Dienstag, 2. Januar 2018
Wie wär's mit Peter Greenaway, Berlin?
schwanenmeister, 23:22h
Wilde Spekulationen Teil 3: Nach „Suspiria“ und „7 Days in Entebbe“ wünscht sich Negative Space auch den neuen Peter Greenaway für die Berlinale.
© Enjoy Movies / Cinatura / Cobra Film AG / CDP
Inzwischen ein eigenes Genre auf Negative Space: die wilde Berlinale-Spekulation. Der nächste Tipp für den Wettbewerb lautet „Walking to Paris" von Peter Greenaway. Es geht um den berühmten rumänischen Bildhauer Constantin Brancusi, der 1903 zu Fuß nach Paris wanderte. Seine Beobachtungen auf der Wanderschaft durch Europa werden die Inspirationen für seine späteren Werke.
Greenaway lief 2015 mit seinem Film „Eisenstein in Guanajuato“ im Wettbewerb der Berlinale. Es ist jetzt schon ein berüchtigter Jahrgang, weil diverse Filmemacher von damals 2018 nach Berlin zurückkehren: Małgorzata Szumowska, Benoit Jacquot, Isabel Coixet, Alexey German Jr. und Laura Bispuri. Das würde also passen. „Walking to Paris“ ist seit 2015 in der Produktion. Es gibt italienische Filmseiten, die besagen, dass das Werk in diesem Frühjahr in die italienischen Kinos kommen soll. Wir haben zusammengefasst einen bedeutenden Regisseur, der eine Berlinale-Vergangenheit besitzt. Sein Film soll zum richtigen Zeitpunkt fertig sein. Außerdem spielt die Schweizerin Carla Juri („Feuchtgebiete“, "Blade Runner 2049“) eine der Hauptrollen.
In wenigen Tagen veröffentlichen die Berliner Filmfestspiele sowieso ihren zweiten Stoß an Wettbewerbstiteln. Aber es macht doch ungemein Spaß, selbst zu spekulieren. Wir halten dann Ausschau nach „Suspiria“, „7 Days in Entebbe“ und „Walking to Paris“, lassen uns aber auch gerne anderweitig überraschen. Der walisische Regisseur Greenaway zählt zu den großen europäischen Auteurs der vergangenen Jahrzehnte. Sein berühmtester Film ist wohl „Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber“ aus dem Jahr 1989.
Links: - Suspiria (Luca Guadagnino), - 7 Days in Entebbe (José Padilha)
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Montag, 1. Januar 2018
Israelische Entebbe-Geiselbefreiung mit Daniel Brühl im Berlinale-Wettbewerb?
schwanenmeister, 22:16h
© Focus Features
"Narcos"-Regisseur und Goldener-Bär-Gewinner Padilha hat die Operation Entebbe mit Daniel Brühl und Rosamund Pike verfilmt. Eine Berlinale-Weltpremiere ist wahrscheinlich.
Der britische Film "7 Days in Entebbe" von José Padilha, in dem es um die israelische Geiselbefreiung einer Air-France-Maschine im Jahr 1976 geht, könnte im Februar auf der Berlinale laufen. Der brasilianische Regisseur Padilha, der im Jahr 2008 den Goldenen Bären in Berlin für "Tropa de Elite" gewann, hat zuletzt zwei Episoden der populären Netflix-Serie "Narcos" gedreht. Der deutsche Schauspieler Daniel Brühl ("Rush", "Inglourious Basterds") und die britische Schauspielerin Rosamund Pike ("Gone Girl", "Stirb an einem anderen Tag") stellen die beiden deutschen Terroristen Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann dar. Der Brite Eddie Marsan ("Happy-Go-Lucky") spielt Schimon Peres.
Da der amerikanische Verleih Focus Features den Film am 16. März in die US-Kinos bringt, bietet sich eine Weltpremiere bei den Berliner Filmfestspielen an. Die 68. Berlinale findet vom 15. bis 25. Februar statt. Abhängig von der filmischen Qualität könnte "7 Days in Entebbe" im offiziellen Wettbewerb, außer Konkurrenz oder in der Special-Reihe laufen.
In den 1970ern gab es bereits drei Verfilmungen1976 entführten deutsche und palästinensische Terroristen eine Air-France-Maschine. Mit der Unterstützung der ugandischen Regierung in Entebbe unter Diktator Idi Amin hielten sie die überwiegend israelischen Geiseln gefangen. Israelische Elitesoldaten befreiten die Geiseln in Entebbe. Gerade nach der Jerusalem-Erklärung des US-Präsidenten Donald Trump ist der israelisch-palästinensische Konflikt wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt. Die Thematisierung der Operation Entebbe in einem aktuellen Film entbehrt nicht einer gewissen politischen Brisanz. Zumal es eine britische Produktion ist.
Aber Padilhas Film ist nicht der erste: Zeitnahe entstanden in den 1970er-Jahren gleich drei Verfilmungen zu den Ereignissen von Entebbe. Bei dem Film "Operation Thunderbolt" des israelischen Regisseurs Menahem Golan spielten Klaus Kinski und Sybil Danning die Hauptrollen. Irvin Kershner drehte den NBC-Film "... die keine Gnade kennen" mit Peter Finch, Charles Bronson und Horst Buchholz. Es gibt auch den Film "Unternehmen Entebbe" mit Richard Dreyfuss, Anthony Hopkins und Burt Lancaster. Die Befreiungsaktion rückte damals auch so in den Fokus, weil die Terroristen in der Transithalle von Entebbe jüdische von nicht-jüdischen Geiseln trennten.
