Donnerstag, 2. September 2010
Venedig-Ticker: 2. September
"Norwegian Wood" ist der internationale Verleihtitel der japanischen Filmadaption des Haruki Murakami-Kultbuchs "Naokos Lächeln". Ein Buch, das mir mit der Zeit ganz besonders ans Herz gewachsen ist. Time Out London hat ihn gesehen, ist begeistert und gibt fast die Höchstwertung: "Intensely maudlin Murakami adap, transcends ropey opening 45 to build and build into something quite profound." Der Film, in dem Rinko Kikuchi ("Babel") eine der Hauptrollen spielt, wird morgen seine Premiere im Wettbewerb feiern.

Auf Deutsch lese ich momentan am liebsten Björn Lahrmann (Manifest) und seine irrwitzigen Kritiken vom Fantasy Filmfest. Auf Englisch bleibt mein aktueller Kritikerliebling neben Armond White (New York Press) klar Karina Longworth (Village Voice), deren Texte so wirken, als ob sie die kleine, süße Schwester von Pauline Kael wäre. Hier frühstückt sie genüsslich Robert Rodriguez' nächsten Megaflop, "Machete", ab.

Barbara Schweizerhof bloggt für epd-Film aus Venedig. Wie auch bei Jan Schulz-Ojala vom Tagesspiegel beherrscht hier noch ganz der Touristikblick den ersten Text. Dafür nicht ganz uninteressant: "Für Berlinale-Besucher mag das unglaublich klingen: das ganze Programm wird in vier großen und zwei winzigen Sälen gezeigt."

Im abendlichen Nachklapp des deutschen Feuilletons will Kritiker Peter Zander (Welt) ein gespaltenes Fachpublikum wahrgenommen haben, das "Black Swan" sowohl ausbuhte als auch bejubelte. Ansonsten ist auch dort Baustelle und gibt es zur Abwechslung unglaubliche vier Bilderserien zum Durchklicken. Für Cristina Nord (taz) ist Natalie Portman schlicht und ergreifend ein "gerupftes Huhn". Schöner kann das auch Christoph Huber (Presse) nicht zusammenfassen, aber folgendes schreiben: "Ob 'Black Swan', wie vorab kolportiert, wieder ein Oscar-Kandidat ist, darf bezweifelt werden. Denn trotz des respektablen Hochkulturanstrichs ist der Film im Herzen ein trashiger Sex-Schocker." Die Verrisse machen mehr Lust auf Aronofsky als die Lobeshymnen.

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Dienstag, 31. August 2010
Venedig-Ticker: 1. September
Nikki Finkes rechte Hand Tim Adler lästert über das Venedig-Festival. Zusammengefasst: Zu teuer, nicht mehr besonders, US-Stars bleiben weg. Der Daily Mail-Kritiker Baz Bamigboye bleibt zu Hause. Guardian-Kritiker Peter Bradshaw sieht auch den Abwärtstrend in der Relevanz des Festivals. Laut Xan Brooks würde sich Venedig den zweiten Platz inzwischen mit Toronto, Sundance, Berlin und dem SXSW teilen. Und Daily Telegraph-Kritiker David Gritten tippt auf Darren Aronofskys "Black Swan" als Goldenen Löwen-Gewinner. Somit hat der London-Korrespondent von Deadline Hollywood also ausschließlich britische Filmjournalisten ausgeschlachtet und nebenbei das Venedig-Logo von vor drei Jahren verwendet.

Filmstarts resp. Björn Becher macht sich indes Hoffnung, dass das Gerücht stimmen könnte, Terrence Malicks "Treef of Life" würde als Überraschungfilm gezeigt werden. Die "Hart aber fair"-Tagline: Wenn Wunschdenken auf Wirklichkeit trifft.

Eric J. Lyman weist in The Hollywood Reporter auf den niedrigsten Altersdurchschnitt (47 Jahre) in der Geschichte des Wettbewerbs hin. Und das trotz Regielegenden wie Monte Hellman (78 Jahre) und Jerzy Skolimowski (72 Jahre). Festivaldirektor Marco Müller: "The times are changing. Big films with a big publicity budget aren't helped as much as they used to be by the big festivals, and they don't help the festivals either, with the main players just jetting in and out for a day."

