Donnerstag, 3. Dezember 2009
Sight & Sound-Top Ten
(Quelle: InContention)
Und so sieht die Bestenliste der ach so seriösen internationalen Kritiker-Elite aus, die ähnlich richtungsweisend für die Oscars sein wird wie Waters' geschmäcklerische Top Ten, mir dafür trotzdem nicht ganz unwichtig ist:

01. A Prophet
02. The Hurt Locker (tie)
02. 35 Shots of Rum (tie)
04. The White Ribbon
05. Let the Right One In
06. Up (tie)
06. White Material (tie)
08. Bright Star (tie)
08. Antichrist (tie)
10. Inglourious Basterds

Schöne, solide Auswahl. Die Doppelnennung der Französin Claire Denis sticht natürlich ins Auge. Und man lese und staune, nach dem offiziellen Verriss im eigenen Blatt und obwohl BBC-Schreckschraube Mark Kermode mitgewählt hat, "Inglourious Basterds" auf Platz zehn.

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Und so beginnt es: John Waters' Top Ten
(Quelle: Artforum)
John Waters wird häufiger vorgeworfen, dass seine Lieblingsfilm-Listen am Ende des Jahres zu schwul und alternativ ausfallen würden, um wirklich ernst genommen zu werden. Dabei wird immer viel zu leicht vergessen, dass der Mann einen ganz exquisiten Filmgeschmack hat, der unabhängig von irgendwelchen Oscarindikatoren interessiert. Über den Cargo Film-Blog aufgestöbert:

01. Import/Export
02. Antichrist
03. In the Loop
04. World's Greatest Dad
05. Brüno
06. Lornas Schweigen
07. Broken Embraces
08. Der Baader Meinhof Komplex
09. Whatever Works
10. The Headless Woman

Die auf der Artforum-Site nachzulesenden Kommentare sind besonders interessant. Natürlich insgesamt sehr arty-farty, sehr Cannes und zumindest ein bisschen schwul. Aber dann muss man ihn auch dafür lieben, dass ein Film wie "Der Baader Meinhof Komplex" auf Platz acht auftaucht, oder er den gar nicht mal so unguten, neuen Woody Allen unterstützt.

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Dienstag, 1. Dezember 2009
Ab jetzt im Handel: "Verdammnis"
Wer nicht bis Februar warten will, wenn der zweite Teil der Millennium-Trilogie in die deutschen Kinos kommt, kann sich auch jetzt schon die schwedische DVD unter dem Originaltitel "Flickan som lekte med elden" für gute 149 Kronen bestellen, was knapp fünfzehn Euro entspricht. Wenn es nach der Buchvorlage geht, toppt die Fortsetzung noch mal ganz gewaltig die Qualitäten des Originals und erhebt sich zu einer rauschhaften Rache-Elegie, die Quentin Tarantinos Epos "Kill Bill" auf Augenhöhe herausfordert, kreuzt und sogar letztlich zu übertrumpfen versucht.

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Deutscher Marktanteil rutscht auf 25,4 %

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Montag, 30. November 2009
National Board of Review-Countdown
Es ist zu einem alljährlichen, liebgewonnenen Ritual geworden, bieder und verächtlich darüber abzulästern, dass der erste bedeutende amerikanische Kritikerpreis des Jahres von einem Haufen Lehrer vergeben wird. Das tue ich sicherlich nicht. Ich weiß nämlich einen hervorragenden Oscar-Indikator zu schätzen. Denn wenn an diesem Donnerstag die auserwählten Filme verlesen werden, ist mit einer hohen Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass sich beinahe alle großen Favoriten darunter befinden werden. Im letzten Jahr wurde beispielsweise "Slumdog Millionaire" als bester Film ausgezeichnet, "Benjamin Button", "Frost/Nixon" und "Milk" unter die zehn besten Filme gewählt und viele Filmschaffende belobigt, die sich einige Monate später auch die Goldstatue abholen durften.

