Mittwoch, 13. Februar 2019
Bitte mehr Genrewerke wie „Monos“ und „Jessica Forever“, Carlo Chatrian!

„Monos“: ein kolumbianischer Herr der Fliegen | © Berlinale 2019
Wenn der neue künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, 2020 antritt, sollte er rauschhafte Genrefilme wie den kolumbianischen Thriller „Monos“ und den französischen Endzeitfilm „Jessica Forever“ fördern. Sie sind zwei der besten Filme dieses Jahrgangs.

Werke wie den kolumbianischen Action-Thriller „Monos“ und den französische Endzeitfilm „Jessica Forever“ wünscht sich Negative Space in der Berlinale-Ära unter dem neuen künstlerischen Leiter Carlo Chatrian ab kommendem Jahr häufiger. Beides sind rauschhafte Genrewerke – aber jeweils mit einer sehr persönlichen Handschrift der Filmemacher und präzise in ihren Beobachtungen zur Gesellschaft.

„Monos“ erzählt von einer paramilitärischen Guerilla-Einheit im kolumbianischen Dschungel. Eine Handvoll Jugendlicher trainiert für den Ernstfall und hält eine entführte Ärztin gefangen. Sie soll Lösegeld für die Organisation bringen. Schnell eskaliert aber die Situation. Hierarchien werden in Frage gestellt und der Ärztin gelingt die Flucht. So weit, so unspektakulär. Der neue Regie-Shootingstar Alejandro Landes, der den akribischen Wahnsinn eines Werner Herzog mit der technischen Perfektion eines jungen James Cameron vereint, hat daraus aber ein abgründiges „Herr der Fliegen“-Inferno gemacht.

Ein rauschhafter Rutsch ins Herz der Finsternis | © Berlinale 2019
Landes offenbart eine vom jahrzehntelangen Krieg gezeichnete kolumbianische Gesellschaft, in der die Kinder sehr schnell erwachsen werden müssen. Vom Drill und Militarismus gekennzeichnet, wird Zwischenmenschlichkeit als Schwäche ausgelegt. Fehler werden hart bestraft – am härtesten von der Person selbst, die den Fehler begangen hat. Die Muskeln sind gestählt, der Abzug sitzt locker. Die gefangene Ärztin wird von der Gruppe nur als austauschbare Ware angesehen. Und trotz dieser Härte gelingt es Landes, der sein „Herz der Finsternis“ mit wahnsinnigem Aufwand mitten im Dschungel gedreht hat, Interesse für jede seiner Figuren zu wecken. Als Zuschauer will man mehr über Rambo, Lady, Bum Bum und Smurf wissen, ihnen auf dem steinigen Weg in das Chaos folgen.

Das Entgleiten der Situation ist in so abenteuerlichen und fantastischen Bildern eingefangen, dass es einem teils den Atem raubt. Schönheit und Horror liegen hier nahe beieinander. Noch nie hat man man wahrscheinlich so authentisch gesehen, wie ein Mensch bei lebendigem Leibe fast von Mosquitos aufgefressen wurde. Umso länger „Monos“ geht, umso deutlicher wird, dass der kolumbianische Regisseur in diesem perfekten Adrenalinrausch nicht nur eine Visitenkarte für Hollywood abgegeben hat. Mit dem ungeschönten Blick auf sein Land und einer weltweiten Entwicklung zur Aufrüstung hin empfiehlt er sich, der nächste Denis Villeneuve zu werden.

„Jessica Forever“ | © Ecce films – ARTE France Cinéma
Mit tiefer Melancholie den Untergang zelebriert
Auch in dem französischen Endzeitfilm „Jessica Forever“ geht es um das Bild von Männlichkeit und um dessen Wandel in einer sich immer schneller drehenden Welt. Die titelgebende Jessica (Entdeckung: Aomi Muyock) ist die amazonengleiche Anführerin einer Gruppe männlicher Waisen, die in einer postapokalyptischen Welt überleben. Der Gegner ist unbekannt. Gesichtslose Drohnen vollführen regelmäßige Angriffe auf die Truppe. Wie in „Monos“ sind die Männer im Fitnessstudio gestählt und Meister an der Waffe. Ihnen fehlen aber die Worte, um sich auszudrücken. Umso länger man ihnen in ihrem Kampf zuschaut, umso verlorener wirken sie. Die Gruppe rettet sich vor den Drohnen in eine abgelegene Villa. Doch plötzlich tauchen überall Menschen auf.

Die beiden Filmemacher Jonathan Vinel und Caroline Poggi zeichnen eine postapokalyptische Welt, die vollkommen in die Realität integriert ist. Die Endzeit hat, wenn man der Lesart des Films folgt, für diesen grobschlächtigen und testosterongesteuerten Typ Mann begonnen. Tatsächlich ist die Schlacht bereits entschieden. Die Protagonisten wissen es nur noch nicht. Mit einem fantastischem Elektro-Score, süchtig machenden Bildern und einer tiefen liebevollen Melancholie zelebriert „Jessica Forever“ diesen Untergang. Der Film arbeitet kontinuierlich gegen die Erwartungen an. Nicht die Action oder der Thrill stehen im Mittelpunkt, sondern Poesie und Außenseitertum.
Jessica (Aomi Muyock) führt| © Ecce films – ARTE France Cinéma
„Monos“ und „Jessica Forever“ ragen im diesjährigen Berlinale-Jahrgang heraus. Es ist nur schade, dass man sie unter Hunderten von Filmen mit der Lupe suchen muss. Negative Space erhofft sich von Carlo Chatrian ab 2020 viel mehr solcher Kandidaten. Wenn der Italiener die 70. Jubiläumsausgabe des wichtigsten deutschen Filmfestivals zusammenstellen wird, soll er laut des Branchenblatts Variety ein Großteil seines alten Locarno-Teams mit sich bringen. Darunter ist auch der kanadische Filmkritiker und Herausgeber des Filmmagazins Cinema Scope Mark Peranson. Das klingt verheißungsvoll.

