Mittwoch, 30. November 2016
National Board of Review ruft Oscar-Frontrunner aus

Seit Sundance der große Indie-Darling im Oscarrennen: "Manchester by the Sea"

Der Film "Manchester by the Sea" kristallisiert sich bereits direkt am Start der Oscar Season als sehr starker Frontrunner heraus. Aber auch der Dude macht von sich Reden.

Jeff Bridges ist mit "Hell or High Water" wieder im Rennen um den Oscar als bester Nebendarsteller? Der neue Martin-Scorsese-Film "Silence" könnte wirklich gut sein? "Kubo" macht den Animationsschlachtschiffen ernsthafe Konkurrenz? Das sind nur einige Erkenntnisse nach dem ersten wichtigen amerikanischen Kritikerpreis des aktuellen Jahres. Allgemeinhin als besserer Lehrerverband diskreditiert, leutet das National Board of Review die offizielle Oscar-Jagd ein. Klarer Frontrunner ist seit vergangenem Januar eigentlich immer noch Kenneth Lonergans Melodram "Manchester By the Sea" mit Casey Affleck. Das Board gibt ihm Preise für besten Film, Haupt- und Nebendarsteller und Drehbuch. Damit dürfte Lonergans Comebackfilm einer der großen Fünf im Februar sein, der in zahlreichen Kategorien berücksichtigt wird.

Ansonsten setzt das Board Akzente, die zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht sonderlich viel aussagen müssen. Es ist zum Beispiel unwahrscheinlich, dass der neue Mel-Gibson-Film "Hacksaw Ridge", der vom Board unter die besten zehn Filme des Jahres gewählt wurde, tatsächlich eine Rolle im Oscarrennen spielen wird. Genauso unwahrscheinlich ist eine Berücksichtigung des mediokeren Coen-Films "Hail, Caesar". Interessanter sind da Kandidaten wie "Moonlight" (beste Regie für Barry Jenkins) oder Denis Villeneuves Sci-Fi-Film "Arrival". Die besten fremdsprachigen Filme laut dem Board heißen "The Handmaiden", "Elle", "Julieta", "Land of Mine" und "Neruda". Zwei dieser Filme finden sich auch auf der Top Ten-Liste der Cahiers du Cinema wieder. Und "The Handmaiden" will ich nach all dem Buzz jetzt auch endlich sehen. Wieder ein richtig guter Chan-wook Park-Film? Das wäre schon was.

Link: - National Board of Review 2016

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Cahiers du Cinema feiert "Toni Erdmann"

Eine der wenigen Cannes-Entdeckungen 2016: Kleber Mendonça Filhos "Aquarius"

Die Cahiers du Cinema schlagen John Waters, wenn es um die erste Liste des Jahres geht. Über Twitter poltern sie über fiese US-Blogs, die ihre Liste falsch wiedergeben.

Die Cahiers du Cinema tragen immer noch ein großen Namen. Aber ehrlich gesagt kennt man nur sehr wenige Kritiker, die für die Zeitschrift heute schreiben. Geschweige denn, dass man behaupten könnte, regelmäßig einen von ihnen zu lesen. Aber der Name der alten Revoluzzer zieht eben immer noch. Jendenfalls haben die Franzosen mal wieder den halben Cannes-Wettbewerb in ihre Jahres-Top Ten eingeladen. Originell ist das nicht, aber die Treue spricht für die Verbundenheit zum so wichtigen cinephilen Fixstern an der Croisette. Über Twitter beklagten sich die Cahiers ganz bitterlich darüber, dass amerikanische Blogs nicht nur die exklusive Liste veröffentlichen, sondern sie dabei auch nur falsch wiedergeben würden.

Cahiers du Cinema (Link):

01. Toni Erdmann (Maren Ade)
02. Elle (Paul Verhoeven)
03. The Neon Demon (Nicolas Winding Refn)
04. Aquarius (Kleber Mendonça Filho)
05. Ma Loute (Bruno Dumont)
06. Julieta (Pedro Almodovar)
07. Rester Vertical (Alain Giraudie)
08. La Loi de la Jungle ( Antonin Peretjatko)
09. Carol (Todd Haynes)
10. Le bois dont les rêves sont faits (Claire Simon)

Passenderweise hat heute die 16. Französische Filmwoche in Berlin (30.11. - 07.12.) begonnen. Da laufen immerhin Verhoeven und Dumont.

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Sonntag, 13. November 2016
Letzter Vorhang für das Münchner Eldorado

Schließt Ende des Monats: das Münchner Eldorado-Kino
Der Anlass ist ein trauriger, die Lektionen aber sind wertvoll: Zur Schließung des Münchner Eldorado-Kinos gibt es geballte cineastische Kompetenz, Vampire, deutsche Schlager und Riccardo Freda.

Wieder bricht ein Zacken aus der Krone, die in ihrer Gänze einmal die Münchner Kinoszene ausgemacht hat. Nach 45 Jahren schließt das traditionsreiche Eldorado-Kino Ende November seine Pforten für immer. Auf das Kino folgt das Lager eines Drogeriemarkts. Zum Abschied gibt es dort noch mal "Late Night Film Lectures" zu bestaunen, die der Herausgeber der Filmzeitschrift SigiGötz-Entertainment, Ulrich Mannes, organisiert hat. An drei Donnerstagen im November erteilen Referenten ausgefallene cineastische Lektionen.

Am vergangenen Donnerstag war es bereits Konrad Hirsch von der Produktionsfirma Schamoni-Film. Der hatte sich zum Abschluss einen besonders ausgefallenen Menschen ausgesucht: Hirsch stellt den Produzenten Boris von Borresholm vor und zeigt eine Auswahl seiner satirischen Trickfilme, die er zwischen den 1950er- und 1990er Jahre produziert hatte.

