Mittwoch, 28. Februar 2018
Warum die deutschen Beiträge den Berlinale-Wettbewerb bereichert haben

„Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ | © 2017 Philip Gröning
Bei seiner vorletzten Berlinale hat Festivaldirektor Dieter Kosslick viel gewagt – vor allem auch mit den deutschen Wettbewerbsbeiträgen. Nur die Jury wollte nicht mitspielen. Ein Rückblick von Michael Müller

Deutsche Regisseure haben im Vorfeld ihre Unzufriedenheit über die Berlinale in einer gemeinsamen Erklärung ausgedrückt. Unter ihnen sind so bekannte Namen wie Volker Schlöndorff. In diesem Kontext wurde der Festivalleiter hart angegangen. Von einer „schweren Krise“, „Dilettantismus“ und „Kontaktunfähigkeit“ war die Rede. Das Berliner Filmfest brauche ein neues Gesicht. Bei diesen Äußerungen handelt es sich nicht um den Brief der 79 deutschen Regisseure, der vergangenen November von Spiegel Online publik gemacht und zugespitzt wurde. Nein, diese Kritik an der Berlinale stammt aus dem Jahr 1981. Die Erklärung war nicht gegen den amtierenden Festivaldirektor Dieter Kosslick, sondern gegen seinen Vorgänger Moritz de Hadeln gerichtet.

Damals warfen die deutschen Regisseure de Hadeln vor, nicht genug für den deutschen Film zu tun und seine Seele an die Hollywoodstudios verkauft zu haben. Geschichte wiederholt sich – nur mit anderen Vorzeichen. Diese Erkenntnis stammt aus der neuen, sehr lesenswerten Moritz-de-Hadeln-Biografie „Mister Filmfestival“, die der Filmhistoriker und Feuilleton-Chef der Neuen Zürcher Zeitung, Christian Jungen, auf der diesjährigen Berlinale präsentierte.
Was von der Berlinale 2018 bleiben wird
Der scheidende Berlinale-Chef Kosslick hat für den deutschen Film im Wettbewerb 2018 dagegen alles getan, was möglich war. Dass die internationale Jury unter Tom Tykwer bewusst alle deutschen Werke bei der Preisvergabe ignorierte, ist dagegen eine andere Geschichte. In seinem vorletzten Jahr programmierte Kosslick die Höchstzahl an möglichen Slots für deutsche Regisseure. Mit etwas Abstand betrachtet, müssen sich dabei selbst die größten Kritiker eingestehen, dass es vor allem die deutschen Beiträge waren, die über das Festival hinaus im Gedächtnis bleiben werden.

Die vier Filme zeigen die ganze Bandbreite der deutschen Filmindustrie: Ein Berliner-Schule-Film, der eigentlich nach Cannes gehört hätte; ein dreistündiges, an Heidegger angelehntes philosophisches Experiment; Glamour- und Schauspielkino, bei dem die Filmlegende Romy Schneider im Mittelpunkt steht; und eine unterhaltsame, lockerleichte Tragikkomödie über Mitarbeiter eines Großmarktes in Ostdeutschland. Das waren im Vorfeld einige der größten Unbekannten, die sich dann als einige der positivsten Überraschungen entpuppten.

Franz Rogowski in „Transit“ | © Schramm Film / Christian Schulz
Keine Zeit für Petzold
Dass Christian Petzolds Film „Transit“, die auf den ersten Blick sehr clever erscheinende Verlegung eines Anna-Seghers-Romans aus dem Zweiten Weltkrieg in die Jetzt-Zeit, gefeiert würde, war schon im Vorfeld klar. Meine Überraschung war, wie wenig ich während des Festivals dann an Franz Rogowski und Paula Beer in Marseille zurückdenken musste. Das mag damit zusammen gehangen haben, dass ich während des Abspannsongs „Road to Nowhere“ von den Talking Heads bereits auf dem Weg in die nächste Vorführung war. Aber bis heute nagt an mir die Frage, ob es wirklich so clever ist, das Schicksal von Holocaust-Überlebenden, die vor den Nazis in Europa fliehen, mit aktuellen Flüchtlingsströmen emotional zusammenzubringen. Oder ob das nicht nur ein knalliger Effekt ist, dem der unterkühlte, perfekt inszenierte Film darüber hinaus nicht mehr viel hinzuzufügen weiß. Gerne gesehen habe ich „Transit“ natürlich trotzdem. Aber über die Jahre muss ich mir auch einfach eingestehen, dass ich Petzold meistens bewundere, aber selten liebe.
Rogowski ist der bessere Gabelstaplerfahrer
Ich habe auf jeden Fall Franz Rogowski sehr gerne auf dieser großen Bühne zugeschaut. Aber noch deutlich mehr geschätzt, ja richtiggehend geliebt habe ich ihn in der Komödie „In den Gängen“ von Thomas Stuber. Solch einen Film im Wettbewerb zu programmieren, finde ich mutig. Komödien, besonders deutsche Komödien, sind normalerweise Kanonenfutter für internationale Kritiker. Nun lief „In den Gängen“, der den Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen eines Großmarktes in der Nähe von Dresden werfen lässt, als einer der allerletzten Wettbewerbsfilme. Amerikaner und Briten sind zu diesem Zeitpunkt meist lange abgereist. Aber selbst ein Zuspätkommer wie der Guardian-Chefkritiker Peter Bradshaw hat sofort verstanden, wie viel Charme, Melancholie, Humor und Feingefühl in der Schilderung dieser Menschen an der Peripherie der Gesellschaft steckt.

Der Film basiert auf einem Roman von Clemens Meyer („Als wir träumten“), der ab und ab als Ernest Hemingway Ostdeutschlands beweihräuchert wird. Franz Rogowskis Figur Christian, der als Frischling in die Getränkeabteilung kommt und von Bruno (Gigantisch: Peter Kurth) unter seine Fittiche genommen wird, ist sehr wortkarg. Rogowski hat eine wunderschöne Art, seine lakonischen Sätze aus dem Mund zu quetschen. In der Gabelstabler-Schulung schaut er den herrlich gorigen Kult-Kurzfilm „Staplerfahrer Klaus“, während er sich im Großmarkt in die unwiderstehliche Marion (Sandra Hüller) verguckt. Es ist vor allem die Liebe, welche die Mitarbeiter untereinander für sich übrig haben, die den Film so hell erstahlen lässt. Wie sie sich helfen und necken, sich in diesem Großmarkt eine kleine heile Welt in der Nachwendezeit aufgebaut haben. Außerhalb des Marktes sind sie mit den echten Problemen der Welt konfrontiert, die an ihnen zehren, die der Film aber ganz subtil erzählt. Am besten manifestiert sich das in der Figur von Peter Kurth. Zuerst glaubt man, dem bulligen Kerl könnte nichts etwas anhaben oder aus der Ruhe bringen. Letztlich ist das nur die dünne Hülle eines todtraurigen Menschen.

