Dienstag, 17. Januar 2017
Woche der Kritik zeigt Weltpremiere "California Dreams"

"California Dreams" © Number 7 Films
Die Woche der Kritik deckt die ersten vier Karten auf. Darunter ist eine vielversprechende amerikanische Weltpremiere, ein Insider-Tipp und auch Bertrand Bonello.

Die Woche der Kritik, die parallel zur Berlinale läuft und in den Hakeschen Höfen beheimatet ist, hat ihre ersten vier Filme bekannt gegeben. Als Weltpremiere zeigt die Veranstaltung, die sich als ästhetische Alternative zum größten deutschen Filmfestival versteht, Mike Otts Film "California Dreams". Der Trailer verspricht eine faszinierende Mischform aus Dokumentation und Spielfilm, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität fließend sind.

Vorsprechen, um das eigene Leben hinter sich zu lassen, Fehler zu vergessen, neue Bilder von sich zu finden: Kino machen, das ist für Mike Ott und seinen Protagonisten Cory Zacharia in "California Dreams" ein Spiel mit Identität, mit den biographischen Möglichkeiten und Konsequenzen einer Kunstform. Ihre verträumte Geschichte umkreist die Frage, was es heißt, eine Rolle zu spielen in der Welt, schreibt die Woche der Kritik über "California Dreams". Der Film läuft am Sonntag, den 12. Februar.
Bertrand Bonello in Berlin
Die anderen drei Filme sind "The Human Surge", der vergangenes Jahr in Locarno Premiere feierte und der sich unter Hardcore-Festivalgängern einen internationalen Ruf erarbeitet hat. Ein Film, der gleichzeitig progressiv und forschend auf die Welt blickt, schreibt die Woche der Kritik über Eduardo Williams' spanisch-portugiesisch-cebuanosprachige Produktion, die am 9 Februar gezeigt wird. Einen Tag darauf läuft der nigerianische Film "Green White Green" in einer Doppelvorstellung mit dem Bertrand-Bonello-Kurzfilm, der den wundervollen Titel "Sarah Winchester" trägt. Der Franzose Bonello, der vor allem mit Filmen wie "L'Apollonide" und "Saint Laurent" begeisterte, bringt wohl Dreharbeiten zu einer Horror-Oper nach Berlin. Wie passend, dass Dario Argentos "Suspiria" in der Berlinale-Classics-Reihe läuft.

Auch der chinesische Film "I Am Not Madame Bovary" weckt mein Interesse, zumal sein Trailer aus der Schlüsselloch-Perspektive gedreht ist. Feng Xiaogang inszeniert in stilisierten Tableaus eine Parabel auf den chinesischen Machtapparat, die zum Kassenhit avancierte, schreibt die Woche der Kritik. Drei weitere Langspielfilme sind im Programm vorgesehen, die in den folgenden Tagen bekannt gegeben werden.

Es ist das dritte Jahr, in dem die Woche der Kritik antritt, um zu beweisen, dass die Berlinale-Programmauswahl besser, mutiger und wilder sein könnte. 2015 sah ich in den Hakeschen Höfen den Eröffnungsfilm "Brûle la mer" aka "Burn the Sea" über die Geschichten eines afrikanischen Flüchtlings, der mich in seiner monotonen und statischen Machart entnervt und entkräftet zurückgelassen hat. Der von mir geschätzte Filmkritiker Lukas Foerster sitzt nicht mehr im Auswahlgremium, das internationaler aufgestellt wurde. Immerhin macht die Beteiligung der aufgeweckten Filmkritikerin Carmen Gray Hoffnung, dass sich wieder der Weg am Abend zu den Hakeschen Höfen lohnt.

Link: - Woche der Kritik 2016

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Samstag, 14. Januar 2017
Revolver #35 - Cinephilie in Deutschland heute

Revolver #35 in bester Gesellschaft
Der Negative Space-Redakteur Michael Müller hat sich zum ersten Mal ein Revolver-Magazin gekauft. Der Anlass sind die Helden der berüchtigten Hofbauer-Kongresse, die über Cinephilie in Deutschland Auskunft gaben.

