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Mittwoch, 3. Juni 2009
Alle Kätzchen naschen gern in Hollywood
schwanenmeister, 14:28h
Dieser Tage veröffentlicht das obskure DVD-Label Mya Communication, dessen Edwige Fenech-Affinität durch und durch bekannt ist, den German Sexploitation-Klassiker "Alle Kätzchen naschen gern" unter seinem Drive-in-Titel: "The Sweet Pussycats". Das ist aus vielerlei Gründen bemerkenswert. Die Amis haben für ihre DVD-Ausgabe ein wundervoll stilsicheres Cover gefunden. Internetguru Harry Knowles bespricht die DVD-Veröffentlichung in seiner Kolumne: "Aha! You may have see Edwige Fenech in 'Hostel 2,' but unless you’re a foreign film perv like me, you probably haven’t! It’s sexy and fun stuff – and Edwige is a delight throughout!" Und ich weiß nicht, wie es mit euch ist. Ich mag es aber einfach, wie die Amerikaner europäischen Trash behandeln. Bei ihnen wird aus einer deutschen Ramsch-DVD, die den Händlern peinlich ist, ein wertvoller europäischer Schatz, dem filmhistorisches Interesse entgegen zu bringen ist.
22 Dollar müssen die Amerikaner für dieses schuldige Vergnügen bezahlen. Passenderweise habe ich "Alle Kätzchen naschen gern" erst vor ein paar Wochen gesehen. Es ist wohl der einzige Film der Filmgeschichte, der einen Ritterrüstungs-Striptease bietet, der nebenbei gesagt die erotischste Szene des gesamten Films ist. Das Ganze steht ehrenvoll neben der ausgezeichneten Frau Wirtin-Reihe als gelungene europäische Co-Produktion. Denn einmal heißt es so schön: "Frau Wirtin hat auch einen Ritter, bei Licht besehen ist er ein Zwitter." Fenech ist toll und fast dauernackt, aber heimliche Star des Cast ist das schwarzhaarige Engelchen Barbara Capell.
22 Dollar müssen die Amerikaner für dieses schuldige Vergnügen bezahlen. Passenderweise habe ich "Alle Kätzchen naschen gern" erst vor ein paar Wochen gesehen. Es ist wohl der einzige Film der Filmgeschichte, der einen Ritterrüstungs-Striptease bietet, der nebenbei gesagt die erotischste Szene des gesamten Films ist. Das Ganze steht ehrenvoll neben der ausgezeichneten Frau Wirtin-Reihe als gelungene europäische Co-Produktion. Denn einmal heißt es so schön: "Frau Wirtin hat auch einen Ritter, bei Licht besehen ist er ein Zwitter." Fenech ist toll und fast dauernackt, aber heimliche Star des Cast ist das schwarzhaarige Engelchen Barbara Capell.
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Eine kleine Revolution entpuppt sich als Scheinrevolution
schwanenmeister, 14:11h
Woran man sehen kann, dass es auch in Deutschland vorangeht? Mediabiz.de hat ein zeitgemäßeres Webdesign erhalten. Und nicht nur das. Der Internetauftritt des Branchenblatts Blickpunkt:Film ist auch plötzlich wieder lesbar für Jedermann. Bis vor kurzem musste man angemeldetes und zahlendes Mitglied sein, um in den Genuss der für die Industrie gestutzten Kritiken und recht fixen Nachrichten zu kommen. Nun orientiert man sich, wie so häufig, am amerikanischen Vorbild. Die englischsprachigen Branchenseiten von Variety, Screen International und The Hollywood Reporter hatten ihre Relaunches schon lange hinter sich. Dort bietet man seitdem die Inhalte kostenlos und unbeschränkt an. Auf Mediabiz gibt es dagegen noch Beschränkungen, was beispielsweise die Chartsabteilung betrifft (Boxofficemojo, anyone?), aber nun wirkt alles natürlich viel einladender als noch vor ein paar Tagen. Herzlich Willkommen im Internet, Blickpunkt:Film!
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Etwas vorschnell geschrieben: Sobald die Nachrichten ein paar Tage alt sind, scheinen sie wieder alleiniges Gut der willigen Abonnenten zu werden. Und deren Filmdatenbank zu neustartenden Filmen ist jetzt gar nicht mehr zu gebrauchen. Aus kleiner Revolution wird Scheinrevolution!
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Etwas vorschnell geschrieben: Sobald die Nachrichten ein paar Tage alt sind, scheinen sie wieder alleiniges Gut der willigen Abonnenten zu werden. Und deren Filmdatenbank zu neustartenden Filmen ist jetzt gar nicht mehr zu gebrauchen. Aus kleiner Revolution wird Scheinrevolution!
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Sonntag, 31. Mai 2009
Fangorias Rückblick auf das Cannes-Festival
schwanenmeister, 02:27h
Yes We Cannes! Die Horrorpostille Fangoria hat seit längerem ein neues Webdesign, das immer eines Blickes wert ist, wenn man es noch nicht kennt. Sie halten indes auch an alten Traditionen fest: Sie veröffentlichen Gott sei Dank weiterhin eine Printausgabe. Und sie schauen regelmäßig als letzte einflussreiche Filmzeitschrift auf den Cannes-Jahrgang zurück und zwar aus der abwechslungsreichen Perspektive des Genrefans, der deutlich mehr Zeit im Film Market als im Wettbewerb verbringt. Dieses Jahr war alles ein bisschen anders: "Inglourious Basterds" und "Antichrist" regten am meisten auf und an; es gab mehr Nieten zu ziehen und weniger Entdeckungen zu machen. Leider war kein neuer Gorehammer aus Frankreich darunter, aber genügend Anregungen, um zu wissen, welche Filme das kommende Fantasy Film Festival, die Horrorfilmforen und DVD-Boards bestimmen werden.
Die Highlights abseits des Wettbewerbs zusammengefasst:
Triangle (Christopher Smith) - Der Geisterschiff-Horror soll Smiths bester Film sein, was angesichts des unterschätzten "Creep" und dem überbewerteten "Severance" eine zweischneidige Aussage ist, die mich aber neugierig macht.
Clive Barker's Dread (Anthony DiBlasi) - Drei Studenten arbeiten an einer Doku über Angst, wobei einer der drei von Alpträumen heimgesucht wird. Nach "Midnight Meat Train" bin ich bei Barker noch vorsichtiger geworden.
The Girl with the Dragon Tattoo (Niels Arden Oplev) - "Think a sexier, more absorbing Antikörper." Der skandinavische Thrillerhit, der quasi das gesamte Frühjahr die schwedischen, norwegischen und dänischen Kinocharts angeführt hat, rennt bei Fangoria offene Türen ein. Aufgrund des Titels hatte ich den Film auch einmal im Charts-Ticker. Will ich sehen! Skandinavier können einfach Thriller. Und wenn sie ein größeres Budget haben, kann es nur spaßiger werden.
Infestation (Kyle Rankin) - Spaßiger Monsterkäfer-Film: "A little gem."
The House of the Devil (Ti West)
Black Dynamite (Scott Sanders)
The Horseman (Steven Kastrissios) - Ozploitation!
