Samstag, 7. November 2009
Das Dritte Reich bestimmt die Kategorie des besten fremdsprachigen Films
Es ist ein toller kleiner Variety-Artikel erschienen, der zur Abwechslung mal ein bisschen Hintergründe aufdeckt und analysiert, als immer nur auf "Invictus", "Nine" oder "Avatar" zu verweisen, wie sich das die meisten Oscarblogs in den letzten Wochen angewöhnt haben. Von den 65 eingereichten fremdsprachigen Filmen kreisen zumindest acht um das Dauerthema Zweiter Weltkrieg bzw. Holocaust, darunter der norwegische Beitrag "Max Manus" (siehe Bild) sowie der chancenreiche niederländische Beitrag "Winter in Wartime". Anstatt nun die gerne kritisierte Eigenschaft zu verdammen, dass die Academy so stark auf diesen Themenkomplex anspringt, versucht der Artikel Erklärungen zu finden, die in diesem Zusammenhang selten bis gar nicht erwähnt werden:

- Aimed at broad audiences, WWII films often do well at the European box office, making it easier to finance these relatively expensive projects in a system that depends heavily on co-production and television money. "Max Manus," a biopic about a Norwegian resistance hero, cost about $8 million and earned 1.2 million admissions (in a country of 4.8 million). "Baaria," an epic tale that unfolds over several generations beginning around WWII, was budgeted around $30 million. And "Winter in Wartime" outgrossed "Twilight" and "The Dark Knight" in its native Netherlands.

- In general, WWII stories tend to feature bigger budgets and more technical polish than high-art festival favorites, which might explain why they tend to be nominated over critical darlings such as "4 Months, 3 Weeks and 2 Days" or "Silent Light." The subject carries narrative advantages as well, blending dramatic moral choices with action-adventure elements.

Link: - Variety

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Dienstag, 3. November 2009
Oscar Buzz-Update: Vol. 3
Es gibt einen interessanten neuen The Hollywood Reporter-Artikel von Steven Zeitchik, in dem er die Oscarkategorie des Original-Drehbuchs mit einem Supermodel auf Crash-Diät vergleicht. Seiner Meinung nach wäre das Feld der überhaupt möglichen Kandidaten sehr schmal und Filme wie "A Serious Man", "Inglourious Basterds" und "Up" sicher gesetzt. Da es so wenig Konkurrenz gibt, hält er sogar Murks wie den Indie-Hit "500 Days of Summer" für gut positioniert. Und um überhaupt etwas Spannung ins Rennen zu bekommen, hofft er, dass wenigstens das "Star Trek"-Drehbuch als nicht adaptiert gilt.

Schuld an der Misere sei Hollywoods Remake- und Sequelwahn. Bisher hatte mich die Kategorie nur marginal interessiert, weil Tarantino gute Chancen auf eine Nominierung hatte und AwardsDaily "Das weiße Band" als einen der Favoriten führt, obwohl Hanekes Film bisher nur einen limitierten US-Start am 30. Dezember hat, was ihn für diese Kategorie disqualifizieren würde. Finde es jetzt aber ganz spannend, von den wenigen Drehbuch-Kandidaten Rückschlüsse auf die zehn möglichen Best Pictures zu ziehen. Gerade der bei mir abgeschlagen zurückliegende Coen-Film hat dadurch wahnsinnig hinzugewonnen.

Links: - THR, - Oscar-Übersicht

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Donnerstag, 29. Oktober 2009
Out of the Blue-Kandidat "This Is It" - Ist Michael Jackson der neue Dark Knight?
Hollywood sucht für die erweiterten Oscars fieberhaft nach einem geeigneten "Dark Knight"-Nachfolger. Folgender Gedanke: Was wäre da besser, als eine Doku über den King of Pop als Best Picture zu nominieren, die alle Boxoffice-Rekorde pulverisieren wird und gleichzeitig schon die wichtigsten Kritiker begeistert hat?

Chefkritiker Roger Ebert gibt "This Is It" die Höchstwertung, Variety und The Hollywood Reporter sind ganz aus dem Häuschen, Los Angeles Times, Entertainment Weekly und Boston Globe schätzen ebenso die würdevolle Hommage. Die wirklich einzige sehr ernstzunehmende Spielverderberin wäre Manohla Dargis von der New York Times. Man hätte so endlich das Filmphänomen gefunden, das alle Zuschauer und Kritiker vereinen sowie wahnsinnig hohe Einschaltquoten garantieren würde, oder? Und einen toten Weltstar, der Heath Ledger nachfolgen könnte, hätte man schließlich auch.

