und Terrorismus. Und wenn man dem Bestseller-affinen Haus Ufa Cinema einen Tipp geben dürfte: Wenn schon mal Roland Emmerich in Deutschland verweilt und deutsche Endzeitkracher wie „2016“ für die Paramount verfilmen lässt, warum ihn, der sich ganz offenbar in Europa umschaut, weil für viele die Filmfinanzierung in Hollywood immer schwieriger wird, nicht auf Frank Schätzings „Der Schwarm“ ansetzen.

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Freitag, 23. April 2010
SigiGötz-Entertainment No. 17 erschienen
Schulmädchenreport, Summer Night Fever, deutsche Dokumentarfilme und Hans Schifferle über die neuesten Glamour-Girls.

Link: - SigiGötz-Entertainment

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Roland Emmerich produziert deutschen Mad Max
Folgt auf die Mittelalter-Welle ("Vision", "Die Päpstin", "Henri 4") jetzt die Endzeit-Welle? In die deutsche Filmindustrie ist massig Bewegung gekommen. Gab es vor kurzem nur noch die große Constantin und viele kleine Arthouse-Produzenten, drängen nun echte Schwergewichte wie die Ufa und die amerikanischen Majors auf den deutschen Filmmarkt. Nachdem Disney ("Hexe Lilli"), Warner Brothers ("Zweiohrküken") und Columbia ("Friendship!") mit günstigen Produktionen gute Geschäfte gemacht haben, steigt als letzter US-Major die Paramount in den Ring.

Auch wenn der deutsche Film aktuell einige Rückschläge am Boxoffice zu überstehen hatte, zeigt der Trend des deutschen Marktanteils insgesamt steil nach oben. Einheimische Produktionen werden beim Zuschauer immer beliebter. Außerdem bietet die hiesige Filmlandschaft beste technische Voraussetzungen (Babelsberg, Geiselgasteig) sowie saftige Fördertöpfe (FFA, NRW, Bayern). Was würde für die Paramount näher liegen, als gemeinsam mit dem Blockbuster-Regisseur Roland Emmerich, der gerade in Babelsberg seine Shakespeare-Version auf die Beine stellt, einen Endzeit-Actionreißer in Deutschland zu produzieren.

"2016 - Das Ende der Nacht" soll die Geschichte um eine Gruppe von jungen Erwachsenen heißen, die sich in einer postapokalyptischen Welt behaupten müssen. Hannah Herzsprung, Lars Eidinger, Stipe Erceg, Angela Winkler und Newcomerin Lisa Vicari suchen vor allem - denn in Endzeitfilmen wird immer irgendetwas gesucht, etwa Öl oder Frauen - das kostbare Nass, das dem Planeten ausgegangen zu sein scheint. Regie führen wird Tim Fehlbaum, frischer Absolvent der Münchner Filmhochschule und Preisträger des Shocking Shorts-Award vom Pay-TV-Kanal 13th Street. Drehort soll neben Deutschland die Insel Korsika sein. Als Release-Date wird das Frühjahr 2011 angepeilt.

Ob die von Caligari Film und Thomas Woebke (ohne seinen Claussen) co-produzierte Endzeitschlacht eher in die leidlich unterhaltsame Richtung versucht anspruchsvoller Kost wie "The Road" oder - was mir lieber wäre - in Richtung Italo-Exploitation à la "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" oder "The Riffs II - Flucht aus der Bronx" geht, wird auch Emmerich entscheiden, der in den letzten Jahren sehr gemischte Resultate als Produzent junger Talente einfuhr ("The 13th Floor", "Trade"). Den Titel "2016", der wie eine verunglückte Parodie auf Emmerichs letzte Giganto-Produktion klingt, zu ändern, wird dringend angeraten. Lieber geht man doch in Filme, die "Endgame - Das letzte Spiel mit dem Tod" oder "Paco - Kampfmaschine des Todes" heißen, allesamt Klassiker des italienischen "Mad Max"-Ripoff-Kanons.