The Eclipse (Conor McPherson)
Black (Pierre Laffargue)
Pontypool (Bruce McDonald)
Coffin Rock (Rupert Glasson) - Australian 'Fatal Attraction'
Under the Mountain (Jonathan King)
Humains (Thevenin & Molon)
Stan Helsing (Bo Zenga)
Hierro (Gabe Ibanez)
Links:
- GreenCine Daily erklärt, warum sie nicht vom Festival berichtet haben und warum Filmkritiker Mike D'Angelo (Time Out New York, Esquire) dank seiner Leser alle wichtigen Filme sehen, aber keine leiden konnte.
- Im Cinefacts-Forum findet die offizielle Diskussion zum FFF-Programm statt. Konnte schon einige Überschneidungen zum Fangoria-Artikel ausmachen.
Die Highlights abseits des Wettbewerbs zusammengefasst:
Triangle (Christopher Smith) - Der Geisterschiff-Horror soll Smiths bester Film sein, was angesichts des unterschätzten "Creep" und dem überbewerteten "Severance" eine zweischneidige Aussage ist, die mich aber neugierig macht.
Clive Barker's Dread (Anthony DiBlasi) - Drei Studenten arbeiten an einer Doku über Angst, wobei einer der drei von Alpträumen heimgesucht wird. Nach "Midnight Meat Train" bin ich bei Barker noch vorsichtiger geworden.
The Girl with the Dragon Tattoo (Niels Arden Oplev) - "Think a sexier, more absorbing Antikörper." Der skandinavische Thrillerhit, der quasi das gesamte Frühjahr die schwedischen, norwegischen und dänischen Kinocharts angeführt hat, rennt bei Fangoria offene Türen ein. Aufgrund des Titels hatte ich den Film auch einmal im Charts-Ticker. Will ich sehen! Skandinavier können einfach Thriller. Und wenn sie ein größeres Budget haben, kann es nur spaßiger werden.
Infestation (Kyle Rankin) - Spaßiger Monsterkäfer-Film: "A little gem."
The House of the Devil (Ti West)
Black Dynamite (Scott Sanders)
The Horseman (Steven Kastrissios) - Ozploitation!
The Eclipse (Conor McPherson)
Black (Pierre Laffargue)
Pontypool (Bruce McDonald)
Coffin Rock (Rupert Glasson) - Australian 'Fatal Attraction'
Under the Mountain (Jonathan King)
Humains (Thevenin & Molon)
Stan Helsing (Bo Zenga)
Hierro (Gabe Ibanez)
Links:
- GreenCine Daily erklärt, warum sie nicht vom Festival berichtet haben und warum Filmkritiker Mike D'Angelo (Time Out New York, Esquire) dank seiner Leser alle wichtigen Filme sehen, aber keine leiden konnte.
- Im Cinefacts-Forum findet die offizielle Diskussion zum FFF-Programm statt. Konnte schon einige Überschneidungen zum Fangoria-Artikel ausmachen.
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Sonntag, 31. Mai 2009
SGE-Glamour-Girl Simona Halep noch French Open-unwürdig
schwanenmeister, 01:30h
Dafür versuchen gleich zwei deutsche Spieler, Tommy Haas und Philipp Kohlschreiber, unter den letzten sechzehn Titelkandidaten ihr Glück. Top-Favorit bleibt der Weltranglistenerste Rafael Nadal, dessen Schweizer Erzfeind Roger Federer heute leicht schwächelte. Die weiteren ruhmreichen Namen des Achtelfinales: Fernando Verdasco, Sir Andy Murray, Jo-Wilfried 'Ali' Tsonga, Andy Roddick und Gael Monfils.
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Mittwoch, 27. Mai 2009
Filmbuch-Tipp: "Hollywood in Cannes"
schwanenmeister, 02:36h
Hollywood in Cannes: Die Geschichte einer Hassliebe, 1939-2008 (Christian Jungen)
Der Schweizer Autor Christian Jungen ist promovierter Filmwissenschaftler mit dem Spezialgebiet Filmmarketing. Das bedeutet, er schreibt unter anderem für die Aargauer Zeitung, hockt in Kritikerjurys von Locarno und erhält alljährlich in Cannes ein oranges oder blaues Pressebadge. Das wiederum heißt, er müsse eigentlich gar nicht erst antreten. Denn Kritikerpäpste bekämen weiße Badges, und die bedeutendsten Schweizer, die bei der NZZ oder dem SF arbeiten, rosa Ausweise mit Punkt. Darauf folgen die ganz rosanen für die Tageszeitungen, dann erst die blauen und orangen. Eine äußerst sympathische und ehrliche Selbsteinschätzung, die Christian Jungen nicht davon abgehalten hat, ein ganz wundervoll faktenreiches Buch über die Filmfestspiele von Cannes zu schreiben.
Diesen April im geschätzten Marburger Schüren-Verlag erschienen, der auch die Heimat von Georg Seeßlens viel gelesenen Genre-Bibeln darstellt, wies mich aber erst der miesepetrige bis apokalyptische Wolfgang Höbel-Artikel im Spiegel, "Bibbern in der Wagenburg", darauf hin, als das Werk in einer Fußnote lobend erwähnt wurde. Das waren gleich zwei Überraschungen auf einmal: Höbel fand doch tatsächlich etwas gut, was mit dem nahenden Filmfestival im Zusammenhang stand. Und scheinbar gab es ein brauchbares Filmbuch über Cannes, wovon ich noch nie gehört hatte.
Jungens Kunst besteht darin, eine Dissertation in Buchform geschrieben zu haben, der die wahnsinnig schmale Gratwanderung zwischen geschwätziger Erinnerung berühmter Kritiker und furztrockener hochwissenschaftlicher Abhandlung gelingt. Er vereint das Beste aus beiden Welten: Das hohe Unterhaltungslevel durch den Bezug zu den Stars, Regisseuren und Filmklassikern; ein dichtes Netz aus Anekdoten, dem so genannten Insiderwissen, was er elegant zu verknüpfen weiß mit einer scharfsinnigen sowie verständlichen Analyse der wirtschaftlichen Hintergründe, die gleichzeitig noch mal auf pointierte Weise die Filmgeschichte aus einem neuen, spannenden Blickwinkel, nämlich dem des Filmmarketings, durchspielt. Und dies unter der Prämisse, das fruchtbare Verhältnis zwischen dem Cannes-Filmfestival und Hollywood zu untersuchen, ist wirklich anregend. Mein einziger Kritikpunkt wäre die Behandlung von Originalzitaten: Wer nicht fließend italienisch und französisch spricht, ist zumindest für einige Sätze immer mal wieder aufgeschmissen, weil nicht übersetzt wurde, was gerade angesichts des ansonsten wertvollen Fußnotenapparats etwas schade ist.
Links:
- Kenneth Turan im Treatment-Interview mit Elvis Mitchell über sein Buch "Sundance to Sarajevo: Film Festivals and the World They Made"
- Claudia Lenssen spricht im Deutschlandradio Kultur über "Hollywood in Cannes".