Traditionell existiert eine gewisse Aversion des National Board of Review gegen Blockbuster-Kino, die aber mehr eine künstliche ist, da die Kritiker Filme wie die "Herr der Ringe"-Trilogie oder "King Kong" vor der Stimmzettelabgabe einfach nicht zu sehen bekommen. Ein ähnliches Schicksal könnte James Camerons Giganto-Projekt "Avatar" ereilen, was der gute Mann verschmerzen können wird. Soll Cameron doch still und heimlich Harry Knowles' geekigen Geburtstagsmarathon Butt-Numb-A-Thon zur Weltpremiere auserkoren haben, wovon sich die frohe Kunde verbreiten soll, er habe ein neues Meisterwerk geschaffen.

Ich tippe auf folgende Gewichtung:

Best Film
THE HURT LOCKER

Top Ten Films
BRIGHT STAR, AN EDUCATION, INGLOURIOUS BASTERDS, INVICTUS, NINE, PRECIOUS, UP, UP IN THE AIR, A SERIOUS MAN, A SINGLE MAN

Best Foreign Film
THE WHITE RIBBON

Top Five Foreign Films
BAARIA, I KILLED MY MOTHER, THE MISFORTUNATES, MOTHER, A PROPHET

Was aktuell, mit Ausnahme der Unbekannten "Avatar", auch ziemlich genau meinem gewünschten Oscartipp entspräche.

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Sonntag, 29. November 2009
Ist Sandra Bullock eine Oscarkandidatin?
Ich lese gerade folgende Nachricht von Oscarseher Peter Travers:
"As 'Blind Side' continues to cash in, look for Sandra Bullock to join Streep, Sidibe, Mulligan and Mirren in the Best Actress Oscar race."
Wo der Travers Recht hat, hat er Recht: Der Football-Film "Blind Side" pulverisiert gerade über Thanksgiving die amerikanische Konkurrenz. InsideKino rechnet die Bullock am zweiten Wochenende auf über $100 Millionen hoch. Und Travers hat Recht, dass die Best Actress-Kategorie immer recht dünn besiedelt ist und so Chancen für eine Außenseiterin vorhanden sind. Nur hätte ich es mir niemals träumen lassen, dass die Wildcat aus "Speed" eines Tages ernsthaft als Oscarkandidatin gehandelt würde.

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Sonntag, 29. November 2009
Die Boxoffice-Power von 2010
Für Hollywood läuft es nicht mehr ganz so rund. Studios schließen, Budgets werden knapper, angeblich werden sogar zweihundert Filme weniger produziert als im letzten Jahr. Weltwirtschaftskrise und so. Nicht schön. Für Hollywood. Eine Gelegenheit für die einheimischen Märkte. Aber ehrlich gesagt erinnert mich das US-Programm 2010 doch schwer an die letzten ewig gleichen Jahre Blockbustertums. Ein genauerer Blick auf die aussichtsreichsten Zuschauererfolge kann trotzdem nie schaden.

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Hollywood in Germany - US-Filme in den deutschen Kinocharts 2009
I.

Hollywood wird mittelfristig immer noch die größten Blockbuster stellen: Die animierten Trickfilme um prähistorische Eichhörnchen, grüne Oger oder ausgebüchste Zootiere sind so beliebt wie frühere Disney-Klassiker. Zusätzlich gestützt werden diese Erfolge von der trendigen 3-D-Technik, die nicht unbedingt mehr Zuschauer, aber höhere Eintrittspreise bringt. Weltbestseller wie die „Herr der Ringe“-Trilogie, die „Harry Potter“-Reihe oder die Dan Brown-Romane werden immer zu Kinoblockbustern führen. Laufen diese Franchises aus, stehen mit der „Twilight“-Serie, den "Tim und Struppi"-Filmen oder dem aufgeblasenen „Kleinen Hobbit“ bereits die potentiellen Nachfolger bereit.

II.

