Mittwoch, 30. August 2017
Venedig-Ticker 2017

Alexander Paynes Film "Downsizing" mit Matt Damon und Christoph Waltz

Neben Cannes und der Berlinale zählt das Festival von Venedig zu den bedeutendsten Festivals der Welt. Absteigend aufgelistet finden sich hier deshalb die Venedig-Filme 2017 aus allen Wettbewerben, die mich persönlich am meisten interessieren. Die eigene Vorfreude wie auch das Kritiker-Feedback vor Ort sorgen für die Abstufungen, die ich mit Sternen von fünf bis zwei kenntlich mache. Der Ticker wird täglich upgedatet. Das Festival läuft vom 30. August bis zum 9. September.

NEU: Fredrick-Wiseman-Doku "Ex Libris", israelischer Löwenfavorit „Foxtrot“, Guillermo del Toros Monsterfilm "The Shape of Water"

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★★★★★

"The Shape of Water" (Guillermo del Toro)
Deutscher Kinostart: 15.02.2018

[Wettbewerb] - Venedig-Festivalchef Alberto Barbera sagte gegenüber dem Branchenblatt Screen Daily, "The Shape of Water" sei der beste del-Toro-Film, den er seit "Pan's Labyrinth" gedreht habe. Der Film erzählt in den 1960er-Jahren von einer Liebesgeschichte zwischen einer stummen Reinigungskraft (Sally Hawkins) und einer fremdartigen Wasserkreatur (Doug Jones), die vom US-Militär festgehalten wird. Die Amerikaner hoffen, das Geschöpf als Waffe im Kalten Krieg einsetzen zu können. Es ist das erste Mal seit "Pan's Labyrinth" der Fall, dass del Toro wieder in den Wettbewerb eines A-Festivals eingeladen wurde.

Der überhaupt nicht leicht zu begeisternde Herausgeber des britischen Filmmagazins Sight & Sound, Nick James, ist ein bisschen aus dem Häuschen: Demnach beginnt der neue del-Toro-Film wie Jean-Pierre Jeunets "Delicatessen", wandelt sich dann aber zu klassischem Hollywoodkino und schafft das auf seine ganz eigene geniale Art. Der Boston Globe-Kritiker Ty Burr twittert, del Toro habe den Monsterfilm mit der Romantik und Seele des Musicalgenres angereichert: „Ein reiner und schwelgerischer Filmgenuss“, lautet sein Fazit.

Für Stephanie Zacharek vom Time Magazine ist "The Shape of Water" der schönste Liebesbrief, den sich ein Filmmonster je erträumen könnte. TimeOut-Chef Dave Calhoun twittert, der Film sei auf eine herrliche Weise exzentrisch und fantasievoll. Der selten in Wallung geratene Kritikerpapst Michel Ciment, der Herausgeber des französischen Filmmagazins Positif ist, zückt die Höchstwertung.

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★★★★½

"Downsizing" (Alexander Payne)
Deutscher Kinostart: 18.01.2018

[Wettbewerb] - Der amerikanische Regisseur Alexander Payne ("About Schmidt", "Election"), der sich vier Jahre seit seinem letzten Film Zeit genommen hat, eröffnet mit der Science-Fiction-Satire "Downsizing" das Festival von Venedig. Der Film mit Matt Damon, Kristen Wiig und Christoph Waltz über Menschen, die wegen der Überbevölkerung geschrumpft werden und fortan in Miniaturstädten leben dürfen, ist gleichzeitig der offizielle Startschuss für das Oscar-Rennen 2018. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, müsste sich "Downsizing" direkt in die Führungsgruppe um "Dünkirchen" und "Call Me by Your Name" einreihen.

Variety-Chefkritiker Owen Gleiberman schwärmt von "Downsizing" in den höchsten Tönen und bezeichnet ihn als "Live-Action-Pixar-Film auf Acid". Ein anderer schöner Vergleich von Gleiberman ist, dass "Downsizing" wie der Hollywood-Kinderklassiker "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft" sei, aber gedreht von einem scharfzüngigen und todernst dreinschauenden Sozialstatiriker. John Bleasdale von CineVue bescheiningt Payne sogar Kaufmaneske Qualitäten. Der Guardian-Kritiker Xan Brooks twittert von einem "liebevollen und wilden Film-Giganten", in dem vor allem Matt Damon und Christoph Waltz mit ihren Schauspielleistungen glänzen können.

Total Film-Kritiker James Mottram nennt den Film "brutalwitzig und nachdenklich stimmend". Mein englischsprachiger Lieblingskritiker im Festivalzirkus, Lee Marshall, sagt auf Twitter, "Downsizing" sei zwar deliziös, aber auch mit Fehlern behaftet. Die graue Eminenz vom Hollywood Reporter, Todd McCarthy, behauptet dagegen, dass es sich um Paynes bis dato besten Film handelt. Auch Peter Travers vom Rolling Stone spricht von einem "visionären Meisterwerk".

Der Auteur Alexander Payne ist ein amerikanisches Nationalheiligtum. Mit zwei Filmen am Anfang seiner Karriere hatte er sich diesen Ruf bereits zurecht verdient gehabt: "Election" und "About Schmidt" sind schwarze, geschliffen scharfe Satiren über das Leben. Sie sind so genau beobachtet, geschrieben und gespielt, so dass sie mindestens zu den besten Komödien der vergangenen 20 Jahre zählen. Und selbst Paynes schwächere Werke wie sein Debütfilm "Citizen Ruth" oder "The Descendants" mit George Clooney sind originell und erfrischend genug in ihrer Herangehensweise an schwierige Themen wie Abtreibung oder Sterben, um im Gedächtnis zu bleiben.