Update: Wow, die Weltrevolution ist abgesagt. Nicht wegen der Kritiker. Oscarseher Peter Travers legte als letzter seine Quasi-Höchstwertung oben drauf. Es gibt nur ein Problem: Die Zuschauer stehen nicht wirklich drauf. Nikki Finke rechnet am Samstagmittag vor: In fünf Tagen nur $31,5 Mio. Andere haben einen Tag zuvor noch auf siebzig Millionen spekuliert.

Update #2: So viel zum Thema exklusive zweiwöchige Laufzeit: Sony verlängert bis Thanksgivin'. Wenn "This Is It" ein Phänomen wird, dann sicherlich nicht beim amerikanischen Zuschauer. Die Doku hat fast mehr Zuschauer in Japan als in den USA gehabt.

Link: - Oscar-Übersicht

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Montag, 19. Oktober 2009
Mira Nairs "Amelia"-Biopic mit Hilary Swank bereits aus dem Oscarrennen?
Die Trade Press hat gesprochen und ist sich wie so häufig uneins: Während Ray Bennett im Hollywood Reporter ähnliches Potential entdeckt zu haben glaubt wie bei vergleichbaren Biopics, zum Beispiel "Ray" oder "Capote", sagt Justin Chang von Variety eine frühe Bruchlandung voraus. Er beginnt seinen Text mit dem wundervoll einleuchtenden Satz: "To say that 'Amelia' never gets off the ground would be an understatement; it barely makes it out of the hangar."

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Samstag, 17. Oktober 2009
Now We're Talking: "Where the Wild Things Are" $38+ Mio., Travers 4 Sterne
Die Best Picture-Nominierung ist noch weit, weit weg, aber jetzt sind doch Indikatoren da, die "Wo die wilden Kerle wohnen" überhaupt im Spiel der Großen mitmachen lassen: Als da wären ein erstes Wochenende am Boxoffice, das mit knapp vierzig Millionen Dollar niemand vorhergesehen hat. Bisher gab es fast nur Mahner und Warner. Man flüsterte sich das Wort Flop zu, bevor auch nur irgendetwas passiert war. Die Trade Press schrieb das Projekt ab. Kenneth Turan, Deny, Hoberman, McCarthy und Honeycutt zeigten mit dem Daumen nach unten. Selbst Roger Ebert vergab nur drei Sterne. Die großen Fürsprecher traten erst spät aus dem Schatten: Manohla Dargis von der New York Times, Joe Morgenstern vom Wall Street Journal, Liza Schwarzbaum von Entertainment Weekly und - ganz wichtig - Peter Travers vom Rolling Stone. Zu behaupten, der Film wäre jetzt plötzlich wieder im Oscar-Rennen, wäre Heuchelei. Aber wenn sich das Ganze zum Phänomen beim Zuschauer aufschwingt und der ein oder andere Favorit strauchelt, wer weiß, was dann in Hollywood los ist.

Updates?

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Mittwoch, 14. Oktober 2009
Das Oscarpotential von Spike Jonzes "Where the Wild Things Are"
Für John Hillcoats "The Road" mit Viggo Mortensen war alles bereits nach einer Kritik vorbei. Nachdem Variety-Chefkritiker Todd McCarthy seinen Verriss aus Venedig veröffentlicht hatte, war mir klar, das einer der ersten heißen Oscaranwärter des Jahres aus dem Rennen war. Dem neuen Coen-Film "A Serious Man" ging es ähnlich schnell an den Kragen, obwohl er bedeutende Fürsprecher in Roger Ebert und Peter Travers fand. Aber ehrlich: Die Coens hatten gerade erst einen Clean Sweep bei den Oscars, und ihr Neuer klingt eher nach einem kleinen, persönlichen Werk und nicht nach einem großen Zuschauererfolg. Solch einer könnte dagegen die Oscarchancen von "Where the Wild Things Are" wahren, so gemischt fallen nun die ersten Kommentare der Kritiker aus. Besonders fällt auf, wie häufig betont wird, der Film wäre schwer an den Zuschauer zu bringen. Das angesichts einer so populären Literaturvorlage zu behaupten, zeugt nicht gerade von Vertrauen in die magischen Qualitäten der Spike Jonze-Verfilmung.

Oscar-Übersicht?