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Mittwoch, 21. April 2010
Horror-Geheimtipp "The Human Centipede"
Kein wirklicher Geheimtipp mehr, eher der an meisten gebuzzte und gepushte Horrorfilm der letzten Zeit ist "The Human Centipede" vom Niederländer Tom Six, dem in seiner Heimat ein Ruf vorauseilt, wie ihn ansonsten nur Leistungsträger wie Ed Wood oder Uwe Boll genießen. Der titelgebende menschliche Tausendfüßler ist die wirre Idee eines pensionierten deutschen Doktors, der Spezialist für die Trennung von siamesischen Zwillingen war. Anhand zweier amerikanischer Rucksack-Touristinnen und eines verschleppten Asiaten will er beweisen, dass es möglich ist, drei Menschen aneinanderzunähen und diese dabei in ihren Magensystemen miteinander zu verbinden. Richtig gelesen! Abgesehen von der Prämisse und den euphorischen Kritiken von Twitch Film und Devin Faraci (CHUD.com), stachelt mich vor allem die Besetzung des Mad Scientist an: Gespielt wird Doktor Heiter von Schauspieler-Urgestein Dieter Laser, der vor allem bekannt wurde als monströser Bild-Journalist in Volker Schlöndorffs "Verlorenen Ehre der Katharina Blum". Ich würde meinen, bestes Material für das Fantasy Filmfest im Sommer.

Links: - Trailer, - Twitch Film, - Devin Faraci

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Pre-Cannes-Horrortipps von Fangoria
Im letzten Jahr feierte der wie immer wertvolle und stilprägende Cannes-Abschlussbericht des amerikanischen Horrormagazins Fangoria unter anderem so coole Werke wie "Verblendung", "Triangle", "The House of the Devil", "Clive Barker's Dread", "Infestation", "Black Dynamite" und "Pontypool" - kein ganz schlechter Geschmack, oder? Dieses Jahr ist das Fachorgan für den wohligen Schauer natürlich wieder an der Croisette dabei. Offensichtlich beginnt aber das Tippgeben nun noch früher: Der Horrorfan solle in Cannes nämlich ganz besonders auf den mexikanischen Film "We Are What We Are" ("Somos lo que hay") und den uruguayischen Beitrag "The Silent House" ("La casa muda") achten, die beide in der nicht unwichtigen Director’s Fortnight section auftauchen werden. Besonders Zweiterer gewann umgehend meine Aufmerksamkeit, weil es der erste Horrorfilm (kommt mir nicht mit Hitchcocks "Rope" an) sein soll, der in nur einer einzigen Einstellung gedreht wurde. Den sehr stimmigen Teaser gibt es im verlinkten Fangoria-Artikel zu finden.

Link: - Fangoria

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Dienstag, 20. April 2010
Deutscher Marktanteil ausgedörrt: 21,8 Prozent
Im sehr spartanischen Cannes-Wettbewerb sind noch vier Slots frei. Für Tom Tykwers "Drei" darf man also wenigstens hoffen. Bin sehr gespannt, wie "Vincent will Meer" mit der Hitze klarkommt, obwohl fürs Wochenende bereits Entspannung gemeldet wurde. Nur 153 Kopien sind keine Ansage. Habe einiges in der Coming Soon-Sparte der Heimat-Filme nachgetragen, u.a. ein Eva Braun-Biopic. Und habe mehr zufällig gestern herausbekommen, dass Marco Kreutzpaintners Film "Tod und Teufel" eine Adaption des gleichnamigen zweiten Frank Schätzing-Romans wird.
01. Friendship! - 1,53 Mio. Zuschauer
02. Vorstadtkrokodile 2 - 0,67 Mio.
03. Zeiten ändern dich - 0,52 Mio.
04. Rock It - 0,46 Mio.
05. Teufelskicker - 0,46 Mio.
06. Die Friseuse - 0,43 Mio.
07. Hier kommt Lola - 0,33 Mio.
08. Nanga Parbat - 0,23 Mio.
09. Jerry Cotton - 0,20 Mio.
10. 13 Semester - 0,16 Mio.
11. Same Same But Different - 0,15 Mio.
12. Boxhagener Platz - 0,13 Mio.
- Die Fremde - $742k
- Lourdes - $264k
- Henry 4 - $248k

