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Montag, 12. Dezember 2016
Käutners Meisterwerk "Schwarzer Kies" bei Berlinale Classics
schwanenmeister, 20:27h
Auf "Suspiria" folgt Käutners Meisterstück "Schwarzer Kies". Das Programm der Berlinale-Reihe Classics kann sich sehen lassen. Auch ein wiederentdeckter israelischer Film sieht spannend aus.
© Deutsche Kinemathek
Der Film "Schwarzer Kies" (im Bild) ist ein absoluter Glücksfall für die deutsche Filmgeschichte. Im großen Maße ist das Werk von Helmut Käutner ("Romanze in Moll", "Große Freiheit Nr. 7") diesen Sommer bei der Retrospektive zum bundesrepublikanischen Film in Locarno wiederentdeckt worden. Die von Olaf Möller kuratierte Reihe, die auch im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main zu sehen war, kommt jetzt zumindest in Form dieses Films auch auf die Berlinale. Die Classics-Reihe zeigt das aufwühlende, bitterböse, vor Leben nur so schreiende Sozial-Melodram über orientierungslose GIs, illegale Kiesfahrer und Bardamen, die einfach weg wollen und doch immer wieder im selben Nest landen, im kommenden Februar.
Neben der deutschen Produktion "Schwarzer Kies" werden "Avanti Popolo" von Rafi Bukaee aus Israel und die mexikanische Produktion "Canoa" von Felipe Cazals als digital restaurierte Fassungen im Rahmen der Berlinale Classics gezeigt. Seit 2013 stellt die Reihe im Rahmen der Retrospektive Filmklassiker und Entdeckungen in neu digitalisierten Fassungen vor und begeistert damit ein großes Publikum.
Ursprüngliche Premierenfassung"Schwarzer Kies" von Helmut Käutner aus dem Jahr 1961 entstand im Stil eines amerikanischen B-Pictures. Die Presse reagierte nach der Premiere kritisch auf den Film, der einen pessimistischen Blick auf die Gesellschaft im Nachkriegsdeutschland warf. Käutner wurde zudem aufgrund einer Szene in dem Film Antisemitismus vorgeworfen. Für den deutschen Verleih überarbeitete Käutner den Film und versah ihn mit einem weniger düsteren Ende. Im Archiv der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung überdauerte neben der Verleihfassung auch die ursprüngliche Premierenfassung. Diese wird nun von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung digitalisiert und für die Zukunft gesichert.
„Käutners Film ist ein herausragendes Beispiel für den unverstellten Blick auf die Abgründe der westdeutschen Nachkriegsrealität. Dass er sich dabei der direkten und kontrastreichen Sprache des B-Pictures bediente, macht ihn zu einer Rarität, die nun wieder entdeckt werden kann“, kommentiert Rainer Rother, Leiter der Retrospektive und Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek.
Absurdität des Krieges aus IsraelMit seinem Erstlingswerk "Avanti Popolo" schuf Regisseur Rafi Bukaee 1986 eine Tragikomödie über die Absurdität des Krieges, welche zu den bedeutendsten Autorenfilmen des israelischen Kinos zählt. Der Film war 1987 Israels Oscar-Kandidat. In der Geschichte zweier versprengter ägyptischer Soldaten, die am Ende des Sechstagekrieges durch die Sinai-Wüste irren, spielt Bukaee mit den stereotypen Vorstellungen von Israelis und Arabern und stellt überkommene Rollenmodelle auf den Kopf. In dem Film, in dem überwiegend Arabisch gesprochen wird, werden erstmals in der israelischen Filmgeschichte arabische Protagonisten von arabischen Schauspielern dargestellt. Die Jerusalem Cinematheque Israel Film Archive restaurierte den Film auf der Grundlage des originalen 16-mm-Negativs.
"Canoa" (Hetzjagd in Canoa) des mexikanischen Regisseurs Felipe Cazals erhielt 1976 bei der Berlinale einen Silbernen Berliner Bären (Spezialpreis der Jury) und wurde nun anlässlich seines 40. Jubiläums von The Criterion Collection in Zusammenarbeit mit dem Instituto Mexicano de Cinematografía (IMCINE) digital restauriert. Der Film basiert auf wahren Begebenheiten, welche sich 1968 in dem entlegenen Dorf San Miguel Canoa zutrugen: Eine Gruppe junger Mitarbeiter der Universität Puebla strandet während eines Wochenendausflugs in Canoa und wird dort fälschlicherweise für kommunistische Studenten gehalten – eine Hetzjagd durch das Dorf beginnt. Der Regisseur Felipe Cazals wirkte bei der digitalen Restaurierung des Films mit. Mit der Aufführung von "Canoa" steht das Filmland Mexiko im Fokus, das 2017 auch Partnerland des European Film Market (EFM) ist.
Links: - Suspiria jagt Bären, - Science-Fiction-Retrospektive
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Sonntag, 11. Dezember 2016
Neuer Heinz-Strunk-Roman "Jürgen" erscheint im März
schwanenmeister, 20:32h
Auf "Der goldene Handschuh" lässt der Harburger Autor Heinz Strunk den Roman "Jürgen" folgen, der am 24. März erscheinen soll.