Am 17. November spricht um 22.30 Uhr der Cineast und Hofbauer-Kommandant Christoph Draxtra über den italienischen Regisseur Riccardo Freda. Der Abend firmiert unter dem Titel "Mönche, Vampire und Abenteurer". Die abschließende Filmlektion hält Ulrich Mannes höchstpersönlich am 24. November um 22.30 Uhr zu deutschen Schlagerfilmen der 1950er- und 1960er-Jahre ("Hinreißend sinnfreie Songsequenzen").

Links: - SigiGötz-Entertainment, - Dunja Bialas zum Ende

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Donnerstag, 10. November 2016
Siegfried-Kracauer-Preis für Filmkritiker Ekkehard Knörer

Justus Nussbaum, Wikipedia / CC BY-SA 3.0
Der Herausgeber der Filmzeitschrift Cargo, Ekkehard Knörer, ist der Gewinner des diesjährigen Siegfried-Kracauer-Preises. Die Verantwortlichen nutzten die Preisverleihung auch, um die Einstellung der Traditionszeitschrift Filmdienst anzuprangern.

Ekkehard Knörer (siehe Bild oben) hat am Donnerstag den Siegfried-Kracauer-Preis für die beste Filmkritik gewonnen. Seine Kritik "Außer sich" zum Nicolette-Krebitz-Film „Wild“ erschien diesen März in der Zeitschrift Cargo. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Das Stipendium für das Jahr 2016/17 in Höhe von insgesamt 12.000 Euro erhält Patrick Holzapfel, der eine sechsteilige Artikelserie zum Thema „Zukunft des Kinos“ sowie einen regelmäßigen Blog verfassen wird. Die Preisübergabe fand während der feierlichen Verleihung des Kinoprogrammpreises NRW im Rahmen des Film- und Kinokongresses in Köln statt, wie der Verband der deutschen Filmkritik mitteilte.

Die nach dem Filmtheoretiker ("Von Caligari zu Hitler") benannte Auszeichnung wird jährlich vergeben. Zu der von der MFG Filmförderung Baden-Württemberg und dem Verband der deutschen Filmkritik (VdFk) ins Leben gerufenen Initiative kam 2016 als neuer Partner die Film- und Medienstiftung NRW hinzu. Beide Filmförderungen stiften den Preis gemeinsam. „Wir freuen uns, diese Auszeichnung nun zum dritten Mal zu vergeben und so wieder auf einige herausragende Filmkritiken des letzten Jahres aufmerksam zu machen", sagte der MFG-Geschäftsführer Carl Bergengruen. Gute Filmkritiken seien oft selbst kleine Kunstwerke. 2015 gewannen ex aequo die Journalisten Andreas Busche (epd-Film) und Toby Ashraf (sissy-Magazin) den Siegfried-Kracauer-Preis für die beste Filmkritik.
Der Sprachstil gab den Ausschlag
Petra Müller, Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW, unterstrich: „Mit dem Siegfried-Kracauer-Preis möchten wir die besondere Bedeutung der Filmkritik für unser Metier hervorheben. Eine gute Kritik ist Werbung für Filme, Feedback für die Macher und ein wichtiger Beitrag zum kulturellen Diskurs." Die diesjährigen Nominierungen und Arbeiten von Preisträger Ekkehard Knörer und Patrick Holzapfel belegten die Bandbreite und Qualität der Filmkritik eindrucksvoll.

Die diesjährige Jury bestand aus der Regisseurin Barbara Albert, dem Geschäftsführer von Real Fiction Filmverleih, Joachim Kühn und dem Filmkritiker Sven von Reden. Ekkehard Knörer habe unter 69 Bewerbern für die beste Filmkritik mit seinem Sprachstil überzeugt, der die „Wahrnehmung des Films“ widerspiegele, so die Jury. Weiter heißt es in ihrer Begründung: „Wir bekommen sofort Lust aufs Kino, wollen den Film (noch einmal) sehen.“ Den zukünftigen Stipendiaten Patrick Holzapfel würdigte die Jury für seinen „ebenso persönlichen wie reflektierten Zugang zum Kino“. Seine Texte offenbarten eine „fühlbare Leidenschaft für den Film mit einem für sein junges Alter erstaunlich breitem Wissen über Filmgeschichte und Weltkino“.

Der Verband der deutschen Filmkritik dankte am Abend der Verleihung dem bisherigen Medienpartner Filmdienst, würdigte dessen filmkritisches Engagement und bedauerte das bevorstehende Aus für die Printausgabe. „Die Zukunft des Kinos ist nach derzeitigem Stand gesicherter als die Zukunft der Filmkritik“, so das ernüchternde Fazit des Abends. Die Stiftung des Siegfried-Kracauer-Preises für Filmkritik durch zwei einflussreiche Filmförderungen wertete der Verband jedoch als hoffnungsvolles Zeichen für die Filmkritik, den Film und das Kino.

Link: - Hanns-Georg Rodek über das Aus des Filmdienst

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Mittwoch, 9. November 2016
Moriarty besucht die Berlinale 2017

Gage Skidmore, flickr / CC BY-SA 2.0
Der Negative Space-Redakteur Michael Müller erinnert sich an die Zeiten zurück, in denen die Filmfanseite Aintitcool-News noch das Maß aller Dinge und der Kritiker Moriarty einer seiner Helden war. 2017 könnte der auf der Berlinale aufschlagen.

