Sonntag, 14. Juli 2019
Skandalfilm „Extase“ mit Hedy Lamarr leitet Venedig ein

Hedy Kiesler in „Extase“ | © ASAC - La Biennale di Venezia
Für Cineasten zaubert das Filmfestival von Venedig noch vor dem offiziellen Start den erotischen Klassiker „Extase“ in einer neuen Restaurierung aus dem Hut.

Am 27. August, vor der offiziellen Eröffnung, zeigt das Filmfest von Venedig den Skandal umwitterten Film „Extase“ als Weltpremiere in einer restaurierten 4K-Digitalkopie. Das Werk aus dem Jahr 1932 erlangte Weltruhm, weil es die erste Ganzkörper-Nacktszene in einer Mainstream-Produktion aufbot. Die Berüchtigkeit des Films ebnete auch der Hauptdarstellerin Hedy Kiesler den Weg nach Hollywood, wo sie als Hedy Lamarr bekannt wurde. Der Skandal um den Film des tschecheslowakischen Regisseurs Gustav Machatý ereignete sich auf dem zweiten Venedig-Festival 1934.

Die Wienerin Kiesler war zum Zeitpunkt der Dreharbeiten von „Extase“ noch keine zwanzig Jahre alt. Die berüchtige Szene zeigt sie beim Nacktbaden. Ihr damaliger Mann, der Waffenhändler Fritz Mandl, versuchte vergeblich alle Filmkopien aufzukaufen. In vielen Ländern hatte der Film Zensurprobleme. Der am 7. August 1934 an der Mostra gezeigte Film erhielt den Regiepreis, und das Publikum wählte ihn zum besten fremdsprachigen Film. Der spätere Regisseur und damalige junge Filmkritiker Michelangelo Antonioni schrieb: „Im Garten des Excelsior in dieser Nacht konnte man das Atmen der begeisterten Zuschauer hören und den Schauder spüren, der dem Publikum über den Rücken lief.“
Floh vor den Nazis nach Hollywood
Kiesler hieß mit Vornamen eigentlich Hedwig. Der Berliner Theatergott Max Reinhardt entdeckte sie. Die Jüdin floh vor den Faschisten und den Nazis in den 1930er-Jahren über London nach Hollywood, wo der Produzent Louis B. Mayer sie in Hedy Lamarr umtaufte und sie eine ansprechende Karriere bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges genoss. Im vergangenen Jahr erschien die Dokumentation „„Geniale Göttin – Das Geheimnis der Hedy Lamarr“ in den deutschen Kinos.

Die Restaurierung von „Extase“ nahm das tschechische Filmarchiv mit der Unterstützung des Filmfestivals in Karlovy Vary vor. Ein großer Anteil der Arbeit passierte dazu in Bologna. Da keine Originalkopie in tschechischer Sprache mehr existiert, setzte sich die Restaurierung aus Kopien verschiedener anderer Sprachen zusammen. Die Filmarchive Großbritanniens, der Schweiz, Dänemarks, Österreichs, Frankreichs und der Slowakei halfen aus.

Die 76. Mostra findet vom 28. August bis 7. September statt. Jurypräsidentin ist die argentinische Regisseurin Lucrecia Martel, Ehrenpreisträger der spanische Regisseur Pedro Almodóvar. Der Blog Negative Space wird vor Ort berichten.

Link: - Karina Longworth über Hedy Lamarr

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Dienstag, 2. Juli 2019
Negative Space berichtet vor Ort von der Mostra

Foto: Mansour Nasiri, Wikipedia (CC BY-SA 3.0)
Es wurde aber auch Zeit: Negative Space berichtet Ende August live vor Ort und exklusiv vom Venedig-Festival.

Der Blog Negative Space wird dieses Mal nicht die Internationalen Filmfestspiele von Venedig aus der Ferne mit einem Kritiker-Ticker beobachten. Chefredakteur Michael Müller wird vor Ort von der 76. Ausgabe des ältesten Filmfestival der Welt berichten, das vom 28. August bis 7. September stattfindet. Das ist eine Premiere.

Aber angesichts der Tatsache, dass in der Festivalwelt so viel in Bewegung ist, die Berlinale sich mit Carlo Chatrian sehr spannend neu aufgestellt hat und Venedig in den vergangenen Jahren auf Cannes so aufgeschlossen hat, ist der Besuch vor Ort zwingend notwendig. Es gilt mit eigenen Augen herauszufinden, wie gering der Abstand zum Klassenprimus wirklich geworden ist. Cannes hatte mit Filmen wie „Once Upon a Time in Hollywood“, „Portrait of a Lady on Fire“, „Parasite“, „A Hidden Life“ oder „The Wild Goose Lake“ einen bärenstarken Jahrgang. Vielleicht pushen sich die beiden besten Festivals der Welt auch gegenseitig durch die Konkurrenzsituation in neue Sphären.
Spekulationsblase mit Scorsese, Gray & Joker
In der Spekulationsblase für den Wettbewerb der Mostra befindet sich Martin Scorseses Netflix-Gangsterepos „The Irishman“, wobei die indieWIRE-Filmjournalistin Anne Thompson Zweifel gesät hat, ob die aufwendigen Aging-Spezialeffekte der Superstars Robert De Niro, Al Pacino und Joe Pesci rechtzeitig fertig werden. Todd Phillips „Joker“ mit Joaquin Phoenix wird genauso gehandelt wie James Grays Sci-Fi-Film „Ad Astra“ mit Brad Pitt.

