Donnerstag, 22. März 2012
Cannes-Vorschau 2012
schwanenmeister, 23:33h
Potenzielle Kandidaten, auf die ich mich freue:
(nach Dringlichkeit geordnet)
"Sightseers," Ben Wheatley
"The Master," Paul Thomas Anderson
"Killing Them Softly," Andrew Dominik
"Lowlife," James Gray
"Paradies," Ulrich Seidl
"The Broken Circle Breakdown," Felix Van Groeningen
"Like Someone in Love," Abbas Kiarostami
"Dans la maison," Francois Ozon
"Foxfire," Laurent Cantet
"Après Mai," Olivier Assayas
"Liebe," Michael Haneke
"Beyond the Hills," Cristian Mungiu
"To Rome with Love," Woody Allen
"Stoker," Park Chan-wook
"Cosmopolis," David Cronenberg
"Laurence Anyways," Xavier Dolan
"The Funeral," Terrence Malick
"The Wettest Country," John Hillcoat
"God Only Forgives," Nicholas Winding Refn
Links: - Premiere, - Mubi, - Cineuropa, - indieWIRE
(nach Dringlichkeit geordnet)
"Sightseers," Ben Wheatley
"The Master," Paul Thomas Anderson
"Killing Them Softly," Andrew Dominik
"Lowlife," James Gray
"Paradies," Ulrich Seidl
"The Broken Circle Breakdown," Felix Van Groeningen
"Like Someone in Love," Abbas Kiarostami
"Dans la maison," Francois Ozon
"Foxfire," Laurent Cantet
"Après Mai," Olivier Assayas
"Liebe," Michael Haneke
"Beyond the Hills," Cristian Mungiu
"To Rome with Love," Woody Allen
"Stoker," Park Chan-wook
"Cosmopolis," David Cronenberg
"Laurence Anyways," Xavier Dolan
"The Funeral," Terrence Malick
"The Wettest Country," John Hillcoat
"God Only Forgives," Nicholas Winding Refn
Links: - Premiere, - Mubi, - Cineuropa, - indieWIRE
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Sonntag, 22. Mai 2011
Ergebnis der Preisverleihung
schwanenmeister, 21:08h
Palme d'Or: "The Tree of Life" (Terrence Malick)
Grand Prix: "The Kid with a Bike" (Jean-Pierre & Luc Dardenne)
ex aequo "Once Upon a Time in Anatolia" (Nuri Bilge Ceylan)
Jury Prize: "Polisse" (Maiwenn Le Besco)
Best Director: Nicolas Winding Refn ("Drive")
Best Actor: Jean Dujardin ("The Artist")
Best Actress: Kirsten Dunst ("Melancholia")
Best Screenplay: "Footnote" (Joseph Cedar)
Das war wie die Enden von "The Sixth Sense", "Fight Club" und "Die üblichen Verdächtigen" zusammengenommen: Maïwenn Le Besco, der Regisseur des Wettbewerbsfilms "Polisse", entpuppte sich nicht nur als atemberaubend schöne Frau, die, als sie den Jurypreis entgegennahm, mit ihrer endlosen Stöhnrede alle anderen Preisträgern die Show stahl. Dem Genrefan war sie auch als einschlägige Schauspielerin in "High Tension" und "Das fünfte Element" (genau, das blaue Schlauchalien, das Opernarien singt) bekannt. Ansonsten schockierte Jurypräsident Robert De Niro auf die charmanteste Weise mit einem eher einsilbigen Französisch, das trotzdem viele Amerikaner vor Neid erblassen lassen hätte, wenn sie denn in größerer Zahl französische Preisverleihungen für Kunstfilme schauen würden.
So hätten diese Amis auch eine Kirsten Dunst auf der Bühne gesehen, die mit Ausnahme eines knackigen Oneliners zum Einstieg nur die besten Worte für ihren Regisseur Lars von Trier übrig hatte, was Spiegel Online dazu veranlasste, ihren Cannes-Artikel mit der Skandal-Kirsten und nicht mit dem Gewinner der Goldenen Palme, "The Tree of Life", aufzumachen. Auch erwähnt werden muss das unglaubliche blaue Kleid, das Jurorin Uma Thurman trug; und dass die Jury eine aus der Distanz sehr würdig wirkende Mischung aus coolen neuen und lässigen alten Auteurs gefunden hat. Freudenschreie für Nicolas Winding Refn und Jean Dujardin, der so vorerst keine köstlichen "OSS 117"-Filme mehr drehen wird, aber zumindest eine Weltkarriere vor sich hat, wenn Harvey Weinstein in den kommenden Monaten an den richtigen Rädchen dreht. Wieder wurde Pedro Almodóvar übergangen und wieder gewannen die Dardenne-Brüder etwas. Ja, so ist das eben in Cannes!
Link: - Jury erklärt sich
Grand Prix: "The Kid with a Bike" (Jean-Pierre & Luc Dardenne)
ex aequo "Once Upon a Time in Anatolia" (Nuri Bilge Ceylan)
Jury Prize: "Polisse" (Maiwenn Le Besco)
Best Director: Nicolas Winding Refn ("Drive")
Best Actor: Jean Dujardin ("The Artist")
Best Actress: Kirsten Dunst ("Melancholia")
Best Screenplay: "Footnote" (Joseph Cedar)
Das war wie die Enden von "The Sixth Sense", "Fight Club" und "Die üblichen Verdächtigen" zusammengenommen: Maïwenn Le Besco, der Regisseur des Wettbewerbsfilms "Polisse", entpuppte sich nicht nur als atemberaubend schöne Frau, die, als sie den Jurypreis entgegennahm, mit ihrer endlosen Stöhnrede alle anderen Preisträgern die Show stahl. Dem Genrefan war sie auch als einschlägige Schauspielerin in "High Tension" und "Das fünfte Element" (genau, das blaue Schlauchalien, das Opernarien singt) bekannt. Ansonsten schockierte Jurypräsident Robert De Niro auf die charmanteste Weise mit einem eher einsilbigen Französisch, das trotzdem viele Amerikaner vor Neid erblassen lassen hätte, wenn sie denn in größerer Zahl französische Preisverleihungen für Kunstfilme schauen würden.
So hätten diese Amis auch eine Kirsten Dunst auf der Bühne gesehen, die mit Ausnahme eines knackigen Oneliners zum Einstieg nur die besten Worte für ihren Regisseur Lars von Trier übrig hatte, was Spiegel Online dazu veranlasste, ihren Cannes-Artikel mit der Skandal-Kirsten und nicht mit dem Gewinner der Goldenen Palme, "The Tree of Life", aufzumachen. Auch erwähnt werden muss das unglaubliche blaue Kleid, das Jurorin Uma Thurman trug; und dass die Jury eine aus der Distanz sehr würdig wirkende Mischung aus coolen neuen und lässigen alten Auteurs gefunden hat. Freudenschreie für Nicolas Winding Refn und Jean Dujardin, der so vorerst keine köstlichen "OSS 117"-Filme mehr drehen wird, aber zumindest eine Weltkarriere vor sich hat, wenn Harvey Weinstein in den kommenden Monaten an den richtigen Rädchen dreht. Wieder wurde Pedro Almodóvar übergangen und wieder gewannen die Dardenne-Brüder etwas. Ja, so ist das eben in Cannes!
Link: - Jury erklärt sich
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Sonntag, 22. Mai 2011
Cannes-Ticker: 22. Mai
schwanenmeister, 01:31h
Nick James & Geoff Andrew (Sight & Sound) knuddeln am dollsten die Alteingesessenen in ihren Fazits. Nick James ist aber auch Fan von "The Yellow Sea", "Take Shelter", "The Artist", "Snow Town" und "Martha Mary May Marlene".
Nachwuchspreis: Wer kann sich nicht an Filmemacher wie Dareschan Omirbajew, Jasmin Dizdar und Rodrigo García erinnern? Genau, allesamt Regisseure, die in den letzten Jahren den Un certain regard-Preis gewonnen haben. Eben. Aber ungefähr alle vier Jahre gibt es in der offiziellen zweiten Liga von Cannes, wo sich verheißungsvolle Talente und Nicht-mehr-so-ganz-Talentierte tummeln, einen unvergleichlichen Kometeneinschlag. Man denke nur an "Blissfully Yours" (2002), "The Death of Mr. Lazarescu" (2005) oder "Dogtooth" (2009). Frühe Werke von späteren Palmengewinnern. Ich denke, mit Kim ki-duk und Andreas Dresen sind wir dieses Jahr wieder eher zwischen den Stühlen gelandet.
Einkaufsliste: The Artist, Drive, Miss Bala, Code Blue, L'Apollonide, Bonsái, Midnight in Paris, Wu Xia, The Yellow Sea, Sleeping Beauty, The Tree of Life, Melancholia, Martha Marcy May Marlene, Faces in the Crowd, The Bunny Game, A Lonely Place to Die, The Kid with a Bike, Le Havre, Michael, Guilty of Romance, Funkytown, Rabies, The Prey, Urban Explorer, The Skin I Live In, The Day He Arrives, Les bien-aimes, Once Upon a Time in Anatolia.
Nachwuchspreis: Wer kann sich nicht an Filmemacher wie Dareschan Omirbajew, Jasmin Dizdar und Rodrigo García erinnern? Genau, allesamt Regisseure, die in den letzten Jahren den Un certain regard-Preis gewonnen haben. Eben. Aber ungefähr alle vier Jahre gibt es in der offiziellen zweiten Liga von Cannes, wo sich verheißungsvolle Talente und Nicht-mehr-so-ganz-Talentierte tummeln, einen unvergleichlichen Kometeneinschlag. Man denke nur an "Blissfully Yours" (2002), "The Death of Mr. Lazarescu" (2005) oder "Dogtooth" (2009). Frühe Werke von späteren Palmengewinnern. Ich denke, mit Kim ki-duk und Andreas Dresen sind wir dieses Jahr wieder eher zwischen den Stühlen gelandet.