© Rowohlt Verlag
Er hat in diesem Jahr richtig geil abgeliefert, um es in der Sprache seiner Werke zu sagen: Heinz Strunks Buch "Der goldene Handschuh" ist ein Bestseller, war auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises - und den Wilhelm-Raabe-Preis erhielt der Harburger sogar für das Buch. Fatih Akin wird "Der goldene Handschuh" für das Kino adaptieren. Da wird nicht weniger als "Der Totmacher" erwartet - oder immerhin "Der Sandmann". Außerdem war Strunks Auftritt beim Sommerfest eines der wenigen Highlights, die der Fest & Flauschig-Podcast zu bieten hatte.
So kann es natürlich nicht ewig weitergehen. Das weiß auch der Heinzer, wie er sich selbst von seinen Fans rufen lässt. Sein neuer Roman "Jürgen", der am 24. März im Rowohlt-Verlag erscheint, ist eine Rückkehr zu den Wurzeln. Jürgen Dose ist ein Charakter, den Strunk schon sehr lange mit sich herumträgt. Das Alter Ego des Autors war sogar schon mal der Protagonist einer TV-Serie ("Trittschall im Kriechkeller"), die nicht über die Pilotfolge hinausgekommen ist. Auch im Musikvideo von Polka Team zu "Smartest Girl Alive" taucht Jürgen auf. In verschiedenen Variationen begleitet Jürgen Strunks Gesamtwerk. Jetzt hat er ihm ein eigenes, knapp zweihunderseitiges literatisches Werk gewidmet.
Im Verlagstext heißt es: Jürgen Dose lebt in Harburg. Er hat es auch sonst nicht immer leicht gehabt im Leben; sein Job im Parkhaus verlangt ihm viel ab, und damit fängt es erst an. Trotzdem ist für Jürgen das Glas immer halbvoll, er glaubt daran, dass wer wagt, gewinnt und er es im Leben eigentlich ganz gut getroffen hat. Um es mal deutlich zu sagen: Jürgen ist ein ganz armer Willi, nur weiß er das nicht.
Strunk hat das triste Leben seiner Jürgen-Figur mit Speed-Dating-Erfahrungen, Frauenaufreiß-Lektüre und Katalogbraut-Reisen nach Osteuropa angereichert. Bleibt zu hoffen, dass es keine Resteverwertung, sondern ein ernsthaftes Buch geworden ist.
Links: - Krautploitation par excellence, - Fleckenteufel
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Freitag, 9. Dezember 2016
Paul Verhoeven wird Berlinale-Jury-Präsident
schwanenmeister, 13:26h
Der niederländische Star-Regisseur Paul Verhoeven wird Jury-Präsident der 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin.
© Lex de Meester
„Mit Paul Verhoeven (im Bild) haben wir einen Regisseur als Jury-Präsidenten, der in den unterschiedlichsten Genres sowohl in Europa als auch in Hollywood gearbeitet hat. In der Bandbreite seines Filmschaffens spiegelt sich seine kreative, vielfältige Verwegenheit und sein Experimentierwillen“, sagte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick laut einer Mitteilung des Festivals.
Der Niederländer Paul Verhoeven ist für meine Generation, die in den 1980er-Jahren aufgewachsen ist, ein Gigant. Zum einen hat er mit "RoboCop", "Total Recall" und "Starship Troopers" einige der prägendsten und besten Hollywood-Popcornfilme geschaffen, die jeweils auch dank seines europäischen Gespürs beißende Satiren sind. Und ich liebe Verhoeven ganz besonders für "Showgirls", ein verdrängtes Meisterwerk, das immer leicht hinten über fällt. Andererseits ist Verhoevens niederländische Phase fast noch spannender: "Türkische Früchte" ist einer der schönsten Liebesfilme aller Zeiten. "Spetters" ist eine Entdeckung wert. Und auch sein einheimisches Comeback mit "Black Book" vor einigen Jahren zeigte einen Regisseur, der sich seine Qualitäten über die Jahrzehnte bewahrt hatte.
Verhoeven ist gerade dieses Jahr wieder in aller Munde, weil seine "Elle" mit Isabelle Huppert eines der Highlights des diesjährigen Cannes-Jahrgangs war. Verhoeven folgt auf Jurypräsidentin Meryl Streep und Darren Aronofsky. Drücken wir die Daumen, dass es kontrovers-gewagte Filme im Wettbewerb geben wird, die sich eines Verhoevens als würdig erweisen. Interessant ist auch am exzentrischen Niederländer, dass er seine gesamte Filmkarriere praktisch ohne die Hilfe von Festivals bestritten hat. Er war nie auf sie angewiesen, weil er von Anfang publikumswirksame Zuschauererfolge gedreht hat. Auch die Filmfestivals kamen erst spät auf Verhoeven zurück, die Berlinale zum Beispiel programmierte mal im Jahr 2000 "RoboCop" in einer Retrospektive. Da zeigte sie aber auch die beiden Fortsetzungen als Teil einer Science-Fiction-Reihe. "Black Book" war der erste richtige Verhoeven-Film, der auf dem Filmfestival von Venedig dieses bestimmte Klima atmete.