Negative Space berichtete am 12. Juni, dass Roman Polanskis Dreyfus-Affäre-Film „J'accuse“ ziemlich sicher für den Wettbewerb eingeloggt ist. Das Gleiche gilt für den Franzosen Robert Guédiguian und seinen Film „Gloria Mundi“. Wahrscheinlich sind auch die Safdie-Brothers mit dem Netflix-Film „Uncut Gems“ und Pablo Larraíns Netflix-Einkauf „Ema“. Weitere heiße Kandidaten sind Hirokazu Koreedas „La verité“ mit Catherine Deneuve, Juliette Binoche und Ludivine Sagnier, Roy Anderssons „About Endlessness“, Justin Kurzels „The True History of the Kelly Gang“ mit Nicholas Hoult und Russell Crowe, Greta Gerwigs „Little Women“, Mia Hansen-Løves „Bergman Island“, Ulrich Seidls „Böse Spiele“, Chloé Zhaos „Nomadland“ mit Frances McDormand, Sam Mendes' „1917“ und Katrin Gebbes „Pelikanblut“.

Das Line-Up des Wettbewerbs und der Nebenreihen wird am 25. Juli um 11 Uhr in Rom bekannt gegeben. Jurypräsidentin ist in diesem Jahr die argentinische Regisseurin Lucrecia Martel. Ihr spanischer Kollege Pedro Almodóvar, dessen neuester Film „Leid und Herrlichkeit“ in Cannes für Furore gesorgt hat, wird mit dem Goldenen Löwen für das Lebenswerk geehrt.

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Montag, 24. Juni 2019
Lucrecia Martel wird Venedig-Jurypräsidentin
© Secretaría de Cultura de la Nación, Wikipedia (CC BY-SA 2.0)
Die argentinische Regisseurin Lucrecia Martel entscheidet mit ihrer Jury Anfang September über den Goldenen Löwen des Venedig-Filmfestivals.

Wie das Venedig-Filmfestival am Montag bekannt gegeben hat, wird die argentinische Regisseurin Lucrecia Martel („The Headless Woman“, „Zama“) Ende August die Präsidentin der Internationalen Jury bei der 76. Ausgabe des Festivals. Venedig-Chef Alberto Barbera nannte Martel die wichtigste zeitgenössische lateinamerikanische Regisseurin und eine der wichtigsten Regisseurinnen weltweit.

„Es ist eine Ehre, eine Verantwortung und ein Vergnügen, Teil dieser Feier des Kinos zu sein – und des menschlichen Verlangens, sich selbst zu verstehen“, sagte Martel zu ihrer Berufung. Die Entscheidung Venedigs, eine Frau den wichtigsten Juryposten zu geben, kann durchaus als Reaktion auf die letztjährige Kritik verstanden werden, dass Frauen im Wettbewerb marginalisiert waren. Jennifer Kent mit dem umstrittenen „The Nightingale“ war die einzige Regisseurin in der Konkurrenz.

2018 wurde Martel auf dem Filmfest München mit einer Retrospektive geehrt. In knapp zwei Jahrzehnten drehte sie nur vier Filme und eine Handvoll Kurzfilme. Trotzdem gehört sie seit längerem zu den heißesten Festivaltipps auf diesem Erdball. Einen ihrer ersten wichtigen Preise gewann Martel auf der Berlinale: Für ihren Film „Der Morast“ erhielt sie 2001 den Alfred-Bauer-Preis. Das Festival von Venedig findet vom 28. August bis 7. September statt.

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Mittwoch, 12. Juni 2019
Venedig 2019: Schönes Gerücht um Roman Polanskis Dreyfus-Affäre-Film
1899: Zeitgenössische Darstellung von Alfred Dreyfus
Die Mostra kann nicht nur Cannes Netflix-Filme wie „The Irishman“ stibitzen. Jetzt gibt es mit Roman Polanski Potenzial für einen weiteren großen Wettbewerbskandidaten.

Das Filmfestival von Venedig ist zwar erst Ende August. Und es waren vor allem wieder die Netflix-Filme, die in diesem Jahr nicht in Cannes liefen, welche die Stimmung für den Herbst bereits anheizten. Bestätigt sind Martin Scorseses „The Irishman“, „Uncut Gems“ von den Safdie-Brüdern oder Pablo Larraíns „Ema“ noch nicht. Aber sie könnten die Mostra wieder zu einem ernstzunehmenden Konkurrenten für den Titel „wichtigstes Filmfestival der Welt“ machen.

