Montag, 30. Januar 2017
Eröffnungsfilm der Perspektive Deutsches Kino: "Back for Good"-Poster

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Sonntag, 29. Januar 2017
Max-Ophüls-Festival-Gewinner "Siebzehn" auf Berlinale

Siebzehn - Trailer from SEVEN Film and Postproduction on Vimeo.

Traditionell läuft der Gewinner des Max-Ophüls-Festival am Publikumstag der Berlinale. Den diesjährigen besten Spielfilm "Siebzehn" sollte man sich vormerken.

Am Berlinale-Publikumstag, dem 19. Februar, zeigt die Perspektive Deutsches Kino den Max-Ophüls-Festival-Gewinner "Siebzehn". Der österreichische Film von Monja Art, der den Wettbewerb in Saarbrücken gewonnen hat, erhielt mit Elisabeth Wabitsch auch den Preis für die beste Nachwuchsschauspielerin. Die Handlung dreht sich um die 17-jährige Paula, die in Niederösterreich auf dem Lande erste Erfahrungen mit Sex und Liebe macht. Deutscher Verleih ist Salzgeber.

Die Jury-Begründung: "Sensibel und entschlossen inszeniert, erzählt dieser wunderbare Film von der ersten oder auch der zweiten Liebe, tiefen Sehnsüchten, der inneren Unsicherheit und der Suche nach der eigenen Identität. Es ist überaus erstaunlich, dass man diese wiederkehrenden Geschichten vom Erwachsenwerden so erfrischend und emotional mitreißend neu erfinden kann."

Rüdiger Suchsland sieht im Deutschlandradio den Debütspielfilm "Siebzehn" in einer qualitativen und perspektivischen Reihe mit Werken wie "Toni Erdmann" und "Wild" aus dem vergangenen Jahr. Monja Arts Film sei formal gewagt und mit beeindruckenden Jungschauspielern besetzt. Patrick Wellinski aus der Vollbild-Redaktion findet, dass sich "Siebzehn" mutig und klug von ähnlich gelagerten Coming-of-Age-Filmen absetzt. Hier wandere das Begehren allein durch Blicke.

Das Max-Ophüls-Festival in Saarbrücken ist eine der Talentschmieden des deutschsprachigen Films. Zu den Gewinnern der vergangenen Jahre zählen Filme wie "Love Steaks" (Jakob Lass), "Rammbock" (Marvin Kren), "Michael" (Markus Schleinzer), "Schläfer" (Benjamin Heisenberg), "Muxmäuschenstill" (Marcus Mittermeier) und "Das weiße Rauschen" (Hans Weingartner).

Link: - Perspektive Deutsches Kino 2017

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Samstag, 28. Januar 2017
Most-Wanted-Liste Berlinale 2017

"Call Me by Your Name" © Sony Pictures Classics
Ein erster Sortierungsversuch: 20 Filme aus dem Berlinale-Programm 2017, geordnet nach der persönlichen Präferenz des Negative Space-Redakteurs Michael Müller.

Die Programmauswahl der Berlinale 2017, die am 9. Februar eröffnet wird, ist abgeschlossen. Das Angebot ist reichlich. Gerade, wenn man parallel stattfindende Gegenveranstaltungen wie die Woche der Kritik und die Genrenale zur eigenen Programmplanung hinzuzieht. Um meine Vorfreude mit der Realität nach dem Festival abzugleichen, will ich hier meine aktuellen 20 Most-Wanted-Kandidaten festhalten.

Ich finde den internationalen Wettbewerb sehr spannend besetzt, bin im Vorfeld aber auch begeistert, wie anregend zum Beispiel die Auswahl der Sektion Perspektive Deutsches Kino geglückt ist. Ganz zu schweigen von der wilden Programmierung, welche die Woche der Kritik präsentiert. Ich habe deswegen bewusst auch diverse Stellvertreter-Filme ausgesucht. "Call Me by Your Name" steht für den aktuellen Sundance-Jahrgang, der in der Liste auch mit "Berlin Syndrome", "Golden Exits" oder der Doku "Casting JonBenet" vertreten sein könnte.

Gleiches gilt für die deutschen Filme "Final Stage", "Millennials", "Zwischen den Jahren" oder "Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes" aus der Perspektive. Auch aus der Woche der Kritik könnte man weiter ergänzen: "Let the Summer Never Come Again", "Planetarium" und "California Dreams". Hinzu kommen spannende Serienprojekte, von denen mich vor allem Marvin Krens Serie "4 Blocks" stark anzieht. Bei den Dokus bin ich noch gar nicht durchgestiegen, aber ich will auf jeden Fall "Devil's Freedom", "Revolution of Sound. Tangerine Dream" und "Denk ich an Deutschland in der Nacht" von Romuald Karmakar unterbringen. Was bedeutet, dass ich eine Woche lang nicht schlafen werde.