Der Schweizer Autor Christian Jungen ist promovierter Filmwissenschaftler mit dem Spezialgebiet Filmmarketing. Das bedeutet, er schreibt unter anderem für die Aargauer Zeitung, hockt in Kritikerjurys von Locarno und erhält alljährlich in Cannes ein oranges oder blaues Pressebadge. Das wiederum heißt, er müsse eigentlich gar nicht erst antreten. Denn Kritikerpäpste bekämen weiße Badges, und die bedeutendsten Schweizer, die bei der NZZ oder dem SF arbeiten, rosa Ausweise mit Punkt. Darauf folgen die ganz rosanen für die Tageszeitungen, dann erst die blauen und orangen. Eine äußerst sympathische und ehrliche Selbsteinschätzung, die Christian Jungen nicht davon abgehalten hat, ein ganz wundervoll faktenreiches Buch über die Filmfestspiele von Cannes zu schreiben.
Diesen April im geschätzten Marburger Schüren-Verlag erschienen, der auch die Heimat von Georg Seeßlens viel gelesenen Genre-Bibeln darstellt, wies mich aber erst der miesepetrige bis apokalyptische Wolfgang Höbel-Artikel im Spiegel, "Bibbern in der Wagenburg", darauf hin, als das Werk in einer Fußnote lobend erwähnt wurde. Das waren gleich zwei Überraschungen auf einmal: Höbel fand doch tatsächlich etwas gut, was mit dem nahenden Filmfestival im Zusammenhang stand. Und scheinbar gab es ein brauchbares Filmbuch über Cannes, wovon ich noch nie gehört hatte.
Unfreiwillige Geburtshelfer Mussolini und GoebbelsIn sechs Kapiteln untersucht Jungen die titelgebende Hassliebe vom wichtigsten Filmfestival der Welt und dem Träumeproduzenten Nummer eins. Angefangen damit, dass Mussolini und Goebbels die unfreiwilligen Geburtshelfer des französisischen Festivals waren, über ein skandalträchtiges Foto von Robert Mitchum samt Busenwunder, das um die Welt ging, gibt es eine Menge Wissenswertes zu entdecken. Dabei behandeln die einzelnen Kapitel neben den verschiedenen Epochen immer zeitspezifische Themenkomplexe wie das Starsystem, die Autorentheorie, New Hollywood oder High-Concept-Blockbuster. Jungen hat dafür nicht nur fleißig Sekundärliteratur gewälzt, sondern ebenso akribisch die wichtigsten Branchenblätter untersucht und einige der damals einflussreichen Persönlichkeiten interviewt.
Jungens Kunst besteht darin, eine Dissertation in Buchform geschrieben zu haben, der die wahnsinnig schmale Gratwanderung zwischen geschwätziger Erinnerung berühmter Kritiker und furztrockener hochwissenschaftlicher Abhandlung gelingt. Er vereint das Beste aus beiden Welten: Das hohe Unterhaltungslevel durch den Bezug zu den Stars, Regisseuren und Filmklassikern; ein dichtes Netz aus Anekdoten, dem so genannten Insiderwissen, was er elegant zu verknüpfen weiß mit einer scharfsinnigen sowie verständlichen Analyse der wirtschaftlichen Hintergründe, die gleichzeitig noch mal auf pointierte Weise die Filmgeschichte aus einem neuen, spannenden Blickwinkel, nämlich dem des Filmmarketings, durchspielt. Und dies unter der Prämisse, das fruchtbare Verhältnis zwischen dem Cannes-Filmfestival und Hollywood zu untersuchen, ist wirklich anregend. Mein einziger Kritikpunkt wäre die Behandlung von Originalzitaten: Wer nicht fließend italienisch und französisch spricht, ist zumindest für einige Sätze immer mal wieder aufgeschmissen, weil nicht übersetzt wurde, was gerade angesichts des ansonsten wertvollen Fußnotenapparats etwas schade ist.
Links:
- Kenneth Turan im Treatment-Interview mit Elvis Mitchell über sein Buch "Sundance to Sarajevo: Film Festivals and the World They Made"
- Claudia Lenssen spricht im Deutschlandradio Kultur über "Hollywood in Cannes".
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Sonntag, 24. Mai 2009

schwanenmeister, 22:13h
Live-Ticker gab's auf der Cannes-Homepage, in den verschiedenen Twitter-Accounts und bei indieWIRE. Finde es skandalös, dass es Arte nie schafft bzw. keine TV-Rechte besitzt, die Preisverleihung live mit Bildern zu übertragen.
Beste Schauspielerin wurde Charlotte Gainsbourg ("Antichrist"), bester Schauspieler wurde Christoph Waltz ("Inglourious Basterds"), was ich jeweils sehr geil finde. Gainsbourg war eine Überraschung, Waltz wurde von allen Seiten gefordert. Aber ich möchte doch kurz die verlachen, die jetzt von einer Oscarnominierung schwärmen. Ansonsten viel Erwartetes: Die Goldene Palme für "Das weiße Band", der große Preis für "Un prophète", Spezialpreis für Alain Resnais, Drehbuchpreis für "Spring Fever", Jurypreise für "Thirst" und "Fish Tank". Eine große Überraschung war der Regiepreis für Brillante Mendoza für den meist gehassten Film des Wettbewerbs. "Das weiße Band"-Produzent Stefan Arndt und X-Filme jubeln, und Frank Schirrmacher wird bereits an den Leitartikeln arbeiten.
Beste Schauspielerin wurde Charlotte Gainsbourg ("Antichrist"), bester Schauspieler wurde Christoph Waltz ("Inglourious Basterds"), was ich jeweils sehr geil finde. Gainsbourg war eine Überraschung, Waltz wurde von allen Seiten gefordert. Aber ich möchte doch kurz die verlachen, die jetzt von einer Oscarnominierung schwärmen. Ansonsten viel Erwartetes: Die Goldene Palme für "Das weiße Band", der große Preis für "Un prophète", Spezialpreis für Alain Resnais, Drehbuchpreis für "Spring Fever", Jurypreise für "Thirst" und "Fish Tank". Eine große Überraschung war der Regiepreis für Brillante Mendoza für den meist gehassten Film des Wettbewerbs. "Das weiße Band"-Produzent Stefan Arndt und X-Filme jubeln, und Frank Schirrmacher wird bereits an den Leitartikeln arbeiten.
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Samstag, 23. Mai 2009

schwanenmeister, 21:30h
Was wir dieses Jahr bei der Cannes-Berichterstattung gelernt haben:
… dass ich „Antichrist“, „Das weiße Band“, „Inglourious Basterds“ und „Un prophète“ aus dem Wettbewerb sehen muss, und dass ich weiterhin Lust habe auf „Thirst“, „Bright Star“, „Enter the Void“, Fish Tank“ und „Looking for Eric“.
… dass fast alle vom neuen Pixar-Film „Up“ schwärmten, ihn als Aufhänger für ihre Artikel gebrauchten, unbedingt die Ersten sein mussten, die ihn gesehen haben. Und dass sich ein paar Tage später beinahe niemand mehr an ihn erinnern konnte.