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Ulrich Seidls neuer Film "Paradies"
Link: - Ulrich Seidl Film Produktion

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Dienstag, 20. April 2010
Drachentattoomädchen immer begehrter in Hollywood
Nach fünf Wochen schon über drei Millionen Dollar Boxoffice bei gerade einmal 152 Kopien eingespielt zu haben, macht "The Girl with the Dragon Tattoo" zum größte europäischen Arthouse-Erfolg der letzten Monate in den Vereinigten Staaten, der jetzt in der Alltime-Top-100 der zuschauerstärksten fremdsprachigen Filme auftaucht. Und der Trendpfeil zeigt steil nach oben. In der bereits am letzten Freitag aufgezeichneten Charlie Rose-Show nannte der vor Selbstbewusstsein sprudelnde dänische Regisseur Niels Arde Oplev (links) sein eigenes Werk den Versuch, einen skandinavischen "Schweigen der Lämmer" zu erschaffen, der unter anderem auch stark gespeist wurde von Filmen wie David Finchers "Zodiac", Luc Bessons "Nikita" und den Werken Carl Theodor Dreyers. Außerdem offenbarte er, dass das Budget des Films deutlich unter den kolportierten dreizehn Millionen Dollar gelegen, eher um die sieben Millionen gekostet hätte. Als nächstes Projekt plane er, den Roman "Enemies of the People" von Kati Marton für die Leinwand zu adaptieren, einen autobiografischen Agententhriller im Budapest der 1950er-Jahre, dem die New York Times den Stempel ungarischer "Das Leben der Anderen" aufgedrückt hat.

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Daniel Kehlmanns "Ruhm" findet Regisseurin
(Quelle: Filmecho)


Nicht Sönke Wortmann, sondern seine langjährige Regieassistentin Isabel Kleefeld, die bisher ausschließlich im Fernsehen gearbeitet hat, wird bei der Filmadaption von Daniel Kehlmanns Bestseller "Ruhm" Regie führen. Nachdem sie bereits das Drehbuch für Sönke Wortmanns Produktionsfirma Little Shark Entertainment schrieb, scheint es nur konsequent, sie den von der Filmstiftung NRW mit großzügigen 1,28 Millionen Euro geförderten Film selbst drehen zu lassen. Nicht nur die Höhe der Fördersumme freut, auch die bisher glänzende Besetzung lässt auf Größeres schließen: Der derzeit möglicherweise beste deutschsprachige Kameramann, Rainer Klausmann ("Soul Kitchen", "Baader Meinhof Komplex"), ist ebenso dabei wie die Schauspieler Heino Ferch und Senta Berger. Drehstart soll im September sein.

Link: - Little Shark Entertainment

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Celluleute: Der Frauenfußball unter den Filmen
"Wenn man da in der Videothek ist … ich weiß, dass es sich manchmal so anfühlt, wenn man sich einen deutschen Film holt, als hätte man keinen richtigen Film, sondern nur so ne halbe Sache."

(Philipp Jordan, Moderator des Celluleute-Podcast)

Letzten Mittwoch, im ebenso hörenswerten wie unterhaltsamen Celluleute-Podcast Nummer vier, erhielt man einen sehr guten Eindruck, als die Teilnehmer ihre Top Ten-Listen der liebsten deutschen Filme entblätterten, wie hoffnungslos gestört noch immer das Verhältnis zwischen deutschen Filmfans und der eigenen Filmgeschichte ist. Die Erklärung dafür wäre nur allzu leicht: Eine endgültig zusammengebrochene deutsche Filmindustrie Anfang der 1970er-Jahre, worauf zwei Jahrzehnte Weichklopfens durch die verbissene Ernsthaftigkeit des Neuen Deutschen Films folgten, was nahtlos in eine absolute und bis heute anhaltende Dominanz der Hollywoodfilme überging.