Most-Wanted-Liste 2017:

01. Call Me by Your Name - Luca Guadagnino
02. Fantastic Woman - Sebastián Lelio
03. On the Beach at Night Alone - Hong Sang-soo
04. Tiger Girl - Jakob Lass
05. Don't Swallow My Heart, Alligator Girl! - Felipe Bragança

06. Aroused by Gymnopedies - Isao Yukisada
07. Logan - James Mangold
08. Félicité - Alain Gomis
09. On the Road - Michael Winterbottom
10. The Lost City of Z - James Gray

11. Back for Good - Mia Spengler
12. Butterfly Kisses - Rafael Kapelinski
13. Joaquim - Marcelo Gomes
14. Tara - Felicitas Sonvilla
15. Einen schönen Tag noch - Liu Jian

16. Ana, mon amour - Cãlin Peter Netzer
17. The Other Side of Hope - Aki Kaurismäki
18. Wilde Maus - Josef Hader
19. Django - Etienne Comar
20. Offene Wunde deutscher Film - Dominik Graf

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Mittwoch, 25. Januar 2017
Schlaraffenland Berlinale? Jakob Lass & Luca Guadagnino im Panorama

Jakob Lass' neuer Film "Tiger Girl"

Das Berlinale-Programm ist eine Reizüberflutung, vor allem, wenn man die Woche der Kritik dazunimmt:
  • "Call Me by Your Name": Der heißeste Sundance-Film läuft im Februar erwartungsgemäß im Panorama der Berlinale. Ich hatte Luca Guadagninos Film "A Bigger Splash" auf Platz drei meiner persönlichen Top Ten 2016. Der auch sehr geschätzte Musiker Sufjan Stevens macht den Soundtrack. Da brauchte es fast gar nicht mehr die euphorischen Reaktionen aus den USA.

  • "Tiger Girl": Siehe den relaxten Constantin-Trailer oben. Das könnte ein echtes Fest werden. Tiger meets Vanilla. Jakob Lass' Film "Love Steaks" war vor einigen Jahren ein kleiner großer Wurf. Und wie ich sehe, hat Lass mit "So was von da" bereits den nächsten Film für 2017 in der Pipeline. Außerdem hat er sich mit einem SigiGötz-Entertainment-Heft ablichten lassen. Cooler geht's nicht.

  • "Berlin Syndrome": Wie von mir erwartet, ist auch der Psychothriller mit dem zur Berlinale passenden Namen am Start. Das erste Soundance-Echo zum Werk der Australierin Cate Shortland ("Lore") war von einer unterbrochenen Vorstellung überschattet, bei der das Ende nicht gezeigt werden konnte. Die den Film mit Max Riemelt aber fertig gesehen haben, zeigten sich begeistert. Es gab auch einen sehr interessanten "Das Schweigen der Lämmer"-Vergleich.

  • "Aroused by Gymnopedies": Ein Film wie gemacht für das Hofbauer-Kommando. Läuft nicht auf der Berlinale, sondern auf der ästhetischen Konkurrenz-Veranstaltung Woche der Kritik in den Hackeschen Höfen. Der sieht mir nach einer absoluten Pflichtveranstaltung aus. Mein Hongkong-Experte Edmund Lee hat den ganz wundervoll in der South China Morning Post besprochen.

  • "Planetarium": Der nächste mögliche Volltreffer der Woche der Kritik. Vor der Programmverkündung noch nichts von Rebecca Zlotowskis Film gehört gehabt. Natalie Portman spielt eine der Hauptrollen, die andere spielt Johnny Depps Tochter Lily-Rose. Lief auf dem Venedig-Festival.

  • "Let the Summer Never Come Again": Für Freunde der herausfordernden Filmkunst und diejenigen, die einen neuen Lav Diaz auf der Berlinale vermissen, bietet sich dieser georgische Film an. Eine Weltpremiere in der Woche der Kritik, die als kuratierte Reihe insgesamt sehr vielversprechend daherkommt; 202 Minuten lang; wohl ein Stummfilm; aus Deutschland heraus produziert; mit diesem famos-irritierenden Trailer.