Genauso sinnvoll erscheint die terminliche Verlegung, so dass die nächste Berlinale vom 20. Februar bis zum 1. März stattfindet. Sie geht damit den vorverlegten Oscars aus dem Weg. Es könnte dem Festival bei der Profilschärfung helfen. Und deutlich wärmer dürfte es zu der Zeit auch schon in Deutschland sein.

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Sonntag, 10. Februar 2019
Berlinale-Film „Chained“: Wenn Liebe ein Gefängnis wird

Die Gewalt bin ich: Rashi (Eran Naim) | © Berlinale 2019
Der israelische Film „Chained“ ist ein Volltreffer in der Panorama-Sektion. Bei der Geschichte um einen Tel Aviver Polizisten, der die Familie mit seiner Liebe und Moral zu zerquetschen droht, verschwimmen die Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm.

Rashi (Eran Naim) will sein Leben so kontrollieren, wie er seine Fälle im Dienst kontrolliert. Als Tel Aviver Polizist hat er mehr als 15 Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel. Dem bulligen Hünen macht im Einsatz niemand mehr etwas vor. Er riecht förmlich, wenn Menschen ihm gegenüber nicht die Wahrheit sagen. Etwas rabiat sind aber seine Methoden: Türen werden auf Verdacht aufgebrochen, und potenzielle Drogendealer müssen schon mal ihre Unterhosen runterziehen, um zu beweisen, dass sie nicht doch etwas versteckt haben. In letzterem Fall stellen sich die Jugendlichen als Kinder eines hohen Beamten im Geheimdienstapparat heraus. Die Unterwäschen-Inspektion hat ein juristisches Nachspiel. Rashi wird verhört und erst einmal suspendiert. Das schürt Konflikte zu Hause, weil der unterforderte Gesetzeshüter seinen so strengen wie liebevollen Blick nun auf seine 13-jährige Tochter Yasmin (Stav Patay) konzentriert.

Der 45-jährige Regisseur Yaron Shani, der in Tel Aviv studierte und im Jahr 2010 mit seinem Gangsterstreifen „Ajami“ für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert wurde, wendet sich in seiner neuen Arbeit vom traditionellen Erzählkino ab. Dass Zuschauer im Kino auf Emotionen reagieren müssen, die Schauspieler künstlich generieren, findet er falsch. In „Chained“ mischt er deswegen Laien mit Schauspielern. Ein grobes Handlungsgerüst gab er ihnen vor. Aber er ließ während der Dreharbeiten große Freiräume zur Improvisation. Shani, so erzählt er am Sonntagabend bei der Weltpremiere im Panorama der Berlinale, ist stolz auf den Ansatz. Mit Ausnahme des Schlusses seien alle Szenen jeweils der erste Aufnahmeversuch gewesen. So stellt Shani eine Wahrhaftigkeit auf der Leinwand her, die ihres Gleichen sucht. Die Grenzen zwischen Spiel- und Dokumentarfilm verschwimmen.
Polizeiliche Talente sind Gift für Familie
Im hebräischen Original heißt der Film „Eynayim Sheli“ (Meine Augen). Der Polizist Rashi hat seine Augen im Privatleben zu weit und zu intensiv aufgerissen. Jedes Treffen seiner Tochter mit Freunden betrachtet er misstrauisch. Aus Fürsorge will er sie so lange wie möglich von Drogen, Sex und Gewalt fern halten. Das macht ihn zu einem übervorsichtigen Vater, der seinem Kind die Luft zum Atmen nimmt. Auch seine Ehefrau Avigail (Stav Almagor) spürt den Druck. Gemeinsam versuchen sie aktuell, ein zweites Kind zu bekommen. Aber sie erleidet eine Fehlgeburt. So führsorgend und aufmerksam Rashi auch ist – seine polizeilichen Talente sind Gift für die Familie.

Frau Avigail und Tochter Yasmin | © Berlinale 2019
Rashi ist ein rechtschaffender Mann. Er ruiniert seiner Tochter aber auch ein Fotoshooting, weil er zu viel Angst vor aufreizenden Posen und zu knappen Kleidern hat. Aus einem Park schleppt er sie in sein Auto, als er sie mit Hilfe eines Polizistenkollegen über ihr Handy ortet und beim Alkoholtrinken erwischt. Wer liebt, muss auch Freiräume zugestehen. Er muss seiner Tochter vor allem mehr vertrauen. Seine Übervorsichtigkeit, die Dominanz und der Beschützerinstinkt treiben auch die Beziehung mit seiner Frau in eine Krise. Seine Emotionen entwickeln sich für ihn zu einem Gefängnis. Er begreift nicht, dass er zwar keine körperliche Gewalt auf seine Familie ausübt. Aber umso stärker ist seine psychische und verbale Gewalt aus Liebe.
Aus dem Leben gegriffen
Diese Abwärtsspirale ist in den langen sowie intensiven Dialog- und Konfliktszenen teils eine echte Herausforderung für den Zuschauer. Aber selten fühlt sich Kino so unmittelbar und wahrhaftig an. Das hängt auch damit zusammen, dass die Schauspieler stärker ihre eigene Biografie in die Figuren einbrachten. Eran Naim, der Rashi spielt, war zum Beispiel selbst Polizist. „Chained“ ist nicht seine Geschichte. Viele Elemente der Handlung sind ihm aber im eigenen Leben begegnet.