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Dienstag, 13. Oktober 2009
Hollywood gehen die Favoriten aus: Der Oscarkandidat "The Hangover"
Der Oscar will wieder populärer werden. Also dann dieses Mal wieder zehn Filme nominieren. Alles klar, gab es ja schon mal in den Vierzigern. Da können jetzt dann auch populärere Filme auf der Liste sein wie "The Dark Knight" oder "Wall-E". Filme eben, wegen denen die Menschen wieder mehr einschalten, wenn es heißt and the Oscar goes to ... Es gibt nur ein Problem: Dieses Jahr gibt es bisher keinen zweiten "Dark Knight", der Zuschauer und Kritiker in ihrem Jubel vereint. Kritikerlieblinge wie "The Hurt Locker" ($12,6 Mio.), Jane Campions "Bright Star" ($2,8 Mio.), "A Serious Man" ($0,8 Mio.) oder Lone Scherfigs "An Education" ($0,2 Mio.) spielen momentan noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit in ausgewählten Städten, während die Blockbuster der Saison "Transformers 2" und "Harry Potter 6" hießen. Notfalls gäbe es natürlich immer noch den aktuellen Pixar-Film, der mit "Up" nur dieses Jahr eben nicht ganz so wahnsinnig toll ausgefallen ist wie sonst. Außerdem haben Animationsfilme eigentlich eine eigene Kategorie und den Makel, dass sie von Schauspielern aus Fleisch und Blut nicht gewählt werden, aber psst!

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Samstag, 3. Oktober 2009
Oscar Buzz-Update: Vol. 2
Nach 24 Minuten Oscar Talk (Ep. 4) mit Kristopher Tapley und Anne Thompson weiß man genauso viel wie davor. Aber schön, dass wir drüber geredet haben. Das US-Wochenende steht ganz im Zeichen des neuen Coen-Films "A Serious Man", dessen Boxoffice-Zahlen eine Menge über sein endgültiges Oscarpotential verraten werden. Keine Frage, ich freue mich riesig auf den Film, aber der Kritikerspiegel sieht für die Oscars gar nicht mal so gut aus. Natürlich gibt es einige sehr überschwängliche Reviews vom harten Kern der Avantgarde wie Turan, Gleiberman, Scott, Travers und Corliss. Was mich skeptisch macht, sind die Einschätzungen der Trade Press, insbesondere die Texte von Honeycutt und McCarthy: Sie klingen nach einem tollen Film, nur eben nicht nach Oscarmaterial. Die negativen Stimmen von Morgenstern, Denby und der Village Voice irritieren zusätzlich. Man soll nie nie sagen. Und bei zehn Best Picture-Slots ist eigentlich alles möglich, mein Bauchgefühl sagt mir jedoch, dass das dieses Jahr nichts wird. Straft mich Lügen!

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Montag, 21. September 2009
Hat "Das weiße Band" das Oscar-Potential, mehr als einmal nominiert zu werden?
Ja, das war fies von den unartigen Deutschen: einfach "Das weiße Band" vor den Österreichern für den Oscar eingereicht zu haben. Aber sehen wir es mal so: Es ist eine internationale Produktion. Der Regisseur Haneke ist in München geboren, lebt und dreht seine Filme seit Jahren in Frankreich. Der Film wurde in Deutschland gedreht, überwiegend mit einheimischen Schauspielern. Das Geld kam aus Frankreich, Österreich und Germany. Lasst uns nicht darüber streiten, wer den Bärenanteil bezahlt hat. Haneke hat viele gute Filme gemacht. Warum war er trotzdem nie für einen Oscar nominiert? Eben. Und die deutsche Werbemaschinerie hat die letzten Jahre umso besser funktioniert.

Dass "Das weiße Band" als bester fremdsprachiger Film nominiert werden wird, scheint aktuell mehr als nur eine Möglichkeit zu sein. Die Frage lautet eher: Kann der Film auch in weiteren Kategorien nominiert werden? Die Jungs von AwardsDaily glauben zumindest daran. Bei ihnen taucht "Das weiße Band" sowohl beim Original-Drehbuch, als auch bei der besten Kamera (Christian Berger) auf. Sogar für die 'Best Art Direction' wird Hanekes Werk in Betracht gezogen. Natürlich immer unter der Prämisse, dass aktuell niemand irgendetwas weiß. Anfang Dezember gibt es die ersten echten, schwerwiegenden Indikatoren. Warum also nicht jetzt schon in Träumereien schwelgen.

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Samstag, 19. September 2009
Oscar Buzz for "A Single Man" & Colin Firth
Der einzige Film aus Venedig, der das Potential gehabt hätte, ein Oscarkandidat zu werden, war Tom Fords "A Single Man". "The Road" wurde verrissen, "Bad Lieutenant" als komisch abgestempelt, "Life During Wartime" zwar gefeiert, aber als schwierig gebrandmarkt. Nur: Die Kritiken zu "A Single Man" waren zu mittelmäßig. Todd McCarthy war außer Lande. Und so fiel auch die Variety-Kritik durchwachsen aus. Den erste Indikator für mögliches Oscarpotential lieferte dann das Festival selbst, indem es Colin Firth als besten Darsteller auszeichnete.

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