Einkaufsliste: The Artist, Drive, Miss Bala, Code Blue, L'Apollonide, Bonsái, Midnight in Paris, Wu Xia, The Yellow Sea, Sleeping Beauty, The Tree of Life, Melancholia, Martha Marcy May Marlene, Faces in the Crowd, The Bunny Game, A Lonely Place to Die, The Kid with a Bike, Le Havre, Michael, Guilty of Romance, Funkytown, Rabies, The Prey, Urban Explorer, The Skin I Live In, The Day He Arrives, Les bien-aimes, Once Upon a Time in Anatolia.
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Samstag, 21. Mai 2011
Cannes-Ticker: 21. Mai
schwanenmeister, 00:57h
Kapitalismus: Ich habe mir Gilles Jacobs 384-seitiges Buch "Citizen Cannes" bestellt. Seine filmische Hommage im tollen Dokumentarfilm des letzten Jahres, "Gilles Jacob - Der Mann von der Croisette", die Arte ausstrahlte, war einfach zu sympathisch und unterhaltsam. Außerdem mangelt es meinem Bücherregal an lesenswerter Cannes-Literatur.
Reste-Essen: "One of the loveliest, lightest films at Cannes this year, pensive yet often swept by quiet pleasures, was Hong Sang-soo’s delicately surreal THE DAY HE ARRIVES. It is a sparser GROUNDHOG DAY done by Hong, in black and white and with copious alcohol", schreibt Daniel Kasman (Mubi). Und der Präsident der Internationalen Cinephilen Gesellschaft, Cédric Succivalli, twittert: "Honoré is at his very best with BELOVED. It should have been in competition. A sublime, devastating labyrinth of unrequited love stories." Der immer spät, aber nie zu spät seiende Rüdiger Suchsland (Negativ Film) feiert derweil THE YELLOW SEA ab: "Kino at its best: Bewegung, Überraschung, pures Gefühl, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit tieferen Fragen der menschlichen Existenz."
That's Cannes: Man kann eigentlich davon ausgehen, dass auf der Zielgeraden, wenn die meisten Kritiker bereits ihre Fazits rausgehauen haben und abgefahren sind, noch mal ein neuer Geheimfavorit für die Goldene Palme auftaucht. Dieses Mal ist es "Once Upon a Time in Anatolia" von Nuri Bilge Ceylan, einem besonderen Cannes-Liebling. Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "Tough & richly rewarding account of a rural murder investigation. My choice for the Palme d'Or." Sight & Sound-Kollege Nick James sieht es ähnlich: "Ceylan saves and delivers his jewel-like surprises with the precision of a Chekov. But whether audiences will stay with this extraordinary tour de force long enough or whether Robert De Niro’s jury has the patience to soak in its exquisite details remains to be seen." Zum jetzigen Zeitpunkt hat "Once Upon a Time in Anatolia" auch den drittbesten Punkteschnitt bei Microposia. Scott Foundas (Film Comment) gab die Höchstwertung.
Die Dinosaurier holen die besten Notenschnitte. Wünschen wir der Jury um Robert De Niro ein glückliches Händchen für die frischeren Talente:
Screen Daily:
01. Le Havre - 3,2 Sterne
02. The Kid with a Bike - 3,1
03. The Artist - 2,8
04. The Tree of Life - 2,8
05. We Need to Talk About Kevin - 2,5
06. Melancholia - 2,4
07. Habemus papam - 2,3
08. Footnote - 2,0
09. Michael - 2,0
10. Poliss - 1,7
IONCinema:
01. The Skin I Live In - 3,1 Sterne
02. The Kid with a Bike - 3,0
03. Le Havre - 2,9
04. The Tree of Life - 2,8
05. Melancholia - 2,8
06. The Artist - 2,7
07. We Need to Talk About Kevin - 2,7
08. Midnight in Paris - 2,6
09. Drive - 2,6
10. Pater - 2,1
Le film francais:
01. The Tree of Life - 6x Goldene Palme
02. The Artist - 5x
03. Poliss - 4x
04. The Kid with a Bike - 3x
05. Melancholia - 3x
06. Le Havre - 2x
07. The Skin I Live In - 2x
08. L'Apollonide - 2x
09. Habemus papam - 2x
10. Pater - 2x
Microposia:
01. Le Havre - 8,72 Pkt.
02. The Kid with a Bike - 7,85
03. Drive - 7,18
04. The Tree of Life - 7,09
05. The Skin I Live In - 6,92
06. Hanezu - 6,49
07. L'Apollonide - 6,40
08. Habemus papam - 6,38
09. Hara-kiri - 6,34
10. Pater - 5,77
Reste-Essen: "One of the loveliest, lightest films at Cannes this year, pensive yet often swept by quiet pleasures, was Hong Sang-soo’s delicately surreal THE DAY HE ARRIVES. It is a sparser GROUNDHOG DAY done by Hong, in black and white and with copious alcohol", schreibt Daniel Kasman (Mubi). Und der Präsident der Internationalen Cinephilen Gesellschaft, Cédric Succivalli, twittert: "Honoré is at his very best with BELOVED. It should have been in competition. A sublime, devastating labyrinth of unrequited love stories." Der immer spät, aber nie zu spät seiende Rüdiger Suchsland (Negativ Film) feiert derweil THE YELLOW SEA ab: "Kino at its best: Bewegung, Überraschung, pures Gefühl, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit tieferen Fragen der menschlichen Existenz."
That's Cannes: Man kann eigentlich davon ausgehen, dass auf der Zielgeraden, wenn die meisten Kritiker bereits ihre Fazits rausgehauen haben und abgefahren sind, noch mal ein neuer Geheimfavorit für die Goldene Palme auftaucht. Dieses Mal ist es "Once Upon a Time in Anatolia" von Nuri Bilge Ceylan, einem besonderen Cannes-Liebling. Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "Tough & richly rewarding account of a rural murder investigation. My choice for the Palme d'Or." Sight & Sound-Kollege Nick James sieht es ähnlich: "Ceylan saves and delivers his jewel-like surprises with the precision of a Chekov. But whether audiences will stay with this extraordinary tour de force long enough or whether Robert De Niro’s jury has the patience to soak in its exquisite details remains to be seen." Zum jetzigen Zeitpunkt hat "Once Upon a Time in Anatolia" auch den drittbesten Punkteschnitt bei Microposia. Scott Foundas (Film Comment) gab die Höchstwertung.
Die Dinosaurier holen die besten Notenschnitte. Wünschen wir der Jury um Robert De Niro ein glückliches Händchen für die frischeren Talente:
Screen Daily:
01. Le Havre - 3,2 Sterne
02. The Kid with a Bike - 3,1
03. The Artist - 2,8
04. The Tree of Life - 2,8
05. We Need to Talk About Kevin - 2,5
06. Melancholia - 2,4
07. Habemus papam - 2,3
08. Footnote - 2,0
09. Michael - 2,0
10. Poliss - 1,7
IONCinema:
01. The Skin I Live In - 3,1 Sterne
02. The Kid with a Bike - 3,0
03. Le Havre - 2,9
04. The Tree of Life - 2,8
05. Melancholia - 2,8
06. The Artist - 2,7
07. We Need to Talk About Kevin - 2,7
08. Midnight in Paris - 2,6
09. Drive - 2,6
10. Pater - 2,1
Le film francais:
01. The Tree of Life - 6x Goldene Palme
02. The Artist - 5x
03. Poliss - 4x
04. The Kid with a Bike - 3x
05. Melancholia - 3x
06. Le Havre - 2x
07. The Skin I Live In - 2x
08. L'Apollonide - 2x
09. Habemus papam - 2x
10. Pater - 2x
Microposia:
01. Le Havre - 8,72 Pkt.
02. The Kid with a Bike - 7,85
03. Drive - 7,18
04. The Tree of Life - 7,09
05. The Skin I Live In - 6,92
06. Hanezu - 6,49
07. L'Apollonide - 6,40
08. Habemus papam - 6,38
09. Hara-kiri - 6,34
10. Pater - 5,77
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Freitag, 20. Mai 2011
Cannes-Ticker: 20. Mai
schwanenmeister, 00:44h
"Drive" (Nicolas Winding Refn) ****½
Ein Twitter-Sturm tobt unter der so cool wie hip sein wollenden jüngeren Kritikergeneration aus Cannes. James Rocchi (The Playlist) twittert: "That imaginary universe where Michael Mann directs '80s adaptations of '60s Richard Stark novels? I was just there. It's called DRIVE." Wesley Morris (Boston Globe) twittert: "Well I think we all bonded tonight during DRIVE. It's Michael Mann doing John Hughes in LA. Pink titles card! Yes, it's crime-flickness exploits the limited French idea of American movies. But who cares? It's nasty and beautiful." Mark Adams (Screen Daily) twittert: "Holy moly...Nicolas Winding Refn's Cannes film DRIVE is super cool and super violent. Albert Brooks for an Oscar - you heard it hear." Der kühle Brite Nick James (Sight & Sound) twittert: "Ryan Gosling is cool at the wheel but lethal to know in Nicholas Winding Refn's grisly noir DRIVE." Der Heißsporn-Brite Guy Lodge (InContention) twittert in Ekstase: "DRIVE (A-) I won’t lie to you: I pretty much want to have sex with this movie. Hot, clipped, nasty, beautiful. Best thing in Competition." Damon Wise (Empire) twittert: "Nicolas Winding Refn's most commercial movie yet: slick, violent, dedicated to Jodorowsky and with music by Riz Ortolani!" Es ist schwer in der heutigen Zeit einen coolen Film zu machen, der auf eine Weise nicht auf Tarantino zurückgeht, aber Riz Ortolani klingt doch sehr nach QT. Muss ja trotzdem kein "Kick-Ass" sein. There you go: Peter Debruge (Variety) schreibt: "Like Quentin Tarantino, Refn is an exploitation-movie junkie, so his cinematic references mirror '70s and '80s cult faves like TO LIVE AND DIE IN L.A. more than the spare, unforgiving noir novels and films Sallis had in mind. Such questionable influences can be felt from the neon-bright opening credits to Refn's retro music choices -- a mix of tension-ratcheting synthesizer tones and catchy club anthems -- that collectively give the film its consistent tone." Die Mischung aus John Hughes und 70's & 80's Crime Movies klingt trotzdem sehr anziehend, vor allem wenn Refn wirklich die großen italienischen Meister wie Riz Ortolani druntergelegt haben sollte. Alan Jones (FrightFest) ist befangen, sah er den Film dank freundschaftlicher Verknüpfungen bereits eine Woche vor dem Rest der Welt. Aber es wäre eine Verschwendung, einen solchen Genre-Aficionado in diesem Fall nicht zu zitieren: "How a Michael Myers mask, the love theme from Jacopetti and Prosperi’s GOODBYE UNCLE TOM and One-Eye from VALHALLA RISING fit in you’ll have to find out for yourself in not just the best movie at Cannes but easily the best this year." Sogar Todd McCarthy (THR) lässt sich etwas hinter dem Ofen vorlocken: "So it’s a fun, if not exhilarating, ride, one sped along with the help of a wonderfully assembled cast. Gosling here makes a bid to enter the iconic ranks of tough, self-possessed American screen actors -- Steve McQueen, Clint Eastwood, Lee Marvin -- who express themselves through actions rather than words." Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "Utterly derivative LA neo-noir. Think Walter Hill and Michael Mann, but not as good."