Mathestudent, der nach Hollywood auszogDie Berlinale schreibt zu Verhoeven: Nach einem Mathematik- und Physikstudium wandte sich Paul Verhoeven Mitte der 1960er-Jahre dem Film zu und startete seine Regiekarriere 1969 mit der erfolgreichen niederländischen TV-Serie "Floris – Der Mann mit dem Schwert". Auf sein Spielfilmdebüt "Was sehe ich… Was sehe ich!" (1971) über zwei Prostituierte, die von einem bürgerlichen Leben träumen, folgte 1973 der erotisch aufgeladene Thriller "Türkische Früchte", der ihm neben großer Popularität auch eine Nominierung als Bester fremdsprachiger Film bei den Oscars 1974 einbrachte. Nach seinem internationalen Durchbruch mit "Der Soldat von Oranien" (1977) – der für den Golden Globe nominiert wurde - und "Der vierte Mann" (1983) zog Paul Verhoeven nach Hollywood, um sich einem stilistischen Wandel in seiner Arbeit zuzuwenden.
Mit actionreichen Großproduktionen wie "RoboCop" (1987) und insbesondere "Total Recall – Die totale Erinnerung" (1990), beides gegenwartskritische Reflexionen der Zukunft, feierte Paul Verhoeven beeindruckende Boxoffice-Hits, revolutionierte das Science-Fiction-Genre und blieb sich dabei als Autorenfilmer treu.
Mit dem provokanten Erotikthriller "Basic Instinct" (1992) kehrte er zu Themen seiner niederländischen Filme zurück. "Basic Instinct" machte Sharon Stone zum Star und erhielt zwei Oscar-Nominierungen. 1997 wandte sich Verhoeven mit "Starship Troopers" erneut dem Science-Fiction-Genre zu, im Jahr 2000 folgte der Sci-Fi-Horrorfilm "Hollow Man – Unsichtbare Gefahr".
Nach nahezu 20 Jahren verließ Paul Verhoeven Hollywood und ging 2006 in die Niederlande zurück, um "Black Book" (2006) zu drehen, der auf der Geschichte einer niederländischen Widerstandskämpferin während des Zweiten Weltkrieges basiert. Ab 2007 widmete sich Verhoeven mehr dem Schreiben und feierte erst 2016 mit der französisch-deutschen Produktion "Elle" sein Comeback. Darin führt Paul Verhoeven seine Themen auf überraschende Weise fort. Isabelle Huppert spielt eine Frau, die durch sado-masochistische Abgründe wandelt und dabei ein Kindheitstrauma überwindet.
Die 67. Berlinale findet vom 9. bis zum 19. Februar 2017 statt. Erste Programmdetails des Wettbewerbs werden in den kommenden Tagen erwartet.
Links: - Kaurismäki im Wettbewerb?, - Suspiria auf Berlinale
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Donnerstag, 8. Dezember 2016
Neuer Kaurismäki im Berlinale-Wettbewerb?
schwanenmeister, 20:38h
Thierry Frémaux ein Schnippchen schlagen: Für Berlinale-Chef Dieter Kosslick bietet sich mit dem neuen Kaurismäki-Film eine gute Gelegenheit, das eigene Programm aufzuwerten.
Soppakanuuna, Wikimedia Commons / CC BY-SA 2.0
Der finnische Regisseur Aki Kaurismäki (im Bild) ist ein Künstler, der mit seinen aktuellen Werken eigentlich immer einen Stammplatz im Wettbewerb des Cannes-Filmfestivals freigehalten bekommt. Da sein neuer Film "The Other Side of Hope" aber bereits am 3. Februar 2017 in die finnischen Kinos kommt, wie der Branchendienst Screen Daily berichtet, darf wild spekuliert werden. Der Film ist der zweite Teil der losen Kaurismäki-Trilogie zu Hafenstädten.
Die Berlinale beginnt am 9. Februar. Das würde dagegen sprechen, dass der Kaurismäki-Film, in dessen Mittelpunkt das Aufeinandertreffen von einem Handelsvertreter und einem syrischen Flüchtling steht, im offiziellen Wettbewerb laufen wird. Der Berlinale-Chef Dieter Kosslick bevorzugt Weltpremieren. Da Kaurismäki aber einer der ganz großen europäischen Kunstfilmer ist und Kosslick so Thierry Frémaux ein Schnippchen schlagen könnte, wäre folgendes Szenario vorstellbar. Die Berlinale lädt "The Other Side of Hope" außer Konkurrenz in den Wettbewerb ein. Zumal "The Other Side of Hope" von der in Berlin ansässigen Verleih- und Produktionsfirma The Match Factory weltweit vertrieben wird. Außerdem sind das ZDF und Arte Co-Produzenten.
Alle gewinnen: Die europäischen Cineasten sehen früh im Jahr den neuen Kaurismäki. Die Produktion erhält den Buzz des Festivals und Kosslick hätte einen bedeutenden Auteur-Namen vorzuweisen. Mit seinen letzten beiden Werken, "Le Havre" und "Der Mann ohne Vergangenheit", holte sich Kaurismäki in Cannes jeweils Hymnen und Preise ab. Nur Cannes wird bei dem Deal enttäuscht sein. Dort machten die Verantwortlichen mal für einen Pedro-Almodóvar-Film ("Zerrissene Umarmungen") eine Ausnahme, der bereits Mitte März in den spanischen Kinos angelaufen war. Der Februar wäre aber selbst den treuesten Cannes-Anhängern von Kaurismäki zu fern gelegen.