Jetzt gibt es auch das erste schöne Gerücht jenseits von Netflix, nämlich, dass Roman Polanskis neuer Film „J'accuse“ in Venedig laufen soll. Quelle dieser Information ist wie so häufig bei den großen Festivals der Vorsitzende der internationalen Cinephilen-Gesellschaft, Cédric Succivalli. Für ihn ist Polanski „ziemlich sicher“ für den Wettbewerb eingeloggt. Es ist die Geschichte der Dreyfus-Affäre, ein von Antisemitismus geprägter Prozess im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts, der auch den Vordenker Theodor Herzl zu seinem ersten Zionistenkongress in Basel beeinflusst hat. Der angeklagte jüdische Hauptmann Alfred Dreyfus wird gespielt von Luis Garrel. In weiteren Rollen sind Jean Dujardin und Emmanuelle Seigner zu sehen. Das Drehbuch hat Robert Harris geschrieben, der sich bereits für Polanskis starken „The Ghost Writer“ verantwortlich zeichnete.

Laut Succivalli ist das italienische Kontingent des diesjährigen Venedig-Wettbewerbs bereits runter auf nur noch drei potenzielle Kandidaten gedampft. Allesamt sind es keine bedeutenden Regienamen oder Insider zum Zungeschnalzen: „Volevo nascondermi“ (Giorgio Diritti), „Qui rido io“ (Mario Martone), „Martin Eden“ (Pietro Marcello) heißen die Anwärter. Aber wer weiß, was sich genau dahinter verbirgt. Von „Portrait of a Lady on Fire“ haben in Cannes schließlich auch nur die wenigsten einen Homerun erwartet. Dem Franzosen Robert Guédiguian räumt der Insider Succivalli ebenso einen fast sicheren Wettbewerbs-Slot mit dem Film „Gloria Mundi“ ein.
James Gray, Greta Gerwig & Hirokazu Koreeda
Heiße weitere Kandidaten für Venedig sind aufgrund ihrer Kinostarts James Grays Sci-Fi-Film „Ad Astra“ mit Brad Pitt, Hirokazu Koreedas „La verité“ mit Catherine Deneuve, Juliette Binoche und Ludivine Sagnier, Roy Anderssons „About Endlessness“, Justin Kurzels „The True History of the Kelly Gang“ mit Nicholas Hoult und Russell Crowe, Greta Gerwigs „Little Women“, Mia Hansen-Løves „Bergman Island“, Todd Phillips' „The Joker“, Ulrich Seidls „Böse Spiele“, Chloé Zhaos „Nomadland“ mit Frances McDormand, Sam Mendes' „1917“ und Katrin Gebbes „Pelikanblut“.

Das Filmfestival von Venedig findet vom 28. August bis 7. September statt. In den vergangenen Jahren hat sich das älteste Filmfest der Welt einen gigantischen Ruf wie Donnerhall erarbeitet. Von hier aus starten die verheißungsvollsten Hollywood-Produktionen ihren Oscar-Lauf. 2018 feierten „The Favourite“, „A Song Is Born“, „Roma“, „First Man“, „Werk ohne Autor“ und „At Eternity's Gate“ ihre Weltpremieren am Lido.

Links: - Venedig-Tipp Amanda | - Bester Wettbewerb ever?

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Sonntag, 2. September 2018
Venedig-Tipp: „Amanda“ (Mikhaël Hers)

Onkel und Nichte | © Nord-Quest Films
Jenseits der Wettbewerbs-Schwergewichte, die sowieso bald regulär im Kino laufen oder bei einem Streamingdienst verfügbar sind: Der französische Film „Amanda“ in der Orrizonte-Sektion in Venedig ist eine echte Entdeckung.

Dem Franzosen Mikhaël Hers ist ein wunderschöner Film über den Verlust gelungen. Das mag widersprüchlich klingen. Es entspricht aber seinen Schilderungen einer kleinen Patchwork-Familie in Paris, die ein Terroranschlag auseinanderreißt.

Die junge Lehrerin Sandrine (Ophélia Kolb) zieht ihre Tochter Amanda (Isaure Multrier) ohne Vater groß. Ihr 26-jähriger Bruder David (Vincent Lacoste) unterstützt sie dabei – so gut es geht. Und soweit es sein amouröses Leben als verkannter Künstler, der sich als eine Art Hausmeister für Touristenunterkünfte durchschlägt, zulässt. Denn er hat sich gerade in die gegenüber eingezogene Léna (Stacy Martin) verliebt.

