Freitag, 30. Dezember 2011
Meine Top Ten 2011

© Warp X
01. KILL LIST - Ben Wheatley
02. A BOY & HIS SAMURAI - Yoshihiro Nakamura
03. PINA - Wim Wenders
04. ATTENBERG - Athina Rachel Tsangari
05. SNOWTOWN - Justin Kurzel
06. OUR GRAND DESPAIR - Seyfi Teoman
07. SECUESTRADOS - Miguel Àngel Vagas
08. BELLFLOWER - Evan Glodell
09. HOTEL LUX - Leander Haußmann
10. KLOVN: THE MOVIE - Mikkel Nørgaard

Runners-Up: Wu Xia, Hollywood Fling, Julia's Eyes, Midnight in Paris, Saint + Lieblingsdoku: German Grusel + Lieblings-TV: NBA Finals 2011 + Lieblingsbuch: Karte und Gebiet + Lieblingshörbuch: Heinz Strunk in Afrika + Lieblingskritiker: Karsten Witte (Schriften zum Kino) + Spiel: Internazionale Milano Vs. FC Schalke 04 (2:5, 05.04.2011) + R.I.P.: Michael Althen + Epic Fail: Tod von kino.de + Entdeckungen: Werner Hochbaum, Peter Pewas & Weimarer Tonfilmkomödien + Comeback: Blossom & Wesley Crusher

Links: - Langfassung, - 2010, - 2009

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HOTEL LUX sticht ja nun doch ein wenig heraus. Vielleicht eins, zwei Worte zu dieser Wahl?

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Du meinst, weil er zusammen mit "Pina" das einzige Filmland repräsentiert, das so doppelt vertreten ist? ;) Nein, ich habe eine echte Schwäche für Filme von Leander Haußmann. Ich mag seine Ideen und dass er immer ein bisschen mehr wagt als der Rest. "Sonnenallee" ist ok, aber ich meine vor allem "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken". Benno Fürmann als Tex Avery-Wolf - köstlich. Und selbst der doch mehr oder weniger misslungene "Robert Zimmermann" hat die ernst gemeinte Milf-Storyline und die Musik von Element of Crime. Komödienmachen in Deutschland ist ein Knochenjob. Und Haußmann ist meiner Meinung nach einer der ganz wenigen, der es wirklich beherrscht. "Hotel Lux" wiederum ist ein absolut größenwahnsinniges Projekt, was mich von vorneherein dafür eingenommen hat. Hast du den Trailer im Kino gesehen? Wirklich beinahe niemand wird verstanden haben, dass das Werbung für einen Film war. Aber wenn man sich darauf einlässt, dem Szenario eine echte Chance gibt, dann ist das Ganze schwer unterhaltsam. Einer dieser deutschen Post-Inglourious Basterds-Filme, die man sich früher nicht getraut hätte (wie "Jud Süß - Film ohne Gewissen"; selbst in so etwas wie "Rubbeldiekatz" findet man es wieder). Die Figuren, die Genreverquickungen, die Handlungsentwicklungen, das freie Spiel mit Geschichte und Filmgeschichte. Der Film trieft ja geradezu vor Filmgeschichte. Die Prämisse ist überdeutlich bei "Sein oder Nichtsein" entliehen - und dabei nicht abzukacken, nötigt mir großen Respekt ab. Und dann erinnerte mich "Hotel Lux" auch extrem an die frühen Weimarer Tonfilmkomödien, als sich Billy Wilder noch mit "ie" schrieb und zusammen mit Walter Reisch die Berliner Filmszene aufmischte. "Hotel Lux" atmet ganz viel von diesem herrlich anarchischen, selbstbewussten Wir-machen-dieses-Hollywood-Ding-bei-uns-in-Berlin-nur-besser-Geist, der etwa auch "Ein blonder Traum" so unwiederstehlich macht. Und dann mag ich die Schauspieler (der "Salzprinz" als blutrünstige Sowjetscherge), die großen cineastischen Gesten, den Umgang mit Geschichte (das ist potenziell der erste Spielfilm, der mich intensivere Nachforschungen zum Stalinismus anstellen ließ) oder auch einfach die Arbeit mit wirklich grandiosen Action-Set Pieces. Es klappt vielleicht nicht alles, aber, verdammt, für mich gab es sehr viel daran zu lieben.

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Verblüffend, dass die ANONYMEN ROMANTIKER gänzlich fehlen. Vor ein paar Monaten noch unversehens auf den Spitzenplatz gehievt, nun wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen? Oder erübrigte sich durch den kurzzeitigen Nummer-1-Platz eine finale Erwähnung? Nach kürzlichem Nachholen könnte ich es so oder so verstehen. Charmant ist der ja durchaus, aber verharrt imho dann leider doch zu sehr in der RomCom-Schablone, um nicht mit etwas Abstand förmlich zwischen den Fingern zu zerrinnen. Btw: auch THE WOMAN und LOVE IN A PUFF sind ja völlig rausgesegelt, ähnliches Phänomen? Etwas überrascht hat mich jetzt auch KILL LIST ganz oben, bei aller anklingenden Begeisterung beim FFF hätte ich damit doch nicht gerechnet, oder hat er durch eine Zweitsichtung nochmal einen Schub bekommen? Ein bisschen ärgert's mich, dass ich durch mein weitgehend ins Wasser gefallenes Nachholprogramm BELLFLOWER und JULIA'S EYES nicht mehr geschafft habe. Von WU XIA auch nur die erste Viertelstunde gesehen, die mich noch nicht recht überzeugt hat. Muss aber angesichts der vielen Fürsprecher noch irgendwann komplett geguckt werden. Schien mir so auf den ersten Blick aber inszenatorisch GALLANTS nicht das Wasser reichen zu können (sehen manche vermutlich umgekehrt) - hast du den eigentlich mal nachgeholt?

PS: Übersehe ich was, oder gibt es bei dir tatsächlich keine Archiv-Kategorie, über die man zu bestimmten Monaten springen kann? Das reine Zurückblättern über die Hauptseite ist dahingehend ja schon arg unkomfortabel, und alles ist halt in den zahlreichen Seitenleisten-Kategorien auch nicht verlinkt. :)

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Das hat wohl mit der seltenen Eigentümlichkeit zu tun, dass sich bei mir in Listen auch immer wieder die aktuellen Stimmungen und Befindlichkeiten spiegeln. Bei "Die anonymen Romantiker" war schon vor ein paar Monaten die Überlegung, dass, wenn ich ihn in die Top Ten reinnehme, er auch gleich auf Platz eins landen müsste, weil es sonst doch irgendwie sinn- und witzlos wäre. Schließlich ist das eher ein Film, der für den Moment glücklich macht. Ähnliches gilt für "Love in a Puff". Bei "The Woman" lag der Fall etwas anders: Einfach zu viel Gewalt in der Top Ten. "Kill List", "Snowtown" und "Secuestrados" reichten, weil es auch die spannenderen Filme sind. Nope, "Kill List" nicht wiedergesehen, wie ich überhaupt keinen Film der Catch-22-Liste ein zweites Mal gesehen habe. Das fängt dann erst ab "Hanna" und "Bedevilled" an. Und die erste Viertelstunde "The Innkeepers" musste noch mal sein, um sicher zu gehen. Wobei ich da letztlich sogar behaupten würde, dass mein Text vom FFF damals den Bärenanteil für die doch ordentliche Platzierung in meiner Liste ausmachte. Und wo wir bei ersten Viertelstunden sind: Diese ist garantiert nicht die Stärke von "Wu Xia". Alles Exposition. Es gibt eine Wendung, die den ersten Schub bringt. Und eigentlich ist es das Schlussdrittel, das aus einem guten, einen überragenden Martial Arts-Film macht. "Gallants" nicht gesehen. Gab auch keine asiatische Phase mehr, in der er hätte vorkommen können. Und was? Du hast nicht alle wichtigen Filme 2011 geschafft? Das kratzt am Rang des Komplettisten! Aber wenn die Liste erst im März online geht, bleibt ja noch etwas Zeit. ;)

In den Seitenleisten ist eigentlich alles Lesenswerte verlinkt, was nicht schon anachronistisch geworden ist. Ansonsten gibt es die Topics links oben, über die ich immer ganz schnell finde, was ich suche. Probier's halt mal!