Daniel Kothenschulte von der Frankfurter Rundschau widerspricht Deadline Hollywood vor allem beim Thema Superstars und dann doch irgendwie nicht. Viel Amerika, wenig Hollywood, scheint sein Fazit zu sein. Und er freut sich auf ein Gipfeltreffen zwischen Jurypräsident Tarantino, Bud Spencer und Terence Hill, die Teil der diesjährigen Komödien-Retrospektive sein werden. Ich weiß, dass der Quentin zumindest großer Fan der Blödel-Komödie "Der Supercop" ist, Sergio Corbuccis halben amerikanischen Film ohne Spencer, aber mit Hill. Wahrscheinlicher ist, dass sich Tarantino eher auf Genregrößen wie Lino Banfi stürzen wird, der unter anderem einmaliger Fernando di Leo-Darsteller und dauerhafter Partner von Göttin Edwige Fenech in den berüchtigten italienischen Sexkomödien der 1970er-Jahre war.

So funktioniert das heutzutage: 9 Uhr Pressevorführung, etwas später die ersten Twitter-Reaktionen, noch etwas später die ersten Kritiken der Trade Press, noch etwas später eine Zusammenfassung von Slashfilm: Der Eröffnungsfilm Black Swan wird gleich mal abgefeiert. Peter Sciretta macht die Texte von Variety und Screen Daily hinter der Paywall lesbar. Was mich etwas fasziniert, ist die untypische, beinahe euphorische Reaktion von Boyd van Hoeij: "It was superb. Would have been a masterpiece if slightly shorter/more compact." Und Kirk Honeycutt hat eher ein Instant Guilty Pleasure gesehen: "A gorgeously shot, visually complex film whose badness is what's so good about it."

Cargo Film hat wieder den hauseigenen SMS-Service am Start, den Cristina Nord (taz), Isabella Reicher (Standard) und Michael Althen (FAZ) täglich füttern sollen. Althen berichtet von einem Eastern, in dem es Donnie Yen an die deutsche Westfront 1918 verschlägt.

Ein recht umständliches, weil von Englisch auf Deutsch übersetztes Interview hat D-Radio Kultur mit Festivalchef Marco Müller geführt. Ist dafür aber schön ausführlich geworden.

The Smallest Oscar Buzz: Der Sunday Mirror-Kritiker Mark Adams will definitiv eine sehr oscarwürdige Performance in "Black Swan" entdeckt haben. Seiner Meinung nach schafft es Darren Aronofsky nach Mickey Rourke, auch Natalie Portman wieder in Scheinwerferlicht zu drängen. Unter Vorbehalt, weil Adams wohl befangen ist: er sah den Film drei Tage vor dem Rest der Welt.

Mehr "Black Swan"-Schnellschüsse: Todd McCarthy (indieWIRE) und Guy Lodge (InContention). Mich spricht jetzt auch "Red Shoes" auf Acid nicht sonderlich an. Überhaupt Ballett, ich muss da immer an Homer Simpson denken und wie er sich einen solchen Abend vorstellt. David Gritten (Daily Telegraph): "As for Portman, she can expect a busy few months at awards dinners."

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Freitag, 27. August 2010
Fantasy Filmfest-Fazit 2010
Allenthalben liest man vom schlechtesten Fantasy Filmfest-Programm seit Jahren. Überhaupt sei es keine gute Zeit mehr für Genrefilme. Die Urheber solcher Aussagen haben dann meist eines gemeinsam: Sie schauen zu selten die richtigen Filme. Die Qualität sinkt nämlich nicht. Eher das Gegenteil ist der Fall. Gerade die vor vier Jahren ins Leben gerufene Fresh Blood-Reihe des FFF, die Debütfilme verheißungsvoller Talente präsentiert und auszeichnet, entwickelt sich ganz prächtig. Entfernt erinnert sie inzwischen an Cannes und die prestigeträchtige Un certain regard-Reihe, wo gerade diesen Mai spannendere Filme als im offiziellen Wettbewerb zu finden waren. Gewann noch den Fresh Blood-Award im Einführungsjahr eine Verlegenheit namens "Brick", hätte dieser im heutigen Teilnehmerfeld keine Chance mehr. Oder besser gesagt: Jetzt hätten die Zuschauer deutlich mehr Auswahl bekommen, um besseren Geschmack zu beweisen.