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★★★★

"Zama" (Lucrecia Martel)

[Out of Competition] Neun Jahre ist der letzte Film ("The Headless Woman") der umfeierten Lucrecia Martel her. Jetzt scheint sie mit "Zama" selbst für abgehärtete Cineasten eine echte Herausforderung darzustellen: Guardian-Kritiker Xan Brooks nennt den Film der Argentinierin ein "fremdartiges, sinnliches Wunder" und vergibt die Höchstwertung. Guy Lodge von Variety hat einen "herausfordernden, formal begeisternden Kolonial-Alptraum" gesehen. Es geht um eine spanische Kolonie im 18. Jahrhundert an der Küste Paraguays.

"Ex Libris: New York Public Library" (Frederick Wiseman)

[Wettbewerb] Ein Dokumentation über die öffentliche New Yorker Bücherei von dem Bostoner Festivaldarling Frederick Wiseman ("National Gallery", "At Berkeley"). Robbie Collin vom Daily Telegraph ist begeistert: "Eine geniale Abhandlung über Wissen als universelles Menschenrecht und auch eine heimliche Symphonie New Yorks." Dave Calhoun von TimeOut stimmt in die Hymne mit ein. "Ex Libris" laufe über vor Liebe für Wissen, Bücher, Gespräche und Debatten.

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★★★

"Foxtrot" (Samuel Maoz)

[Wettbewerb] Der Regisseur Samuel Moaz gewann im Jahr 2009 den Goldenen Löwen von Venedig für seinen klaustrophobischen Panzerfilm „Lebanon“. „Foxtrot“ ist erst der zweite Film des Israelis, aber schon wieder ist er im Rennen um den höchsten Preis der Mostra ganz vorne mit dabei. „Foxtrot“ übt scharfe Kritik am israelischen Militär, das in den Augen des Films seine junge Bevölkerung für die eigene politische Agenda verheizt. Moaz erzählt in einer kompliziert dreiteiligen Handlung vom Tod eines jungen israelischen Soldaten und was dieses Schicksal für die Hinterbliebenen bedeutet. „Preisverdächtiges Kino auf einem furchtlosen Level“, findet der Variety-Kritiker Jay Weissberg.

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Mittwoch, 27. August 2014
Venedig-Ticker 2014

Liebling in Nebenreihe verbannt © Sophie Dulac
Der so genannte Buzz, der regelmäßig in Venedig generiert wird, ist mit Vorsicht zu genießen. Die meisten amerikanischen Kritiker können sich pro Jahr nicht zwei Europa-Reisen leisten. Und so ist man vornehmlich auf die britischen Filmkritiker angewiesen, die im Gegensatz zu den auch immer zahlreichen deutschen Kritikern deutlich schneller und zielsicherer schießen. Aber gerade weil wir uns zum jetzigen Zeitpunkt im Auge des entstehenden Oscar-Tornados befinden, neigen einige der Anwesenden zu überspitzten Werturteilen. Zum einen liegt das an der Exklusivität der eigenen Meinung zu den heißesten Filmen der Saison. Zum anderen an der Möglichkeit, zumindest eine gute Woche lang im Oscar-Spiel die ersten Duftnoten zu setzen, bevor die Festivals in Telluride und Toronto den Rest der Welt einweihen werden.

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Most-Wanted 2014:

01. Ich seh Ich seh - Severin Fiala & Veronika Franz
02. Métamorphoses - Christophe Honoré
03. A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence - Andersson
04. Birdman - Alejandro González Iñárritu
05. The Look of Silence - Joshua Oppenheimer

Kommentar: Gefühlt der schwächste Wettbewerb seit langer, langer Zeit. Ich habe gerade mal eine Top-5 zusammen bekommen.

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★★★★½

"Ich seh Ich seh" (Severin Fiala & Veronika Franz): "A wicked little chiller full of foreboding and malevolent twists. It has cult potential stamped all over it." (David Rooney, THR) "Franz und Fiala drehen mit dieser garstigen Kollaboration Mutterliebe, kindliches Urvertrauen und die menschliche Sehnsucht nach Geborgenheit durch den Fleischwolf, dass die Knochen splittern." (Dietmar Dath, FAZ) "Sehr sehenswertes Spielfilmdebüt." (Barbara Schweizerhof, Die Presse) "It's put together with such precision and menace." (Nick James, Sight & Sound)

[Der österreichische Horrorfilm feierte in der Orizzonti-Nebenreihe Weltpremiere. Regie führten Ulrich Seidls Partnerin und sein Neffe.]

"Métamorphoses" (Christophe Honoré): "It's reminiscent of Pasolini’s literary films from the early 1970s, such as his DECAMERON and 1001 NIGHTS adaptations. There’s a lot less humor in Honore’s work, which feels more gently melancholy." (Boyd van Hoeij, THR)

[Lief leider nicht im Wettbewerb, sondern nur in der autonomen Nebenreihe Venice Days.]

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★★★★

"A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence" (Andersson): "It's magnificent and has some real shocks." (Nick James, Sight & Sound) "Hilarious deadpan Scandi-surreal genius. Cinematography in another dimension." (Kate Muir, The Times) "Heaven." (Robbie Collin, Daily Telegraph) "A Critic Sat on a Lido Reflecting on a Masterpiece." (Xan Brooks, Guardian)

"Birdman" (Alejandro González Iñárritu): "One of the most sustained examples of visually fluid tour de force cinema anyone's ever seen." (Todd McCarthy, THR) "A magnificent and enthralling film that fits into no easy genre bracket." (Mark Adams, SD) "Venice opener BIRDMAN was such a treat. Michael Keaton never better, and it's Inarritu's best film." (Catherine Bray, BBC) "Call it a DARK KNIGHT of the soul. [5/5]" (Robbie Collin, Daily Telegraph) "A mighty technical feat and a whole heap of fun. But 2-hrs in the head of hysterical, self-absorbed actor?" (Xan Brooks, Guardian) "Großartig." (Brigitte Häring, SRF) "Like so many stories about existential crises, it suffers from a kind of generic listlessness. And it whacks a little too obviously at some of its targets." (Stephanie Zacharek, Village Voice) "The most exhilarating 21st Century film I’ve seen." (Jeffrey Wells, Hollywood Elsewhere)

[Iñárritu ist von den drei mexikanischen Musketieren, die einst auszogen, um die Welt zu erobern, mein drittliebster.]