Es wird immer einen oberen Chartsplatz für amerikanische Überraschungshits wie „The Hangover“ oder Oscarkandidaten wie „Slumdog Millionaire“ und „The Curious Case of Benjamin Button“ geben. Wobei es ganz interessant zu beobachten sein wird, wie sich die Erweiterung der Oscars auf die Boxoffice-Power auswirken wird.

III.

Hollywood produziert sie nur noch selten, aber besonders in Deutschland haben sie immer noch eine treue Fanbase: Die RomComs. Während sich das amerikanische Publikum in Comic-Nerds und Emo-Girls aufzuspalten scheint, wissen Deutsche, wenn auch nicht mehr in dem Maße wie in den 1990er-Jahren, eine altmodische romantische Komödie für Paare wie „Selbst ist die Braut“ und „Die nackte Wahrheit“ mehr zu schätzen.

IV.

Amerika gehen die international erfolgreichen Comedystars aus. Ben Stiller hielt dieses Jahr das Fähnchen wenigstens mit „Nachts im Museum 2“ hoch. Adam Sandler hat sich zwar mittlerweile in Deutschland einigermaßen etabliert, ist aber meilenweit davon entfernt, eine Komödie zum Hit machen zu können. Sein potentieller Nachfolger Kevin James, den die Deutschen durch die jahrelange Dauerrotation „King of Queens“ eher kennen und schätzen, übertraf ihn dieses Jahr locker mit „Der Kaufhaus Cop“. Ansonsten haben die führenden US-Comedians wie Will Ferrell samt seinem Frat Pack und die dauer-improvisierenden Schauspieljünger eines Judd Apatow in den deutschen Kinocharts einen schweren Stand.

V.

Einige extrem teure US-Blockbuster, besonders aus dem Superhelden-, Sci-Fi- und Spielzeuggenre, zündeten in Deutschland bedeutend weniger als in der Heimat. Der zweite Transfomers brach drüben Rekorde, knackte in Deutschland nicht einmal die 2 Mio.-Marke. Der vierte Terminator schaffte nicht einmal 1,5 Mio. Zuschauer. Die „Star Trek“-Neuauflage von TV-Gott J.J. Abrams hatte weniger Zuschauer als „Maria, ihm schmeckt’s nicht“. „X-Men Origins: Wolverine“ krebste um die Millionen-Marke herum. „Monsters vs. Aliens“ hatte enttäuschende 800k Zuschauer. „Watchmen“ hielt sich mit 500k im Arthouse-Sektor auf. „G.I. Joe“ hatte gar nur 400k Zuschauer.

VI.

Horrorfilme kriseln. Wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass „Twilight“ kein Horrorfilm, sondern Pornomaterial für kleine Mädchen und ewig Junggebliebene ist, dann befindet sich der Grusel im Abseits. Am erfolgreichsten lief es noch für die "Final Destination“-Serie dank des immer wieder gerne zur Erklärung herangezogenen 3-D-Effekts. Der neueste „Saw“-Schrei schaffte eine gute halbe Million. Und danach sah es düster aus.

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Freitag, 27. November 2009
Warum "Invictus" Oscar-Favorit bleibt
- Weil Clint Eastwood Regie geführt hat und einen Film aussetzte.

- Weil Nelson Mandela das Thema ist und von Freeman gespielt wird.

- Weil Todd McCarthy schreibt:
"'Invictus' is a very good story very well told."
- Weil Kirk Honeycutt dieses Jahr schon mehrere Male daneben gegriffen hat:
"So this is a conventional film that takes the measure of a country's emotional temperature but not its individual citizens."
Link: - Update der offiziellen Oscarübersicht

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Luc Bessons "Adeles ungewöhnliche Abenteuer"
Screen International-Chefkritiker Mike Goodridge schwärmt neuerdings für Französinnen, besonders, wenn sie für EuropaCorp. drehen.
Link: - Screen International

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Donnerstag, 26. November 2009
Expertentipp vor National Board of Review
Aus dem berüchtigten Zirkel der so genannten Gurus of Gold habe ich mir die drei Experten herausgesucht, deren Meinungen ich auch über die letzten Wochen und Monate regelmäßig verfolgt habe. Da in der kommenden Woche mit dem National Board of Review bereits der erste wichtige Preis vergeben wird, darf man diese Listen als Abschluss einer doch recht milden Oscarjagd betrachten.