Fazit-Zeit: Michael Sennhauser (SRF) im knapp halbstündigen Bilanz-Gespräch mit Anke Leweke (D-Radio Kultur) & Katja Nicodemus (Zeit). Sehr hörenswert. Es geht unter anderem um "Melancholia", "The Tree of Life", "Hanezu no tsuki" und "We Need to Talk About Kevin". Der Guardian präsentiert einen zusammenfassenden Roundtable mit Peter Bradshaw, der "The Artist" unterstützt, Xan Brooks und Leslie Felperin. Separat noch mal Peter Bradshaw und seine drei Favoriten "The Artist", "The Tree of Life" und "Le Havre". Jay Hoberman (Village Voice) hält Gericht über den diesjährigen Jahrgang und kommt zum Schluss, dass er seit 2006 nicht mehr so viele gute Filme an der Croisette gesehen hat. Zur Erinnerung: 2006 war das Jahr von "The Wind That Shakes the Barley". Es liefen "Pan's Labyrinth", "Marie Antoinette", "Red Road", "Southland Tales" und "Volver". Aber die meinte Hoberman zum großen Teil wahrscheinlich gar nicht. Kris Tapley resp. InContention hat einen schönen, fast einstündigen Fazit-Podcast mit Guy Lodge und Anne Thompson organisiert, der nur leichte Ton- und Verständigungsprobleme hat.
Angelsächsischer Bombeneinschlag: Der erfahrene und bisweilen fast zu lakonische Brite Nick James (Sight & Sound) spekuliert in seinem bisher längsten Text von der Croisette über den möglichen Gewinner der Goldenen Palme. Interessanterweise schließt er so gut wie alle üblichen Verdächtigen aus. Es brodelt ganz gewaltig in Cannes. Und man erzählt sich, dass der Hauptpreis an den Außenseiter Michel Hazanavicius und seinen "The Artist" gehen könnte. Der für mich bisher einleuchtendste Argumentationsstein: Jurypräsident Robert De Niro und Harvey Weinstein, der amerikanische Verleiher von "The Artist", sind alte Freunde. Noch etwas überraschender ist nur noch Nick James' Einverständnis mit dieser Möglichkeit. Im Gegensatz zu James glaube ich aber, dass das nicht das Ende, sondern der Anfang der Oscarkarriere des Films wäre.
Most-Wanted: Cannes 2011
(so far):
Ein Twitter-Sturm tobt unter der so cool wie hip sein wollenden jüngeren Kritikergeneration aus Cannes. James Rocchi (The Playlist) twittert: "That imaginary universe where Michael Mann directs '80s adaptations of '60s Richard Stark novels? I was just there. It's called DRIVE." Wesley Morris (Boston Globe) twittert: "Well I think we all bonded tonight during DRIVE. It's Michael Mann doing John Hughes in LA. Pink titles card! Yes, it's crime-flickness exploits the limited French idea of American movies. But who cares? It's nasty and beautiful." Mark Adams (Screen Daily) twittert: "Holy moly...Nicolas Winding Refn's Cannes film DRIVE is super cool and super violent. Albert Brooks for an Oscar - you heard it hear." Der kühle Brite Nick James (Sight & Sound) twittert: "Ryan Gosling is cool at the wheel but lethal to know in Nicholas Winding Refn's grisly noir DRIVE." Der Heißsporn-Brite Guy Lodge (InContention) twittert in Ekstase: "DRIVE (A-) I won’t lie to you: I pretty much want to have sex with this movie. Hot, clipped, nasty, beautiful. Best thing in Competition." Damon Wise (Empire) twittert: "Nicolas Winding Refn's most commercial movie yet: slick, violent, dedicated to Jodorowsky and with music by Riz Ortolani!" Es ist schwer in der heutigen Zeit einen coolen Film zu machen, der auf eine Weise nicht auf Tarantino zurückgeht, aber Riz Ortolani klingt doch sehr nach QT. Muss ja trotzdem kein "Kick-Ass" sein. There you go: Peter Debruge (Variety) schreibt: "Like Quentin Tarantino, Refn is an exploitation-movie junkie, so his cinematic references mirror '70s and '80s cult faves like TO LIVE AND DIE IN L.A. more than the spare, unforgiving noir novels and films Sallis had in mind. Such questionable influences can be felt from the neon-bright opening credits to Refn's retro music choices -- a mix of tension-ratcheting synthesizer tones and catchy club anthems -- that collectively give the film its consistent tone." Die Mischung aus John Hughes und 70's & 80's Crime Movies klingt trotzdem sehr anziehend, vor allem wenn Refn wirklich die großen italienischen Meister wie Riz Ortolani druntergelegt haben sollte. Alan Jones (FrightFest) ist befangen, sah er den Film dank freundschaftlicher Verknüpfungen bereits eine Woche vor dem Rest der Welt. Aber es wäre eine Verschwendung, einen solchen Genre-Aficionado in diesem Fall nicht zu zitieren: "How a Michael Myers mask, the love theme from Jacopetti and Prosperi’s GOODBYE UNCLE TOM and One-Eye from VALHALLA RISING fit in you’ll have to find out for yourself in not just the best movie at Cannes but easily the best this year." Sogar Todd McCarthy (THR) lässt sich etwas hinter dem Ofen vorlocken: "So it’s a fun, if not exhilarating, ride, one sped along with the help of a wonderfully assembled cast. Gosling here makes a bid to enter the iconic ranks of tough, self-possessed American screen actors -- Steve McQueen, Clint Eastwood, Lee Marvin -- who express themselves through actions rather than words." Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "Utterly derivative LA neo-noir. Think Walter Hill and Michael Mann, but not as good."
Fazit-Zeit: Michael Sennhauser (SRF) im knapp halbstündigen Bilanz-Gespräch mit Anke Leweke (D-Radio Kultur) & Katja Nicodemus (Zeit). Sehr hörenswert. Es geht unter anderem um "Melancholia", "The Tree of Life", "Hanezu no tsuki" und "We Need to Talk About Kevin". Der Guardian präsentiert einen zusammenfassenden Roundtable mit Peter Bradshaw, der "The Artist" unterstützt, Xan Brooks und Leslie Felperin. Separat noch mal Peter Bradshaw und seine drei Favoriten "The Artist", "The Tree of Life" und "Le Havre". Jay Hoberman (Village Voice) hält Gericht über den diesjährigen Jahrgang und kommt zum Schluss, dass er seit 2006 nicht mehr so viele gute Filme an der Croisette gesehen hat. Zur Erinnerung: 2006 war das Jahr von "The Wind That Shakes the Barley". Es liefen "Pan's Labyrinth", "Marie Antoinette", "Red Road", "Southland Tales" und "Volver". Aber die meinte Hoberman zum großen Teil wahrscheinlich gar nicht. Kris Tapley resp. InContention hat einen schönen, fast einstündigen Fazit-Podcast mit Guy Lodge und Anne Thompson organisiert, der nur leichte Ton- und Verständigungsprobleme hat.
Angelsächsischer Bombeneinschlag: Der erfahrene und bisweilen fast zu lakonische Brite Nick James (Sight & Sound) spekuliert in seinem bisher längsten Text von der Croisette über den möglichen Gewinner der Goldenen Palme. Interessanterweise schließt er so gut wie alle üblichen Verdächtigen aus. Es brodelt ganz gewaltig in Cannes. Und man erzählt sich, dass der Hauptpreis an den Außenseiter Michel Hazanavicius und seinen "The Artist" gehen könnte. Der für mich bisher einleuchtendste Argumentationsstein: Jurypräsident Robert De Niro und Harvey Weinstein, der amerikanische Verleiher von "The Artist", sind alte Freunde. Noch etwas überraschender ist nur noch Nick James' Einverständnis mit dieser Möglichkeit. Im Gegensatz zu James glaube ich aber, dass das nicht das Ende, sondern der Anfang der Oscarkarriere des Films wäre.