„In den Gängen“ | © Sommerhaus Filmproduktion
Was die Jury geritten hat
Ich hätte „In den Gängen“ den Goldenen Bären für den besten Film gegeben. Aber offenbar hatte sich Tom Tykwer als Jurypräsident auf die Fahnen geschrieben, bloß keinen deutschen Kollegen auszuzeichnen. Das könnte ja wie Vetternwirtschaft wirken. Tatsächlich hat die Jury damit aber einfach Chancen vergeben, den deutlich stärkeren Wettbewerb als im vergangenen Jahr zu würdigen. Denn gerade auch der deutsche Dreistunden-Film „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ hätte prämiert werden müssen. Man könnte das aus Prinzip sagen: Weil es der am häufigsten ausgebuhte Film der Konkurrenz war und Harald Martenstein eine eklige Glosse im Tagesspiegel darüber geschrieben hat, wie er mit stolz geschwellter Brust nach einer Stunde aus dem Film herausgegangen ist. Man könnte natürlich aber auch einfach anführen, dass dieses Werk einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, einen Widerstand erzeugte und noch jetzt in meinem Kopf brütet.

In Philip Grönings Heidegger-Meditation, die ein heimliches Remake von Terrence Malicks Debütfilm „Badlands – Zerschossene Träume“ ist – Malick war übrigens Heidegger-Übersetzer –, geht es um ein Zwillingspaar, das auf einer Sommerwiese für das Abitur lernt. Elena (Julia Zange) hat demnächst ihre Philosophieprüfung, ihr Bruder Robert (Josef Mattes) hilft. Ab und an rennen sie in die nahe gelegene Tankstelle, nerven den Mitarbeiter und kaufen sich etwas zu essen oder zu trinken. Das ist vielleicht der ultimative Film über das Prokrastinieren und das Aufschiebenwollen des Erwachsenwerdens. Gröning hat dafür eine ganz eigene, eigenartige, teils wunderschöne, teils extrem anstrengende und auch angestrengte Form gefunden. Aber spätestens wenn sich im Schlussabschnitt diese Idylle in Gewalt und Exzess entlädt, ahnt auch der letzte Zuschauer, der bis dahin durchgehalten hat, dass diese Figuren ernsthafte Probleme haben. Ich kenne mich gar nicht mit Heidegger aus, aber ich weiß, dass solch eine Herausforderung jedem internationalen Wettbewerb gut zu Gesicht steht, ja, dass das einer der Filme sein wird, auf dem man das Jahr noch herumkauen kann.

„3 Tage in Quiberon“ | © Rohfilm Factory / Prokino / Peter Hartwig
Einige Romy-Schneider-Tipps
Bliebe noch der letzte deutsche Beitrag, „3 Tage in Quiberon“ von Emily Atef, übrig. Den mochte ich. Letztlich bräuchte es Marie Bäumers Mimikry nicht, weil man sich auch die echte Romy Schneider in Hans-Jürgen Syberbergs extrem intimen Dokumentarfilm „Romy – Portrait eines Gesichts“ von 1967 anschauen könnte. Da gab es ähnliche Einsichten von Romy knapp 15 Jahre früher – auch in Schwarzweiß und herzzerreißend ehrlich. Aber „3 Tage in Quiberon“ erinnert an eine der besten deutschen Schauspielerinnen aller Zeiten. Er regt zu wunderbaren Gedanken über Romy an und dass man vielleicht noch mal den ein oder anderen Claude-Sautet-Film mit ihr anschaut – oder „Nachtblende“ von Andrzej Zulawski. Oder Michael Althens Kapitel in „Warte, bis es dunkel ist“ über sie liest. Außerdem mochte ich in Atefs Film die Figur des schmierigen Boulevardjournalisten Michael Jürgs (Robert Gwisdek). Diesen Figurentyp kennt man. Aber ich habe einen Fimmel für alte Fernsehnasen wie Jürgs oder auch Frank Plasberg, vor allem wenn mir Filme so unterhaltsam ihren ersten großen Durchbruch erzählen. Jürgs ist ein absolutes Arschloch, das man leidenschaftlich hassen kann. Letztlich ist er aber im Ensemble um Romy Schneider in der französischen Kurstadt Quiberon der ehrlichste und fairste Begleiter, der wenigstens sagt, dass er die Schneider für den eigenen Vorteil ausnutzt.
Höhere qualitative Dichte
Die deutschen Beiträge haben den Berlinale-Wettbewerb beflügelt. Darüber hinaus war er aber auch sonst ziemlich reichhaltig. Die qualitative Dichte war deutlich höher als im schwächeren Jahrgang davor. Das merkte man auch daran, dass nahezu jeder Kritiker einen anderen absoluten Favoriten besaß: Es gab das klassische Petzold-Lager; Kritiker wie Katja Nicodemus von der Zeit, die sich für das vierstündige philippinische Anti-Musical „Season of the Devil“ einsetzten; Briten, die vom schwelgerischen, herrlich gammelnden Russen „Dovlatov“ schwärmten; andere wiederum, die neorealistische Qualitäten in Laura Bispuris „Figlia mia“ entdeckt haben wollten; es gab den brillanten Eröffnungsfilm „Isle of Dogs“ von Wes Anderson, der bei mir nur knapp wegen des Lokalpatriotismus von „In den Gängen“ geschlagen wurde; der ins Mark gehende norwegische Beitrag „Utøya 22. Juli“ über den Anschlag auf die fünfhundert Jugendlichen in einem Sommercamp im Jahr 2011, der völlig zurecht verteidigt und mit äußerst bescheidenen Argumenten angegriffen wurde, weil die Kritiker bei einer 72-minütigen Szene ohne Schnitt keine intellektuelle Distanz aufbauen konnten.

„Damsel“ | © Strophic Productions Limited
Ich fand den polnischen Wettbewerbsbeitrag „Twarz“ klug, beißend satirisch und unter die Haut gehend; ich war sogar einer des überschaubaren Kreises, der beim Gewinnerfilm „Touch Me Not“ nicht die Pressevorführung vorzeitig verlassen hat und sehr wohl versteht, warum die Jury den Film ausgezeichnet hat, auch wenn der Goldene Bär für einen solch mutigen Debütfilm vielleicht etwas zu hoch gegriffen ist. Und so könnte ich weitermachen, „Museo“ oder „Unsane“ noch ins Feld führen ...
Wo war Nicholas Cages „Mandy“?
Kritik am Wettbewerb lasse ich nur gelten, wenn es um den fehlenden Hollywood-Glamour geht. Ich weiß, dass es auch am Februar-Termin liegt und dass sich das unter einem neuen Festivaldirektor oder einer neuen Festivaldirektorin nicht ändern wird. Mir ist sogar im gesamten Programm eher aufgefallen, dass sich die Berlinale noch weiter von Sundance emanzipiert hat. Gut, es gab mit dem spaßigen „Don’t Worry He Won’t Get Far On Foot“ und „Damsel“ zwei Sundance-Premieren im Wettbewerb. Aber gerade für letzteren, einen ganz famosen Western des 21. Jahrhunderts, der in seinem derben Humor fast eine sehr originelle Variation von „Verrückt nach Mary“ ist und bei dem der Antiheld nicht wie Django einen Sarg, sondern ein Minipony namens Butterscotch hinter sich herzieht, bin ich sehr dankbar, dass er in Berlin lief.