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Sonntag, 22. August 2010
Kritiker-Sammelalbum #5: Mark Kermode
Der Roger Ebert Großbritanniens. Das klingt griffig, auch wenn es zu hochgegriffen ist. Der BBC-Journalist Mark Kermode hat zumindest das, was praktisch allen Filmkritikern fehlt: er hat ein Gesicht. Nicht im Sinne von Georges Franjus "Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff"; nicht dass Filmkritiker wortwörtlich kein Gesicht hätten. Aber sie kommen nun mal in der Fernsehlandschaft nicht vor. Der Amerikaner Roger Ebert hatte jahrzehntelang eine TV-Show, Auftritte bei David Letterman und Charlie Rose. Dadurch wurde er landesweit berühmt. Nicht etwa weil er so gute Filmkritiken geschrieben hätte. Und Mark Kermode ist in England so ein bisschen das, was Roger Ebert für die Amis war: ein bunter Hund, eine Reibungsfläche und ein Fixpunkt, zu dem man sich positionieren muss.

Ich halte nicht allzu viel von Kermode. Ab und an trifft er den Nagel auf den Kopf. Viel häufiger verkommen seine Besprechungen zu egozentrischen Inszenierungsshows. Er will immer cleverer als die Filme erscheinen, die er bespricht. Was er dann mag, ist so vorhersehbar wie logisch: Hausgötter wie Cronenberg und del Toro, viel Camp und noch mehr die Filme, die allgemein gut wegkommen. Seine Qualität liegt in seiner Selbstüberschätzung: Er glaubt an seine Meinung wie andere an Gott glauben. Und er vertritt diese kurzweilig in Stakkato-Reden, die weniger von Pointen als etwa vom Nachäffen zehren. Zur Halbzeit des Kinojahres präsentierte er vor kurzem im hauseigenen Videoblog die Top-5 und die Flop-5 2010:

Top-5

1. INCEPTION
2. TOY STORY 3
3. OIL CITY CONFIDENTIAL
4. PONYO
5. TWILIGHT: ECLIPSE

Flop-5

1. SEX AND THE CITY 2
2. PIMP
3. NIGHTMARE ON ELM STREET
4. LEAP YEAR
5. BOUNTY HUNTER

Links: - Top/Flop-5, - Kermode & Mayo, - Sammelalbum

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Freitag, 20. August 2010
Meister Eder und sein Yeti Yoko
Wenn es für einen deutschen Film, der erst in knapp zwei Jahren in unsere Kinos kommt, bereits einen festen Starttermin gibt, dann muss der entweder verdammt teuer werden oder die Amis haben ihre Finger im Spiel. Oder gleich beides. Das Filmprojekt heißt "Yoko" und basiert auf den gleichnamigen Erfolgsbüchern von Ludger 'Knister' Jochmann, seines Zeichens sehr populärer Märchenonkel aus Bottrop. Mit Jessica Schwarz und Tobias Moretti prominent besetzt, soll diese Verquickung aus Animation und realen Spielszenen à la Disneys "Hexe Lilli" der dritte teutonische Treffer in Folge für die Columbia werden - ihr Hattrick. Die Sony-Zweigstelle aus Hollywood mag zwar ausgeschrieben einen in erster Linie extrem umständlichen Namen haben, nämlich die Deutsche Columbia Pictures Filmproduktion, aber sie hatte ebenso mit dem Roadtrip "Friendship!" den bisher größten und - strenggenommen - einzigen einheimischen Hit des Jahres gelandet. Und für kommendes Jahr steht die Tommy Jaud-Bestsellerverfilmung "Resturlaub" in den Startlöchern. Wenige und dafür bestens kalkulierte Zuschauererfolge lautet die Devise.