Es waren einmal drei Film Geeks, die auf der bunten Internetseite Aintitcool-News schrieben. Sie hießen Harry Knowles, Moriarty und Quint. Ihre Seite und die vielen inofziellen Quellen, ihre Coups zu geheimen Set-Informationen und Test-Screenings erschütterten in den Anfängen des Internets, sowie wir es heute kennen, die Filmindustrie. Von der Strahlkraft der Aintitcool-News ist nicht mehr viel übrig geblieben. Quint und Moriarty wechselten die Seite, schrieben für andere Magazine und versuchten sich selbst als Filmemacher.

Aber in ihren Herzen blieben sie doch immer die Film Geeks von damals und waren am besten, wenn sie über Filmgeschichte abnerden konnten. Moriarty alias Drew McWeeny (siehe Bild oben) besucht im kommenden Jahr wahrscheinlich zum ersten Mal die Berlinale. Über Twitter schrieb er, die Berlinale habe ihm ein Angebot gemacht, was er nur schwerlich ablehnen könne. Das Angebot führt er nicht weiter aus. Aber es scheint nicht weit hergeholt, wenn McWeeny als Experte für die Retrospektive zum Science-Fiction-Film angefragt wurde. Hey, wer würde schon dazu Nein sagen, Vorträge über Steven Spielberg und japanische Monsterfilme halten zu dürfen.
Als Multiplikator für das Festival unbezahlbar
Solche unterstützenden Maßnahmen sind für beide Seiten gut. Die Berlinale gewinnt nicht nur einen erstklassigen Genreexperten, sondern auch einen Multiplikator für den internationalen Ruf des Festivals hinzu. Wenn Kritikergrößen wie Stephanie Zacharek vom Time Magazine oder David Ehrlich von indieWIRE über das Festival berichten, ist das unheimlich wertvoll. Klar, es gibt die Trade Press, ein eingeschworener Haufen, der teils sehr kompetent berichtet, aber meist kein Sprachrohr für eine ganze Generation oder zumindest einen Teil der englischsprachigen Cineasten ist.

Und Drew McWeeny hat erst vor kurzem sein Engagement bei HitFix als Chefkritiker beendet. Aktuell produziert er mit dem Horrorexperten Scott Weinberg den alle zwei Wochen erscheinenden Podcast 80's All Over. Dort nehmen die beiden Monat für Monat die 1980er-Jahre auseinander, graben obskure Filmentdeckungen aus. Ihr Ziel ist es, alle Filme dieses Jahrzehnts zu besprechen, um die Nostalgie-Patina der meisten jungen Erwachsenen zu entfernen. Das passt perfekt in Zeiten, in denen uns Streaming-Plattformen wie Netflix mit Serien wie "Stranger Things" fast zu viel von dieser süßlichen Nostalgie füttern.

Drew McWeeny war aus dem Aintitcool-Triumvirat nie mein absoluter Liebling. Das war eigentlich immer Quint alias Eric Vespe. Schließlich begriff dieser zum Beispiel sofort, was die Genialität des Disney-Zeichentrick "Lilo & Stitch" ausmachte. Aber McWeeny hat sich über die Jahre, anders etwa als der Aintitcool-Chef Harry Knowles, sehr positiv weiterentwickelt und einen echten Riecher für tolle Genreerfahrungen ausgeprägt. Seinen erste Sohn nannte McWeeny Toshiro Lucas. Da steckt viel Filmgeschichte drin: Natürlich "Star Wars", aber eben auch das japanische Vorbild "Die verborgene Festung" von Akira Kurosawa. Auch wenn McWeeny nicht offiziell von der Berlinale eingeladen würde, sondern eventuell auch wegen der Retro oder anderer Angebote auf eigene Faust nach Berlin kommt, werde ich nach ihm Ausschau halten.

Link: - Berlinale-Retrospektive zum Sci-Fi-Film

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Supernase Thomas Gottschalk kehrt zu seinen Wurzeln zurück

Christliches Medienmagazin pro, flickr / CC BY-SA 2.0
Der Entertainer Thomas Gottschalk kehrt ins Radio zurück. Nicht der Piratensender Powerplay, sondern der Bayerische Rundfunk bietet ihm ab kommendem Januar eine dreistündige Musikshow.

Thomas Gottschalk dreht einen neuen Supernasen-Film? Noch nicht, aber es könnte bald der Fall sein. Denn nachdem der Meister des Samstagabends die vergangenen Jahre durch das RTL-Programm gegeistert ist, besinnt sich der Kulmbacher jetzt auf seine Wurzeln. Ab dem 8. Januar wird Gottschalk einmal pro Monat von 19 bis 22 Uhr auf dem Radiosender Bayern 1 wieder eine Radioshow moderieren. Das ist immer der erste Sonntag im Monat. In Zeiten des Podcast-Booms ist das eine recht clevere Entscheidung.

"Ich freue mich darauf, bei Bayern 1 die Hörer wieder einzusammeln, die mir vor über 30 Jahren abhandengekommen sind", sagte Gottschalk gegenüber seinem neuen Arbeitsgeber. Rock-Klassiker aus seiner Jugend sollen das Musikprogramm bestimmen. Bei Bayern 3 hatte die Supernase seine Karriere als Moderator begonnen. Diese Zeit ist auch der unterhaltsamste Teil seiner Autobiografie "Herbstblond". Auf seiner Buchtour wurde er immer wieder darauf angesprochen. Gottschalk folgt mit diesem Engagement auch dem Wunsch seines Publikums. Jetzt muss er nur noch Mike Krüger anrufen und Sigi Rothemund ein Zeichen geben. Dann werden die Trikes aus der Garage geholt, der "Big Mäc" eingepackt und der "Piratensender Powerplay" reaktiviert.

