Samstag, 12. September 2009
Venedig-Preise und Fazit
schwanenmeister, 22:09h
- Golden Lion for Best Film: Lebanon by Samuel MAOZ (Israel, France, Germany)
- Silver Lion for Best Director to: Shirin NESHAT for the film Zanan Bedone Mardan (Women Without Men) (Germany, Austria, France)
- Special Jury Prize to: Soul Kitchen by Fatih AKIN (Germany)
- Coppa Volpi for Best Actor: Colin FIRTH in the film A Single Man by Tom FORD (USA)
- Coppa Volpi for Best Actress: Ksenia RAPPOPORT in the film La doppia ora by Giuseppe CAPOTONDI (Italy)
- Marcello Mastroianni Award for Best Young Actor or Actress: Jasmine TRINCAin the film Il grande sogno by Michele PLACIDO (Italy)
- Osella for Best Production Designer to: Sylvie OLIVÉfor the film Mr. Nobody by Jaco VAN DORMAEL (France)
- Osella for Best Screenplay to: Todd SOLONDZ for the film Life During Wartime by Todd SOLONDZ (USA)
Kein "The Road", kein Viggo Mortensen, kein Michael Moore, dafür Todd Solondz' Auszeichnung für das beste Drehbuch - und damit die Unterstreichung seines Comebacks - und der Schauspielpreis für Colin Firth. So wird zumindest das Fazit für die englischsprachige Presse lauten. Dieses Jahr geht definitiv kein Signal von Venedig für die Oscars aus. Dafür hat die Jury um Ang Lee mehr als deutlich gesorgt. Und dafür haben auch ausreichend amerikanische Produktionen in den letzten Jahren abgeräumt ("Brokeback Mountain", "The Wrestler").
Wenn man einen umfeierten Film der letzten Tage im offiziellen Preisregen vermisst hat, dann wohl Jessica Hausners "Lourdes", der zumindest von außerhalb den Preis der internationalen Filmkritik übergestülpt bekam. Claire Denis' "White Material" mit Isabelle Huppert wird auch noch der ein oder andere begeisterte Kritiker vermisst haben. Aber so ist es nun mal mit den internationalen Jurys - sie bleiben unberechenbar.
Der Goldene Löwe für den israelischen Film "Lebanon", den ein Kritiker plastischerweise als "Das Boot" in einem Panzer beschrieb, kam nicht ganz unerwartet. Die schönste Überraschung war der Spezialpreis für Fatih Akin, dessen Film "Soul Kitchen" im Wettbewerb am Donnerstag ratlos bis lauwarm aufgenommen und besprochen wurde. In Your Face! Und für Todd Solondz freut es mich auch ganz besonders. Was heißt da Comeback? Die Amis werden jetzt sicherlich nicht die Kinos stürmen. Vielleicht findet der Film so zumindest eher einen einheimischen Verleih. Auf jeden Fall ist es nach so vielen Jahren des Wankens ein mit Freude zur Kenntnis genommenes Lebenszeichen.
- Silver Lion for Best Director to: Shirin NESHAT for the film Zanan Bedone Mardan (Women Without Men) (Germany, Austria, France)
- Special Jury Prize to: Soul Kitchen by Fatih AKIN (Germany)
- Coppa Volpi for Best Actor: Colin FIRTH in the film A Single Man by Tom FORD (USA)
- Coppa Volpi for Best Actress: Ksenia RAPPOPORT in the film La doppia ora by Giuseppe CAPOTONDI (Italy)
- Marcello Mastroianni Award for Best Young Actor or Actress: Jasmine TRINCAin the film Il grande sogno by Michele PLACIDO (Italy)
- Osella for Best Production Designer to: Sylvie OLIVÉfor the film Mr. Nobody by Jaco VAN DORMAEL (France)
- Osella for Best Screenplay to: Todd SOLONDZ for the film Life During Wartime by Todd SOLONDZ (USA)
Kein "The Road", kein Viggo Mortensen, kein Michael Moore, dafür Todd Solondz' Auszeichnung für das beste Drehbuch - und damit die Unterstreichung seines Comebacks - und der Schauspielpreis für Colin Firth. So wird zumindest das Fazit für die englischsprachige Presse lauten. Dieses Jahr geht definitiv kein Signal von Venedig für die Oscars aus. Dafür hat die Jury um Ang Lee mehr als deutlich gesorgt. Und dafür haben auch ausreichend amerikanische Produktionen in den letzten Jahren abgeräumt ("Brokeback Mountain", "The Wrestler").