Links: - Guadagninos Suspiria in Berlin?, - Israel in Berlin 2018
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Donnerstag, 28. Dezember 2017
Läuft Luca Guadagninos "Suspiria" auf der Berlinale 2018?
schwanenmeister, 13:50h
Keine ganz wilde Spekulation mehr: Was spricht alles dafür, dass Luca Guadagninos "Suspiria"-Neuinterpretation auf der Berlinale 2018 läuft?
Ein erstes Poster | © Amazon Studios / Frenesy Film Company
Als vor einigen Wochen das vorläufige Programm des Sundance-Filmfestival veröffentlicht wurde, drehte sich die größte Nachricht darum, welcher Film im Januar nicht dabei sein wird: Der eigentlich fest gesetzte neue Luca-Guadagnino-Film "Suspiria" war nirgendwo aufzufinden. Hatte der Italiener nicht von Sundance aus seinen weltweiten Triumphzug mit dem jetzigen Oscarkandidaten "Call Me by Your Name" angetreten? Die Abwesenheit konnte auf zweierlei Weise interpretiert werden: Entweder hatte die Berlinale den Zuschlag erhalten oder die Produzenten planten, mit dem fertigen Film bis Cannes im Mai zu warten.
Jeder Regisseur geht, wenn er kann, nach Cannes. Dort erhält man die höchsten Weihen, dort ist das Medienaufkommen am größten, dort ist die Karriere gemacht, wenn man im Wettbewerb abliefert. Aber was ist, wenn der Film bereits fertig ist? Wenn ihn Quentin Tarantino bereits gesehen hat und weinen musste? Wenn Guadagnino das Setting des Horrorklassikers von der Freiburger Tanzschule nach Berlin verlegt hat? Wenn "Die Blechtrommel"-Legende Angela Winkler im Cast ist? Wenn Guadagnino ein besonderes Verhältnis zum deutschen Film hat? Wenn er als Teenager ein Interview-Buch von Rainer Werner Fassbinder gelesen hat, das ihn dazu inspirierte, Regisseur zu werden? Denn genau das trifft alles zu.
Größenwahnsinniger TeenagertraumIn einem Guardian-Interview vom 22. Dezember sagte Guadagnino über seinen "Suspiria"-Film: "Jeder Film, den ich drehe, ist ein weiterer Schritt in meine Träume, die ich als Teenager hatte. Suspiria ist der genaueste und größenwahnsinnigste Teenagertraum. Ich habe das Poster des Originals gesehen, als ich elf Jahre alt war. Als ich 14 Jahre alt war, sah ich Argentos Film, der mich stark berührte. Schon damals begann ich davon zu träumen, eines Tages meine eigene Version zu drehen." Der Italiener sagte im Interview weiterhin einen ganz bemerkenswerten Satz, als er auf den Backlash der Horrorfans angesprochen wurde, die eine Neufassung fürchten: "In der menschlichen Kunst geht es nicht um die ständige Erfindung von Originalität. Es geht darum, einen eigenen Blickwinkel auf die Dinge zu finden. Der Kapitalismus will uns weis machen, dass immer etwas Neues herauskommt. Aber das ist nicht wahr."
Fassbinder-Aktrice im CastDer große italienische Meister Dario Argento drehte 1977 den Horrorklassiker "Suspiria". Es geht um die junge Amerikanerin Suzy Banyon (Jessica Harper), die in einer Tanzakademie in Freiburg studieren will. Tanzschülerinnen verschwinden oder werden ermordet aufgefunden. Und dann bricht wirklich die Hölle los. Bei Guadagninos Neuinterpretation spielt Dakota Johnson ("Fifty Shades of Grey") die Tanzschülerin Susie Bannion. Sie drehte bereits mit dem Italiener "A Bigger Splash". Die Original-Suzy Jessica Harper steht auch im Cast. Dazu gesellen sich Chloë Grace Moretz, die bereits erwähnte Angela Winkler, Tilda Swinton als Madame Blanc, Sylvie Testud ("Jenseits der Stille") und Renée Soutendijk ("Der vierte Mann").
Fassbinder auf der Berlinale: Ein warmer Empfang sieht anders aus
Es ist auch kein Zufall, dass die Fassbinder-Aktrice Ingrid Caven ("Händler der vier Jahreszeiten", "Götter der Pest") bei Guadagnino eine tragende Rolle spielt. Fassbinders Karriere begann im Jahr 1969 auf der Berlinale. Sein Debütfilm "Liebe ist kälter als der Tod" lief im internationalen Wettbewerb. Guadagnino beschrieb einmal seinen Ansatz für die Neuinterpretation des Horrorklassikers: "Wie hätte wohl Fassbinder Suspiria gedreht?" Der Italiener hat nie eine Filmschule besucht. Er orientierte sich an der Fassbinder-Methode: Drei Filme pro Tag zu schauen und Filmbücher über Regisseure zu verschlingen. Unter Guadagninos zehn absoluten Lieblingsfilmen befindet sich auch Fassbinders Werk "Die Sehnsucht der Veronika Voss".