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Klar, Listen sind letztlich immer vor allem eine Momentaufnahme. Dennoch sicher auch mit bestimmten Konstanten und nicht nach Tageslaune völlig austauschbar, weshalb mich schon verblüfft, dass du mal eben zwischen Spitzenplatz und „gar nicht drin“ jonglierst. Da setze ich an der Spitze doch eher auf gewachsene, gefestigte Lieblinge, die mir sehr nachhaltig etwas gegeben haben und die berechtigte Vermutung besteht, dass sie mir auch mittelfristig noch ähnlich viel bedeuten. Liste ist ja nun doch nicht erst im März online gegangen ;), und ihr Gesamtumfang wohl Hinweis genug, warum es etwas länger gedauert hat, ohne dass deshalb wirklich noch irgendwie Nachholzeit gewonnen gewesen wäre. WU XIA ist jedenfalls für eine spätere Nachholrunde eingeplant, gut möglich, dass die FFF-Nights knapp vor (wohl Synchro-)Kinostart doch noch eine OmU-Kinogelegenheit möglich machen, wobei ich da vorrangig natürlich auf ganz andere Most-Wanteds spekuliere (allen voran immer noch THE RAID mit Original-Soundtrack). Und Komplettist sein zu wollen macht mit den ganzen Listen-Problemen, die man dann bekommt, auch nicht immer nur Spaß. Meine verschiedenen Einzellisten gefallen mir fürs erste besser als die letztjährige Lösung, vielleicht gehe ich zukünftig noch stärker in die Richtung, die Ausbeute einfach zu segmentieren, die deutsche Extraliste wäre dahingehend schon ein Anfang. Oder ganz einfach wieder drastisch weniger gucken und am Ende lediglich eine karge Top-5 präsentieren. Aber egal ob Sight&Sound oder Negativ-Film, irgendwie bleibt sowas eine etwas triste, wenig Lust und Stöbermotivation verbreitende Lösung, finde ich.

Das mit den Topics klingt nach einem guten Tipp, hatte ich bisher irgendwie glatt übersehen – danke!

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Deiner Verblüffung ist ja jetzt genug Ausdruck verliehen! ;) Nein, es gab früher Zeiten, da habe ich jeden Monat meine Top-Liste neugeschrieben. Und wenn man sich so sehr mit solch einem kindischen Vorgang beschäftigt, sucht man einfach mit der Zeit nach Abwechslung. Da tun Filme gut, die für den Moment perfekt nach oben passen, weil sie auch meistens mit einschneidenden persönlichen Erlebnissen zu tun haben. Wenn wir jetzt ganz weit in meiner persönlichen Vita zurückgehen wollten, wäre da auch etwa ein Film wie "Die Tiefseetaucher" zu nennen. Das wiederum ist auch sehr gut für so genannte "alte" Lieblinge, die man schon ein paar Monate mit sich herumschleppt und bei denen es eigentlich unfair ist, sie mit gerade frisch gesehenen Lieblingsfilmen zu vergleichen. "Pina" und "Attenberg" konnte ich zum Beispiel erst jetzt wieder richtig nach oben setzen, weil ich durch die Listenbewegungen davor neue Anreize geschaffen hatte. Und es wäre ein Leichtes, jetzt eine neue Jahresliste zu schreiben, in der der durch schreckliche Fassungen zu lange be- und verhinderte "Nader & Simin" gewiss eine bedeutende Rolle spielen würde. Der Film gärt richtig in mir. Ich werde ihm für die Oscars die Daumen drücken (mindestens zwei Goldjungen sind drin!). Aber irgendwie finde ich es auch wieder gut, dass es der Film nicht mehr reingeschafft hat, da so Platz für anderes war. Ähnlich wie beim umfeierten "Uncle Boonmee" im letzten Jahr bin ich nicht besonders traurig, ihn nicht in der Top-10 zu haben, weil der Status schon lange zementiert war. Das ist ein bisschen so, als würde man auf die Frage nach seinem Lieblingsfußballer mit Messi antworten. Selbst wenn ich "Melancholia" oder "Tree of Life" aufregender gefunden hätte, wäre in der Abwägung am Ende des Jahres sicherlich ein Thema gewesen, dass das bereits totgefeierte (Quasi-)Palmen-Gewinner sind. Und selbst in der lustvollen Listenschlacht meiner Nachholphase, wo es ja darum ging, Neues zu entdecken und zu würdigen, gab es in der Gesamtheit ausreichend Konstanten, um nicht von reiner Willkür zu reden.

P.S. Zu "The Raid" müsste man mich aktuell prügeln. Und klar, das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man bei solchen Komplettheitsansprüchen ein furchtbar Getriebener ist, was sich schon allein regelmäßig an deinen Antwortszeiten ablesen lässt. Ich würde wetten, dass wenn man dich nach solch einem Aufwand dazu zwingen würde, nur eine unkommentierte Top-5 veröffentlichen zu dürfen und sonst gar nichts, dass du vor Filmerfahrungen und Mitteilungsdrang schlicht platzen müsstest. :)

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Wenn man recht häufig die Liste neu schreibt und immer schon eine Version in der Schublade hat, ist natürlich verständlich, dass sich manche Titel abnutzen und frischer Wind gebraucht wird, um das Listenmachen nicht in öder Redundanz erstarren zu lassen. Mir ging's ja selbst kürzlich bei meiner Entdeckungsliste 2011 so, dass es einen ganzen Schwung Überschneidungen zur ein paar Tage vorher geposteten DÖS-Liste gegeben hätte, so dass ich ein paar davon einfach gestrichen oder durch andere ähnlich geschätzte und neu entdeckte Filme der gleichen Regisseure ersetzt habe, weil mir die Doppelungen in der Summe sonst witzlos vorgekommen wären. Bei der Jahresliste ist es wiederum aber so, dass ich die eigentlich erst am "Tag der Abrechnung" wirklich erstelle und auch keine früheren Versionen rumliegen habe. Vorher schweben natürlich schon bestimmte Kandidaten im Kopf rum, aber eine genaue Übersicht und Struktur verschaffe ich mir bewusst erst am Ende, um eben jene Abnutzung zu vermeiden, die sich eben fast zwangsläufig einstellt, wenn man schon zu lange immer wieder mit den Titeln jongliert. Okay, durch Festivalberichte und anfänglich Quartalslisten hatte ich zumindest in kleinerem Bezugsrahmen vorab schon einzelne Listen gemacht, aber das ging durch den engen Fokus gerade noch. Wobei THE RESIDENTS z.B. dann schon ein Fall war, den ich übers Jahr in mehreren Listen, Beiträgen und Bildern prominent platziert hatte, so dass ich ihn am Jahresende, wo zwischen ähnlich geschätzten Filmen dann die Nuancen entscheiden, beruhigt knapp aus der engsten Catch-22 rauslassen konnte. Aber gerade Alternativ- und Zusatzlisten sind schon verlockend, sogar die gehassliebte Starttermin-beschränkte kino.ED-Liste hatte da ihren Reiz, wenn man eben plötzlich einen PIRANHA 3D in der Liste platzieren konnte, was Spaß macht und sich richtig anfühlt, auch wenn er auf der "absoluten" Liste bei aller Wertschätzung dann doch eindeutig keinen so hohen Platz erreicht hätte. Die HK-Liste gefällt mir in diesem Sinne auch sehr, weil dann auch mal so reizvolle Filme wie THE INVADER oder FAUST besonders betont werden und zu ihrem Recht kommen, die sonst etwas unterzugehen drohen. Vielleicht wären mehrere Listen mit unterschiedlichem Fokus tatsächlich die wahre Lösung, Stoff wäre zumindest diesmal mehr als genug da. Als Versuch gehen die Quartalslisten plus Kurzfilme plus Überraschungen plus Zwiespältiges in diese Richtung, auch wenn das zeitgleiche Erscheinen da dem einzelnen Segment wieder Aufmerksamkeit nimmt (nicht umsonst hast du dich ja nur auf die Kurzfassung gestürzt). Es bleibt ein Experimentieren und Ausprobieren, sonst würde es wohl nicht so viel Spaß machen und wir könnten uns hier nicht ewig in nerdigen Meta-Abwägungen ergehen... ;)

PS: Hehe, da mag was dran sein. Wobei ich es schon schaffe, mich zu beschränken, wenn es denn unbedingt sein muss, wie du demnächst an anderer Stelle sehen wirst. Was auch durchaus eine interessante Erfahrung ist. Aber austoben macht (zumindest mir) halt letztlich mehr Spaß. :)

PPS: Riesiger Fan von NADER UND SIMIN bin ich zwar nicht unbedingt, eine schöne positive Überraschung und unvermutet packend war's dennoch, gerade auch in der Steigerung zum doch manchmal etwas in Soap-Terrain gleitenden ABOUT ELLY. Bin ja mal gespannt, was du zu dem sagst.