Wenn man einen umfeierten Film der letzten Tage im offiziellen Preisregen vermisst hat, dann wohl Jessica Hausners "Lourdes", der zumindest von außerhalb den Preis der internationalen Filmkritik übergestülpt bekam. Claire Denis' "White Material" mit Isabelle Huppert wird auch noch der ein oder andere begeisterte Kritiker vermisst haben. Aber so ist es nun mal mit den internationalen Jurys - sie bleiben unberechenbar.
Der Goldene Löwe für den israelischen Film "Lebanon", den ein Kritiker plastischerweise als "Das Boot" in einem Panzer beschrieb, kam nicht ganz unerwartet. Die schönste Überraschung war der Spezialpreis für Fatih Akin, dessen Film "Soul Kitchen" im Wettbewerb am Donnerstag ratlos bis lauwarm aufgenommen und besprochen wurde. In Your Face! Und für Todd Solondz freut es mich auch ganz besonders. Was heißt da Comeback? Die Amis werden jetzt sicherlich nicht die Kinos stürmen. Vielleicht findet der Film so zumindest eher einen einheimischen Verleih. Auf jeden Fall ist es nach so vielen Jahren des Wankens ein mit Freude zur Kenntnis genommenes Lebenszeichen.
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Donnerstag, 10. September 2009
Venedig-Ticker: 10. September
schwanenmeister, 00:46h
Der nächste Tag, 10.54 Uhr - "Soul Kitchen"
Wer hätte das gedacht: Die positivste Kritik zu Fatih Akins "Soul Kitchen" schreibt Derek Elley im Branchenblatt Variety: "Returning to his native Hamburg, Turkish-German filmmaker Fatih Akin rediscovers the verve of his early 'Short Sharp Shock,' tempered by a mature warmth, in 'Soul Kitchen.' Nicely cast ensembler, centered on a hopelessly disorganized eatery owner and peopled by a weird collection of lovable eccentrics, is pacey entertainment that hardly puts a foot wrong. This is not the fest-laureled Akin of weighty fare like 'Head-On' and 'The Edge of Heaven' -- more the one of 'Solino' with a grungy, down-to-earth Hamburg edge."
19.55 Uhr - "Soul Kitchen"
Die angelsächsischen Quellen streiken. Vielleicht sind sie wegen Geldknappheit auch bereits nach Toronto abgezogen ... also die deutsche Presse ... Cristina Nords Text in der taz, der - ja - wie ein Pressetext klingt und sich vollkommen einer Wertung entzieht. Da lob' ich mir die Welt. Die bespricht nicht nur plötzlich im Dunstkreis von "Inglourious Basterds" und im Gedenken an den Kriegsausbruch in Polen locker flockig Nazi-Propagandafilme, sie hat auch ein Händchen für den aktuellen deutschen Film. Das bedeutet, sie ist ihm wohlgesonnen. Einerseits feiert Filmkritiker Peter Zander "Soul Kitchen" als echten, fast zu leichten Genuss, andererseits fragt er aber fürchterlich selbstkritisch, was solch ein Film im Wettbewerb von Venedig zu suchen hat.
--
Halt, zumindest die Briten sind noch da. Lee Marshall von Screen International zuckte ganz kräftig mit den Schultern: "More feelgood than funny, Fatih Akin’s Hamburg-set food n’ soul music comedy is nevertheless a likeable, peppy between-projects divertissement for the German-Turkish director." Und Variety bleibt vorerst ohne Kritik, hat dafür ein paar nette Hintergrundinformationen aus der Pressekonferenz zu bieten.
14.28 Uhr - "Soul Kitchen"
Jetzt habe ich natürlich schon ein bisschen herumgelesen. Und am meisten fasziniert hat mich, nicht dass Hollywoodfilme oder Tarantino ausgeschlagen wurden, sondern dass Akin "Soul Kitchen" als Heimatfilm bezeichnet, ein Genre, das aktuell wieder heiß diskutiert wird und auch immer häufiger ins Kino zurückkommt. Außerdem spannend finde ich Akins Referenzpunkte "Absolute Giganten" und Hark Bohms 1970er-Kinderfilmklassiker "Nordsee ist Mordsee". Es hat einfach etwas frisches, wenn ein Filmemacher nicht Neorealismus, Nouvelle Vague oder gleich langweiligerweise Hollywood, sondern die deutsche Filmgeschichte als Inspiration nennt.
14.11 Uhr - "Soul Kitchen"
Den ersten hektischen Degenstich gegen "Soul Kitchen" führt Guy Lodge von InContention: "Fatih Akin’s candyfloss-light character comedy will come as a major shock to fans of the 36 year-old director’s solemn arthouse works 'Head-On' and 'The Edge of Heaven'." Immerhin ist ihm das noch drei von vier Sternen wert. Und ich würde ihn auch nicht zitieren, wenn er nicht die aller erste Meinung da draußen wäre. Da der Hollywood Reporter nur Amateure vor Ort hat, und Screen International so neutral wie nur möglich schreibt, warte ich hauptsächlich auf Variety, vielleicht die New York Times, um dann am Abend die deutschen Reaktionen eintrudeln zu sehen.