  • "Final Stage": Die Spezialempfehlung des Filmkritikers Jochen Werner ist ein weiterer Film aus der Perspektive Deutsches Kino. Sektions-Chefin Linda Söffker: "Der Film hat die längste Kamerafahrt, die ich in all meinen Jahren als Programmerin der Perspektive gesehen habe. Über elf Minuten folgen wir dem jungen Mann Ray durch das größte Einkaufzentrum Hamburgs. Der Film sticht formal absolut heraus durch seinen filmischen Balanceakt zwischen dokumentarischer Beobachtung und subtiler Inszenierung."

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Dienstag, 24. Januar 2017
Forum zeigt Dominik-Graf-Doku "Offene Wunde deutscher Film"

Der Vorgänger: "Verfluchte Liebe deutscher Film"

Es ist Dominik Grafs dokumentarische Fortsetzung zu "Verfluchte Liebe deutscher Film", ein Film über die unentdeckten Flecken der deutschen Filmgeschichte. In "Offene Wunde deutscher Film", der dieses Jahr erfreulicherweise im Forum der Berlinale läuft, kümmert sich Graf gleich um die ganze deutsche Filmgeschichte von 1960 bis 1990. Die Berlinale schreibt: Graf und sein Co-Regisseur Johannes F. Sievert setzen die archäologische Abenteuerfahrt an die Ränder, in die Abgründe, aber auch ins Zentrum der deutschen Film- und Fernsehproduktion fort und werfen berechtige Fragen auf: Warum entwickelt das Kino keinen Wagemut im Genre? Warum treten junge Regisseure nicht in die Fußstapfen des widerborstigen Klaus Lemke, der seine Filme einfach aus der Hüfte schießt?

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Montag, 23. Januar 2017
Was sich in der Perspektive Deutsches Kino lohnen könnte

"Millennials" © Florian Mag
Beim Stöbern durch die diesjährigen Filme der Perspektive Deutsches Kino auf der Berlinale fällt auf, dass auf Anhieb mehr interessante Projekte zu finden sind als in früheren Jahren.

Die Perspektive Deutsches Kino wird als Berlinale-Reihe immer etwas stiefmütterlich behandelt. Meistens muss sich der Filmkritiker Rüdiger Suchsland jedes Jahr aufs Neue aufopfern und über die einzelnen Filme berichten, die ansonsten eher vergessen werden. Das klingt dann in den Texten häufig nach wackeren Versuchen und ordentlichen Debütfilmen. Meinem Gefühl nach brennt aber niemand für die Reihe. Ich mag sie aus unerfindlichen Gründen. Denn ich mag deutsche Filmgeschichte. Das ist mein Steckenpferd. Und die Filme, die in der Perspektive gezeigt werden, haben zumindest das Potenzial, irgendwann mal als Filmperlen wiederentdeckt zu werden. Dieses Jahr gibt es neun abendfüllende Spiel- und Dokumentarfilme plus einige mittellange Filme zu sehen.

Ich habe mir vorgenommen, mehr Filme aus der Perspektive zu schauen als im vergangenen Jahr. Das waren mit „Agonie“, „Lotte“ und „Meteorstraße“ immerhin drei Stück. Ich habe mir aus dem aktuellen Jahrgang sechs Kandidaten herausgepickt. Gesetzt ist auf jeden Fall der Eröffnungsfilm „Back for Good“ von Mia Spengler. Ein Trash-TV-Starlet, gespielt von einem echten Soap-Sternchen, das in die Provinz zurückkehrt. "Young Adult" in gut?
Hunde, Wong Kar-wai & Millennials
Worauf ich auch Lust habe, ist der Film “Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“. Das könnte ganz schrecklich anstrengender Indie-Kunstquark der schlimmsten Sorte werden. Aber der Trailer zu Julian Radlmaiers Film hat bei mir die richtigen Knöpfe gedrückt. Radlmaier, der selbst eine der Hauptrollen spielt, sieht ein bisschen aus wie Xavier Dolan. Und wenn das Werk nicht in der Perspektive liefe, sondern in Toronto Weltpremiere gefeiert hätte, wären die visuellen Einflüsse von Wes Anderson, dem frühen Apichatpong Weerasethakul, der Nouvelle Vague und unzähligen europäischen Auteurs eine Verheißung. Also nehme ich „Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes“, in dem es laut Pressetext um einen bürgerlicher Windhund geht und wie dieser vom verliebten Filmemacher zum Apfelpflücker, Revolutionsverräter und schließlich zum Vierbeiner wird, genauso.