Am 26. Januar 2012 soll es dann soweit sein, dass die Computer den kleinen, mythischen Freund von der Protagonistin Pia fertiggepixelt haben und sie ihn in Mamas Kühltruhe verstecken kann. Bei "Hexe Lilli", der anderen bekannten Knister-Figur, hatte das ganz hervorragend geklappt - also mit den Zuschauern jetzt: Michael Mittermeier als Synchronstimme gewonnen, PR auf dem "Wetten dass"-Sofa gekriegt, über eine Million Zuschauer in die deutschen Kinos gelockt und in Europa tolle Achtungserfolge gefeiert. Dabei ist die Technik, reale Schauspieler mit einer animierten Figur zu verbinden, fast so alt wie das Kino selbst. "Hexe Lilli" oder "Yoko" sind letztlich nicht anderes als Kindheitserinnerungen wie "Hatschipuh" oder "Pumuckl und der blaue Kabauter". Natürlich sind sie teurer und vor allem besser vermarktet, weil sie Teil eines unendlich großen Unterhaltungsapparats sind. Und sie ziehen die jüngere deutsche Schauspielprominenz an. Wenn sich in "Hatschipuh" noch Grobmotoriker wie Henry van Lyck ("Zur Sache, Schätzchen") abmühten, dann spielen heute Nora Tschirner oder eben Jessica Schwarz die Elternrollen. Es ist lukraktiv geworden, weil die Kinderfilme als einziges deutsches Genre eine feste Kinogemeinde haben.

Links: - Coming Soon, - Resturlaub

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Donnerstag, 19. August 2010
Celluleute-Podcaster Carsten Pohl schwärmt von "Adèle und das Geheimnis des Pharaos"
Ich will den neuen Luc Besson-Film, die Jacques Tardi-Comicverfilmung "Adèle und das Geheimnis des Pharaos", seit Monaten sehen. Über die nackten Zahlen und Namen, die ersten zaghaften Bilder, ja bis zu den Teasern und Trailern habe ich mich gehangelt und bin dem Projekt treu geblieben, auch nachdem der Spielfilm mehr oder weniger schwer am französischen Boxoffice gestrauchelt ist. Am 30. September ist erst deutscher Kinostart, was den Verleiher Universum nicht davon abhält, ihn durch die Sneak Previews dieser Republik zu jagen. Die Stammkraft des Celluleute-Podcast, Carsten Pohl, ist bekennender Anhänger des Paralleluniversums, wo man häufig schlechte und ganz schlechte Filme viel früher oder überhaupt vor allen anderen sieht. Manchmal hat man aber auch Glück und stolpert über eine Perle wie "Adèle", von welcher Carsten in der siebtzehnten Ausgabe des cinephilen Zwiegesprächs so ausgiebig schwärmte, wie es die vorgerückte Zeit zuließ. Als Mischung aus "Die Mumie", "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" und "Der Sternwanderer" beschrieb er Bessons Film, der ihm viel besser gefallen hat, als dass das auf Anhieb klingen mag.

Links: - Celluleute #17, - Häh, Celluleute?, - Ah, Celluleute!

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Early Oscar Buzz für Noomi Rapace
Ihre Hollywood-Nachfolgerin in der Rolle der Lisbeth Salander wurde David Fincher-Darling Rooney Mara ("A Nightmare on Elm Street"). Aber wenn sie wollte, könnte sie in Blockbustern wie "Sherlock Holmes 2" und "Mission: Impossible 4" durchstarten. Das berichtet zumindest Schreckschraube Nikki Finke von Deadline Hollywood; und dass der US-Verleiher von "The Girl with the Dragon Tattoo", Music Box Films, bereits an einer gewieften Oscarkampagne im Stile der französischen Schauspielerin Marion Cotillard arbeitet. Diese gewann den Goldjungen bekanntlich für ihre europäische Rolle als Edith Piaf in "La vie en rose" und wurde dann von Michael Mann in "Public Enemies" und Christopher Nolan in "Inception" besetzt. Aktuell dreht Noomi Rapace in Europa, genaugenommen in Babelsberg, unter anderem mit Sternchen Nora von Waldstätten ("Carlos") das Kriegsmelodram "The Nazi Officer's Wife".