Jedoch gerade die Nebenreihen haben sich meinem Gefühl nach von Sundance freigeschwommen. Das mag auch daran gelegen haben, dass es beim Indiefestival im Januar nicht das eine überragende Meisterwerk gegeben hat. Es sei denn, man wolle die umfeierte Midnight Madness „Mandy“ mit Nicholas Cage aufzählen. Da bleibt nämlich ein großes Defizit der Berlinale zu benennen: Der surreale Horrorfilm „Mandy“ wurde sicherlich gar nicht in die engere Auswahl der Sektionen mit einbezogen, was sehr schade ist. Denn mehr Genreaffinität kann man von den Berliner Filmfestspielen nicht oft genug einfordern.

Wettbewerbs-Empfehlungen:

* DAMSEL (David & Nathan Zellner)
* DOVLATOV (Alexey German Jr.)
* IN DEN GÄNGEN (Thomas Stuber)
* ISLE OF DOGS (Wes Anderson)
* MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT (Philip Gröning)
* TOUCH ME NOT (Adina Pintilie)
* TWARZ (Małgorzata Szumowska)
* UTØYA 22. JULI (Erik Poppe)

Links: - Wettbewerb '17, - Wettbewerb '16, - Wettbewerb '15

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Negative-Space-Preise der Berlinale 2018
Der Werner-Hochbaum-Preis für den besten Film geht an:
  • „In den Gängen“ (Thomas Stuber)

© Sommerhaus Filmproduktion / Anke Neugebauer
Der Ulrike-Ottinger-Preis für das Gesamtkunstwerk geht an:
  • „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“
    (Philip Gröning)

© 2017 Philip Gröning
Der Eberhard-Schroeder-Preis für die beste Regie geht an:
  • Wes Anderson („Isle of Dogs“)

© 2018 Twentieth Century Fox
Der Richard-Fleischer-Preis für neue Perspektiven auf das Weltkino geht an:
  • „An Elephant Sitting Still“ (Hu Bo)

© Internationale Filmfestspiele Berlin 2018
Der Rod-Taylor-Preis für den besten Darsteller geht an:
  • Peter Kurth („In den Gängen“)

© Zorro Filmverleih
Der Ludivine-Sagnier-Preis für die beste Darstellerin geht an:
  • Alba August („Becoming Astrid“)

© Erik Molberg Hansen
Der Brigitte-Lahaie-Preis für Sinnlichkeit geht an:
  • Avigayil Koevary & Moran Rosenblatt („Para Aduma“)

© Laila Films / Boaz Yehonatan Yacov
Der Amy-Nicholson-Preis für Kickass Cinema geht an:
  • „Luz“ (Tilman Singer)

© KHM / Dario Méndez Acosta, Tilman Singer
Der Jan-Harlan-Preis für den besten Dokumentarfilm geht an:
  • „What Walaa Wants“ (Christy Garland)

© Christy Garland
15 Berlinale-Lieblingsfilme 2018 (alphabetisch):

* BECOMING ASTRID (Pernille Fischer Christensen)
* THE BEST THING YOU CAN DO WITH YOUR LIFE (Zita Erffa)
* CASANOVAGEN (Luise Donschen)
* DAMSEL (David & Nathan Zellner)
* AN ELEPHANT SITTING STILL (Hu Bo)
* THE GREEN FOG (Guy Maddin, Evan Johnson, Galen Johnson)
* IN DEN GÄNGEN (Thomas Stuber)
* INLAND SEA (Kazuhiro Soda)
* ISLE OF DOGS (Wes Anderson)
* LUZ (Tilman Singer)
* MEIN BRUDER HEISST ROBERT UND IST EIN IDIOT (Philip Gröning)
* PARA ADUMA (Tsivia Barkai Yacov)
* TWARZ (Małgorzata Szumowska)
* UTØYA 22. JULI (Erik Poppe)
* WHAT WALAA WANTS (Christy Garland)

Link: - Negative-Space-Preise 2017

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Dienstag, 27. Februar 2018
Legionäre Christi: Wenn der Hass aufhört

Bruder László im Vordergrund | © Bruno Santamaría Razo
Die verblüffende Dokumentation „The Best Thing You Can Do with Your Life“ in der Perspektive Deutsches Kino erzählt sehr persönlich vom Leben bei den Legionären Christi. Regisseurin Erffa glaubte, ihren Bruder für immer an die konservative Ordensgemeinschaft verloren zu haben.

Nur einmal im Jahr darf die Familie László besuchen. Ihre persönlichen Briefe werden von seinen Vorgesetzten gelesen. Die Regisseurin Zita Erffa zeigt auf ein Gruppenfoto der Legionäre Christi, auf dem auch ihr Bruder zu sehen ist. Mit dem Mauszeiger fährt sie über die einzelnen Gesichter um ihn herum und sagt: „Ihn hasse ich, und ihn hasse ich auch.“ Erffa fordert den Zuschauer auf, mal den Gründer der konservativen katholischen Ordensgemeinschaft, Marcial Maciel, zu googeln. Der habe Geld veruntreut und sei in sexuellen Missbrauch verwickelt gewesen. Wer jetzt aber einen Film sucht, welcher die Legionäre Christi als unterdrückende und aussaugende Sekte schildert, ist hier falsch.

Warum die sehr persönliche und intime Dokumentation „The Best Thing You Can Do With Your Life“, die ihre Weltpremiere in der Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale feierte, so für sich einnimmt, liegt auch an einem frühen Geständnis der Regisseurin: Sie mag es eigentlich nicht, wenn Menschen etwa ihre Großmütter dafür ausschlachten, um Filme zu drehen. Das eigene Leben als Material zu betrachten, ist Erffa zuwider. Aber irgendwie musste sie diesen Film über ihren Bruder machen. Ganz ehrlich sagt sie an einer Stelle, dass es ihr dabei vor allem um sie selbst geht, weil sie damals so enttäuscht von seiner Entscheidung war, nach Connecticut in die amerikanische Kleinstadt Cheshire zu gehen. Vielleicht mache sie diese persönliche Geschichte auch, weil sie ein Thema für ihr Filmstudium in München suche. Wer aber die Dokumentation schaut, merkt, dass das weder eine Abrechnung mit den Legionären Christi noch mit ihrem Bruder ist.
Im Ferienlager bei den Legionären
Zum einen setzt sie sich selbst mit der eigenen Familiengeschichte auseinander. Alte Homevideo-Aufnahmen ihrer Eltern und unzählige Familien-Fotoalben hat sie für die Dokumentation zusammen gestellt. Sie erzählt von ihren Eltern, die ständig die Wohnorte wechselten (Namibia, Pakistan, Indonesien, Deutschland), so dass die Kinder überall und nirgends auf der Welt zuhause waren. Sie erzählt von den Ferienlagern der Legionäre Christi, die den Geschwistern immer sehr viel Spaß gebracht haben. Gleichzeitig schworen sie sich, niemals selbst dorthin gehen zu wollen. László ist vor acht Jahren in den Orden eingetreten. Die 31-jährige Regisseurin, die in Bangkok geboren wurden und in Jakarta Abitur machte, hatte sich wenigstens gewünscht, dass ihr Bruder zu den liberaleren Jesuiten gegangen wäre.