Toll sieht auch „Tara“ von Felicitas Sonvilla aus. Wie ein Wong Kar-wai-Film mit Flüchtlingsthematik. Die Berlinale nennt „Tara“ einen poetischer Science-Fiction-Film, der erörtert, was passieren würde, wenn die Menschen eines Tages aus Europa fliehen müssten. Das "Tara"-Poster scheint sehr stilbewusst einen Giallo mit "True Detective" gemischt zu haben. Da das Werk als mittellanger Spielfilm geführt wird, müsste ich den auf jeden Fall in meinen Programmplan quetschen können.

Der 30-Minüter “Kontener“ erinnert in seinen Bildern an Horrorperlen wie Fabrice Du Welz‘ „Calvaire“ oder György Pálfis „Taxidermia“. Dabei geht es in Sebastian Langs Film eigentlich um zwei Polinnen, die auf einem Milchhof in Brandenburg arbeiten. Der Titel des Films “Millennials“ ist gleich in Sippenhaft für eine ganze Generation von Werken in der Perspektive genommen worden. Jana Bürgelins Film soll laut Berlinale ein dokumentarisch anmutendes Großstadtmärchen sein. Auch hier vermitteln die wenigen existierenden Filmstills bereits einen visuellen Stil und ein Gespür für Stimmungen, die mein Interesse wecken.

Lars Hennings Film ”Zwischen den Jahren” steht abschließend auf meiner Liste. Da reicht es fast den Regisseur zu sehen, um einen spannenden Film zu erwarten. Der Mann sieht nach Männerkino, nach Genreerfahrung und einem interessanten Charakterportrait aus. Nach 15 Jahren Knast kommt hier der Protagonist frei. Doch wird er von dem Mann heimgesucht, dessen Leben er damals zerstörte. Gerne doch.

Link: - Berlinale-Fundstück "Agonie"

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Samstag, 21. Januar 2017
Berlinale-Geheimtipp: Alex Ross Perrys "Golden Exits"


Emily Browning ("Sleeping Beauty") singt. Eine Minute lang. Alex Ross Perry ("Liste Up, Philip") inszeniert. Chloë Sevigny spielt mit. Es geht um eine junge Australierin, die für einige Monate nach New York kommt und unversehens das Leben von zwei Paaren durcheinander bringt. Auf der Berlinale läuft "Golden Exits" im Forum. Sundance zeigt ihn. Beeeblebrox schreibt auf Twitter: Spätestens nach diesem Teaser ist "Golden Exists" mein absoluter Most Wanted im Forum.

Link: - Geheimtipp: Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!

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Freitag, 20. Januar 2017
Berlinale-Programm quillt über vor Verheißung

"Hao ji le" © Internationale Filmfestspiele Berlin
Das Überangebot der Berlinale 2017 wird offensichtlich, wenn der Blick über die drei neuen Wettbewerbsfilme, aber vor allem die Nebenreihen des Festivals schweift. Ein chinesischer Zeichentrick und das neue Serien-Projekt von Marvin Kren stehen im Fokus.

Man kommt gar nicht mehr hinterher. Die Veröffentlichungsfrequenz von Programmdetails hat sich in den vergangenen Tagen schwindelerregend erhöht. Es geht auf die Schlussgerade. Gerade so ist es noch möglich, sich bei jedem neuen Titelaustoß ein, zwei Filme zu notieren, die es auf der Berlinale auf jeden Fall zu sehen gilt.

Ich lag mit meiner Ahnung richtig, dass das noch nicht alles war, was Dieter Kosslick im Wettbewerb aufbieten wollte. Drei Ergänzungen sind heute abschließend hinzugekommen. Auf den ersten Blick erscheinen sie unspektakulär zu sein: Ein chinesischer Zeichentrick, ein neuer Catherine-Deneuve-Film und ein Star-Ensemble für den Roten Teppich mit einem Schauspieler als Regisseur.
"Einen schönen Tag noch" auf Chinesisch
Aber gerade der chinesische Zeichentrick hat es mir angetan, obwohl ich bislang nur ein einziges Bild (siehe oben) kenne. "Hao ji le", der den deutschen Titel "Einen schönen Tag noch" trägt und - soweit ich weiß - noch keinen internationalen Verleihtitel, geschweige denn einen IMDb-Eintrag besitzt, zieht mich magisch an. Zeichentrickfilme im Berlinale-Wettbewerb sind selten. Ich erinnere mich spontan vorerst nur an Hayao Miyazakis Meisterwerk "Spirited Away". Was mich aber für Liu Jians Werk sofort einnimmt, ist der Zeichenstil. Als ob Ralph Bakshi wieder auf die Filmbühne zurückgekehrt wäre. Kunstvoll und doch realistisch und dabei sofort in die Erwachsenenwelt zu verorten. Liu Jians Debüt "Piercing I" gibt es übrigens bei YouTube ansehen.