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Deine "wahre Lösung" hat mich zu einem spontanen Aufdecken eines weiteren, elementaren Teils meiner Liste inspiriert. Falls das nicht die Aufmerksamkeitsspanne zu sehr ausreizt! Mir hat überraschenderweise die Flop-Top Ten am meisten Spaß gemacht:

Horror:

01. KILL LIST – Ben Wheatley
02. SECUESTRADOS – Miguel Àngel Vagas
03. SAINT – Dick Maas
04. LOS OJOS DE JULIA – Guillem Morales
05. THE WOMAN – Lucky McKee
06. SENNENTUNTSCHI – Michael Steiner
07. THE INNKEEPERS – Ti West
08. TROLLJEGEREN - André Øvredal
09. SIMON WERNER A DISPARU – Fabrice Gobert
10. HEADHUNTERS – Morten Tyldum

Komödie:

01. KLOVN: THE MOVIE – Mikkel Nørgaard
02. LES ÉMOTIFS ANONYMES – Jean-Pierre Améris
03. LES PETITS MOUCHOIRS – Guillaume Canet

Hollywood:

01. MIDNIGHT IN PARIS – Woody Allen
02. HANNA – Joe Wright
03. THOR – Kenneth Branagh
04. THE TREE OF LIFE – Terrence Malick
05. HOW DO YOU KNOW – James L. Brooks
06. RISE OF THE PLANET OF THE APES – Rupert Wyatt
07. HALL PASS – Bobby & Peter Farrelly
08. BRIDESMAIDS – Paul Feig
09. GREEN LANTERN – Martin Campbell
10. RANGO – Gore Verbinski

US-Indie:

01. BELLFLOWER – Evan Glodell
02. TERRI – Azazel Jacobs
03. MARTHA MARCY MAY MARLENE – Sean Durkin

Arthouse:

01. ATTENBERG – Athina Rachel Tsangari
02. OUR GRAND DESPAIR – Seyfi Teoman
03. WOMB – Benedek Fliegauf
04. THE ILLUSIONIST – Sylvain Chomet
05. BULLHEAD – Michael R. Roskam
06. WE NEED TO TALK ABOUT KEVIN – Lynne Ramsay
07. CODE BLUE – Urszula Antoniak
08. THE KID WITH A BIKE – Jean-Pierre & Luc Dardenne

Heimat:

01. HOTEL LUX – Leander Haußmann
02. HOLLYWOOD FLING – Eckhart Schmidt
03. URBAN EXPLORER – Andy Fetscher
04. DREILEBEN – Petzold, Graf & Hochhäusler
05. HELL – Tim Fehlbaum
06. ALMANYA – Yasemin Samdereli
07. SNOWMAN’S LAND – Tomasz Thomson

Asien:

01. NADER & SIMIN – Asghar Farhadi
02. A BOY AND HIS SAMURAI – Yoshihiro Nakamura
03. WU XIA – Peter Chan
04. LOVE IN A PUFF – Pang Ho-Cheung
05. CONFESSIONS – Tetsuya Nakashima
06. BEDEVILLED – Chul-soo Jang
07. HAUNTERS – Min-suk Kim
08. NAOKOS LÄCHELN – Anh Hung Tran
09. THE YELLOW SEA – Hong-jin Na
10. REVENGE: A LOVE STORY – Ching-Po Wong

Ozeanien:

01. SNOWTOWN – Justin Kurzel
02. SLEEPING BEAUTY – Julia Leigh

Doku:

01. PINA – Wim Wenders
02. GERMAN GRUSEL – Oliver Schwehm
03. SENNA – Asif Kapadia

Flop:

01. The Devil's Double 02. I Spit On Your Grave 03. Mam from Nowhere 04. Glückliche Fügung 05. New Kids Turbo 06. Let Me In 07. Shadow - In der Gewalt des Bösen 08. Shaolin 09. Road to Nowhere 10. Primal

Runners-Up: Harry Potter 8, Dschungelkind, Submarine, Rubber, Cave of Forgotten Dreams, Human Centipede II, Inbetweeners Movie

Verpasst:

The Skin I Live In, Im Alter von Ellen, Mission: Impossible 4, Das rote Zimmer, Schlafkrankheit, Was du nicht siehst, Unter dir die Stadt, Die Abenteuer von Tim und Struppi, Die drei Musketiere, Brownian Movement

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Sehr gern gelesen! Und keine Sorge, da braucht's schon mehr um die Aufmerksamkeitsspanne überzustrapazieren. ;) Gerade durch die Kategorien liest es sich sehr gut und abwechslungsreich. Auffällige Differenzen bei den Sparten "Heimat" und "Asiaten", die zwar wohl bei uns beiden durchaus Schwerpunkte darstellen, aber dann doch jeweils auffällig anders besetzt sind. Bei einem HELL oder ALMANYA mag ich einfach nicht an eine Listenwürdigkeit glauben, wenn das die Alternativen sind, lasse ich mir bei meiner deutschen Auswahl gern den Vorwurf mangelnder Zuschauerträchtigkeit gefallen. :) Und die Flopliste machte mir auch als Leser besonders Spaß. Hier und da zustimmendes Nicken, aber gerade bei ROAD TO NOWHERE und RUBBER (der klang auf dem Papier höchst problematisch, deshalb eine umso schönere Überraschung, wie souverän und toll gespielt er dann seiner postmodernen Stillstand-Falle auszuweichen versteht) entschieden Einspruch. Und Herzogs CAVE hast du vermutlich nicht in 3D gesehen? Auch ohne großer 3D-Fan zu sein: in diesem Fall ist es so essentiell für den ganzen Witz an der Sache, dass man ihn sich in 2D wohl wirklich schenken kann. Als 3D-Film aber imho einer der stärksten und originellsten Vertreter der neuen Schwemme. Bei HUMAN CENTIPEDE 2 habe ich mich entschieden, auf eine ungekürzte Fassung zu warten (gereizt er mich letztlich schon), weiß aber nicht, ob die jetzt überhaupt mal irgendwann noch erscheint?!

Und lasse mich von deiner Ausweitung jetzt einfach mal spontan inspirieren, selbst die Beschränkung zu suchen und der kino.ED-Tradition Tribut zu zollen, was in der Beschränkung auf reguläre deutsche 2011er Kino-, DVD- und TV-Starttermine einige ältere Favoriten wieder hervor spült:

1. Film Socialisme
2. Hollywood Fling
3. Cassandras Warnung
4. Das rote Zimmer
5. Le premier venu
6. To Die Like a Man
7. Brownian Movement
8. Arrietty – Die wundersame Welt der Borger
9. Whores' Glory
10. The Hole 3D

Runners-Up: Komm mir nicht nach, The Life and Death of a Porno Gang, Le Havre, Bridesmaids, Hanna, Cold Fish, My Soul to Take, Schlafkrankheit, The Woman, Die Höhle der vergessenen Träume 3D, A Dangerous Method, Der Name der Leute.

Anmerkung: Leider klappt es auch auf diese Weise nicht, das alte Schwabinger Trio Lemke, Thome und Schmidt in einer aktuellen Liste wiederzuvereinigen, weil der Lemke halt bisher nur auf Festivals lief, aber nachdem zumindest Thome und Lemke ja bereits neue Filme fertig haben, braucht nur noch Schmidt nachzuziehen, dann klappt es bei vergleichbar tollem Ergebnis vielleicht 2012 mit allen dreien in einer Liste... :o)

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Bei "Hell" und "Almanya" würde ich wieder meine alte Müssen-Filme-immer-perfekt-sein-Argumentationslinie entstauben. Du hast aber schon in soweit Recht, dass ich insgesamt einfach zu wenige listenwürdige deutsche Filme im letzten Jahr gesehen habe - der Mainstream enttäuschte. Für den interessanteren Arthouse fehlten Zeit, Motivation und geeignete Kinopartner. Vor einiger Zeit "What a Man" mit dem Schweighöfer nachgeholt. Auch ganz übler Rotz, den man nicht einmal mehr 'Film' schimpfen dürfte. Da schlummert kein neues Regietalent. Dafür ist der Musketiere-Film der Constantin wirklich gar nicht schlecht geworden. Aber ich habe sowieso eine Schwäche für den Dumas-Stoff.

Einspruch zur Kenntnis genommen, aber "Rubber" fängt nur toll an, reißt jedoch alles mit den verfilmten Metaebenen ein. Ungefähr so lustig wie sich gegenübergestellte Spiegel. Aber was schreibe ich da: Die Erinnerung ist sowieso schon so schwach, dass das die letzten Bruchstücke meines damaligen Zorns waren. Herzog in gähnendem 2D, ja. Und sorry, aber beim Centipede bringt auch das Warten nichts - der wird nicht besser.