"The Look of Silence" (Joshua Oppenheimer): "It's more personal, more combative. But it’s just as much a must-see as its predecessor: innovative, inspired and important. [5/5]" (Peter Bradshaw, Guardian) "Tremendous companion piece to ACT OF KILLING. Tackles genocide from survivors' POV; a film of righteous fury." (Xan Brooks, Guardian) "It's a spellbinding sequel that internalises the moral critique of THE ACT OF KILLING." (Nick James, Sight & Sound) "It’s a gripping but also often tense and uncomfortable viewing experience." (Lee Marshall, SD)

[Der US-Verleiher Drafthouse Films ("Bullhead", "Klovn: The Movie") hat sich die Nordamerika-Rechte gesichert. Tim Leagues Auswahl bedeutet Qualität.]

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★★★

"The Price of Fame" (Xavier Beauvois): "The true story is quite small, Beauvois manages to turn it into something big, brash and even quite moving through sheer mastery of the filmmaking tools at his disposal." (Boyd van Hoeij, THR) "Quite enjoyed THE PRICE OF FAME, broad, winsome picaresque abt 2 clowns who steal Chaplin's corpse." (Xan Brooks, Guardian)

"Manglehorn" (David Gordon Green): "It is to David Gordon Green’s credit that he manages to keep MANGLEHORN intriguing, even if the film never completely delivers." (Mark Adams, SD) "This is the director's most accomplished and life-affirming dramatic work to date." (Adam Woodward, Little White Lies) "Pacino's larger-than-life persona is wrong fit for what could be a spiritual sequel to SCARECROW." (Peter Debruge, Variety) "Playing an embittered, curdled loser the actor looks as vital and exciting as he did in his pomp." (Xan Brooks, Guardian) "Since stepping away from studio work, Green has been on an agreeable track. But MANGLEHORN is a wrong turn." (David Rooney, THR)

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Montag, 26. August 2013
Venedig, Telluride, Toronto 2013
Die Award-Season wird offiziell mit dem Telluride-Festival eingeläutet. Venedig ist immer noch das zweitwichtigste Filmfestival der Welt. Und Toronto bleibt die elementare Nachspiel-Plattform des Kalenderjahres für englischsprachige Filmkritiker, die sich keinen Trip nach Europa leisten konnten. Das bedeutet jede Menge Meinungen, die ich hier im Blog nach ganz subjektivem Gusto traditionell bündeln werde. Und zwar nach absteigender persönlicher Wichtigkeit, durch das Sterne-System geordnet: von ★★★★★ (Must-See) bis ★ (zur Kenntnis genommen, mein Interesse könnte aber nicht geringer sein).

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Most-Wanted 2013:

01. Under the Skin - Jonathan Glazer
02. Gravity - Alfonso Cuarón
03. Tom at the Farm - Xavier Dolan
04. Moebius - Kim Ki-duk
05. Stray Dogs - Tai Ming-liang
06. Miss Violence - Alexandros Avranas
07. Redemption - Miguel Gomes
08. Joe - David Gordon Green
09. The Sacrament - Ti West
10. Twelve Years a Slave - Steve McQueen

Kommentar: Mal schauen, ob Toronto am Ranking noch etwas ändern oder ergänzen kann. Wirklich sehr ansprechendes Venedig-Programm! Miyazakis "The Wind Rises" lief für mich außer Konkurrenz, da ich den seit seiner Japan-Premiere auf dem Schirm hatte.

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★★★★½

"Under the Skin" (Jonathan Glazer) - Venedig -

"Trance-inducing, beguiling, beautiful, the most fully-achieved film in competition. Johansson is extraordinary." (Oliver Lyttelton, Playlist) "UNDER THE SKIN is the riskiest, most sensual, most purely image-fuelled film in Venice comp." (Guy Lodge, InContention) "Totally and utterly baffled by this movie, and that's never a bad thing." (David Jenkins, Little White Lies) "UNDER THE SKIN is the best film at Venezia so far: a brilliant, bewitching ice-bath of a movie. But probably too divisive to win?" (Xan Brooks, Guardian) "UNDER THE SKIN is a mysterious marvel. Very funny at points. Although mostly creepy as hell." (Dave Calhoun, TimeOut London) "A bewitching, eerily erotic tour de force of sensory filmmaking. Best I've seen in Venezia competition." (Justin Chang, Variety) "Glazer’s astonishing film takes you to a place where the everyday becomes suddenly strange, and fear and seduction become one and the same. You stare at the screen, at once entranced and terrified, and step forward into the slick." (Robbie Collin, Daily Telegraph) "UNDER THE SKIN is not so much a film of fireworks, more a gradual inhuman accommodation of feeling and landscape." (Nick James, Sight & Sound) "Johansson is extraordinary here. She appears to be all eyes, not just undressing her male victims with her gaze but virtually peeling their skin away. She's spooky and erotic, a girl who fell to Earth and decided that she might like to stay." (Stephanie Zacharek, Village Voice)