Bei Catherine-Deneuve-Filmen auf der Berlinale habe ich dagegen so meine Vorbehalte. "Ein Kuss von Béatrice" könnte eventuell auch nur eingeladen worden sein, damit die Grande Dame vorbeischaut. Wenn man pessimistisch herangeht. Im besten Fall gilt es, die ersten Bewegtbilder und die Inhaltsangabe abzuwarten. Und "Final Portrait" von Stanley Tucci sieht schon sehr nach Wettbewerbsleiche aus, siehe den stargespickten Cast mit Geoffrey Rush, Armie Hammer, Clémence Poésy, Tony Shalhoub und Sylvie Testud. Aber wer weiß.
James Gray in da house
Deutlich spannender ist da die internationale Premiere von James Grays neuem Film "The Lost City of Z". Charlie Hunnam ("Sons of Anarchy") spielt einen britischen Offizier, der sich im südamerikanischen Dschungel auf Entdeckungsreise begibt. Der amerikanische Auteur Gray, den die Franzosen feiern, wandelt hier offensichtlich auf den Spuren von Werner Herzogs "Aguirre", "Fitzcarraldo" und "Cobra Verde".

Die Weltpremiere war im Herbst auf dem New York Festival. Gesehen haben den Film aber wenige. Die ihn gesehen haben, fanden ihn dafür außergewöhnlich. Todd McCarthy schrieb eine hymnische Besprechung im Hollywood Reporter. Das wird auf jeden Fall ein Highlight der Berlinale 2017 in der Special-Reihe, die immer für die ein oder andere Entdeckung gut ist. Die mexikanische Dokumentation "Devil's Freedom" über den Drogenkrieg im Land hat ein Filmstill, bei dem es einem eiskalt den Rücken runter läuft. Der ist auch vorgemerkt.
Anregende Serien-Weltpremieren
Die Serienabteilung sieht spannend aus: Ich bin großer Fan von Marvin Kren. Stichwort "Rammbock", "Blutgletscher" und ganz besonders "Mordkommission Berlin 1". Kren ist ein wahnsinniges Genre-Talent. Die Berlinale zeigt seine TV-Serie "4 Blocks", die im Frühjahr auf TNT Serie laufen soll. Die Serie erzählt in sechs Episoden eine Geschichte um Freundschaft und Familie, Verrat und Schuld im Milieu eines arabischen Clans in Berlin-Neukölln.

Dazu gibt es das neue Serien-Projekt des "Unsere Mütter, unsere Väter"-Regisseurs Philipp Kadelbach, "SS-GB". Die Serie basiert auf dem Roman eines meiner liebsten britischen Agentenbuch-Autoren, nämlich Len Deighton ("Game, Set & Match"-Trilogie). Das scheint ein ähnlich konterfaktisches Geschichtsprojekt zu sein wie "The Man in the High Castle". Auch eine Serie von Oliver Hirschbiegel mit Tom Schilling, "Der gleiche Himmel", schlägt hier auf. Woher soll man die Zeit nehmen, das alles zu sehen. Ganz zu schweigen von den drei internationalen Serien aus Dänemark, den USA und Frankreich, bei denen ich mich zu schlecht auskenne, um sie richtig einschätzen zu können. Die Verkündung des Serien-Programms schreit geradezu nach einer Einschätzung vom Moviepiloten Matthias Hopf.

Aber wer will, kann auch durch die Filmgeschichte surfen, eine restaurierte Fassung von "Terminator 2" auf der Leinwand in der Classics-Reihe genießen oder "Night of the Living Dead" wiedersehen, der offensichtlich Dario Argentos "Suspiria" ausgestochen hat. Durch das Programm des Panorama, deren Spielfilme ja erst noch veröffentlicht werden, heißt es, sich regelrecht durchzufräsen. Zu viele Titel und Länder. Romuald Karmakars Doku "Denk ich an Deutschland in der Nacht" über die Elektromusik-Szene bleibt da vielleicht im Augenwinkel noch hängen. Das Forum wiederum ist eine ganz eigene, gestrenge Welt. Da bräuchte es die meiste Orientierung. Umso schmerzlicher werden Lukas Foersters Empfehlungen vorab fehlen. Ich hoffe auf Sundance, die erste Duftmarke des Jahres und die bald veröffentlichten Inhaltsangaben.