Das Revolver-Magazin. Heimathafen der Berliner Schule. Nie meine Art der Filmliebe gewesen, dachte ich. Das hat sich mit der 35. Ausgabe geändert. Ein episches Gespräch über Cinephilie in Deutschland steht im Kern des kleinen Taschenbuchs von einer Filmzeitschrift, das mich schon in seiner kompakten Form sofort in seinen Bann zog. Fast ausschließlich mir bekannte Namen der deutschen Filmszene sprechen 155 Seiten lang über den Zustand, heutzutage Cineast in diesem Land zu sein. Das Revolver-Heft #35 ist dabei eine ganz wertvolle Bestandsaufnahme, aber auch ein Generationsportrait von Gleichgesinnten geworden, die sich in den vergangenen Jahren still und heimlich als Avantgarde des deutschen Cineastentums herausgeschält haben.

Der Regisseur und Filmkritiker Christoph Hochhäusler („Dreileben“, „Falscher Bekenner“) hatte – unter Mithilfe des künftigen Filmemachers Gary Vanisian – im Februar 2016 nach Berlin geladen. Die Namen der Beteiligten sagen wohl eher Insidern der Szene etwas: Andreas Beilharz, Sano Cestnik, Christoph Draxtra, Lukas Foerster, Kurt Karate, Sven Safarow, Silvia Szymanski und eben jener Gary Vanisian. Auf die ein oder andere Weise kenne ich alle diese Persönlichkeiten. Und doch eben auch nicht, weil die Beteiligten in diesem Interview recht tief in ihre persönlichen Biografien blicken lassen. Die Erwartung war aber, dass sich diese Filmwissenschaftler, Kritiker, Schriftsteller, Festivalmacher und angehenden Regisseure aufgrund der bloßen Anzahl auf den virtuellen Beinen stehen würden. Das Gespräch jedoch funktioniert ganz fabelhaft: Jeder Beteiligte bekommt den Raum, um zu scheinen und sich auszudrücken. Vielleicht mit Ausnahme von Silvia Szymanski, die als einzige Frau am Tisch und für den Michael-Althen-Preis nominierte Filmkritikerin sicherlich auch noch mehr hätte beisteuern können.
Wie ein gut inszeniertes Epos
Das Revolver-Gespräch ist gut sortiert, aufgegliedert nach Oberbegriffen wie „Mission“, „Ersatz“ oder „Liebe“; immer scheint eine Person im Vordergrund zu stehen; es gibt sogar eine Intermission im Mittelteil. Ständig gibt es das Gefühl, dass das Gespräch noch länger und intensiver war, dass aber eine übergeordnete Hand eingeschritten ist und das Ganze im Nachhinein neu inszeniert hat. Die meisten der Namen sind im Dunstkreis des berüchtigten Hofbauer-Kongresses bekannt geworden. Das ist ein Filmfestival in Nürnberg, das den deutschlandweiten Ruf genießt, die wertvollste Filmparty des Jahres zu sein. Die Hofbauer-Kongresse widmen sich vor allem der deutschen Filmgeschichte der 1960er- und 1970er-Jahre. Wer Schlager- und Nudistenfilme, Krautploitation und FWU-Bildungsfilme in ausverkauften Vorstellungen mit dem fachkundigsten Publikum der Republik sehen will, muss nach Nürnberg pilgern. Andreas Beilharz und Christoph Draxtra zeichnen sich hauptsächlich für das Programm verantwortlich. Zum aktuellen Kongress am ersten Januar-Wochenende war aber zum Beispiel auch die Fachexpertise des eingeladenen Buio-Omega-Clubs aus Gelsenkirchen gefragt. Sano Cestnik, Kurt Karate und Sven Safarow gehören zu der mit dem Kongress eng verbundenen Webseite Eskalierende Träume. Der Perlentaucher-Kritiker Lukas Foerster, die Schriftstellerin Silvia Szymanski und der Festivalmacher Gary Vanisian sind Stammzuschauer eben dieser Kongresse.