Dokumentationen sind nie objektiv. Jeder Protagonist, jede Szene, jeder Schnitt und jeder Ton ist eine Wertung des Regisseurs. Erffa gaukelt keine Neutralität vor: Sie will eigentlich zeigen, dass dieses Leben nicht gut für ihren Bruder ist. Das seien Menschen, bei denen Frauen nicht die gleichen Rechte eingeräumt bekämen, bei denen Minderheiten wie Homosexuelle diskriminiert würden, bei denen man keine Geheimnisse haben dürfe. Aber umso länger die Dokumentation läuft, umso mehr knüpft Erffa an ihre eigenen christlichen Wurzeln aus ihrer Kindheit an. Als sie László erzählt, er habe bei Nachbarn als kleiner Bub einen eigenen Gottesdienst abgehalten, kontert er scherzend: „Und du warst damals Päpstin – du wolltest immer ein höheres Amt haben als ich.“
Lust am Entdecken
Geradezu liebevoll zeigt sie das Alltagsleben der Legionäre: Wie sie Wäsche zusammenlegen, über Filmabende an Feiertagen reden, jeder seine persönliche Serviette im Schrank liegen hat, die Jüngeren gegen die Älteren das alljährliche Fußballspiel feiern, sich dabei christliche Fangesänge ausdenken, zusammen in der Küche albern. Es ist keiner dieser viel zu häufig vorkommenden Filme, die eine Arbeitshypothese beschließen, für die sie sich dann die passenden Stimmen und Szenen zusammensuchen, bis es hinhaut. Hier geht eine Filmemacherin mit offenen Augen auf Spurensuche. Erffa stellt im Laufe der Dreharbeiten fest, dass es László, den für sie schon verdrängten und totgeglaubten Bruder, bei den Legionären gut geht. Mehr noch: Dass er im Beten und im Dienst für Gott seine Bestimmung gefunden hat, die ihn völlig ausfüllt. Da spricht ein sehr reflektierter junger Mann vor der Kamera, der sich seinen kindlichen Charme, vor allem im Umgang mit seiner älteren Schwester, bewahrt hat. Er hat aber auch eine Gemeinschaft gefunden, die ihn trägt. Ein Film wie „The Best Thing You Can Do in Your Life“ ist so wertvoll, weil er sich trotz einer kritischen Grundhaltung als Dokumentation die Lust am Entdecken bewahrt hat.

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Montag, 26. Februar 2018
Warum Astrid Lindgren eine der besten Kinderbuchautorinnen aller Zeiten wurde

Die junge Astrid Lindgren (Alba August) | © Erik Molberg Hansen
Ein kommender europäischer Superstar ist auf der Berlinale durchgestartet: Die Dänin Alba August ist zum Niederknien gut im Astrid-Lindgren-Biopic „Becoming Astrid“.

In der schwedischen Ortschaft Vimmerby hat Familie Ericsson wieder einen angestrengten Sonntagmorgen in der Kirche hinter sich gebracht. Der Pfarrer warnte in seiner Predigt vor den Sünden der biblischen Städte Sodom und Gomorra. Auf dem verschneiten Nachhauseweg greift die älteste Tochter Astrid (Alba August) die Städte auf: Aus reinem Zeitvertreib erschafft sie für ihre Geschwister daraus eine fantasievolle Geschichte über zwei Völker. Eines, das zu jeder Tageszeit „Guten Morgen“ sagt, das andere, das immer Soda trinkt. Diese Astrid wird später heiraten, Astrid Lindgren heißen und einer der berühmtesten Kinderbuchautorinnen aller Zeiten werden. Aber in diesem Moment beweist Astrid Kreativität, um ihren Geschwistern die Langeweile zu vertreiben. Auch weil das schwedische „Guten Morgen“ sehr wie die Stadt Gomorra klingt. Das bringt ihr von der gestrengen Mutter Hanna (Maria Bonnevie) strafende Blicke und einen Rüffel ein. Das Talent allerdings ist offensichtlich. So verschafft Vater Samuel seiner Tochter eine Stelle als Schreibkraft bei der örtlichen Tageszeitung.

Das wundervolle Biopic „Becoming Astrid“ erzählt, wo die geheime Quelle für Astrid Lindgrens Kreativität und überbordende Fantasie liegt. Es ist weniger eine traumhafte Kindheit, aus der sich die Romane um Michel, Ronja Räubertochter, Pippi Langstrumpf und Karlsson vom Dach speist. Die Triebfeder ist eine missglückte Affäre mit dem älteren Zeitungschefredakteur Blomberg (Henrik Rafaelsen), der sie schwängert. Aus Rücksicht auf seinen Scheidungsprozess gibt sie ihr Neugeborenes weg nach Dänemark.

Astrid beim Tanztee | © Erik Molberg Hansen
Alba August: A Star Is Born
Der Film ist schlicht und klassisch erzählt – mit wunderschönem Score und prachtvollen Landschaften. Der dänische Shooting Star Alba August trägt ihn als junge Astrid Lindgren. Es ist aufregend, August dabei zuzusehen, wie sie die Szenerien beherrscht. Wie sie vom Mauerblümchen, das beim Tanztee nie ausgewählt wird, zur talentierten Journalistin wächst, die eine einfache Zugreise in den 1920er-Jahren zum sinnlichen Ereignis des Jahres hochschreiben kann. Wenn sie beim Tanztee von den Knaben ignoriert wird, weil es immer eine schönere Tanzpartnerin gibt, schnappt sie sich halt eine andere Sitzengelassene und tanzt mit ihr auf dem Parkett. Oder sie wirbelt ganz allein und stilvoll über die Tanzfläche, die anderen Paare ignorierend. Alles, was August als Astrid macht, macht sie mit Lust: Sich eine moderne Frisur nach einer deutschen Frauenzeitschrift schneiden zu lassen, die ersten Tippversuche auf der Schreibmaschine, die mit charmanten Tintenspuren auf der Stirn enden oder die Affäre mit dem in Scheidung lebenden Blomberg. Das Spannende an Augusts Performance ist wohl, dass man ihrer Figur beim Denken zuschauen kann und dass sie sich vollkommen für die Rolle hingibt. Sie spielt mit der berüchtigten Hans-Albers-Haltung: Platz da, jetzt komme ich. Aber sie spielt diese Haltung subtiler.

So viel Freiheit wird im protestantisch geprägten Schweden nach dem Ersten Weltkrieg jedoch perfide bestraft. Die Moral treibt Astrid zu einem folgenreichen Schritt: Damit Blomberg nach der ungeplanten Schwangerschaft keine Unannehmlichkeiten im Scheidungsprozess hat – er behauptet, er könne deswegen ins Gefängnis kommen –, gibt Astrid ihr Kind zu einer Leihmutter (Trine Dyrholm) nach Dänemark. Da beginnt das große Melodrama des Films, das einem das Herz zerreißt. Mit jedem Monat, in dem Astrid ihr Kind nicht zurückholen kann und es sich mehr von ihr entfremdet, wird klarer, wo die Kindergeschichten der Astrid Lindgren ihren Ausgangspunkt genommen haben. Es sind allesamt Geschichten, mit denen sie wieder das Herz ihres eigenen Kindes zurückerobern wollte. „Becoming Astrid“ ist auch so gut gelungen, weil sich der Film als Biopic auf eine kurze intensive Zeitspanne in Astrid Lindgrens Leben fokussiert, die relativ unbekannt für ihre treue Leserschaft ist und gleichzeitig viel von ihrer Biografie erklärt.