Anne Thompson, indieWIRE

01. Invictus
02. The Hurt Locker
03. Up in the Air
04. Precious
05. An Education
06. Up
07. The Lovely Bones
08. A Serious Man
09. Nine
10. Avatar


Thompsons Top Ten zeichnet sich vor allem durch eine extreme Mutlosigkeit aus: Eastwood auf die Eins und die drei momentan sichersten Oscarkandidaten dahinter. Sie riskiert, auf Pixars Animationsfilm zu tippen. Und sie liegt mit "The Lovely Bones" bereits jetzt daneben.

Sasha Stone, AwardsDaily

01. Up in the Air
02. Precious
03. The Hurt Locker
04. Invictus
05. Nine
06. Avatar
07. Inglourious Basterds
08. An Education
09. A Serious Man
10. It's Complicated


Stone lese ich schon seit Jahren. Hat Stärke bewiesen, nachdem er den Tarantino-Film erst sehr spät im Jahr gesehen hat, ihn dann aber umso leidenschaftlicher pushte, was sich auch in seiner Top Ten widerspiegelt. Ansonsten ist seine Liste auch extrem mutlos, abgesehen von "It's Complicated" auf Platz zehn.

Kris Tapley, InContention

01. Precious
02. Up in the Air
03. The Hurt Locker
04. Nine
05. Up
06. An Education
07. Invictus
08. A Serious Man
09. Avatar
10. Star Trek


Kris Tapley ist der diesjährige Newcomer und Emporkömmling, der sich vor allem als unheimlicher Jason Reitman-Nerd entpuppt hat. Wenn er dessen "Up in the Air" nicht auf Platz eins gepackt hat, dann sicher aus taktischen Gründen. Zumindest riskiert er den populären Joker "Star Trek" auf Platz zehn.

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Mittwoch, 25. November 2009
Trade Press zerpflückt "The Lovely Bones"
Während sich die Branchenblätter Variety und Hollywood Reporter noch um die Deutungshoheit des neuen altmodischen Disney-Zeichentrickfilms kloppen, ist Screen International, wie so häufig in den letzten Monaten, der lachende Dritte. Mike Goodridges atemlose Kritik scheint voll und ganz auf das Oscarpotential der Alice Sebold-Verfilmung aus zu sein und kommt zu folgenden Schluss: Stanley Tucci für Best Supporting Actor, aber auf keinen Fall Best Picture oder gar Best Director für Peter Jackson, der nie den richtigen Rhythmus für diesen Stoff fände. Die Literaturverfilmung "The Lovely Bones" war eine der letzten großen vier Unbekannten der Oscar Season. "Invictus", "Nine" und "Avatar" verbleiben. Das letzte Wort ist noch nicht geschrieben. Bin gespannt, was Honeycutt und McCarthy zu Peter Jacksons neuestem Film einfällt.

Update: Die Elite hat getagt und nun tuten alle in das selbe Horn: Todd McCarthy schreibt in Variety wohl die klarsten Worte, wenn er "The Lovely Bones" als große künstlerische Enttäuschung brandmarkt. Kirk Honeycutt formuliert das sensibler, sieht aber letztlich ebenso die Qualitäten des Bestsellers vernachlässigt, indem Jacksons Version viel einfacher gestrickt sei und zu plump an den emotionalen Strängen ziehen würde.