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Dienstag, 17. Januar 2017
Woche der Kritik zeigt Weltpremiere "California Dreams"

"California Dreams" © Number 7 Films
Die Woche der Kritik deckt die ersten vier Karten auf. Darunter ist eine vielversprechende amerikanische Weltpremiere, ein Insider-Tipp und auch Bertrand Bonello.

Die Woche der Kritik, die parallel zur Berlinale läuft und in den Hakeschen Höfen beheimatet ist, hat ihre ersten vier Filme bekannt gegeben. Als Weltpremiere zeigt die Veranstaltung, die sich als ästhetische Alternative zum größten deutschen Filmfestival versteht, Mike Otts Film "California Dreams". Der Trailer verspricht eine faszinierende Mischform aus Dokumentation und Spielfilm, in der die Grenzen zwischen Fiktion und Realität fließend sind.

Vorsprechen, um das eigene Leben hinter sich zu lassen, Fehler zu vergessen, neue Bilder von sich zu finden: Kino machen, das ist für Mike Ott und seinen Protagonisten Cory Zacharia in "California Dreams" ein Spiel mit Identität, mit den biographischen Möglichkeiten und Konsequenzen einer Kunstform. Ihre verträumte Geschichte umkreist die Frage, was es heißt, eine Rolle zu spielen in der Welt, schreibt die Woche der Kritik über "California Dreams". Der Film läuft am Sonntag, den 12. Februar.
Bertrand Bonello in Berlin
Die anderen drei Filme sind "The Human Surge", der vergangenes Jahr in Locarno Premiere feierte und der sich unter Hardcore-Festivalgängern einen internationalen Ruf erarbeitet hat. Ein Film, der gleichzeitig progressiv und forschend auf die Welt blickt, schreibt die Woche der Kritik über Eduardo Williams' spanisch-portugiesisch-cebuanosprachige Produktion, die am 9 Februar gezeigt wird. Einen Tag darauf läuft der nigerianische Film "Green White Green" in einer Doppelvorstellung mit dem Bertrand-Bonello-Kurzfilm, der den wundervollen Titel "Sarah Winchester" trägt. Der Franzose Bonello, der vor allem mit Filmen wie "L'Apollonide" und "Saint Laurent" begeisterte, bringt wohl Dreharbeiten zu einer Horror-Oper nach Berlin. Wie passend, dass Dario Argentos "Suspiria" in der Berlinale-Classics-Reihe läuft.

Auch der chinesische Film "I Am Not Madame Bovary" weckt mein Interesse, zumal sein Trailer aus der Schlüsselloch-Perspektive gedreht ist. Feng Xiaogang inszeniert in stilisierten Tableaus eine Parabel auf den chinesischen Machtapparat, die zum Kassenhit avancierte, schreibt die Woche der Kritik. Drei weitere Langspielfilme sind im Programm vorgesehen, die in den folgenden Tagen bekannt gegeben werden.

Es ist das dritte Jahr, in dem die Woche der Kritik antritt, um zu beweisen, dass die Berlinale-Programmauswahl besser, mutiger und wilder sein könnte. 2015 sah ich in den Hakeschen Höfen den Eröffnungsfilm "Brûle la mer" aka "Burn the Sea" über die Geschichten eines afrikanischen Flüchtlings, der mich in seiner monotonen und statischen Machart entnervt und entkräftet zurückgelassen hat. Der von mir geschätzte Filmkritiker Lukas Foerster sitzt nicht mehr im Auswahlgremium, das internationaler aufgestellt wurde. Immerhin macht die Beteiligung der aufgeweckten Filmkritikerin Carmen Gray Hoffnung, dass sich wieder der Weg am Abend zu den Hakeschen Höfen lohnt.

Link: - Woche der Kritik 2016

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Samstag, 14. Januar 2017
Revolver #35 - Cinephilie in Deutschland heute

Revolver #35 in bester Gesellschaft
Der Negative Space-Redakteur Michael Müller hat sich zum ersten Mal ein Revolver-Magazin gekauft. Der Anlass sind die Helden der berüchtigten Hofbauer-Kongresse, die über Cinephilie in Deutschland Auskunft gaben.

Das Revolver-Magazin. Heimathafen der Berliner Schule. Nie meine Art der Filmliebe gewesen, dachte ich. Das hat sich mit der 35. Ausgabe geändert. Ein episches Gespräch über Cinephilie in Deutschland steht im Kern des kleinen Taschenbuchs von einer Filmzeitschrift, das mich schon in seiner kompakten Form sofort in seinen Bann zog. Fast ausschließlich mir bekannte Namen der deutschen Filmszene sprechen 155 Seiten lang über den Zustand, heutzutage Cineast in diesem Land zu sein. Das Revolver-Heft #35 ist dabei eine ganz wertvolle Bestandsaufnahme, aber auch ein Generationsportrait von Gleichgesinnten geworden, die sich in den vergangenen Jahren still und heimlich als Avantgarde des deutschen Cineastentums herausgeschält haben.