Vorschau - "Soul Kitchen"
Der Donnerstag wird ganz im Zeichen des einzigen deutschen Autorenfilmers von internationalem Rang stehen. Fatih Akin und seine Filme sind Rock 'n' Roll. Ich liebe "Kurz und schmerzlos" und "Gegen die Wand" sehr. Aber er ist eben auch ein Regisseur, der sich inszenieren kann, dem man gerne zuhört, weil er was zu erzählen hat, und das vor allem auf charmante Weise vermitteln kann. Filmfestivals, von der Berlinale bis zu Venedig, er hat sie alle gehabt. Und wäre sein letzter Film "Auf der anderen Seite" nur ein Jahr später eingereicht worden, wäre er inzwischen sogar oscarnominiert. Sein neuer Film heißt "Soul Kitchen", in dem viele alte Weggefährten Akins mitspielen sollen. Mehr weiß ich nicht, mehr will ich momentan noch nicht wissen. Ich will mich überraschen lassen, was da morgen kommen mag.
Wer hätte das gedacht: Die positivste Kritik zu Fatih Akins "Soul Kitchen" schreibt Derek Elley im Branchenblatt Variety: "Returning to his native Hamburg, Turkish-German filmmaker Fatih Akin rediscovers the verve of his early 'Short Sharp Shock,' tempered by a mature warmth, in 'Soul Kitchen.' Nicely cast ensembler, centered on a hopelessly disorganized eatery owner and peopled by a weird collection of lovable eccentrics, is pacey entertainment that hardly puts a foot wrong. This is not the fest-laureled Akin of weighty fare like 'Head-On' and 'The Edge of Heaven' -- more the one of 'Solino' with a grungy, down-to-earth Hamburg edge."
19.55 Uhr - "Soul Kitchen"
Die angelsächsischen Quellen streiken. Vielleicht sind sie wegen Geldknappheit auch bereits nach Toronto abgezogen ... also die deutsche Presse ... Cristina Nords Text in der taz, der - ja - wie ein Pressetext klingt und sich vollkommen einer Wertung entzieht. Da lob' ich mir die Welt. Die bespricht nicht nur plötzlich im Dunstkreis von "Inglourious Basterds" und im Gedenken an den Kriegsausbruch in Polen locker flockig Nazi-Propagandafilme, sie hat auch ein Händchen für den aktuellen deutschen Film. Das bedeutet, sie ist ihm wohlgesonnen. Einerseits feiert Filmkritiker Peter Zander "Soul Kitchen" als echten, fast zu leichten Genuss, andererseits fragt er aber fürchterlich selbstkritisch, was solch ein Film im Wettbewerb von Venedig zu suchen hat.
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Halt, zumindest die Briten sind noch da. Lee Marshall von Screen International zuckte ganz kräftig mit den Schultern: "More feelgood than funny, Fatih Akin’s Hamburg-set food n’ soul music comedy is nevertheless a likeable, peppy between-projects divertissement for the German-Turkish director." Und Variety bleibt vorerst ohne Kritik, hat dafür ein paar nette Hintergrundinformationen aus der Pressekonferenz zu bieten.
14.28 Uhr - "Soul Kitchen"
Jetzt habe ich natürlich schon ein bisschen herumgelesen. Und am meisten fasziniert hat mich, nicht dass Hollywoodfilme oder Tarantino ausgeschlagen wurden, sondern dass Akin "Soul Kitchen" als Heimatfilm bezeichnet, ein Genre, das aktuell wieder heiß diskutiert wird und auch immer häufiger ins Kino zurückkommt. Außerdem spannend finde ich Akins Referenzpunkte "Absolute Giganten" und Hark Bohms 1970er-Kinderfilmklassiker "Nordsee ist Mordsee". Es hat einfach etwas frisches, wenn ein Filmemacher nicht Neorealismus, Nouvelle Vague oder gleich langweiligerweise Hollywood, sondern die deutsche Filmgeschichte als Inspiration nennt.
14.11 Uhr - "Soul Kitchen"
Den ersten hektischen Degenstich gegen "Soul Kitchen" führt Guy Lodge von InContention: "Fatih Akin’s candyfloss-light character comedy will come as a major shock to fans of the 36 year-old director’s solemn arthouse works 'Head-On' and 'The Edge of Heaven'." Immerhin ist ihm das noch drei von vier Sternen wert. Und ich würde ihn auch nicht zitieren, wenn er nicht die aller erste Meinung da draußen wäre. Da der Hollywood Reporter nur Amateure vor Ort hat, und Screen International so neutral wie nur möglich schreibt, warte ich hauptsächlich auf Variety, vielleicht die New York Times, um dann am Abend die deutschen Reaktionen eintrudeln zu sehen.