Ihre Auseinandersetzung mit dem Medium Film, wie schwierig es heutzutage in Deutschland ist, daraus eine Profession zu machen, wie sehr aber auch die gemeinsame Erfahrung diese Gruppe von Interessierten zusammengeschweißt hat – davon erzählt die Revolver-Ausgabe. Ein Reiz dabei ist sicherlich, dass hier die von Christoph Hochhäusler verkörperte Berliner Schule auf die nächste Generation von Cineasten trifft. Wie sich die Erfahrungen und Referenzpunkte unterscheiden, wo sie sich dann auch wieder ähnlich sind. Es ist ja nicht so, dass es eine homogene Gruppe von Menschen ist, sondern es jeweils Persönlichkeiten mit teils recht unterschiedlichen Filmphilosophien sind. Das, kombiniert mit den angerissenen Lebensläufen, die ein Generationsportrait ergeben, den Filmreferenzen und Zitaten verschiedener Vorbilder, schafft die Ahnung des wertvollen Fußabdrucks, den diese Menschen hinterlassen könnten, wenn sie denn an den filmhistorischen Schnittstellen der Macht säßen.
kino.de-Superstar Kurt Karate
Bei Silvia, die zu kurz kam, weiß ich, dass ich bei Hard Sensations im Ausgleich dafür ihre Filmkritiken lesen kann. Aber gerade bei Andreas Beilharz und Kurt Karate hatte ich persönlich beim Lesen das Gefühl, dass noch größere Redeanteile nicht geschadet hätten. Das mag damit zusammenhängen, dass ich beide schon seit meiner kino.de-Zeit Anfang der 2000er-Jahre kenne. Darüber kann ich so frei von der Leber weg schreiben, weil meine kümmerlichen Anfänge gar nicht mehr nachzurecherchieren sind. Denn kino.de hatte irgendwann die glorreiche Idee, die gesamte Community und ihre abertausenden von Beiträge von heute auf morgen zu löschen. Stattdessen verknüpfte die Seite sich mit Facebook und ließ fortan die Like-Roboter die Arbeit einer lebendigen Gemeinschaft übernehmen.

Gerade Kurt Karate, der bei kino.de Liberty Valance hieß und den ich als Anfänger in seiner fortgeschrittenen Ausdrucksform und den genauen Beobachtungen sehr bewunderte, in diesem Reigen der Revolver-Zeitschrift wiederzufinden, machte besonders Spaß. Er ist, wenn man so will, der cineastische Aussteiger der Runde, der nochmal eine ganz andere Perspektive auf die Cinephilie mitbringt. Was sehr witzig ist, weil Kurt bereits in den kino.de-Tagen zu den ersten Aussteigern gehörte, der eine Auszeit von den Suchtaspekten dieses Metiers nahm. Heute hat er einen sehr entspannten Zugang zum Medium gefunden, veröffentlicht dann und wann in seiner Freizeit zum Beispiel bei critic.de einen Text und taucht wieder ab.

Was ich letztlich nur schreiben wollte: Ich habe die 35. Ausgabe des Revolver-Magazins mit großem Genuss gelesen. Ich kann es nur jedem empfehlen, der sich im deutschsprachigen Raum mit Film auseinandersetzt. Es ist eine sehr lesenswerte Bestandsaufnahme, die sogar einmal recht interessant in die Untiefen des Films des Dritten Reiches abgleitet. Ich werde noch viel darin blättern. Vielleicht funktionieren die Dialoge bei mir aber auch vor allem so gut, weil ich die Menschen hinter den Namen kenne. Ich glaube, dass es aber fast noch wertvoller für Menschen sein könnte, die mit diesen Namen bislang noch nichts anfangen konnten.

Links: - Revolver #35 bestellen, - Hofbauer-Kongresse

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Berlinale-Geheimtipp: "Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!"

Foto: Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!, Facebook site
Es gibt Filmtitel, die einen magisch anziehen. Der brasilianische Film "Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!", der im internationalen Wettbewerb von Sundance und in der Generation-Reihe der Berlinale gezeigt wird, ist genau solch ein Fall. Die Geschichte spielt am Rio Apa, dem Grenzfluss zwischen Paraguay und Brasilien. Er wird zum Dreh- und Angelpunkt einer modernen, bildgewaltigen und wuchtigen Romeo-und-Julia-Story, schreibt die Berlinale.

Im Mittelpunkt stehe eine Amour Fou zwischen der geheimnisvollen Guaraní Basano und dem 13-jährigen Joca. Die Bilder vermitteln eine atemberaubende Coming-of-Age-Mischung aus meditativem Dschungel und wildestem Motorradrocker-Bandenkrieg. Der 35-jährige Regisseur Felipe Bragança ist kreativer Partner des Filmemachers Karim Aïnouz, der vor wenigen Jahren mit "Praia do Futuro" die Berlinale-Zuschauer verzückte. Zusammen mit dem brasilianischen Regisseur Marcelo Gomes, der mit seinem Werk "Joaquim" in den diesjährigen Wettbewerb eingeladen wurde, bilden diese drei Südamerikaner eine künstlerische Phalanx. Meine Aufmerksamkeit haben sie.