★★★★

"Gravity" (Alfonso Cuarón) - Venedig -

"Somewhere, one imagines, the spirits of Stanley Kubrick and Max Ophuls are looking down in admiration." (Justin Chang, Variety) "I can think of no film quite like it." (Guy Lodge, InContention) "GRAVITY is great: Cuaron casts Clooney & Bullock against stunning canvas of 3D debris & roaring sound design." (Xan Brooks, Guardian) "Thrilling, and as close to feeling like you're in space as most of us will ever be." (Todd McCarthy, THR) "A genuinely tense and exciting lost-in-space thriller." (Mark Adams, Screen Daily) "One of the year's best." (David Jenkins, Little White Lies) "Alfonso Cuarón, whom I now count as one of our greatest living directors, hurled a massive bolt at me this morning with GRAVITY." (Stephanie Zacharek, Village Voice)

"Tom at the Farm" (Xavier Dolan) - Venedig -

"Xavier Dolan has been hammering the Hitchcock & Chabrol. A slippery one, but mostly in a good way. Strangely similar to STRANGER BY THE LAKE." (David Jenkins, Little White Lies) "Agreeably retro, darkly comic psych-thriller romance. A nice surprise. For my money TOM AT THE FARM is better than STRANGER BY THE LAKE, but it's close!" (Neil Young, THR) "Xavier Dolan's TOM AT THE FARM is a twisted treat and a Venezia highlight so far." (Justin Chang, Variety) "Xavier Dolan's kinky queer noir is his most accomplished, enjoyable and commercially viable work to date." (Guy Lodge, InContention) "An all-in wrestling match between self-indulgence and oddball delight, with plenty of fuel for both fans and detractors." (Lee Marshall, Screen Daily)

"Moebius" (Kim Ki-duk) - Venedig -

"Wow, Kim Ki-duk's MOEBIUS is some movie!" (Stephanie Zacharek, Village Voice) "Never thought I'd write this: Kim Ki-duk's MOEBIUS is very funny, not as usual, and even more wince-inducing than usual." (Nick James, Sight & Sound) "Prankster-provocateur Kim Ki-duk's latest film is repulsively funny." (Robbie Collin, Daily Telegraph) "A gloriously off-the-charts study in perversity featuring castration, rape and incest." (Leslie Felperin, Variety) "Kim Ki-duk's castration nightmare MOEBIUS makes ANTICHRIST look positively Capra-esque. Ghastly, hilarious, spellbinding stuff." (Justin Chang, Variety)

★★★½

"Stray Dogs" (Tai Ming-liang) - Venedig -

"Knockout. Best in comp by long, long way. If it doesn't win the lion, then best actor surely?" (David Jenkins, Little White Lies) "Not saying STRAY DOGS is a testing watch, but it has an unbroken 11-min shot of a man sitting on a mattress, eating a raw cabbage and crying." (Robbie Collin, Daily Telegraph) "Severely demanding, but casually dwarfs everything else at Venezia, and probably everything else from 2013." (Neil Young, THR)

"Miss Violence" (Alexandros Avranas) - Venedig -

"A story of horrific domestic abuse set in an impressively controlled narrative frame, MISS VIOLENCE is one of those films you wish you could erase from your mental hard disk after the screening." (Lee Marshall, Screen Daily) "Airless but accomplished sophomore feature is another one of the new Greek cinema's nightmare narratives." (Guy Lodge, InContention)

"Redemption" (Miguel Gomes) - Venedig -

"Wow. 23 perfect minutes. Effortlessly moving and droll. Dedicated to Marker & Ruiz, and worthy of them." (David Jenkins, Little White Lies) "Dazzled by the German section of Miguel Gomes' REDEMPTION at Venezia - didn't expect him to prove a virtuoso of the trippy avant-garde." (Neil Young, THR) "Miguel Gomes' mordant archive and text short REDEMPTION is 4 imaginary memories from 4 Europeans of note. Want to see it again." (Nick James, Sight & Sound)

"Joe" (David Gordon Green) - Venedig -

"Where PRINCE AVELANCHE extolled the virtues of booze, this paints it as root of all evil - a soulful southern/western." (David Jenkins, Little White Lies) "A culmination of David Gordon Green's career to date - rich, sturdy, unexpectedly funny. Cage the best he's been in... a decade?" (Oliver Lyttelton, Playlist) "UNDERTOW redux? If only. Yet another helping of reheated Malick/Cormac southern gumbo. Say it ain't so!" (Neil Young, THR) "Tye Sheridan sure has bad taste in father figures. More Southern rites of passage, more grimy than misty, women again the losers." (Guy Lodge, InContention) "Nicolas Cage reinvents himself again as a fine actor. A wonderful piece of Southern noir." (John Bleasdale, Cine Vue) "Nicolas Cage gives one of his most incisively nuanced performances in years in another distinctive film from David Gordon Green." (David Rooney, THR) "It is a powerful, stark and rather beautiful film." (Mark Adams, Screen Daily) "David Gordon Green's patiently observed, often unsettlingly violent drama can't but help but feel overly familiar." (Justin Chang, Variety)

★★

The Sacrament" (Ti West) - Venedig -

"Jonestowny horror nicely nightmarish in spells, but there's not quite enough kick in the Kool-Aid." (Neil Young, THR) "Really strong build up, little-to-no payoff. As a result, mostly comes off as an extended V/H/S segment." (Oliver Lyttelton, Playlist)

"Twelve Years a Slave" (Steve McQueen) - Telluride -

"12 YEARS is easily Steve McQueen’s finest film. A perfect blending of art & narrative. Brutal but compassionate. A great American epic." (Jeffrey Wells, HI) "This epic account of an unbreakable soul makes even Scarlett O’Hara’s struggles seem petty by comparison." (Peter Debruge, Variety) "Another powerful collaboration for McQueen and Fassbender. They make magic together." (Sasha Stone, AwardsDaily) "12 YEARS A SLAVE is a startlingly realized period drama, maybe the best movie about slavery ever. So help me, Ejiofer deserves that Oscar." (Eric Kohn, indieWIRE)