Dem Leben eine spielerische Leichtigkeit abzugewinnen, gehört seit jeher zu den Qualitäten des französischen Films. Mikhaël Hers‘ Schilderungen des Alltags wohnt aber nochmal ein besonderer Zauber inne. Seien es Bruder und Schwester, die mit ihren klapprigen Fahrrädern ein kleines Wettrennen auf den Pariser Straßen hinlegen oder eine SMS, welche die Angebetete im genau richtigen Zeitpunkt erreicht, damit sie sich beim Joggen noch rechtzeitig umdrehen kann. Die Natürlichkeit der Szenen wird auch dadurch unterstützt, dass scheinbar nie Sets abgesperrt wurden und die Protagonisten durch den echten Straßenverkehr manövrieren oder einfach so mal schnell durch den Park gegangen sind. Potenzielle neue Affären mit der nächsten wohl verheirateten Facebook-Bekanntschaft werden hier einfach mal weggelacht.
Wächst an seinen Kleinigkeiten
Umso heftiger reißt ein blutiger Anschlag im Park das Familienglück aus diesem Traum. Die Realität, die Politik und der Terror holen sie ein – überholen die Familie gandenlos. Aus dem rohmer’schen Reigen wird ein Film über die Trauer. Der 26-jährige Vincent, der in den Tag hinein gelebt hat, ist auf einmal verantwortlich für das Kind seiner Schwester. Wie der Film dann diese Trauerarbeit nachzeichnet, wie er sie in Kleinigkeiten aus seinen Protagonisten herausbrechen lässt – etwa, wenn das Kind es einfach nicht wahrhaben kann, dass Vincent die Zahnbürste ihrer verstorbenen Mutter weggeschmissen hat –, macht „Amanda“ zu mehr als nur dem nächsten Feel-Good-Movie aus dem für seine Lebenslust so bewunderten Nachbarland.

Der Verlust wird immer eine offene Wunde bleiben, die niemals ganz geschlossen werden kann. Der Terrorakt hat die Welt verändert. Laute Geräusche erregen jetzt nicht mehr die Aufmerksamkeit, sondern lassen ängstlich zusammenzucken. Es ist auch nicht so, dass Vincent sofort seine neue Rolle versteht – oder auch ausfüllen kann. Wer könnte das schon? Er gibt sein Bestes. Ehrlicherweise spielt er aber aufgrund der ihn überfordernden Situation auch mit dem Gedanken, Amanda in ein Kinderheim zu geben.
Pubertierender Nachwuchsstar macht Sprung
Das ist eine ziemlich bewegender Moment, wenn er auf dem Pausenhof des Internats steht – um ihn herum lauter spielende Kinder – und dem Zuschauer bewusst wird, dass das alles kleine Menschen sind, die ohne Vater und Mutter aufwachsen müssen. Der Film beobachtet auch genau, wie die kleine Amanda den Verlust verarbeitet. Wie sagt man einem Kind so etwas überhaupt? Braucht sie einen Psychologen, Zeit für sich selbst, schnell neue Bezugspersonen, viel Aufmersamkeit? Wie kann man überhaupt in so jungen Jahren diesen Verlust ganz begreifen?

„Amanda“ feierte seine Weltpremiere am 31. August auf dem Venedig-Filmfestival in der wichtigen Nebensektion Orrizonte. Negative Space kann diese bittersüße Familiengeschichte über das Leben in der Trauer nur wärmstens empfehlen. Das ist eine echte Entdeckung, die in ihren besten Momenten mit Mia Hansen-Løves thematisch ähnlich gelagerten Film „Der Vater meiner Kinder“ mithalten kann. Hers hält würdevoll den Zustand des Schocks, der Verarbeitung und des wieder Mutfassens fest.

Der Cast besteht aus diversen wunderschönen sowie talentierten Schauspielern, allen voran Stacy Martin, die als junge Charlotte Gainsbourg in Lars von Triers „Nymphomaniac“ bekannt wurde. Richtig gehend begeistert hat aber die Transformation, die Vincent Lacoste seit seinem Durchbruch als schwerpubertierender Teenie in der auch empfehlenswerten Komödie „Jungs bleiben Jungs“ hingelegt hat.

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Mittwoch, 29. August 2018
Venedig-Ticker 2018

„A Star Is Born“ | © Warner Bros. Pictures
Neben Cannes und der Berlinale zählt das Festival von Venedig zu den bedeutendsten Filmfesten der Welt. Tatsächlich ist das älteste Festival der Geschichte in diesem Jahr auf dem Papier sogar das Maß aller Dinge. Absteigend aufgelistet finden sich hier deshalb die Venedig-Filme 2018 aus allen Wettbewerben, die mich persönlich am meisten interessieren. Die eigene Vorfreude wie auch das Kritiker-Feedback vor Ort sorgen für die Abstufungen, die ich mit Sternen von fünf bis zwei kenntlich mache. Der Ticker wird regelmäßig upgedatet. Das Festival läuft vom 29. August bis zum 8. September.

NEU: Luca Fassbinders „Suspiria“, der neue Lanthimos „The Favourite“, Cuaróns Mexiko-Rückkehr „Roma“, Oscar-Kandidat „A Star Is Born“

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★★★★★

„The Favourite“ (Yorgos Lanthimos)
Deutscher Kinostart: 03.01.2019

[Wettbewerb] Da braucht es eigentlich keine Kritiken im Vorfeld. Der Grieche Yorgos Lanthimos ist ein absoluter Lieblingsregisseur dieses Blogs. Mit „The Lobster“ hatte er bereits wieder zur alten Form zurückgefunden. Das erste Mal hat er jetzt das Drehbuch nicht selbst geschrieben. Emma Stone und Rachel Weisz spielen Hauptrollen. Nuff said. Ich schaue „The Favourite“ auf dem Filmfest Hamburg Anfang Oktober. Aber zumindest die hippe Jessica Kiang von The Playlist will ich zitieren: „And here is my bawdy and magnificent favourite, THE FAVOURITE, which could not be more my bag if it were monogrammed JK and contained nothing but old tissues and a lipstick I never wear.“