Das Sundance Filmfestival schreibt über "Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!": "It's a magnificently layered, surreal fairy tale addressing the very real colonial oppression and strife that defined the region’s history and still lingers today." Der Filmblog The Playlist hat auf Facebook einen gut einminütigen Trailer gepostet, der hier zu sehen ist:



Link: - Generation: Michael Winterbottom & Butterfly Kisses

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Dienstag, 10. Januar 2017
Hong Sang-soo, Wolverine & Danny Boyle im Berlinale-Wettbewerb

"On the Beach at Night Alone" © 2017 Jeonwonsa Film Co.
20 Titel hat Berlinale-Chef Dieter Kosslick jetzt für den Wettbewerb beisammen. War das schon alles? Wenn ja, dann viel Spaß mit Hong Sang-soo, Wolverine und Danny Boyle.

Die Berlinale hat den zweiten großen Stoß an Wettbewerbstiteln veröffentlicht. Das macht jetzt - die außer Konkurrenz laufenden Werke mitgezählt - insgesamt 20 Filmtitel. Da gibt es also noch Luft für die ein oder andere weitere Überraschung, die nicht in trockenen Tüchern ist. Festzuhalten bleibt: Vermehrt Schönes auf der Berlinale, um das Motto des Viennale-Chefs Hans Hurch zweckzuentfremden. Am stärksten erfreut den Cineasten, dass mit "On the Beach Alone at Night" (toller Titel!) der Südkoreaner Hong Sang-soo nach Berlin zurückkehrt. 2013 hatte ich im Wettbewerb viel Spaß mit "Nobody's Daughter Haewon". Ich kann es kaum erwarten, das neue Kunstwerk des Meisters des feuchtfröhlichen Philosophierens als Weltpremiere genießen zu dürfen.

Sehr viel Lust habe ich auch auf den potenziellen Hollywood-Blockbuster "Logan - The Wolverine". James Mangold ist ein sträflichst unterschätzter Genre-Regisseur. Er liebt die richtigen Filmvorbilder. Da der Film als Weltpremiere im Wettbewerb außer Konkurrenz läuft, erwarte ich eine besondere Interpretation der Marvel-Figur. Hugh Jackman sah im ersten Trailer so aus, als wolle er Mel Gibson in seiner späten Phase Konkurrenz machen. Nicht umsonst lässt Mangold Johnny Cashs "Hurt"-Cover spielen.
Auch Deutsche unter den Opfern
Auf deutsche Spielfilme musste die Presse bislang warten. Nur Andres Veiels "Beuys"-Doku hatte eingecheckt. Jetzt gibt es Berliner Schule, Neuer Deutscher Film und die Wilde Maus. Ich muss zugeben: Ich habe Thomas Arslans Western "Gold" im Jahr 2013 regelrecht gehasst, als er im Berlinale-Wettbewerb gezeigt wurde. Aber ich bin sofort bereit, mein Gesamturteil zu überdenken, wenn ich Arslans neuen Film "Helle Nächte" gesehen habe. Eine Vater-Sohn-Beziehung verschlägt Arslan nach Norwegen. Ich bin auf die ersten Bilder und den künstlerisch nächsten Schritt gespannt. Reinhold Vorschneider ("Wild", "Der Räuber") war der Kameramann der Produktion. Der besitzt das spannendste Kameraauge seit den stilprägenden Tagen von Richard Angst und Karl Freund.

Volker Schlöndorff, der Godfather von Babelsberg, kehrt nach Berlin mit "Return from Montauk" zurück: Nach so vielen Jahren wieder Max Frisch ("Homo Faber"); mit so tollen Darstellern wie Stellan Skarsgård, Nina Hoss, Susanne Wolff ("Morgen hör ich auf") und Niels Arestrup ("Ein Prophet"). Ich bin gespannt und wünsche Schlöndorff einen Triumph, wie ihn Wenders mit "Pina" hatte. Bei den alten Recken des Neuen Deutschen Films ist aber auch nie ein "Palermo Shooting" auszuschließen.

"Joaquim" © REC Produtores & Ukbar Filmes
Der Filmtitel als Qualitätsplakette
Und auch auf das Regiedebüt des österreichischen Kabarettisten Josef Hader mit "Wilde Maus" habe ich Lust. Der Titel allein macht schon Spaß. Generell schaue ich eigentlich alles, wo Georg Friedrich mitspielt. Der Trailer ist attraktiv und schräg. Gerne doch. Auch die restlichen Wettbewerbsfilme regen eher meine Fantasie an, als dass sie mich langweilen. Der brasilianische Regisseur Marcelo Gomes zum Beispiel, der seinen Film "Joaquim" zeigt, hat 2009 einen Film mit dem schönen Titel "I Travel Because I Have to, I Come Back Because I Love You" herausgebracht. Den drehte Gomes gemeinsam mit Karim Aïnouz, der vor wenigen Jahren mit "Praia do Futuro" die Berlinale-Zuschauer verzückte. Überhaupt sind zu diesem Zeitpunkt Filmtitel bereits die halbe Miete.