Link: - Deadline Hollywood

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Dienstag, 17. August 2010
Schmutziger Süden: Marktanteil fällt auf 14,6 %
01. FRIENDSHIP! - Columbia - 1,55 Mio. Zuschauer
02. VINCENT WILL MEER - Constantin - 0,80 Mio.
03. HANNI & NANNI - Ufa Cinema - 0,73 Mio.
04. VORSTADTKROKODILE 2 - Constantin - 0,68 Mio.
05. TEUFELSKICKER - Ufa Cinema - 0,57 Mio.
Mit der guten halben Million Zuschauer, die Klaus Lemkes brandneue Sexkomödie "Schmutziger Süden" gestern Nacht hatte, wäre sie dieses Jahr im Kino eine der großen Gewinnerinnen gewesen. Das sind mehr Zuschauer als sein Dolly Dollar-Blockbuster "Flitterwochen" vor dreißig Jahren, auf dem Höhepunkt seines Publikumserfolgs, geschafft hat. Nur sein Wolfgang Fiereck-Evergreen "Arabische Nächte", der letztes Jahr die höchsten Weihen durch die Arte-Trashfilm-Reihe erfuhr, soll in noch höheren Sphären geschwebt sein.
06. DIE FRISEUSE - Constantin - 0,56 Mio.
07. ZEITEN ÄNDERN DICH - Constantin - 0,52 Mio.
08. ROCK IT - SamFilm - 0,47 Mio.
09. HIER KOMMT LOLA - Constantin - 0,37 Mio.
10. TIGER-TEAM - Constantin - 0,29 Mio.
Als ob der leibhaftige Jess Franco den Dominik Graf-Klassiker "Hotte im Paradies" neuverfilmt hätte. Und als ob das Feuilleton das allerneueste Adolf Hitler-Projekt von Bernd Eichinger besprochen hätte. Alle großen Zeitungen stürzten sich auf den dankbaren Höhenflug des deutschen Films: Die FAZ schreibt von "lebensprall", die taz feiert "Schmutziger Süden" als "Ausbruch aus dem Regelwerk des Films", im Tagesspiegel wird bereits spekuliert, ob Lemke dadurch endlich mit seinem nächsten Film, "Drei Kreuze für einen Bestseller", von Dieter Kosslick auf die Berlinale eingeladen wird. Die Bild konzentriert sich ganz auf das sexy Debüt der Schauspielerin/Ärztin Sheila Malek, die Welt sieht sich gar außer Stande, ihre Begeisterung in Worte zu fassen und schaltete nur eine Bildershow.
11. JERRY COTTON - Constantin - 0,26 Mio.
12. NANGA PARBAT - Senator - 0,23 Mio.
13. FRECHE MÄDCHEN 2 - Constantin - 0,21 Mio. (NEU)
14. BOXHAGENER PLATZ - Claussen & Wöbke - 0,17 Mio.
15. 13 SEMESTER - Claussen & Wöbke - 0,16 Mio.
In den deutschen Kinocharts regiert dagegen weiterhin Hollywood mit eiserner Hand. "Hanni & Nanni" kriechen auf Platz drei der Jahrescharts und könnten bei dieser Konstanz sogar "Vincent will Meer" gefährlich werden. Einziger echter Neueinsteiger sind "Freche Mädchen 2", die aber ähnlich wie "Hier kommt Lola" sehr weit hinter den Erwartungen zurückblieben. "Mahler auf der Couch" entwickelt sich in den dreißig Arthäusern, in denen er läuft, zu einem klitzekleinen Sleeper. Na ja. Immerhin.
16. SAME SAME BUT DIFFERENT - Boje Buck - 0,16 Mio.
17. DIE FREMDE - Majestic - 0,11 Mio.
- Mahler auf der Couch - $491k
- Henry 4 - $365k
- Lourdes - $264k
- Renn, wenn du kannst - $252k
- Vertraute Fremde - $172k
- Der Räuber - $70k
- Cindy liebt mich nicht - $15k
- Bedways - $13k
- Engel mit schmutzigen Flügeln - $??