Die Produktionsgeschichte von „Chained“ klingt abenteuerlich und aufopferungsvoll. Bereits drei Jahre sei es her, dass sie den Film abgedreht haben, erzählt Regisseur Shani. Eine einzige Produktion war geplant. Aber der freie Entfaltungsrahmen für die Schauspieler sprengte alle Zeitgrenzen, so dass das Projekt auf drei Spielfilme angewachsen ist. Der erste Teil der Trilogie, „Stripped“, feierte seine Weltpremiere auf dem Venedig-Festival. Der abschließende Teil „Reborn“ hat noch keinen festen Start. Die Produzenten, worunter auch der Kultursender Arte und das Kleine Fernsehspiel des ZDF sind, bezeichnete Shani aufgrund der Ausdauer und des Vertrauens in das Projekt als „auf eine positive Weise verrückt“. Zu hoffen bleibt, dass zwischen den nächsten Projekten Shanis nicht wieder fast zehn Jahre vergehen müssen.

Regisseur Shani (r.) und seine Hauptdarsteller in Berlin
Weitere Kinotermine auf der Berlinale: 9. Februar um 19.30 Uhr im International, 10. Februar um 14.30 Uhr im Cine Star 3, 11. Februar um 14 Uhr im Cubix 9, 14. Februar um 19.30 Uhr im International, 17. Februar um 21.30 Uhr im Zoo-Palast 1.

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Samstag, 9. Februar 2019
12 Jahre nach Grisebach-Debüt im Wettbewerb: „Systemsprenger“ schlägt auf der Berlinale ein

Monströs: Helena Zengel als Benni | © kineo Film / Weydemann Bros. / Yunus Roy Imer
Endlich einmal präsentiert die Berlinale den Filmkritikern und Zuschauern gleich zu Anfang ein echtes Highlight: Nora Fingscheidts deutscher Debütfilm „Systemsprenger“ ist eine emotionale Achterbahnfahrt.

Bei Filmen gibt es nur noch wenige Tabus. Zu viel hat man über die Jahre gesehen und erlebt. „Kannibalen des Auges“ nannte der deutsche Filmkritiker Hans Schifferle einmal zutreffend Cineasten. Ich konnte zum Beispiel noch nie Einstiche von Spritzen in der Realität und auf der Leinwand ertragen. Im Zweifelsfall hilft die Hand vorm Auge oder sie werden halt kurz geschlossen. Was bis heute aber gar nicht bei mir geht, sind Filmszenen, in denen Kinder ihre Eltern schlagen. Psychologisch lässt sich das bestimmt erklären. Aber bei mir ist da einfach nur tiefe Abscheu und auch Ekel vorhanden, bei dem sich alles in den Eingeweiden zusammenzieht. In Takashi Miikes berüchtigtem Film „Visitor Q“ gibt es unerträgliche Szenen, in denen der Sohn seine Mutter verprügelt. Ich weiß nicht, ob das die Respektlosigkeit gegenüber dem Geschenk des Lebens durch die Eltern ist oder das genetische Gründe hat – Kinder, die ihre Eltern schlagen, sind auf jeden Fall ein wunder Punkt.

Genau da setzt auch Nora Fingscheidts Debütfilm „Systemsprenger“ im Berlinale-Wettbewerb am Freitag an. Das ist ganze 12 Jahre nach Valeska Grisebachs furiosem Film „Sehnsucht“ über einen einsamen Polizisten in der Brandenburger Provinz. So lange hat es gedauert, bis sich der nun abtretende Festivaldirektor Dieter Kosslick nochmal traute, einen deutschen Erstlingsfilm in der wichtigsten Reihe zu zeigen. Es geht um die 9-jährige Benni (Helena Zengel), die von unbändigen Aggressionen heimgesucht wird und sich häufig nicht anders zu helfen weiß als Gewalt einzusetzen. Deswegen wohnt sich auch nicht mehr Zuhause bei ihrer Mutter und den zwei Geschwistern, sondern wird von Kindereinrichtung zu Pflegefamilie herumgereicht. Keine Therapie will bei Benni helfen, die eigentlich Bernadette heißt, aber wie ein Lausbube, der keiner Fliege ein Haar krümmen könnte, aussieht. Sie bekommt mit dem kernigen Micha (Albrecht Schuch) einen neuen Schulbegleiter zur Seite. Große Hoffnungen ruhen auf ihm aber nicht. Experimentelle Medikamente mit starken Nebenwirkungen und eine Kindereinrichtung in Afrika scheinen der letzte Ausweg zu sein.
Realistischer Horror, der unter die Haut geht
„Systemsprenger“ ist eine Art Horrorfilm geworden. „We Need to Talk About Kevin“ ohne den diabolisch überhöhten Terroristensohn, aber mit einem echten Monstrum von Kind, was nichts für seine Gewaltausbrüche kann. Das ist umso schwieriger als Zuschauer zu akzeptieren. Warum holt die Mutter das Kind nicht wieder zurück in die Familie? Ist vielleicht mangelnde Liebe das Problem? Schnell klärt der Film aber darüber auf, was dann passieren würde. Benni büchst aus ihrer Betreuungsstelle aus, belügt eine Autofahrerin, um sich nach Hause bringen zu lassen. Es dauert nur eine kurze Zeit, bis die Mutter in die Wohnung zu den Kindern kommt, die Situation aus dem Nichts heraus eskaliert und Benni mit einem schweren Gefäß auf der am Boden liegenden Mutter einprügelt. Ohnmacht und Hilflosigkeit sind vorherrschende Gefühle.