Vorschau - "Soul Kitchen"
Der Donnerstag wird ganz im Zeichen des einzigen deutschen Autorenfilmers von internationalem Rang stehen. Fatih Akin und seine Filme sind Rock 'n' Roll. Ich liebe "Kurz und schmerzlos" und "Gegen die Wand" sehr. Aber er ist eben auch ein Regisseur, der sich inszenieren kann, dem man gerne zuhört, weil er was zu erzählen hat, und das vor allem auf charmante Weise vermitteln kann. Filmfestivals, von der Berlinale bis zu Venedig, er hat sie alle gehabt. Und wäre sein letzter Film "Auf der anderen Seite" nur ein Jahr später eingereicht worden, wäre er inzwischen sogar oscarnominiert. Sein neuer Film heißt "Soul Kitchen", in dem viele alte Weggefährten Akins mitspielen sollen. Mehr weiß ich nicht, mehr will ich momentan noch nicht wissen. Ich will mich überraschen lassen, was da morgen kommen mag.
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Dienstag, 8. September 2009
Venedig-Ticker: 8. September
schwanenmeister, 03:08h
15.34 Uhr
Damon Wise, auch gerne 'Damo' gerufen, konzentriert sich im Empire-Blog fast ausschließlich auf Venedig-Filme, in denen entweder Matt Damon oder George Clooney eine Hauptrolle spielen oder Englisch gesprochen wird. Entweder ein Armutszeugnis für seine Leserschaft oder für Wise' klägliche Beurteilung der selbigen.
15.06 Uhr - "Lebanon"
Der deutsche Filme-Experte von Variety, Derek Elley, hat keinen meisterhaften, aber zumindest einen sehr guten israelischen Film gesehen: "Visceral, torn-from-the-memory filmmaking that packs every punch except one to the heart, 'Lebanon' is the boldest and best of the recent mini-wave of Israeli pics ('Beaufort,' 'Waltz With Bashir') set during conflicts between the two countries." Auch hier gibt es Zustimmung von Screen International: "A technical tour de force for camera, production designer and editor, uniformly well acted and obsessively directed by a man who is obviously still fighting the demons of his past, this may not qualify as entertainment, in the usual sense of the word, but movies are not always supposed to be fun."
1.03 Uhr - "I Am Love"
Während sein Variety-Chef Todd McCarthy einen kurzen Abstecher nach Telluride, Colorado machte, war Jay Weissberg, seine linke Hand in Venedig, fleißig. Er entdeckte nämlich mit "I Am Love" von Luca Guadagnino den ersten lohnenswerten italienischen Beitrag: "In every sense, 'I Am Love' is a stunning achievement. Luca Guadagnino does more than expertly craft space; he exposes the world of a wealthy Milanese family with astonishing accuracy, recalling Visconti in his ability to analyze upper-class mores and make them feel vital." Und Weissberg meint weiter, dass das einer dieser Filme wäre, nachdem man sich an den Kopf packen und fragen würde, warum man das gesamte Werk dieses Talents noch nicht entdeckt hätte.
--
Einige Stunden später war Fionnuala Halligan von Screen International ähnlich begeistert: "An intriguing delight and so beautifully performed - particularly by lead Tilda Swinton - 'I Am Love' is a film of great formal elegance with much simmering underneath its patrician surface." Habe feststellen müssen, dass der umfeierte Film überhaupt nicht im Wettbewerb läuft. Schade.
Damon Wise, auch gerne 'Damo' gerufen, konzentriert sich im Empire-Blog fast ausschließlich auf Venedig-Filme, in denen entweder Matt Damon oder George Clooney eine Hauptrolle spielen oder Englisch gesprochen wird. Entweder ein Armutszeugnis für seine Leserschaft oder für Wise' klägliche Beurteilung der selbigen.
15.06 Uhr - "Lebanon"
Der deutsche Filme-Experte von Variety, Derek Elley, hat keinen meisterhaften, aber zumindest einen sehr guten israelischen Film gesehen: "Visceral, torn-from-the-memory filmmaking that packs every punch except one to the heart, 'Lebanon' is the boldest and best of the recent mini-wave of Israeli pics ('Beaufort,' 'Waltz With Bashir') set during conflicts between the two countries." Auch hier gibt es Zustimmung von Screen International: "A technical tour de force for camera, production designer and editor, uniformly well acted and obsessively directed by a man who is obviously still fighting the demons of his past, this may not qualify as entertainment, in the usual sense of the word, but movies are not always supposed to be fun."