Der Spanier Álex de la Iglesia hat dagegen eine längere Vorgeschichte. Er hat teilweise Kultfilme, teilweise Misslungenes in der Filmografie stehen. Für seinen neuen Film "El Bar" spricht, dass im Cast nicht Penelope Cruz oder Salma Hayek auftauchen. Der Film könnte tatsächlich aufgrund seiner Qualitäten eingeladen worden sein. Wenn es nach dem Trailer geht, haben wir es hier mit einem sehr gekonnt inszenierten Kammerspiel zu tun. Eins ist sicher: Langweilig kann de la Iglesia gar nicht. Entweder wird es provokant, eklig oder genialisch.
Richardattenborougheskes zum Schluss
Der japanische Regisseur Sabu gilt als Dauertalent mit einer außergewöhnlichen Filmsprache. Vielleicht ist sein neuer Film "Mr. Long" der endgültige Durchbruch, wenn man es positiv formulieren will. Und von Danny Boyles "Trainspotting"-Fortsetzung habe ich noch gar nicht geschrieben. Ehrlich gesagt ist die mir zum jetzigen Zeitpunkt völlig egal. Da erwarte ich wenig. Aber vielleicht haben Boyle und sein Drehbuchschreiber den rechten Kniff gefunden, um die Geschichte weiterzuerzählen.

Nur der Film "Viceroy’s House" sieht in seiner Thematik um die britische Kolonialherrschaft über Indien doch schon sehr staatstragend, anstrengend und richardattenboroughesk aus. Außerdem erscheinen auf den ersten Blick die beiden deutschen Produktionen in der Berlinale-Special-Reihe, "In Zeiten des abnehmenden Lichts" und "Es war einmal in Deutschland..." dank Regie und Schauspiel-Cast recht schmackhaft.

Links: - Django eröffnet, - Die erste Hälfte des Wettbewerbs

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Sonntag, 8. Januar 2017
Poster zu Agnieszka Hollands Berlinale-Wettbewerbsfilm "Pokot"
Das polnische Filminstitut hat über Twitter das offizielle polnische Kinoposter des neuen Agnieszka-Holland-Films "Pokot" geteilt. Der Film, der im Februar um den Goldenen Bären konkurrieren wird, heißt übersetzt so viel wie "Spur" oder "Fährte". Die Regisseurin von "Hitlerjunge Salomon" und "In Darkness" spricht laut Ioncinema selbst über das neue Werk als eine weibliche Version des Coen-Films "No Country for Old Men". Die Weltpremiere im Berlinale-Wettbewerb hat durch den Vergleich mit "No Country" und dem Poster, das auch ein wenig an Nicolette Krebitz' Film "Wild" aus dem vergangenen Jahr denken lässt, auf jeden Fall an Attraktivität gewonnen. Hollands Film "Pokot" basiert auf dem polnischen Roman "Drive Your Plow Over the Bones of the Dead". Der Titel geht auf ein Zitat des englischen Dichters William Blake zurück.

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Freitag, 6. Januar 2017
Regionales US-Festival schnappt Berlinale Malick-Film vor der Nase weg

Foto: Marlon Gilles / CC BY-SA 3.0
Der neue Terrence-Malick-Film "Song to Song" eröffnet das amerikanische South By Southwest-Festival. Damit sticht das regionale US-Festival die konkurrierende Berlinale aus.

Wie das South By Southwest-Festival am Donnerstag bekannt gab, feiert der neue Terrence-Malick-Film "Song to Song" mit Michael Fassbender, Natalie Portman, Rooney Mara, Ryan Gosling und einer unüberschaubaren Anzahl an Musik-Superstars am 10. März seine Weltpremiere auf dem SXSW in Austin, Texas.

Da "Song to Song" eine Geschichte in der Musikszene der texanischen Stadt Austin erzählt, passt es, dass er auch auf dem dortigen Filmfestival gezeigt wird. Warum die Produktionsfirma Broad Green Pictures allerdings für die Weltpremiere des Films diese regionale Bühne der internationalen Bühne der Berlinale vorzieht, will mir nicht so recht einleuchten. Eventuell geht die Entscheidung auf den speziellen Wunsch der Produktionsfirma oder des Regisseurs Terrence Malick zurück.