„Suspiria“ (Luca Guadagnino)
Deutscher Kinostart: 15.11.2018

[Wettbewerb] „Frustrierend“ ist nicht der richtige Ausdruck, um meinen Zustand als Festivalbeobachter zu beschreiben. Aber es fühlt sich doch sehr eigenartig an, die Reaktionen zu einem Wettbewerb in Venedig zu betrachten, wo die meisten Werke bereits „verkauft“ sind. Kein Cineast mit Verstand muss heiß gemacht werden auf ein „Suspiria“-Remake, das der „Call Me By Your Name“-Regisseur mit dem Gestus eines Rainer Werner Fassbinder gedreht hat. Man nimmt also schon die unterschiedlichen Meinungen wahr. Und fragt sich, ob diejenigen, die jetzt behaupten, Guadagninos Neuinterpretation sei besser als Dario Argentos Original, überhaupt Fans des 1977er-Films waren. Ich schaue dich streng an, Robbie Collin vom Daily Telegraph! Aber eigentlich lauten auch hier nur die Fragen: Wann und wo selbst sehen können?

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★★★★½

„Roma“ (Alfonso Cuarón)
Deutscher Kinostart: Netflix

[Wettbewerb] Da braucht es ehrlich gesagt auch keine Filmkritiken. Alfonso Cuarón hatte Carte blanche von Netflix und kehrt mit einem zweistündigen Schwarzweißfilm auf Spanisch in seine Heimat Mexiko zurück. Keine Stars. Der Hype und die Lust ist automatisch da. Hier lautet eher die Frage, ob man sich motivieren können wird, den Film in seinem kurzen Kinofenster auf der Leinwand zu erwischen.

„A Star Is Born“ (Bradley Cooper)
Deutscher Kinostart: 04.10.2018

[Außer Konkurrenz] Hollwood hat den Musical-Stoff von „A Star Is Born“ über einen Profi, der einem schüchternen Nachwuchstalent zum Durchbruch verhilft, immer wieder verfilmt. 1932 machte George Cukor den Anfang. Berühmter ist seine Klassiker-Version von 1954 mit Judy Garland. Es gibt die Geschichte auch mit Kris Kristofferson und Barbra Streisand in den 1970er-Jahren. Jetzt sind Bradley Cooper und Lady Gaga an der Reihe. „Der Film ist absolut brillant und könnte das ganze Festival aufmischen. Er ist ein unglaublicher Zuckerrausch aus tränenreicher Euphorie. Menschen glauben mir nicht, aber es stimmt“, sagt Guardian-Kritiker Peter Bradshaw vor dem Festival in einem kurzen Videocast.

„Lady Gaga electrifies in a Hollywood musical for the ages“, schreibt Robbie Collin vom Daily Telegraph und vergibt die Höchstwertung. Owen Gleiberman erlebt derweil seinen dritten Frühling bei Variety. Der alte Entertainment-Weekly-Recke farbuliert sich gekonnt zum Star unter den Trade-Press-Schreiberlingen: „It’s the fourth remake of the story, but this one has a look and vibe all its own — rapturous and swooning, but also delicate and intimate and luminous.“ Kritiker-Dandy Guy Lodge (Variety) schreibt auf Twitter: „Red-meat melodrama that raised the hairs on my arms exactly where it needed to.“ Stephanie Zacharek vom Time Magazine schreibt auf Twitter: A STAR IS BORN is a terrific modern melodrama.“

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★★★★

„The Sisters Brothers (Jacques Audiard)

[Wettbewerb] Meine französische Lieblings-Kritikerkoryphäe Michel Ciment hat dem Film die Höchstwertung gegeben.

„Sunset“ (László Nemes)

[Wettbewerb] Auch hier gab Michel Ciment die Höchstwertung. Ich kann mich nicht erinnern, dass er in einem internationalen Wettbewerb schon einmal bei vier Filmen fünf Sterne zückte: Roma, The Sisters Brothers, Sunset und The Ballad of Buster Scruggs.

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★★★


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Mittwoch, 25. Juli 2018
Bester Venedig-Wettbewerb aller Zeiten?

Alfonso Cuáron kehrt heim zu seinen mexikanischen Wurzeln: „Roma“

An diesen Venedig-Wettbewerb wird die Filmwelt noch lange zurückdenken. Festivalchef Alberto Barbera ist der Held der Stunde. Er wusste teilweise gar nicht mehr wohin mit den ganzen exzellenten Filmen.

Ungefähr so muss sich auch Zinédine Zidane gefühlt haben, als er zum dritten Mal in Folge die Champions League mit Real Madrid gewonnen hatte. Der Trainer trat zurück, weil er wusste, dass er das nicht noch mal toppen können würde. Dem 68-jährigen Venedig-Chef Alberto Barbera spielte ein bisschen in die Karten, dass sich Cannes und Netflix verkracht hatten. So bekam er Alfonso Cuarón und Paul Greengrass für seinen Wettbewerb – und obendrauf noch einen verschollenen Orson Welles. Aber das war es nicht.