Link: - Erste Bilder zu "The Other Side of Hope"
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Dienstag, 6. Dezember 2016
David Ehrlichs Top-25-Countdown 2016
schwanenmeister, 21:39h
THE 25 BEST FILMS OF 2016: A VIDEO COUNTDOWN from David Ehrlich on Vimeo.
Wie immer ein Genuss und inzwischen anstelle der Kritikerverbände mein eigentlicher Startpunkt der Listenzeit: David Ehrlichs 25 Lieblingsfilme des Jahres 2016, präsentiert in einem fulminant zusammengeschnittenen Musikvideo, das einfach Lust auf Film und Entdeckungen macht. David Ehrlich ist einer der wichtigsten amerikanischen Filmkritiker der jüngeren Generation. Er ist der Chefkritiker von indieWIRE. Wäre schön, wenn er auch zur Berlinale 2017 käme.David Ehrlichs Top Ten:
01. Moonlight
02. Sunset Song
03. Jackie
04. O.J. Made in America
05. A Bigger Splash
06. Kubo and the Two Strings
07. The Fits
08. La La Land
09. The Lobster
10. The Love Witch
Der erste Eindruck der Top Ten von David Ehrlich ist vor allem ein frischer. Klarer Akzent für "Moonlight" mit Platz eins. Den zweiten großen Andrew-Davies-Film des Jahres, "Sunset Song", auf Platz zwei. Davies "A Quiet Passion" hatte seine Weltpremiere auf der Berlinale. Und auch der chilenische Regisseur Pablo Larraín, der jetzt für den Doppelpack "Jackie" und "Neruda" gefeiert wird, hatte sich mit "El Club" auf der Berlinale international weiter etabliert. Ich finde es sehr cool, dass Ehrlich auch die Qualitäten von "A Bigger Splash" erkannt hat und mag es sogar, wie er an "The Lobster" festhält.
Link: - David Ehrlich
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Sonntag, 4. Dezember 2016
Catch-22 2016
schwanenmeister, 22:40h
"A Bigger Splash": Kämpft mit "Baden Baden" um die beste Karaoke-Szene des Jahres
Meine Liste der 22 Lieblingsfilme 2016 ist bestimmt von der Berlinale, einem wachsenden Desinteresse für den Hollywoodmainstream und natürlich viel zu wenig gesehenen Filmen. Aber bis Ende Dezember, wenn die Top Ten-Liste kommt, ist noch etwas Zeit. Ein Einblick von Michael Müller
Ich habe gestern das Around the World in 14 Films-Festival in der Berliner KulturBrauerei besucht. Und als ich auf dem schwarzen Kunstledersofa im Q & A zwischen dem Regisseur und Filmpaten des Abends, Edward Berger („Jack“, „Deutschland 83“), und dem „Personal Shopper“-Regisseur Olivier Assayas versank, dachte ich in der letzten Reihe ein bisschen über das Filmjahr 2016 nach. Schließlich hatte ich wegen dieses Screenings extra mit meiner traditionell früh veröffentlichten Catch-22-Liste ein paar Tage gewartet.
Reingeschafft hat es „Personal Shopper“ letztlich zwar nicht, aber ich konnte dem neuen Assayas viel abgewinnen. Ich meine, hey, in einer der ikonografischsten Szenen dieses Filmjahres tänzelt Kristen Stewart zu Marlene Dietrichs melancholischem Hobellied durch eine Wohnung. „Das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich“, heißt es in dem Chanson, den die Dietrich so tief intoniert hat, dass ich glaubte, Zarah Leander zu hören. „Personal Shopper“ ist ein Zeitgeistfilm und ein Generationsporträt. Die Protagonistin lebt in einer unwirklichen Welt, jobt als Surrogat, der Mode für einen anderen Menschen einschätzen muss, aber nicht tragen soll. Gleichzeitig ist der Film auch ein waschechter Geisterfilm mit schönem Doppelgänger-Motiv, der einen ganz eigenen Rhythmus und intime Spannung besitzt.
In jeder Einstellung merkt man dem Film seine Könnerschaft an, dass der Regisseur genau wusste, was er wie bezwecken wollte. Bei Assayas fehlen mir letztlich aber doch immer ein wenig die Emotionen, das richtige Umarmen des Genres, das sich Fallenlassen in die Handlung. Er ist mir immer schon zu sehr der etwas zu kühl analysierende Filmkritiker von früher geblieben, der mehr auf die Subtexte denn auf die dramaturgische Dichte schielt. Er schreibt die Filmkritik zu seinen Werken immer gleich mit. Und das sage ich als jemand, der „Demonlover“ damals in seiner Top Ten hatte. Es gibt viel zu bewundern an „Personal Shopper“, und vielleicht wächst er im Nachglühen meines Bewusstseins weiter. Diese zweiundzwanzig Filme bedeuteten mir 2016 aber zum jetzigen Zeitpunkt noch mehr.
Die Liste erscheint weiterhin im Gedenken an die altehrwürdige Filmzeitschrift Steadycam, die diese Zahlentradition einmal eingeführt hat.