… dass die Stargeilheit der Bild-Zeitung so unzureichend befriedigt wurde, dass man erst so richtig in die Festivalberichterstattung eingriff, als ein niederländisches Filmteam nackt radelnd die Croisette entlangfuhr.
… dass Johnnie To lieber Alain Delon anstelle von Johnny Hallyday in „Vengeance“ besetzt hätte, dass aber auch Tarantino beinahe die Jurypräsidentin Isabelle Huppert in einer Rolle besetzt hätte, die später komplett herausgeschitten wurde.
… dass neben den Branchenblättern Damon Wise vom Empire Magazine und Richard & Mary Corliss vom Time Magazine den Goldenen Fleißigkeitspreis verdient hätten, den sich unter den deutschen Kollegen Milan Pavlovic (KSA) und Josef Lederle (Filmdienst) teilten.
… dass man die Wirtschaftskrise auch daran merken konnte, dass die New York Times nur einen der drei Chefkritiker regelmäßig aus Cannes berichten ließ. Und dass der arme Boston Globe gleich ganz zu Hause bleiben musste.
… dass eine der heimlichen Heldinnen beispielsweise Charlotte Gainsbourg hieß, die so viel Ruhe, Gelassenheit und Schönheit ausstrahlte, dass man die geifernden Journalisten auf der „Antichrist“-Pressekonferenz gleich noch weniger nachvollziehen konnte. Dass der gesundheitlich schwer angeschlagene Roger Ebert ein weiterer Held war, weil er es sich nicht nehmen ließ, aus Cannes zu bloggen. Und dass ich als Helden den französischen PK-Leiter ausgemacht habe, der ein bisschen aussah, als würde Ben Kingsley in einem Jean-Pierre Jeunet-Film mitspielen. Und nicht zu vergessen der leidenschaftliche Drehbuchschreiber von „Looking for Eric“, der mit seinen paar Sätzen Fußballphilosophie für Fortgeschrittene zu Tränen rührte.
… dass das schwächste Geschreibsel regelmäßig im Stern-Filmtagebuch von statten ging, und dass der Cannes Competition Blog von Screen Daily mit dem Namen Fionnuala Halligan regelmäßig für Unruhe sorgte. Man musste diesen Vornamen so häufig nachschauen, dass man es letztlich bleiben ließ, überhaupt daraus Zitate zu bringen.
… dass auch in Cannes Twittern der neue heiße Scheiß war, den die großen Dienste wie Reuters, THR oder Variety inzwischen professionalisiert hatten. Und dass Alex Billington von FirstShowing.net trotzdem häufig der Schnellste war, weil er immer schrieb, bevor er umfangreichere Texte veröffentlicht hatte.
… dass The Hollywood Reporter zum ersten Mal einminütige Video Reviews anbot, die den Daumen nach oben oder nach unten schnellen ließen. Und dass eben jeder Hollywood Reporter so stolz auf seinen plumpen „Inglourious Basterds“-Verriss war, dass er diesen bis zum Ende des Festivals an der Spitze seiner Berichterstattung stehen ließ. Und dass auch die Video Blogs von Total Film und Empire Magazine nur so lange unterhaltsam waren, bis es bei den Filmen um etwas ging.
… dass die deutschen Kritiker sich nicht mit Ruhm bekleckerten, Cargo Film den einzigen mir bekannten Twitter-Service blattfremder Journalisten anbot, während die gesamte Mannschaft überhaupt nur zwei Mal aus dem Winterschlaf erwachte, nämlich als es um die populärsten Brocken, um „Antichrist“ und „Inglourious Basterds“, ging. Da schaffte man es, innerhalb weniger Stunden Texte online zu stellen, für die man bei anderen Wettbewerbsfilme mehrere Tage brauchte. Rüdiger Suchsland fand spät zur richtigen Form, Tobias Kniebe fiel nur durch die „Antichrist“-Verteidigung auf. Und Michael Althen war wohl gar nicht angereist.
… dass die offizielle Cannes-Homepage eine Wonne war, wundervolle Pressekonferenzen bereit hielt (Lars von Trier als Fassbinder-Kinski), mit Presseheften und Fotos eindeckte, sogar Einblick in frühere Jahrgänge gewährte. Dass aber nirgendwo die vom Spiegel versprochenen ersten fünf Minuten der Wettbewerbsfilme zu sehen waren.
… dass dieser Satz Tarantino hoch anzurechnen ist, auch wenn ich am IB-Premierentag meinen endgültigen Frieden mit dem Film gemacht hatte: „I look at Death Proof and realize I had too much time.” Und dass Tom Tykwer ab jetzt nur noch Tom Twyker gerufen werden soll.
… dass ich „Antichrist“, „Das weiße Band“, „Inglourious Basterds“ und „Un prophète“ aus dem Wettbewerb sehen muss, und dass ich weiterhin Lust habe auf „Thirst“, „Bright Star“, „Enter the Void“, Fish Tank“ und „Looking for Eric“.
… dass fast alle vom neuen Pixar-Film „Up“ schwärmten, ihn als Aufhänger für ihre Artikel gebrauchten, unbedingt die Ersten sein mussten, die ihn gesehen haben. Und dass sich ein paar Tage später beinahe niemand mehr an ihn erinnern konnte.
… dass die Stargeilheit der Bild-Zeitung so unzureichend befriedigt wurde, dass man erst so richtig in die Festivalberichterstattung eingriff, als ein niederländisches Filmteam nackt radelnd die Croisette entlangfuhr.
… dass Johnnie To lieber Alain Delon anstelle von Johnny Hallyday in „Vengeance“ besetzt hätte, dass aber auch Tarantino beinahe die Jurypräsidentin Isabelle Huppert in einer Rolle besetzt hätte, die später komplett herausgeschitten wurde.
… dass neben den Branchenblättern Damon Wise vom Empire Magazine und Richard & Mary Corliss vom Time Magazine den Goldenen Fleißigkeitspreis verdient hätten, den sich unter den deutschen Kollegen Milan Pavlovic (KSA) und Josef Lederle (Filmdienst) teilten.
… dass man die Wirtschaftskrise auch daran merken konnte, dass die New York Times nur einen der drei Chefkritiker regelmäßig aus Cannes berichten ließ. Und dass der arme Boston Globe gleich ganz zu Hause bleiben musste.
… dass eine der heimlichen Heldinnen beispielsweise Charlotte Gainsbourg hieß, die so viel Ruhe, Gelassenheit und Schönheit ausstrahlte, dass man die geifernden Journalisten auf der „Antichrist“-Pressekonferenz gleich noch weniger nachvollziehen konnte. Dass der gesundheitlich schwer angeschlagene Roger Ebert ein weiterer Held war, weil er es sich nicht nehmen ließ, aus Cannes zu bloggen. Und dass ich als Helden den französischen PK-Leiter ausgemacht habe, der ein bisschen aussah, als würde Ben Kingsley in einem Jean-Pierre Jeunet-Film mitspielen. Und nicht zu vergessen der leidenschaftliche Drehbuchschreiber von „Looking for Eric“, der mit seinen paar Sätzen Fußballphilosophie für Fortgeschrittene zu Tränen rührte.