Schön schlanke Liste. Da sehe ich zumindest dich dann viel deutlicher als in dem Listendschungel drüben. Den Thome habe ich jetzt übrigens auch nachgeholt. Hätte es nicht in meine Liste geschafft, aber schon sehr interessant. Ich würde sagen, der rolandrebereskeste Thome, den ich bisher gesehen habe. Und bei der Fetischisierung der vorteilhaftesten Frauenpartien könnte der ominöse "Death Proof"-Regisseur noch mal bei Thome in die Schule gehen. "Arrietty" schaue ich demnächst irgendwann mit meiner kleinen Nichte. Da habt ihr Hyper ganze Arbeit geleistet. ;)

P.S. Schick doch bitte bei Gelegenheit noch mal deine letzte E-Mail an mich. Denn die ist durch Outlook und einen kaputten Computer vorübergehend (?) verschollen.

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Den Musketiere-Film hätte ich auch ganz gerne gesehen, ähnlich wie den letzten RESIDENT EVIL (und eigentlich auch den letzten FINAL DESTINATION, auch wenn das wieder eine andere Baustelle ist), aber dann halt in solchen Fällen letztlich doch gern in 3D, leider jedoch verpasst. Und ich finde, RUBBER ist so gut gemacht und gespielt, dass er mit seinem Balanceakt davon kommt. Weniger super witzig, als vielmehr von einer faszinierenden Neben-der-Spur-Seltsamkeit. Sein neuer WRONG ist allerdings nochmal besser, und seinerseits tatsächlich sehr spaßig – kann mir eigentlich kaum vorstellen, dieses Jahr noch eine bessere Komödie zu sehen zu kriegen. Und diesmal gibt's zwar auch reichlich Figuren-und-Plot-Motivationen-Hinterfragungen, aber zumindest keine im-Film-den-Film-selbst-als-Film-im-Film-sehenden-Zuschauer... ;)

Interessant, mit Roland Reber (wobei ich nur die ENGEL kenne) hätte ich den Thome eigentlich nicht in Verbindung gebracht. Ahne ungefähr, was du meinst, es gibt da zudem sicher auch Parallelen, was den Blick auf und den Umgang mit Frauen bei beiden angeht. Aber die Filme funktionieren für mich dann doch ganz anders: Was ich bei Reber eher anstrengend und angestrengt (sich manchmal auch sich selbst im Weg stehend) finde, geht Thome spielend leicht von der Hand.

Dann lass bei Gelegenheit mal hören, wie es dir und auch der kleinen Nichte mit ARRIETTY ging. Mail habe ich gerade nochmal geschickt. Hat offenbar wenigstens einen Vorteil, wenn man kein Outlook nutzt, dafür muss man sich gelegentlich mit zickigem Mailserver und im Editor bzw. beim Absenden verloren gehenden Mails rumschlagen...

PS: Nachdem er jetzt sogar einen vergleichsweise erstaunlich großen Kinostart spendiert bekommt, sei natürlich unbedingt auf das letztjährige Berlinale-Sleaze-Highlight VIVA RIVA! hingewiesen! Scheint mir in deinen Wanted-Listen immer ein wenig untergegangen zu sein, sollte aber eigentlich deine Baustelle sein. Lemkes BERLIN FÜR HELDEN hingegen wurde nun ja leider um fünf Wochen verschoben...

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Mir scheint, dass dich der European Film Market doch länger in Beschlag genommen hat, als es dein erster und bisher einziger Berlinale-Schnellschuss drüben andeutete. Das lässt für den kompletten Bericht im Sommer hoffen! Bob Koehler lobte "Wrong" ja auch ausdrücklich in Sundance als Innovation, wobei mich das eher von diesem Jahrgang abschreckte als anturnte. Übrigens wäre das wieder so ein Fall wie bei "The Raid", wenn du von der potenziell besten Komödie des Jahres sprichst, weil du dich doch mal - wenn mich meine Erinnerung nicht trügt - höchst selbst als Komödien-Verächter bezeichnet hast. Jedenfalls nicht dein bevorzugtes Genre. Aber auch das kann sich über die Jahre geändert haben. ;)

Es ist vor allem der Moment, wenn die Figuren über ihre Taten zu sprechen beginnen, was eigentlich immer in Banalitäten und Pseudo-Blabla endet. Da verliert mich regelmäßig Reber - und da hat mich auch Thome bei "Das rote Zimmer" ein bisschen verloren. Ein schmaler Grat. Bei Reber ist es natürlich um ein Vielfaches mehr ausgeprägt.

Danke fürs nochmalige Schicken!

Zum PS: Tja, "Viva Riva" hat da bisher wirklich keine bedeutende Rolle gespielt, wobei auch die letzte Most-Wanted-Liste lange her ist, aber der ist natürlich vorgemerkt. Und ja, schade um Lemke.

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Nee, WRONG war neben SEXUAL CHRONICLES leider der einzige weitere EFM-Ausflug (aus einem geplanten dritten Abstecher mit Pascal Laugiers TALL MAN wurde leider nichts, und diese Ticketbettelei macht man dann letztlich auch nur für echte most-wanteds mit), aber das waren dafür auch wirklich zwei der erfrischendsten und schönsten Filme, die ich in Berlin gesehen habe - wohl auch, weil sie nochmal in eine andere Richtung als der größte Teil des regulären Berlinale-Programms gingen. Und ich hoffe ja, dass es mit dem Rückblick noch im Frühjahr was wird ;), aber das fatale ist einfach, wenn man nach der Berlinale noch zwei Tage in Berlin dran hängt, dann bereits mit einer kleinen Distanz zum Festival nachhause zurück kehrt, während die meisten schon drei, vier Tage vorher ihr Fazit geschrieben haben. Da falle ich jetzt schon seit Jahren regelmäßig in ein Motivationsloch, und die allgemeine Aufmerksamkeit geht dann sowieso erstmal Richtung Oscar. Mit ein wenig Abstand ist es dann aber vielleicht zumindest wieder etwas interessanter als im unmittelbaren Nachgang zum allgemeinen Trubel und Berichterstattungs-Overkill.

Ausdrücklicher Komödien-Fan bin ich sicher nicht, Verächter aber eigentlich auch nicht. Vielleicht bringst du das mit einer Aussage von Christoph durcheinander, der sich bei einem APARTMENT-Posting bei ET mal in den Kommentar sehr über Komödien ausließ, was ich so bestimmt nicht unterschrieben würde. Allerdings werde ich bei Komödien eher in der Filmgeschichte als heute fündig: Screwball-Comedies der 30er oder spielerisch-anarchistische Komödien der 60er - da bin ich jederzeit dabei! In den letzten Jahren hingegen habe ich eher selten so bösartig-subversive Höhepunkte wie den grandiosen OBSERVE & REPORT entdeckt. Der surreal-subversive Humor von WRONG geht mitunter ein wenig in diese Richtung.

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Ticketbettelei klingt spannend. Noch spannender klingt natürlich der EFM, wobei ich das aus der Ferne wohl auch extrem unterschätze, wenn ich da an Aussagen von Alan Jones denke, wie er sich pro Tag durch fünf Gurken quälen muss, bis er etwas halbweg brauchbares findet. Ich stelle es mir auch so ein bisschen in der Stimmung und vom Klientel her wie eine überfüllte DVD-Börse mit Kinoräumen vor, nur dass die Kunden überwiegend die sind, die später am Hebel sitzen werden. Aber genau da sind eben auch die Genrehounds zum Beispiel vom Fantastic Fest unterwegs, die frühzeitig die spannendsten Entdeckungen machen. TALL MAN - danke für den Wink. Jessica Biel plus MARTYRS gleich LIVID II? ;)

Und lass dir als einzelner Leser deiner Festivalberichte sagen, dass ich sie umso früher umso lieber lese, dass aber der viel zu späte Rückblick natürlich auch seine Reize hat. Generell können mir Meinungen zu neuen Filme aber gar nicht zu früh kommen, wie du ja regelmäßig an meinen Festivaltickern und der Twitter-Treue siehst. Gerade bei Leuten, deren Meinungen ich schätze, verliert das Ganze hintenraus an Schlagkraft. Habe ich erst wieder bei Rüdiger Suchsland beobachten können. Oder merke ich immer wieder bei der Ferroni Brigade.

Nein, meine Erinnerung bezog sich noch auf die kino.de-Zeit. Aber wie heißt es doch in LOST HIGHWAY: Ich erinnere mich gerne an die Dinge, wie ich sie gerne erinnere. Glaube auch, dass deine Zurückhaltung gegenüber Komödien vor allem auf die aktuelleren Filme zutraf.