Deutscher Generationenkonflikt im FokusGuadagnino interessiert sich stark für den deutschen Film und die deutsche Literatur. Sein "Suspiria" fokussiert sich deshalb sehr auf das Jahr 1977, in dem das Original gedreht wurde. Wie er in einem Interview mit dem britischen Filmmagazin Empire erklärte, geht es bei ihm um die deutsche Teilung. "Es geht auch um die nächste Generation in Deutschland, die das Verhalten der Eltern im Krieg hinterfragte und die Schuldfrage thematisierte, welche die Eltern von sich weisen wollten", sagte Guadagnino.
Zur vergangenen Berlinale hat sich Negative Space weiter aus dem Fenster gelehnt und dachte, Terrence Malicks "Song to Song" für den Wettbewerb vorhersagen zu können. Malick ging lieber zum kleinen South-By-Southwest-Festival nach Austin. Der stargespickte Film verschwand in der Versenkung. Aber dieser Blog sagte gleichzeitig Aki Kaurismäkis "The Other Side of Hope" richtig voraus. Auch, was den kommenden Eröffnungsfilm der Berlinale, "Isle of Dogs" von Wes Anderson, angeht, bewies Negative Space früh den richtigen Riecher. Es ist zwar noch ein wenig geträumt, dass einer der aktuell angesagtesten Regisseure im kommenden Wettbewerb aufschlägt. Aber es gibt auch genügend Indizien, die auf eine Teilnahme hinweisen. Inoffiziell verdichten sich zudem die Stimmen, welche die Zusage andeuten. Wenn neben dem neuen Wes Anderson auch noch "Suspiria" in Berlin liefe, wäre das Festival zu einem absoluten Pflichttermin für jeden Cineasten geworden, der etwas auf sich hält.
Links: - Guardian, - Empire, - Malick-Spekulation
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Biografie zu Kosslick-Vorgänger Moritz de Hadeln erscheint am 8. Februar
schwanenmeister, 01:15h
Eine Biografie zum ehemaligen Berlinale-Chef Moritz de Hadeln erscheint. Dieser brachte dem Westen den chinesischen und sowjetischen Film näher. Der Autorenname der Biografie steht für Qualität.
© rüffer & rub
Es wird aktuell viel gesprochen und geschrieben über die 17 Jahre, die Berlinale-Direktor Dieter Kosslick im Amt ist. Sein Vorgänger Moritz de Hadeln bestimmte ganze 21 Jahre die Geschicke des wichtigsten Filmfestivals in Deutschland. Am 8. Februar, passend zur 68. Berlinale, erscheint nun von dem Schweizer Filmjournalisten Christian Jungen eine Biografie: "Moritz de Hadeln - Mister Filmfestival".
De Hadeln war vor Berlin Leiter des Filmfestivals in Locarno, später auch zwei Jahre lang Direktor beim ältesten Filmfestival der Welt in Venedig. Zu den größten Verdiensten des in Florenz geborenen Festivaldirektors zählt, das westliche Publikum mit dem chinesischen und sowjetischen Film bekannt gemacht zu haben. Jungen, der Kulturleiter der NZZ am Sonntag ist, sprach mit Zeitgenossen und Wegbegleitern de Hadelns. Der Portraitierte soll aber auch ausführlich selbst zu Wort kommen. Die Biografie hat 352 Seiten.
Endlich neues Futter zur Berlinale-HistorieÜber die Berlinale gibt es leider nur sehr wenig Literatur. Zur 60. Ausgabe des Festivals kam ein sehr gutes, angenehm schmales Bändchen des britischen Filmjournalisten und Buchautoren Peter Cowie heraus. Es gibt Wolfgang Jacobsens umfangreiche Materialsammlung "50 Jahre Berlinale". Ansonsten kann man interessante Filmbücher zur Berlinale mit der Lupe suchen. Umso spannender wird Jungens Biografie gerade im Lichte der aktuell wieder hochgekochten Kritik an Kosslick sein.
Zumal der Schweizer Filmjournalist Jungen genau der richtige Mann für den Job ist. Hat er doch bereits im Jahr 2008 ein wundervoll informatives Buch über das wichtigste Filmfestival der Welt ("Hollywood in Cannes") veröffentlicht. Da wartete fast auf jeder zweiten Seite ein Augenöffner auf den interessierten Leser. In diesem Zusammenhang wäre natürlich auch eine Biografie zu Alfred Bauer, dem ersten Festivaldirektor der Berlinale, spannend.
Im Jahr 2009 schrieb Negative Space über Jungens Qualitäten im Buch "Hollywood in Cannes": Seine Kunst besteht darin, eine Dissertation in Buchform geschrieben zu haben, der die wahnsinnig schmale Gratwanderung zwischen geschwätziger Erinnerung berühmter Kritiker und furztrockener hochwissenschaftlicher Abhandlung gelingt. Jungen vereint das Beste aus beiden Welten: Das hohe Unterhaltungslevel durch den Bezug zu den Stars, Regisseuren und Filmklassikern; ein dichtes Netz aus Anekdoten, dem so genannten Insiderwissen, was er elegant zu verknüpfen weiß mit einer scharfsinnigen sowie verständlichen Analyse der wirtschaftlichen Hintergründe. Die spielt gleichzeitig noch mal auf pointierte Weise die Filmgeschichte aus einem neuen, spannenden Blickwinkel, nämlich dem des Filmmarketings, durch.
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Donnerstag, 21. Dezember 2017
German Mumblecore eröffnet Perspektive Deutsches Kino 2018
schwanenmeister, 13:24h
German-Mumblecore-Regisseur Philipp Eichholtz präsentiert seinen dritten Film „Rückenwind von vorn“ in der Perspektive Deutsches Kino 2018.