"Terrence Malick ist ein Weltklasse-Poet der Filmsprache. Seine Arbeit ist eine Fundgrube für talentierte Schauspieler und eine Vision", sagte die SXSW-Leiterin Janet Pierson. Sie hätte sich keinen perfekteren Eröffnungsfilm für das South By Southwest vorstellen können.

Weil der Film seinen Kinostart von Mai auf den März verschoben hatte, war die Spekulation entstanden, dass "Song to Song" auch auf der Berlinale hätte laufen können. Zumal Malicks vorheriger Spielfilm, "Knight of Cups", im Wettbewerb zu sehen war. Die Verkündung des französischen Eröffnungsfilms "Django" galt aber bereits als Fingerzeig, dass sich die Festival-Leitung der Berlinale anders entschieden hatte.

Das 24. SXSW-Festival findet vom 10. bis zum 18. März in der texanischen Hauptstadt Austin statt. Im vergangenen Jahr eröffnete der Richard-Linklater-Film "Everbody Wants Some!!" das Festival.

Links: - Malick-Comeback auf der Berlinale?, - Django

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Trailer zu Berlinale-Panorama-Film "I Am Not Your Negro"


Der Los Angeles Times-Kritiker Kenneth Turan nennt die Doku "I Am Not Your Negro" eine hypnotische cineastische Erfahrung. Die New York Times-Kritikerin Manohla Dargis sagt, es ist einer der zehn besten Filme des vergangenen Jahres. Der Regisseur von "I Am Not Your Negro", Raoul Peck, wird auch mit einem zweiten Film, "Der junge Karl Marx", Weltpremiere in der Specials-Reihe der Berlinale feiern. "I Am Not Your Negro" läuft im Februar in der Panorama-Reihe des Festival.

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Mittwoch, 4. Januar 2017
Django - Die Berlinale ist kein Kartenspiel

© Roger Arpajou
Der französische Film "Django" eröffnet als Weltpremiere die 67. Berlinale. Die Auswahl des Django-Reinhardt-Biopic erinnert vom Setting an den Marion-Cotillard-Volltreffer "La vie en rose" von 2007.

Ein bisschen hätte ich ja auf Terrence Malicks Film "Song to Song" als Eröffnungsfilm der kommenden Berlinale gewettet. Dass er es nicht geworden ist, mindert etwas die Chancen, dass der Film mit Natalie Portman und Michael Fassbender tatsächlich im Wettbewerb aufschlagen wird. Nichtsdestotrotz ist Kosslicks Wahl für das Django-Reinhardt-Biopic "Django" eine glückliche. Es ist kein Nachspielen eines Hollywoodfilms ("Hail, Caesar"), kein Werk eines Regisseurs, der bereits seine besten Tage hinter sich hat ("Nobody Wants the Night").

Die Wahl für "Django" erinnert positiv an den sehr unterschätzten Eröffnungsfilm "La vie en rose" mit Marion Cotillard. Das Edith-Piaf-Biopic hatte 2007 auch niemand auf dem Zettel. Und letztlich war es einer der emotional befriedigendsten Filme des gesamten Jahrgangs. Ich weiß sehr wenig über den legendären Jazz-Musiker Django Reinhardt. Ich weiß, dass der Italowestern-Regisseur Sergio Corbucci eine schwarzhumorige Hommage auf ihn anstrebte, als er seinen Antihelden nach ihm benannte. Auch deshalb bin ich an Reinhardts Lebensgeschichte interessiert. Der Berufswechsel vom Produzentenplatz auf den Regiestuhl kann funktionieren, wie James Schamus im vergangenen Jahr mit "Indignation" aufs Vortrefflichste gezeigt hat.

Mit der Weltpremiere von Etienne Comars Regiedebüt "Django" werden also am 9. Februar 2017 die 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet. Produziert wurde der Film von Fidélité, Arches Films und Pathé. Den internationalen Vertrieb übernimmt Pathé International.

Django wird am internationalen Wettbewerb teilnehmen. Der französische Film erzählt von Django Reinhardt, dem berühmten Gitarristen und Komponisten und seiner Flucht aus dem von Deutschland besetzten Paris 1943. Als Sinti wurde seine Familie von den Nazis verfolgt und schikaniert.