Die Erkrankung der Systemsprenger gibt es wirklich. Als Auslöser im Film wird spekuliert, dass die Disposition bei Benni als Säugling entstand, als ihr schmutzige Windeln ins Gesicht gedrückt wurden. Das ist harter Tobak. Wie der gesamte Film einer Tortur gleicht, weil auf der einen Seite die Einsamkeit des Kindes und auf der anderen Seite die regelmäßige Gefährdung von anderen Menschen steht. Kleinste Hoffnungspflänzchen werden umso brutaler zerschlagen. Regiedebütantin Fingscheidt bringt für dieses emotional schwierige Thema eine unglaublich souveräne Schauspielführung mit an Bord. Shooting Star Albrecht Schuch („Bad Banks“, „Gladbeck“) ist sowieso schon ein Schauspielriese.

Aber wie er sich als leicht zu erzürnender Sozialarbeiter um Benni kümmert und dabei das Wohl seiner eigenen Familie aufs Spiel setzt, ist gerade im gemeinsamen Waldcamp großartig anzuschauen. Endlich hat Schuch mit dem beängstigenden Naturtalent Helena Zengel eine ebenbürtige Gegenspielerin gefunden. Hiernach kann er eigentlich nur noch von Quentin Tarantino entdeckt, James-Bond-Bösewicht in der Tradition von Gert Fröbe und Curd Jürgens oder der neue Schimanski werden. Den Silbernen Bären für das beste Schauspiel hat aber Gabriela Maria Schmeide („Die Friseuse“, „Frau Müller muss weg“) verdient. Ihre mitfühlende und immer hilfsbereite Sozialarbeiterin Frau Bafané ist das eigentliche Herz des Films. Wenn selbst sie als Fels in der Brandung nicht mehr mit Benni weiter weiß, bricht gleich das ganze Publikum mit ihr zusammen.
Erinnert an „Punch-Drunk Love“-Farbenspiel
Es ist aber vor allem auch die dynamische Kameraarbeit, welche die Energien auf den Zuschauer überträgt. Keine egalen Shaky-Action-Cams. Wenn hier die Kamera wackelt, hinterhersprintet und die junge Protagonistin aus dem Bild zu verlieren scheint, ist das die perfekte visuelle Entsprechung zu dem tragischen Schicksal des Mädchens. Auch gibt es immer wieder nur Bilder, die in eine Farbe getaucht sind und Bennis Emotionen darstellen. Paul Thomas Anderson hat das auch mal sehr gelungen in der Tragikkomödie „Punch-Drunk Love“ eingesetzt. „Systemsprenger“ nimmt den Zuschauer mit in den Kopf der kranken Protagonistin. Regisseurin Fingscheidt mutet uns viel zu. Aber Teil dieser emotionalen Achterbahnfahrt zu sein, ist jeden Schmerz wert. Zumal Fingscheidt immer wieder den Humor während des Terrors und der Lähmung findet.

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Sonntag, 20. Januar 2019
„Goldener Handschuh“-Trailer suhlt sich im deutschen Schlager


Erster Trailer zu Akins „Der Goldene Handschuh“ veröffentlicht.

Das wird wohl wirklich einer der Filme des Berlinale-Wettbewerbs. Und ein Austesten der Schmerzgrenze. Regisseur Fatih Akin umarmt die Schlagervorgaben von Heinz Strunks Roman. Jonas Dasslers Maske funktioniert. Der deutsche Kinostart des Berlinale-Wettbewerbsfilms ist am 21. Februar.

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Donnerstag, 17. Januar 2019
Berlinale-Wettbewerb: Das Beste aus der Situation machen

„Synonymes“ | © Guy Ferrandis / SBS Films
Die letzten Wettbewerbszugänge der Berlinale sind etwas für cineastische Feinschmecker – nicht für Hollywoodjünger. Sie versöhnen etwas für die verpassten Schwergewichte, bei denen wohl Cannes den Zuschlag bekam.

Die Berlinale hat am Donnerstag die letzten fünf Wettbewerbsfilme ergänzt. Damit ist klar, dass die attraktiven Schwergewichte Malick, Korine und Almodóvar nach Cannes wandern werden. Thierry Frémaux braucht im Kampf mit Venedig jeden Regiestar, den er kriegen kann. [Nachtrag 18.01.: Korines „The Beach Bum“ geht wie schon Peeles „Us“ zum SXSW-Festival] Es bedeutet jetzt aber auch, dass man sich auf das konzentrieren kann, was wirklich in Berlin läuft. Dahingehend sind die finalen Zugänge nämlich recht schmackhaft und spannend. Negative Space hatte zum Beispiel insgeheim die ganze Zeit auf den israelischen Auteur Nadav Lapid gehofft gehabt.

Der Tel Aviver ist der Ausnahmeregisseur seiner Generation. Abonniert auf die Un Certain-Regard-Reihe in Cannes war er eigentlich dafür vorgesehen, in den Wettbewerb des wichtigsten Festivals der Welt aufzusteigen. Aber plötzlich ist er in der Berliner Konkurrenz. Lapid dreht selten. Zwei Filme reichten für seinen Weltruhm: die unter die Haut gehende Männlichkeitsstudie „Policeman“ und „The Kindergarten Teacher“. Bis heute sind das Geheimtipps unter Cineasten.