1.03 Uhr - "I Am Love"
Während sein Variety-Chef Todd McCarthy einen kurzen Abstecher nach Telluride, Colorado machte, war Jay Weissberg, seine linke Hand in Venedig, fleißig. Er entdeckte nämlich mit "I Am Love" von Luca Guadagnino den ersten lohnenswerten italienischen Beitrag: "In every sense, 'I Am Love' is a stunning achievement. Luca Guadagnino does more than expertly craft space; he exposes the world of a wealthy Milanese family with astonishing accuracy, recalling Visconti in his ability to analyze upper-class mores and make them feel vital." Und Weissberg meint weiter, dass das einer dieser Filme wäre, nachdem man sich an den Kopf packen und fragen würde, warum man das gesamte Werk dieses Talents noch nicht entdeckt hätte.
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Einige Stunden später war Fionnuala Halligan von Screen International ähnlich begeistert: "An intriguing delight and so beautifully performed - particularly by lead Tilda Swinton - 'I Am Love' is a film of great formal elegance with much simmering underneath its patrician surface." Habe feststellen müssen, dass der umfeierte Film überhaupt nicht im Wettbewerb läuft. Schade.
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Sonntag, 6. September 2009
Venedig-Ticker: 6. September
schwanenmeister, 14:10h
22.12 Uhr - "White Material"
So, erste gewichtigere Meinung zu "White Material" eingetroffen, die erwartungsgemäß relativiert, aber auch recht euphorisch klingt. Jay Weissberg, Variety: "A powerful recognition of the continent’s tragic present that focuses on a white plantation owner desperate to hold on to her land, despite roving militias and child soldiers." Und Michael Althen schwärmt als jahrzehntelanger Denis-Fan rührend in der FAZ: "Die Faszination rührt daher, dass die Figuren nie um Aufmerksamkeit buhlen, sondern nur so viel preisgeben, wie man in die Begegnung mit ihnen zu investieren bereit ist. Durch ihre Welt bewegt man sich auf Augenhöhe, erst tastend, dann neugierig, bis man irgendwann gefangen ist."
13.06 Uhr - "White Material"
Very early buzz für Claire Denis' "White Material": Guy Lodge von InContention schreibt: "An unalloyed masterpiece that outstrips its seen Competition rivals by such a wide margin it’s almost a little embarrassing." Nun, die Seite habe ich nur durch Anne Thompsons Podcast entdeckt, und der Macher mag zum Beispiel "Inglourious Basterds" nicht, aber merke: Buzz von einer nicht vertrauenswürdigen Quelle ist immer noch besser als gar kein Buzz!
12.32 Uhr - "Capitalism: A Love Story"
Michael Moore is back und zwar mit einer ironischen Liebeserklärung an den Kapitalismus. Einst das enfant terrible der Dokuszene, umfeierter Oscar-Gewinner und Boxoffice-Abräumer, interessierten sich für seine gewitzte Abrechnung mit dem amerikanischen Gesundheitssystem, "Sicko", gar nicht mehr sonderlich viele Menschen. Dabei war das ein richtig guter Film. Und das soll auch sein Neuer, "Capitalism: A Love Story", sein, wenn man Leslie Felperin (Variety) Vertrauen schenken will, die von einem seiner besten Filme schreibt. Screen International-Chefkritiker Mike Goodridge ist eher halbbegeistert. Bei ihm klingt es recht unspannend und als ob sich Moore mehr oder weniger wiederholt. Zumindest eine leicht optimistische Note will Goodridge ausgemacht haben, die sich in Moores Film dank Obamas Wahlsieg eingeschmuggelt hat.
12.08 Uhr
Samstag war Stillstand in Venedig. Werner Herzog war mit gleich zwei Filmen im Wettbewerb vertreten. Sie entpuppten sich beide indes als nur interessant - irgendwo zwischen gescheitert und ansehenswert. Das war erwartet.
So, erste gewichtigere Meinung zu "White Material" eingetroffen, die erwartungsgemäß relativiert, aber auch recht euphorisch klingt. Jay Weissberg, Variety: "A powerful recognition of the continent’s tragic present that focuses on a white plantation owner desperate to hold on to her land, despite roving militias and child soldiers." Und Michael Althen schwärmt als jahrzehntelanger Denis-Fan rührend in der FAZ: "Die Faszination rührt daher, dass die Figuren nie um Aufmerksamkeit buhlen, sondern nur so viel preisgeben, wie man in die Begegnung mit ihnen zu investieren bereit ist. Durch ihre Welt bewegt man sich auf Augenhöhe, erst tastend, dann neugierig, bis man irgendwann gefangen ist."
