Sonntag, 29. November 2009
Die Boxoffice-Power von 2010
Für Hollywood läuft es nicht mehr ganz so rund. Studios schließen, Budgets werden knapper, angeblich werden sogar zweihundert Filme weniger produziert als im letzten Jahr. Weltwirtschaftskrise und so. Nicht schön. Für Hollywood. Eine Gelegenheit für die einheimischen Märkte. Aber ehrlich gesagt erinnert mich das US-Programm 2010 doch schwer an die letzten ewig gleichen Jahre Blockbustertums. Ein genauerer Blick auf die aussichtsreichsten Zuschauererfolge kann trotzdem nie schaden.

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Blockbuster:

Shrek Forever After
Eclipse – Biss zum Abendrot
Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1

Wobei besonders spannend wird, wie der vierte „Shrek“-Aufguss und das zweigeteilte „Harry Potter“-Finale angenommen werden. Ich denke, die „Twilight“-Saga ist bereits mit dem aktuell in den Kinos laufenden zweiten Teil auf dem Höhepunkt ihrer Popularität angekommen und wird gediegen und auf hohem Level langsam abbauen. Beim „Shrek“-Franchise sieht das schon anders aus: War der zweite Teil 2004 mit über fünf Millionen Zuschauern einer der Blockbuster der Saison, interessierten sich für den dritten Teil 2007 nur noch knapp vier Millionen. Und auch das „Harry Potter“-Franchise musste über die Jahre Federn lassen. Sahen „Harry Potter und der Stein der Weisen“ unglaubliche zwölfeinhalb Millionen Besucher, schaffte der letzte Teil in diesem Jahr nicht einmal mehr die Hälfte. Es ist Maulen auf einem verdammt hohen Niveau, aber nichtsdestotrotz als Zeichen des Verschleißes unübersehbar.

Hits:

Sherlock Holmes
Shutter Island
Green Zone
Robin Hood
Sex and the City 2
The A-Team
Toy Story 3
Little Fockers
Inception
The Chronicles of Narnia: The Voyage of the Dawn Treader
Die Schlümpfe

Einige große US-Produktionen mögen noch nicht in den deutschen Kinostart-Kalender einsortiert sein, manche Erfolgsgeschichten entwickeln sich so kurzfristig, so dass sie unter keinerlei Umständen in dieser Aufstellung vorkommen können. Mir scheinen das aber die aussichtsreichsten Kandidaten hinter den großen Drei zu sein. Es ist eine bunte Mischung aus ikonografischen Figuren der Filmgeschichte, die neuaufbereitet wurden („Sherlock Homes“, „Robin Hood“), großen Regisseuren mit großen Stars („Shutter Island“, „Green Zone“, „Inception“), TV-Kultfiguren („Das A-Team“, „Die Schlümpfe“) und Sequels.

Als Beispiel möchte ich den dritten Teil der Chroniken von Narnia herausgreifen, um die ungewissen Erfolgsaussichten zu unterstreichen. War „Der König von Narnia“ mit fast vier Millionen Zuschauern 2005 noch ein großer Hit, enttäuschte bereits die Fortsetzung „Prinz Kaspian von Narnia“ mit nur noch 1,3 Mio. Zuschauern. Interessant ist auch, dass die „Toy Story“-Filme in Deutschland niemals die Popularität erreichten, wie sie die in den USA genossen, da sie nun mal die Vorreiter einer neuen Trickfilm-Generation waren. Die Früchte ernteten dann andere Franchises. Möglicherweise könnte das Pixars schwächste Deutschland-Ausbeute seit „Cars“ werden, vielleicht aber auch ein vollkommener Durchbruch.

Deutsche Hits:

13 Semester
Friendship
Nanga Parbat
Vorstadtkrokodile 2
Zeiten ändern dich
Die Friseuse
Hier kommt Lola
Jerry Cotton
Teufelskicker
Tiger-Team
Hanni und Nanni
Freche Mädchen 2
Werner – Eiskalt
Die Superbullen
Die Konferenz der Tiere
Wir sind die Nacht
Otto’s 11
Dschungelkind
Tauben auf dem Dach
Drei
Ich und Kaminski
Hochzeitspolka

Die Liste der potentiellen deutschen Hits ist natürlich total unvollständig, da sie vornehmlich nur aus dem Verleihprogramm der Constantin besteht. Diese Filme sind teuer genug, so dass es jetzt schon einen festen Kinostart oder Trailer gibt. Was aus der Ufa und ihrem neuen Versuch am deutschen Kinomarkt wird, werden die ersten Kinderfilme im Frühjahr zeigen. Vielleicht gibt es dann schon die nächsten Starttermine, die sehr gemächlich angesetzt werden. Ich fände es toll, wenn Senator mit „Nanga Parbat“ einen Hit landen würde, nicht nur weil mir Reinhold Messner als Mensch sympathisch ist, sondern weil ich es gerne sehen würde, wenn nach so vielen Jahrzehnten endlich wieder ein Bergfilm Erfolg am deutschen Boxoffice hätte.