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Mittwoch, 11. August 2010
Konferenz der Sids - Animation made in Germany
"Seit den 70er-Jahren werden eine Reihe deutscher Filme erfolgreich, die den Konventionen folgen, die in erster Linie von der amerikanischen Filmindustrie geprägt werden."

(Joseph Garncarz, Der deutsche Film)
Im US-Musical "Hair" heißt es im "Let the Sunshine In"-Medley: "This is the dawning of the Age of Aquarius." Popsänger Xavier Naidoo machte daraus in seinem neuen Song "Wild vor Wut" die Catch Phrase "This is the dawning of the age of the animals". Nicht unbedingt, weil er an die sehr baldige Machtübernahme der Menschenaffen glaubt ("Hail to the Chimp" war mal ein fiktiver Filmtitel bei den Simpsons), sondern weil "Wild vor Wut" der Titelsong des Animationsfilms "Konferenz der Tiere" ist. Und dieser ist der ambitionierte Versuch der Constantin Film, auf dem von Hollywood Majors dominierten Markt der unheimlich lukrativen animierten Trickfilme durchzubrechen.

Der Naidoo-Song ist zweisprachig, englisch und deutsch; unterstreicht somit die internationalen Ambitionen des Münchner Studios, welches demnächst Alexandre Dumas' "Die drei Musketiere" mit Hollywoodstars wie Orlando Bloom und Milla Jovovich verfilmen lässt und sich auch die weltweiten "Tarzan"-Rechte gesichert hat. Der Starproduzent Bernd Eichinger will gegenüber Hollywood nicht länger Naidoos letzten großen Filmsong, "Sie sieht mich nicht", trällern, der den paneuropäischen Kinoerfolg "Asterix und Obelix gegen Caesar" vergoldete. Klar, klopfte Bernd die letzten Jahrzehnte immer wieder an die Himmelspforten der Traumfabrik: In den 1970er-Jahren mit Hans-Jürgen Syberbergs "Hitler", in den 1980er-Jahren mit "Christiane F." und "Die unendliche Geschichte", in den 1990er-Jahren mit "Das Geisterhaus" und "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", in den letzten Jahren vor allem wieder mit Adi in "Der Untergang".

Aber einen international vermarktbaren Animationsfilm, der dem ganzen "Shrek"- und "Madagascar"-Gedöns die Stirn bieten könnte, das hatte Eichinger noch nicht. Wie schwer das ist, zeigten erst letztes Jahr die Spanier, als sie "Planet 51" weltweit in die Kinos brachten und Lehrgeld zahlen mussten. Von daher heißt es für Eichinger und seine Constantin erst den einheimischen Markt erobern: Man nehme einen deutschen Buchklassiker, Erich Kästners "Die Konferenz der Tiere", mixe ihn mit dem Stil und den Figuren der "Ice Age"-Blockbuster, lasse dann die knuddeligen Persönlichkeiten von deutschen Comedy-"Stars" wie Ralf Schmitz, Christoph Maria Herbst und Bastian Pastewka sprechen und hoffe auf das beste.

Und dann ist es laut Eigenwerbung sogar "der erste europäische 3D-Animationsfilm der Filmgeschichte", ein selbst auferlegter Titel, der etwa den vor zwei Jahren herausgebrachten belgischen 3D-Erfolg "Fly Me to the Moon" völlig unterschlägt. Dafür hat man David Newman, den oscarnominierten Score-Komponisten, angeheuert, der bereits Halbhollywood neuvertonte. Dass aber auch das keine Garantie ist, zeigte dieses Frühjahr Hans Zimmers Arbeit an Regina Zieglers Traumprojekt "Henri 4". Ich bin befangen: Allein aus filmpatriotischen Beweggründen, aber auch, um die im Spätherbst hoffentlich positiv verlaufende Entwicklung von Ambient Entertainment, dem Hannover Animationsstudio hinter "Konferenz der Tiere", weiter nachverfolgen zu können. Visuell und im Figurendesign erscheint mir der Sprung von den kindlichen Urmel-Filmen zu Erich Kästners Weltverbesserern gewaltig zu sein.