Genau davon erzählen die vier Listen der Celluleute, aber auch von einer feinen Differenzierung, nämlich der einen Hälfte des Podcast, die bekennender, wenn auch nicht allumfassender deutsche Filme-Hasser ist und der anderen Hälfte, die wohl auch das Thema angestoßen hatte und durchaus etwas mit dem deutschen Film anzufangen weiß, auch wenn sich deren Begeisterung überwiegend aus den letzten beiden Jahrzehnten deutschen Filmschaffens speist. Die deutsche Filmgeschichte, also Weimarer Stummfilme, Nazi-Komödien, Heimat- und Lederhosenfilme, Werner Herzog und Rainer Werner Fassbinder, ist dabei eher ein Schreckgespenst als denn eine unendlich tiefe Schatztruhe voller wertvoller Filmperlen, der zaghaft und nur in Ausnahmen mit Urklassikern wie „Die Feuerzangenbowle“, „Die Brücke“ und „Winnetou“, die man vielleicht noch bei den Eltern, vielleicht schon als eigensinniger Bub aufgeschnappt hat, gehuldigt wird.

Und sie haben ja auch ernsthafte Gründe, warum einige auf deutsche Filme besonders allergisch reagieren: Carsten etwa, treuer Sneak-Jünger seit vielen Jahren, hat das Grauen gesehen. Und das Grauen hat viele Namen: „Caipiranha – Vorsicht, bissiger Nachbar!“, „Suche impotenten Mann für’s Leben“ oder „Short Cut to Hollywood“. Nur: Wahrscheinlich hat er genauso viele - wenn nicht sogar mehr - schlechte Hollywoodfilme auf diese Weise kennengelernt, die keinen beißenden Nachgeschmack hinterlassen haben, weil er eben regelmäßig auch die besten Filme aus den USA sieht. Und mal ehrlich, wenn man danach gehen würde, dürfte kein Deutscher mehr in amerikanische Filme rennen, so viel Grütze befindet sich regelmäßig unter den erfolgreichsten Filmen des Jahres. Drei der dicksten Blockbuster der vergangenen Spielzeit hießen „New Moon“, „2012“ und „Harry Potter und der Halbblutprinz“ – allesamt entsetzliche Langweiler und Rohrkrepierer. Nein, hier geht es immer wieder nur um dreierlei: Filmsozialisation, Werbepower und Filmbudgets.
Die Top Ten-Listen:

I. Philipp

- Exil-Deutscher in den Niederlanden -

Jenseits der Stille (Platz 1)

Die Feuerzangenbowle
Nach Fünf im Urwald
Bang Boom Bang
Das Leben der Anderen
Das Experiment
Lammbock
Der Untergang
Theo gegen den Rest der Welt
Die fetten Jahre sind vorbei

II. Patrick

- Milchfabrik-Liebhaber -

Lola rennt (Platz 1)

Same Same But Different
Knockin On Heaven’s Door
Die Brücke
Otto-Filme
Pappa ante Portas
Das Boot
Winnetou
Spur der Steine
Superstau

III. David

- Hat jetzt viele Geburtstage und so -

01. Das Leben der Anderen
02. Der Untergang (& Das Parfum)
03. Kein Pardon
04. Die Welle
05. Herr Lehmann
06. Das Experiment
07. Der Totmacher
08. Go, Trabbi, Go
09. Full Metal Village
10. Vier Minuten
10. Ein Freund von mir
12. Baader Meinhof Komplex

IV. Carsten

- Hat alle Alben von Alanis Morissette -

01. Lola rennt
02. Bang Boom Bang
03. Pappa ante Portas
04. Die unendliche Geschichte
05. Winnetou
06. Die Feuerzangenbowle
07. Manta, Manta
07. Otto – Der Film
07. Werner – Der Film

Link: - Celluleute-Podcasts, - Elfriede Jelinek ("Antichrist"-Hilfe)