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Donnerstag, 22. Februar 2018
Die Genreoffenbarung der Berlinale heißt „Luz“

© KHM / Dario Méndez Acosta, Tilman Singer
Es gibt ein neues hoffnungsvolles Genretalent aus Deutschland: Tilman Singer zeigt mit seinem Debütfilm „Luz“ auf der Berlinale italienische Qualitäten der alten Meister auf. Sein Horror ist rauschhaft.

Die Genreoffenbarung der 68. Berlinale heißt „Luz“: Der auf 16mm gedrehte Horrorfilm ist ein audiovisuelles, gialloeskes Spektakel der Sonderklasse. Den Score hätten auch John Carpenter & Fabio Frizzi nicht besser zusammen hinbekommen. Dieses Werk muss im Kino, am besten in einer der ersten Reihen mit vollaufgetreter Soundanlage genossen werden. Es geht darin womöglich um den Teufel.

Die junge chilenische Taxifahrerin Luz stolpert mit letzter Kraft in eine Polizeidienststelle. Ein Dämon ist ihr auf den Fersen und fest entschlossen, seiner Geliebten endlich nahe zu sein. Parallel dazu treffen sich die mysteriöse Nora, die Luz noch aus ihrer Zeit im katholischen Mädcheninternat kennt, und der Psychotherapeut Rossini in einer Bar. Es gibt auch noch eine ermittelnde Kommissarin und einen Spanisch-Übersetzer. Aber die Handlung ist es nicht, die „Luz“ so außergewöhnlich macht. Es ist vor allem der Stil.
Einem Fiebertraum gleich
„Luz“ ist eine pure Filmerfahrung, einem Fiebertraum gleich, die sinnlich mit den Wahrnehmungsebenen spielt. Danach ist man sich nicht sicher, was man gerade gesehen hat. Nur, dass es intensiv, wild und anders war. Ich denke an Zuckerkristalle auf den Lippen, an getrockenes Blut im Nacken, wundersame Lichter, die über den Mund weitergegeben werden – und an eine Polizeidienststelle, in der durch die Imagination des Zuschauers und die Anregungen der Macher alles möglich scheint. Dieser Horrorfilm hat mehr Genrekönnerschaft in seinem kleinen Finger als der gesamte Rest des Berlinale-Programms zusammengenommen.

Dem gemeinsamen Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien in Köln haben Regisseur Singer und Production Designer Dario Méndez das Flair eines wundervoll schmierigen 1970er-Jahre-Exploitationfilms gegeben. Die Bilder sind körnig, scheinen zu schwitzen und atmen, wirken lebendig und liebevoll. Sie erinnern an italienische Giallo-Meister wie Dario Argento, Sergio Martino oder Duccio Tessari. Und Singer will weiter im Genre arbeiten und mit seinem nächsten Projekt die Horrorgrenzen weiter ausloten. Was für ein Glück!

„Luz“ reiht sich gekonnt in die exklusive Riege an Genreentdeckungen der vergangenen Jahre in der Perspektive Deutsches Kino wie „Zwischen den Jahren“, „Agonie“, „Der Bunker“ und „Der Samurai“ ein. Würde ich bei Netflix arbeiten, wüsste ich schon, mit welchem deutschen Team ist als Nächstes eine Serie produzieren wollte.

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Dienstag, 20. Februar 2018
Berlinale-Doku-Tipp: Full Metal Walaa

Walaa: Ein Offizierin und Gentlewoman | © Christy Garland
Aus dem Nahen Osten kommen die spannendsten Filme der 68. Berlinale: Die Dokumentation „What Walaa Wants“ erzählt von einer jungen Palästinenserin, die einem ungewöhnlich schweißtreibenden Traum nachgeht.

„Nur Gewalt in den Medien“, sagt Mutter Latifa, als sie über ihre Nachrichten bei Facebook scrollt. „Die hübschen Märtyrer sterben leider immer – nur die hässlichen überleben“, scherzt ihre Tochter Walaa. Die Familie lebt im palästinensischen Flüchtlingscamp Balata im Westjordanland. Walaas Mutter ist gerade aus dem israelischen Gefängnis freigekommen. Acht Jahre saß sie hinter Gittern, weil sie die Fahrerin eines vereitelten Terroranschlags war. Der 15-jährige Teenager will nicht in die Fußstapfen ihrer Mutter treten. Sie träumt davon, zur Polizei der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) zu gehen. Ein dänisch-kanadisches Kamerateam hat sie dabei über sechs Jahre begleitet. Der sehenswerte Dokumentarfilm heißt „What Walaa Wants“.

Ein geregeltes Einkommen zu haben, ist Walaas Hauptmotivation, PA-Polizistin zu werden. Außerdem will sie nicht hinter dem Herd landen und einem Mann die Sachen nachräumen müssen. Sie ist ein selbstbewusstes Energiebündel – vielleicht ein wenig vorlaut. Aber wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, zieht sie es durch. Im Jahr 2012 beginnt das Filmteam sie auf ihrem Weg zu begleiten. Zu diesem Zeitpunkt kam ihre Mutter aus dem Gefängnis frei, weil es einen Gefangenenaustausch gegeben hatte: Über 1.000 inhaftierte Palästinenser gegen das Leben eines gefangenen israelischen Soldaten. Latifa war eine der Freigetauschten. Die PA macht Probleme bei ihrer Rente, die jedem wegen Terror inhaftierten Palästinenser zusteht. Latifa ist sich aber sicher, dass sie ihr Recht zugesprochen bekommt. Schließlich sei ihre Heimat, das Flüchtlingscamp Balata, eine der größten Märtyrer-Hochburgen. Das Camp ist eine kleine Stadt mit über 20.000 Einwohnern. Die Kamera begleitet Walaa durch die engen Gassen und die baufälligen Straßen, in die Shisha-Bar oder auf den Rücken eines Pferdes.
Exklusive Drehgenehmigung für Filmteam
Es ist das erste internationale Filmteam, das mit Aufnahmen die PA-Polizeiausbildung begleiten darf. In diesem Januar hat Regisseurin Christy Garland, die über die Jahre immer wieder in das Westjordanland reiste, noch letzte Szenen gedreht. Nachdem Walaa in die sechsmonatige Ausbildung aufgenommen wurde, entpuppt sich der Traum schnell als schweißtreibender Spießrutenlauf. Erstaunlich, in welchen schwierigen Momenten der Demütigung und des Scheiterns die inzwischen junge Erwachsene dem Filmteam gestattet, dabei zu sein. Ein Großteil der Anwärter sind männlich. Ein gutes Dutzend weiblicher Kadetten ist aber auch dabei. Schonung gibt es da nicht. Das erste, was Walaa und ihren Kameradinnen abgewöhnt wird, ist das Schminken. Es ist für sie eine einsame Zeit, die sie auch körperlich ständig an ihre Grenzen bringt. Immer wieder wird Walaa in das Büro des Vorgesetzten bestellt. Aber der gesamte Stress zahlt sich aus, wenn sie nach Monaten der Ausbildung wegen ihrer deutlich gesteigerten Leistungen eine Kompanie zum Appell antreten lassen darf.