… dass das schwächste Geschreibsel regelmäßig im Stern-Filmtagebuch von statten ging, und dass der Cannes Competition Blog von Screen Daily mit dem Namen Fionnuala Halligan regelmäßig für Unruhe sorgte. Man musste diesen Vornamen so häufig nachschauen, dass man es letztlich bleiben ließ, überhaupt daraus Zitate zu bringen.
… dass auch in Cannes Twittern der neue heiße Scheiß war, den die großen Dienste wie Reuters, THR oder Variety inzwischen professionalisiert hatten. Und dass Alex Billington von FirstShowing.net trotzdem häufig der Schnellste war, weil er immer schrieb, bevor er umfangreichere Texte veröffentlicht hatte.
… dass The Hollywood Reporter zum ersten Mal einminütige Video Reviews anbot, die den Daumen nach oben oder nach unten schnellen ließen. Und dass eben jeder Hollywood Reporter so stolz auf seinen plumpen „Inglourious Basterds“-Verriss war, dass er diesen bis zum Ende des Festivals an der Spitze seiner Berichterstattung stehen ließ. Und dass auch die Video Blogs von Total Film und Empire Magazine nur so lange unterhaltsam waren, bis es bei den Filmen um etwas ging.
… dass die deutschen Kritiker sich nicht mit Ruhm bekleckerten, Cargo Film den einzigen mir bekannten Twitter-Service blattfremder Journalisten anbot, während die gesamte Mannschaft überhaupt nur zwei Mal aus dem Winterschlaf erwachte, nämlich als es um die populärsten Brocken, um „Antichrist“ und „Inglourious Basterds“, ging. Da schaffte man es, innerhalb weniger Stunden Texte online zu stellen, für die man bei anderen Wettbewerbsfilme mehrere Tage brauchte. Rüdiger Suchsland fand spät zur richtigen Form, Tobias Kniebe fiel nur durch die „Antichrist“-Verteidigung auf. Und Michael Althen war wohl gar nicht angereist.
… dass die offizielle Cannes-Homepage eine Wonne war, wundervolle Pressekonferenzen bereit hielt (Lars von Trier als Fassbinder-Kinski), mit Presseheften und Fotos eindeckte, sogar Einblick in frühere Jahrgänge gewährte. Dass aber nirgendwo die vom Spiegel versprochenen ersten fünf Minuten der Wettbewerbsfilme zu sehen waren.
… dass dieser Satz Tarantino hoch anzurechnen ist, auch wenn ich am IB-Premierentag meinen endgültigen Frieden mit dem Film gemacht hatte: „I look at Death Proof and realize I had too much time.” Und dass Tom Tykwer ab jetzt nur noch Tom Twyker gerufen werden soll.
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Freitag, 22. Mai 2009

schwanenmeister, 20:06h
19.53 Uhr
Erste Rauchzeichen des Hollywood Reporter, wer die Goldene Palme gewinnen könnte. In der 'Risky Biz'-Abteilung (welch passender Name) prophezeiht Steven Zeitchik, dass Michael Hanekes "Das weiße Band" ausgezeichnet würde. Seine unschlagbare Argumentation: Der Film wäre genau die Art von Kino, die die französischen Intellektuellen besonders lieben würden. Und es sei einfach einer der besten Filme im Wettbewerb gewesen. Hört, hört! Dafür würde ebenso sprechen, dass Haneke noch nicht den Hauptpreis gewonnen hat und die Jurypräsidentin Isabelle Huppert heißt, die einen ihrer größten Triumphe in Hanekes "Die Klavierspielerin" feierte.
18.01 Uhr
Ein bisschen scheint die Luft raus zu sein. Bei mir auch. Todd McCarthy wertet den letzten Auftritt von Heath Ledger bestmöglich. Die ersten, noch nichtssagenden Reaktionen auf Gaspar Noès "Enter The Void" lesen sich ratlos: Der Screen Daily-Text kann wie immer fast alles bedeuten, je nachdem, was man darin finden will. Und der amerikanische Movie Nerd Alex Billington fand den Film aufgeblasen und viel zu lang. Na ja. Abschließende Zusammenfassungen, ohne das Wettbewerbsprogramm fertiggesehen zu haben, gibt es auch schon: J. Hoberman, einstmals das gute Gewissen der amerikanischen Independentszene, fand vieles durchschnittlich bis schwach. Nur die Rumänen retteten für ihn wieder Mal das Festival vor der Bedeutungslosigkeit. Recht ähnlich fällt das Fazit von Scott Foundas (L.A. Weekly) aus.
Erste Rauchzeichen des Hollywood Reporter, wer die Goldene Palme gewinnen könnte. In der 'Risky Biz'-Abteilung (welch passender Name) prophezeiht Steven Zeitchik, dass Michael Hanekes "Das weiße Band" ausgezeichnet würde. Seine unschlagbare Argumentation: Der Film wäre genau die Art von Kino, die die französischen Intellektuellen besonders lieben würden. Und es sei einfach einer der besten Filme im Wettbewerb gewesen. Hört, hört! Dafür würde ebenso sprechen, dass Haneke noch nicht den Hauptpreis gewonnen hat und die Jurypräsidentin Isabelle Huppert heißt, die einen ihrer größten Triumphe in Hanekes "Die Klavierspielerin" feierte.
18.01 Uhr
Ein bisschen scheint die Luft raus zu sein. Bei mir auch. Todd McCarthy wertet den letzten Auftritt von Heath Ledger bestmöglich. Die ersten, noch nichtssagenden Reaktionen auf Gaspar Noès "Enter The Void" lesen sich ratlos: Der Screen Daily-Text kann wie immer fast alles bedeuten, je nachdem, was man darin finden will. Und der amerikanische Movie Nerd Alex Billington fand den Film aufgeblasen und viel zu lang. Na ja. Abschließende Zusammenfassungen, ohne das Wettbewerbsprogramm fertiggesehen zu haben, gibt es auch schon: J. Hoberman, einstmals das gute Gewissen der amerikanischen Independentszene, fand vieles durchschnittlich bis schwach. Nur die Rumänen retteten für ihn wieder Mal das Festival vor der Bedeutungslosigkeit. Recht ähnlich fällt das Fazit von Scott Foundas (L.A. Weekly) aus.