★½

"Night Moves" (Kelly Reichardt) - Venedig -

"I've not been at the front of the cheerleading group for Kelly Reichardt but I really like the brilliantly brooding NIGHT MOVES. By the way, the first hour of Reichardt's NIGHT MOVES is quite like THE GUNS OF NAVARONE." (Nick James, Sight & Sound) "Action and reaction, split elegantly and evenly across two acts; no need for third. Would be great at 80 mins. Fanning good." (Guy Lodge, InContention) "Kelly Reichardt's Night Moves is excellent; a sleek, unsettling eco-terrorist thriller. D Fanning and J Eisenberg very good." (Damon Wise, Empire) "Self-consciously sombre eco-terrorism anti-thriller of low-key, just-so, steady-boil moodiness." (Neil Young, THR)



"Labor Day" (Jason Reitman) - Telluride -

"LABOR DAY is that rare thing these days, a well wrought drama, a love story and a tear jerker. Sniffles in the house. Winslet in Oscar race." (Anne Thompson, indieWIRE) "LABOR DAY just killed. So sweet. So sad. Great. Reitman's best." (Sasha Stone, AwardsDaily) "Effective coming of age tearjerker w/MUD-like expressionistic crime plot, tonal shift for Reitman big." (Eric Kohn, indieWIRE)

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Mittwoch, 29. August 2012
Venedig-Telluride-Toronto-Ticker 2012
In abgespeckter Form. Das erste Jahr nach Marco Müller. Mit Paul Thomas Anderson, Olivier Assayas, Terrence Malick, Ulrich Seidl, Brillante Mendoza, Harmony Korine, Brian De Palma (an den ich trotz Noomi Rapace nicht glaube) und Manoel de Oliveira. Telluride als Oscarstartrampe mit wie immer noch geheimem Festival-Best-of-Programm. Und Toronto hauptsächlich interessant, da Karina Longworth endlich wieder in Aktion treten darf, Rob Zombie den Reboot-Scheiß lässt und mit "Lords of Salem" wieder einen richtigen Film gemacht hat und Cinema Scope hoffentlich wie immer einen Roundtable abhält.

"The Lords of Salem" (Rob Zombie) ★★★★★

"It's a complete original. Nice rebound after the Halloween films, and freaky as hell. More Argento than anything Zombie's done. And there's no light in it. It just gets darker... and darker... and darker..", schreibt Drew McWeeny (Hitfix). "Rob Zombie has entered a realm of gothic abstraction that suggests a harsher Alejandro Jodorowsky. It's fascinating to watch even as the story unravels into pure gloom and doom", schreibt Eric Kohn (indieWIRE). "Rob Zombie's LORDS OF SALEM is more head trip than horror. While it's short of great, it is slick and sexy with very good music", schreibt Ryland Aldrich (Twitch Film).

"Spring Breakers" (Harmony Korine) ★★★★½

"Absolutely crazy but weirdly real Pussy Riot Kill Kill Kill", schreibt John Bleasdale (CineVue). "Korine arrives at Venezia like a 21st-century Russ Meyer. SPRING BREAKERS gaudy, woozy, compelling; wildest film in competition", schreibt Xan Brooks (Guardian). "A curiously mainstream crime/exploitation picture, that could be described as DRIVE by way of Russ Meyer, Terry Richardson and POINT BLANK (B)", schreibt Oliver Lyttelton (Playlist). "The juddering electro score, a collaboration between Cliff Martinez (DRIVE) and chart-topping dubstep wizard Skrillex, couldn't be more on the money", schreibt Guy Lodge (Variety). "Yes, SPRING BREAKERS is a movie in which a wigged-out James Franco fucks two teen TV starlets in a swimming pool. But, oh -- it's so much more", schreibt Karina Longworth (L.A. Weekly).

"The Capsule" (Athina Rachel Tsangari) ★★★★½

"A sustained tour de force drenched in horror, Buñuelian absurdity and what is clearly developing as a directorial view informed by the perverse and comic in equal measure, THE CAPSULE packs more ideas, sensations and associations into its under-40 minutes than 99.9% of the features you’ll see this or any year", schreibt Robert Koehler (Cinema Scope). "Athina Rachel Tsangari's CAPSULE is stylish and fun and its director is s trouper doing a Q and A straight off a direct flight from Athens", schreibt Adam Nayman (Cinema Scope).

"Frances Ha" (Noah Baumbach) ★★★½

"It's great. Baumbach's best. Woody Allen by way of Williamsburg. GIRLS by way of...Baumbach", schreibt Kristopher Tapley (HitFix). "Slight & generally charming exercise that might be Baumbach's least essential work, but that's hardly an indictment", schreibt Eric Kohn (indieWIRE). "It's sublime, so well acted, perfectly written, awesome b&w lensing, editing. Easily Noah Baumbach's best film, hands down", schreibt Jeffrey Wells (Hollywood Elsewhere). "Baumbach's latest is charming & fun. Greta is terrific. A joy to experience", schreibt Eugene Hernandez (indieWIRE). "This is unquestionably Gerwig’s defining performance to date", schreibt Todd McCarthy (THR).

"Stories We Tell" (Sarah Polley) ★★★

"Sarah Polley's portrait of her parents' marriage is a gripping tale, full of richness, tenderness and emotional complexity", schreibt Peter Bradshaw (Guardian). "Lovely, deeply personal doc from Sarah Polley. A touch overlong at the last, but still her best to date (A-)", schreibt Oliver Lyttelton (Playlist). "It's another delicate, surprising reflection on intimate relationship politics from the young Canadian", schreibt Guy Lodge (Variety). "Canadian doc skillfully deploys some ambitious creative gambits to explore the director's own family background", schreibt Neil Young (THR).