„Django Reinhardt war einer der schillerndsten Vorreiter des europäischen Jazz und Begründer des Gypsy-Swing. Django zeigt auf packende Weise ein Kapitel seines bewegten Lebens und ist eine ergreifende Überlebensgeschichte. Die ständige Bedrohung, seine Flucht und die fürchterlichen Gräueltaten an seiner Familie konnten ihn nicht daran hindern weiterzuspielen“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.

Regisseur Etienne Comar hat sich sowohl als Drehbuchautor und Produzent ("Von Menschen und Göttern", "Haute Cuisine", "My King", "Timbuktu") einen Namen gemacht. Für seine erste Regiearbeit besetzte er die Titelrolle mit dem Schauspieler Reda Kateb ("Den Menschen so fern"). An dessen Seite spielen Cécile de France ("Der Junge mit dem Fahrrad", "Chanson D'amour"), Alex Brendemühl und Ulrich Brandhoff in weiteren Hauptrollen.

Links: - Malick im Wettbewerb?, - Verhoeven Jury-Präsident

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Dienstag, 3. Januar 2017
Bringt Malick-Film "Song to Song" Fassbender, Portman, Gosling & Mara auf Berlinale?

Foto: Benjamin Ellis & Gage Skidmore / CC BY-SA 4.0
Es hat sich per Zufall ein Zeitfenster für einen nächsten potenziellen Berlinale-Coup geöffnet: Terrence Malicks neuer Film "Song to Song" mit Superstars wie Portman, Fassbender, Mara und Gosling hat jetzt einen März-Kinostart.

Was so eine kleine Terminverschiebung alles bewirken kann: Nach dem Aki-Kaurismäki-Coup, den Berlinale-Chef Dieter Kosslick dank des finnischen Kinostarts landen konnte, scheint ihm die nächste Kostbarkeit für den Wettbewerb in den Schoß zu fallen. Jedenfalls ist Terrence Malicks neuer Spielfilm "Song to Song", wie der Branchendienst indieWIRE berichtet, vom späten Mai auf den 17. März vorverschoben worden. Die Hauptrollen des Films, der in der Musikszene von Austin spielt, sind mit Natalie Portman, Michael Fassbender, Ryan Gosling und Rooney Mara edel besetzt. Damit wäre das Festival, was die Star-Power angeht, bereits im grünen Bereich.

Was sind die Unsicherheitsfaktoren? indieWIRE ist die bislang einzige Quelle, die exklusiv berichtet hat. Die amerikanische Produktionsfirma Broad Green Pictures hüllt sich noch in Schweigen, teilte aber die indieWIRE-News über Facebook. Auch die Berlinale hat noch nicht offiziell reagiert. Aber die Terminverschiebung in den März lässt eigentlich kaum Alternativen zu. Das Sundance-Festival hat bereits sein Programm für den Januar bekannt gegeben. Das South By Southwest findet zwar in Austin, Texas statt, ist für solch eine Produktion aber deutlich zu klein. Solch ein Regiename mit solch einem Cast ist eigentlich für Cannes vorprogrammiert. Alternativ hat der Film eine amerikanische Premiere im Nirgendwo. Aber auch das würde keinen Sinn machen.

Der öffentlichkeitsscheue Regisseur Malick, der in den vergangenen Jahren einen beachtlichen Filmrhythmus hingelegt hat, lief 2015 im Berlinale-Wettbewerb mit "Knight of Cups". Der Film wurde kontrovers besprochen, schien durchgefallen zu sein, bis ihn die Filmkritiker wieder auf ihren Jahreslisten ausgruben und als verkanntes Meisterwerk feierten. Ich konnte ehrlich gesagt auch nicht sonderlich viel mit "Knight of Cups" anfangen, aber ich habe mich erholt und wäre bereit für einen neuen Versuch, zumal ich Malicks Frühwerk sehr schätze.

Mitte Januar schließt Dieter Kosslick mit seinem Berlinale-Team die Filmauswahl des Festivals ab. Dann wird spätestens klar sein, ob der neue Malick-Film in Berlin läuft. Bislang glänzt der Berlinale-Wettbewerb vor allem durch eigene verheißungsvolle Auteurs, aber weniger durch Hollywood-Glamour. "Song to Song" könnte das ändern und eventuell auch die enttäuschten Malick-Fans mit ihrem Idol versöhnen.

Link: - Greta Gerwigs Regiedebüt "Ladybird" in Berlin?