Der Regisseur und Filmkritiker Christoph Hochhäusler („Dreileben“, „Falscher Bekenner“) hatte – unter Mithilfe des künftigen Filmemachers Gary Vanisian – im Februar 2016 nach Berlin geladen. Die Namen der Beteiligten sagen wohl eher Insidern der Szene etwas: Andreas Beilharz, Sano Cestnik, Christoph Draxtra, Lukas Foerster, Kurt Karate, Sven Safarow, Silvia Szymanski und eben jener Gary Vanisian. Auf die ein oder andere Weise kenne ich alle diese Persönlichkeiten. Und doch eben auch nicht, weil die Beteiligten in diesem Interview recht tief in ihre persönlichen Biografien blicken lassen. Die Erwartung war aber, dass sich diese Filmwissenschaftler, Kritiker, Schriftsteller, Festivalmacher und angehenden Regisseure aufgrund der bloßen Anzahl auf den virtuellen Beinen stehen würden. Das Gespräch jedoch funktioniert ganz fabelhaft: Jeder Beteiligte bekommt den Raum, um zu scheinen und sich auszudrücken. Vielleicht mit Ausnahme von Silvia Szymanski, die als einzige Frau am Tisch und für den Michael-Althen-Preis nominierte Filmkritikerin sicherlich auch noch mehr hätte beisteuern können.
Wie ein gut inszeniertes Epos
Das Revolver-Gespräch ist gut sortiert, aufgegliedert nach Oberbegriffen wie „Mission“, „Ersatz“ oder „Liebe“; immer scheint eine Person im Vordergrund zu stehen; es gibt sogar eine Intermission im Mittelteil. Ständig gibt es das Gefühl, dass das Gespräch noch länger und intensiver war, dass aber eine übergeordnete Hand eingeschritten ist und das Ganze im Nachhinein neu inszeniert hat. Die meisten der Namen sind im Dunstkreis des berüchtigten Hofbauer-Kongresses bekannt geworden. Das ist ein Filmfestival in Nürnberg, das den deutschlandweiten Ruf genießt, die wertvollste Filmparty des Jahres zu sein. Die Hofbauer-Kongresse widmen sich vor allem der deutschen Filmgeschichte der 1960er- und 1970er-Jahre. Wer Schlager- und Nudistenfilme, Krautploitation und FWU-Bildungsfilme in ausverkauften Vorstellungen mit dem fachkundigsten Publikum der Republik sehen will, muss nach Nürnberg pilgern. Andreas Beilharz und Christoph Draxtra zeichnen sich hauptsächlich für das Programm verantwortlich. Zum aktuellen Kongress am ersten Januar-Wochenende war aber zum Beispiel auch die Fachexpertise des eingeladenen Buio-Omega-Clubs aus Gelsenkirchen gefragt. Sano Cestnik, Kurt Karate und Sven Safarow gehören zu der mit dem Kongress eng verbundenen Webseite Eskalierende Träume. Der Perlentaucher-Kritiker Lukas Foerster, die Schriftstellerin Silvia Szymanski und der Festivalmacher Gary Vanisian sind Stammzuschauer eben dieser Kongresse.