"The Master" (Paul Thomas Anderson) ★★

"I want to see it again, please. Many hypnotizing parts, though no hypnotizing whole", schreibt Boyd van Hoeij (Variety). "Father & surrogate son, chapter 4. Change record", fordert Neil Young (THR). "Again, please?", fragt Guy Lodge (Variety) rethorisch. "THE MASTER is masterful for sure, as well as enthralling and perplexing. But an argument that will endure for as long as people feel like seeing and talking about the film is whether it adds up to the sum of its many brilliant parts", schreibt Todd McCarthy (THR).

"To the Wonder" (Terrence Malick) ★★

"Malick's TREE OF LIFE, at once less substantial and more satisfying than its predecessor. A thousand Christina's worlds. Which is to say that, yes, I comfortably prefer it to The Tree of Life, but I sense most won't (B+)", schreibt Guy Lodge (Variety). "TO THE WONDER has its moments but not many; how many pouts and pirouettes does one need at sunset?", fragt Nick James (Sight & Sound). "Malick-by-numbers? Oppressively virtuoso god-bothering mega-haiku of enchantment at dusk (6/10)", schreibt Neil Young (THR). "The usual storm of sneering, jeering and booing, I'm afraid, for Terrence Malick's flawed, passionate, idealistic TO THE WONDER", schreibt Peter Bradshaw (Guardian). "Gorgeous, crawling offshoot of TREE OF LIFE. Problem: hard to give a toss abt stolid Affleck & pouting Kurylenko", schreibt Xan Brooks (Guardian). "God that was boring", schreibt Damon Wise (Empire).

"Silver Linings Playbook" (David O. Russell) ★½

Wenn man den Film-Trailer zu "Silver Linings Playbook" gesehen hat, versteht man, warum Oscarexpertin Sasha Stone den neuen David O. Russell-Film sofort auf Platz eins ihrer AwardsDaily-Charts gesetzt hat. Und wenn Afflecks "Argo" der Telluride-Kandidat war, dann ist diese Emotional-Behinderten-Dramödie um die beiden Model-Schauspieler Bradley Cooper und Jennifer Lawrence der Volltreffer aus Toronto.

"Argo" (Ben Affleck) ★

Das ist der obligatorische Oscar-Kandidat aus Telluride und damit Nachfolger von früheren Durchstartern wie "The Descendants", "The King's Speech", "Up in the Air", "Slumdog Millionaire" und "Juno". Der Film hat alles für einen Homerun: Abgeschriebener Schauspiel-Beau, der sich zum ernstzunehmenden Regisseur wandelt; dazu der Iran (Politik!) und eine Hollywoodnabelschau; unterhaltsam genug, um am Boxoffice erfolgreich zu sein (Lerne, George Clooney!); und wichtig: abgehalfterte Schauspieler wie Alan Arkin, Bryan Cranston (bisher nur TV-Star, der Arme!) und John Goodman (Oh mein Gott, er musste im schmutzigen Europa "Pope Joan" drehen!), die nach Nominierungen in der Supporting-Kategorie schreien.

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Freitag, 9. September 2011
Buzz-Ticker: "Faust" (Aleksandr Sokurov)
"That FAUST is able to take place before these works about real men allows us finally to see the origins, the temptation, the decision and the precipice of the descent—and since we are yet before hell, the path to get there is, remarkably, a vibrantly soulful, terrible and funny feast." (Daniel Kasman, Mubi.com) "Certain moments, like Faust courting Margarethe whose expression in a huge, gradually discoloring close-up, are breathtaking, others, like the vast frozen spaces that Faust is facing at the end, truly scary." (Dan Fainaru, Screen Daily) "Sokurov's FAUST is a flawless piece of filmmaking, surely a front-runner for the top prize here in Venice." (Kieron Corless, Sight & Sound) "Walkouts galore in Sokurov's FAUST (C-). And no wonder: like being trapped in an elevator with Terry Gilliam's id, rendered in AlgaeVision." (Guy Lodge, In Contention) "Die Geschichte soll zurückgedreht werden, durch Hitler hindurch vor Hitler zur halbherzigen Unschuld eines Murnau zurück. Also das Gegenteil von 'Von Caligari zu Hitler': Von Hitler zu Caligari, besser zu Murnau." (Rüdiger Suchsland, Negativ) "Das Wechselspiel von Adasinskiy und Zeiler ist jedenfalls bestechend, und FAUST zählt zu den Höhepunkten der zweiten Hälfte der Konkurrenz." (Christoph Huber, Die Presse) "Wenn dieser Film ohne Preis ausgehen sollte, bin ich der Jury ernsthaft böse. Das schreibe ich nicht aus Patriotismus, sondern weil ich eine so kühne, freie, verstiegene Adaption des Stoffs noch nicht gesehen habe." (Cristina Nord, taz) "Goethes Verse werden herbeizitiert, auseinandergenommen, von einer Figur auf die andere übertragen, modifiziert und erweitert. Ein Gefühl von dramaturgischer Strukturierung, von einzelnen Akten, geht einem dabei verloren, stattdessen zieht einen der Film in sich ausbreitende visuelle und erzählerische Kreise hinein." (Felicitas Kleiner, Filmdienst) "Sokurovs FAUST, soeben mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet, war mir zu manieriert, gewissermaßen auch zu 'sokurovesk'. Die Farben, das Stimmengeraune, die verzerrten und verspiegelten Objektivaufnahmen, das Somnambule, das war alles wie gehabt." (Barbara Schweizerhof, epd-Film) "The expressionistic filmmaking lets loose in an idiosyncratic style of chaotic slapstick, in which frenetic theatrical acting contrasts with deformed visuals that can barely contain the actors." (Deborah Young, Hollywood Reporter)