Victoria Schulz und Daniel Zillmann in Philipp Eichholtz' Film „Rückenwind von vorn“ | © Von Oma gefördert
Das sind tolle Nachrichten: Einer der aktuell talentiertesten deutschen Filmemacher, Philipp Eichholtz, eröffnet im Februar die Perspektive Deutsches Kino mit seinem Film „Rückenwind von vorn“. Zur Handlung: Charlie (Victoria Schulz), die junge Berliner Lehrerin, will ihren eingeschlagenen Weg so nicht weitergehen und fragt sich, was sie wirklich will und braucht.
Die von Christoph Hochhäusler vor kurzem in einem Tagesspiegel-Interview weniger geschmackvoll als „Ghetto“ bezeichnete Berlinale-Sektion steht im kommenden Jahr besonders im Fokus. Der Regisseur und Gründer der Filmzeitschrift Revolver warf der Reihe vor, dass sich keine internationalen Filmkritiker dorthin verirren würden. Tatsächlich haben mittlerweile Festivals wie das Filmfest München der Perspektive Deutsches Kino ein wenig den Rang abgelaufen, was aufregende deutsche Entdeckungen angeht.
Erster großer Wurf „Liebe mich!“Umso mehr kann man sich jetzt auf „Rückenwind von vorn“ freuen. Nicht nur, weil Victoria Schulz (ganz groß in „Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern“) die Hauptrolle spielt, sondern auch, weil Philipp Eichholtz Teil des German Mumblecore ist. Sein Debütfilm „Liebe mich!“ aus dem Jahr 2014 war ein erster großer Wurf, ein Film, dem das Leben und die authentischen Dialoge nur so aus den Frames quollen. Seine eigene Produktionsfirma heißt „Von Oma gefördert“. Sowohl „Liebe mich!“ als auch sein zweiter Film „Luca tanzt leise“ sind auf Netflix zu sehen.
Lana Cooper garantiert QualitätWeiter zeigt die Perspektive Deutsches Kino 2018 die Filme: „draußen“ (Johanna Sunder-Plassmann & Tama Tobias-Macht), „Feierabendbier“ (Bernd Brummer), „Kineski zid“ (Aleksandra Odić), „Rå“ (Sophia Bösch) und „Storkow Kalifornia“ (Kolja Malik). Wäre das nicht cool, wenn Ben Brummer mit dem legendären deutschen Regisseur Alois Brummer verwandt wäre. Julia Dietze spielt in „Feierabendbier“ mit, Lana Cooper in „Storkow Kalifornia“. Beide garantieren auf die ein oder andere Weise bei ihrer Projektauswahl, dass es nicht langweilig wird. Gerade Cooper neigt zu einer spannenden Rollenwahl („Bedways“, „Love Steaks“).
„Storkow Kaliforna“, in dem es um den 30-jährigen Outlaw Sunny geht, der zwischen seiner Mutter und einer neuen Liebe hin- und hergerissen ist, hat einen sehr atmosphärischen Trailer. Die Berlinale schreibt: „Ein Film wie ein Trip.“ Regisseur Kolja Malik hat davor den Film „Und am Ende sind alle allein“ gedreht, den die Filmlöwin Sophie Charlotte Rieger im Jahr 2015 ziemlich toll fand. „Storkow Kalifornia“ ist also auch vorgemerkt.
Auf der To-Watch-Liste (nach Interesse geordnet):
* Rückenwind von vorn (Philipp Eichholtz)
* Storkow Kalifornia (Kolja Malik)
* Feierabendbier (Ben Brummer)
Link: - Die Highlights der Perspektive Deutsches Kino 2017
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Dienstag, 19. Dezember 2017
Hans Weingartner in der Generation-Sektion
schwanenmeister, 20:30h
In der Kinder- und Jugendsektion Generation präsentiert die Berlinale die ersten 16 Langspielfilme. Darunter sind sieben Weltpremieren. Negative Space hat ein bisschen gestöbert.
„Fake Tattoos“ aka „Les faux tatouages“ | © Maison 4:3
Para aduma (Tsivia Barkai) – Ich bin in den vergangenen Jahren größerer Fan des israelischen Kinos geworden. Wenn also auf der Berlinale eine israelische Weltpremiere läuft, bin ich da. „Para aduma“, was so viel wie „rote Kuh“ heißt und auf die Bibel resp. den Tanach zurückgeht, klingt aber auch thematisch spannend: Es geht um Benny, eine junge Frau, die in Ostjerusalem lebt und gegen das national-religiöse System ihres Vaters aufbegehrt. „Ein Film in Bildern, die so kraftvoll sind wie die ungestümen Sehnsüchte seiner Heldin“, schreibt die Berlinale schwärmerisch. Es ist der Debütfilm der Regisseurin Tsivia Barkai, die in der Siedlung Beit-El aufgewachsen ist. Im Hintergrund des Vater-Tochter-Konflikts wird auch die Ermordung Jitzhak Rabins erzählt. [Weltpremiere]
303 (Hans Weingartner) – Der Österreicher Hans Weingartner hatte es eigentlich gleich zu Beginn seiner Karriere geschafft gehabt: Nach seinem beachtlichen Debütfilm „Das weiße Rauschen“ über einen jungen Schizophrenen (Daniel Brühl) wurde seine deutsche Produktion „Die fetten Jahre sind vorbei“ in den Wettbewerb von Cannes eingeladen. Gäbe es nicht Fatih Akin, wäre das bis heute ungefähr auch der letzte deutsche Film gewesen. Weingartners Film traf den Zeitgeist. Dann raste der Regisseur mit der TV-Satire „Free Rainer“ volle Kanne gegen die Wand. Er strauchelte länger, trug auch mal eine schmucke Augenklappe wie André De Toth. Weingartners neuer Film „303“ klingt so, als sei er wieder zu seinen Wurzeln zurückgekehrt: Ein Studentenpärchen durchquert Deutschland in einem Wohnmobil. Mit Mala Emde und Anton Spieker. [Weltpremiere]
Dazu feiert „Cobain“, der neue Film von Nanouk Leopold („Brownian Movement“), seine Weltpremiere in der Generation-Sektion. Dann gibt es den kanadischen Film „Les faux tatouages“, der eine Punk-Liebesgeschichte erzählt. Außerem sind zwei märchenhaft klingende Werke eingeladen: „Unicórnio“ aus Brasilien mit „magischem Realismus“ und „El día que resistía“ aus Argentinien mit dem Bösen Wolf. Letzterer ist auch eine Weltpremiere.