Ich glaube sehr an die Bushido-Biografie „Zeiten ändern dich“, die ich mir erfolgreicher als den „Baader Meinhof Komplex“ vorstellen kann. Die Verfilmung scheint mir das gewisse Etwas zu haben. Ich glaube, „Jerry Cotton“ kann, wenn er nicht völlig misslungen ist, der erfolgreichste deutsche Film des Jahres werden, womit die Fortsetzung bereits vorpogrammiert wäre und so ein bisschen 60er-Jahre-Feeling aufkäme. Ich bin sehr gespannt, ob die Deutschen überhaupt noch Interesse an so alten und fast vergessenen Kinostars wie Werner, Tommy und Mario haben. Otto Waalkes wird Ende des Jahres zurückkehren, wobei mich die Grundidee gar nicht überzeugt, aber ich auch nichts von seinen immens erfolgreichen sieben Zwergen wissen wollte. Und ich wünsche mir mal wieder, dass ein bis jetzt nicht im Fokus stehender deutscher Film bei der Berlinale international durchbricht und auch chartstechnisch für Furore sorgt. Arthouse- und Überraschungshits sind natürlich auch immer sehr gern genommen. Aber bis jetzt muss meine Fantasie mit dem arbeiten, was ihr bekannt ist. Mir scheint aber, wenn einige der deutschen Filme einschlagen oder sogar die Erwartungen sprengen werden, dass kommendes Jahr ein noch besserer Marktanteil (Traumziel: 30%) zu holen ist.

Update: Das ist ja das Tolle an Blogs: Man kann einfach nachtragen, wenn man etwas mehr weiß. Den X-Verleih darf ich natürlich in dieser Aufstellung auf keinen Fall vergessen, gerade weil 2010 die neuen Filme von Tom Tykwer und Wolfgang Becker herauskommen. Die Dramödie "Drei" wird nach "Winterschläfer" und "Lola rennt" Tykwers Abschluss der so genannten Liebes-Trilogie sein. Beckers "Ich und Kaminski" ist eine Kehlmann-Adaption mit Daniel Brühl in der Hauptrolle. Und "Hochzeitspolka" allein deshalb beobachtenswert, weil Christian Ulmen derzeit Boxoffice-Dynamit ist.

Europäische Hits:

Micmacs
Welcome
From Paris with Love
Baaria
Verdammnis
Lourdes
Eine zauberhafte Nanny 2
Adeles ungewöhnliche Abenteuer
Vergebung
Le Petit Nicolas

Europäische Hits sind eine ganz schwierige Angelegenheit. Sie passieren zu selten. Und wenn sie passieren, kommen sie aus dem Nichts. Ich weiß nur, dass ich ein besonderes Auge auf Luc Bessons EuropaCorp. werfen werde, an dessen „Adeles ungewöhnliche Abenteuer“ ich einfach glauben will. Schließlich waren unter den wenigen europäischen Erfolgsfilmen in Deutschland Bessons „Transporter 3“ und „Taken“ dabei. Etwas ähnliches könnte der abgefahren dreinschauende „From Paris with Love“ werden. Sehr cool fände ich es, wenn aus dem Festival-Darling „Lourdes“ von Jessica Hausner ein Achtungserfolg würde. Weniger Leidenschaften kann ich dagegen für den zweiten Teil der „Zauberhaften Nanny“ aufbringen, die auch mehr stellvertretend für potentielle britische Hits steht, von denen mir zum jetzigen Zeitpunkt kein einziger bekannt ist. In diesem Jahr gingen deren Versuche ja mehr oder weniger alle schief („The Young Victoria“, „The Boat That Rocked“). Hoffen wir auf bessere Zeiten. Gerne genommen sind natürlich auch Hits aus Russland, Südkorea, Japan oder Australien, wenn sie es denn hier überhaupt in die Kinos schaffen. Und ich bin gespannt, ob sich die Millennium-Trilogie, gegen den europäischen Trend, in Deutschland noch mal steigern kann, da die Zahlen des ersten Films zwar gut, aber auch angesichts dieses Meisterwerks verbesserungswürdig waren.

Der Rest:

Gamer, Das Kabinett des Dr. Parnassus, Old Dogs, In meinem Himmel, A Serious Man, Surrogates, Wenn Liebe so einfach wäre (Nancy Meyers), Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen, Up in the Air, Percy Jackson, Wolfman, The Book of Eli, An Education, Der Ghostwriter, Invictus, Nine, Alice im Wunderland, A Couple of Dicks, Männer die auf Ziegen starren, Clash of the Titans, Kick-Ass, The Crazies, Wall Street 2, Iron Man 2, Der fantastische Mr. Fox, Piranha 3D, Prince of Persia, Repo Men, Death at a Funeral, Knight & Day, Robert Rodriguez’ Predators, Kindsköpfe, Cats & Dogs 2, Step Up 3, Karate Kid, The Last Airbender, Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt, Dinner for Schmucks, Expendables, Resident Evil: After Life, Unverbesserlich, Straw Dogs, Guardians of Ga’Hoole, The Sorcerer’s Apprentice, Morning Glory, Zookeeper, Unstoppable, Your Highness, Oobermind, The Green Hornet, Gulliver’s Travels

Ja, das hier ist der große Rest. Der klebrige Schmand, mit dem Hollywood wieder versuchen wird, die deutschen Kinos zuzukleistern. Darunter einige Oscarkandidaten, unendlich viele Fortsetzungen, Komödien mit Stars, die in Deutschland einem breiten Publikum unbekannt sind und teure Tony Scott-Actionware, in der eigentlich immer Denzel Washington die Hauptrolle spielt. Mal sehen, was davon durchbricht. Ich drücke schon mal provisorisch Edgar Wright und seiner „Scott Pilgrim“-Saga die Daumen. Das kann er nämlich gebrauchen! Und nicht vergessen: Von Juni bis Juli ist Fußball-WM in Südafrika. Nur eine Stunde Zeitverschiebung. Da geht so gut wie kein Deutscher ins Kino!

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