Wenn wir das historisch starke Wettbewerbsprogramm des ältesten Filmfestival der Welt überblicken, das vom 29. August bis zum 8. September stattfindet, steckt da System hinter der Qualität der ausgewählten Filme. Jonathan Rutter, der Leiter der Filmabteilung von Premier Communications, sagte gegenüber dem Hollywood Reporter: „Der Fokus in Venedig liegt auf den Filmen. Außerdem schafft es das Festival eher die cine-gebildeten Journalisten anzuziehen. Die meisten der Schlüssel-Publikationen sind vor Ort. Wenn man hier also fünf-Sterne-Kritiken bekommt, wird das weltweit schnell registriert. Aber es gibt weniger die Neigung wie in Cannes, Filme kreuzigen zu wollen.“
Ein sehr sichtbarer Festivalchef
Weiter analysiert Rutter: „Alberto Barbera versteht es sehr gut, die Beziehungen zu den Studios und Vertriebsgesellschaften zu pflegen und die Filme aussuchen, welche die Presse und die Industrie wirklich aufregend finden.“ Außerdem sei er als künstlerischer Leiter sehr sichtbar während des Festivals. Die Ernte war für Barbera so reichlich, dass er gar nicht mehr wusste, wo er die ganzen Filme unterbringen sollte. Dem Branchendienst Deadline erzählte er: „Wir haben viele Filme gesehen, die wir aufregend fanden und die wir in der Vergangenheit eingeladen hätten. Aber dieses Jahr mussten wir aufgrund des Platzes einigen exzellenten Filmen absagen.“

Gerne hätte Barbera auch Harmony Korines neuen Film „The Beach Bum“ eingeladen. Aber der war noch nicht fertig. „Wir haben den Film sehr gemocht, Matthew McConaughey gibt eine oscarwürdige Leistung, wir haben eine enge Beziehung mit Harmony“, sagte Barbera: „Es ist zu schade, denn der Film ist wundervoll.“ Aber das ist Meckern auf höchstem Niveau. Denn ansonsten hat das Festival quasi einen eigenen, deutlich attraktiveren Cannes-Wettbewerb zusammengestellt, der zusätzlich mit diversen glamourösen Oscar-Filmen und unzähligen Hollywoodstars gespickt ist. Dass außer Konkurrenz auch neue Dokumentarfilme von Errol Morris, Frederick Wiseman, Sergei Loznitsa und Amos Gitai gezeigt werden, geht in dem Aufgebot leider fast schon unter.
Cannes-Klassentreffen am Lido
Aber was für ein wahnsinniges Aufgebot ist das im Wettbewerb: Es stellt sich heraus, dass das neue Coen-Projekt „The Ballad of Muster Scruggs“ keine Miniserie, sondern ein Spielfilm ist, den Netflix auch ins Oscarrennen bringen wird. In Venedig läuft dank den Amazon Studios mit Luca Guadagninos „Suspiria“ das heißeste Ticket des Jahres. Regie-Schwergewichte wie Olivier Assayas, Jacques Audiard, Alfonso Cuarón, Yorgos Lanthimos, Lázló Nemes, Carlos Reygardas, Mike Leigh und Julian Schnabel feiern ein Cannes-Klassentreffen am Lido. Und sogar der deutsche Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck leistet es sich für Venedig, seine unendliche Geschichte, „Werk ohne Autor“, fertigzustellen. Bei dem ganzen Glamour wird aber viel zu leicht darüber hinweggesehen, dass von den 21 Wettbewerbsfilmen nur einer von einer Frau stammt: nämlich Jennifer Kents „Babadook“-Nachfolger „The Nightingale“. Claire Denis und Mia Hansen-Løve laufen in Toronto. Marielle Heller und Mélanie Laurent müssen nach Telluride.

Auf dem Papier ist das wohl wirklich der stärkste Venedig-Wettbewerb seit vielen Jahren. In den 1930er-Jahren waren noch die wenigsten dabei. Und da übernahm dann auch bald Mussolinis Familie die Leitung. Aber selbst angesichts eines Wettbewerbs des Jahres 1935 mit John Ford, King Vidor, George Cukor, Werner Hochbaum und Walter Reisch braucht sich der aktuelle Jahrgang nicht völlig zu verstecken.
„Telluride ist Cannes des Herbstes geworden“
Es wird spannend zu sehen sein, ob sich bei so viel Prominenz die Filme nicht gegenseitig im Licht stehen werden. Vielleicht wird so auch die Oscar-Startrampe überlastet. Vielleicht kommt dann auch der ein oder andere Filmemacher auf die Idee, einfach noch ein paar Monate zu warten und nach Berlin zu gehen. Aber aktuell ist Venedig das Maß aller Dinge. Das Filmfestival von Telluride ist indes der größte Verlierer. „Telluride ist zum Cannes der Herbst-Filmfestivals geworden“, schreibt die Branchenexpertin Anne Thompson bei indieWIRE. Einst hätten viele Verleiher alles getan, um ihre Filme dort platzieren zu können. Jetzt hätten einige eher Angst vor diesem Slot, weil die Filme in Telluride zu stark durch das Oscar-Glas bewertet würden.