Auf der To-Watch-Liste (nach Interesse geordnet):
* Para aduma (Tsivia Barkai)
* 303 (Hans Weingartner)
* Cobain (Nanouk Leopold)
Link: - Berlinale-Wettbewerb 2018 nimmt Formen an
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Montag, 18. Dezember 2017
Berlinale-Wettbewerb: Wieder die eigenen Talente im Fokus
schwanenmeister, 21:51h
Ja, Gus Van Sant kommt nach Sundance mit seinem neuen Werk und Hollywoodstars im Schlepptau auch nach Berlin. Beim ersten Stoß von Wettbewerbstiteln ist aber die Rückkehr zweier eigener Regietalente des Festivals die aufregendere Nachricht.
„Figlia mia“ aka „Daughter of Mine“ | © Vivo film / Colorado Film / Match Factory Productions / Bord Cadre Films / Valerio Bispuri
Zum Berlinale-Eröffnungsfilm „Isle of Dogs“ gesellen sich die nächsten sieben Filme des offiziellen Wettbewerbs. Den bekanntesten Namen hat der Amerikaner Gus Van Sant. Sein neues Werk „Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot“, das Negative Space vorhergesagt hat, feiert seine Weltpremiere im Januar in Sundance. Offenbar wird die filmische Qualität des Biopic über den US-Comickünstler John Callahan, der seit den 1970er-Jahren querschnittsgelähmt war, als so hoch bewertet, so dass das Nachspielen ertragen wird. Den Cast schmücken Namen wie Joaquin Phoenix, Rooney Mara, Jonah Hill, Jack Black und Udo Kier.
In den 2000er-Jahren besaß Van Sant ein Cannes-Abonnement: Die Krönung erfolgte im Jahr 2003, als der Ami mit „Elephant“ die Goldene Palme gewann. Mittlerweile ist die Liebe aber merklich abgekühlt. Es gibt auch eine interessante Berlinale-Historie: Beim Teddy gewann Van Sant einen seiner allerersten Preise. Sein Durchbruch kam 1989 mit „Drugstore Cowboy“. Seine letzten beiden Berlinale-Auftritte waren dagegen nett, jedoch vergessenswert: „Finding Forrester“ und „Promised Land“.
„Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot“ | © Amazon Studios / Scott Patrick Green
Ein Russe und eine Italienerin kehren zurückInteressanter erscheinen die neuen Filme von Alexey German Jr. und Laura Bispuri. Beide hatten bereits ihre Momente im Wettbewerb der Berlinale, beide drehten sie Geheimtipps, denen der internationale Durchbruch nicht vergönnt war: Bei German Jr. war das „Under Electric Clouds“, bei Bispuri „Sworn Virgin“. Das sind echte Berlinale-Talente, Eigenkreationen, über die das Feuilleton erstmal kritisch die Nasenrücken kräuseln oder die Schultern zucken wird. Tatsächlich sind hier aber am ehesten Qualitätssprünge zu erwarten.
Zumal bei Bispuris „Daughter of Mine“ die enigmatische Alba Rohrwacher wieder eine der Hauptrollen spielen wird. Bei Rohrwacher („Land der Wunder“) ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie ein veritabler europäischer Superstar ist. Auf Sardinien geht es um ein Dreiecksverhältnis zwischen einem Kind, seiner biologischen und seiner Adoptiv-Mutter. Valeria Golina („Rain Man“, „Hot Shots!“) spielt die andere Hauptrolle. In Germans Film „Dovlatov“ geht es um einen berüchtigten russischen Schriftsteller, den der Regisseur von seinem Stellenwert für die russische Intelligenzia der 1970er-Jahre mit Muhammad Ali verglichen hat. Der Film wird nur vier Tage aus dem Leben des Schriftstellers und die Liebe zu seiner zweiten Ehefrau Yelena in den Mittelpunkt der Handlung stellen.