Die Doku „What Walaa Wants“ ist keine Aschenputtelgeschichte, wie sie Hollywood erzählen würde. Der Film zeigt, wie eine junge Frau, die aus schwierigen Verhältnissen kommt und eine höchst problematische Prägung durch ihre Mutter mitbekommen hat, eine Berufung findet. Aber dieser sichere Job, für den sie brennt, führt zu keiner einfacheren Zukunft: Als PA-Polizistin arbeitet Walaa gerade auch in den palästinensischen Flüchtlingscamps. Dann ist sie der Aggressor, der randalierende Palästinenser zur Ordnung rufen muss. Dann wird sie von jungen Palästinensern mit ihren Handys gefilmt werden, so wie sie es selbst als 15-Jährige gemacht hat. Die Videos werden als Beispiele von Polizeiwillkür im Internet geteilt werden. Aber Walaa wird ihren Weg ohne Rücksicht auf Verluste weitergehen – weil sie weiß, dass es das richtige für sie ist. Bei der Vorführung des Films in Berlin am Dienstag ist sie da und beantwortet selbstsicher auf Arabisch die vielen verschiedenen Fragen der Zuschauer. Filmstar zu sein, könnte sie sich bei größerer Bedenkzeit als weitere Berufung sicherlich auch vorstellen. Zumindest eine Doku-Heldin ist sie jetzt bereits.

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Montag, 19. Februar 2018
Generation-Tipp: Rot ist eine warme Farbe

Vater & Tochter | © Laila Films / Boaz Yehonatan Yacov
Der erotische Geheimtipp der 68. Berlinale heißt „Para aduma“. Das israelische Werk über die pubertierende Benny und ihren ultraorthodoxen Vater Yehoshua in Ostjerusalem ist sehr sehenswert.

Der israelische Debütfilm „Para aduma“ („Rote Kuh“) von Tsivia Barkai Yacov ist eine Wucht. Die 17-jährige Benny (Avigayil Koevary) lebt mit ihrem strenggläubigen Vater Yehoshua (Gal Toren) in der Siedlung Silwan in Ostjerusalem. Er wünscht sich den Wiederaufbau des jüdischen Tempels an der Stelle des Felsendoms. Für die illegale Siedlung Amona im Westjordanland verteilt er Flugblätter auf der Straße. Wie es im Talmud steht, hat er für die Tieropferung eine Kuh mit rotem Fell gekauft, um das Erscheinen des Messias zu beschleunigen. Seine Tochter hat die Aufgabe, die Kuh zu pflegen.

Mit viel Liebe zum Detail wird das Alltagsleben der Familie in der orthodoxen Gemeinde gezeigt, die in einer überwiegend arabisch geprägten Nachbarschaft lebt. Yehoshua hat an der Stelle, wo früher die Tempelpriester gewohnt haben sollen, eine historische Einrichtung aufgebaut und lehrt die Gemeindemitglieder. Benny entdeckt aber gerade Gefühle für ihre Freundin Yael (Moran Rosenblatt).
Größere Dringlichkeit als Abdellatif Kechiche
Es ist die alte Coming-of-Age-Geschichte, aber mit übersprudelnder Frische und Sinnlichkeit erzählt, dass man sich diesen Leidenschaften schwer entziehen kann. Der Gewinner der Goldenen Palme 2013, „Blue Is the Warmest Color“ von Abdellatif Kechiche, kommt einem als Vergleich in den Sinn. Nur besitzt „Para aduma“ eine größere Dringlichkeit. Homosexualität ist im ultraorthodoxen Judentum Sünde. Benny wie auch ihre Freundin Yael sind religiös erzogen worden, arbeiten in der Gemeinde mit und sind nicht frei von Schuldgefühlen. Yael ist auf eine gewisse Weise sogar abhängig von Bennys Vater, weil sie in einer seiner Wohnungen untergekommen und ihm direkt unterstellt ist.

Regisseurin Yacov hat bei der Schauspielführung, dem Erzählrhythmus und dem Gespür für Atmosphären eine sichere Hand wie ein alter Hase. „Para aduma“ ist dabei voller Leidenschaft für die Liebe: So wie Yehoshua seinen Gott anbetet, besingt und ihm zu Ehren in geheiligtem Wasser badet, so beten die Freundinnen ihre Körper an. Für das junge Generation-Publikum im Haus der Kulturen der Welt war das zeitweise am Sonntag zu viel Körperlichkeit. Aber gerade in der unendlichen Intimität der beiden Teenager, in deren Blicken und kleinen Gesten sowie vor allem in der brennenden Sehnsucht liegt die Qualität dieses Films.

Hauptdarstellerin Avigayil Koevary & Regisseurin Tsivia Barkai Yacov im Interview:

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Sonntag, 18. Februar 2018
Von Hunden und Katzen

„Isle of Dogs“ | © 2018 Twentieth Century Fox
Die ersten Highlights der Berlinale sind die emotionale Stop-Motion-Achterbahnfahrt „Isle of Dogs“ und die japanische Dokumentation „Inland Sea“ über das Geheimnis des Altwerdens.

In „Isle of Dogs“, dem Eröffnungsfilm der 68. Berlinale, schaut sich die amerikanische Austauschschülerin Tracy, die Greta Gerwig spricht, die Geschichte des japanischen Jungen Atari an. Sie hat dafür Skizzen, Zeitungsartikel und Landkarten an die Wand gepinnt. Während sie seine abenteuerliche und bizarre Suche nach seinem Lieblingshund Spots nachvollzieht, wird ihr plötzlich klar, dass sie sich in Atari verliebt hat. Bei dem neuen Wes Anderson ist es mir ganz ähnlich gegangen. Neuverliebt müsste man sagen, denn seit „The Royal Tenenbaums“ bin ich Fan dieses eigensinnigen Erzählstils, der bereits in seinem famosen Debütfilm „Bottle Rocket“ angelegt war und sich auch durch schwächere Werke wie „The Darjeeling Limited“ und „The Life Aquatic“ zieht.

Bei „Isle of Dogs“ treffen Andersons Kapitelstruktur, die dysfunktionalen Familien und fehlenden Vaterfiguren, die statische Kameraeinstellung, die sich in Bewegung auflöst, die opulent-satirischen Details und die Liebe für Off-Kommentare zum zweiten Mal auf die Realität. Spielte „The Grand Budapest Hotel“ noch in der Republik Zubrowka, die deutlich an eine Mischung aus Donaumonarchie und Deutschem Reich vor dem Ersten Weltkrieg angelegt war, geht „Isle of Dogs“ noch einen Schritt weiter. Eine katzenliebende und hundehassende Führungsdynastie im Japan der nicht allzufernen Zukunft hat mit Hilfe von Propaganda und Manipulation alle Wauwaus des Landes auf eine einsame Insel verbannt. Nur der Ziehsohn des Oberfaschisten, nämlich Atari, kann die Hunde davor retten, dass sie nicht an den grassierenden Seuchen zwischen den Müllbergen elendig zugrunde gehen.
Manieren stoppen Weltuntergang
Von den ersten rhythmischen, dann immer dramatischer werdenden Trommelschlägen bis zum tränenreichen Schluss hat mich dieser meisterliche Stop-Motion-Anime gepackt. Akira Kurosawa und Hayao Miyazaki sollen Anderson dabei inspiriert haben. Er entwirft aber seine ganz eigene Dystopie. Es sind die Manieren und die Moral seiner Protagonisten, welche die Welt vor dem Untergang bewahren. Ich bin jetzt schon gespannt, wenn Anderson mit Italien unter Mussolini seine Trilogie über autokrate Systeme zuende bringen sollte.