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Ohne teuren Market Badge geht halt nicht viel, die zwei Filme waren da wohl sogar noch eine recht gute Ausbeute. EFM selbst ist im Grunde wie eine Messe, die Screenings finden dann gar nicht direkt dort, sondern überwiegend in den kleineren, von der Berlinale nicht genutzten Multiplex-Sälen statt. Die Filme laufen halt nur ein oder zweimal, dafür sind es insgesamt weit über doppelt so viele als bei der Berlinale. Würde in den meisten Jahren wohl den EFM allein durch seine Breite der Berlinale vorziehen (wenn halt der Badge etwas erschwinglicher wäre), diesmal aber tatsächlich eher nicht. Wegen der starken Berlinale einerseits, aber auch, weil mich beim erstmals genaueren Blick übers EFM-Programm dann letztlich doch nur eine Handvoll Titel wirklich gejuckt haben. Einige kannte ich sogar schon aus Wien. Andere wiederum sind natürlich so brandneu (und von unbekannten Namen), dass man sie schwer einschätzen kann. Gerade in dem Segment, wo manches schon von Ferne nach Direct-to-DVD aussieht, dürfte neben einzelnen Perlen die Gurken-Quote in der Tat beträchtlich sein.

LIVID schon gesehen? Habe die Verfügbarkeit noch nicht überprüft, aber eine Woche nach den FFF-Nights erscheint er dann ja sogar bereits hierzulande. Überhaupt ein enttäuschendes Nights-Programm, finde ich. Aber kommt mir andererseits entgegen, so kann man wenigstens getrost zu den Monstern nach Hamburg fahren :) Jedenfalls kaum was wirklich Aktuelles bei den Nights, vieles wirkt eher wie ein Nachklapp zum letztjährigen Sommer-Festival. Da fehlt schmerzlich eine Herbst-Ausgabe. Vielleicht bewirkt die Verschiebung im kommenden Sommer um eine Woche nach hinten aber zumindest, dass das leidige Problem der FrightFest-Premieren-Überschneidungen sich erübrigt.

Kann ich verstehen, verspätete Rückblicke sind immer ein zweischneidiges Schwert. Bei den Ferronis fand ich es eigentlich ganz erfrischend, kurz vor Venedig dann nochmal was zu Rotterdam und Berlin zu lesen. Als dann kurz vor Berlin der Venedig-Bericht kam, war die Luft hingegen für mich wiederum etwas raus, vielleicht auch durch die zwischenzeitlichen Jahreslisten. Ein Problem, das auch mein Wien-Fazit, das ich nach der Berlinale eigentlich noch nachschieben wollte, betrifft. Mal sehen – letztlich muss es sich ohnehin ergeben, erzwingen bringt erfahrungsgemäß nicht viel. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn ich beim ursprünglichen Plan geblieben wäre, von der Berlinale lieber zeitnah zu twittern, als sich ausführlichere Berichte aufzubürden. Der erste Notizen-Schnellschuss hat mich dann allerdings auf die falsche Fährte illusionärer Hoffnungen gelockt...

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Oha, "starke Berlinale"! Als jahrelanger Unterstützer und Dafürhalter wird man 2012 aber so richtig ausbezahlt - selbst bei den größten Nörglern. ;) Aber wahrscheinlich bezieht sich dein Werturteil hauptsächlich auf das Retroprogramm und ein paar Ausnahmen im Forum. --Kitzel, kitzel-- Fand das zum Beispiel sehr amüsant, als bei Lukas Foerster erst auf Platz elf seiner persönlichen Rangliste der erste neue Film kam, der mir was sagte.

Nach dem allzu schnellen amerikanischen Fallenlassen von LIVID sollte der ja sowieso schon durch sein. Aber ich bleibe ziemlich interessiert. Wie ich ja schon beim kleinen Text zu "Sleep Tight" schrieb, halte ich das Nights-Programm für bemerkenswert. Wenn es nur darum ginge, den allerneuesten Scheiß präsentiert zu bekommen, war diese Institution doch noch nie vorne dabei. Ne gute Mischung, finde ich, was aber auch nicht bedeutet, dass ich dort anwesend sein werde. ;)

Ich ahnte, dass nach den ersten Kurznotizen nichts mehr kommen würde. Dafür lese ich dich viel zu lange. Und dafür kenne ich deine exzessiven, utopischen Programmplanungen zu genau. Für gelegentliche Lebenszeichen von Festivals ist Twitter dafür ideal. Und wie man an den Sight & Sound-Leuten sieht, nimmt das auch für später die Arbeit ab, wenn man um die Tweets herum nur noch ein paar Sätze für die Bilanz auffüllen muss. Du hast da, glaube ich, aber noch mal einen anderen Anspruch.

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Das klingt bei dir immer, als wäre die Berlinale eine Sportmannschaft, zu der man von Kindheit an hält oder gegen sie ist. ;) Als Resultat einer langjährigen Entwicklung (obwohl ich schon letztes Jahr ja gar nicht mal so unzufrieden war) kann ich diesen Jahrgang leider schwerlich sehen, dazu sind manche Probleme zu sehr strukturell verankert und gerade der Wettbewerb und das Panorama nach wie vor zum Teil sehr fragwürdig besetzt. Aber es waren halt doch mehr schöne Entdeckungen zu machen, auch weil einige der Stammgäste der Berlinale auffallend gut in Form waren, davon hängt natürlich viel ab. Und vielleicht hatten die Kuratoren diesmal tatsächlich einfach ein glücklicheres Händchen. Auch klar allerdings, dass hier und da durch spezielle Konstellationen was hinein geraten ist, was sonst wohl eher nicht in der Auswahl wäre, Credits und Förderungszusammenhänge können da entlarvend sein :) Die Retro war aber tatsächlich großartig (bei Lukas kommt ja überhaupt erst auf Platz 10 der erste neue Film, so weit würde ich nun nicht gehen, finde es aber super, dass sich überhaupt jemand so uneingeschränkt zur Retro bekennt, die von vielen wiederum fast schon obligatorisch gleich ganz ignoriert wird), mit so einer Ausweichmöglichkeit und Regenerationsquelle im Rücken kann man dann natürlich auch den Rest gleich entspannter angehen.

Wenn man selbst nicht wirklich hingehen würde, steht das Lob aber auf wackligem Fundament ;) Um den allerneuesten Scheiß geht’s ja nicht mal, aber wenigstens mal ein, zwei Genre-Happen aus Sundance oder überhaupt mal wieder einen Asiaten, das wäre ja schon mal was. Hinzu kommt, dass die Auswahl auch kaum nach Filmen aussieht, die sich dann wenigstens als Kinoerlebnis richtig lohnen. Da mag für mich natürlich noch die zunehmende Digitalisierung reinspielen, wird in Zukunft einfach kaum noch vorkommen (können), dass ich für einen Film wie GALLANTS extra ins Kino gehe um ihn als Filmkopie auf Leinwand zu sehen, obwohl ich ihn bereits zuhause habe. Nichtsdestotrotz hoffe ich auf den Sommer. Um THE RAID werden sie ja auch nicht ewig herum kommen! ;) Wobei den sich vermutlich wie seinerzeit AMER das Filmfest München gesichert hat und er deshalb wohl bis zur dortigen Deutschlandpremiere gesperrt ist.

Für nächstes Mal wird’s dann wohl wirklich Twitter. Andere haben ihre Kurzeindrücke weitgehend auf Facebook verlagert, was für unkomplizierte Schnellschüsse seine Vorzüge hat, aber mir dann doch zu abgeschirmt (und auch irgendwie nach wie vor zu unsympathisch) ist. Ich hatte halt aller gegenteiligen Erfahrungen zum Trotz doch gehofft, dass es mal zu schaffen wäre, zumindest alle zwei, drei Tage einen Notizenblock runterzukritzeln. Zumindest die nötigsten zeitlichen Freiräume wären schon da gewesen, aber so auf Kommando und gegen die Uhr kann einem halt doch schnell die Lust vergehen, wenn man da keine lässige Routine hat. Da ist die Verlockung groß, lieber schmökernd ein wenig im Netz zu versumpfen...

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Ich finde das gar keinen so unpassenden Vergleich: Berlinale gleich deutsche Fußballnationalmannschaft. Ein Team mit Höhen und Tiefen, das sich aber generell meiner Zuneigung sicher sein kann. Und die Kritiker als furzende Couch-Potatoes und kleine Bundestrainer-Napoleons, die es natürlich alle viel besser machen könnten, wenn sie nur dürften. Und wenn du auf die Förderungszusammenhänge verweist, was auch schon andere vor dir taten, dann erinnert mich das wiederum an den damals noch englischen Nationaltrainer Fabio Capello, der unserer Mannschaft im Bezug auf Leute wie Mesut Özil und Sami Khedira vorwarf, gar keine echten deutschen Spieler aufzustellen, was ich schon mal grundsätzlich falsch fand, weil die Jungs hier geboren und aufgewachsen sind und jedes Recht dazu haben, wenn sie denn wollen, sich als Deutsche zu fühlen. Gerade auch ein besonders perfider Vorwurf, wenn man nur einmal auf die Wurzeln der britischen Nachwuchstars gesehen hätte. Was meinst du denn, wie die Förderzusammenhänge in Cannes aussehen? Übrigens klingt das bei dir fast so, als ob du gegen deine goldene Regel verstoßen hättest, auch Wettbewerbsfilme mitzunehmen, weil die im Laufe des Jahres doch sowieso noch im Kino laufen würden. Aber ich lasse mich überraschen.