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Samstag, 17. April 2010
Hollywood-Flopwochen haben begonnen
Der zweite D-Trend vom Branchendienst InsideKino bestätigt, dass angesichts des sonnigen Frühlingswetters nicht nur die allmächtigen 3D-Schlachtschiffe wie "Kampf der Titanen" oder "Drachenzähmen leicht gemacht" radikal einbrechen und die RomCom "Der Kautions-Cop" quasi weggeschmolzen ist, sondern auch, dass die teuren Hollywood-Neustarts "Date Night" und "Cop Out" keine Zuschauer finden. Und das ist erst der Anfang, was das Wetter, aber auch das eingeschränkte Zuschauerpotential kommender Blockbuster aus den USA betrifft. Comicverfilmungen haben es in Deutschland traditionell schwer, wenn sie nicht Spider-Man heißen: Der angelsächsische Internethype namens "Kick-Ass" wie auch die "Iron Man"-Fortsetzung werden somit größere Probleme bekommen. Von Filmen wie der mit der Goldenen Himbeere ausgezeichneten Sandra Bullock-Komödie "Verrückt nach Steve" oder dem Rohrkrepierer "Zu scharf, um wahr zu sein" gar nicht zu sprechen. Und ob Ridley Scotts schwerfälliger Arthouse-"Robin Hood", der Eröffnungsfilm des Cannes-Filmfestival, die Massen so in die Kinos ziehen wird wie Guy Ritchies verbotenschlechtes "Sherlock Holmes"-Revival, steht ebenso in den Sternen. Dann müssen es schon eher die nicht mit Spannung erwartete Computerspiele-Verfilmung "Prince of Persia" und "Sex and the City 2" rausreißen.

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Drachentattoomädchen zu Gast bei Charlie Rose
Eigentlich lädt der smarte Edeltalker Charlie Rose nur die High Society der Filmbrache, Oscarkandidaten und Filmlegenden, in seine kleine Show, von der aus auch beispielsweise uns Florian Henckel von Donnersmarck seinen Siegeszug in den USA begann, als "Das Leben der Anderen" dort in die Kinos kam. Die europäische Erfolgsgeschichte des letzten Jahres war nun aber ganz eindeutig Stieg Larssons Millennium-Trilogie. Und so darf sich der dänische Regisseur Niels Arden Oplev ein paar Minuten lang am legendären Holztisch räkeln, weil sein erster Teil "Verblendung" die Fortsetzungen "Verdammnis" und "Vergebung" aber auch so was von meilenweit überragt hat, nämlich so sehr, dass er es damit auf Platz drei der Movies & Sports-Jahresliste geschafft hatte.

Link: - Charlie Rose

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Bisher besten Film des Jahres gesehen
Und ich wusste noch gar nicht, dass Griechisch eine so schön melodische Sprache ist ...

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Donnerstag, 15. April 2010
Programm des Cannes-Filmfestival 2010
Cannes-Festivalchef Thierry Frèmaux gab bisher nur ganze sechzehn der Wettbewerbsfilme bekannt. Für nach Gewalt- und Sexskandalen sowie Hollywoodstars gierende Filmblogs ist bisher ausgesprochen wenig Futter dabei: Wo letztes Jahr Quentin Tarantino, Lars von Trier und Michael Haneke die Ränge füllten, scheinen zum jetzigen Zeitpunkt Inarritu und Mike Leigh noch die spektakulärsten Namen zu sein. Wenigstens ein bisschen Aufsehen wurde um den noch nicht wirklich fertiggestellten neuen Terrence Malick-Film "Tree of Life" mit Brad Pitt gemacht. Aber wer weiß. Im Zweifelsfall und in letzter Sekunde zaubert Frèmaux sowieso wieder den nächsten Clint Eastwood-Film aus dem Hut. Die wichtige Nebenreihe Un certain regard bietet im Gegensatz zum Wettbewerb Anlass zur Freude, wenn man sich für den deutschen Film interessiert. Oliver Schmitz' Südafrika-Film "Chanda's Secrets" heißt nun "Life Above All". Und die Berliner Schule schickt Christoph Hochhäusler, dessen "Falscher Bekenner" hier bereits vor einigen Jahren lief, mit "Unter dir die Stadt" ins Rennen.