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Samstag, 3. September 2011
Buzz-Ticker: "Alps" (Giorgos Lanthimos)
"ALPS (A-) Dazzling formal freakout on nervy theme of 'substitution' expands on the absurdist comedy and compositional elegance of DOGTOOTH." (Guy Lodge, In Contention) "ALPS is great; a real puzzle but very rewarding. Another film to see cold." (Damon Wise, Empire) "I just bailed on ALPS after one hour. DOGTOOTH, ATTENBERG and this are, for me, all just the same nothingy nothingness. Blind spot?" (Neil Young, Hollywood Reporter) "Got gloriously lost in ALPS. Opaque, wicked-funny tale of bereavement gurus that puts the dead in deadpan. Smartest Venice film so far." (Xan Brooks, Guardian) "Brilliantly executed, Yorgos Lanthimos has managed to match if not surpass DOGTOOTH with his new film ALPS." (Kieron Corless, Sight & Sound) "Lanthimos gelingt damit einmal mehr ein ebenso irritierndes wie einnehmendes Generationsporträt." (Felicitas Kleiner, Filmdienst) "Result feels less innovative than its predecessors." (Boyd van Hoeji, Variety) "A truly original work and a masterpiece of contemporary existentialism, confirming Lanthimos as Europe’s most pertinent hope in an arthouse cinema suffocating in the alienation-boredom of Haneke et al." (Christoph Huber, Die Presse) "Shot with a brilliant understanding of widescreen composition, activating the entire space of the screen, ALPS has graphic, aesthetic confrontational power but fails to confront its own ideas." (Daniel Kasman, Mubi.com) "Ein kleiner, stiller Film im Wettbewerb läuft den großen Namen bisher den Rang ab." (Christiane Peitz, Tagesspiegel) "Zugleich ist ALPIS eine kluge Reflexion über Realismus im Kino, dessen Geschlossenheit er unentwegt aufbricht." (Dominik Kamalzadeh, Der Standard) "There were some, too, who were waving the flag for ALPS, which, despite its bold attitude, is familiar and not as pleasurable or stimulating as DOGTOOTH." (Dave Calhoun, Time Out London)

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Sonntag, 7. August 2011
Marco Müllers letztes Aufgebot
Was will man da eigentlich nicht sehen, wenn Festival-Direktor Marco Müller ein letztes Mal an die Mostra einlädt, bevor er den Flugsaurier zum Rom-Festival macht:
TINKER, TAILOR, SOLDIER, SPY (Tomas Alfredson)
WUTHERING HEIGHTS (Andrea Arnold)
A DANGEROUS METHOD (David Cronenberg)
ALPIS (Yorgos Lanthimos)
SHAME (Steve McQueen)
CARNAGE (Roman Polanski)
FAUST (Aleksander Sokurov)
DARK HORSE (Todd Solondz)
HIMIZU (Sion Sono)
WHORES' GLORY (Michael Glawogger)

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Mittwoch, 20. April 2011
Alexander Sokurovs "Faust"-Film
Als ich ein bisschen zum möglichen Genre-Highlight der Directors' Fortnight, "Guilty of Romance" von Sono Sion, googelte, stieß ich auf die kleine, aber feine Berliner Verleihfirma Films Boutique. Nicht nur dieser Film und der Berlinale-Preisträger "The Turin Horse" gehören zu ihrem Filmrechte-Katalog. Auf ihrer Website finden sich auch minimale Informationen zu Sokurovs "Faust"-Film, den Cristina Nord so bitterlich für den Berlinale-Wettbewerb herbeisehnte. 135 Minuten lang. Mit Johannes Zeiler, Georg Friedrich und Hanna Schygulla. Aber ehrlich gesagt sieht "Underwater Love" von Shinji Imaoka noch spannender aus.

Links: - Faust, - Underwater Love

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Samstag, 11. September 2010
Venedig-Tipps 2010
"Einer der besten Wettbewerbe der letzten Dekade" (Rüdiger Suchsland, Filmgazette)
Am heutigen Abend vergab die Wettbewerbsjury um Quentin Tarantino überraschend keinen Preis nach Asien. Weder Takashi Miike, noch Tsui Hark wurden berücksichtigt. Das krasse Gegenteil zu Quentins Cannes-Regentschaft, wo die Hälfte der Preise in den Osten wanderte. Und damit auch das erwartete Unterlaufen der Erwartungen. Dass es der "Inglourious Basterds"-Regisseur wagen würde, den Goldenen Löwen an seine Ex-Freundin Sofia Coppola und ihren Film "Somewhere" zu geben, war jenseits meiner Vorstellungskraft. Zu dreist und plump erschien mir dieser Staatsakt. Und dass Kelly Reichardt und Francois Ozon leer ausgingen, nehme ich ihm persönlich übel. Dann wiederum erweisen sich alle anderen Preise eines Wettbewerbs würdig, der wohl als einer der besten in die Geschichte der Biennale eingehen wird und als vorletzter von Festivalchef Marco Müller. Zwei Preise gab es für den 72-jährigen Polen Jerzy Skolomowski, den Spezialpreis für das Lebenswerk an Monte Hellman, zwei Preise für Spanien und Álex de la Iglesias traurige Trompetenballade. Schauspielpreise für Mila Kunis ("Black Swan"), Vincent Gallo ("Essential Killing") und Ariane Labed ("Attenberg"). Der Kamerapreis für "Silent Souls".