Link: - "Herbstblond" - Eine Nase tankt E10

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Dienstag, 8. November 2016
"Derrick"-Masterclass mit Matthias Dell & Christoph Draxtra

Foto: Kat, flickr / CC BY-NC-ND 2.0
Der eventuell interessanteste TV-Kritiker Deutschlands, Matthias Dell, diskutiert im November auf der Bühne der Münchner Kammerspiele mit der cineastischen Naturgewalt Christoph Draxtra über "Derrick".

In der Diskussionsreihe „Episode“ stellen Experten aus dem Umfeld der Filmzeitschrift Cargo gemeinsam mit wechselnden Gästen jeweils eine Folge aus einer Fernsehserie in den Münchner Kammerspielen zur Diskussion. Am 14. November um 20 Uhr unterhält sich der Redakteur der Wochenzeitung Der Freitag, Matthias Dell, mit dem Filmhistoriker Christoph Draxtra über „Derrick“, den Oldtimer serieller Fernsehunterhaltung in Deutschland.

Christoph Draxtra ist ein ausgewiesener Zelluloid-Aficionado und Teil des legendären Hofbauer-Kommandos, das von Nürnberg aus in Retrospektiven und eigenen Festivals dem europäischen Exploitation-Film der 1950er- bis 1980er-Jahre zu angemessener Würdigung und adäquatem Verständnis verhilft. Am 12. Dezember treffen sich zum Jahresabschluss die Michael-Althen-Preisträgerin Sarah Khan und Bert Rebhandl für "Stranger Things". In früheren Ausgaben ist über Serien wie "Der Alte" (mit Dominik Graf), "Parks & Recreation" (mit Angela Schanelec), "American Dad" oder "Breaking Bad" philosophiert worden.

Die Eigeneinschätzung von "Episode": Das Fernsehen mag als Medium von gestern vielleicht sogar gescheitert sein. Das von ihm hervorgebrachte Format der TV-Serie und die daran geknüpften ästhetischen Konzepte scheinen jedoch auch im Zeitalter des digitalen Datentransfers eine große Zukunft zu haben. Erst bescherten buchregaltaugliche DVD-Boxen dem Erzählen nach dem Prinzip der Fortsetzungsgeschichte ein „goldenes Zeitalter“. Nun bieten zunehmend Streamingportale für ihre flexibel nutzbaren Abonnementkataloge popkulturell anschlussfähigen Content an.

Links: - "Episode", - Cargo Film, - Christoph Draxtra

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Rainer Brandt inszeniert Bela B. als "Sartana" in Italowestern-Hörspiel


Was passiert, wenn Synchro-Legende Rainer Brandt auf Bela B. von den Ärzten und den Filmgelehrten Christian Keßler trifft? Genau, ein Italowestern-Hörspiel-Remake namens "Sartana - Noch warm und schon Sand drauf".

Das Italowestern-Hörspiel "Sartana - Noch warm und schon Sand drauf" hat heute, den 8. November, im WDR 3 um 19:04 Uhr Premiere. Rainer Brandt trifft auf Bela B. trifft auf Oliver Rohrbeck trifft auf Christian Keßler trifft auf Leonhard Koppelmann. Die Wiederholung läuft heute um 23:00 Uhr auf 1LIVE. Die Extended Version mit allen Western-Songs von Bela B.'s Band Smokestack Lightnin' läuft auf WDR 3 am Silvesterabend um 20:04 Uhr. Das Hörspiel wird es nach der Live-Ausstrahlung für einige Zeit auch kostenlos im WDR-Hörspielspeicher als Download geben.

Alles ein bisschen sehr meta und mit Augenzwinkern erzählt: Sartana ist ein Westernheld, wie es ihn nur im Italowestern gibt: Gerissen, unschlagbar, smart, sexy, cool - und moralisch nicht wirklich astrein. Eine Traumrolle für Bela B., berühmt geworden als Schlagzeuger und Punkrock-Sänger mit den Ärzten. Die Vorlage zum Western-Hörspiel ist der Kultfilm von 1970 und das Synchronbuch aus der Feder von Rainer Brandt, der wiederum Helden wie Bud Spencer oder Tony Curtis die Stimme und die Sprüche lieh.

Link: - WDR, - Live-Stream

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Montag, 7. November 2016
Rund um die Welt in Berlin mit Auteur-Göttern wie Assayas, Schanelec & Diaz

Kristen Stewart in "Personal Shopper" © Weltkino/Carole Bethuel
Ende November haben die Berliner die Möglichkeit, einige der glänzenden Festivalperlen der vergangenen Monate in der KulturBrauerei zu bestaunen.

Das unabhängige Berliner Filmfestival Around the World in 14 Films zeigt vom 25. November bis 4. Dezember eine anregende Zusammenstellung aus Festival-Geheimtipps, die zum ersten Mal in Berlin zu sehen sind. Unter den Highlights sind der Olivier-Assayas-Film "Personal Shopper" (siehe Bild oben), Angela Schanelecs neuer Film "Der traumhafte Weg" und Albert Serras Werk "The Death of Louis XIV.". Aber auch neue Filme von Lav Diaz ("The Woman Who Left"), Radu Jude ("Scarred Hearts"), Amos Gitai ("Rabin, The Last Day") oder Pablo Larraín ("Neruda") erwarten die Zuschauer. "Neon Bull" gilt ebenso als kleiner Geheimtipp.

Das Berliner Festival wurde 2006 von Bernhard Karl, Nikola Mirza und Kathrin Bessert gegründet. Einmal im Jahr stellt es zehn Tage lang 14 besondere Werke des jungen Weltkinos vor. Around the World in 14 Films ist zugleich cineastische Weltreise und Jahresrückblick – ein subjektives Best-of des Jahres, wie die Festivalmacher schreiben. Die Werke kommen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen der Erde. Neben der Weltreise präsentiert das Festival immer auch einen bemerkenswerten deutschen Film des Jahres.

