Sonntag, 22. August 2010
Kritiker-Sammelalbum #5: Mark Kermode
Der Roger Ebert Großbritanniens. Das klingt griffig, auch wenn es zu hochgegriffen ist. Der BBC-Journalist Mark Kermode hat zumindest das, was praktisch allen Filmkritikern fehlt: er hat ein Gesicht. Nicht im Sinne von Georges Franjus "Das Schreckenshaus des Dr. Rasanoff"; nicht dass Filmkritiker wortwörtlich kein Gesicht hätten. Aber sie kommen nun mal in der Fernsehlandschaft nicht vor. Der Amerikaner Roger Ebert hatte jahrzehntelang eine TV-Show, Auftritte bei David Letterman und Charlie Rose. Dadurch wurde er landesweit berühmt. Nicht etwa weil er so gute Filmkritiken geschrieben hätte. Und Mark Kermode ist in England so ein bisschen das, was Roger Ebert für die Amis war: ein bunter Hund, eine Reibungsfläche und ein Fixpunkt, zu dem man sich positionieren muss.

Ich halte nicht allzu viel von Kermode. Ab und an trifft er den Nagel auf den Kopf. Viel häufiger verkommen seine Besprechungen zu egozentrischen Inszenierungsshows. Er will immer cleverer als die Filme erscheinen, die er bespricht. Was er dann mag, ist so vorhersehbar wie logisch: Hausgötter wie Cronenberg und del Toro, viel Camp und noch mehr die Filme, die allgemein gut wegkommen. Seine Qualität liegt in seiner Selbstüberschätzung: Er glaubt an seine Meinung wie andere an Gott glauben. Und er vertritt diese kurzweilig in Stakkato-Reden, die weniger von Pointen als etwa vom Nachäffen zehren. Zur Halbzeit des Kinojahres präsentierte er vor kurzem im hauseigenen Videoblog die Top-5 und die Flop-5 2010:

Top-5

1. INCEPTION
2. TOY STORY 3
3. OIL CITY CONFIDENTIAL
4. PONYO
5. TWILIGHT: ECLIPSE

Flop-5

1. SEX AND THE CITY 2
2. PIMP
3. NIGHTMARE ON ELM STREET
4. LEAP YEAR
5. BOUNTY HUNTER

Links: - Top/Flop-5, - Kermode & Mayo, - Sammelalbum

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