Ihre Auseinandersetzung mit dem Medium Film, wie schwierig es heutzutage in Deutschland ist, daraus eine Profession zu machen, wie sehr aber auch die gemeinsame Erfahrung diese Gruppe von Interessierten zusammengeschweißt hat – davon erzählt die Revolver-Ausgabe. Ein Reiz dabei ist sicherlich, dass hier die von Christoph Hochhäusler verkörperte Berliner Schule auf die nächste Generation von Cineasten trifft. Wie sich die Erfahrungen und Referenzpunkte unterscheiden, wo sie sich dann auch wieder ähnlich sind. Es ist ja nicht so, dass es eine homogene Gruppe von Menschen ist, sondern es jeweils Persönlichkeiten mit teils recht unterschiedlichen Filmphilosophien sind. Das, kombiniert mit den angerissenen Lebensläufen, die ein Generationsportrait ergeben, den Filmreferenzen und Zitaten verschiedener Vorbilder, schafft die Ahnung des wertvollen Fußabdrucks, den diese Menschen hinterlassen könnten, wenn sie denn an den filmhistorischen Schnittstellen der Macht säßen.
kino.de-Superstar Kurt Karate
Bei Silvia, die zu kurz kam, weiß ich, dass ich bei Hard Sensations im Ausgleich dafür ihre Filmkritiken lesen kann. Aber gerade bei Andreas Beilharz und Kurt Karate hatte ich persönlich beim Lesen das Gefühl, dass noch größere Redeanteile nicht geschadet hätten. Das mag damit zusammenhängen, dass ich beide schon seit meiner kino.de-Zeit Anfang der 2000er-Jahre kenne. Darüber kann ich so frei von der Leber weg schreiben, weil meine kümmerlichen Anfänge gar nicht mehr nachzurecherchieren sind. Denn kino.de hatte irgendwann die glorreiche Idee, die gesamte Community und ihre abertausenden von Beiträge von heute auf morgen zu löschen. Stattdessen verknüpfte die Seite sich mit Facebook und ließ fortan die Like-Roboter die Arbeit einer lebendigen Gemeinschaft übernehmen.

Gerade Kurt Karate, der bei kino.de Liberty Valance hieß und den ich als Anfänger in seiner fortgeschrittenen Ausdrucksform und den genauen Beobachtungen sehr bewunderte, in diesem Reigen der Revolver-Zeitschrift wiederzufinden, machte besonders Spaß. Er ist, wenn man so will, der cineastische Aussteiger der Runde, der nochmal eine ganz andere Perspektive auf die Cinephilie mitbringt. Was sehr witzig ist, weil Kurt bereits in den kino.de-Tagen zu den ersten Aussteigern gehörte, der eine Auszeit von den Suchtaspekten dieses Metiers nahm. Heute hat er einen sehr entspannten Zugang zum Medium gefunden, veröffentlicht dann und wann in seiner Freizeit zum Beispiel bei critic.de einen Text und taucht wieder ab.

Was ich letztlich nur schreiben wollte: Ich habe die 35. Ausgabe des Revolver-Magazins mit großem Genuss gelesen. Ich kann es nur jedem empfehlen, der sich im deutschsprachigen Raum mit Film auseinandersetzt. Es ist eine sehr lesenswerte Bestandsaufnahme, die sogar einmal recht interessant in die Untiefen des Films des Dritten Reiches abgleitet. Ich werde noch viel darin blättern. Vielleicht funktionieren die Dialoge bei mir aber auch vor allem so gut, weil ich die Menschen hinter den Namen kenne. Ich glaube, dass es aber fast noch wertvoller für Menschen sein könnte, die mit diesen Namen bislang noch nichts anfangen konnten.

Links: - Revolver #35 bestellen, - Hofbauer-Kongresse

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Berlinale-Geheimtipp: "Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!"

Foto: Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!, Facebook site
Es gibt Filmtitel, die einen magisch anziehen. Der brasilianische Film "Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!", der im internationalen Wettbewerb von Sundance und in der Generation-Reihe der Berlinale gezeigt wird, ist genau solch ein Fall. Die Geschichte spielt am Rio Apa, dem Grenzfluss zwischen Paraguay und Brasilien. Er wird zum Dreh- und Angelpunkt einer modernen, bildgewaltigen und wuchtigen Romeo-und-Julia-Story, schreibt die Berlinale.

Im Mittelpunkt stehe eine Amour Fou zwischen der geheimnisvollen Guaraní Basano und dem 13-jährigen Joca. Die Bilder vermitteln eine atemberaubende Coming-of-Age-Mischung aus meditativem Dschungel und wildestem Motorradrocker-Bandenkrieg. Der 35-jährige Regisseur Felipe Bragança ist kreativer Partner des Filmemachers Karim Aïnouz, der vor wenigen Jahren mit "Praia do Futuro" die Berlinale-Zuschauer verzückte. Zusammen mit dem brasilianischen Regisseur Marcelo Gomes, der mit seinem Werk "Joaquim" in den diesjährigen Wettbewerb eingeladen wurde, bilden diese drei Südamerikaner eine künstlerische Phalanx. Meine Aufmerksamkeit haben sie.

Das Sundance Filmfestival schreibt über "Don't Swallow My Heart, Alligator Girl!": "It's a magnificently layered, surreal fairy tale addressing the very real colonial oppression and strife that defined the region’s history and still lingers today." Der Filmblog The Playlist hat auf Facebook einen gut einminütigen Trailer gepostet, der hier zu sehen ist:



Link: - Generation: Michael Winterbottom & Butterfly Kisses

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