Most-Wanted: Cannes 2011
(so far):
01. THE ARTIST - Michel HazanaviciusRunners-Up: The Tree of Life, The Skin I Live In, Guilty of Romance, Faces in the Crowd
02. MISS BALA - Gerardo Naranjo
03. DRIVE - Nicolas Winding Refn
04. CODE BLUE - Urszula Antoniak
05. WU XIA - Peter Chan
06. L'APOLLONIDE - Bertrand Bonello
07. MIDNIGHT IN PARIS - Woody Allen
08. BONSÁI - Christián Jiménez
09. MELANCHOLIA - Lars von Trier
10. SLEEPING BEAUTY - Julia Leigh
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Donnerstag, 19. Mai 2011
Cannes-Ticker: 19. Mai
schwanenmeister, 01:17h
"The Skin I Live In" (Pedro Almodóvar) ****
Alan Jones (FrightFest) twittert: "Almodovar's THE SKIN I'M IN is a minor mad doctor horror, too melodramatic and I wanted to like it more despite all the perversity." Damon Wise (Empire) twittert: "The new Almodovar is great; a warped, delirious noir with flourishes of his old-style comedy. Don't read about it before seeing." Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "Almodóvar's typically ingenious variation on the mad scientist offers intriguing ideas on sexual identity." Xan Brooks (Guardian) twittert: "Satisfying Gothic melodrama with shades of EYES WITHOUT A FACE, Antonio Banderas great as demented plastic surgeon." Und Dave Calhoun (Time Out) schreibt ziemlich begeistert: "Once again Pedro Almodóvar reveals his genius for turning the ridiculous into the sublime with this creepy skin flick – a melodramatic thriller that is sombre but never sober and that moves through time and space with much of the boldness and style we’ve come to expect from Spain’s leading director." Michael Sennhauser (SRF) schürt dagegen Ängste: "THE SKIN I LIVE IN kommt mir vor wie ein Versuch Almodóvars, zu seinen wilden, schockierenden Anfängen zurückzukehren. Aber nicht zu Fuß, sondern in einer gekühlten Luxuslimousine. Dem Film fehlt neben dem Humor auch das Herz, vor allem aber die Erotik, die schwule wie die übersteigert machohafte von früher." Nick James (Sight & Sound) twittert: "Almodóvar's wicked sexual send-up of Frankenstein, THE SKIN I LIVE IN, may be too knowing to win the Competition." James Rocchi (The Playlist) schreibt: "Almodóvar’s film may seem thin at first glance, but it’s exactly as thin as the skin we wear between the outer world and the blood in our bodies—and just as uniquely beautiful and distinctively imperfect." Peter Bradshaw (Guardian) schreibt: "Almodóvar brings a hypnotic quality to this exquisitely choreographed and compelling tale of surgical obsession."
"Guilty of Romance" (Shion Sono) ***½
Todd Brown (Twitch Film) schreibt: "At its core a story about the struggle for identity and personal power, that struggle gone badly wrong the more that sexual desire is introduced into the equation, GUILTY OF ROMANCE fuses graphic violence with strong sexuality while assaulting the notion that women asserting power by being attractive to men is any sort of good thing. His three leads are very strong with each delivering performances that bare the soul as much as the flesh. And with so much flesh exposed, that's a lot of soul." Auch Boyd van Hoeij (Variety) berichtet von einer mainstream-tauglicheren Filmversion: "Version shown on the Croisette is an indulgent director's cut that's almost 2 1/2 hours long. Buyers in the market and regular auds in Japan will be shown a shorter edit that comes in at just under two hours." Jordan Mintzer (THR) schreibt: "Transgressive erotic thriller will be pure saké for Sion Sono’s cult following, but won’t expand his fan base."
Für alle Daheimgebliebenen: Robert Koehler (Filmjourney), der auch nicht in Cannes ist und trotzdem einige der wichtigen Filme sehen konnte, lästert ätzend wie eh und je, aber nicht weniger spaßig über Thierry Fremauxs und Gille Jacobs Auswahlverfahren für die offiziellen Wettbewerbe ab.
Movies & Sports ist während Cannes so populär geworden, dass selbst Fanblogs von taiwanesisch-japanischen Schauspielern wie Takeshi Kaneshiro, der eine der Hauptrollen im Martial Arts-Film "Wu Xia" spielt, hierher verlinken. Niemand kann sich eben gegen eine sexy, universelle Sterne-Wertung erwehren, obwohl er die Sprache gar nicht versteht.
Karina Longworths (Village Voice) Cannes-Top Ten (sie hat 21 Filme in 7 Tagen gesehen): 1. Melancholia 2. Bonsái 3. The Tree of Life 4. The Kid on a Bike 5. Miss Bala 6. Goodbye 7. Poliss 8. Declaration of War 9. L'Apollonide 10. We Need to Talk About Kevin.
Noch drei Tage, nur noch wenig Lust und noch viele Auteurs übrig: Ceylan, Refn, Takeshi, Almodóvar und Sorrentino. Sasha Stone und Karina Longworth haben schon die Flatter gemacht.
Alan Jones (FrightFest) twittert: "Almodovar's THE SKIN I'M IN is a minor mad doctor horror, too melodramatic and I wanted to like it more despite all the perversity." Damon Wise (Empire) twittert: "The new Almodovar is great; a warped, delirious noir with flourishes of his old-style comedy. Don't read about it before seeing." Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "Almodóvar's typically ingenious variation on the mad scientist offers intriguing ideas on sexual identity." Xan Brooks (Guardian) twittert: "Satisfying Gothic melodrama with shades of EYES WITHOUT A FACE, Antonio Banderas great as demented plastic surgeon." Und Dave Calhoun (Time Out) schreibt ziemlich begeistert: "Once again Pedro Almodóvar reveals his genius for turning the ridiculous into the sublime with this creepy skin flick – a melodramatic thriller that is sombre but never sober and that moves through time and space with much of the boldness and style we’ve come to expect from Spain’s leading director." Michael Sennhauser (SRF) schürt dagegen Ängste: "THE SKIN I LIVE IN kommt mir vor wie ein Versuch Almodóvars, zu seinen wilden, schockierenden Anfängen zurückzukehren. Aber nicht zu Fuß, sondern in einer gekühlten Luxuslimousine. Dem Film fehlt neben dem Humor auch das Herz, vor allem aber die Erotik, die schwule wie die übersteigert machohafte von früher." Nick James (Sight & Sound) twittert: "Almodóvar's wicked sexual send-up of Frankenstein, THE SKIN I LIVE IN, may be too knowing to win the Competition." James Rocchi (The Playlist) schreibt: "Almodóvar’s film may seem thin at first glance, but it’s exactly as thin as the skin we wear between the outer world and the blood in our bodies—and just as uniquely beautiful and distinctively imperfect." Peter Bradshaw (Guardian) schreibt: "Almodóvar brings a hypnotic quality to this exquisitely choreographed and compelling tale of surgical obsession."
"Guilty of Romance" (Shion Sono) ***½
Todd Brown (Twitch Film) schreibt: "At its core a story about the struggle for identity and personal power, that struggle gone badly wrong the more that sexual desire is introduced into the equation, GUILTY OF ROMANCE fuses graphic violence with strong sexuality while assaulting the notion that women asserting power by being attractive to men is any sort of good thing. His three leads are very strong with each delivering performances that bare the soul as much as the flesh. And with so much flesh exposed, that's a lot of soul." Auch Boyd van Hoeij (Variety) berichtet von einer mainstream-tauglicheren Filmversion: "Version shown on the Croisette is an indulgent director's cut that's almost 2 1/2 hours long. Buyers in the market and regular auds in Japan will be shown a shorter edit that comes in at just under two hours." Jordan Mintzer (THR) schreibt: "Transgressive erotic thriller will be pure saké for Sion Sono’s cult following, but won’t expand his fan base."
Für alle Daheimgebliebenen: Robert Koehler (Filmjourney), der auch nicht in Cannes ist und trotzdem einige der wichtigen Filme sehen konnte, lästert ätzend wie eh und je, aber nicht weniger spaßig über Thierry Fremauxs und Gille Jacobs Auswahlverfahren für die offiziellen Wettbewerbe ab.
Movies & Sports ist während Cannes so populär geworden, dass selbst Fanblogs von taiwanesisch-japanischen Schauspielern wie Takeshi Kaneshiro, der eine der Hauptrollen im Martial Arts-Film "Wu Xia" spielt, hierher verlinken. Niemand kann sich eben gegen eine sexy, universelle Sterne-Wertung erwehren, obwohl er die Sprache gar nicht versteht.
Karina Longworths (Village Voice) Cannes-Top Ten (sie hat 21 Filme in 7 Tagen gesehen): 1. Melancholia 2. Bonsái 3. The Tree of Life 4. The Kid on a Bike 5. Miss Bala 6. Goodbye 7. Poliss 8. Declaration of War 9. L'Apollonide 10. We Need to Talk About Kevin.
Noch drei Tage, nur noch wenig Lust und noch viele Auteurs übrig: Ceylan, Refn, Takeshi, Almodóvar und Sorrentino. Sasha Stone und Karina Longworth haben schon die Flatter gemacht.
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Mittwoch, 18. Mai 2011
Cannes-Ticker: 18. Mai
schwanenmeister, 00:53h
"Bonsái" (Christián Jiménez) ****½
Karina Longworth (Village Voice) hat sich verknallt: "A bittersweet and low-key pondering of the ways in which fiction and unreliable recollection consciously and unconsciously infects and shapes relationships, BONSÁI is most moving as a testament to shared experience, to an art work's power to serve as a meeting place for multiple minds, even if only temporarily. It's the essential lure of the film festival in miniature." Auch Robert Koehler (Variety) ist in Cannes und ein Fan: "Moving away from the postmodern cleverness of his first feature writer-director Cristian Jimenez faithfully adapts Alejandro Zambra's acclaimed novella, BONSÁI, to deliver one of the finest accomplishments from the freewheeling new generation of Chilean filmmakers." Lee Marshall (Screen Daily) schreibt: "Though it’s not a perfect film it does have a certain lightness and grace - coming on like an upbeat Chilean NORWEGIAN WOOD - and could turn out to be an oddly successful investment for those difficult-to-fill arthouse rom-com slots."