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Little Shark Entertainment verfilmt Daniel Kehlmanns "Ruhm"
Die NRW-Filmförderung hat neue Zahlen und Namen veröffentlicht: Die meisten Umtata-Blogs pickten daraus natürlich entweder den größten Batzen, nämlich die $600.000 für Tom Tykwers neues Projekt "Drei" oder die Bestätigung, dass Charlotte Roches Mega-Megabestseller "Feuchtgebiete" eine Verfilmung erhält. Spannender finde ich aber die finanzielle Unterstützung für Isabel Kleefelds Adaption von Daniel Kehlmanns anspruchsvollem Bucherfolg "Ruhm". Sönke Wortmanns eigene Produktionsfirma Little Shark Entertainment zeichnete sich in der nahen Vergangenheit durch solch tolle Filmperlen wie "Lammbock" und den phänomenal erfolgreichen Fußball-Doppelschlag "Das Wunder von Bern" und "Deutschland. Ein Sommermärchen" aus und scheint genau das richtige Team zu sein, um aus Kehlmanns Buch einen Kinoerfolg zu schnitzen. Den Schmöker habe ich leider noch nicht verschlungen, wollte das aber spätestens nachholen, seit der kommende Oscargewinner Michael Haneke es in Alexander Kluges Interviewserie "News & Stories" sehr lobte.

Link: - Variety

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Deutscher Marktanteil stagniert bei 25,9 %
Top Ten 2009

01. Wickie und die starken Männer - 4,84 Mio. Zuschauer
02. Der Vorleser - 2,17 Mio.
03. Männerherzen - 2,05 Mio.
04. Die Päpstin - 1,93 Mio.
05. Männersache - 1,84 Mio.
06. Horst Schlämmer - 1,35 Mio.
07. Operation Walküre - 1,30 Mio.
08. Maria, ihm schmeckt's nicht - 1,28 Mio.
09. Hexe Lilli - 1,21 Mio.
10. Wüstenblume - 1,00 Mio.

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Macht Doris Dörrie auf "Norbit" & "Hairspray"?
Link: - MovieGod.de

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Montag, 23. November 2009
Hollywood Reporter Kirk Honeycutt wählt "Das weiße Band" auf Platz eins
(Quelle: The Hollywood Reporter)
Eigentlich treffen die Top Ten-Listen der wichtigsten amerikanischen Filmkritiker erst nach und nach im Dezember ein. Da nun ebenfalls ein Jahrzehnt zu Ende geht, veröffentlichte indes Kirk Honeycutt, der Chefkritiker vom Hollywood Reporter, eine kommentierte Liste seiner zehn Lieblingsfilme der 00er-Jahre. Dort landete zum Beispiel Clint Eastwoods Kriegsfilm "Letters from Iwo Jima" auf Platz eins und das Coen-Meisterwerk "No Country for Old Men" auf Platz drei. Den zehnten Platz jedoch vergab er an Michael Hanekes neuestes Werk, "Das weiße Band", womit klar sein dürfte, welcher Film am Ende des Jahres ganz oben stehen wird. Bezeichnend auch, dass Hanekes anderer herausragender Beitrag zum Jahrzehnt, "Cachè", auf Platz acht der Dekadenliste folgt. Nicht nur die Franzosen haben einen Narren am Österreicher gefressen, auch die Amis scheinen endgültig infiziert und bereit zu sein, ihn groß auszuzeichnen.

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Freitag, 20. November 2009
BILD und "Engel mit schmutzigen Flügeln"
Wenn die Bild-Zeitung nicht gerade die Schweinegrippe-Paranoia für die Pharmaindustrie anstachelt oder auf die am Boden liegende SPD drauftritt, dann hat sie dann und wann ganz nette Filmschlagzeilen auf der Titelseite. Natürlich immer mit dem investigativen Fokus auf schlüpfrige Nacktszenen und schweinische Details. Und so kommt man heute in den Genuss, von dem Roadmovie "Engel mit schmutzigen Flügeln" zu erfahren, da Hauptdarstellerin Antje Mönning auch Teil des Ensembles der ARD-Erfolgsserie "Um Himmels Willen" ist. Den Kleinkram um echte Orgasmen vor der Kamera beiseite gelassen, macht die Bild-Zeitung wieder Auflage mit Titten, stößt mich aber auch auf einen interessant klingenden Film, dessen Regisseur Roland Reber von Starkritiker Hans Schifferle bereits als Unikum und deutscher Film-Buddha geadelt wurde.