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Donnerstag, 21. Mai 2009

schwanenmeister, 02:29h
23.23 Uhr
Wer hätte es gedacht. Rüdiger Suchsland endlich in Topform: Nicht der schnellste sein zu müssen und trotzdem blitzschnell differenzierter zu analysieren und alternative Blickwinkel aufzuzeigen, wo andere hauptsächlich am Skalp berühmter Regisseure interessiert sind, ist eindeutig seine Stärke. Artechock über "Inglourious Basterds". Na ja, vielleicht auch die Flucht, sich nicht einer Besprechung von Brillante Mendozas "Kinatay" stellen zu müssen. ;)
21.04 Uhr
Das Ranking der Screen Daily-Jury:
A Prophet - 3,4 (beinahe alle)
Bright Star - 3,3 (beinahe alle)
Broken Embraces - 3,2 (Schulze-Ojala, Kim, Ciment)
Vincere - 2,9 (Foundas, Ciment, Crespi)
Looking for Eric - 2,9 (Crespi)
Wild Grass - 2,5 (Ciment)
Inglourious Basterds - 2,4 (Foundas)
Thirst - 2,4 (Schulz-Ojala, Ciment, Jensen)
Fish Tank - 2,3 (Olm, Kim, Jensen)
Vengeance - 2,1 (Kim)
Taking Woodstock - 2,0 (Kim, Jensen)
Antichrist - 1,6 (Jensen)
Spring Fever - 1,6 (Schulz-Ojala)
Kinatay - 1,2 (Schulz-Ojala, Foundas)
Die Zahlen repräsentieren den durchschnittlichen Punkteschnitt der Wettbewerbsfilme, wobei vier Punkte die Höchstwertung darstellen. In Klammern stehen die Kritiker, die jeweils die freundlichste Wertung abgegeben haben.
18.49 Uhr
Eine anstrengende "Das weiße Band"-Pressekonferenz, in der fast immer alles auf Deutsch, Französisch und Englisch gesagt werden musste. Sie passt dennoch zu Tobias Kniebes "Inglourious Basterds"-Text, wo er schreibt: "Und im mindestens viersprachig perfekten Judenjäger Landa schließlich, einem 'linguistischen Genie' (Tarantino), verdichtet sich diese Idee noch mehr. Er lullt seine Opfer mit einer Konversation ein, die fast wie eine Art Hypnose funktioniert. Was sie aber sehen, wenn sie diesem Mephisto schließlich direkt ins Schlangenauge blicken? Es könnte durchaus eine reine Idee sein - die Idee des Bösen an sich." Haneke treibt den Leiter der Pressekonferenz in den Wahnsinn, spaßeshalber bietet dieser dem Österreicher das Abziehen seiner Haut an, wenn er das nicht alles übersetzen müsste. Und man erfährt, dass Peter Brunette, Kritiker des Hollywood Reporter, ein Buch über Michael Haneke fertiggeschrieben hat, was ihn aber nicht vor den Spitzen des Meisters bewahrt.
12.35 Uhr
Noch drei Tage Programm. Erste Reaktionen zu "Das weiße Band". Kritikerdarling bleibt "Un prophète". Genügend Anwärter auf die Schauspielerpreise gibt es auch. Christoph Waltz ("Inglourious Basterds") ist da der neue heiße Scheiß. Offen bleibt, wie die Jury wohl "Antichrist" einschätzen wird, ob Gaspar Noès "Enter the Void" den Erwartungen gerecht wird und wie die letzten Filme aufgenommen werden. Die letzten Länder: Frankreich, Palästina, Taiwan, Spanien.
0.25 Uhr
Meinen Frieden mit "Inglourious Basterds" insoweit gemacht, dass ich Todd McCarthy (Variety) auf Knien danke, dass er zu den Befürwortern gehört. Wenn mir eine englischsprachige Meinung wichtig war, dann diese. Die Cannes-Premiere wurde kein absoluter Supergau, so wie es mein Bauchgefühl ankündigte, wenn auch die Gelegenheit von einigen nicht ungenutzt blieb, mit Harvey Weinstein und Tarantino abzurechnen, nachdem sie es sich bei "Death Proof" nicht rechtzeitig getraut hatten. Freue mich jetzt auf die hoffentlich noch zahlreich folgenden Interviews der Crew. Was ich schon mal spannend fand: In der großen, hitzigen Pressekonferenz erzählte Melanie Laurent, dass ihr Tarantino viele Danielle Darrieux-Filme zeigte und Diane Kruger, dass sie ihre Filmdiva unter anderem an Hildegard Knef angelehnt hat. Tarantino dachte bei Bridget von Hammersmarck hauptsächlich an die gebürtige Budapesterin Ilona Massey ("Invisible Agent", "Frankenstein Meets the Wolfman").
Wer hätte es gedacht. Rüdiger Suchsland endlich in Topform: Nicht der schnellste sein zu müssen und trotzdem blitzschnell differenzierter zu analysieren und alternative Blickwinkel aufzuzeigen, wo andere hauptsächlich am Skalp berühmter Regisseure interessiert sind, ist eindeutig seine Stärke. Artechock über "Inglourious Basterds". Na ja, vielleicht auch die Flucht, sich nicht einer Besprechung von Brillante Mendozas "Kinatay" stellen zu müssen. ;)
21.04 Uhr
Das Ranking der Screen Daily-Jury:
A Prophet - 3,4 (beinahe alle)
Bright Star - 3,3 (beinahe alle)
Broken Embraces - 3,2 (Schulze-Ojala, Kim, Ciment)
Vincere - 2,9 (Foundas, Ciment, Crespi)
Looking for Eric - 2,9 (Crespi)
Wild Grass - 2,5 (Ciment)
Inglourious Basterds - 2,4 (Foundas)
Thirst - 2,4 (Schulz-Ojala, Ciment, Jensen)
Fish Tank - 2,3 (Olm, Kim, Jensen)
Vengeance - 2,1 (Kim)
Taking Woodstock - 2,0 (Kim, Jensen)
Antichrist - 1,6 (Jensen)
Spring Fever - 1,6 (Schulz-Ojala)
Kinatay - 1,2 (Schulz-Ojala, Foundas)
Die Zahlen repräsentieren den durchschnittlichen Punkteschnitt der Wettbewerbsfilme, wobei vier Punkte die Höchstwertung darstellen. In Klammern stehen die Kritiker, die jeweils die freundlichste Wertung abgegeben haben.
18.49 Uhr
Eine anstrengende "Das weiße Band"-Pressekonferenz, in der fast immer alles auf Deutsch, Französisch und Englisch gesagt werden musste. Sie passt dennoch zu Tobias Kniebes "Inglourious Basterds"-Text, wo er schreibt: "Und im mindestens viersprachig perfekten Judenjäger Landa schließlich, einem 'linguistischen Genie' (Tarantino), verdichtet sich diese Idee noch mehr. Er lullt seine Opfer mit einer Konversation ein, die fast wie eine Art Hypnose funktioniert. Was sie aber sehen, wenn sie diesem Mephisto schließlich direkt ins Schlangenauge blicken? Es könnte durchaus eine reine Idee sein - die Idee des Bösen an sich." Haneke treibt den Leiter der Pressekonferenz in den Wahnsinn, spaßeshalber bietet dieser dem Österreicher das Abziehen seiner Haut an, wenn er das nicht alles übersetzen müsste. Und man erfährt, dass Peter Brunette, Kritiker des Hollywood Reporter, ein Buch über Michael Haneke fertiggeschrieben hat, was ihn aber nicht vor den Spitzen des Meisters bewahrt.