„In den Gängen“ | © Sommerhaus Filmproduktion / Anke Neugebauer
Wundertüte deutscher FilmDie beiden deutschen Wettbewerbsfilme „In den Gängen“ und „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ sind eine Wundertüte. Philip Gröning hatte es mit seinem letzten Film „Die Frau des Polizisten“ in den Wettbewerb von Venedig geschafft gehabt. Ob die Teilnahme in Berlin für ihn ein Schritt vor oder zurück sein wird, muss der Februar zeigen. Thomas Stuber („Teenage Angst“) ist eine mutige Entscheidung, weil dem Mann noch die Reputation fehlt: Sein Film „In den Gängen“ hat aber schon mal mit Sandra Hüller („Toni Erdmann“), Franz Rogowski („Fikkefuchs“) und Peter Kurth („Zwischen den Jahren“) drei der aktuell besten deutschen Schauspieler zu bieten. Die Kurzgeschichte, auf der die Liebesgeschichte in einem Großmarkt basiert, geht auf Clemens Meyer („Als wir träumten“) zurück.
Bleiben noch übrig: „Eva“ von Benoit Jacquot. Da ist Vorsicht angesagt. Jacquot versucht sich an dem gleichnamigen Joseph-Losey-Klassiker aus den 1960er-Jahren. Damals spielte die Hauptrolle Jeanne Moreau, bei Jacquot ist es jetzt die große Isabelle Huppert. Aber der Franzose langweilte bereits 2015 mit seinem egalen Remake von Buñuels „Tagebuch einer Kammerzofe“. Vielleicht kann er trotzdem an seine Qualitäten im Berlinale-Eröffnungsfilm „Leb wohl, meine Königin!“ anknüpfen. Bei der Polin Małgorzata Szumowska mit ihrem neuen Film „Twarz“ gibt es Fragezeichen. Die Dame wird von Berlinale-Chef Dieter Kosslick und seinem Team sehr geschätzt. Ihre Filme gewinnen auch eigentlich immer Preise. Aber man hört während des Festivals immer so viel Negatives, dass man sich nur schwer motivieren kann, Szumowska eine Chance zu geben.
„Eva“ | © MACASSAR PRODUCTIONS - EUROPACORP - ARTE France CINEMA - NJJ ENTERTAINMENT - SCOPE PICTURES / Guy Ferrandis
Interessant ist, dass sich die bisherige Auswahl des Wettbewerbs wie der Jahrgang 2015 liest: Szumowska, Jacquot, Coixet (2018 in der Reihe Special mit „The Bookshop“), German Jr. und Bispuri waren bereits damals dabei. Die großen Gewinner hießen aber Jafar Panahi („Taxi“) und Sebastian Schipper („Victoria“).
Auf der To-Watch-Liste (nach Interesse geordnet):
* Daughter of Mine (Laura Bispuri)
* Dovlatov (Alexey German Jr.)
* Don’t Worry, He Won’t Get Far on Foot (Gus Van Sant)
* In den Gängen (Thomas Stuber)
* Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot (Philip Gröning)
* Eva (Benoit Jacquot)
* Twarz (Małgorzata Szumowska)
Link: - Kiyoshi Kurosawa im Panorama
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Samstag, 16. Dezember 2017
Die verpasste Chance der Berlinale, „A Quiet Passion“ in den Wettbewerb einzuladen
schwanenmeister, 13:25h
Die aktuellen Jahreslisten der amerikanischen Kritiker erinnern daran, wie die Berlinale im Jahr 2016 das Emily-Dickinson-Biopic „A Quiet Passion“ verschlief. Ein Seitenblick von Michael Müller
Cynthia Nixon in „A Quiet Passion“ | © Hurricane Films
Ich finde, es ist ein großes Glück, dass es in Deutschland ein A-Festival wie die Berlinale gibt. Was für ein Luxus, was für ein Haufen Filme, der jedes Jahr exklusiv in die Hauptstadt gekarrt wird. Das bietet quasi unbeschränkte Entdeckungsmöglichkeiten für den Cineasten. Aber natürlich habe ich auch ganz konkrete Kritik an der Programmierung einiger Filme. Sie fällt mir zum Beispiel wieder ein, wenn ich über die diesjährigen Jahres-Listen der Filmkritiker und Filmzeitschriften blicke.
Die wichtigste amerikanische Filmpublikation Film Comment hatte das Emily-Dickinson-Biopic „A Quiet Passion“ auf dem zweiten Platz. Der Film hatte sich gegen alle aktuellen Oscarkandidaten und gebuzzten Kritikerdarlinge durchgesetzt. Nur die Safdie Brothers landeten noch mit „Good Time“ davor. Das sublime Drama des britischen Auteur Terence Davies mit Cynthia Nixon („Sex and the City“) in der Hauptrolle taucht jetzt ständig auf Bestenlisten auf: ob beim Variety-Chefkritiker Justin Chang oder bei unserem liebsten Über-Hipster-Kritiker David Ehrlich. Das ist eine späte Genugtuung. Aber sie hätte nicht so spät erfolgen müssen.
Negative Space würdigte „A Quiet Passion“ zeitnahe„A Quiet Passion“ feierte im Februar 2016 seine Weltpremiere auf der Berlinale. Leider packten die Verantwortlichen den Film nicht in den offiziellen Wettbewerb, wo er definitiv hingehört hätte, sondern ließen ihn als Special in einer Nebenreihe verhungern. Eine Handvoll britischer Kritiker feierte Terence Davies, weil er auf der Insel schon lange mehr als ein Geheimtipp ist. Der Blog Negative Space war auch sehr begeistert und spekulierte damals zur Premiere im Zoopalast über potenzielle Oscarnominierungen für Cynthia Nixon, Keith Carradine und Jennifer Ehle. Im vergangenen Jahr war „A Quiet Passion“ auch auf unserer Top-Ten-Liste zu finden. Aber international startete der Film nie durch. Es gab keinen Buzz, der von der Berlinale ausgegangen wäre. „A Quiet Passion“ blieb ein Geheimtipp, der sich mühsam über zwei Jahre wieder in das Wahrnehmungsfeld der Öffentlichkeit kämpfen musste.