"Melancholia" (Lars von Trier) ***(*½)
Wesley Morris (Boston Globe) schreibt: "MELANCHOLIA aka Lars von Trier's PLANET TERROR." Und ich hoffe, das ist nicht als Kompliment gemeint. Karina Longworth (Village Voice) twittert: "So THATs what I've been waiting for." Peter Bradshaw (Guardian) gibt zwei Sterne und schreibt: "MELANCHOLIA is like a cross between FESTEN and M. Night Shyamalan's THE HAPPENING." Todd McCarthy (THR) schreibt: "The Danish director's brooding contemplation of the planet's demise is a bit of a bore." Todd Brown (Twitch Film) gähnt und schreibt: "Congratulations to everyone who has ever accused director Von Trier of self absorption and hollow pretentiousness. You win this round. Von Trier's MELANCHOLIA is a glossy but hollow exercise with shockingly little to say and surprisingly little effort put in to saying it well." Jay Hoberman (Village Voice) bekennt sich zur Schaulustigkeit: "On Monday I characterized THE TREE OF LIFE as a train wreck--I was wrong. It's Von Trier who has contrived the spectacle impossible to turn away from." Rüdiger Suchsland (Negativ Film) macht den Tobias Kniebe: "MELANCHOLIA ist eine großartige Erfahrung." Michel Ciment (Positif) gibt im Screen Daily-Chart die Höchstwertung. [Nachtrag: Lars von Triers Werbeshow, vor allem die extrem unterhaltsame PK plus die Meinungen von Karina Longworth und Michel Ciment haben die Stimmung kippen lassen.]
➨ Alan Jones: Seine Lieblingsfilme der Croisette heißen: Funkytown, Rabies, The Devil's Rock, The Innkeepers, Urban Explorer, The Divide (Iieh, Xavier Gans!), Faces in the Crowd, The Devil's Double, The Prey. Eine ziemlich spärliche Ausbeute für mein bestes Genre-Trüffelschwein!
Fingerlecken: Variety spekuliert über den Venedig-Wettbewerb: God of Carnage (Polanski), Dangerous Method (Cronenberg), Faust (Sokurov), Burning Hot Sommer (Garrel), Dark Horse (Solondz), Soderberghs, War Horse oder Tintin, The Descendants (Payne), Alps (Lanthimos), Paradies (Seidl), Tinker Tailor Soldier Spy (Alfredson), The Lady (Besson), Grandmasters (Wong Kar-wai), Wuthering Heights (Arnold), Shame (McQueen), Prey (Mendoza), Johnnie Tos. You name it, they got it. Es ist das letzte Jahr von Festivalchef Marco Müller und er könnte mit einem großen Bang die Bühne nach Rom verlassen.
Für Fantasy Filmfest-Fans: "The Inbetweeners", Ti Wests brandneuer Horrorfilm, den irgendjemand ganz griffig als Slacker-"The Shining" bezeichnete, wurde von Square One für den deutschen Markt gekauft. Auch der Paul Walker-Thriller "Vehicle 19" erscheint nicht unwahrscheinlich, da sich Kinowelt die deutschen Rechte sicherte. Und ich bin wirklich wahnsinnig gespannt auf Paul Andersons Version von "Die drei Musketiere", die seine Generalprobe für den 100 Millionen Dollar-Blockbuster "Pompeii" sein wird. Wenn man mit den Großen spielen will, muss man etwas riskieren. Wenn Constantin Film mit diesen Großprojekten nicht untergehen, sondern schwimmen sollte, dann wird sich auch Constantin-Chef Martin Moszkowicz in der öffentlichen Wahrnehmung von seinem Mentor Bernd Eichinger emanzipieren können. [Nachtrag: "The Inbetweeners" mit "The Innkeepers" verwechselt ...]
"Guilty of Romance" (aka "Koi no tsumi") heißt der neue Film des japanischen Kultregisseurs Shion Sono, der in den letzten Jahren mit "Love Exposure" und "Cold Fish" die Flamme der ausgehungerten Asien-Hounds am Lodern hielt. In der Reihe Directors' Fortnight wird sein Genrefilm die Tage Premiere feiern. Erste Clips deuten ein schmieriges, wildes Stück Exploitation an, das knapp zweieinhalb Stunden gehen soll.
Most-Wanted: Cannes 2011
(so far):
01. The Artist - Michel Hazanavicius
02. Miss Bala - Gerardo Naranjo
03. Midnight in Paris - Woody Allen
04. Code Blue - Urszula Antoniak
05. Wu Xia - Peter Chan
06. Sleeping Beauty - Julia Leigh
07. L'Apollonide - Bertrand Bonello
08. The Tree of Life - Terrence Malick
09. Faces in the Crowd - Julien Magnat
10. Michael - Markus Schleinzer
11. The Bunny Game - Adam Rehmeier
12. A Lonely Place to Die - Julian Gilbey
Karina Longworth (Village Voice) hat sich verknallt: "A bittersweet and low-key pondering of the ways in which fiction and unreliable recollection consciously and unconsciously infects and shapes relationships, BONSÁI is most moving as a testament to shared experience, to an art work's power to serve as a meeting place for multiple minds, even if only temporarily. It's the essential lure of the film festival in miniature." Auch Robert Koehler (Variety) ist in Cannes und ein Fan: "Moving away from the postmodern cleverness of his first feature writer-director Cristian Jimenez faithfully adapts Alejandro Zambra's acclaimed novella, BONSÁI, to deliver one of the finest accomplishments from the freewheeling new generation of Chilean filmmakers." Lee Marshall (Screen Daily) schreibt: "Though it’s not a perfect film it does have a certain lightness and grace - coming on like an upbeat Chilean NORWEGIAN WOOD - and could turn out to be an oddly successful investment for those difficult-to-fill arthouse rom-com slots."
"Melancholia" (Lars von Trier) ***(*½)
Wesley Morris (Boston Globe) schreibt: "MELANCHOLIA aka Lars von Trier's PLANET TERROR." Und ich hoffe, das ist nicht als Kompliment gemeint. Karina Longworth (Village Voice) twittert: "So THATs what I've been waiting for." Peter Bradshaw (Guardian) gibt zwei Sterne und schreibt: "MELANCHOLIA is like a cross between FESTEN and M. Night Shyamalan's THE HAPPENING." Todd McCarthy (THR) schreibt: "The Danish director's brooding contemplation of the planet's demise is a bit of a bore." Todd Brown (Twitch Film) gähnt und schreibt: "Congratulations to everyone who has ever accused director Von Trier of self absorption and hollow pretentiousness. You win this round. Von Trier's MELANCHOLIA is a glossy but hollow exercise with shockingly little to say and surprisingly little effort put in to saying it well." Jay Hoberman (Village Voice) bekennt sich zur Schaulustigkeit: "On Monday I characterized THE TREE OF LIFE as a train wreck--I was wrong. It's Von Trier who has contrived the spectacle impossible to turn away from." Rüdiger Suchsland (Negativ Film) macht den Tobias Kniebe: "MELANCHOLIA ist eine großartige Erfahrung." Michel Ciment (Positif) gibt im Screen Daily-Chart die Höchstwertung. [Nachtrag: Lars von Triers Werbeshow, vor allem die extrem unterhaltsame PK plus die Meinungen von Karina Longworth und Michel Ciment haben die Stimmung kippen lassen.]
➨ Alan Jones: Seine Lieblingsfilme der Croisette heißen: Funkytown, Rabies, The Devil's Rock, The Innkeepers, Urban Explorer, The Divide (Iieh, Xavier Gans!), Faces in the Crowd, The Devil's Double, The Prey. Eine ziemlich spärliche Ausbeute für mein bestes Genre-Trüffelschwein!
Fingerlecken: Variety spekuliert über den Venedig-Wettbewerb: God of Carnage (Polanski), Dangerous Method (Cronenberg), Faust (Sokurov), Burning Hot Sommer (Garrel), Dark Horse (Solondz), Soderberghs, War Horse oder Tintin, The Descendants (Payne), Alps (Lanthimos), Paradies (Seidl), Tinker Tailor Soldier Spy (Alfredson), The Lady (Besson), Grandmasters (Wong Kar-wai), Wuthering Heights (Arnold), Shame (McQueen), Prey (Mendoza), Johnnie Tos. You name it, they got it. Es ist das letzte Jahr von Festivalchef Marco Müller und er könnte mit einem großen Bang die Bühne nach Rom verlassen.
Für Fantasy Filmfest-Fans: "The Inbetweeners", Ti Wests brandneuer Horrorfilm, den irgendjemand ganz griffig als Slacker-"The Shining" bezeichnete, wurde von Square One für den deutschen Markt gekauft. Auch der Paul Walker-Thriller "Vehicle 19" erscheint nicht unwahrscheinlich, da sich Kinowelt die deutschen Rechte sicherte. Und ich bin wirklich wahnsinnig gespannt auf Paul Andersons Version von "Die drei Musketiere", die seine Generalprobe für den 100 Millionen Dollar-Blockbuster "Pompeii" sein wird. Wenn man mit den Großen spielen will, muss man etwas riskieren. Wenn Constantin Film mit diesen Großprojekten nicht untergehen, sondern schwimmen sollte, dann wird sich auch Constantin-Chef Martin Moszkowicz in der öffentlichen Wahrnehmung von seinem Mentor Bernd Eichinger emanzipieren können. [Nachtrag: "The Inbetweeners" mit "The Innkeepers" verwechselt ...]
"Guilty of Romance" (aka "Koi no tsumi") heißt der neue Film des japanischen Kultregisseurs Shion Sono, der in den letzten Jahren mit "Love Exposure" und "Cold Fish" die Flamme der ausgehungerten Asien-Hounds am Lodern hielt. In der Reihe Directors' Fortnight wird sein Genrefilm die Tage Premiere feiern. Erste Clips deuten ein schmieriges, wildes Stück Exploitation an, das knapp zweieinhalb Stunden gehen soll.