Der Wettbewerb:
  • The Mountain (Rick Alverson)
  • Double Vies (Olivier Assayas)
  • The Sisters Brothers (Jacques Audiard)
  • First Man (Damien Chazelle)
  • The Ballad of Buster Scruggs (Joel & Ethan Coen)
  • Vox Lux (Brady Corbet)
  • Roma (Alfonso Cuarón)
  • 22 July (Paul Greengrass)
  • Suspiria (Luca Guadagnino)
  • Werk ohne Autor (Florian Henckel von Donnersmarck)
  • The Nightingale (Jennifer Kent)
  • The Favourite (Yorgos Lanthimos)
  • Peterloo (Mike Leigh)
  • Capri-Revolution (Mario Martone)
  • What You Gonna Do When the World's on Fire (Roberto Minervini)
  • Sunset (Lázló Nemes)
  • Freres Ennemis (David Oelhoffen)
  • Nuestro Tiempo (Carlos Reygardas)
  • At Eternity's Gate (Julian Schnabel)
  • Acusada (Gonzalo Tobal)
  • Killing (Shinya Tsukamoto)
Links: - Hollywood Reporter | - Deadline | - Venedig

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Montag, 23. Juli 2018
Venedig-Gerüchte um Gebrüder Coen, Olivier Assayas und Julian Schnabel

Drehten für Netflix "The Ballad of Buster Scruggs": Joel und Ethan Coen

Wenn man den Gerüchten Glauben schenken will, wird das Venedig-Festival Ende August ein Cineastentraum. Die Gebrüder Coen und Olivier Assayas gehören jetzt zu den spekulierten Namen.

Der für gewöhnlich bestens informierte Über-Cineast Cédric Succivalli hat auf Twitter die Gerüchteküche um den Wettbewerb in Venedig weiter angeheizt. Demnach ist Jacques Audiards Western "The Sisters Brothers" mit Joaquin Phoenix und Jake Gyllenhaal sicher gesetzt. Auch seien zwei weitere Franzosen, Olivier Assayas ("Doubles vies") und David Oelhoffen ("Territoires") dabei. Raus seien dagegen alle weiblichen Kandidaten und Francois Ozons "Alexandre".

Dazu kommen laut Succivalli, der Präsident der internationalen cinephilen Gesellschaft ist, die Netflix-Miniserie "The Ballad of Buster Scruggs" von Joel und Ethan Coen, Julian Schnabels Comeback "At Eternity's Gate" mit Oscar Isaac und Mads Mikkelsen sowie Brady Corbets Film "Vox Lux" mit Natalie Portman. Der Lido quillt also über vor Hollywoodstars, wenn sich die Gerüchte am Mittwoch als wahr erweisen sollten. Die bislang spekulierten Highlights des Festivals in Venedig auf einen Blick:
  • Doubles vies (Olivier Assayas)
  • The Sisters Brothers (Jacques Audiard)
  • The First Man (Damien Chazelle) *Eröffnungsfilm*
  • The Ballad of Buster Scruggs (Joel and Ethan Coen)
  • A Star Is Born (Bradley Cooper)
  • Roma (Alfonso Cuaron)
  • Norway (Paul Greengrass)
  • Suspiria (Luca Guadagnino)
  • The Favourite (Yorgos Lanthimos)
  • Peterloo (Mike Leigh)
  • Sunset (Laszlo Nemes)
  • At Eternity's Gate (Julian Schnabel)
  • Beautiful Boy (Felix Van Groeningen)
  • The Other Side of the Wind (Orson Welles)
Das wären viermal Netflix, zweimal Amazon Studios und wahnsinnig viele Abwerbungen von klassischen Cannes-Regisseuren. Eigenartig still ist es um Xavier Dolans neuen Film "The Death and Life of John F. Donovan" mit Natalie Portman und Kit Harrington geworden. Galt der noch im Mai, als ihn Cannes-Chef Thierry Frémaux explizit als Venedig-Kandidat nannte, gesetzt für den Lido.

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Samstag, 21. Juli 2018
Ist Venedig das neue Cannes?

The Right Stuff: Damien Chazelles Mondlandefilm „The First Man“

Damien Chazelles Oscarkandidat „The First Man“ eröffnet Venedig. Läuft das Festival am Lido dem übergroßen Cannes langsam aber sicher den Rang ab? Für Hollywood ist die Antwort klar.

Die Antwort auf die Frage, ob Venedig das Filmfestival in Cannes als wichtigsten Ort des Filmkalenders ablösen kann, wird nicht in diesem Jahr beantwortet. Für diesen Paradigmenwechsel braucht es die Überprüfung diverser Jahrgänge. Aber wenn Venedig-Chef Alberto Barbera am 25. Juli den internationale Wettbewerb bekannt geben wird, schaut die Filmwelt ganz genau auf die Mostra.