Und ich würde schon sagen, wenn du jetzt "V/H/S" und "Simon Killer" für die Nights forderst, dass das der allerneueste Scheiß wäre. :) Die harte französische Welle hat auf den Nights Tradition. Genauso wie die spanische Horrorware und die aktuelleren amerikanischen Produktionen. Man bleibt sich also treu. Freu dich doch mal über den ersten echten kubanischen Zombiefilm der Filmgeschichte! Und mit den Asiaten ist es durch das Netz eben sehr schwierig geworden mitzuhalten. Und "The Raid" will doch sowieso niemand mehr sehen! ;)

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Naja, mich überzeugt das nicht. Vermutlich weil mich der Wettbewerbsgedanke bei Festivals nicht sonderlich interessiert. Von daher wäre ich in dem Fußballvergleich wohl der neutrale Zuschauer, dem es nicht wirklich um Konkurrenz, Parteinahme und Sympathien, sondern vorrangig um interessante Filme/Spiele geht. Und du missverstehst meine Förder-Bemerkung, denn im Gegensatz zu Capello freue ich mich zumindest im besagten Fall ja gerade darüber, dass bestimmte Filme (u.a. imho das Meisterwerk der diesjährigen Berlinale) in die Auswahl geraten sind, finde es halt nur den sich aufdrängenden Verdacht schade, dass es wohl weniger am Film selbst als vielmehr an anderen Zusammenhängen lag. Aber klar, das gibt es in Cannes genauso, nur scheint es dort im Ergebnis vor allem nicht vergleichbar häufig mittelmäßig-belanglose Filme (mit markanten Ausreißern) zu treffen. Bezeichnend genug, dass in Berlin einmal mehr Schlöndorff und Dörrie liefen, aber die eher außerhalb des engsten Zirkus stehenden Thome und Lemke abgelehnt wurden (die Frage, ob der Thome womöglich gelaufen wäre, wenn Vadim Glowna ein oder zwei Monate früher gestorben wäre, will ich aus Pietätsgründen mal lieber nicht weiter erörtern). Sowas will ich halt nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, auch wenn’s insgesamt wie gesagt wirklich ein feiner Jahrgang war. Und ja, diesmal tatsächlich so viele Wettbewerbsfilme wie noch nie gesehen, wenn auch mitunter eher aus zeitlichen Zufällen heraus. Hauptgrund für das sonstige Meiden des Wettbewerbs ist natürlich dessen meist insgesamt maue Zusammensetzung, und die meist überschaubaren Ausnahmen laufen halt dann tatsächlich oft schon kurz danach regulär. Letztes Jahr hat mich nur das Verpassen von INNOCENT SATURDAY geärgert, weil der dann letztlich nur sehr klein startete. Nach wie vor ist deine Berlinale-Begeisterung übrigens schlichtweg zu sehr Ferndiagnose (Stichwort Couch-Potatoe :)), die dringend einer vor-Ort-Überprüfung bedarf! Vielleicht ja nächstes Jahr?

V/H/S lief übrigens auch beim EFM, wäre noch einer der Titel gewesen, die mich ziemlich gereizt hätten, aber an dem Abend war ich dann abseits der Berlinale schon verplant und hab’s gar nicht erst probiert. Stimmt natürlich, dass die Asiaten aufgrund vieler Faktoren schon seit Jahren immer schwieriger werden. JUAN wiederum sieht mir zu sehr nach abgeschmacktem Funsplatter aus, aber vielleicht täuscht der Eindruck. Hätte halt sonst an sowas wie PENUMBRA, YOU'RE NEXT oder KOTOKO gedacht, die ich nicht unbedingt als allerneusten Scheiß bezeichnen würde. Bei dir hätte es ja offensichtlich auch andere Titel gebraucht, um dich (tatsächlich) zu den Nights zu locken?

Schön nebenbei, dass dich ARRIETTY offenbar auch begeistert hat und auch unser kleiner Hype das nicht verhindern konnte. :) Ohnehin ist der Film ja sonst wirklich arg untergegangen.

Dass mir trotz zwischenzeitlichem fünftägigem Skiurlaub der Antwortrhythmus diesmal tatsächlich nicht komplett entglitten ist, macht beinahe Hoffnung, dass es nächste Woche dann vielleicht sogar mit dem anvisierten Berlinale-Rückblick klappt...

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Ach, du bist diese eine edle Ausnahme, die als Mensch nicht vom Wettbewerbsgedanken getrieben wird. Deswegen ist es dir auch völlig egal, wann du die neuesten Filme siehst und musst nicht ständig auf Festivals rennen. ;) Glaub mir: Als jemand, der einige Jahre gar nichts mit Fußball am Hut hatte und als neutraler Beobachter dank WM langsam wieder reingezogen wurde, ist es letztlich doch ungleich spaßiger, spannender und befriedigender, wenn man einer der zwei spielenden Mannschaften die Daumen drückt.

Wenn du von "Tabu", dem nahezu totgeliebten Meisterwerk der Berlinale, schreibst, dann weiß ich nicht, warum man es der Berlinale negativ ankreiden sollte, dass den Film deutsche Fördergelder mitfinanziert haben und es unter anderem deshalb möglich war, ihn im Wettbewerb zu zeigen. Aber müßig darüber zu spekulieren, was du wie gemeint hast. Ohne diesen glücklichen Umstand hätte es bei mir aber wohl noch Jahre gedauert, bis ich zu "Our Beloved Month of August" gefunden hätte. Übrigens keineswegs ein Film, der allzu hohe Wellen unter den führenden Cinephilen geschlagen hätte und eher durch einzelne tapfere Befürworter ans Licht gezehrt wurde. Und jetzt sag ich mal was zu Dörrie, Schlöndorff, Thome und Lemke: Mich hat das zum Beispiel auch sehr enttäuscht, dass "Berlin für Helden" nicht auf der Berlinale gezeigt wurde. Letztlich wird dem Film aber der Medienrummel um die blanken Ärsche auf dem roten Teppich mehr Publicity eingebracht haben, als es eine Handvoll Texte von den üblichen Verdächtigen jemals hätten tun können. Sogar dieses Gottschalk-Groupie vom Spiegel online hatte nur Schwärmereien für Lemkes Aktion in ihrer Kolumne übrig. Schlöndorffs Neuer wird dagegen auf eigenen Wunsch gleich auf Arte ins Nichts versendet. Und dass sich die Dörrie mit ihrem Geflenne um den verpassten Wettbewerbsplatz keine neuen Freunde gemacht hat und ihr "Glück" dann gnadenlos im Kino baden ging, gehört zur Chronistenpflicht. Und gegen das selten nachgeprüfte Urteil des mauen Wettbewerbs kämpfe ich als nimmermüder Couch-Potatoe. "The Turin Horse", "Our Grand Despair", "Coriolanus", "Nader & Simin", "Schlafkrankheit" oder eben "Innocent Saturday" waren letztes Jahr auch nicht ganz schlecht.

Also meine Wenigkeit wird sich dem kolportiert abgeschmackten Fidel Castro-Funsplatter wahrscheinlich sogar hingeben. Und selbst wenn mir das Programm komplett am Allerwertesten vorbeiginge: Wir beide sind mit unseren vorauseilenden Vorlieben sicherlich nicht der Maßstab und schon gar nicht der Prototyp des durchschnittlichen Nights-Besuchers. "You're Next" interessiert mich seit dem Fantastic Fest ebenso - wird wohl noch keinen deutschen Verleih resp. DVD-Anbieter geben. Wenn wir aber schon mal Wünsch dir was spielen: Das Kind, Carre blanc, Beyond the Black Rainbow und V/H/S hätten mich richtig glücklich gemacht.