„A Quiet Passion“ hatte alles: Er besaß die Stars, die Qualität, einen in Cineastenkreisen bedeutenden Auteur – das war einfach ein Film, der einen zärtlich verschlang und hinterher verzaubert wieder ausspuckte. Ein Werk, das den Zuschauer einerseits die Poesie der Emily Dickinson entdecken ließ. Eine Filmerfahrung, die andererseits ein schmerzvolles Charakterportrait eines Menschen zeigt, dessen Sinne für diese Welt zu fein gestimmt waren und der daran zerbrach. Eine große Tragödie mit einem schwer zu ertragenden Schlussdrittel. Ein kleines Meisterwerk, das 2016 schon entdeckt hätte werden können, wenn die Berlinale es in den offiziellen Wettbewerb eingeladen hätte. Als Auswechselkandidat hätte sich der belanglose kanadische Film „Boris without Béatrice“ vom ansonsten geschätzten Denis Côté angeboten.
Link: - Unsere damalige Kritik zu „A Quiet Passion"
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Freitag, 15. Dezember 2017
Auf zur Trüffeljagd: Die Berlinale-Sektion Panorama präsentiert die ersten elf Filme
schwanenmeister, 21:49h
Die Leitung der Panorama-Sektion hat gewechselt. Es lohnt sich, die ersten elf ausgewählten Filme von Chefin Paz Lázaro für 2018 genau unter die Lupe zu nehmen. Ein Überblick von Michael Müller
Die brasilianische Doku „Bixa Travesty“ | © Nubia Abe
Wieland Speck ist nicht mehr, der bärtige Mann mit den Anzügen ist einen Schritt zurück getreten. Die neue Leiterin der Sektion Panorama heißt Paz Lázaro. Mit Spannung wurden ihre ersten Entscheidungen erwartet. Vor allem lateinamerikanische Entdeckungen erhofft man sich vom Programm im kommenden Jahr. Die ersten elf am Freitag veröffentlichten Titel geben einen Vorgeschmack.
Ich habe sehr viel Lust auf den nächsten Kiyoshi-Kurosawa-Film. Im Jahr 2016 hätte dessen Horrorfilm „Creepy“, der auf meiner Jahres-Top-Ten gelandet ist, auch sehr gut im offiziellem Wettbewerb der Berlinale laufen können. Kurosawas neuer Film „Foreboding“ basiert auf seiner gleichnamigen fünfteiligen TV-Serie. In der Science-Fiction-Geschichte bemächtigen sich Aliens menschlicher Gefühle. „Ihr unheimliches Unterwerfungssystem entzündet eine Paranoia, die jede individuelle Bestrebung in Gefügigkeit umwandelt“, schreibt die Berlinale. Laut dem „Japan Times“-Kritiker und ausgewiesenen Asien-Experten Mark Schilling handelt es sich bei dem 140-minütigen Film um einen Zusammenschnitt der TV-Episoden, so wie es in den 1990er-Jahren zum Beispiel David Lynch mit „Twin Peaks“ gemacht hat. Schilling vergleicht den Horror in „Foreboding“ unter anderem mit Kubricks „The Shining“.
Auch gut klingt Karim Aïnouz Dokumentarfilm „Zentralflughafen THF“. Darin begleitet der brasilianisch-algerische Regisseur, der im Jahr 2014 den Sleeper „Praia do Futuro“ im Berlinale-Wettbewerb mit Clemens Schick hatte, den Alltag von Geflüchteten. Sie träumen in den Hangars des stillgelegten Berliner Flughafens davon, endlich anzukommen, während nebenan auf dem Tempelhofer Feld Berliner ihrem Alltag entfliehen. Der Gegensatz klingt spannend, vor allem wenn er von einem Regiekönner inszeniert ist.
Traumwandlerischer Film-Poem aus BrasilienMan liest auch tolle Dinge über die griechische Regisseurin Evangelia Kranioti, die im Jahr 2015 mit „Exotica, Erotica“ zumindest in bestimmten Kreisen auf der Berlinale Aufmerksamkeit erhaschte. Ihren neuen Film „Obscuro Barroco“ nennt das Festival einen „traumwandlerischen Film-Poem“. Es geht um eine brasilianische Berühmtheit, die queere Subkultur-Ikone Luana Muniz.
Aber es ist viel Interessantes unter den ersten elf Panorama-Filmen 2018 zu finden: Der Schwede Göran Hugo Olsson ist zurück, der vor einigen Jahren „The Black Power Mixtape 1967-1975“ in Berlin vorstellte. Wieder zaubert er verlorenen geglaubtes Dokumentations-Material hervor. Dieses Mal geht es um den Sommer 1972 und Andy Warhol, Jonas Mekas, Albert Maysles und Vincent Fremont. Der österreichische Film „L'Animale“ von Katharina Mückstein hört sich super an: „Eine 18-jährige Abiturientin macht mit ihrer Motocross-Clique die Gegend unsicher. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, maskuline Überlegenheit und leidenschaftliche Hingabe wecken widersprüchliche Kräfte in ihr.“
„Ben Hur“-Regisseur will NeuanfangAuch „River's Edge“ von Isao Yukisada nach einer Manga-Vorlage könnte etwas sein: „Kurz nach dem Zusammenbruch des japanischen Wirtschaftsbooms in den Neunzigerjahren ringt eine Gruppe Jugendlicher um Verbindung zu ihren Gefühlen. Frustration und Wut entladen sich in einem Rausch aus Sex und Aufruhr.“ Der Regisseur ist nicht unumstritten. Aber eventuell gibt es eine Verbindungslinie zum gleichnamigen 1980er-Jahre-Hollywood-Geheimtipp mit Keanu Reeves?