Sein neuer Film „Synonymes“ soll stark autobiografisch gefärbt sein. Die ersten Film Stills haben eine farbenfrohe Strenge und Konzentriertheit. Sie besitzen etwas Musicalhaftes wie von Jacques Demy und deuten auf eine Beziehungsgeschichte hin. Ein junger Israeli will in Paris den Wahnsinn seiner Heimat vergessen. Komplizen Film ist Co-Produzent. Das ist einer der wenigen Wunschfilme, die Berlinale-Direktor Dieter Kosslick wahr machen konnte.
Die hochbegabte Léa Mysius
Der Über-Cineast Cédric Succivalli hatte ja bereits den chinesischen Regisseur Zhang Yimou („One Second“) für den Wettbewerb vorhergesagt. Das könnten wirklich asiatische Festspiele werden. Die Bilder aller drei chinesischen Wettbewerbsfilme sind imposant und gewaltig. Auch sehr schön ist die Rückkehr des französischen Altmeisters André Téchiné in den Wettbewerb. Nach „Being 17“ läuft jetzt außer Konkurrenz „Farewell to the Night“ mit Catherine Deneuve und Kacey Mottet Klein. Die hochbegabte Léa Mysius („Ava“) hat am Drehbuch mitgeschrieben. Es geht um französische Jugendliche, die sich im Ausland radikalisieren und in ihre Heimat zurückkehren.

Der Wettbewerb 2019 bietet Highlights wie „Der Goldene Handschuh“, „By the Grace of God“, „Ich war zuhause, aber ...“, „Synonymes“ und „Varda by Agnès“. Er fährt Verheißungsvolles auf wie die drei chinesischen Filme „So Long, My Son“, „Öndög“ und „One Second“ sowie „Out Stealing Horses“, „Systemsprenger“, „Ghost Town Anthology“, „The Operative“, „A Tale of Three Sisters“, „The Kindness of Strangers“ und „Farewell to the Night“. Hüten werde ich mich vor Agnieszka Holland, eventuell auch vor Isabel Coixet, wenn nicht die masochistische Ader obsiegt.

Der Glamourfaktor beträgt null, der Hollywoodfaktor 0,5. Mit dem richtigen Geschmack und einem glücklichen Händchen können es trotzdem erinnerungswürdige Festspiele werden. Vielleicht gibt es sogar frühlingshafte Temperaturen. Machen wir das Beste aus Kosslicks Abschiedsshow, betrauern wir ein bisschen den Weggang des Mannes, der mehr als 18 Jahre die Geschicke des wichtigsten deutschen Filmfestivals geleitet hat. Freuen wir uns aber auch schon auf seinen Nachfolger Carlo Chatrian.

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Donnerstag, 10. Januar 2019
Chinesischer Schwerpunkt für Binoche im Berlinale-Wettbewerb

„Who Do You Think I Am“ | © Diaphana Films
Der zweite Ausstoß an Wettbewerbstiteln des Berlinale-Wettbewerbs enttäuscht auf ganzer Linie: keine heißen Auteurs, keine in der Luft liegende Schwergewichte. Cineasten sollten sich auf die chinesischen Kandidaten konzentrieren.

Und es hatte doch so verheißungsvoll angefangen: Unter den ersten Wettbewerbstiteln der Berlinale 2019 befanden sich im Dezember Fatih Akins Serienmörder-Portrait „Der Goldene Handschuh“, Francois Ozons Vatikan-Abrechnung „By the Grace of God“ und der neue Angela-Schanelec-Film „Ich war zuhause, aber ..“. Drei Werke also mit Strahlkraft, die auf der eigenen Most-Wanted-Liste vorkamen, die von gestandenen Auteurs gedreht wurden. Gleichzeitig setzten die zahlreichen noch freien Wettbewerbsslots der Fantasie keine Grenzen.

Terrence Malick, Jordan Peele, Harmony Korine, Katrin Gebbe, Pablo Larraín, Pedro Almodóvar, Mia Hansen-Løve, Albert Serra und Roy Andersson schienen möglich. Inzwischen ist Peeles Horrorfilm „Us“ als Eröffnungsfilm des SXSW-Festival in Austin, Texas vermeldet. Und diesen Donnerstag sind weitere elf Berlinale-Wettbewerbsfilme bekannt gegeben worden. Darunter ist kein Film, auf den man hingefiebert hat. Es sind diverse altbekannte Namen wie Agnieszka Holland („Mr. Jones“) und Isabel Coixet („Elisa & Marcela“) dabei, deren letzte Filme furchtbar egal, unausgegoren und zuweilen ärgerlich waren.
Erstes deutsches Debüt seit Grisebach
Dann sind No Names eingeladen worden wie Teona Strugar Mitevska („God Exists, Her Name is Petrunija“) und die deutsche Regisseurin Nora Fingscheidt („Systemsprenger“), die positiv überraschen könnten, zu denen bisher aber eine Haltung fehlt. Wäre Tom Tykwer wieder Jurypräsident, würde wohl Mitevska bereits als Gewinnerin feststehen. Die Nominierung von Fingscheidt ist indes bemerkenswert. Deutsche Debütfilme im Wettbewerb sind eine Seltenheit. Das letzte Mal unter Kosslick geschah das im Jahr 2006 mit Valeska Grisebachs grandiosem Milieufilm „Sehnsucht“. Davor hatte sie nur den mittellangen Film „Mein Stern“ gedreht gehabt. Auf „Systemspringer“ darf man deshalb gespannt sein. Auch weil der deutsche Shootingstar Albrecht Schuch („Gladbeck“, „Bad Banks“) mitspielt. Es geht um ein 9-jähriges Mädchen, das wegen seiner Energie von Familie zu Familie gereicht wird. Selbst ihre eigentliche Mutter hat Angst vor ihr.