13.06 Uhr - "White Material"
Very early buzz für Claire Denis' "White Material": Guy Lodge von InContention schreibt: "An unalloyed masterpiece that outstrips its seen Competition rivals by such a wide margin it’s almost a little embarrassing." Nun, die Seite habe ich nur durch Anne Thompsons Podcast entdeckt, und der Macher mag zum Beispiel "Inglourious Basterds" nicht, aber merke: Buzz von einer nicht vertrauenswürdigen Quelle ist immer noch besser als gar kein Buzz!
12.32 Uhr - "Capitalism: A Love Story"
Michael Moore is back und zwar mit einer ironischen Liebeserklärung an den Kapitalismus. Einst das enfant terrible der Dokuszene, umfeierter Oscar-Gewinner und Boxoffice-Abräumer, interessierten sich für seine gewitzte Abrechnung mit dem amerikanischen Gesundheitssystem, "Sicko", gar nicht mehr sonderlich viele Menschen. Dabei war das ein richtig guter Film. Und das soll auch sein Neuer, "Capitalism: A Love Story", sein, wenn man Leslie Felperin (Variety) Vertrauen schenken will, die von einem seiner besten Filme schreibt. Screen International-Chefkritiker Mike Goodridge ist eher halbbegeistert. Bei ihm klingt es recht unspannend und als ob sich Moore mehr oder weniger wiederholt. Zumindest eine leicht optimistische Note will Goodridge ausgemacht haben, die sich in Moores Film dank Obamas Wahlsieg eingeschmuggelt hat.
12.08 Uhr
Samstag war Stillstand in Venedig. Werner Herzog war mit gleich zwei Filmen im Wettbewerb vertreten. Sie entpuppten sich beide indes als nur interessant - irgendwo zwischen gescheitert und ansehenswert. Das war erwartet.
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Freitag, 4. September 2009
Venedig-Ticker: 4. September
schwanenmeister, 21:21h
23.18 Uhr - "I Travel Because I Have To, ..."
Varietys Jay Weissberg ist großer Fan von "I Travel Because I Have To, I Come Back Because I Love You" geworden. Für ihn ist dieser kleine brasilianische Film mit dem riesigen Titel ein sehr bewegendes, unprätentiöses Roadmovie in seiner reinsten Form.
19.45 Uhr - "Lourdes"
Jessica Hausners "Lourdes" hat Buzz. Zwar bisher nur aus der sprachlichen Heimat, aber mal abwarten. Zumindest war es bereits einer der Filme, der seine Verleihrechte europaweit richtig gut vor (!) dem Festival los wurde. Blickpunkt Film nannte den Film preiswürdig, ebenso die nette Süddeutsche-Journalistin, die ansonsten mehr Viggo Mortensen nachstellte. Der wurde übrigens von Welt-Kritiker Peter Zander mit Mads Mikkelsen verwechselt. Dafür aber hielt Zander "Lourdes" auch für das bisherige Highlight des Wettbewerbs (Wohl noch nicht den neuen Todd Solondz gesehen). Inzwischen ist ebenso Fionnuala Halligan im Screen International-Blog begeistert, was die erste englischsprachige Meinung wäre: "A memorably accomplished work - another strong art-house film for Venice and a definite item of commercial interest from the Coproduction Office." Sogar Derek Elley von Variety muss zugeben, dass der Film Qualitäten hat: "The real miracle of 'Lourdes' is how Hausner and her small key cast maintain interest in Christine's odyssey with almost nothing happening onscreen and minimal dialogue."
19.34 Uhr - "Was du nicht siehst"
"Was du nicht siehst", ein deutscher Film vom Österreicher Wolfgang Fischer, begeistert Variety-Kritiker Ronnie Scheib. Die Lichtblick Film-Produktion wäre ein beeindruckender psychologischer Thriller und erinnere an Francois Ozon und Michael Haneke. Klingt doch gut.
19.26 Uhr - Start
Ich habe nach den ersten zwei Tagen Venedig Filmfestival festgestellt, dass sich ein Ticker, wie ich ihn auch zum Cannes Filmfestival installiert hatte, lohnen würde. Wahrscheinlich wird er nicht so detailliert ausfallen, vielleicht lasse ich auch den ein oder anderen Festivaltag weg, aber aktuell passiert dort einfach so viel, dass es unlogisch wäre, nicht mehr zu schreiben.
--
Der Harry Knowles der professionellen Filmkritik, Empire-Arbeitsbiene Damon Wise, bloggt nun auch aus Venedig.