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Freitag, 30. Dezember 2016
Erster Trailer zu Kaurismäkis Berlinale-Film "The Other Side of Hope"


Der neue Aki-Kaurismäki-Film "The Other Side of Hope" ist der zweite Teil seiner losen Trilogie zu Hafenstädten. Am 3. Februar ist er in den finnischen Kinos zu sehen. Die Berlinale zeigt ihn im Februar außer Konkurrenz im Wettbewerb. Der 59-jährige Finne läuft für gewöhnlich mit seinen neuen Werken auf dem wichtigsten Filmfestival der Welt, an der Croisette in Cannes ("Le Havre", "Der Mann ohne Vergangenheit"). Im Mittelpunkt der Geschichte von "The Other Side of Hope" (im Original: "Toivon tuolla puolen") steht das Aufeinandertreffen eines finnischen Handelsvertreters mit einem syrischen Flüchtling. "The Other Side of Hope" wird von der in Berlin ansässigen Verleih- und Produktionsfirma The Match Factory weltweit vertrieben. Außerdem sind das ZDF und Arte Co-Produzenten.

Links: - Berlinale-Wettbewerb 2017, - Kaurismäki in Berlin

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Donnerstag, 29. Dezember 2016
Meine Top Ten 2016

© Film Kino Text
01. BADEN BADEN – Rachel Lang
02. ARRIVAL – Denis Villeneuve
03. A BIGGER SPLASH – Luca Guadagnino
04. EVERYBODY WANTS SOME!! – Richard Linklater
05. GLEISSENDES GLÜCK – Sven Taddicken
06. ALLES WAS KOMMT – Mia Hansen-Løve
07. CREEPY – Kiyoshi Kurosawa
08. A QUIET PASSION – Terence Davies
09. DEADPOOL – Tim Miller
10. THE HANDMAIDEN – Park Chan-wook

Runners-Up: ANOMALISA – Charlie Kaufman, INDIGNATION – James Schamus, ROOM – Lenny Abrahamson, SON OF SAUL – László Nemes; Lieblings-Doku: SEEFEUER – Gianfranco Rosi; Lieblingsserien: Mitten in Deutschland: NSU - Täter, Opfer, Ermittler, Game of Thrones (Staffel 6), Stranger Things (Staffel 1), Morgen hör ich auf (Staffel 1), Blockbustaz (Staffel 1); Lieblingsbücher: Der goldene Handschuh (Heinz Strunk), Panikherz (Benjamin von Stuckrad-Barre), Die sieben guten Jahre (Etgar Keret); Lieblingskritiker: Maxim Biller; Lieblingsgespräche: Die Blaue Stunde mit Serdar Somuncu & Oliver Polak, Comedians in Cars Getting Coffee mit Jerry Seinfeld & Garry Shandling; Lieblingsmonolog: Chris Rocks Oscar-Eröffnung 2016; Lieblings-Stream: DAZN; Lieblings-Podcast: Das Podcast-Ufo (vor Spotify); Lieblings-RBTV: Spiele mit Borg.
+
Lieblingsklassiker: Blue Angel Café, Hörig bis zur letzten Sünde, Papaya – Die Liebesgöttin der Kannibalen, Skandalöse Emanuelle – Die Lust am Zuschauen, Was eine Frau im Frühling träumt, Bildnis einer Trinkerin, Hallo Mr. President, Metropolis, Stalag 17, Der Henker von London, Das Ungeheuer von London-City, Akira, Ben Hur (1959), Straßenbekanntschaft, Schwarzer Kies, Augen der Liebe, Schwedenmädel, Auferstehung, Chanson d'amour (Xavier Giannoli).
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Kommentar: Das qualitative Comeback von Park Chan-wook war das Puzzleteil, das mir noch zu meinem perfekten Listenglück fehlte. Damit steht der Südkoreaner auch für einige andere Regisseure, die mich dieses Jahr wieder überzeugen konnten. "Die Insel der besonderen Kinder" war mein erster kompletter Tim Burton seit "Planet der Affen" im Jahr 2001. Ein Film, der stetig wächst und der den Schock von damals ob Burtons Ausverkauf endlich zu verdrängen hilft. Ähnliches könnte ich in diesem Jahr für Regisseure wie Todd Solondz ("Wiener-Dog") oder Yorgos Lanthimos ("The Lobster") in Anspruch nehmen.

Links: - 2015, - 2014, - 2013, - 2012, - 2011, - 2010, - 2009

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Sonntag, 25. Dezember 2016
Berlinale-Wettbewerbs-Schnipsel #1
"Félicité" von Alain Gomis:

"Ana, mon amour" von Cãlin Peter Netzer:

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