Gäste aus aller Welt werden mit ihren Filme persönlich erwartet. Dazu präsentieren deutsche Künstler, Regisseure, Schauspieler und Persönlichkeiten aus Kino, Kultur, bildender Kunst, Theater oder Politik als Paten jeweils einen der preisgekrönten Beiträge live im Kino. Wim Wenders, Andreas Dresen, Nicolette Krebitz oder Maria Schrader haben das Festival auf diese Weise schon begleitet. Das Festivalkino ist seit 2015 das Kino in der KulturBrauerei.

Link: - Around the World in 14 Days

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Regisseur Bastian Pastewka macht "Sherlock Holmes und das Geheimnis des weißen Bandes"

Wiederentdeckte Erzählkunst: Hörspiele sind noch echtes Kopfkino
Bastian Pastewka und Sherlock Holmes kehren zurück! Den noch nie bearbeiteten neuen Fall des großen Detektivs gibt es als dreiteiliges WDR-Hörspiel vor Weihnachten.

Dr. Watson, Holmes‘ getreuer Begleiter und Erzähler seiner Fälle, hat diese ebenso spannende wie erschütternde Episode bis ins hohe Alter verschwiegen – nicht ohne Grund, denn die Ereignisse brachten den großen Detektiv seinerzeit in arge Bedrängnis: Sherlock Holmes selbst wurde des Mordes angeklagt. Was sich bald als große Verschwörung entpuppt, beginnt an einem kalten Novembertag des Jahres 1890 in Sherlock Holmes‘ Wohnung in der Londoner Bakerstreet 221b.

Ein elegant gekleideter Herr bittet den Detektiv um Hilfe: Er fühlt sich von einem Mann verfolgt, den er als den einzigen Überlebenden einer amerikanischen Verbrecherbande erkennt, die mit seiner Hilfe in Boston zerschlagen wurde. Ist der Mann ihm über den Atlantik gefolgt, um sich zu rächen? Trotz seiner legendären Methoden kann Sherlock Holmes im winterlichen London zunächst keine eindeutige Spur finden. Nur ein weißes Band am Handgelenk eines ermordeten Straßenjungen scheint in die richtige Richtung zu führen.

Erstmals seit dem Tod von Sir Arthur Conan Doyle ist ein neuer Roman um den berühmten Detektiv entstanden. Er stammt aus der Feder des internationalen Bestsellerautors Anthony Horowitz. Die Bearbeitung und Regie hat erneut Bastian Pastewka übernommen. Es ist seine zweite Hörspiel-Arbeit nach "Der Hund der Baskervilles" (WDR 2014).

Mit Frank Röth, Gerhard Garbers, Walter Sittler, Jochen Striebeck, Irm Hermann und vielen anderen. Ausstrahlung: in 3 Teilen, 21. bis 23. Dezember 2016.

Teil 1 | 21. Dezember 2016, 19.04 - 20.00 Uhr | WDR 3
Teil 2 | 22. Dezember 2016, 19.04 - 20.00 Uhr | WDR 3
Teil 3 | 23. Dezember 2016, 19.04 - 20.00 Uhr | WDR 3

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Sonntag, 6. November 2016
"Willkommen bei den Hartmanns" erobert die Kinocharts-Spitze

"Sch'tis" + "Ziemlich beste Freunde" + "Monsieur Claude" = Jackpot?

Das generische Warner Brothers-Laufband hat seinen nächsten Hit gelandet: "Willkommen bei den Hartmanns" hängt sogar "Doctor Strange" ab.

Man nehme ein aktuelles Thema, etwa die Flüchtlingskrise, besetze die Schönlinge und Zuschauergaranten Elyas M'Barek und Florian David Fitz, nenne den Film so, als wäre er eine französische Hit-Komödie der vergangenen Jahre und schon hast du einen deutschen Publikumserfolg. Das klappt nicht immer, aber bei Simon Verhoevens neuem Film "Willkommen bei den Hartmanns", einer unfassbar generisch wirkenden Warner-Brothers-Komödie mit Til-Schweiger-Look und -Soundtrack hat das bestens funktioniert. Am ersten Wochenende läuft es wohl auf rund 485.000 Zuschauer hinaus.

Da ist auch eigentlich nichts Verwerfliches dran, wenn die Zuschauer nun einmal genau darauf anspringen. Ein bisschen Botox mit Uwe Ochsenknecht und Heiner Lauterbach, ein bisschen Romanze zwischen M'Barek und der Werbeikone Palina Rojinski und Sätze wie "Wir Deutschen sind immer noch so scheiß verkrampft über unsere eigene Identität, dabei sind wir ein freies, tolerantes Land". Mehr braucht's manchmal nicht. So hängt man dann auch US-Blockbuster wie "Doctor Strange" ab, der gerade in den USA rund 85 Millionen Dollar an seinem ersten Wochenende einspielte.

Der erfolgreichste deutsche Film des Jahres ist bisher "Bibi & Tina - Mädchen gegen Jungs" mit knapp 2 Millionen Zuschauern. Darauf folgt der Florian-David-Fitz-Film "Der geilste Tag" (1,7 Mio.) und der Karoline-Herfurth-Film "SMS für dich" (0,7 Mio.), die auch jeweils von Warner Brothers verliehen wurden. Coolerweise folgt dann schon "Toni Erdmann", den in Deutschland auch über 700.000 Menschen gesehen haben. Constantin Film hat dagegen ein mageres Jahr ohne eine neue "Fack Ju Göhte"-Fortsetzung.