Eröffnungsfilm

ROBIN HOOD (Ridley Scott)

Offizieller Wettbewerb

ANOTHER YEAR (Mike Leigh)
BIUTIFUL (Alejandro Gonzalez Inarritu)
THE CERTIFIED COPIE (Abbas Kiarostami)
FAIR GAME (Doug Liman)
UN HOMME QUI CRIE (Mahamat-Saleh Haroun)
DES HOMMES DES DIEUX (Xavier Beauvois)
THE HOUSEMAID (Im Sang-soo)
LA NOSTRA VITA (Daniele Luchetti)
OUTRAGE (Takeshi Kitano)
OUTSIDE THE LAW (Rachid Bouchareb)
POETRY (Lee Chang-dong)
LA PRINCESSE DE MONTPENSIER (Bertrand Tavernier)
TOURNÈE (Mathieu Amalric)
UNCLE BOONMEE (Apichatpong Weerasethakul)
UTOMLYONNYE SOLNTSEM 2 (Nikita Mikhalkov)
YOU, MY JOY (Sergei Lovnitsa)

Un certain regard

ADRIENN PAL (Agnes Kocsis)
AURORA (Cristi Puiu)
BLUE VALENTINE (Derek Cianfrance)
CHATROOM (Hideo Nakata)
CHONGQING BLUES (Xiaoshuai Wang)
HA HA HA (Hong Sangsoo)
LOS LABIOS (Ivan Fund & Santiago Loza)
LIFE ABOVE ALL (Oliver Schmitz)
LOVE, IMAGINED (Xavier Dolan)
OCTUBRE (Daniel Vega)
REBECCA H. (Lodge Kerrigan)
R U THERE (David Verbeek)
SIMON WERNER A DISPARU (Fabrice Gobert)
SOCIALISM (Jean-Luc Godard)
TUESDAY, AFTER CHRISTMAS (Radu Muntean)
THE STRANGE CASE OFANGELICA (Manoel De Oliveira)
UDAAN (Vikramaditya Motwane)
UNTER DIR DIE STADT (Christoph Hochhäusler)

Out of Competition

TAMARA DREWE (Stephen Frears)
WALL STREET 2 - MONEY NEVER SLEEPS (Oliver Stone)
YOU WILL MEET A TALL DARK STRANGER (Woody Allen)

Midnight Screening

KABOOM (Gregg Araki)

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Dienstag, 13. April 2010
Cannes-Kandidaten Teil 3
IM ALTER VON ELLEN (Pia Marais)

DIE KOMMENDEN TAGE (Lars Kraume)

DREI (Tom Tykwer)

POLL (Chris Kraus)

CHANDA'S SECRETS (Oliver Schmitz)

Man glaubt gar nicht, wie selten und wenig aussagekräftig Bildmaterial von deutschen Filmprojekten, welche eventuell auf dem Cannes-Filmfestival laufen könnten, sein kann. Von Tom 'gute Freunde rufen ihn jetzt twykler' Tykwer und seinem heiß erwarteten Film "Drei" gibt es nicht einmal irgendwelche popligen Pressekonferenz- oder Setfotos. Offenbar hat man das dann nicht mehr nötig. Screen Daily nannte im Februar zusätzlich Sophie Schoukens' "Marieke, Marieke" und Benedek Fliegaufs "Womb", deren deutscher Co-Produktionsanteil sich jedoch eher auf das Mitfinanzieren konzentrierte.