Catch-22 2016:
AGONIE – David Clay Diaz
ALLES WAS KOMMT – Mia Hansen-Løve
ANOMALISA – Charlie Kaufman
BADEN BADEN – Rachel Lang
A BIGGER SPLASH – Luca Guadagnino
CREEPY – Kiyoshi Kurosawa
DEADPOOL – Tim Miller
EVERYBODY WANTS SOME – Richard Linklater
GLEISSENDES GLÜCK – Sven Taddicken
HEDI – Mohamed Ben Attia
A LULLABY TO THE SORROWFUL MYSTERY – Lav Diaz
MORRIS FROM AMERICA – Chad Hartigan
DER NACHTMAHR – Akiz
NEWS FROM PLANET MARS – Dominik Moll
MITTEN IN DEUTSCHLAND: NSU – TÄTER, OPFER, ERMITTLER
A QUIET PASSION – Terence Davies
ROOM – Lenny Abrahamson
SON OF SAUL – László Nemes
SOY NERO – Rafi Pitts
STAR TREK BEYOND – Justin Lin
TONI ERDMANN – Maren Ade
WILD – Nicolette Krebitz
Links: - Catch-22 2015, - Das Hobellied
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Auch Sight & Sound hat "Toni Erdmann" auf Platz eins
schwanenmeister, 21:55h
Platz zwei der Sight & Sound-Liste: Barry Jenkins "Moonlight"
Es ist die wohl wichtigste Top-Ten-Liste von einer Vereinigung internationaler Filmkritiker: Auf Platz eins des britischen Filmmagazins Sight & Sound landete "Toni Erdmann". Auch ein Berlinale-Film ist in der Top Ten zu finden.
Es entbirgt nicht einer gewissen Ironie, dass der Film, der von der Wettbewerbsjury in Cannes keinen einzigen Preis bekommen hat, jetzt auf den wichtigsten Kritikerlisten des Jahres auf Platz eins steht. Es wird spannend zu verfolgen, wo das für "Toni Erdmann" noch enden kann. Und damit meine ich nicht ausschließlich den Oscar als bester fremdsprachiger Film.
Barry Jenkins' Liebesgeschichte "Moonlight" auf Platz zwei ist einer der Frontrunner im Oscarrennen. Die Sight & Sound-Liste gibt Kelly Reichardts aus dem Nichts aufgetauchten Film "Certain Women" einen ordentlichen Push. Da zahlreiche britische Kritiker für die Umfrage um ihre Liste gebeten wurden, sind die vorderen Plätze von "American Honey" und "I, Daniel Blake" keine Überraschung. Was mich aber besonders gefreut hat, ist die Liebe für Mia Hansen-Løves Berlinale-Film "Things to Come".
01. Toni Erdmann (Maren Ade)
02. Moonlight (Barry Jenkins)
03. Elle (Paul Verhoeven)
04. Certain Women (Kelly Reichardt)
05. American Honey (Andrea Arnold)
06. I, Daniel Blake (Ken Loach)
07. Manchester by the Sea (Kenneth Lonergan)
08. Things to Come (Mia Hansen-Løve)
09. Paterson (Jim Jarmusch)
10. The Death of Louis XIV (Albert Serra)
11. Personal Shopper (Olivier Assayas)
=11. Sieranevada (Cristi Puiu)
13. Fire At Sea (Gianfranco Rosi)
=13. Nocturama (Bertrand Bonello)
=13. Julieta (Pedro Almodóvar)
16. La La Land (Damien Chazelle)
=16. Cameraperson (Kirsten Johnson)
18. Love & Friendship (Whit Stillman)
19. Aquarius (Kleber Mendonça Filho)
=19. Victoria (Sebastian Schipper)
Links: - Sight & Sound-Liste 2016, - Cream of the Crop 2015
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Mittwoch, 30. November 2016
National Board of Review ruft Oscar-Frontrunner aus
schwanenmeister, 21:55h
Seit Sundance der große Indie-Darling im Oscarrennen: "Manchester by the Sea"
Der Film "Manchester by the Sea" kristallisiert sich bereits direkt am Start der Oscar Season als sehr starker Frontrunner heraus. Aber auch der Dude macht von sich Reden.
Jeff Bridges ist mit "Hell or High Water" wieder im Rennen um den Oscar als bester Nebendarsteller? Der neue Martin-Scorsese-Film "Silence" könnte wirklich gut sein? "Kubo" macht den Animationsschlachtschiffen ernsthafe Konkurrenz? Das sind nur einige Erkenntnisse nach dem ersten wichtigen amerikanischen Kritikerpreis des aktuellen Jahres. Allgemeinhin als besserer Lehrerverband diskreditiert, leutet das National Board of Review die offizielle Oscar-Jagd ein. Klarer Frontrunner ist seit vergangenem Januar eigentlich immer noch Kenneth Lonergans Melodram "Manchester By the Sea" mit Casey Affleck. Das Board gibt ihm Preise für besten Film, Haupt- und Nebendarsteller und Drehbuch. Damit dürfte Lonergans Comebackfilm einer der großen Fünf im Februar sein, der in zahlreichen Kategorien berücksichtigt wird.