Das vorherrschende Gefühl zu den neuen Wettbewerbstiteln ist aber eine allgemeine Enttäuschung. Kosslick hatte sich selbst als Lame Duck bezeichnet, dem durch das Ausscheiden als Festivaldirektor ein wenig die Macht beim Auswahlprozess fehlen würde. Das unterstreichen jetzt leider diese Filmtitel. 15 Filme sind es nun im Wettbewerb. Es bleibt noch ein bisschen Hoffnung, dass bei den allerletzten Ergänzungen – 20 Titel sind eigentlich immer der Richtwert – noch ein großes Highlight lauert.

„So Long, My Son“ | © Li Tienan / Dongchun
Agnès-Varda-Festspiele in Berlin
Das Aufgebot dürfte den Rekord für die meisten Regisseurinnen in einem Berlinale-Wettbewerb eingestellt haben. Ein Lichtblick ist der Name Agnès Varda. Die französische Regielegende wird spätestens seit ihrem Dokumentarfilm „Faces Places“ allgemeinhin wie eine Schutzheilige und als Cine-Maskottchen verehrt. Ihre neue Doku heißt „Varda by Agnès“ und läuft außer Konkurrenz. Eine weitere positive Facette der ergänzten Wettbewerbsfilme ist der hohe Anteil chinesischer Werke. Der Über-Cineast Cédric Succivalli schrieb ein paar Stunden vor der Pressemitteilung der Berlinale auf Twitter: „Die 69. Berlinale wird ein chinesisches Fest! Drei Filme im Wettbewerb: Wang Quan'an, Wang Xiaoshuai und Zhang Yimou plus neun weitere Filme im Panorama, der Generation und im Forum, einer davon ist Lou Ye.“

„Öndög“ | © Wang Quan’an
Zhang Yimous Neuer war noch nicht unter den Titeln zu finden. Vielleicht kommt der noch dazu. Aber die anderen beiden Regisseure stimmten. Wang Xiaoshuais „So Long, My Son“ und Wang Quan'ans „Öndög“ sind für die Cineasten Pflicht. China und Asien zu entdecken, erscheint eine gute Möglichkeit, die ganzen tollen verpassten Auteurs zu verkraften. Und liefe Lou Ye mit dem Agentenfilm „Saturday Fiction“ wirklich im Panorama, würde das Negative Space feiern. Gong Li spielt darin eine Schauspielerin im Shanghai der 1940er-Jahre, die für die Alliierten spioniert und die Angriffspläne auf Pearl Harbor in die Hände bekommt.

Wenn schon nicht der Hollywood-Glamour und die angesagten Auteurs kommen, dann soll es wenigstens die Option geben, vernachlässigte Filmländer und neue Regisseure in den Nebensektionen entdecken zu können. Schließlich hatte Negative Space mit „An Elephant Sitting Still“, „Red Cow“ und „Luz“ drei Berliner Entdeckungen aus den kleineren Reihen in der Jahres-Top-Ten. Der Gewinner des Goldenen Bären 2014, Yi’nan Diao („Black Coal, Thin Ice“), wird mit seinem neuen vielversprechenden Film „Wild Goose Lake“ dann wohl – wie schon zuvor Asghar Farhadi – nach Cannes abwandern.
Der Netflix-Film „Elisa & Marcela“
Ein wenig bizarr ist, dass die Berlinale Coixets spanischen Netflix-Film „Elisa & Marcela“ in den Wettbewerb eingeladen hat. Festivaldirektor Kosslick hatte das im Vorfeld eigentlich ausgeschlossen. Aber vielleicht hat der Film um das erste getraute lesbische Paar in der spanischen Geschichte auch eine reguläre Kinoauswertung, bevor er gestreamt wird. Negative Space freut sich jedenfalls ein bisschen auf den Film.

Auch der israelische Agentenfilm „The Operative“ von Yuval Adler und der neue Hans-Petter-Moland-Film „Out Stealing Horses“ sind gesetzt. Adler („Bethlehem“) schickt Diane Kruger als Mossad-Agentin in den Iran. Martin Freeman soll sie wieder zurückholen. „Who You Think I Am“ mit der Jurypräsidentin Juliette Binoche in der Special-Sektion um eine reife Frau, die sich auf Datingseiten als Zwanzigjährige ausgibt, sieht auch interessant aus. Eines der absoluten Highlights wird aber der schwedische Film „Die jungen Sünder“ mit Liv Ullman sein. Das Werk aus dem Jahr 1959 läuft als restaurierte Fassung in der Classics-Sektion.

Link: - Der Netflix-Fall „Elisa & Marcela“

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Samstag, 5. Januar 2019
So wünscht sich Negative Space den Berlinale-Wettbewerb 2019

Der US-Regisseur Jordan Peele bleibt dem Horror treu

Die heiße Phase für das wichtigste deutsche Filmfestival beginnt. Negative Space hat die Filme zusammengestellt, die einen ruhmreichen letzten Berlinale-Wettbewerb für Dieter Kosslick ausmachen könnten.

Schon in wenigen Tagen wird sich zeigen, wie attraktiv der diesjährige Berlinale-Wettbewerb ausfällt. Die Namen Akin, Ozon und Schanelec waren schon ein verheißungsvoller Anfang. Negative Space träumt ein bisschen davon, wie die idealen 13 Wettbewerbsergänzungen aussehen könnten. Klappt Malicks Babelsberg-Film? Kehrt Almodóvar wirklich an den Potsdamer Platz zurück? Hat Peele Lust auf die Berlinale? Was macht überhaupt Harmony Korine? Es liegen jedensfalls viele verheißungsvolle Kandidaten in der Luft. Zu gönnen wäre solch ein Auteur-Aufgebot dem abtretenden Berlinale-Direktor Dieter Kosslick allemal.