Allein der Filmtitel "Engel mit schmutzigen Flügeln" weckt doch wohlige Erinnerungen: Sofort denkt man an den deutschen 70er-Jahre-Kultfilm "Engel, die ihre Flügel verbrennen" von Zbynek Brynych. Und der englische Verleihtitel "Angels with Dirty Wings", unter dem Rebers Film auf dem spanischen Genrefestival in Sitges Premiere feierte, lässt gleich an John Hughes' fiktiven Gangstertraum in "Kevin - Allein zu Haus" denken, mit dem Macaulay Culkin die beiden Einbrecher in die Flucht geschlagen hat. Leider konnte ich noch keine Kritiken zu "Engel mit schmutzigen Flügeln" finden, obwohl er ebenso auf den Hofer Filmtagen gezeigt wurde. Gerade noch wenige Meinungsschnipsel kann man in den Weiten des Internets ergattern.

In der taz schreibt zum Beispiel Michael Gückel, der Film versetze das Publikum systematisch in einen Zustand der inneren Verwahrlosung, um es für die fatale Wirkung des bösen Schnitts empfänglicher zu machen. Dabei tarne sich das Ganze mit der Ästhetik eines Medienprojekts der Klasse 9b und lasse dann Motorradreifen, Schamlippen und Teenietagebuchgesülze erbarmungslos um die Vorherrschaft kämpfen. Noch enttäuschter klingen die Gedanken auf Critic.de, die auch das Drumherum etwas beleuchten: "'Engel mit schmutzigen Flügeln' genießt schon vor dem Screening eine gewisse Popularität, spricht man doch von dem Plakat mit der Intimrasur. Die – da wurde nicht zu viel versprochen – ist dann auch ausgiebig im Film zu bewundern. Darüber hinaus wird Motorrad gefahren. Das Kino ist anfangs prall gefüllt, leert sich jedoch minütlich. Den Verbliebenen möchte der stolze Reber deutlich machen, was er von der Filmindustrie hält (nicht viel) und von sich selbst (sehr viel)."

Also ich bin interessiert!

Link: - Trailer (Auf eigene Gefahr)

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Deutsche Wochen: Vol. 9
Während US-Vorzeige-Bloggerin Nikki Finke geifernd hofft, dass der Vampir-Schmonz "New Moon" den "Dark Knight"-Rekord bricht, geht es in den deutschen Charts eher beschaulich zu. Emmerich bricht um fünfzig Prozent ein, Constantin landet mit "Gesetz der Rache" einen Treffer (150k) und floppt wie erwartet mit "Tannöd" (30k). Hat wohl nichts gebracht, dass sich Bernd Eichinger in der Welt als Kenner der deutschen Filmgeschichte outete, weil er von Georg Tresslers genialem "Sukkubus" schwärmte. Und auch der zweite deutsche Spielfilm, in den man wenigstens etwas Hoffnung gesetzt hatte, "Liebe Mauer", geht völlig unter (25k).

Die große Erfolgsgeschichte bleibt "Die Päpstin", die in ihrer fünften Woche noch mal 150k Zuschauer zu holen scheint. Wahnsinn! Vielleicht liegt es ja an Johanna Wokaleks kurzen Nacktszene im See oder der grafischen Enthauptung auf der erzwungenen Hochzeitsfeier. Ihre Zuschauer gehören jedenfalls zu der intelligenteren Sorte: Als sich die Redakteure des Film Blue Moon von Radio Fritz über Wortmanns Geschichtsepos lustig machen wollten, wurden sie in ihrer letzten Sendung von einer fachkundigen Anruferin zusammengefaltet, die spontan und ganz plausibel beinahe alle Kritikpunkte der beiden widerlegen konnte.

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