Ansonsten setzt das Board Akzente, die zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sonderlich viel aussagen müssen. Es ist zum Beispiel unwahrscheinlich, dass der neue Mel-Gibson-Film "Hacksaw Ridge", der vom Board unter die besten zehn Filme des Jahres gewählt wurde, tatsächlich eine Rolle im Oscarrennen spielen wird. Genauso unwahrscheinlich ist eine Berücksichtigung des mediokeren Coen-Films "Hail, Caesar". Interessanter sind da Kandidaten wie "Moonlight" (beste Regie für Barry Jenkins) oder Denis Villeneuves Sci-Fi-Film "Arrival". Die besten fremdsprachigen Filme laut dem Board heißen "The Handmaiden", "Elle", "Julieta", "Land of Mine" und "Neruda". Zwei dieser Filme finden sich auch auf der Top Ten-Liste der Cahiers du Cinema wieder. Und "The Handmaiden" will ich nach all dem Buzz jetzt auch endlich sehen. Wieder ein richtig guter Chan-wook Park-Film? Das wäre schon was.
Link: - National Board of Review 2016
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Cahiers du Cinema feiert "Toni Erdmann"
schwanenmeister, 21:25h
Eine der wenigen Cannes-Entdeckungen 2016: Kleber Mendonça Filhos "Aquarius"
Die Cahiers du Cinema schlagen John Waters, wenn es um die erste Liste des Jahres geht. Über Twitter poltern sie über fiese US-Blogs, die ihre Liste falsch wiedergeben.
Die Cahiers du Cinema tragen immer noch ein großen Namen. Aber ehrlich gesagt kennt man nur sehr wenige Kritiker, die für die Zeitschrift heute schreiben. Geschweige denn, dass man behaupten könnte, regelmäßig einen von ihnen zu lesen. Aber der Name der alten Revoluzzer zieht eben immer noch. Jendenfalls haben die Franzosen mal wieder den halben Cannes-Wettbewerb in ihre Jahres-Top Ten eingeladen. Originell ist das nicht, aber die Treue spricht für die Verbundenheit zum so wichtigen cinephilen Fixstern an der Croisette. Über Twitter beklagten sich die Cahiers ganz bitterlich darüber, dass amerikanische Blogs nicht nur die exklusive Liste veröffentlichen, sondern sie dabei auch nur falsch wiedergeben würden.
Cahiers du Cinema (Link):
01. Toni Erdmann (Maren Ade)
02. Elle (Paul Verhoeven)
03. The Neon Demon (Nicolas Winding Refn)
04. Aquarius (Kleber Mendonça Filho)
05. Ma Loute (Bruno Dumont)
06. Julieta (Pedro Almodovar)
07. Rester Vertical (Alain Giraudie)
08. La Loi de la Jungle ( Antonin Peretjatko)
09. Carol (Todd Haynes)
10. Le bois dont les rêves sont faits (Claire Simon)
Passenderweise hat heute die 16. Französische Filmwoche in Berlin (30.11. - 07.12.) begonnen. Da laufen immerhin Verhoeven und Dumont.
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Sonntag, 13. November 2016
Letzter Vorhang für das Münchner Eldorado
schwanenmeister, 01:46h
Der Anlass ist ein trauriger, die Lektionen aber sind wertvoll: Zur Schließung des Münchner Eldorado-Kinos gibt es geballte cineastische Kompetenz, Vampire, deutsche Schlager und Riccardo Freda.
Schließt Ende des Monats: das Münchner Eldorado-Kino
Wieder bricht ein Zacken aus der Krone, die in ihrer Gänze einmal die Münchner Kinoszene ausgemacht hat. Nach 45 Jahren schließt das traditionsreiche Eldorado-Kino Ende November seine Pforten für immer. Auf das Kino folgt das Lager eines Drogeriemarkts. Zum Abschied gibt es dort noch mal "Late Night Film Lectures" zu bestaunen, die der Herausgeber der Filmzeitschrift SigiGötz-Entertainment, Ulrich Mannes, organisiert hat. An drei Donnerstagen im November erteilen Referenten ausgefallene cineastische Lektionen.
Am vergangenen Donnerstag war es bereits Konrad Hirsch von der Produktionsfirma Schamoni-Film. Der hatte sich zum Abschluss einen besonders ausgefallenen Menschen ausgesucht: Hirsch stellt den Produzenten Boris von Borresholm vor und zeigt eine Auswahl seiner satirischen Trickfilme, die er zwischen den 1950er- und 1990er Jahre produziert hatte.
Am 17. November spricht um 22.30 Uhr der Cineast und Hofbauer-Kommandant Christoph Draxtra über den italienischen Regisseur Riccardo Freda. Der Abend firmiert unter dem Titel "Mönche, Vampire und Abenteurer". Die abschließende Filmlektion hält Ulrich Mannes höchstpersönlich am 24. November um 22.30 Uhr zu deutschen Schlagerfilmen der 1950er- und 1960er-Jahre ("Hinreißend sinnfreie Songsequenzen").