12.35 Uhr
Noch drei Tage Programm. Erste Reaktionen zu "Das weiße Band". Kritikerdarling bleibt "Un prophète". Genügend Anwärter auf die Schauspielerpreise gibt es auch. Christoph Waltz ("Inglourious Basterds") ist da der neue heiße Scheiß. Offen bleibt, wie die Jury wohl "Antichrist" einschätzen wird, ob Gaspar Noès "Enter the Void" den Erwartungen gerecht wird und wie die letzten Filme aufgenommen werden. Die letzten Länder: Frankreich, Palästina, Taiwan, Spanien.
0.25 Uhr
Meinen Frieden mit "Inglourious Basterds" insoweit gemacht, dass ich Todd McCarthy (Variety) auf Knien danke, dass er zu den Befürwortern gehört. Wenn mir eine englischsprachige Meinung wichtig war, dann diese. Die Cannes-Premiere wurde kein absoluter Supergau, so wie es mein Bauchgefühl ankündigte, wenn auch die Gelegenheit von einigen nicht ungenutzt blieb, mit Harvey Weinstein und Tarantino abzurechnen, nachdem sie es sich bei "Death Proof" nicht rechtzeitig getraut hatten. Freue mich jetzt auf die hoffentlich noch zahlreich folgenden Interviews der Crew. Was ich schon mal spannend fand: In der großen, hitzigen Pressekonferenz erzählte Melanie Laurent, dass ihr Tarantino viele Danielle Darrieux-Filme zeigte und Diane Kruger, dass sie ihre Filmdiva unter anderem an Hildegard Knef angelehnt hat. Tarantino dachte bei Bridget von Hammersmarck hauptsächlich an die gebürtige Budapesterin Ilona Massey ("Invisible Agent", "Frankenstein Meets the Wolfman").
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Mittwoch, 20. Mai 2009

schwanenmeister, 09:27h
14.30 Uhr
Also ich klinke mich aus. Will das gar nicht alles lesen und hören. Latino Review hat erste Videos online, kleine Szenen. Die Screen Daily-Kritik klingt mies. Ich habe das Drehbuch nicht gelesen, lasse mir auf der Zielgeraden nicht den Spaß verderben. Auf Todd McCarthys Duftmarke warte ich noch. Dann reicht's fürs erste.
12.49 Uhr
Kirk Honeycutts Video Review gesehen. Er spricht von einer Enttäuschung: Die Dialoge wären für Tarantino-Verhältnisse kindisch, die Figuren zu flach, und historisch betrachtet sei diese Fiktion fragwürdig.
11.56 Uhr
Peter Sciretta von Slashfilm ist der Wahnsinn. Jede Minute des Tages giert er nach Informationen und Spekulationen, die er als Content für seine Seite ausborgen kann. Würde gerne die IB-Pressekonferenz hören. Sogar Mike Myers soll da sein. Riecht alles sehr faul. Hoffentlich ist der Film besser, als seine ersten Reaktionen ehrlich waren.
11.41 Uhr
Erste Twitter-Reaktionen, die irgendwie komisch klingen:
"Inglourious Basterds was frickin' awesome! This is the WW2 movie we've all been waiting to see!! Lots of talking scenes, but still great!" (FirstShowing)
"Inglourious Basterds is over... Total Film are split. Sam is a Basterd, Jon isn't. Full story and debate up on the site soon." (Total Film)
"Glorious Basterds, as it turns out... very, very good, subverting expectations at every corner. Should make Michael Fassbender a star." (Empire)
7.23 Uhr
"Dieser Kritiker jedenfalls kann nicht aufhören, an 'The Brown Bunny' zu denken – und wird eines Tages vielleicht gestehen müssen, dass er ihn liebt", schrieb Tobias Kniebe vom Cannes-Filmfestival 2003. Seitdem hat er den Ruf weg, gerne den würdevollen Verteidiger verschmähter Skandalfilme zu geben. Und wie auf Zuruf handelt dieses Jahr sein zweiter Artikel von Lars von Triers "Antichrist" (Er mag ihn natürlich).
--
Eine nette, schnelle Übersicht, wie die Wettbewerbsfilme bei einigen Kritikern (darunter Jan Schulz-Ojala & Scott Foundas) ankamen, gibt es bei Screen Daily. Der dänische Filmkritiker Bo Green Jensen (Weekendavisen Berlingske) beglückt "Antichrist" mit der Höchstwertung - das nenne ich Lokalpatriotismus. Überraschend dabei ist die graue Eminenz Michel Ciment (Positif): Weniger überraschend dagegen sind seine besten Wertungen für "Bright Star" und "Un prophète".
Also ich klinke mich aus. Will das gar nicht alles lesen und hören. Latino Review hat erste Videos online, kleine Szenen. Die Screen Daily-Kritik klingt mies. Ich habe das Drehbuch nicht gelesen, lasse mir auf der Zielgeraden nicht den Spaß verderben. Auf Todd McCarthys Duftmarke warte ich noch. Dann reicht's fürs erste.
12.49 Uhr
Kirk Honeycutts Video Review gesehen. Er spricht von einer Enttäuschung: Die Dialoge wären für Tarantino-Verhältnisse kindisch, die Figuren zu flach, und historisch betrachtet sei diese Fiktion fragwürdig.
11.56 Uhr
Peter Sciretta von Slashfilm ist der Wahnsinn. Jede Minute des Tages giert er nach Informationen und Spekulationen, die er als Content für seine Seite ausborgen kann. Würde gerne die IB-Pressekonferenz hören. Sogar Mike Myers soll da sein. Riecht alles sehr faul. Hoffentlich ist der Film besser, als seine ersten Reaktionen ehrlich waren.
11.41 Uhr
Erste Twitter-Reaktionen, die irgendwie komisch klingen:
"Inglourious Basterds was frickin' awesome! This is the WW2 movie we've all been waiting to see!! Lots of talking scenes, but still great!" (FirstShowing)
"Inglourious Basterds is over... Total Film are split. Sam is a Basterd, Jon isn't. Full story and debate up on the site soon." (Total Film)
"Glorious Basterds, as it turns out... very, very good, subverting expectations at every corner. Should make Michael Fassbender a star." (Empire)
7.23 Uhr
"Dieser Kritiker jedenfalls kann nicht aufhören, an 'The Brown Bunny' zu denken – und wird eines Tages vielleicht gestehen müssen, dass er ihn liebt", schrieb Tobias Kniebe vom Cannes-Filmfestival 2003. Seitdem hat er den Ruf weg, gerne den würdevollen Verteidiger verschmähter Skandalfilme zu geben. Und wie auf Zuruf handelt dieses Jahr sein zweiter Artikel von Lars von Triers "Antichrist" (Er mag ihn natürlich).
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Eine nette, schnelle Übersicht, wie die Wettbewerbsfilme bei einigen Kritikern (darunter Jan Schulz-Ojala & Scott Foundas) ankamen, gibt es bei Screen Daily. Der dänische Filmkritiker Bo Green Jensen (Weekendavisen Berlingske) beglückt "Antichrist" mit der Höchstwertung - das nenne ich Lokalpatriotismus. Überraschend dabei ist die graue Eminenz Michel Ciment (Positif): Weniger überraschend dagegen sind seine besten Wertungen für "Bright Star" und "Un prophète".