Most-Wanted: Cannes 2011
(so far):
01. The Artist - Michel Hazanavicius
02. Miss Bala - Gerardo Naranjo
03. Midnight in Paris - Woody Allen
04. Code Blue - Urszula Antoniak
05. Wu Xia - Peter Chan
06. Sleeping Beauty - Julia Leigh
07. L'Apollonide - Bertrand Bonello
08. The Tree of Life - Terrence Malick
09. Faces in the Crowd - Julien Magnat
10. Michael - Markus Schleinzer
11. The Bunny Game - Adam Rehmeier
12. A Lonely Place to Die - Julian Gilbey
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Cannes-Ticker: 17. Mai
schwanenmeister, 02:00h
"Code Blue" (Urszula Antoniak) ****½
Genre-Biene Todd Brown (Twitch Film) hat den Film "Code Blue" aufgetan, der sich wie ein Companion-Piece zu dem schönen Berlinale-Geheimtipp "Brownian Movement" liest: "It is a shocking picture - often appalling so - delivered in a deliberately cold style." Aufmerksam wurde Brown auf den Film durch eine Zettel-Warnung, die Zuschauer auf die Gefährlichkeit mancher härteren Szenen aufmerksam machte. Auch zwei kurze Ausschnitte machen neugierig. Außerdem spielt der immer blank ziehende Lars Eidinger mit. Scheint ein kleines Genre zu werden: Niederländische Filme über sexuell experimentierfreudige Frauen, in denen deutsche Schauspielhoffnungen eine tragende Rolle spielen. "Code Blue" könnte eine der Perlen des diesjährigen Directors' Fortnight-Programms sein und damit der offizielle Nachfolger des tollen mexikanischen Kannibalenfilms "We Are What We Are" werden. Der Trailer unterstreicht diese Vermutung. Dan Fainaru (Screen Daily) hat mehr Inhalt, der "Code Blue" doch sehr nach Michael Hanekes "Klavierspielerin" klingen lässt: "It is difficult to imagine what kind of audience would willingly submit itself to this kind of cheerless punishment, unfolding on screen at an incredibly slow pace and unflinchingly turning its screws just a little bit more with every passing minute."
"L'Apollonide" (Bertrand Bonello) ****
In leicht abgewandelter Form: Sagte nicht mal jemand, dass Cinema nur dafür erfunden wurde, um zu zeigen, wie wunderschöne Frauen gefährliche Dinge tun: der "L'Apollonide"-Trailer aus dem offiziellen Wettbewerb. Der Tipp geht auf die Eskalierenden Träume zurück. Michael Sennhauser (SRF) schwärmt in den blumigsten Farben vom barocken Edelpuff: "Das ist ein monumentaler Film, der dem Roman 'The Crimson Petal and the White' von Michel Faber in recherchierten Fakten und realistischen Schilderungen in nichts nachsteht." Die Filmkritikerin Marie Sauvion (Le Parisien) fordert sogar die Goldene Palme. Stephanie Zacharek (Movieline) war zumindest für sieben Achtel des Films davon überzeugt, etwas Großem beizuwohnen: "Reminded me how painful it is to be tossed out of a picture just when you thought you were secure in its embrace." Der Film polarisiert. Unter unzähligen Tiefstwertungen findet sich bei IOnCinema auch die Filmkritikerin Isabelle Regnier (Le Monde), die die Höchstwertung zückt. Und der Film wird immer interessanter, umso mehr man liest: Peter Bradshaw (Guardian) findet ihn sogar moralisch verwerflich. Der so unentschlossene wie gefesselte Guy Lodge (InContention) zitiert: "Before the opening credits have begun rolling, Bonello treats us to a line of dialogue even Joe Eszterhas might redlined in a first draft: 'I feel your sperm rise up in me and flow out of my eyes in thick, white tears.'" Und tolles Karina Longworth-Comeback: "Visually ravishing, troublingly seductive, alternately risible and irresistible, L'APOLLONIDE may be the ultimate guilty pleasure."
Role Models: Wie man innerhalb von nicht einmal sechs Minuten eine wundervolle kleine Cannes-Show machen kann, zeigen Peter Bradshaw und Lisa Nesselson der Moderatorin Eve Jackson bei France 24. Wer braucht schon Drogen, wenn er "The Tree of Life" hat?
Sterne zählen: Im Screen Daily-Kritikerchart leuchtet es immer heller. Die Experten geizen nicht mehr mit Höchstwertungen. Mein Liebling Michel Ciment zückt vier Sterne für "The Tree of Life", was auch Dennis Lim so sieht. Nick James ist bisher dagegen noch ohne einen echten Lieblingsfilm im Wettbewerb. Und Jan Schulz-Ojala pusht "The Artist".
Lustlos: Obwohl die altehrwürdigen, eingefleischten Cannes-Auteurs mitunter die besten Kritiken bekommen, was zeitweise wie eine reine Selbstverständlichkeit wirkt, zeige ich wenig Interesse. Das hängt vor allem mit der Tatsache zusammen, dass ich erst einmal eine große Filmografie aufzuholen hätte, bevor ich das neueste Werk richtig einordnen könnte. Die Dardenne-Brüder und ihr "The Kid with a Bike" sowie Aki Kaurismäkis "Le Havre" werden in Watte gepackt und auf Schultern getragen. Und wahrscheinlich wird es Ceylan und von Trier nicht anders ergehen. Mich könnten sie aktuell aber nicht weniger angehen.
Genre-Biene Todd Brown (Twitch Film) hat den Film "Code Blue" aufgetan, der sich wie ein Companion-Piece zu dem schönen Berlinale-Geheimtipp "Brownian Movement" liest: "It is a shocking picture - often appalling so - delivered in a deliberately cold style." Aufmerksam wurde Brown auf den Film durch eine Zettel-Warnung, die Zuschauer auf die Gefährlichkeit mancher härteren Szenen aufmerksam machte. Auch zwei kurze Ausschnitte machen neugierig. Außerdem spielt der immer blank ziehende Lars Eidinger mit. Scheint ein kleines Genre zu werden: Niederländische Filme über sexuell experimentierfreudige Frauen, in denen deutsche Schauspielhoffnungen eine tragende Rolle spielen. "Code Blue" könnte eine der Perlen des diesjährigen Directors' Fortnight-Programms sein und damit der offizielle Nachfolger des tollen mexikanischen Kannibalenfilms "We Are What We Are" werden. Der Trailer unterstreicht diese Vermutung. Dan Fainaru (Screen Daily) hat mehr Inhalt, der "Code Blue" doch sehr nach Michael Hanekes "Klavierspielerin" klingen lässt: "It is difficult to imagine what kind of audience would willingly submit itself to this kind of cheerless punishment, unfolding on screen at an incredibly slow pace and unflinchingly turning its screws just a little bit more with every passing minute."
"L'Apollonide" (Bertrand Bonello) ****
In leicht abgewandelter Form: Sagte nicht mal jemand, dass Cinema nur dafür erfunden wurde, um zu zeigen, wie wunderschöne Frauen gefährliche Dinge tun: der "L'Apollonide"-Trailer aus dem offiziellen Wettbewerb. Der Tipp geht auf die Eskalierenden Träume zurück. Michael Sennhauser (SRF) schwärmt in den blumigsten Farben vom barocken Edelpuff: "Das ist ein monumentaler Film, der dem Roman 'The Crimson Petal and the White' von Michel Faber in recherchierten Fakten und realistischen Schilderungen in nichts nachsteht." Die Filmkritikerin Marie Sauvion (Le Parisien) fordert sogar die Goldene Palme. Stephanie Zacharek (Movieline) war zumindest für sieben Achtel des Films davon überzeugt, etwas Großem beizuwohnen: "Reminded me how painful it is to be tossed out of a picture just when you thought you were secure in its embrace." Der Film polarisiert. Unter unzähligen Tiefstwertungen findet sich bei IOnCinema auch die Filmkritikerin Isabelle Regnier (Le Monde), die die Höchstwertung zückt. Und der Film wird immer interessanter, umso mehr man liest: Peter Bradshaw (Guardian) findet ihn sogar moralisch verwerflich. Der so unentschlossene wie gefesselte Guy Lodge (InContention) zitiert: "Before the opening credits have begun rolling, Bonello treats us to a line of dialogue even Joe Eszterhas might redlined in a first draft: 'I feel your sperm rise up in me and flow out of my eyes in thick, white tears.'" Und tolles Karina Longworth-Comeback: "Visually ravishing, troublingly seductive, alternately risible and irresistible, L'APOLLONIDE may be the ultimate guilty pleasure."
Role Models: Wie man innerhalb von nicht einmal sechs Minuten eine wundervolle kleine Cannes-Show machen kann, zeigen Peter Bradshaw und Lisa Nesselson der Moderatorin Eve Jackson bei France 24. Wer braucht schon Drogen, wenn er "The Tree of Life" hat?
Sterne zählen: Im Screen Daily-Kritikerchart leuchtet es immer heller. Die Experten geizen nicht mehr mit Höchstwertungen. Mein Liebling Michel Ciment zückt vier Sterne für "The Tree of Life", was auch Dennis Lim so sieht. Nick James ist bisher dagegen noch ohne einen echten Lieblingsfilm im Wettbewerb. Und Jan Schulz-Ojala pusht "The Artist".
Lustlos: Obwohl die altehrwürdigen, eingefleischten Cannes-Auteurs mitunter die besten Kritiken bekommen, was zeitweise wie eine reine Selbstverständlichkeit wirkt, zeige ich wenig Interesse. Das hängt vor allem mit der Tatsache zusammen, dass ich erst einmal eine große Filmografie aufzuholen hätte, bevor ich das neueste Werk richtig einordnen könnte. Die Dardenne-Brüder und ihr "The Kid with a Bike" sowie Aki Kaurismäkis "Le Havre" werden in Watte gepackt und auf Schultern getragen. Und wahrscheinlich wird es Ceylan und von Trier nicht anders ergehen. Mich könnten sie aktuell aber nicht weniger angehen.