Gesammelte Venedig-Tipps:

- 13 ASSASSINS (Takashi Miike)
- ATTENBERG (Athina Rachel Tsangari) *
- BALADA TRISTE DE TROMPETA (Álex de la Iglesia) *
- BLACK SWAN (Darren Aronofsky) Balletsploitation
- DETECTIVE DEE & THE MYSTERY OF PHANTOM FLAME (Tsui Hark) *
- THE DITCH (Wang Bing)
- DREI (Tom Tykwer)
- ESSENTIAL KILLING (Jerzy Skolimowski)
- GORBACIOF (Stefano Incerti)
- I'M STILL HERE (Casey Affleck)
- MEEK'S CUTOFF (Kelly Reichardt) *
- NORWEGIAN WOOD (Anh Hung Tran) *
- POST MORTEM (Pablo Larraín)
- POTICHE (Francois Ozon) *
- REIGN OF ASSASSINS (John Woo & Su Chao-Pin)
- ROAD TO NOWHERE (Monte Hellman)
- SILENT SOULS (Aleksei Fedorchenko)
- SOMEWHERE (Sofia Coppola)
- SURVIVING LIFE (Jan Svankmajer)
- VALLANZASCA (Michele Placido) *
- VENUS NOIRE (Abdellatif Kechiche)

* = Besondere Lieblinge

Link: - YouTube

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Freitag, 10. September 2010
Venedig-Ticker: 10. September
Mary & Richard Corliss machen im Time Magazine den Deckel drauf. Löwen-Spekulation und viel Liebe für "Detective Dee" und "Potiche" wird ausgeschüttet. Richard Corliss gelingt anhand von Tsui Harks Filmografie eine amüsante Beschreibung der Filmindustrie Hongkongs. Und das Paar liefert die Erklärung, warum der Corbucci-Panel immer noch nicht die Runde macht: "Declaring that his remarks were 'just for the people in this room, not for YouTube,' he advised everyone to shut off recording equipment — and ejected one fellow who kept filming him. An education and a confrontation: that's what Tarantino gives you at Venice."

Apropos 12-minütige Tarantino-Einführung zu "Minnesota Clay", die Sergio Corbucci-Offensive trägt Früchte: Das italienische Popmagazin Nocturno bringt in seiner neuesten Ausgabe ein Corbucci-Special. Untertitel: LO SPECIALISTA.

Zum Aufwärmen ein längeres Tom Tykwer-Interview mit D-Radio Kultur: Sympathisch belanglos. Und als es richtig interessant wird, hört das Gespräch auf.

Damon Wise setzt das Sergio Corbucci-Namedropping fort, obwohl er im falschen Midnight-Screening, nämlich dem von Corbuccis Film "Die Grausamen" ohne Tarantino-Intro saß. Wie traurig. Dafür wäre er fast bei Takashi Miikes Neuem, "13 Assassins", eingeschlafen, bis ihn der Adrenalinrausch aus dem Land der Träume riss und zu überzeugen wusste: "And not only is it very funny – the samurai code is roundly pilloried – it's also surprisingly dignified, with Koji Yakusho stealing the show as Shinzaemon and Goro Inagaki indelible as the psychotic Naritsugu." Noch mehr Namedropping von James Mottram im Bezug auf Monte Hellmans Film "Road to Nowhere": "Mulholland Drive", Peter Bart, Nicholas Ray, Preston Sturges, Ingmar Bergman. "It’s such a strange viewing experience, it seems pre-ordained to gain a cult following – even if it will probably pass out of Venice unnoticed", denkt Mottram.

Barbara Schweizerhof beschwert sich über Rentnerrabatt am Lido, der das Tütenrascheln im Kino befördern würde. Und sie glaubt zu wissen, wer am Samstag alles keinen Preis bekommt. Ihr Lieblingsfilm des Wettbewerbs, "Silent Souls", natürlich nicht. Aber auch den Werken "Somewhere", "Post mortem", "Meek's Cutoff", "The Ditch", "A Sad Trumpet Ballad", "13 Assassins", "Detective Dee" und "Black Swan" würde sie zutrauen, nicht keinen Preis zu gewinnen. Also quasi dem halben Wettbewerb.

Natürlich war Der Spiegel auf der Biennale, natürlich leitet Wolfgang Höbel seine Rundumschau mit dem Mann ein, der selbst im Movies & Sports-Blog die letzten Tage vielleicht doch etwas zu häufig genannt wurde. Vielleicht nicht natürlich, jedoch logisch erscheint mir das Lob für Tom Tykwers Film "Drei". Wenn man schon so spät auf einer Party antanzt und meint, dass man nur fünf Minuten bleiben kann, will man dem Veranstalter zur Begrüßung nicht gleich auf den Teppich pissen: "Was Tykwers Film auszeichnet, ist der lässige Ernst, mit dem hier eine Art Zustandsbericht über die Liebe der Vierzigjährigen im Deutschland des Jahres 2010 versucht wird, ohne sich lange mit komplizierten Story-Verwicklungen und wilden Behauptungen aufzuhalten." Ob das auch die internationale Kritik begeistert, wenn sie denn überhaupt noch da ist, wird sich zeigen.

Die wandelnde Alliteration Björn Becher sticht mit dem stumpfsten Messer, das an der Mostra zu finden war, im immer dunkler werdenden Filmstarts-Videotagebuch auf Tom Tykwer ein. Wozu Argumente, wenn man eine Meinung hat und sich nur wahnsinnig wenig Zeit für einen Regisseur nimmt, dessen "Der Krieger und die Kaiserin" man im selben schleppenden Atemzug als Meisterwerk bezeichnet.

Ich weiß nicht, ob mehr Menschen geklatscht oder selbst gefilmt oder fotografiert haben, aber hier gibt es über YouTube den Applaus für Alex de la Iglesia nachgeliefert. Standing Ovations für "A Sad Trumpet Ballad". Auch kurz im Bild: Meinungsmacher Matthias Matussek, der schockierenderweise weder filmt, noch klatscht. Ein weiterer netter YouTube-Schnipsel zeigt den Jurypräsidenten, wie er gemeinsam mit Tilda Swinton einen italienischen Kritikerpreis überreicht bekommt und dabei die Maestros wie Di Leo oder Castellari ehrt, aber vor allem den Japanern huldigt, die die Italowestern und Macaroni Combat Movies durch besonders tolle DVD-Veröffentlichungen am Leben erhalten hätten.

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