Links: - Euro-Oscars für Erdmann, - Der Boxoffice-Schreck

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Samstag, 5. November 2016
"Toni Erdmann" rockt Hauptkategorien des Europäischen Filmpreises


In allen wichtigen Kategorien ist der Maren-Ade-Film "Toni Erdmann" für den Europäischen Filmpreis nominiert worden. Das ist ein gutes Omen für die Oscars.

In Cannes ist der Maren-Ade-Film "Toni Erdmann" trotz euphorischster Kritikerreaktionen noch leer ausgegangen. Beim Europäischen Filmpreis dagegen, dessen Nominierungen am Samstag bekannt gegeben worden, ist er in allen fünf Hauptkategorien (Film, Regie, Drehbuch, Hauptdarstellerin, Hauptdarsteller) nominiert. Dicht auf den Fersen ist ihm der Ken-Loach-Film "I, Daniel Blake" mit vier Nominierungen. Auch das Paul-Verhoeven-Werk "Elle" ist als bester Film, für beste Regie und die beste Hauptdarstellerin (Isabelle Huppert) nominiert. Es ist damit wieder einmal ein Klassentreffen des Cannes-Jahrgangs, das in den vergangenen Jahren aber auch immer mehr zu einer Vorauswahl für die Oscars geworden ist. Der Berlinale-Gewinner "Seefeuer" ist als beste Dokumentation nominiert.

Der Europäische Filmpreis 2016 wird am 10. Dezember in Breslau vergeben. Im vergangenen Jahr gewann Paolo Sorrentinos "Ewige Jugend" als bester Film.

Link: - Europäische Filmpreisnominierungen 2016

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Schröck & Eddy schauen "Independence Day"

Foto: Dick Thomas Johnson, flickr / CC BY 2.0
Das muss am Donnerstag eine gute Kinoplus-Sendung gewesen sein, wenn dabei so viele Nachrichten abfallen. Die beiden Moderatoren Daniel Schröckert und Etienne Gardé verkündeten nämlich auch den nächsten Film, den sie kommentierend und gemeinsam mit der Community über den Internetsender Rocket Beans TV sehen werden. Auf "Game of Thrones" und "Der Nachtmahr" folgt im Telekollektiv der 1990er-Blockbuster-Klassiker "Independence Day". Ob auch Regisseur Roland Emmerich vorbeischaut, ist noch unklar. Zu wünschen wäre es. Der Hollywoodfilm läuft am Donnerstag, den 24. November, auf dem Internetsender. Damit kann Kinoplus genau da hinkommen, wo der Tele-5-SchleFaZ mit Oliver Kalkofe immer hin wollte, nämlich zur Mystery Science Theater 3000-Situation, kultig und live über Filme abzulästern.

Links: - O'Sullivan bei Kino+, - Nachtmahr auf RBTV, - SchleFaZ

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Neues Kinoplus-Ensemble-Mitglied Donnie O'Sullivan

Foto: Rocket Beans TV; Screenshot Negative Space
Der irischstämmige Moderator Donnie O'Sullivan verstärkt das Team des Internetsenders Rocket Beans TV. Da der eigentliche dritte Mann beim Filmformat Kinoplus, Andreas Bardét, in den vergangenen Monaten häufig verhindert war, ist es gut vorstellbar, dass O'Sullivan vermehrt bei Kinoplus aushelfen wird. Schließlich wurde er einer breiteren Öffentlichkeit mit dem kurzlebigen Kinoformat Moviacs auf ZDFneo bekannt. Moviacs, was O'Sullivan gemeinsam mit Nils Bockelberg moderierte, war Teil des ersten TVLabs von ZDFneo, bei dem die Zuschauer darüber abstimmen konnten, welches Format in Serie gehen durfte. Bei seinem ersten Kinoplus-Auftritt zeichnete sich O'Sullivan vor allem durch eine irritierend leidenschaftliche Verteidigung des Ridley-Scott-Films "Prometheus" aus.

Links: - Moviacs, - Rocket Beans TV, - Donnie O'Sullivan

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German-Mumblecore-Trailer zu "Luca tanzt leise"

"Ich hatte ein paar dunkle Jahre"

Philipp Eichholtzs kleines, bittersüßes Meisterwerk "Liebe mich!" hatte ich im vergangenen Jahr auf Platz sieben meiner persönlichen Top Ten stehen. Sein neuer Film "Luca tanzt leise", der auf dem Max-Ophüls-Festival im Januar seine Weltpremiere feierte, hat jetzt einen offiziellen Kinotrailer bekommen. Das Projekt wirkt fast wie der Debütfilm vor dem Debütfilm. Es geht um die junge Titelfigur Luca, die nach Jahren der Depression wieder zurück ins Leben finden will. Regisseur Eichholtz kann man im weitesten Sinne zum Oberbegriff German Mumblecore (z. B. "Love Steaks", "Dicke Mädchen") zählen. Das sind Filme mit Micro-Budgets und sehr persönlichen Geschichten, die, anders zum Beispiel als die Berliner Schule, ästhetisch weniger gestreng daherkommen. German Mumblecore ist weniger verkopft und damit lebendiger als die Berliner Schule. Damit steht sie neben dem amerikanischen Vorbild eher der dänischen Dogma-Bewegung nahe. "Luca tanzt leise" startet am 19. Januar 2017 in den deutschen Kinos.