Traum-Wettbewerbsergänzungen:

RADEGUND (Terrence Malick)
THE BEACH BUM (Harmony Korine)
US (Jordan Peele)
PELIKANBLUT (Katrin Gebbe)
PAIN & GLORY (Pedro Almodóvar)
PERSONALIEN (Albert Serra)
EMA (Pablo Larraín)
BERGMAN ISLAND (Mia Hansen-Løve)
ABOUT ENDLESSNESS (Roy Andersson)
PROXIMA (Alice Winocour)
WHERE'D YOU GO BERNADETTE (Richard Linklater)
LITTLE JOE (Jessica Hausner)
BERLIN ALEXANDERPLATZ (Burhan Qurbani)

Sofort auch genommen: My Zoe (Julie Delpy), Wild Goose Lake (Yi’nan Diao), Roads (Sebastian Schipper), To the Ends of the Earth (Kiyoshi Kurosawa), Walking to Paris (Peter Greenaway), Les ennemis (André Téchiné), Synonymes (Nadav Lapid), Lara (Jan Ole Gerster), Frankie (Ira Sachs), Jojo Rabbit (Taika Waititi), Saturday Fiction (Lou Ye), Shirley (Josephine Decker), The Passenger (Corneliu Porumboiu), Böse Spiele (Ulrich Seidl)

Die sieben bereits bekannten Wettbewerbsfilme:

THE KINDNESS OF STRANGERS (Lone Scherfig)
DER BODEN UNTER DEN FÜSSEN (Marie Kreutzer)
DER GOLDENE HANDSCHUH (Fatih Akin)
BY THE GRACE OF GOD (François Ozon)
ICH WAR ZUHAUSE, ABER ... (Angela Schanelec)
A TALE OF THREE SISTERS (Emin Alper)
GHOST TOWN ANTHOLOGY (Denis Côté)

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Sonntag, 30. Dezember 2018
Spekulation um Coixets Netflix-Film „Elisa & Marcela“ auf der Berlinale
Ein wahrscheinlicher Kandidat für eine der Nebensektionen der Berlinale 2019 ist der spanische LGBT-Film „Elisa & Marcela“ von Isabel Coixet. Finanziert wurde er von Netflix.

Der spanische Verband der Filmemacherinnen und der audiovisuellen Medien (CIMA) hat sich am Sonntag über die sozialen Netzwerke gefreut, dass Isabel Coixets Film „Elisa & Marcela“ angeblich auf der Berlinale 2019 läuft. Finanziert wurde der Film vom amerikanischen Streaminganbieter Netflix. Wenn der neue Coixet also wirklich in Berlin laufen sollte, was angesichts der fruchtbaren Beziehung zwischen der spanischen Regisseurin und dem deutschen Festival nicht unwahrscheinlich ist, ist wiederum ausgeschlossen, dass er im Wettbewerb aufschlägt. Festival-Direktor Dieter Kosslick war da ganz klar, was ihm die Richtlinien der Berlinale vorschreiben. Kinofilme in der internationalen Konkurrenz müssen einen regulären Kinostart haben, bevor sie im Internet ausgewertet werden dürfen. Somit wäre „Elisa & Marcela“ eher etwas für die Nebensektion Special, wo Coixet bereits in diesem Jahr ihren Film „The Bookshop“ zeigte.

„Elisa y Marcela“ ist der dritte Spielfilm, den Netflix in Spanien produziert hat. Darin geht es um die erste homosexuelle Hochzeit, die jemals in Spanien registriert wurde. Elisa (Natalia de Molina) lernt Marcela (Greta Fernández) im Jahr 1885 bei der Arbeit in einer Schule kennen. Durch den gesellschaftlichen Druck dauert es bis 1901, dass sie sich in der Kirche trauen lassen. Das in schwarzweiß gefilmte Werk befand sich zehn Jahre in der Entwicklungsphase. „Elisa & Marcela ist ein Projekt, von dem ich sehr lange Zeit geträumt, es mir vorgestellt und entwickelt habe“, sagt Coixet. „Als ich die Geschichte der zwei Frauen entdeckt habe, welche nicht nur die Gesellschaft, sondern mutig und leidenschaftlich auch die Kirche und den Konventionalismus in dieser Zeit herausforderten, war das eine Geschichte, die ich erzählen wollte und musste.“

Coixet eröffnete 2015 mit dem Film „Nobody Wants the Night“ das Berliner Festival. Auch ihre Filme „Mein Leben ohne mich“ und „Elegy oder die Kunst zu lieben“ liefen im Wettbewerb am Potsdamer Platz. Die Berlinale 2019 findet vom 7. bis 17. Februar statt. Eröffnet wird Kosslicks letztes Fest von Lone Scherfigs Wintermärchen „The Kindness of Strangers“. Unter den Highlights des Wettbewerbs befinden sich schon Fatih Akins Serienmörder-Portrait „Der Goldene Handschuh“ und François Ozons Vatikan-Abrechnung „By the Grace of God“.

Link: - Netflix

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Montag, 24. Dezember 2018
Carlo Chatrians Lieblingsfilme 2018

Der chinesische Berlinale-Geheimtipp

Welche Spielfilme gefielen in diesem Jahr dem kommenden Berlinale-Leiter Carlo Chatrian am besten?