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Montag, 16. Mai 2011
Cannes-Ticker: 16. Mai
schwanenmeister, 02:00h
"The Tree of Life" (Terrence Malick) ****
"Terrence Malick's THE TREE OF LIFE is a Christian folie de grandeur that's often breathtaking", twittert Nick James (Sight & Sound). Bisher war Cannes für die Kritiker eine Pflichtveranstaltung, mit Malick folgt die Kür. Eine der ersten Kritiken stammt wie erwartet von Todd McCarthy (THR), der sich im Durchschnitt des Wochenendes zu Tode gelangweilt hat und immer nur dann aufzuwachen scheint, wenn es um die Werke der Epoche geht: "This fifth feature in Terrence Malick’s eccentric four-decade career is a beauteous creation that ponders the imponderables, asks the questions that religious and thoughtful people have posed for millennia and provokes expansive philosophical musings along with intense personal introspection." An Meinungen wird es nicht mangeln. Warum dann nicht den Genre-Aficionado einbauen. Alan Jones (FrightFest) twittert: "As beautiful as TREE OF LIFE is, it's pretentious drivel of the worst Cannes kind." Also mixt man sich artig ein Best-of mit den Schnellschüssen seiner Lieblinge zusammen. Peter Bradshaw (Guardian) twittert: "TREE OF LIFE is magnificent and mad." Thomas Schultze (Blickpunkt:Film) schreibt: "Filme wie dieser werden eigentlich nicht gemacht. Nicht einmal in der kreativen Hochphase des amerikanischen Kinos zu Zeiten des New Hollywood gab es Vergleichbares." Wesley Morris (Boston Globe) schreibt: "I think it's been such a mild year that people are really looking for something to overreact to one way or the other. Malick has a given us another piece of his heart. It's cruel simply to tear it up and ask for something else. Besides, we'll all be extinct by the time we get it." Jetzt wird's richtig esoterisch, meine Herren! Scott Foundas (Film Comment), der bei Microposia die Höchstwertung raushaute: "This is, I think, the film Malick has been building up to over the course of his highly uneven career, the one in which the tension in his work between man and nature, the physical and the metaphysical, sits in perfect balance, and where Malick’s philosophizing feels sage-like, prophetic." Und was noch nicht geschrieben wurde, hat abschließend Robert Koehler (Filmjourney) rausgehauen. Viel Lesefutter!
Hilarious: Bei der locker-leichten, humorvollen Berichterstattung, die vor Hollywood-Stars, Wortspielen und Filmzitaten für Anfänger nur so trieft, macht den Briten keiner etwas vor. Große Kunst von Chris Hewitt & Damon Wise im Empire-Videocast (Schon 3 Episoden).
Spitzfindige Beobachtungen: "So why are women insistently describing worlds in which men are often potential paedophiles and sex is just a matter of barter? Obvious answers present themselves, but this Cannes feels like it’s full of films preparing us for a more brutally determinist future and the women in particular, it would seem, are preparing for the worst – unless, of course, you think it was ever thus", schreibt Nick James in seiner ersten Sight & Sound-Postkarte aus Cannes.
Karina Longworth (L.A. Weekly) hat einige Filme gesehen, die sie fast begeistert haben. Hätte sie etwas mehr Zeit, würde sie "Miss Bala", "The Kid on the Bike", "Bonsai" und "Declaration of War" wohl vielleicht auch lieben.
Schockierend zu erfahren, dass einer meiner Lieblingsautoren, nämlich Donald E. Westlake (aka Richard Stark), 2008 gestorben ist, weil der neue Jason Statham-Film "Parker" heißt und heuer in Cannes nach Deutschland an die Constantin Film verkauft wurde. Häh? Genau, Westlake hatte der Filmindustrie wegen schlechter Erfahrungen generell verboten, dass, wenn sie Adaptionen seiner Crime-Bücher versuchten, der Protagonist den originalen Namen tragen durfte. So hieß Westlakes kongeniale Parker-Figur in "Point Blank" zum Beispiel Walker (Lee Marvin), in "The Outfit" Macklin (Robert Duvall) oder in "Payback" Porter (Mel Gibson). Statham wird also seit Jahrzehnten der erste Parker sein, der sich auch so - gegen den Willen des toten Autors - nennen darf. Und Sacha Baron Cohen will mit New Line ein amerikanisches Remake von "Torrente" drehen. Horrornachrichten, wohin man blickt!
"Terrence Malick's THE TREE OF LIFE is a Christian folie de grandeur that's often breathtaking", twittert Nick James (Sight & Sound). Bisher war Cannes für die Kritiker eine Pflichtveranstaltung, mit Malick folgt die Kür. Eine der ersten Kritiken stammt wie erwartet von Todd McCarthy (THR), der sich im Durchschnitt des Wochenendes zu Tode gelangweilt hat und immer nur dann aufzuwachen scheint, wenn es um die Werke der Epoche geht: "This fifth feature in Terrence Malick’s eccentric four-decade career is a beauteous creation that ponders the imponderables, asks the questions that religious and thoughtful people have posed for millennia and provokes expansive philosophical musings along with intense personal introspection." An Meinungen wird es nicht mangeln. Warum dann nicht den Genre-Aficionado einbauen. Alan Jones (FrightFest) twittert: "As beautiful as TREE OF LIFE is, it's pretentious drivel of the worst Cannes kind." Also mixt man sich artig ein Best-of mit den Schnellschüssen seiner Lieblinge zusammen. Peter Bradshaw (Guardian) twittert: "TREE OF LIFE is magnificent and mad." Thomas Schultze (Blickpunkt:Film) schreibt: "Filme wie dieser werden eigentlich nicht gemacht. Nicht einmal in der kreativen Hochphase des amerikanischen Kinos zu Zeiten des New Hollywood gab es Vergleichbares." Wesley Morris (Boston Globe) schreibt: "I think it's been such a mild year that people are really looking for something to overreact to one way or the other. Malick has a given us another piece of his heart. It's cruel simply to tear it up and ask for something else. Besides, we'll all be extinct by the time we get it." Jetzt wird's richtig esoterisch, meine Herren! Scott Foundas (Film Comment), der bei Microposia die Höchstwertung raushaute: "This is, I think, the film Malick has been building up to over the course of his highly uneven career, the one in which the tension in his work between man and nature, the physical and the metaphysical, sits in perfect balance, and where Malick’s philosophizing feels sage-like, prophetic." Und was noch nicht geschrieben wurde, hat abschließend Robert Koehler (Filmjourney) rausgehauen. Viel Lesefutter!
Hilarious: Bei der locker-leichten, humorvollen Berichterstattung, die vor Hollywood-Stars, Wortspielen und Filmzitaten für Anfänger nur so trieft, macht den Briten keiner etwas vor. Große Kunst von Chris Hewitt & Damon Wise im Empire-Videocast (Schon 3 Episoden).
Spitzfindige Beobachtungen: "So why are women insistently describing worlds in which men are often potential paedophiles and sex is just a matter of barter? Obvious answers present themselves, but this Cannes feels like it’s full of films preparing us for a more brutally determinist future and the women in particular, it would seem, are preparing for the worst – unless, of course, you think it was ever thus", schreibt Nick James in seiner ersten Sight & Sound-Postkarte aus Cannes.
Karina Longworth (L.A. Weekly) hat einige Filme gesehen, die sie fast begeistert haben. Hätte sie etwas mehr Zeit, würde sie "Miss Bala", "The Kid on the Bike", "Bonsai" und "Declaration of War" wohl vielleicht auch lieben.
Schockierend zu erfahren, dass einer meiner Lieblingsautoren, nämlich Donald E. Westlake (aka Richard Stark), 2008 gestorben ist, weil der neue Jason Statham-Film "Parker" heißt und heuer in Cannes nach Deutschland an die Constantin Film verkauft wurde. Häh? Genau, Westlake hatte der Filmindustrie wegen schlechter Erfahrungen generell verboten, dass, wenn sie Adaptionen seiner Crime-Bücher versuchten, der Protagonist den originalen Namen tragen durfte. So hieß Westlakes kongeniale Parker-Figur in "Point Blank" zum Beispiel Walker (Lee Marvin), in "The Outfit" Macklin (Robert Duvall) oder in "Payback" Porter (Mel Gibson). Statham wird also seit Jahrzehnten der erste Parker sein, der sich auch so - gegen den Willen des toten Autors - nennen darf. Und Sacha Baron Cohen will mit New Line ein amerikanisches Remake von "Torrente" drehen. Horrornachrichten, wohin man blickt!
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Sonntag, 15. Mai 2011
Cannes-Ticker: 15. Mai
schwanenmeister, 02:14h
"The Artist" (Michel Hazanavicius) *****
Sasha Stone (AwardsDaily) twittert: "THE ARTIST worth flying all the way to Cannes for. Madly in love. Brilliant." Guy Lodge (InContention) twittert: "A joy: lush, infectiously affectionate tribute to lost art, avoids exercise status with Dujardin's quicksilver performance (B+)." Dave Calhoun (Time Out) twittert: "Charming, lovingly corny celebration of silent Hollywood on and off screen. Jean Dujardin nails it." Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "The most fun in Cannes so far, an imaginative and witty pastiche of silent movies, dealing with the transition to sound." Es scheint wohl endgültig der weltweite Durchbruch für meinen Liebling Jean Dujardin zu werden, der schon so unwiderstehlich in den OSS 117-Filmen spielte. Und er war auch dieses Jahr das tragende Element im süffigen "Les petits mouchoirs", obwohl er den gesamten Film durch Abwesenheit glänzte. Und falls noch nicht gesehen, auf jeden Fall Dujardin im überraschend großartigen "Lucky Luke" von James Huth nachholen. Auch die Trade Press ist begeistert. Mark Adams (Screen Daily) schreibt: "Possibly one of the most joyously enjoyable films to screen in the Cannes competition, THE ARTIST is a real pleasure. Shot in beautiful black-and-white, silent and propelled elegantly forward by delightful performances from Jean Dujardin and Berenice Bejo it is the most unlikely of feel-good movies." Kevin Jagernauth (The Playlist): "We can’t remember the last time a film felt magical, but that’s the only word to describe THE ARTIST. A big blast of pure delight on the Croisette there is no doubt at this point that THE ARTIST has vaulted itself into a frontrunner at for the Palme d’Or." MTV-Groupie Dave Karger (Entertainment Weekly) spekuliert schon über die Oscar-Chancen: "I think THE ARTIST will play to the Academy like a foreign entry—and Weinstein was certainly able to use IL POSTINO and LIFE IS BEAUTIFUL to their full awards potential when he was back at Miramax." Das schwer beschäftigte Un certain regard-Jurymitglied Peter Bradshaw (Guardian) twittert: "THE ARTIST by Michel Hazanavicius is a total, total joy." Michael Sennhauser (SRF) träumt: "THE ARTIST ist ein Film, den man sich auf die Piazza Grande in Locarno wünschen würde, ein nostalgisch glamouröses Fest des Kinos zwischen United Artists und Sunset Boulevard." Stephanie Zacharek (Movieline) erklärt: "THE ARTIST is the kind of gentle crowdpleaser that critics often carelessly brand as 'middlebrow,' which often simply means (a) they’re afraid to admit they had a good time at something or (b) they’re reluctant to praise any film that doesn’t include peasants living under harsh conditions, troubled children living under harsh conditions, or forlorn married people living under harsh conditions."
