Dienstag, 14. Juli 2009
"Verblendung"-Star Noomi Rapace und ihre Figur Lisbeth Salander
Die visuell berauschenden italienischen Thriller der 1970er-Jahre, die man auch Gialli nennt, haben ganz charakteristische Filmtitel zu bieten. Sie heißen etwa "Lizard in a Woman's Skin", "A Dragonfly for Each Corpse", "The Bird with the Crystal Plumage" oder "The Case of the Scorpion's Tale". Als ich im Frühjahr, auf der Suche nach einem Lückenfüller für die eingestellte Screen-Kinosendung, über die damals skandinavische und inzwischen sogar europäische Erfolgsgeschichte des Jahres mit dem Titel "The Girl with the Dragon Tattoo" stolperte, musste ich erst einmal an Martino, Fulci und Argento denken.

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In den Gialli stehen fast immer sehr attraktive Frauen wie Suzy Kendall, Barbara Bouchet oder Edwige Fenech im Mittelpunkt, die in ein verteufeltes Mordkomplott hineingezogen werden oder gleich der Ausgangspunkt des Ganzen sind. Und auch daran erinnert "The Girl with the Dragon Tattoo", der in Deutschland den einfältigen Titel "Verblendung" tragen wird. Jedenfalls teilweise und soweit das mein Wissen nach 45 Kapiteln des Stieg Larsson-Hörbuchs zulässt. Eine der beiden Hauptfiguren ist nämlich Lisbeth Salander, eine junge Punkerin mit exorbitanten Googleskills, Tätowierungen, Piercings und einer verdammt schwierigen Jugend, in der sie gelernt hat, mit perversen Anwälten umzugehen, die sie zu Fellatio und anderen Ferkeleien zwingen wollen.

Varietys Boyd van Hoeij bestätigt meinen ersten Eindruck, dass sie im Vergleich zu dem eigentlichen Protagonisten, dem älteren Journalisten Mikael Blomkvist, die spannendere Figur ist:
"As the girl of the book's English title, Salander is by far the more interesting of the two protags, a woman full of contradictions who operates solely according to her own logic. Rapace turns her into a mesmerizing, highly intelligent yet absolutely uncontrollable animal with her own sense of justice."
Natürlich hat die 30-jährige schwedische Schauspielerin Noomi Rapace mit dieser Rolle den absoluten Hauptgewinn gezogen. Einen größeren europäischen Shootingstar gibt es momentan nicht. Dementsprechend intensiv hat sie sich auf den kalkulierten Durchbruch vobereitet: sieben Monate Kick- und Thaiboxen, die Piercings selbst gestochen und unzählige Motorradfahrstunden genommen. Ihre Lisbeth Salander ist die treibende Kraft in der Geschichte. Diese alles im Griff habende, überqualifizierte junge Dame, die in einer Sicherheitsfirma den wichtigsten Menschen Schwedens auf die Finger schaut, aber ebenso gerne mit Hilfe von Agentengimmicks auf eigene Faust ermittelt, erinnert an literarische Größen wie die berüchtigte Superspionin Modesty Blaise oder filmische Rachegöttinen wie Jennifer Hills in "I Spit on Your Grave" oder Frigga in "They Call Her One Eye". Sie wird in ihrer Heimat aufgrund der Punkattitüde aber auch gerne mit Pippi Langstrumpf verglichen.

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