Ob ich mich dagegen auf die Weltpremiere des neuen Timur-Bekmambetov-Films „Profile“ freuen soll, weiß ich noch nicht. Die Zeiten von „Night Watch“ sind lange her. Zuletzt fuhr der bei Roger Corman in die Schule gegangene Russe die „Ben Hur“-Neuverfilmung spektakulär gegen die Wand. Die britisch-amerikanisch-zypriotische Co-Produktion um eine Journalistin, die undercover beim „Islamischen Staat“ recherchiert, hat nicht einmal einen interessanten Cast. Aber vielleicht erfindet sich Bekmambetov ja hier neu. Gerade bei den mit Spannung erwarteten lateinamerikanischen Produktionen herrschen vorerst auch noch viele Fragezeichen: Bei „Bixa Travesty“ (Bild), „Ex Shaman“, „Malambo, the Good Man“ und „The Omission“ braucht es Bewegtbild, um sich eine richtige Meinung zu bilden.
Auf der To-Watch-Liste (nach Interesse geordnet):
* Foreboding (Kiyoshi Kurosawa)
* Obscuro Barroco (Evangelia Kranioti)
* L'Animale (Katharina Mückstein)
* Zentralflughafen THF (Karim Aïnouz)
* River's Edge (Isao Yukisada)
* That Summer (Göran Hugo Olsson)
Link: - Wer sind die drei Nachfolger von Wieland Speck?
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Mittwoch, 6. Dezember 2017
Restaurierte Berlinale-Weltpremiere des seltenen Stummfilms „Das alte Gesetz“
schwanenmeister, 21:14h
Seltener deutscher Stummfilm „Das alte Gesetz“ feiert restaurierte Weltpremiere auf der Berlinale 2018.
„Das alte Gesetz“ | © Deutsche Kinemathek
In der Reihe Berlinale Classics präsentieren die 68. Berlinale mit Ewald André Duponts „Das alte Gesetz“ aus dem Jahr 1923 ein besonderes Stummfilm- und Konzert-Highlight. Die digitale Restaurierung der Deutschen Kinemathek erlebt mit einer neuen Musik des französischen Komponisten Philippe Schoeller am 16. Februar 2018 im Friedrichstadt-Palast ihre Weltpremiere. „Das alte Gesetz“, ein wichtiges Werk der deutsch-jüdischen Filmgeschichte, kontrastiert die in sich gekehrte Welt eines osteuropäischen Schtetls mit dem liberalen Wien der 1860er-Jahre und thematisiert die Assimilation der Juden im Europa des 19. Jahrhunderts.
Eine erste Rekonstruktion dieses Films hatte die Deutsche Kinemathek bereits 1984 unternommen und dabei versucht, sich der Originalfassung so weit anzunähern, wie die damalige Quellenlage das zuließ. Als später der Fund der Zensurkarte bekannt wurde, wurde dies der Auslöser für eine erneute weltweite Recherche und schließlich für eine neue, digitale Bearbeitung.
Erstmals verschollene Premierenfassung verwendetFür die digitale Neubearbeitung standen zeitgenössische Nitrokopien in fünf verschiedenen Sprachen aus Archiven in Europa und den USA zur Verfügung. Erst anhand der Zensurkarte jedoch konnte das Restauratorenteam der Deutschen Kinemathek die bisher verloren geglaubten originalen Zwischentitel wiederherstellen sowie die Montage vervollständigen und korrigieren. Das Konzept für die Rekonstruktion einer farbigen Fassung orientierte sich vor allem an zwei hinsichtlich des Farbschnitts und der Farbwerte identischen Kopien. Erstmals wird jetzt die verschollene deutsche Premierenfassung in ihrer ursprünglichen Länge und in einer zeitgenössischen Einfärbung wieder zugänglich.
„Mit seiner authentischen Ausstattung und einem exzellenten Schauspielerensemble, großartig in Szene gesetzt von Kameramann Theodor Sparkuhl, ist 'Das alte Gesetz' ein herausragendes Beispiel für die Kreativität jüdischer Filmschaffender im Deutschland der 1920er Jahre", so Rainer Rother, Leiter der Retrospektive und Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.
Die Aufführung des Films bei der Berlinale ist der Auftakt einer Tournee durch einstmals bedeutende Zentren jüdischen Lebens vor allem in Osteuropa. Zu den Stationen dieser Tour gehören Vilnius, Budapest, Warschau und Wien. In San Francisco wird er beim Silent Film Festival vorgestellt. Ihre TV-Premiere erlebt die restaurierte Fassung am 19. Februar 2018 auf Arte. Die digitale Neubearbeitung von „Das alte Gesetz“ durch die Deutsche Kinemathek wurde ermöglicht durch das persönliche Engagement von Cynthia Walk (University of California, San Diego) und die großzügige Unterstützung der Sunrise Foundation for Education and the Arts.
Link: - Retrospektive Weimarer Schätze 2018
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