--
Genauso wie die deutsche Hoffnung Rüdiger Suchsland drüben bei Artechock bloggt. Man ist gespannt, welchen negativen Superlativ er dieses Jahr für den Wettbewerb aus dem Hut zaubern kann.
Varietys Jay Weissberg ist großer Fan von "I Travel Because I Have To, I Come Back Because I Love You" geworden. Für ihn ist dieser kleine brasilianische Film mit dem riesigen Titel ein sehr bewegendes, unprätentiöses Roadmovie in seiner reinsten Form.
19.45 Uhr - "Lourdes"
Jessica Hausners "Lourdes" hat Buzz. Zwar bisher nur aus der sprachlichen Heimat, aber mal abwarten. Zumindest war es bereits einer der Filme, der seine Verleihrechte europaweit richtig gut vor (!) dem Festival los wurde. Blickpunkt Film nannte den Film preiswürdig, ebenso die nette Süddeutsche-Journalistin, die ansonsten mehr Viggo Mortensen nachstellte. Der wurde übrigens von Welt-Kritiker Peter Zander mit Mads Mikkelsen verwechselt. Dafür aber hielt Zander "Lourdes" auch für das bisherige Highlight des Wettbewerbs (Wohl noch nicht den neuen Todd Solondz gesehen). Inzwischen ist ebenso Fionnuala Halligan im Screen International-Blog begeistert, was die erste englischsprachige Meinung wäre: "A memorably accomplished work - another strong art-house film for Venice and a definite item of commercial interest from the Coproduction Office." Sogar Derek Elley von Variety muss zugeben, dass der Film Qualitäten hat: "The real miracle of 'Lourdes' is how Hausner and her small key cast maintain interest in Christine's odyssey with almost nothing happening onscreen and minimal dialogue."
19.34 Uhr - "Was du nicht siehst"
"Was du nicht siehst", ein deutscher Film vom Österreicher Wolfgang Fischer, begeistert Variety-Kritiker Ronnie Scheib. Die Lichtblick Film-Produktion wäre ein beeindruckender psychologischer Thriller und erinnere an Francois Ozon und Michael Haneke. Klingt doch gut.
19.26 Uhr - Start
Ich habe nach den ersten zwei Tagen Venedig Filmfestival festgestellt, dass sich ein Ticker, wie ich ihn auch zum Cannes Filmfestival installiert hatte, lohnen würde. Wahrscheinlich wird er nicht so detailliert ausfallen, vielleicht lasse ich auch den ein oder anderen Festivaltag weg, aber aktuell passiert dort einfach so viel, dass es unlogisch wäre, nicht mehr zu schreiben.
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Der Harry Knowles der professionellen Filmkritik, Empire-Arbeitsbiene Damon Wise, bloggt nun auch aus Venedig.
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Genauso wie die deutsche Hoffnung Rüdiger Suchsland drüben bei Artechock bloggt. Man ist gespannt, welchen negativen Superlativ er dieses Jahr für den Wettbewerb aus dem Hut zaubern kann.
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Freitag, 4. September 2009
Todd Solondz' Comeback - "Life During Wartime" soll sein bester Film sein
schwanenmeister, 00:18h
Man könnte wohl auf Anhieb keinen größeren Fan von Todd Solondz' Frühwerk finden als meine Wenigkeit: Ich habe "Willkommen im Tollhaus" und "Happiness" geliebt - Filme, die weit über das normal Erträgliche hinausgegangen sind. Mutige, schwierige, aber auch verdammt lohnenswerte Filme. Dann sah man sich "Storytelling" an und mochte ihn. "Palindromes" merkte man sich noch vor, sah man aber schon nicht mehr. Und jetzt scheint er im Wettbewerb von Venedig wie Phoenix aus der Asche wieder auferstanden zu sein. Jedenfalls wenn man Variety-Chefkritiker Todd McCarthy glauben schenken mag, was ich so lange mache, bis er mich zumindest einmal enttäuscht. "Life During Wartime" erzählt die Biografien der strauchelnden "Happiness"-Figuren nach zehn Jahren Pause weiter. Das Konzept erinnert an "Before Sunrise/Sunset", und da hatte es bereits sehr gut funktioniert. Kein Wunder also, dass Solondz auch zum Telluride Festival eingeladen wurde, dessen Programm dieses Mal ansonsten überraschungsarm blieb und wohl eine schwache Cannes-Kopie plus Margarete von Trotta wird. Ein noch weit entfernter Traum: Todd Solondz bei den Oscars!