Dem Eröffnungsfilm des eigenen Programms kommt eine besondere Verantwortung zu: Er setzt den Ton und die Erwartungshaltung für das, was noch kommen wird. Wenn die Eröffnung wie bei „Isle of Dogs“ geglückt ist, kann das einen durch ein ganzes Festival tragen – oder zumindest soweit, bis man letztlich merkt, dass der Rest des Programms ein Reinfall ist. Aber das scheint bei dieser Berlinale nicht der Fall zu sein.

„Inland Sea“ | © 2018 Laboratory X, Inc.
Arbeit und Struktur
Denn ein anderes Highlight des ersten Tages war die bewegende japanische Schwarzweiß-Dokumentation „Inland Sea“ von Kazuhiro Soda. Ein bisschen Ausdauer und Sitzfleisch braucht es bei zwei Stunden Laufzeit. Dafür weiht der Film den Zuschauer in das Geheimnis des Altwerdens ein. Wenn man den beiden über 90-jährigen Protagonisten im japanischen Fischerdorf Ushimado bei ihren alltäglichen Routinen beim Fischefangen und -verkaufen zuschaut, wird schlagartig klar: Die beste Medizin für den Körper ist es, den Kopf durch Arbeiten beschäftigt zu halten. So hat er gar keine Zeit für das Sterben.

An zwei meiner Lieblingsbücher der vergangenen Jahre musste ich dabei häufiger denken: „Arbeit und Struktur“ von Wolfgang Herrndorf über den berühmten Autor, dem sein Arzt bei der Diagnose des Gehirntumors mit auf den Weg gab, nicht mit dem Arbeiten aufzuhören. Außerdem erinnerten mich die detailliert und mit viel Liebe und Zuwendung geschilderten Arbeitsvorgänge auf dem Fischkutter in „Inland Sea“ an Michel Houellebecqs Buch „Karte und Gebiet“. Darin hält ein fiktiver Künstler auf seinen Gemälden die aussterbenden Handwerksberufe der Menschen fest.
Die Bitterkeit des ewigen Lebens
„Inland Sea“ verbindet diese beobachtende Hommage an das Handwerk und den Kampf gegen den Tod mit der bitteren Erkenntnis, dass so alt zu werden, auch viele Nachteile mit sich bringt: Der alte Fischer ist nahezu taub, er schimpft über die zusammengebrochenen Fischpreise für Rotbarsche, darüber, wie teuer heute Netze geworden seien. Auch gibt es kaum noch Angehörige, Freunde und Lebenspartner – alles, was einmal wichtig war, ist inzwischen verstorben. Wofür, fragt man sich, lohnt es sich dann noch, so lange am Leben zu bleiben? Zumal die alte Fischverkäuferin zwar quicklebendig erscheint, aber ein herzzerreißendes Schicksal mit sich herumschleppt, dass sie zu einer gepeinigten Seele auf Erden macht. Unter der freundlichen Oberfläche lauern die Abgründe, wenn der Dokumentarfilmer nur lange genug zuhört.

Trost spenden im Fischerdorf die herumstreunenden Katzen, die unter den Einheimischen Sympathisanten gefunden haben. Die kochen ihnen regelmäßig aus Fischabfällen und Reis ein Festmahl. Die Katzen danken es dem Fischerdorf und seinen Einwohnern mit ihrer Anwesenheit – und der für Katzen so typischen Gleichgültigkeit. Japan ist nicht nur in Wes Andersons Stop-Motion-Dystopie das Land der Katzen.

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Donnerstag, 15. Februar 2018
Wohin steuert die Berlinale?

„Transit“ | © Schramm Film / Christian Schulz
In dieser Berlinale geht es schlicht darum, wie sie zukünftig aussehen wird. Bei den Diskussionen sollte aber nicht vergessen werden, dass es auf dem Festival auch um Filme geht.

Die 68. Berlinale wird ein Festival des Übergangs werden. Nicht nur, weil es der vorletzte Jahrgang des Festivaldirektors Dieter Kosslick ist. Staatskulturministerin Monika Grütters präsentiert in diesem Sommer seinen Nachfolger – oder seine Nachfolgerin. Der deutsche Wettbewerbsfilm „Transit“ von Christian Petzold gibt das Thema vor. In dieser Übergangszone erzählen viele Filme vom Aufbrechen und Ankommen, von Flüchtlingen („Eldorado“, „Zentralflughafen THF“), die eine neue Heimat suchen – und rechtskonservativen Gegenbewegungen, die aktuell Europa und die Welt prägen („Twarz“, „When the War Comes“). Wohin das Ganze steuert, ist unklar.

Wieder ist es ein auf den ersten Blick unscheinbarer internationaler Wettbewerb geworden. Es ragen heraus der Wes-Anderson-Eröffnungsfilm „Isle of Dogs“, der schon erwähnte Petzold-Film und das vierstündige Anti-Musical „Season of the Devil“ des philippinischen Regisseurs Lav Diaz. Das sind Attraktionen, für die Filmkritiker aus der ganzen Welt nach Berlin reisen. Ansonsten wird man Kosslick wieder vor allem an der Auswahl der vier deutschen Wettbewerbsbeiträge messen: Den inzwischen auch international gefeierten Petzold zu bekommen, war ein Coup. Aber wie ist die Romy-Schneider-Hommage „3 Tage in Quiberon“, die zumindest die Fantasie der Boulevardpresse beflügelt? Was werden die Kritiker nach dem Festival vom Dreistünder „Mein Bruder heißt Robert und ist ein Idiot“ denken? Ist „In den Gängen“ über Menschen am Rande der Gesellschaft wirklich so charmant und liebenswert, wie Kosslick es vorab beschrieben hat? Und waren das wirklich die besten vier zur Vefügung stehenden deutschen Filme?
Klarheit nach dem Wochenende
Nach dem ersten Wochenende müsste bereits klar sein, ob dieser Wettbewerb abliefert. Zwei der heißesten Eisen, „Dovlatov“ und „Figlia mia“, sind dann bereits der Presse gezeigt worden. Die Regisseure Alexei German Jr. und Laura Bispuri sind hauseigene Talente. Und Montag greift der Überraschungskandidat, den Kosslick erst auf der Programm-Pressekonferenz aus dem Hut zauberte, nämlich der norwegische Film „Utøya 22. juli“ über den Breivik-Amoklauf, in den Kampf um den Goldenen Bären ein. Der verspricht – in der Vorankündigung war von einer 71-minütigen Sequenz ohne Schnitt zu lesen –. eine aufwühlende Filmerfahrung zu werden.

Im vergangenen Jahr war nicht wirklich das Problem, dass der Berlinale-Wettbewerb nicht herausragende Filme angeboten hätte. Mit „Félicité“, „A Fantastic Woman“, „Logan“, „On Body and Soul“, „The Other Side of Hope“ und „Colo“ waren sehr tolle Filme dabei. Es waren eher die Ausreißer nach unten und das egale Kino dazwischen, das zu häufig einen faden Beigeschmack zurückließ. Interessant zu beobachten wird sein, ob die Filme dieses Jahr überhaupt eine Rolle spielen werden – oder ob es mehr um #metoo, Frauenquote, Nobody's Doll, Kosslick-Bashing und Nachfolge-Diskussionen gehen wird. Da kann auf jeden Fall das selbst proklamierte politischste der drei großen A-Festivals zeigen, was es drauf hat.