Links: - SigiGötz-Entertainment, - Dunja Bialas zum Ende
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Donnerstag, 10. November 2016
Siegfried-Kracauer-Preis für Filmkritiker Ekkehard Knörer
schwanenmeister, 21:41h
Der Herausgeber der Filmzeitschrift Cargo, Ekkehard Knörer, ist der Gewinner des diesjährigen Siegfried-Kracauer-Preises. Die Verantwortlichen nutzten die Preisverleihung auch, um die Einstellung der Traditionszeitschrift Filmdienst anzuprangern.
Justus Nussbaum, Wikipedia / CC BY-SA 3.0
Ekkehard Knörer (siehe Bild oben) hat am Donnerstag den Siegfried-Kracauer-Preis für die beste Filmkritik gewonnen. Seine Kritik "Außer sich" zum Nicolette-Krebitz-Film „Wild“ erschien diesen März in der Zeitschrift Cargo. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Das Stipendium für das Jahr 2016/17 in Höhe von insgesamt 12.000 Euro erhält Patrick Holzapfel, der eine sechsteilige Artikelserie zum Thema „Zukunft des Kinos“ sowie einen regelmäßigen Blog verfassen wird. Die Preisübergabe fand während der feierlichen Verleihung des Kinoprogrammpreises NRW im Rahmen des Film- und Kinokongresses in Köln statt, wie der Verband der deutschen Filmkritik mitteilte.
Die nach dem Filmtheoretiker ("Von Caligari zu Hitler") benannte Auszeichnung wird jährlich vergeben. Zu der von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg und dem Verband der deutschen Filmkritik (VdFk) ins Leben gerufenen Initiative kam 2016 als neuer Partner die Film- und Medienstiftung NRW hinzu. Beide Filmförderungen stiften den Preis gemeinsam. „Wir freuen uns, diese Auszeichnung nun zum dritten Mal zu vergeben und so wieder auf einige herausragende Filmkritiken des letzten Jahres aufmerksam zu machen", sagte der MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen. Gute Filmkritiken seien oft selbst kleine Kunstwerke. 2015 gewannen ex aequo die Journalisten Andreas Busche (epd-Film) und Toby Ashraf (sissy-Magazin) den Siegfried-Kracauer-Preis für die beste Filmkritik.
Der Sprachstil gab den AusschlagPetra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, unterstrich: „Mit dem Siegfried-Kracauer-Preis möchten wir die besondere Bedeutung der Filmkritik für unser Metier hervorheben. Eine gute Kritik ist Werbung für Filme, Feedback für die Macher und ein wichtiger Beitrag zum kulturellen Diskurs." Die diesjährigen Nominierungen und Arbeiten von Preisträger Ekkehard Knörer und Patrick Holzapfel belegten die Bandbreite und Qualität der Filmkritik eindrucksvoll.
Die diesjährige Jury bestand aus der Regisseurin Barbara Albert, dem Geschäftsführer von Real Fiction Filmverleih, Joachim Kühn und dem Filmkritiker Sven von Reden. Ekkehard Knörer habe unter 69 Bewerbern für die beste Filmkritik mit seinem Sprachstil überzeugt, der die „Wahrnehmung des Films“ widerspiegele, so die Jury. Weiter heißt es in ihrer Begründung: „Wir bekommen sofort Lust aufs Kino, wollen den Film (noch einmal) sehen.“ Den zukünftigen Stipendiaten Patrick Holzapfel würdigte die Jury für seinen „ebenso persönlichen wie reflektierten Zugang zum Kino“. Seine Texte offenbarten eine „fühlbare Leidenschaft für den Film mit einem für sein junges Alter erstaunlich breitem Wissen über Filmgeschichte und Weltkino“.
Der Verband der deutschen Filmkritik dankte am Abend der Verleihung dem bisherigen Medienpartner Filmdienst, würdigte dessen filmkritisches Engagement und bedauerte das bevorstehende Aus für die Printausgabe. „Die Zukunft des Kinos ist nach derzeitigem Stand gesicherter als die Zukunft der Filmkritik“, so das ernüchternde Fazit des Abends. Die Stiftung des Siegfried-Kracauer-Preises für Filmkritik durch zwei einflussreiche Filmförderungen wertete der Verband jedoch als hoffnungsvolles Zeichen für die Filmkritik, den Film und das Kino.
Link: - Hanns-Georg Rodek über das Aus des Filmdienst
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Mittwoch, 9. November 2016
Moriarty besucht die Berlinale 2017
schwanenmeister, 23:39h
Der Negative Space-Redakteur Michael Müller erinnert sich an die Zeiten zurück, in denen die Filmfanseite Aintitcool-News noch das Maß aller Dinge und der Kritiker Moriarty einer seiner Helden war. 2017 könnte der auf der Berlinale aufschlagen.
Gage Skidmore, flickr / CC BY-SA 2.0
Es waren einmal drei Film Geeks, die auf der bunten Internetseite Aintitcool-News schrieben. Sie hießen Harry Knowles, Moriarty und Quint. Ihre Seite und die vielen inofziellen Quellen, ihre Coups zu geheimen Set-Informationen und Test-Screenings erschütterten in den Anfängen des Internets, sowie wir es heute kennen, die Filmindustrie. Von der Strahlkraft der Aintitcool-News ist nicht mehr viel übrig geblieben. Quint und Moriarty wechselten die Seite, schrieben für andere Magazine und versuchten sich selbst als Filmemacher.