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Deutscher Marktanteil fällt weiter: 22,4 Prozent
Die wenigen Hoffnungsschimmer am Horizont: Diesen Donnerstag gibt Cannes den offiziellen Wettbewerb bekannt. Möglich, dass ein (Tom Tykwer?) oder ganz vielleicht sogar zwei deutsche Spielfilme den Schnitt schaffen werden. "Teufelskicker" verlieren endlich mal ein Wochenende nicht, sondern finden sogar mit Zuschauergewinnen zurück in die Top Ten. Kein Wunder also, dass die Ufa bereits eine Fortsetzung in Auftrag gegeben hat, genauso wie für den noch nicht gestarteten "Hanni und Nanni". Bei Kinderfilmware fühlt man sich zurecht sicher. Und wenn Doris Dörrie so weiterläuft, knackt sie das Bushido-Biopic. Außerdem verhaltene Vorfreude auf den baldigen "Vincent will Meer"-Kinostart, der den zweiten deutschen Hit des Kinojahres 2010 generieren könnte.
01. Friendship! - 1,53 Mio. Zuschauer
02. Vorstadtkrokodile 2 - 0,67 Mio.
03. Zeiten ändern dich - 0,52 Mio.
04. Rock It - 0,46 Mio.
05. Teufelskicker - 0,44 Mio.
06. Die Friseuse - 0,41 Mio.
07. Hier kommt Lola - 0,32 Mio.
08. Nanga Parbat - 0,23 Mio.
09. Jerry Cotton - 0,18 Mio.
10. 13 Semester - 0,16 Mio.
11. Same Same But Different - 0,14 Mio.
12. Boxhagener Platz - 0,13 Mio.
- Die Fremde - $691k
- Henry 4 - $248k
- Lourdes - $212k

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Montag, 12. April 2010
Weitere deutsche Hoffnungen: "Das Blaue vom Himmel" & "Unter dir die Stadt"
UNTER DIR DIE STADT: Ich weiß quasi gar nichts über diesen Film. Nur, dass er dieses Jahr herauskommt, in Frankfurt am Main spielt, Nicolette Krebitz dabei und Christoph Hochhäusler der Regisseur ist, dessen "Falscher Bekenner" für einiges an Aufregung gesorgt hatte. Die Berliner Schule Goes Genre: Valeska Grisebach dreht einen echten "Western", Thomas Arslan steht "Im Schatten", Benjamin Heisenbergs "Räuber" lief viel zu kurz. Nur Angela Schanelecs "Orly" widersetzte sich komplett einer Anpassung.

DAS BLAUE VOM HIMMEL: Regisseur Hans Steinbichler, der mit dem wirklich modernen Heimatfilm "Hierankl" in Erscheinung trat und damit nicht weiter weg sein konnte von der Schmusi-Busi-Renaissance des urdeutschen Genres, die gleichzeitig etwa ein Marcus H. Rosenmüller vorantrieb. Sein zweiter Film "Winterreise" mit Sibel Kekilli war dann für den deutschen Filmpreis nominiert. Trotzdem bleibt er ein Geheimtipp. Und "Das Blaue vom Himmel", ein groß angelegtes Gefühlepos zwischen Mutter und Tochter, Drittem Reich und Neunziger, Rudolf Thome-Muse Hannelore Elsner und Juliane Köhler, könnte der endgültige Durchbruch werden. Es spielen weiterhin David Kross und Karoline Herfurth.

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Constantins deutsche Hoffnungsträger
Ich weiß noch nicht, wie die dazugehörigen Filme sind, aber die Poster gefallen mir ausgesprochen gut. Das "Doctor's Diary"-Sternchen Florian David Fitz könnte bestens auf den erfolgreich breit gewalzten Road Trip-Spuren von Matthias Schweighöfers Smash-Hit "Friendship!" wandern: Griffige Prämisse trifft attraktiven jungen Hauptdarsteller, ein bisschen Herzschmerz und Humor, was der gute "Vincent will Meer"-Trailer bereits zu vermitteln versteht. Und das mehr oder weniger geschickt an Indiana Jones erinnernde "Tiger-Team" erfüllt wiederum alle Voraussetzungen, es mit den Teufelskickern (tolles fünftes We) und Vorstadtkrokodilen dieser Welt aufzunehmen.

Links: - Vincent will Meer, - Tiger-Team

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