Links: - Meine Top Ten 2015, - "Liebe mich!", - Gute Arbeit

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Bud Spencer & Terence Hill-Computerspiel bei Kickstarter

Foto: Trinity Team; Screenshot Negative Space
Wer schon immer mal ein Beat' em up-Spiel mit seinen Kindheitshelden Bud Spencer und Terence Hill in pixeliger Retrografik spielen wollte, hat jetzt die Chance dazu: Ein Augsburger Team mit italienischen Spieleentwicklern hat eine Kickstarter-Kampagne für das Spiel "Slaps & Beans" gestartet. Und es sieht gut aus. Über 90.000 Euro sind bereits gesammelt, 130.000 Euro sollen es bis zum 11. Dezember sein. Im Trailer begeistern sowohl der hohe Wiedererkennungswert vieler Filme - es gibt zahlreiche Minispiele jenseits der Western-Szenarios, etwa mit roten Buggies durch die Pampa zu heizen - als auch die wohligen Erinnerungen an eine verpixelte Kindheit. "Slaps & Beans" schaut so aus, als ob viel Liebe in das Projekt geflossen wäre.

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Freitag, 4. November 2016
Restaurierte "Suspiria"-Fassung läuft in Berlinale-Classics-Reihe

Bei Trailers from Hell spricht Edgar Wright über "Suspiria"

Die Berlinale-Classics-Reihe landet einen ersten Coup: Sie präsentiert im Februar die restaurierte Fassung des Dario-Argento-Kults "Suspiria".

Der zum 40. Jubiläum frisch restaurierte Horrorkult "Suspiria" von Dario Argento kommt nicht nur 2017 zurück in die italienischen Kinos, sondern wird auch im Februar in der Berlinale-Reihe Classics zu sehen sein. Das berichtet das amerikanische Branchenblatt Variety am Mittwoch. Die deutsche Firma TLEFilms hatten den Auftrag, "Suspiria" mit 4k-Auflösung zu restaurieren. Das beschädigte 35mm-Original soll nach dem sogenannten Technicolor Dye Transfer die unglaublichen Farben des Films wieder mehr zur Geltung bringen.

"'Suspiria' ist ein artifizielles Meisterwerk, ein Film von bizarrer Eleganz und schmerzender Schönheit", schreibt der Filmkritiker Hans Schifferle in dem Buch "Die 100 besten Horrorfilme". Der Film sei eine Symphonie aus Neoklassizismus, Technicolor und psychedelischem Sound. Der italienische Regisseur Luca Guadagnino ("A Bigger Splash") versucht sich gerade mit Tilda Swinton und Dakota Johnson an einem Remake. Der amerikanische Regisseur David Gordon Green ("Prince Avalanche") galt längere Zeit als der Mann, der sich an diese Unmöglichkeit heranwagt.

Die 67. Internationalen Filmfestspiele von Berlin finden vom 9. bis zum 19. Februar 2017 statt. Erste größere Programmdetails zum Wettbewerb werden traditionell in der ersten Dezemberhälfte erwartet.

Link: - Mehr Berlinale, - Berlinale-Retro 2017 zu Science-Fiction

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Berlinale-Retrospektive 2017 zum Science-Fiction-Film

DEFA-Sci-Fi-Film "Eolomea" © DEFA-Stiftung/Alexander Kühn
Ganze 27 internationale Science-Fiction-Filme umfasst die Berlinale-Retrospektive 2017. Die Bandbreite reicht vom Hollywood-Blockbuster bis zum DEFA-Spielfilm.

Die Retrospektive der 67. Internationalen Filmfestspiele von Berlin widmet sich dem Science-Fiction-Film und damit einem der bildgewaltigsten und spektakulärsten Genres der Filmgeschichte. Sie zeigt imaginierte Welten einer unvollendeten Zukunft, wie sie der Science-Fiction-Film seit seinen Anfängen inszeniert. Im Zentrum der Schau stehen zwei Themen: die Gesellschaft der Zukunft und das Fremde. Insgesamt umfasst die Retrospektive 27 internationale Spielfilme, darunter Klassiker, Kultfilme und weitgehend unbekannte Produktionen etwa aus Japan sowie Mittel- und Osteuropa.

„Der Science-Fiction-Film ist eines der kommerziell erfolgreichsten Filmgenres. Die möglichen Welten auf der Erde oder im All eröffnen einen weiten Raum, um Fragen nach kollektiven Visionen und Ängsten immer wieder neu zu verhandeln“, sagte Festivaldirektor Dieter Kosslick. Der Reiz dieser Filme liegt insbesondere darin, dass sie eine ferne Zukunft sinnlich erfahrbar machen. Positive Zukunftswelten sind hierbei allerdings die Ausnahme. Dominiert wird das Genre von Dystopien, die zeitgenössischen Fragen in der pessimistischen Zuspitzung eine besondere Brisanz verleihen.
Richard Fleischer, George Lucas & Sci-Fi-Sozialismus
Die Öko-Dystopie "Soylent Green" (1973) zum Beispiel handelt von Überbevölkerung und Umweltverschmutzung. In reduzierten Farben entwirft sie eine Welt, in der Wasser, Nahrung und Wohnraum hart umkämpft sind und die Bevölkerung wie Abfall recycelt wird. Zentral für das Genre ist die Auseinandersetzung mit totalitären Systemen und allgegenwärtiger Überwachung wie in "1984" (1956), der ersten Kinoverfilmung von George Orwells bekanntem Roman.