Ich habe mit einer DVD und guten Worten wahrscheinlich schon mehr zur Bekanntheit von "Arrietty" beigetragen als ihr drei Pappnasen, die ihr den Film still und heimlich und unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf die jeweils extrem verspätete Jahresbestenliste gesetzt habt. Der Film hat in Japan über hundert Millionen Dollar eingespielt. Hayao Miyazaki hat das Drehbuch geschrieben. Es gibt eine populäre Literaturvorlage. Und selbst die disneyfizierten Amis schafften es, den Anime dieses Jahr mit Pauken und Trompeten in die Kinos zu bringen und gutes Geld einzuspielen. Nur in Deutschland sahen ihn nicht einmal tausend Zuschauer. Das ist kein Kinostart. Das ist erbärmlich. Und da Ekkehard Knörer seine DVD-Kritik in der taz auch erst dieses Jahr raushaute, habe ich kein schlechtes Gewissen, ihn zumindest in meiner ersten Quartalsliste an prominenter Stelle vorkommen zu lassen.

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Wenn, dann bin ich weniger die edle als vielmehr die träge Ausnahme. ;) Und genau, mir kann es nie früh genug mit dem allerneuesten Scheiß gehen, deswegen käme ich ja bekanntermaßen auch nie auf die Idee, mir Retro-Filme auf Festivals anzusehen oder die besonders heiß diskutierten neuen Filme kurzerhand auf den regulären Start aufzuschieben, und deshalb bin ich auch stets bemüht, als allererster meine Meinung in alle Welt zu posaunen ;) Gibt jedenfalls durchaus genug andere Motivationen, zu Festivals zu fahren. Schon allein, weil es bei vielen Filmen die einzige Gelegenheit ist, sie im Kino oder überhaupt erstmal zu sehen. Oder weil es eine gute Möglichkeit ist, geballt und konzentriert zusammen mit geschätzten Menschen viele Filme zu sehen, sich auf dem Laufenden zu halten und dabei eine gute Zeit zu haben. Aber will damit durchaus nicht behaupten, dass mir selbst Wettbewerbsgedanken grundsätzlich fremd wären, das wäre albern (schon angesichts des dahingehend immer ambivalenten Listenwahns). Vielmehr hast du mich in einigen Punkten offenbar missverstanden; gut möglich, dass ich mich da einfach etwas unklar ausgedrückt habe. Mir ging’s nur um den Wettbewerbsgedanken zwischen Festivals, und ich verstehe da auch nach wie vor nicht recht die Unterstellung grundsätzlicher Sympathien oder Antipathien. Für mich ist die Berlinale halt nicht mit einer Sportmannschaft vergleichbar, mich interessiert nicht sonderlich, ob sie Erfolge feiert und wie sie international dasteht. Wenn sie gute Filme zeigt, bin ich zufrieden, sonst halt nicht. So oder so sehe ich aber keinen Grund, sie mit Samthandschuhen anzufassen. Und ich stimme sofort zu, dass Fußballspiele spannender sind, wenn man einer Seite die Daumen drückt (was man ja dann ohnehin spätestens aufgrund des Spielverlaufs meistens doch tut, selbst wenn man anfangs neutral ist), nur verstehe ich ehrlich gesagt nicht, wie sich dieses Beispiel auf Filme und Festivals übertragen lässt. Höchstens eben auf die Konkurrenz zwischen Festivals, aber ich freu mich halt lieber darüber, einen guten Film gesehen zu haben, als dass ich mich darüber freue, dass die Berlinale sich mit diesem guten Film möglicherweise Prestige zurück erobert hat... Falls ich es demnächst endlich noch in BARBARA schaffe, habe ich übrigens mit Nachhol- und Außer-Konkurrenz-Filmen diesmal tatsächlich 15 Wettbewerbsbeiträge gesehen. Angesichts dessen würde ich durchaus von einer Bereitschaft meinerseits sprechen, Annahmen über den Wettbewerb auch mal konsequent selbst nachzuprüfen :)

Ja, meine TABU und reihe mich in die Begeisterten ein. Und finde es wie gesagt ja super, dass der lief, würde mir halt nur wünschen, dass mehr solcher Filme laufen würden, und eben auch mal welche, in denen kein deutsches Fördergeld steckt, sondern die einzig wegen ihrer künstlerischen Qualität ausgewählt werden. Aber ich höre schon auf. OUR BELOVED MONTH OF AUGUST hat mich vor zweieinhalb Jahren auf dem Filmfest München nach einigen Festival-Lobeshymnen (bei SGE übrigens einer der Jahresfavoriten gewesen) doch auf hohem Niveau eher enttäuscht. Von daher hat mich TABU ohne große Erwartungen und völlig unvorbereitet total erwischt. Spielt für meine Begriffe nochmal in anderen Liga, aber werde dem AUGUST irgendwann nochmal eine zweite Chance geben. Wenn du jetzt portugiesisch so gern hörst (geht mir übrigens ähnlich), kann ich nur empfehlen, in der Richtung ein bisschen weiterzugucken, da gab es einige tolle Filme in den letzten Jahren. Die Lissabon-Hymne THE PORTUGUESE NUN und das queere Melodram TO DIE LIKE A MAN gehören zu meinen Lieblingen. Beide ziemlich stilisiert und artifiziell, aber imho darin auch sehr lebendig und wunderschön.

Dann wünsche ich viel Spaß mit dem Kubaner und drücke die Daumen, dass er nicht den vagen Befürchtungen entspricht. Und was ARRIETTY angeht, griff ich bzgl. Hyper ja nur deine eigenen Vorab-Worte auf, aber immerhin haben wir Pappnasen es zumindest geschafft, dich überhaupt erst zu deinen Unterstützungstaten zu motivieren. So ward der Schneeball losgetreten, hoffentlich. Ist ja auch schon mal was. ;)

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So ist es. Die "träge Ausnahme" begreift sich nämlich als Verzögerungsgenießerin von Weltklasse-Format, indem sie aufgrund von sagenumwobenen Zeitressourcen und scheinbar unendlich viel Energie sowohl die Retro, als auch das Forum, das Panorama, den European Film Market und den Wettbewerb (Respekt für die fünfzehn) heimsucht und eine ganz besondere Vorliebe für Filme entwickelt hat, die nach der exklusiven Aufführung noch vor den Augen der Zuschauer verbrannt werden. Nur, um dann eines Tages schreiben zu können, sie habe diesen oder jenen geschätzten Film bereits vor ungefähr zweieinhalb Jahren erduldet und für gar nicht mal so gut befunden. ;)

Habe dich dann in der Tat gänzlich missverstanden gehabt, was dann aber immerhin zu einem nicht weniger spaßigen Nebenkriegsschauplatz führte. So ist es nur konsequent, wenn einem generell der nationale Wettstreit fremd ist, auch keinerlei Emotionen gegenüber dem Abschneiden von Berlinale-Wettbewerben zu haben, wenn man sie mit Cannes oder Venedig vergleicht. Aber auch ohne Patriotismus müsste es dir nicht egal sein, wenn du die Berlinale als ein großes Glück, nämlich als eines der drei angesehensten Filmfestivals der Welt begreifen würdest, das es zu hegen und zu pflegen gilt. Der Status ist nämlich kein gottgegebenes Recht, sondern muss immer wieder aufs Neue unter Beweis gestellt werden. Und wenn es da also diese tolle Institution gibt, die noch tollere Filme nach Deutschland bringt und darüber hinaus einer der ganz wenigen Orte hier ist, bei dem die Filmhuldigung im absoluten Mittelpunkt des Geschehen steht, kann ich es nicht nachvollziehen, wie man sich in die elendig langen Reihen von Spöttern und Miesmachern einreihen kann, die, seit ich die Berlinale verfolge, immer nur etwas vom neuesten Tiefpunkt zu berichten hatten. Schon aus Prinzip wäre ich auf der Seite des stetig Ausgebuhten. Schon aus Prinzip.

Mag sein, dass dahingehend in den letzten Jahren ein Umdenken stattgefunden hat, auch weil das Entdecken der Autorengötter von morgen wohl die einzige Überlebensmöglichkeit der Berlinale ist, zwischen den Oscars und Cannes nicht zerquetscht zu werden. Die einen ziehen den Glamour ab, die anderen saugen, vor allem auch dank französischer Fördermittel, die bekannten Auteurs. Die Berlinale muss ein positives Klima schaffen, in dem Talente entdeckt und gefördert werden können. Das besteht jetzt immer mehr. Die Filmemacher müssen gerne wieder kommen. Und neue Talente müssen erkennen, dass die Berlinale wieder eine würdevolle Plattform für Filmkunst geworden ist. "Nader & Simin" und "The Turin Horse" haben viel zum neuen Ruf beigetragen. Und Filme wie "Tabu" untermauern das. Es ist ja auch nicht immer nur eine Frage, was man als Festivalmacher nimmt, sondern genauso, was man bekommen kann. Ich würde den Fall "Tabu" rumdrehen. Miguel Gomes lief nicht unabhängig von seiner Qualität im Wettbewerb, nur weil es auch deutsche Fördermittel gab. Sondern: Weil es deutsche Fördermittel und eine Produzentin namens Maren Ade gab, war es überhaupt möglich, einen der heißesten europäischen Auteurs nach Berlin zu bekommen.