Aber in ihren Herzen blieben sie doch immer die Film Geeks von damals und waren am besten, wenn sie über Filmgeschichte abnerden konnten. Moriarty alias Drew McWeeny (siehe Bild oben) besucht im kommenden Jahr wahrscheinlich zum ersten Mal die Berlinale. Über Twitter schrieb er, die Berlinale habe ihm ein Angebot gemacht, was er nur schwerlich ablehnen könne. Das Angebot führt er nicht weiter aus. Aber es scheint nicht weit hergeholt, wenn McWeeny als Experte für die Retrospektive zum Science-Fiction-Film angefragt wurde. Hey, wer würde schon dazu Nein sagen, Vorträge über Steven Spielberg und japanische Monsterfilme halten zu dürfen.
Als Multiplikator für das Festival unbezahlbarSolche unterstützenden Maßnahmen sind für beide Seiten gut. Die Berlinale gewinnt nicht nur einen erstklassigen Genreexperten, sondern auch einen Multiplikator für den internationalen Ruf des Festivals hinzu. Wenn Kritikergrößen wie Stephanie Zacharek vom Time Magazine oder David Ehrlich von indieWIRE über das Festival berichten, ist das unheimlich wertvoll. Klar, es gibt die Trade Press, ein eingeschworener Haufen, der teils sehr kompetent berichtet, aber meist kein Sprachrohr für eine ganze Generation oder zumindest einen Teil der englischsprachigen Cineasten ist.
Und Drew McWeeny hat erst vor kurzem sein Engagement bei HitFix als Chefkritiker beendet. Aktuell produziert er mit dem Horrorexperten Scott Weinberg den alle zwei Wochen erscheinenden Podcast 80's All Over. Dort nehmen die beiden Monat für Monat die 1980er-Jahre auseinander, graben obskure Filmentdeckungen aus. Ihr Ziel ist es, alle Filme dieses Jahrzehnts zu besprechen, um die Nostalgie-Patina der meisten jungen Erwachsenen zu entfernen. Das passt perfekt in Zeiten, in denen uns Streaming-Plattformen wie Netflix mit Serien wie "Stranger Things" fast zu viel von dieser süßlichen Nostalgie füttern.
Drew McWeeny war aus dem Aintitcool-Triumvirat nie mein absoluter Liebling. Das war eigentlich immer Quint alias Eric Vespe. Schließlich begriff dieser zum Beispiel sofort, was die Genialität des Disney-Zeichentrick "Lilo & Stitch" ausmachte. Aber McWeeny hat sich über die Jahre, anders etwa als der Aintitcool-Chef Harry Knowles, sehr positiv weiterentwickelt und einen echten Riecher für tolle Genreerfahrungen ausgeprägt. Seinen erste Sohn nannte McWeeny Toshiro Lucas. Da steckt viel Filmgeschichte drin: Natürlich "Star Wars", aber eben auch das japanische Vorbild "Die verborgene Festung" von Akira Kurosawa. Auch wenn McWeeny nicht offiziell von der Berlinale eingeladen würde, sondern eventuell auch wegen der Retro oder anderer Angebote auf eigene Faust nach Berlin kommt, werde ich nach ihm Ausschau halten.
Link: - Berlinale-Retrospektive zum Sci-Fi-Film
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Supernase Thomas Gottschalk kehrt zu seinen Wurzeln zurück
schwanenmeister, 21:12h
Der Entertainer Thomas Gottschalk kehrt ins Radio zurück. Nicht der Piratensender Powerplay, sondern der Bayerische Rundfunk bietet ihm ab kommendem Januar eine dreistündige Musikshow.
Christliches Medienmagazin pro, flickr / CC BY-SA 2.0
Thomas Gottschalk dreht einen neuen Supernasen-Film? Noch nicht, aber es könnte bald der Fall sein. Denn nachdem der Meister des Samstagabends die vergangenen Jahre durch das RTL-Programm gegeistert ist, besinnt sich der Kulmbacher jetzt auf seine Wurzeln. Ab dem 8. Januar wird Gottschalk einmal pro Monat von 19 bis 22 Uhr auf dem Radiosender Bayern 1 wieder eine Radioshow moderieren. Das ist immer der erste Sonntag im Monat. In Zeiten des Podcast-Booms ist das eine recht clevere Entscheidung.
"Ich freue mich darauf, bei Bayern 1 die Hörer wieder einzusammeln, die mir vor über 30 Jahren abhandengekommen sind", sagte Gottschalk gegenüber seinem neuen Arbeitsgeber. Rock-Klassiker aus seiner Jugend sollen das Musikprogramm bestimmen. Bei Bayern 3 hatte die Supernase seine Karriere als Moderator begonnen. Diese Zeit ist auch der unterhaltsamste Teil seiner Autobiografie "Herbstblond". Auf seiner Buchtour wurde er immer wieder darauf angesprochen. Gottschalk folgt mit diesem Engagement auch dem Wunsch seines Publikums. Jetzt muss er nur noch Mike Krüger anrufen und Sigi Rothemund ein Zeichen geben. Dann werden die Trikes aus der Garage geholt, der "Big Mäc" eingepackt und der "Piratensender Powerplay" reaktiviert.
Link: - "Herbstblond" - Eine Nase tankt E10
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