Einprägsam zeichnet George Lucas in "THX 1138" (1971) eine technokratische Zukunftsvision von einer hocheffizienten und vollautomatisierten Gesellschaft, in der Gefühle und der freie Wille des Einzelnen durch Medikamente unterdrückt werden. In postapokalyptischen Filmen ist die Erde unbewohnbar. So haben sich in "O bi, o ba: Das Ende der Zivilisation" (1985) die Überlebenden einer atomaren Katastrophe unter die Erdoberfläche zurückgezogen.
Dänische Pioniere, japanische Entdeckungen
Der dänische Stummfilm "Das Himmelsschiff" von Holger-Madsen, der 1918 uraufgeführt wurde und damit zu den frühesten Science-Fiction-Filmen überhaupt gehört, beschwört noch die friedliche Vision von einer Mars-Erkundung und der Begegnung mit den dort lebenden Wesen. Freundlich wirken auch die seesternförmigen Außerirdischen in Kōji Shimas "Die Außerirdischen erscheinen in Tokio" (1956) oder Steven Spielbergs kindliche Wesen in "Unheimliche Begegnung der dritten Art" (1977).

Der Genreklassiker "Krieg der Welten" (1953) hingegen steht exemplarisch für bedrohliche Alien-Invasionen aus dem All. Künstliche Intelligenz, Androiden und Roboter werfen die Frage nach dem Unterschied zwischen Mensch und Maschine auf. Sie stellt sich auf düstere und erbarmungslose Weise auch in Marek Piestraks "Der Test des Piloten Pirx" (1979).

„Bei der Filmauswahl haben wir uns von den Themen unserer Ausstellung ‚Things to Come‘ inspirieren lassen. Die Retrospektive nimmt nun die Geschichte des Genres in den Blick und zeigt cineastische Vorstellungswelten auch aus Ländern wie Dänemark, Japan, Polen oder der Tschechoslowakei“, kommentiert Rainer Rother, Leiter der Retrospektive und Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek. Die Begleitpublikation zur Retrospektive erscheint erstmals ausschließlich in englischer Sprache. Der Band im Bertz + Fischer Verlag präsentiert Essays von internationalen Autoren, die den Science-Fiction-Film im Kontext von nationalen Kinematografien ergründen.

Links: - Mehr Berlinale, - Rückblick 2016, - Dokupreis 2017

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Filmzeitschrift Revolver widmet Ausgabe #35 Cinephilie in Deutschland

Das neue KommKino in Nürnberg © Michael Müller
Revolver #35 kreist um Cinephilie in Deutschland. Die neue Cineastengeneration stellt sich bei einem Runden Tisch vor, der das ganze Heft ausmacht.

Der Filmemacher und Mitbegründer der Filmzeitschrift Revolver, Christoph Hochhäusler ("Falscher Bekenner", "Unter dir die Stadt"), hat auf Facebook einen Einblick zur kommenden Ausgabe gegeben. Gegen sonstige Gewohnheiten wird die Nummer 35 aus einem einzigen langen Gespräch bestehen.

Um was geht's? Den Stand der Cinephilie in Deutschland. Wer diskutiert? Namen wie Gary Vanisian, Silvia Szymanski, Andreas Beilharz, Sano Cestnik, Christoph Draxtra, Lukas Foerster, Kurt Karate und Sven Safarow. Viele davon kommen aus der Clique, die sich um die legendären Hofbauerkongresse im Nürnberger KommKino gebildet hat. Es sind Filmkritiker, Kuratoren, Festivalmacher, Autoren, Journalisten, Cineasten und baldige Regisseure und Drehbuchautoren, die so ein bisschen die Speerspitze der neueren Cineastenwelle darstellen. Einige Texten von ihnen sind zum Beispiel im Blog Eskalierende Träume nachzulesen.

"Entstanden ist das Portrait einer Generation, die vielleicht gerade deshalb ein existenzielles Verhältnis zum Kino hat, weil das Medium verletzlich geworden ist und verteidigt werden muss", schreibt Hochhäusler. Berliner Schule trifft auf Jürgen-Enz-Fans. Bebildert wird das Ganze von der Edelfeder Rainer Knepperges, dessen Essay "Mamas Kino lebt!" zu den absoluten Highlights des Filmbuches des Jahres, "Geliebt und verdrängt: Das Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 1963", gehört. Mitte Dezember kommt das Heft in den Handel.

Link: - Revolver - Zeitschrift für Film, - Mehr HK-Kongresse

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Mittwoch, 2. November 2016
Oscar-Doku "Weiner" in Arte-Mediathek

Trailer zu Josh Kriegsmans und Elyse Steinbergs Doku "Weiner"

Der Name Weiner poppte erst vor kurzem wieder in den neuesten WikiLeaks-Enthüllungen zu Hillary Clintons E-Mail-Affäre auf. Der Demokrat, der sich 2013 um das New Yorker Bürgermeisteramt bewarb und dabei über einen Sexting-Skandal stolperte, erlangte weltweite Berühmtheit. Dazu beigetragen hat sicherlich die in Sundance mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnete Dokumentation "Weiner". Sie ist ein ziemlich sicherer Kandidat für die Oscars 2017 und erhielt Hymnen im englischsprachigen Raum. Sie ist aber auch jetzt schon wenige Monate nach ihrer Weltpremiere auf dem öffentlich-rechtlichen Sender Arte zu bestaunen. Exklusiv und in der heißesten Phase des amerikanischen Wahlkampfs stellt der Sender die Doku für einen Monat kostenlos ins Netz. Zugreifen!

Die Dokumentation "Weiner" ist Teil des Arte-Schwerpunktes zur US-Präsidentschaftswahl. Am 7. November läuft beispielsweise der Frank-Capra-Klassiker "Mr. Smith geht nach Washington". Quentin Tarantino zeigt im Gegensatz dazu am 8. November, dem Wahltag, ein Double Feature mit Hal Ashbys "Shampoo" und Michael Ritchies "The Candidate" im New Beverly Cinema.

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