Cannes hat in den vergangenen Jahren einen schlechten Ruf bei den Hollywoodproduktionen bekommen. Bei den Franzosen sei es zu schwierig und kritisch, heißt es. Deswegen wurden dieses Jahr auch die Pressevorführungen parallel zu den Galapremieren angesetzt, um den schlechten Buzz etwas einfangen zu können. Auch ist der Weg vom Mai bis zur Oscar Season ein langer: Es ist im schnelllebigen Internetzeitalter eine Herausforderung, die Aufmerksamkeit über diverse Monate hochzuhalten, bis es überhaupt losgeht.
Eine unfassbare Serie
Das Venedig-Festival Ende August dagegen ist der optimale Startpunkt für Oscarkampagnen: Seit im Jahr 2013 „Gravity“ von hier aus durchmarschiert ist, folgten Filme wie „Birdman“, „Spotlight“, „La La Land“, „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ und „The Shape of Water“. Das ist eine unfassbare Serie. Dazu sind die Filmemacher treu und kommen auch noch wieder. Wie zum Beispiel ein Damien Chazelle, der mit seinem Armstrong-Biopic „First Man“ nun Eröffnungsfilm in Venedig ist.

In Venedig tummelte sich bisher überwiegend die milde Trade Press, dazu ein paar Briten und Deutsche. Kein Vergleich mit dem kritischen Presseaufkommen in Cannes, wo jedes Jahr Kritiker aus aller Welt mindestens eine cineastische Revolution erwarten. Der Venedig-Wettbewerb ist in der qualitativen Breite weiter von Cannes entfernt. Da kann sogar die Berlinale mithalten. Aber nichts ist glamouröser als Hollywoodstars und Oscar Buzz.

Das jahrzehntelang übermächtige Cannes macht dazu Fehler. Sein Leiter Thierry Frémaux verkrachte sich zum Beispiel im April mit dem Streaming-Riesen Netflix. So verlor er Alfonso Cuarons „Roma“, Paul Greengrass' „Norway“ und Orson Welles' „The Other Side of the Wind“ an den Herbst – und höchstwahrscheinlich auch an Venedig.

Wobei die Mostra auch nicht alles kriegt: Claire Denis' neuer Film „High Life“ mit Robert Pattinson und Juliette Binoche wird seine Weltpremiere in San Sebastian feiern. Das New Yorker Filmfestival hat bestätigt, dass „Roma“ bei sich als Centerpiece laufen wird. Was natürlich nicht bedeutet, dass nicht noch eine Weltpremiere in Venedig drin ist.
Wasser läuft im Munde zusammen
Aber analysiert man Nick Vivarellis Vorhersagen für Venedig in Variety, läuft einem als Filmjournalisten das Wasser im Munde zusammen. Gut, viele der Filme gibt es wenige Tage später auch regulär im Kino anzusehen – oder sie werden fast zeitgleich in Telluride und Toronto gezeigt. Aber was für eine attraktive Liste könnte das dieses Jahr sein, die übrigens Negative Space zu großen Teilen bereits im Mai prophezeit hatte: Luca Guadagninos „Suspiria“, Jacques Audiards „The Sisters Brothers“, Felix Van Groeningens „Beautiful Boy“ mit Timothée Chalamet, die genannten „Roma“ und „Norway“, Yorgos Lanthimos' „The Favourite“, „A Star Is Born“ mit Bradley Cooper und Lady Gaga, Mike Leighs „Peterloo“ und Laszlo Nemes' „Sunset“.

Auch in der Verlosung bleibt Harmony Korines „The Beach Bum“, denn „Spring Breakers“ startete seine Welteroberung 2012 aus Venedig. Die Filmwelt hält ebenso Ausschau nach Terrence Malicks „Radegund“, Mia Hansen-Løves „Maya“und Olivier Assayas' „Doubles vies“. Für Festivalbeobachter sind das aktuell spannende Zeiten. Viel ist in Bewegung. Lange gehegte und gepflegte Strukturen brechen nach und nach auf.

Die Streaming-Plattformen sind unberechenbare Player im Spiel geworden. Denen geht es um Aufmerksamkeit und Prestige. Cannes schwächelt und erfindet sich zum Teil auch in diesem Jahr ein Stück weit neu. Das geht zu Kosten der Popularität, freut aber die Cineasten. Venedig wird ein immer größeres schwarzes Loch, das alles verschlingt, was auch nur im Entferntesten oscarwürdig erscheint. Und die Berlinale stellt sich 2020 auch völlig neu auf.

Links: - Variety | - Screen Talk | - Was nicht in Cannes läuft

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Montag, 9. Juli 2018
Erster Teaser zu Yorgos Lanthimos' neuem Werk „The Favourite“


Der US-Kinostart von Yorgos Lanthimos' Film „ The Favourite“ am 23. November unterstreicht die Vermutung, dass das Filmfestival von Venedig in diesem Jahr wohl schon jetzt ein legendärer Jahrgang ist. Mit Emma Stone, Rachel Weisz und Nicholas Hoult.

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