"Wu Xia" (Peter Chan) ****
Weinstein-Faktor: Das Margaret Thatcher-Biopic "The Iron Lady" mit Meryl Streep ist so gut wie sicher für den Oscar gesetzt, sogar über einen französischen Schwarzweiß-Stummfilm wie "The Artist" wird oscar-spekuliert - nur weil Harvey Weinstein seine Finger im Spiel hat. Und auch der Donnie Yen-Film "Wu Xia", den wir demnächst als "Dragon" kennenlernen werden, kommt zu besonderen Ehren, weil ihn Harvey für den amerikanischen Markt gekauft hat. Er soll zwar kein neuer "Reign of Assassins" oder "Detective Dee" sein, aber immerhin wird angesichts solcher Blockbuster-Entgleisungen wie "Pirates of the Caribbean 4" geschwärmt. Mary Corliss (Time Magazine) lobt zum Beispiel: "In his new film Peter Ho-sun Chan weds the sensitive stylings of his early work to a confident vigor worthy of CROUCHING TIGER HIDDEN DRAGON, but with a more intimate and pensive tone." Auch Asienexperte Derek Elley (Film Business Asia) weist auf Kampfkunst-Legende Jimmy Wang Yu im Cast hin und schreibt: "Part period detective mystery, part martial arts drama, and part pressure-points manual, WU XIA is a sumptuously shot spin on the costume action genre whose only major weakness is a lack of narrative smoothness and tonal consistency (8/10)." Der Trailer macht mehr Appetit als jedes Wort. Erinnert auf ziemlich angenehme Weise an die Röntgenaufnahmen in Sonny Chibas "Streetfighter". Also ich bin dabei!
"Michael" (Markus Schleinzer) ***½
Dave Calhoun (Time Out) gibt vier Sterne und schreibt: "Anyone familiar with the work of Haneke, Seidl and Hausner – all Austrians for whom director Schleinzer has worked in his main incarnation as a casting director – may question its originality. Still, it’s an impressive debut, and if you’re going to follow anyone, these are all smart filmmakers whose styles well suit Schleinzer’s dark and difficult subject." Mike Goodridge (Screen Daily) lobt in seiner Kolumne den Wagemut des Films: "I applaud its daring." Christoph Huber (Presse) schreibt: "MICHAEL ist ein Film, den man auch aushalten muss." Im Film Comment-Podcast bezeichnen Scott Foundas und Gavin Smith "Michael" zwar als deutschen, aber auch als einen der stärksten Filme des Wettbewerbs bisher. Jeffrey Wells (Hollywood Elsewhere) schreibt: "MICHAEL is easily the most gripping and cunning film I've seen here. It operates way above and beyond the raw brushstrokes and the imprecise, at times florid manner of Lynne Ramsay's over-praised WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN. Don't even talk about Ramsey's film at this stage."
Nick James-Schnellschüsse: Ich bin riesengroßer Fan des nur schwer in Wallung zu bringenden Chefkritikers des britischen Filminstituts und Herausgebers des Sight & Sound-Magazins: "The Dardennes' THE KID WITH A BIKE is another neorealist triumph for the brothers." // "US cult escapee drama MARTHA MARCY MAY MARLENE has near-Haneke levels of sinister tension." // "Silent era Hollywood homage THE ARTIST has critics applauding on a Sunday morning."
Sasha Stone (AwardsDaily) twittert: "THE ARTIST worth flying all the way to Cannes for. Madly in love. Brilliant." Guy Lodge (InContention) twittert: "A joy: lush, infectiously affectionate tribute to lost art, avoids exercise status with Dujardin's quicksilver performance (B+)." Dave Calhoun (Time Out) twittert: "Charming, lovingly corny celebration of silent Hollywood on and off screen. Jean Dujardin nails it." Geoff Andrew (Sight & Sound) twittert: "The most fun in Cannes so far, an imaginative and witty pastiche of silent movies, dealing with the transition to sound." Es scheint wohl endgültig der weltweite Durchbruch für meinen Liebling Jean Dujardin zu werden, der schon so unwiderstehlich in den OSS 117-Filmen spielte. Und er war auch dieses Jahr das tragende Element im süffigen "Les petits mouchoirs", obwohl er den gesamten Film durch Abwesenheit glänzte. Und falls noch nicht gesehen, auf jeden Fall Dujardin im überraschend großartigen "Lucky Luke" von James Huth nachholen. Auch die Trade Press ist begeistert. Mark Adams (Screen Daily) schreibt: "Possibly one of the most joyously enjoyable films to screen in the Cannes competition, THE ARTIST is a real pleasure. Shot in beautiful black-and-white, silent and propelled elegantly forward by delightful performances from Jean Dujardin and Berenice Bejo it is the most unlikely of feel-good movies." Kevin Jagernauth (The Playlist): "We can’t remember the last time a film felt magical, but that’s the only word to describe THE ARTIST. A big blast of pure delight on the Croisette there is no doubt at this point that THE ARTIST has vaulted itself into a frontrunner at for the Palme d’Or." MTV-Groupie Dave Karger (Entertainment Weekly) spekuliert schon über die Oscar-Chancen: "I think THE ARTIST will play to the Academy like a foreign entry—and Weinstein was certainly able to use IL POSTINO and LIFE IS BEAUTIFUL to their full awards potential when he was back at Miramax." Das schwer beschäftigte Un certain regard-Jurymitglied Peter Bradshaw (Guardian) twittert: "THE ARTIST by Michel Hazanavicius is a total, total joy." Michael Sennhauser (SRF) träumt: "THE ARTIST ist ein Film, den man sich auf die Piazza Grande in Locarno wünschen würde, ein nostalgisch glamouröses Fest des Kinos zwischen United Artists und Sunset Boulevard." Stephanie Zacharek (Movieline) erklärt: "THE ARTIST is the kind of gentle crowdpleaser that critics often carelessly brand as 'middlebrow,' which often simply means (a) they’re afraid to admit they had a good time at something or (b) they’re reluctant to praise any film that doesn’t include peasants living under harsh conditions, troubled children living under harsh conditions, or forlorn married people living under harsh conditions."
"Wu Xia" (Peter Chan) ****
Weinstein-Faktor: Das Margaret Thatcher-Biopic "The Iron Lady" mit Meryl Streep ist so gut wie sicher für den Oscar gesetzt, sogar über einen französischen Schwarzweiß-Stummfilm wie "The Artist" wird oscar-spekuliert - nur weil Harvey Weinstein seine Finger im Spiel hat. Und auch der Donnie Yen-Film "Wu Xia", den wir demnächst als "Dragon" kennenlernen werden, kommt zu besonderen Ehren, weil ihn Harvey für den amerikanischen Markt gekauft hat. Er soll zwar kein neuer "Reign of Assassins" oder "Detective Dee" sein, aber immerhin wird angesichts solcher Blockbuster-Entgleisungen wie "Pirates of the Caribbean 4" geschwärmt. Mary Corliss (Time Magazine) lobt zum Beispiel: "In his new film Peter Ho-sun Chan weds the sensitive stylings of his early work to a confident vigor worthy of CROUCHING TIGER HIDDEN DRAGON, but with a more intimate and pensive tone." Auch Asienexperte Derek Elley (Film Business Asia) weist auf Kampfkunst-Legende Jimmy Wang Yu im Cast hin und schreibt: "Part period detective mystery, part martial arts drama, and part pressure-points manual, WU XIA is a sumptuously shot spin on the costume action genre whose only major weakness is a lack of narrative smoothness and tonal consistency (8/10)." Der Trailer macht mehr Appetit als jedes Wort. Erinnert auf ziemlich angenehme Weise an die Röntgenaufnahmen in Sonny Chibas "Streetfighter". Also ich bin dabei!
"Michael" (Markus Schleinzer) ***½
Dave Calhoun (Time Out) gibt vier Sterne und schreibt: "Anyone familiar with the work of Haneke, Seidl and Hausner – all Austrians for whom director Schleinzer has worked in his main incarnation as a casting director – may question its originality. Still, it’s an impressive debut, and if you’re going to follow anyone, these are all smart filmmakers whose styles well suit Schleinzer’s dark and difficult subject." Mike Goodridge (Screen Daily) lobt in seiner Kolumne den Wagemut des Films: "I applaud its daring." Christoph Huber (Presse) schreibt: "MICHAEL ist ein Film, den man auch aushalten muss." Im Film Comment-Podcast bezeichnen Scott Foundas und Gavin Smith "Michael" zwar als deutschen, aber auch als einen der stärksten Filme des Wettbewerbs bisher. Jeffrey Wells (Hollywood Elsewhere) schreibt: "MICHAEL is easily the most gripping and cunning film I've seen here. It operates way above and beyond the raw brushstrokes and the imprecise, at times florid manner of Lynne Ramsay's over-praised WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN. Don't even talk about Ramsey's film at this stage."
Nick James-Schnellschüsse: Ich bin riesengroßer Fan des nur schwer in Wallung zu bringenden Chefkritikers des britischen Filminstituts und Herausgebers des Sight & Sound-Magazins: "The Dardennes' THE KID WITH A BIKE is another neorealist triumph for the brothers." // "US cult escapee drama MARTHA MARCY MAY MARLENE has near-Haneke levels of sinister tension." // "Silent era Hollywood homage THE ARTIST has critics applauding on a Sunday morning."
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