Link: - Variety
Link: - Variety
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Streicht "The Road" von der Oscarliste, Todd McCarthy war in Metzellaune
schwanenmeister, 18:39h
Das fängt gut an: Erst schlechten Buzz für "Baaria" verbreiten und dann John Hillcoats Cormac McCarthy-Adaption verreißen. Besonders fein ist das ja nicht, liebe Variety. Wenn es aber der Branchenpapst Todd McCarthy formuliert, darf man es zumindest nicht unbeachtet lassen. Selbst das Wortspiel von der Straße ins Nirgendwo würde ich ihm nicht ankreiden wollen. Er fand den Film in allen Belangen enttäuschend, was ich persönlich sehr schade finde, weil Hillcoats "The Proposition" ein so ausgezeichneter Aussie-Western war.
Link: - Variety
Link: - Variety
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Mittwoch, 2. September 2009
Venedig-Eröffnungsfilm "Baaria" von angelsächsischer Presse geschlachtet
schwanenmeister, 23:57h
Das könnte man zumindest glauben, wenn man nur Jay Weissbergs Variety-Kritik zu Giuseppe Tornatores mit Stars gespicktem Sizilien-Epos "Baaria" gelesen hätte. Für ihn vereint der Film die schlechtesten Eigenschaften des aktuellen italienischen Kinos: Es wäre schwülstig bis zum Erbrechen und schaffe es zwar tausende Statisten zu bewegen, aber keine Szene oder einen einzigen Charakter vernünftig zu entwickeln. Natasha Senjanovic vom Hollywood Reporter ist da deutlich gnädiger. Für sie ist Tornatores Sentimentalität die Grundlage für eine bewegende, persönliche und sehr nostalgische Würdigung seiner Heimatstadt und der eigenen Familie. Der wie immer schrecklich neutrale Screen International-Text ist zumindest bereit zuzugeben, dass solche Filme heute fast nicht mehr gemacht werden. Ob er damit unter anderem die Laufzeit von 163 Minuten meint, bleibt unklar.
Links: - Variety, - THR, - SI
Links: - Variety, - THR, - SI
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Donnerstag, 13. August 2009
Venedig Filmfestival '09 - Die Kandidaten
schwanenmeister, 02:13h
Vom 2. bis zum 12. September findet am Lido das zweitwichtigste Film-Festival der Welt statt. Und das italienische Kino ist auf dem Vormarsch ("Il Divo", "Gomorrah"), zumindest was die Preise auf internationalen Festivals betrifft. Und auch das asiatische Kino blüht im Wettbewerb, wie auch in den Nebensektionen. Als arroganter Nichts-Wisser muss ich mich dagegen auf altbewährte Namen und den Lokal-patriotismus verlassen. Ich werde die Daumen für Fatih Akins "Soul Kitchen" drücken und mich weiter über Werner Herzogs "Bad-Lieutenant"-Projekt wundern. Ich werde den Amerikanern auf die Finger schauen, werde besonders gespannt sein auf die Premieren von George Romeros "Survival of the Dead", John Hillcoats "The Road" und Todd Solondz' "Life During Wartime". Wie wird Joe Dantes Comeback mit "The Hole", wie der dänische Wikingerfilm "Valhalla Rising" mit Mads Mikkelsen werden? Ebenso auf meiner To-Watch-Liste: "Lourdes", "Baaria", "Tetsuo: The Bullet Man", "The Informant", "Repo Chick" und der neue Fruit Chan.
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Donnerstag, 9. Juli 2009
Venedig '09: Wettbewerbs-Spekulationen
schwanenmeister, 15:36h
Der gelegentliche FAZ-Filmkritiker Rüdiger Suchsland schrieb letztes Jahr im Artechock-Tagebuch vom angeblich schwächsten Wettbewerb seit mindestens zehn Jahren. Nun ja, ich glaube, ein Wettbewerb mit Filmen wie "The Wrestler", "Ponyo On the Cliff By the Sea", "Jerichow", "Rachel Getting Married" und "The Hurt Locker" kann nicht ganz schlecht gewesen sein. In Cannes tummelten sich, wenn man gnädig sein will, höchstens zwei Hollywoodproduktionen im offiziellen Wettbewerb. In Venedig ist das seit Jahren anders. Programmdirektor Marco Müller nimmt so viele amerikanische Produktionen, wie er kriegen kann. Cannes hat das nicht unbedingt nötig als Festival Nummer eins, auch wenn amerikanischer Glamour einem A-Festival immer gut zu Gesicht steht. Venedig braucht, will und kriegt Hollywood, auch im viel größeren und erfolgreicheren Maße als etwa die Berlinale. Von hier aus startete schon so manche Oscarkampagne, auch da das Festival taktisch recht günstig vor der eigentlichen Oscar-Startrampe Toronto gelegen ist. Das Venedig-Filmfestival läuft vom 2. bis zum 12. September.
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