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Dienstag, 19. Mai 2009

schwanenmeister, 16:14h
20.22 Uhr
Es braut sich zusammen: Total Film zählt im Twitter-Account die Minuten bis zur morgigen Premiere. Daniel Brühl erschrak, als er sein Konterfei nicht neben Brad Pitt, Diane Kruger und Melanie Laurent auf den riesigen Poster der Croisette entdecken konnte. Er dachte, seine Hauptrolle wäre vielleicht komplett rausgeschnitten worden. Tarantino konnte ihn noch mehr oder weniger beruhigen. Und Angst ist ein gutes Stichwort, weil scheinbar niemand außer Tarantino den Film bisher sehen durfte. Es droht der absolute Supergau: Meisterwerk oder Totalverriss. Aber worauf man sich verlassen kann: Die Presse wird davon in allen Einzelheiten berichten. Um 8.30 Uhr starten die Vorführungen, einige Minuten danach werden bereits die Ersten aus dem Palais heraus in die Welt twittern. Variety, Screen Daily und Hollywood Reporter werden sich um die ersten offiziellen Kritiken kloppen, die windigen Briten werden versuchen ein Wort mitzusprechen. Und im Gegensatz zum gewöhnlichen Festivalalltag werden - da bin ich mir sicher - auch die deutschen Medien einmal recht fix sein. Wenn's einen Skandal gibt, wird schnell gekrochen, siehe Lars von Triers "Antichrist". Schließlich geht es dann um die Lieblingsthemen der Nation, nämlich Hitler & Co.
15.47 Uhr
Die "Taking Woodstock"-Pressekonferenz nachgeholt. Auch nicht schlecht. Sogar so sympathisch, dass es mir fast ein bisschen leid tut, einfach mit auf den negativen Buzz-Zug aufgesprungen zu sein. Allgemein gilt für mich: Die Pressekonferenzen müssen auf Englisch sein. Simultandolmetscher killen ansonsten jeglichen Humor.
--
Oder die Pressekonferenz zu "Looking for Eric": Diese Interviewsessions machen mehr Spaß auf die Filme, als dass das die Trailer jemals könnten. Zu viele Fragen für Eric Cantona, aber dafür wundervoll leidenschaftliche Antworten des Drehbuchschreibers zum Thema Fußball.
14.03 Uhr
Die jetzt schon unterhaltsamste Pressekonferenz des gesamten Festivals hat natürlich Lars von Trier hingelegt. Das schreibe ich trotz Superlativ-Phobie und obwohl ich in nur wenige Pressekonferenzen reingeschaut habe. Vom Schlapphut tragenden, selbst ernannten besten Regisseur der Welt erfährt man wenig, zumindest dass Anders Thomas Jensen am Entwurf des Films beteiligt war und dass von Trier sehr witzig sein kann, wenn man ihn in die Enge treiben will. Und man bekommt Lust auf die möglicherweise vielen anderen einprägsamen Pressekonferenzen in der Festivalgeschichte: Fassbinder in irgendeiner Form würde ich jetzt gerne schauen. Teilweise bietet das Archiv der offiziellen Seite auch Ausschnitte, nur meistens zu Filmen, wo sie einen nicht interessieren.
--
Tom Tykwer heißt nun offiziell Tom Twyker. Und er ist auch nicht mehr deutscher Regisseur, sondern 'German Dialogue Translator', wenn man nach den Credits des inzwischen auch englischsprachig erschienen Press Kit zu "Inglourious Basterds" gehen darf.
--
Merke: Mehr Filme mit Charlotte Gainsbourg schauen!
Es braut sich zusammen: Total Film zählt im Twitter-Account die Minuten bis zur morgigen Premiere. Daniel Brühl erschrak, als er sein Konterfei nicht neben Brad Pitt, Diane Kruger und Melanie Laurent auf den riesigen Poster der Croisette entdecken konnte. Er dachte, seine Hauptrolle wäre vielleicht komplett rausgeschnitten worden. Tarantino konnte ihn noch mehr oder weniger beruhigen. Und Angst ist ein gutes Stichwort, weil scheinbar niemand außer Tarantino den Film bisher sehen durfte. Es droht der absolute Supergau: Meisterwerk oder Totalverriss. Aber worauf man sich verlassen kann: Die Presse wird davon in allen Einzelheiten berichten. Um 8.30 Uhr starten die Vorführungen, einige Minuten danach werden bereits die Ersten aus dem Palais heraus in die Welt twittern. Variety, Screen Daily und Hollywood Reporter werden sich um die ersten offiziellen Kritiken kloppen, die windigen Briten werden versuchen ein Wort mitzusprechen. Und im Gegensatz zum gewöhnlichen Festivalalltag werden - da bin ich mir sicher - auch die deutschen Medien einmal recht fix sein. Wenn's einen Skandal gibt, wird schnell gekrochen, siehe Lars von Triers "Antichrist". Schließlich geht es dann um die Lieblingsthemen der Nation, nämlich Hitler & Co.
15.47 Uhr
Die "Taking Woodstock"-Pressekonferenz nachgeholt. Auch nicht schlecht. Sogar so sympathisch, dass es mir fast ein bisschen leid tut, einfach mit auf den negativen Buzz-Zug aufgesprungen zu sein. Allgemein gilt für mich: Die Pressekonferenzen müssen auf Englisch sein. Simultandolmetscher killen ansonsten jeglichen Humor.
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Oder die Pressekonferenz zu "Looking for Eric": Diese Interviewsessions machen mehr Spaß auf die Filme, als dass das die Trailer jemals könnten. Zu viele Fragen für Eric Cantona, aber dafür wundervoll leidenschaftliche Antworten des Drehbuchschreibers zum Thema Fußball.
14.03 Uhr
Die jetzt schon unterhaltsamste Pressekonferenz des gesamten Festivals hat natürlich Lars von Trier hingelegt. Das schreibe ich trotz Superlativ-Phobie und obwohl ich in nur wenige Pressekonferenzen reingeschaut habe. Vom Schlapphut tragenden, selbst ernannten besten Regisseur der Welt erfährt man wenig, zumindest dass Anders Thomas Jensen am Entwurf des Films beteiligt war und dass von Trier sehr witzig sein kann, wenn man ihn in die Enge treiben will. Und man bekommt Lust auf die möglicherweise vielen anderen einprägsamen Pressekonferenzen in der Festivalgeschichte: Fassbinder in irgendeiner Form würde ich jetzt gerne schauen. Teilweise bietet das Archiv der offiziellen Seite auch Ausschnitte, nur meistens zu Filmen, wo sie einen nicht interessieren.
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Tom Tykwer heißt nun offiziell Tom Twyker. Und er ist auch nicht mehr deutscher Regisseur, sondern 'German Dialogue Translator', wenn man nach den Credits des inzwischen auch englischsprachig erschienen Press Kit zu "Inglourious Basterds" gehen darf.
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Merke: Mehr Filme mit Charlotte Gainsbourg schauen!
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