Und warum sollte ich Filme schauen, die ihre Titel von genialen italienischen Originalen klauen??? Jaja, da gibt es aktuell einiges. Raul Ruiz, Manoel de Oliveira ... sehr faszinierend. Muss da unbedingt mal tiefer eintauchen. Es freut mich indes, dass es dich schon zufriedenstellt, wenn du wenigstens mich zu einem neuen Film bekehren kannst. Wobei den ersten Stich ja Björn Lahrmann mit seiner immer noch viel zu späten Jahresbestenliste setzte. So viel wieder zum Thema Wettbewerbsgedanken. ;)

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Das sehr lohnenswerte und leidenschaftlich gemachte Hamburger Monster-Festival und die Ostertage habe jetzt doch mal wieder etwas Verzug hinein gebracht...

Sagenumwoben trifft’s schon gar nicht schlecht, meine ausgeklügelte Festival-Zeitorganisation ist bei meinen Begleitern auch bewundert und berüchtigt... :D Aber nachdem EFM nur zwei Filme waren, Panorama auch nur eine Handvoll, und fünf der Wettbewerbsfilme jetzt dank einiger zeitnaher Starts auch Nachholfälle, ließ sich das schon machen. Und du schwankst ein wenig bipolar zwischen den Vorwürfen von bereits „totgefeierten“ und wiederum „exklusiv aufgeführten, danach verbrannten“ Filmen... ;)

Um angesichts deiner Prinzipien-Betonung ein letztes Mal den verzerrten Sportvergleich zu bemühen: Eine oft nicht sonderlich berauschend spielende Mannschaft ist mir eben schlichtweg nicht sympathisch, nur weil sie wegen einiger asozialer Fouls ausgebuht wird ;) Und gerade von der „Filmhuldigung als absoluten Mittelpunkt des Geschehens“ kann man ja eben leider nicht sprechen angesichts Event-Geschrei, Gala-Premieren und Kulinarischen Kinomutationen, sonst wäre ich ganz bei dir. Aber du verleitest mich hier dauernd zu kritischer Gegenrede, obwohl ich mich eigentlich gar nicht als unentwegter Miesmacher sehe. Wenn man sich meinen letztjährigen „später Vogel“-Rückblick ansieht, ist da durchaus eher die Rede von positiven Überraschungen und Tendenzen, nur halt ohne deshalb gleich eine vollzogene Festival-Revolution zu konstatieren, denn dazu habe ich in mittlerweile fünf Hauptstadt-Marathons einfach zu oft eine herbe Geschmacksprobe dessen erfahren müssen, was andere nicht ganz ohne Grund als „typisch Berlinale“ gequält beklagen. Und weil es mir im Zweifelsfall auch reicht, etwa Filme aus Cannes und Venedig ein paar Monate später ganz entspannt in München und Wien zu sehen, wo wiederum die Freude am Kino tatsächlich viel eher Mittelpunkt des Geschehens ist, können mich auch standortpolitische Erwägungen nicht so ohne Weiteres zum Jubelperser transformieren... :)

Trotzdem oder gerade deswegen: Wenn die Berlinale an die tendenziell sogar sektionsübergreifende positive Entwicklung des 2012er Jahrgangs anknüpfen kann und ihr ehrliche Anerkennung statt (lediglich Stagnation begünstigender) aus-Prinzip-Jubel zudem die nötige Reputation einbringt, um auch bei Produzenten und Regisseuren das Festival wieder eher als Wunschziel statt als Notlösung gelten zu lassen, gönne ich ihr das sehr gern und freue mich darüber. Da haben dann im Endeffekt alle Beteiligten, vom Auswahlkomitee bis zum Gelegenheitszuschauer, was davon.

Manoel de Oliveira lohnt natürlich in der Tat auch sehr, gerade seine letzten beiden Langfilme waren ziemlich wunderbar, und im Nächsten sind Cardinale und Moreau an Bord, auch wenn man dafür aufs Portugiesisch verzichten muss. Jedenfalls auf andere Weise ein ähnlich vom üblichen Betrieb abgekoppeltes, in sich zu ruhen scheinendes Universum wie das Kino von Rudolf Thome. Raul Ruiz ist mir wiederum noch fast völlig fremd. Nur vor zwei Jahren bei der Berlinale-Retro mal einen Film aus den 90ern gesehen (GENEALOGIEN EINES VERBRECHENS) und überhaupt nicht gemocht. Die wegen der exorbitanten Länge bislang umgangenen, aber vielbewunderten Lissaboner Geheimnisse versprechen da schon deutlich mehr.

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Damit du dich zu den totgefeiert habenden „Tabu“-Filmfans zählen dürftest, hättest du deutlich früher dran sein müssen. Und neues Leben hättest du dem Ganzen nur einhauchen können, wenn du „Tabu“ gehasst hättest, was angesichts seines Wettbewerbsslot nicht völlig unrealistisch, aber wegen der sonstigen Reaktionen zumindest höchst unwahrscheinlich war. ;)

Auch in der überstrapazierten Fußballmetapher kommen wir letztlich erwartungsgemäß nicht zusammen. Schließlich müsste man auch berücksichtigen, woher die Mannschaft gekommen ist: Nämlich - unter Trainer Moritz de Hadeln - aus der dritten Liga, in der die Berlinale zu einer völlig reizlosen Abspielplattform für Hollywoodfilme geworden war, welche bereits Monate vorher ihre Premieren jenseits des Ozeans feierten. Kosslick hat die Berlinale wieder in die Bundesliga geführt. Und zeig mir die Mannschaft, die dann in wenigen Jahren Bayern München als Branchenprimus dauerhaft den Rang abgelaufen hätte. Denn genau danach verlangte immer wieder die deutsche Berichterstattung. Wenn man nicht besser als Cannes resp. Bayern München sei, könne man es gleich bleiben lassen, so die weit verbreitete Meinung. Aber das wiederum wäre in etwa so, als würde man jedes Jahr ernsthaft vom 1. FC Nürnberg verlangen, deutscher Meister zu werden. Mit ein paar asozialen Fouls hat das meiner Meinung nach wenig zu tun. Das ist schlicht eine völlig verquere Erwartungshaltung. Und ganz ehrlich und aus der Ferne der Provinz: So ein Eventidee wie das kulinarische Kino finde ich eigentlich ganz großartig. Das nimmt doch auch kein Jota von der Aufmerksamkeit des Wettbewerbs weg, für dessen Verbreitung in erster Linie die Journalisten verantwortlich sind. Aber wie gesagt: Ich arbeite nicht für die Berlinale und deine Meinung hat sich über die Jahre stärker zum Positiven gewandelt. Dass du aber München und Wien besuchst, könnte unter anderem wohl damit zusammenhängen, dass das mit die ersten Festivals auf der ganzen Welt sind, die den heißesten Scheiß aus Cannes und Venedig zeigen, was ich ja auch durchaus sehr sympathisch und nachahmenswert finde.

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Der Faden scheint anfällig für Missverständnisse zu sein: Meinte auch gar nicht das aktive Totfeiern, sondern eher das sich-Anschließen an "bereits totgefeierte" oder andererseits völlig obskure Filme. Aber auch egal ;)

Ich glaube die grundsätzlichen Erörterungen zur Berlinale können wir hier erstmal beruhigt abhaken, da wurden die Positionen ja hinreichend zum Ausdruck gebracht. Und natürlich leugne ich nicht, dass ich neben anderen Aspekten (in Wien sind durchaus auch die Retros schlagendes Argument) mich in München und Wien durchaus auch sehr über heißerwartete Filme aus Cannes und Venedig freue. Warum auch nicht. Aber ungeachtet ihrer Popularität vor allem (natürlich nicht irgendwelche, sonderen vielversprechende) Filme zu sehen, die man danach erstmal nicht mehr so leicht zu sehen kriegt, ist mir im Zweifelsfall dann eben doch immer wichtiger gewesen, als beim ganz "heißen Scheiß" zu den Ersten zu zählen, die drin waren. Das ging im Gegenteil in München anfangs so weit, dass ich in meinem ersten "richtigen" Jahr dort sowohl den Cannes- als auch den Venedig-Gewinner mit dem Hintergedanken "kriegt man sowieso noch zu sehen" ausgelassen und bis heute nicht nachgeholt habe... :D (von dieser Praxis bin ich aber dann doch wieder abgerückt, sonst hätte ich letztes Jahr in Wien nicht Filme wie "Artist" oder "Faust" gesehen)

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