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Sonntag, 4. Februar 2018
Festivalexperte Young: Russland gewinnt Goldenen Bären

"Dovlatov" (Alexey German Jr.) | © SAGa
Drei Tage vor der offiziellen Programm-Pressekonferenz der Berlinale gibt es einen ersten Geheimfavoriten auf den Goldenen Bären: "Dovlatov" von Alexey German Jr. gewinnt den Wettbewerb, wenn es nach dem Experten Neil Young geht.

In gut eineinhalb Wochen sitzen die Journalisten bereits wieder in den Pressevorführungen des wichtigsten deutschen Filmfestival, der Berlinale. Sie zerbrechen sich dann die nächsten zehn Tage die Köpfe, welche Wettbewerbsfilme die Hauptpreise gewinnen könnten. Aber für diese Frage gibt es doch den britischen Festivalexperten Neil Young. Hauptsächlich kennt man ihn als Filmkritiker für den Hollywood Reporter. Manch einer weiß auch noch, dass er beispielsweise am Programm der Viennale im Herbst mitarbeitet. Aber eine seiner gewinnbringendsten Eigenschaften ist seine Lust an der Wettquote.

In seinem Blog Neil Young's Film Lounge erhebt er alljährlich die Wahrscheinlichkeiten, welche Berlinale-Filme wichtige Preise gewinnen könnten. Das Schöne ist, dass er diese Wahrscheinlichkeiten je nach Presseecho über das Festival regelmäßig anpasst. Sind wir mal ehrlich: Zum jetzigen Zeitpunkt ist dieser Sport eine wilde Spekulation mit minimalen Anhaltspunkten. Aber gerade deshalb macht er besonders Spaß. Die Gewinner am Abend vor der Preisvergabe vorherzusagen, ist genauso reizvoll, wie die Oscargewinner am Vorabend der Academy Awards zu tippen.
Regelmäßig ein sicheres Näschen
Vergangenes Jahr hatte Young vor dem Festival Aki Kaurismäkis Flüchtlingskomödie "The Other Side of Hope" den Goldenen Bären vorhergesagt gehabt. Das war kein Volltreffer, aber Kaurismäki gewann immerhin den Silbernen Bären für Beste Regie. Sein damaliger zweiter Platz, die französisch-kongolesische Produktion "Félicité", errang den Großen Preis der Jury. Young hat über die Jahrzehnte, die er im Filmgeschäft und im Festivaltrubel unterwegs ist, ein Näschen für die Preisverleihungen entwickelt. Den ungarischen Gewinnerfilm "On Body and Soul" hatte wohl fast niemand noch lange Zeit während des Festivals auf der Bärenliste. Young führte Ildikó Enyedi vor Beginn im erweiterten Favoritenkreis.
Warum Russland gewinnt
In diesem Jahr setzt Young auf den russischen Film "Dovlatov" von Alexey German Jr. Als Negative Space über Twitter bei Young nachfragte, warum gerade dieser Film den Goldenen Bären gewinnen wird, sagte er: "Dovlatov" sei zu diesem frühen Zeitpunkt sein knapper Spitzenreiter, weil das Filmthema um freie Meinungsäußerung in Russland kreise. German Jr. sei genau die Art von aufkommendem Kunstregisseur, der eher früher als später einen großen Preis gewinnen könnte. Negative Space zählt "Dovlatov" über den gleichnamigen berühmten sowjetischen Schriftsteller, der eine Ikone in den 1970er-Jahren wurde, auch zu den Geheimtipps des Wettbewerbs. Gerade auch, weil Germans vorheriger Film, "Under Electric Clouds", im Jahr 2015 in der Berlinale-Konkurrenz für Furore gesorgt hat. Soweit man denn innerhalb der deutschen Presse überhaupt von so etwas wie Furore sprechen kann.

Young verwies auch darauf, dass mit Ausnahme des Jurychefs Tom Tykwer noch kein Jurymitglied bekannt gegeben wurde. Das wird am 6. Februar bei der großen offiziellen Programm-Pressekonferenz geschehen. Von der Zusammensetzung lassen sich auf jeden Fall weitere Rückschlüsse ziehen. Nachdem Negative Space ihn erinnerte, dass die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska mit ihrem neuen Film "Twarz" bereits zum dritten Mal hintereinander in den Wettbewerb eingeladen wurde, setzte Young die Geschichte um einen Rocker, der eine Gesichtsoperation hat und fortan eine Identitätskrise erlebt, auf Platz zwei seiner upgedateten Liste. "Twarz" heißt aus dem Polnischen übersetzt so viel wie "Fresse" oder "Fratze".

Zu diesem frühen Zeitpunkt sind es vor allem Anhaltspunkte jenseits des eigentlichen Films, die man zurate ziehen kann: In diesem Fall zum Beispiel, dass das Werk aus einem Land kommt, in dem gerade eine rechtskonservative Regierung das Land umkrempelt. Auch wird nach der Metoo-Debatte sicherlich eine Rolle spielen, wie viele Frauen am Ende des Festivals Preise erhalten haben. Für Deutschland ist es mit Sicherheit erfreulich, dass Young den neuen Petzold-Film "Transit" auf Platz drei führt. Festivaldirektor Dieter Kosslick schwärmte neulich in der Stuttgarter Zeitung, dass der Film ein Meisterwerk sei. Als der Venedig-Chef Alberto Barbera Ähnliches im vergangenen Jahr über Guillermo del Toros "The Shape of Water" vor dem Festival verlautbaren ließ, gewann dieser später den Goldenen Löwen.

Neil Youngs Quoten (Stand: 3. Februar):

1. Dovlatov 5-1
2. Twarz 6-1
3. Transit 7-1
4. Season of the Devil 9-1
5. Daughter of Mine 11-1
6. Isle of Dogs 12-1

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Mittwoch, 31. Januar 2018
Trailer zu Hong Sangsoos Berlinale-Film „Grass“


Hong Sangsoos neuer Film „Grass“ feiert seine Weltpremiere bei den Berliner Filmfestspielen.

Ein potenzielles Highlight der Berlinale-Sektion Forum: Der neue Hong-Sangsoo-Film „Grass“ mit dem südkoreanischen Superstar Kim Min-hee („Die Taschendiebin“). Der Film ist laut Festivalprogramm eine heiter-melancholische Geschichte über Gäste eines kleinen Cafés, dessen Inhaber die klassische Musik liebt. Kim Min-hee, die 2017 den Silbernen Bären für die Beste Darstellerin in Berlin gewann („On the Beach at Night Alone“), spielt hier die Frau am Ecktisch mit dem Laptop, die sich vom Geschehen inspirieren lässt, die Fäden der Dialoge aufnimmt und weiterspinnt, manchmal aktiv ins Geschehen eingreift. Oder ist sie selbst die Autorin der Beziehungsminiaturen, deren Geschichten und Themen einander spiegeln?

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