Links: - Wild vor Wut, - Neuester Trailer

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Dienstag, 10. August 2010
... denn er wusste nicht, was er tut
Der Sportjournalist Raphael Honigstein ist den deutschen Fußballfans kein Begriff. Wie denn auch, wenn er regelmäßig im Guardian und bei Sports Illustrated publiziert oder im Fernsehen auf CNN auftritt. Er redet dann immer in perfekt pointiertem Englisch, wie es sich für einen angelsächsischen Reporter gehört, mit viel Sachverstand und noch mehr Ironie über die Bundesliga, wie auch über die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Ein Mann, der seine Nische gefunden hat: Von der Süddeutschen, als einer unter vielen, auf die Weltbühne, wo er praktisch konkurrenzlos ist. Denn dort heißen seine Mitspieler nur Lothar Matthäus oder Jürgen Klinsmann.

Und gerade jetzt sind die Zeiten sehr aufregend: Die Premier League zerbröckelt so langsam; im letzten Champions League-Halbfinale stand kein englisches Team; Scheichs, Cowboys und Abramowitschs kommen und gehen; die Nationalmannschaft schied peinlich gegen den Erzfeind Deutschland im Achtelfinale der Weltmeisterschaft aus. Die teuerste und deshalb immer noch beste Fußballliga der Welt glänzt ein bisschen weniger. Raphael Honigsteins Steckenpferd dagegen, der deutsche Fußball, blüht richtig auf. Bundesliga und deutsche Nationalmannschaft boomen dank solidem Wirtschaften und Fabel-WM. Überalte Stars wie Raul, Hyypiä oder van Nistelrooy wechseln nach Deutschland. Die Welt interessiert sich jetzt in Maßen für Schweinsteiger, Müller, Khedira, Özil und Co., besonders wenn sie für gutes Geld ins Ausland gehen.

Ungefähr eine Woche, bevor der Ex-Stuttgarter Sami Khedira seinen Fünfjahresvertrag bei Real Madrid unterschrieb, twitterte Honigstein, es gäbe keinen Kontakt zwischen den Parteien. Aus Khediras engem Umfeld gäbe es Entwarnung. Man könnte das als Zufall abtun, wenn nicht schon wieder ein deutscher Nationalspieler, der sich in Südafrika ins Rampenlicht zaubern konnte, im Mittelpunkt von Transfergerüchten stehen würde. Und wenn nicht abermals jener Honigstein über Twitter verlauten lassen würde, er hätte mit Mesut Özils engen Vertrauten gesprochen, sie hätten jedoch keine Ahnung von einem Vertrag zwischen dem Noch-Werderaner und dem FC Barcelona.

Mitterweile darf man also diese Art von Twitternachricht als vielleicht klarsten Indikator dafür nehmen, dass ein weiterer junger deutscher Nationalspieler zu einem der europäischen Topklubs wechselt, von dem jeder Fußballer mindestens einmal in seiner Karriere träumt. Nicht nur gute Zeiten für deutsche Nationalspieler, auch für Sportjournalisten, die nicht wissen, was sie tun. Oder die sich zumindest nicht darüber im klaren sind, welche Auswirkungen ihre Twitternachrichten auf den Rest der Welt haben. Das Oberhausener Krakenorakel Paul hat einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen.