Zwei der Werke, die der kommende künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, als seine Lieblingsfilme 2018 ausgewählt hat, stammen aus seinem letzten Locarno-Programm: Bruno Dumonts urkomische und surreale Arte-Serie „Quak Quak und die Nichtmenschen“ passt längentechnisch sehr gut zum über 13-stündigen Filmprojekt „La Flor“. Das argentinische Werk besteht aus sechs Teilen, die jeweils ein anderes Genre mit den selben Protagonisten darstellen. Zwei Regisseurinnen hat Chatrian bei seinen Lieblingsfilmen ausgewählt: Debra Granik mit „Leave No Trace“ und Alice Rohrwacher mit „Happy as Lazzaro“.

Chatrians Affinität zum asiatischen Kino drückt sich zum Beispiel über die exzellente Wahl von „An Elephant Sitting Still“ aus. Der fast vierstündige Debütfilm über verlorene Seelen in China war eine echte Sensation auf der Berlinale, wenn das denn überhaupt in diesem Rahmen möglich ist. Und die chinesische Anlehnung an Eugene O’Neills Bühnenstück „Long Day's Journey into Night“ von Bi Gan zeugt offensichtlich auch von Geschmack. Chatrian hatte seine Lieblingsfilme des Jahres dem britischen Filmmagazin Sight & Sound verraten.

* Quak Quak und die Nichtmenschen (Bruno Dumont)
* Leave No Trace (Debra Granik)
* Happy As Lazzaro (Alice Rohrwacher)
* La Flor (Mariano Llinás)
* The Image Book (Jean-Luc Godard)
* An Elephant Sitting Still (Hu Bo)
* Long Day's Journey into Night (Bi Gan)

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Woche der Kritik bringt „Das Melancholische Mädchen“ nach Berlin


Der deutsche Film „Das Melancholische Mädchen“ könnte eine Reise in die Woche der Kritik wert sein, die während der Berlinale stattfindet. Auch Albert Serra wurde eingeladen.

Die 5. Woche der Kritik zeigt den deutschen Film "Das Melancholische Mädchen" von Susanne Heinrich. Die Berlinale-Gegenveranstaltung, die inzwischen auch vom Hauptstadtkulturfonds gefördert wird, spielt den Film nach seiner Weltpremiere beim Max-Ophüls-Preis im Januar nach. In dem 80-minütigen Werk begibt sich das titelgebende Melancholische Mädchen (Marie Rathscheck) auf die Suche nach einem Schlafplatz in der Großstadt. Bei ihrer Reise trifft sie laut des Max-Ophüls-Festivals zum Beispiel auf junge Mütter, die ihre Mutterschaft als religiöses Erweckungserlebnis feiern. Für die Woche der Kritik arbeitet sich der Film an „strukturellen Depressionen“ ab.

Zum einen klingt das nach einem interessanten Konzept und erinnert inhaltlich an den Diskurs-Film „Der lange Sommer der Theorie“ sowie optisch ansatzweise an frühere Ulrike-Ottinger-Spielfilme. Das könnte wirklich keine so schlechte Kombination sein. Wobei es witzig würde, wenn der Max-Ophüls-Preis „Das Melancholische Mädchen“ zum Gewinner küren und somit der Film auch automatisch in der Perspektive Deutsches Kino der Berlinale am letzten Tag laufen würde. Schließlich hatte der künstlerische Leiter der Woche der Kritik, Frédéric Jaeger, diese Sektion als „Ghetto“ für den deutschen Film gebrandmarkt.
Mittellanger Albert-Serra-Film
Zum anderen braucht es immer gute Gründe, die Woche der Kritik in den Hakeschen Höfen vom 7. bis 14. Februar während der Berlinale zu besuchen. Der Ort ist immer etwas ab vom Schuss, und terminlich sind die Filme immer schwierig mit dem Berlinale-Programm unter einen Hut zu bekommen. Ein weiterer Grund für die Hakeschen Höfe wäre von daher der 61-minütige Albert-Serra-Film „Roi Soleil“, der seine Weltpremiere im September auf dem Moskauer Filmfestival gefeiert hat.

Die Woche der Kritik beschreibt den Film wie folgt: „Nach Jean-Pierre Léaud spielt in der Quasi-Fortsetzung von The Death of Louis XIV Serras Stammdarsteller Lluís Serrat den sterbenden Monarchen, der sich diesmal ganz abstrakt in rotem Licht windet. An der Grenze zur Videokunst verändert Serra das Sterben hin zum entleerten Ritual und radikalisiert sein eigenes Werk weiter.“ Der IMDb-Punkteschnitt ist unterdurchschnittlich. Es gibt fast kein Kritiker-Feedback. Aber es ist eben Serra, der 2013 das Meisterwerk „Story of My Death“ gedreht hat. Am Anfang des Jahres hatte er noch das Stück „Liberté“ auf die Berliner Volksbühne mit Helmut Berger und Ingrid Caven gebracht.

Weitere Werke im Angebot der Woche der Kritik sind 2019: Der 29-minütige Kurzfilm „Pretty Girls Don’t Lie“ von Jovana Reisinger, der an die frühen Münchner Jahre von Klaus Lemke und Eckhart Schmidt erinnern soll, „Gulyabani“ von Gürcan Keltek, „The Ambassador’s Wife“ von Theresa Traoré Dahlberg und der sehr schöne „Sophia Antipolis“ von Virgil Vernier. Weitere Erläuterungen kann man sich hier durchlesen.

Link: - „Sophia Antipolis“-Kritik

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