Links: - Twitter, - Guardian, - Sports Illustrated

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Samstag, 7. August 2010
Deutscher Marktanteil bei 15,8 %
01. FRIENDSHIP! - Columbia - 1,54 Mio. Zuschauer
02. VINCENT WILL MEER - Constantin - 0,76 Mio.
03. VORSTADTKROKODILE 2 - Constantin - 0,68 Mio.
04. HANNI & NANNI - Ufa Cinema - 0,60 Mio.
05. TEUFELSKICKER - Ufa Cinema - 0,57 Mio.
Von der Columbia muss die Constantin 2010 keine weitere Konkurrenz erwarten. Schafft die deutsche Zweigstelle des amerikanischen Majors doch gerade mal einen Smash-Hit pro Saison. Ob Columbias Tommy Jaud-Bestsellerverfilmung "Resturlaub" mit Tatort-Kommissar Maximilian Brückner in ähnliche Bereiche vorstoßen kann, ist sowieso fraglich. "Vincent will Meer"-Shootingstar Florian David Fitz arbeitet demnächst für Ufa Cinema an "Jesus liebt mich", Vivian Naefes Adaption des David Safier-Bestsellers. Angesichts der übermächtigen 3D-Konkurrenz aus Hollywood, die den deutschen Filmen fast keine Chance ließ, müssen die ersten beiden Ufa Cinema-Erfolge im umkämpften Kinderfilmbereich als beachtlich betrachtet werden.
06. DIE FRISEUSE - Constantin - 0,56 Mio.
07. ZEITEN ÄNDERN DICH - Constantin - 0,52 Mio.
08. ROCK IT - SamFilm - 0,47 Mio.
09. HIER KOMMT LOLA - Constantin - 0,37 Mio.
10. TIGER-TEAM - Constantin - 0,29 Mio.
Good ol' Hollywood räumt von jeher mit einfallslosen Fortsetzungen ab: "Twilight 3", "Sex and the City 2", "Shrek 4", "Toy Story 3". Eigentlich bewunderswert, wenn unter den zwanzig erfolgreichsten deutschen Filmen nur eine einzige Fortsetzung zu finden ist, wenn, ja, wenn nicht die deutsche Bilanz so schlecht ausgefallen wäre. Aber das wird sich ändern: "Freche Mädchen 2" starten dieses Wochenende. Ein Vorbote für das Filmjahr 2011: "Hexe Lilli 2", "Prinzessin Lillifee 2", "Lauras Stern 3", "Wickie 2", "Werner 5", "Hanni und Nanni 2", "Die 7 Zwerge Teil 3", "Männerherzen 2", "Manta, Manta 2", "Vorstadtkrokodile 3", "Die wilden Hühner 4", "Teufelskicker 2".
11. JERRY COTTON - Constantin - 0,26 Mio.
12. NANGA PARBAT - Senator - 0,23 Mio.
13. BOXHAGENER PLATZ - Claussen & Wöbke - 0,17 Mio.
14. 13 SEMESTER - Claussen & Wöbke - 0,16 Mio.
15. SAME SAME BUT DIFFERENT - Boje Buck - 0,16 Mio.
16. DIE FREMDE - Majestic - 0,10 Mio.
Das erinnert schon ein bisschen an die lukrativen Fortsetzungskriege von Horst Wendlandt und Artur Brauner in den 1960er-Jahren. Aber gerade die Constantin hat mit den Literaturverfilmungen "Verbrechen" und "Schweigeminute" das passende Kontrastprogramm zu bieten. Ganz zu schweigen vom restlichen Jahr 2010, wo ausschließlich keine deutschen Fortsetzungen ins Kino kommen: Filme wie "Konferenz der Tiere", "Wir sind die Nacht", "Goethe!", "Dschungelkind" oder "Otto's Eleven", die ich so häufig erwähne, weil sie die erschreckend wenigen Hoffnungsträger sind, die wenigstens die Möglichkeit eröffnen, dass es zuschauertechnisch nicht der schwächste Jahrgang seit einem Jahrzehnt wird.

- Henry 4 - $365k
- Mahler auf der Couch - $342k
- Lourdes - $264k
- Vertraute Fremde - $172k
- Renn, wenn du kannst - $100k
- Der Räuber - $70k
- Cindy liebt mich nicht - $15k
- Bedways - $13k
- Engel mit schmutzigen Flügeln - $??

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